Druskininkai Übersicht
Herrenhaus am See
Litauen schafft es immer wieder seine Besucher zu überraschen. So ist es auch (besonders) in Druskininkai.
Blick auf die Memel
Der idyllisch an der Memel gelegene Ort, 130 Kilometer südwestlich von Litauens Hauptstadt Vilnius (etwas abgelegen an der polnisch - weißrussischen Grenze) überrascht mit einer Vielzahl von positiven Eindrücken.
Obwohl die Gegend um Druskininkai eine sehr lange Geschichte hat (siehe z.B. Merkine) und die Stadt bereits 1596 schriftlich erwähnt wurde, bekam Druskininkai erst 1837 vom Zar Nikolaus I. die Stadtrechte verliehen.
Druskininkai gehörte in seiner Geschichte abwechselnd zu Litauen, Polen, Russland und der Sowjetunion.
Vor dem Hotel Europa Royale Dieser Herr kam mit Familie aus Polen
In Druskininkai gibt es salzhaltige Quellen und man erkannte die gesundheitsfördernde Wirkung dieses Wassers. Daher hat die Stadt auch seinen Namen: Druskas heisst auf litauisch Salz.
Die Probierstube. Für 10 Eurocent kann man das salzhaltige Wasser probieren.
Probieren kostet Salzgehalt des Wassers
So entstand ein mondäner Kurort mitten in ausgedehnten Wäldern, dessen Beliebtheit mit dem Bau der Eisenbahnlinie Warschau - Sankt Petersburg enorm stieg.
Erlitt Druskininkai mit der litauischen Unabhängigkeit 1990 einen enormen Einbruch bei den Besucherzahlen (ich war das erste Mal 1993 in Druskininkai und sass im riesigen Speisesaal eines Sanatoriums ganz alleine beim Frühstück), blühte die Stadt mit der Zeit immer weiter auf.
2006 wurde der Akvapark, ein riesiges Spassbad (ähnlich dem in Jurmala bei Riga) eröffnet und begeisterte Litauens Jugend. 2011 kam eine der größten Indoor Skianlagen Europas dazu. Die Skipiste ist 460 Meter lang.
Im Hintergrund sieht man die Skiarena
Vom Akvapark, dem größten Schwimm und Spassbad in Litauen, geht ein Lift hoch zur Skiarena. Auch wenn man nicht Ski fahren möchte, eine Fahrt mit dem Lift macht natürlich Spass und der Blick auf die Memel ist toll.
Talstation der Seilbahn
Talstation Druskininkai
Hier sieht man den Akvapark (links verdeckt sind die Rutschen)
Die Memel bzw. Nemunas. Man muss sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass er nicht nur im ehemaligen Ostpreussen und Memelland fließt.
Hier schwebt die Gondel über dem Nemunas und man sieht die Skiarena.
Kirche der Heiligen Jungfrau Maria
Orthodoxe Kirche der Gottesmutterikone "Freude für alle Bekümmerten"
Wir waren bekümmert, weil die Aufpasserin uns nicht fotografieren ließ. Überhaupt sind die Orthodoxen sehr streng in ihren Kirchen.
Druskininkai ist in einem sehr guten Zustand und die Architektur besteht aus modernen Elementen sowie aus alten, gut renovierten Villen und Häusern. Die alten Holzvillen, typisch für die zaristische Zeit, vermitteln den Flair eines alten gediegenen Kurortes. Moderne Kunst, viele Cafes und Restaurants und die modernen Hotels und Sanatorien nehmen den Besucher schnell für sich ein.
Druskininkai ist unbedingt einen Besuch wert!
Mindaugas (litauischer König *1203) von Vytautas Kasuba
Die Inschrift ist typisch litauisch:
Heimatland Litauen
Unser Land der Helden-
Deine Söhne nehmen Kraft-
Aus der Vergangenheit.
(Übersetzung Jolita Kuck)
Ein kleiner Vorgeschmack auf den Grutas Park. Hier die Mutter von Kryzkalnlis mit einem Eichenzweig. Sie stand von 1972 bis 1990 an der Kreuzung Siauliai-Taurage-Kaunas-Klaipeda.
Sie wurde gebaut von Bronius Vysniauskas und sollte die Sowjetische Armee als Befreier willkommen heissen. Im Volksmund sagte man natürlich etwas anderes. Da sie gen Westen schaute, schien sie auf die Befreier von dort zu warten.
Sie ist 8 m hoch und aus Bronze.
Kultur
Ciurlionis Museum
Ciurlionis war der bekannteste und wohl wichtigste Künstler Litauens
1896 bis 1910 lebte der litauische Maler Mikalojus Konstantinas Ciurlionis in Druskininkai. In seinem Wohnhaus gibt es eine Ausstellung über ihn und seine Werke. Neben Kopien seiner Bilder kann man auch sehr schöne grosse Nachdrucke kaufen! Kleines Detail am Rande: Als Ciurlionis sich entschloss die litauische Eigenstaatlichkeit zu unterstützen, musste er erst litauisch lernen. Durch die lange Staatenunion mit Polen sprachen fast alle Gebildeten polnisch.
Mehr zu Ciurlionis unter Litauen Kultur
Musikant
Sieben (Septini)
Saulys - Schütze
Rechts ist ein schönes Antiquitätengeschäft (Liepu Gatve).
Vyturys vor der Kirche der Heiligen Jungfrau Maria
Liskiava
Liskiava ist eine Kleinstadt an der Memel etwa 8 Kilometer nord-östlich von Druskininkai. Hier wurde im 15. Jahrhundert eine der Verteidigungsburgen der Litauer gegen die Kreuzritter gebaut, aber nach der Schlacht bei Tannenberg (Grünwald) nicht vollendet, da keine Gefahr mehr von den Kreuzrittern ausging (Friede von Melnosee). Litauen konnte sich danach gen Osten orientieren. Heute gibt es auf dem ehemaligen Burgberg die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit zu sehen. Ausserdem gibt es ein Dominikanerkloster.
Geschichte
Im 13. Jahrhundert wurde das Gebiet um Druskininkai durch die Litauer erobert. Davor war es Stammesgebiet der Jatwinger. Es ist heute auf die Länder Litauen, Polen und Weißrussland aufgeteilt.
Nachdem das südlitauische Gebiet (einschliesslich Vilnius) nach dem I. Weltkrieg von Polen besetzt wurde, verbrachte Jozef Pilsudski (der aus Vilnius stammte und später polnischer Präsident wurde) hier seine Sommerurlaube. Durch ihn kam es in Druskininkai zu einem Aufschwung.
Adressen
Vila Upe, nettes kleines erschwingliches Hotel mit Wlan
In Druskininkai gibt es Unterkünfte für jeden Geschmack. Infos darüber im TIC. Oder Booking Com
Druskininkai TIC (Tourist Information Center)
Karkle
Badeort zwischen Palanga und Klaipeda
Strand bei Karkle
Wenn man unter dem Begriff "Karkle" googelt. finden sich auf mehreren Seiten Angebote zu Ferienwohnungen - und Ferienhäuser....
Dieser Eindruck bestätigte sich auch auf unserer Camping-Reise im Juni 2013, jedoch bietet dieser kleine Ort nördlich der A13, inmitten eines für Litauens Küstenregion typischen Kiefernwaldes, wesentlich mehr als die teilweise sehr versteckten Ferienhäuser.
Ursprünglich wollten wir aus Klaipeda entlang der Küste in Richtung Palanga ohne zu ahnen, dass wir nach ca. 8 Kilometer schon ein kleines Naturjuwel entdeckten.
Karkle selbst ist ein typischer kleiner Ort ohne grossen Tourismusbetrieb, mit den üblichen Einkaufsmöglichkeiten wie den IKI (litauische Supermarktkette) und wenigen Restaurants, die überwiegend von den Einheimischen genutzt werden.
Dem emsigen Tourismustrubel in der Hafenstadt Klaipeda entflohen, bietet sich schon nach 15 Minuten Autofahrt, hier in der näheren Umgebung von Karkle, ein Platz für Naturliebhaber ohne Gleichen.
Aber der Reihenfolge nach...
Ein sehr schöner Campingplatz, direkt an der mäßig befahrenen Uferstrasse in Karkle, wurde zu unserem Basislager für die nächsten 9 Tage.
Fast geschafft
Preis für 2 Personen, Zelt und Auto: umgerechnet 7€/Tag
Der Name des Platzes ist Pajurio Takas (Weg der Küste), klein aber fein, mit neuen Sanitäranlagen und genügend Platz auf der grossen Wiese. Wir suchten uns, geschuldet der 30°C zu dieser Zeit, am Waldrand ein schattiges Plätzchen für das Domzelt.
Vom Platz aus konnte man trotz Wald schon die Brandung der Baltischen See hören, ca. 200m entfernt.
Zelt ist aufgebaut, Frau ist nicht zufrieden
Dies war auch nach dem Zeltaufbau unser erster Weg, immer dem Meeresrauschen entgegen.
Vorbei an einem kleinen Friedhof, direkt auf der letzten Düne noch im Wald gelegen, führt ein Holzsteg direkt in die Dünenlandschaft.
Friedhof in den Dünen
Die Ausrichtung der Grabsteine und Kreuze beeindrucken...alle in Richtung Ostsee...
Des Fischers letzter, aber unendlicher Blick....
Angekommen am Strand fielen uns die vielen Steine auf, eigentlich untypisch für diese Region, wo man sonst feinsten Sandstrand gewohnt ist. Nicht aber in der Region Karkle.
Hier finden sich bedingt durch Meeresströmungen auf einer Länge von ca. 2 Kilometern ausgewaschene Kieselsteine am Stand, in allen Farbtönen.
Die steil abfallenden Dünen, bis zum Rande mit Kiefern bewachsen, zeigten uns auch die Kraft der Natur auf ... einige Wurzeln wurden in den Winterstürmen bereits unterspült ... einige Bäume lagen mit der Spitze voran am Strand und wieder andere werden das selbe Schicksal in nächster Zeit erleiden.
Die Küste erinnert an Dänemark oder Estland
Abends in Karkle
Unser allabendlicher Spaziergang zum Stand vor dem Sonnenuntergang ermöglichte uns zudem Mitte Juni kurz vor der Sommersonnenwende ein prachtvolles Naturerlebnis: 23:00 Uhr Ortszeit, taghell...magisches Licht... die Sonne wollte einfach nicht untergehen...
Restaurant Karkle
Kurz vor diesem Campingplatz gibt es ein kleines Fischerrestaurant, liebevoll ausgestattet ... und als Campingplatzbesucher mit Preisbonus ... unsere Anlaufstelle zum gemütlichen Ausklang des Tages.
Weg von der Romantik, hin zu den Fakten und unserem Fazit.
Wer Ruhe, Natur, Einschlafen mit Meeresrauschen nachts im Zelt und keine gehobenen Ansprüche an die Platzausstattung stellt ... der ist hier genau richtig!
Karkle, auf annähernd halbem Weg zwischen Klaipeda und Palanga gelegen, ist verkehrsmäßig einfach zu erreichen.
Am östlichen Stadtrand von Klaipeda die Ostseeuferstrasse nehmen und vorbei an den Campingplätzen Klaipedas und den zahllosen Parkplätzen für die Strandbesucher, fährt man parallel zum Strand in Richtung Karkle.
Wer nicht campen möchte, dem empfehlen wir die unzähligen Ferienwohnungen. Teilweise sehr versteckt in dem Naturschutzgebiet finden sich, auch spontan, freie Häuser oder Wohnungen. Navi aus und einfach den Beschilderungen folgen!
Eine Besonderheit: In Karkle ist nur einmal im Jahr richtig etwas los: Das litauische Woodstock...im August!
"Live Music Beach", unter dem Motto: "Peace, Love&Music".
Riesengrosse Beachparty, beeindruckende Zeltstadt ... der Anziehungspunkt junger oder junggebliebener Musikfans aus ganz Litauen.
2014 fiel sie leider ziemlich ins Wasser. Die Besucher hatten trotzdem riesigen Spass!
Links:
www.Karkle.com
Unterkünfte in Karkle
Ansichten in Karkle
Strand Karkle
Steine wie in Dänemark
Schön ist die Ostsee
Idee, Autor und Fotos: Uwe Kniese
Karkle von oben (Paragliding)
Pyramide von Merkine
Etwa einen Kilometer von Merkine Richtung Druskininkai, weist ein Schild nach rechts in den Wald zur Pyramide von Merkine im Dorf Cesukai.
Der Dom und das Haus von Povilas Zekas (Ansicht von hinten).
Sie wurde 2002 von Povilas Zekas gebaut.
Povilas hatte 1990 an dieser Stelle eine "mystische Erfahrung" (Gespräch mit seinem Schutzengel). Der Engel verkündete, dass Povilas von nun an mit Gott kommunizieren könne.
2002 bekam Povilas von Gott den Auftrag eine Pyramide im Wald von Cesukai (5 Einwohner) zu bauen. 2009 folgte die 12,5 Meter hohe und 23 Meter breite Glaskuppel.
Da das Ganze ohne Genehmigung und noch dazu im Landschaftsschutzgebiet gebaut wurde, versuchten die Behörden das Teil abreissen zu lassen. Eine Unterschriftenaktion (es sollen regelmässig bekannte Politiker zur Pyramide kommen) verhinderte das.
Wenn man unvoreingenommen, also ohne weitere Informationen zur Pyramide kommt, wie wir, dann kann die gläserne Pyramide und das schöne Haus daneben schon gefallen und es erinnert auch ein bisschen an die Sternwarte in Moletai.
Als wir dann näher kamen und die Menschen meditierend und demütig in und um die Pyramide sahen, kam (zumindest mir) das Ganze schon merkwürdig vor. In der Glaskuppel (Eintritt nur ohne Schuhe) kann man auch Energie geladenes Wasser (kostenlos) bekommen. Da das Wasser bei der Wärme in der Kuppel in Plastikgroßcontainern lagert, dachte ich da eher an Bakterien geladen und versuchte meinen Sohn von der Mitnahme des Wassers abzubringen.
Interessant ist das Ensemble aber und durchaus einen Abstecher wert.
Bleiben Sie gefestigt ;-)
Holzkreuze im Eingangsbereich (man könnte auch Reinigungszone sagen)
August 2014 Der Dom über der Pyramide
Laut Website des Pyramidenbetreibers Povilas Zekas, soll man sich der Pyramide langsam nähern. Erstmal hält man an den drei Holzkreuzen für einige Minuten an, um sich zu reinigen.
Bei diesem Reinigungsprozess sollen negative Emotionen abgelegt werden. Erst dann sollte man weiter zur Pyramide gehen. (Da wir das nicht wussten, sind wir weiter durch zum Hintereingang gefahren.)
Auf dem weiteren Weg kommt man an einem kleinen Erdhügel vorbei, der manchmal noch intensivere Energie und Transparenz erzeugt, als die Pyramide selber.
Betritt man nun den Dom, zieht man sich die Schuhe aus und bleibt erst am Rande der Glaskuppel. Hier gibt es Stühle, die in Richtung Pyramide ausgerichtet sind.
Der Dom konzentriert und stabilisiert das unterbewusste Energiefeld und interagiert mit der Pyramide.
Man darf im Dom singen, auch wenn manche unter der Pyramide in Meditation verharren. Die Akustik soll gut sein.
Das Haus des Besitzers Povilas Zekas ist für Besucher immer offen.
Natürlich kam es durch die Pyramide und den Dom zu Wunderheilungen. Das funktioniert sogar, wenn man zu Hause nur auf ein Bild der Pyramide schaut.
Jeder kann sich eine eigene Meinung bilden. Die Hintergründe von Herrn Zekas und die Quelle seines Geldes (das alles wird nicht billig gewesen sein) kenne ich nicht.
Mich erinnert das etwas an Transzendentale Meditation.
Das Innere des Doms, die energiespendende Pyramide aus Alu
Adressen
Česukai
Merkinės sen.
65342 Varėnos r.
Tel.: 00370 (8)-682-61617
Website der Pyramide von Merkine
Haben Sie die Anlage besucht? Schreiben sie mir Ihre Meinung!
Merkine
Merkine liegt auf dem Weg von Vilnius nach Druskininkai und ist meiner Meinung nach unbedingt einen Besuch wert.
Burgberg in Merkine und (klick) Blick von oben
Nicht, weil im Reiseführer steht, dass Merkine die beliebteste Gegend im Dzukia Nationalpark ist, sondern wegen den Resten der Schüttburg an der Mündung der Stange und des Flusses Merkys in die Memel (Nemunas). Die Burg wurde schon 1359 in Dokumenten erwähnt, weil die Kreuzritter hier mal wieder gegen die Litauer kämpften. Die Burg soll damals eine der stärksten in Osteuropa gewesen sein und gehörte zum litauischen Verteidigungssystem gegen die Deutschen entlang der Memel.
So muss die Burg ausgesehen haben
Als Großfürst von Litauen und König von Polen Jogaila Vilnius 1387 die Stadtrechte verlieh, wurde die Urkunde in der Burg Merkine geschrieben.
Damals hatte Merkine neben der Burg drei katholische Kirchen, zwei Klöster, ein Rathaus (da steht heute die ehemalige orthodoxe Kirche) und eine Synagoge.
Von der ehemals grossen Bedeutung Merkines ist nichts mehr zu sehen. Nur wenn man vom Burgberg auf die Memel schaut, lässt sie sich erahnen.
Nach dem Sieg der litauischen-polnischen Armeen bei Grünfelde (Vytautas: "loco conflictus nostri...dicto Grunenvelt") 1410 gegen den deutschen Orden, nahm die Bedeutung der Burg ab.
Merkine lag strategisch günstig auf dem Weg von Warschau nach Vilnius. Heute etwas am Rande, zwischen dem Lukaschenko Gefängnisstaat Weissrussland und Polen.
Viele Adelige der damaligen Zeit machten in Merkine Station. Auch Zar Peter I. war zu Besuch.
Wladyslaw IV. Wasa
1648 verstarb in der Burg Wladyslaw IV. Wasa, als er bei der Jagd in Merkine einer Gallen oder Nierenkolik erlag. In seinem letzten Willen befahl er sein Herz in der Kathedrale in Vilnius beizusetzen, den Rest seines Körpers nach Krakau zu bringen, und dort zu beerdigen.
Dabei ist einiges schief gelaufen, denn in Vilnius kamen seine kompletten Eingeweide an. Sie sind in der Krypta der Kathedrale beigesetzt. In der Krypta ist auch Barbora Radvilaite beerdigt!
Ein Blick auf die Titel von Herrn Wasa lässt verblüffen. Wie kann man so ein Pensum erfüllen und sind bei diesem Ehrgeiz nicht Kriege vorprogrammiert?
Die königliche Titulatur lautet: „Władysław IV., durch Gnaden Gottes König von Polen, Großfürst von Litauen, Rus, Preußen, Masowien, Samogitien, Livland, Smolensk, Sewerien, Czernihów, ebenso Erbkönig der Schweden, Goten und Vandalen, erwählter Großfürst von Moskau“ Quelle Wikipedia
Blick vom Burgberg auf die Nemunas (Memel) Schleife
Der Blick vom Burgberg auf die Flussschleife des Nemunas ist sehr schön.
Früher eine orthodoxe Kirche, heute ein Museum
Am Marktplatz kann man in der Mitte des Platzes noch die orthodoxe Kreuz Christi Kirche betrachten. Sie wurde 1888 direkt in das Fundament des zerstörten Rathaus aus dem 16. Jahrhundert gebaut. Es ist heute ein Museum.
Maria Himmelfahrt Kirche
Interessant ist auch die Maria Himmelfahrt Kirche von 1615, in deren Mauer noch eine Kanonenkugel steckt. Sie stammt aus dem Krieg mit Schweden im 17. Jahrhundert.
Das war's aber auch schon. Ein Aufstieg auf den Burgberg und der Blick auf die Memel machen das aber wett!
Ansonsten haben wir in Merkine nicht viel Interessantes gesehen
In Merkine wurde übrigens bei Ausgrabungen die älteste Siedlung Litauens gefunden. Sie ist 10.000 Jahre alt.
+
Denkmal für die erste Nennung von Merkine
Verwaltungsgebäude des Dzukia Nationalparks
Adressen
Merkine Tourismusinformationszentrum
Vilniaus 2, Merkine, 4651 Varena Bezirk
Tel.: (8 310) 5 72 45
E-mail: dzukijanp(at)is.lt
Geschichte
Wie überall in Litauen, wurden 1941 mit dem deutschen Einmarsch auch in Merkine alle jüdischen Einwohner umgebracht.
Jüdische Zeitzeugen berichten: Meretch Jewishgen
Alte Hinweisschilder Burgberg
Blick auf den Nemunas
Interessant ist ein Besuch bei der litauischen Pyramide, etwa einen Kilometer weiter Richtung Druskininkai
Ein Schild an der Strasse weist auf die Pyramide hin. Über eine Schotterpiste geht es in den Wald.
Litauische Pyramide Merkine
Siehe auch den Bericht über die Republik Paulava (Pawlowa).
Glockenturm Vilnius
Glockenturm der Kathedrale von Vilnius
Der Glockenturm der Kathedrale von Vilnius steht frei neben der Kathedrale auf dem Kathedralen Platz.
Von Aussen kann man gut die unterschiedlichen Segmente sehen, die aus verschiedenen Zeiten stammen, wobei die älteste aus dem 13. Jahrhundert kommt. Da der Turm in früheren kriegerischen Zeiten als Teil der damaligen Stadtmauer der Verteidigung der Unteren Burg diente, kann man heute noch die für einen Glockenturm unüblichen Schießscharten sehen.
Die Mauer war damals einen Kilometer lang und hatte vier Tore. 1522 wandelte der Architekt Annus den Turm in einen Glockenturm um. Der jüngste Teil des Glockenturms stammt aus dem Jahre 1803, da wurde die obere Etage für die Uhr gebaut.
Mechanismus der Turmuhr!
Die Uhr gilt als Meisterwerk der Uhrmacherkunst. Sie wurde im 17. Jahrhundert von Joseph Bergmann (Deutschland) gebaut und musste so gut wie nie eingestellt werden. Trotzdem zeigt sie die Zeit perfekt an. Der Minutenzähler fehlt und die Glocken läuten alle 15 Minuten. Früher mussten die Uhrmacher einmal die Woche die 92 Stufen hoch um die Uhr aufzuziehen. Heute ist der Mechanismus automatisiert.
Ansicht der Glocken aus Köln
Der Turm ist insgesamt 57 Meter. hoch und war mit zehn Glocken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert bestückt.
Da die Originalglocken während der sowjetischen Besatzung demontiert und vernichtet wurden (sie sollten zu einem Carillon umgestaltet werden, was aber nicht klappte), spendete der Erzbischof von Köln 2002 sechs neue Glocken.
Altes Pendel
Museum im Glockenturm
Der Glockenturm wurde in den letzten Jahren kontinuierlich renoviert und er kann heute besichtigt werden.
Im ersten begehbaren Geschoss (Treppe vom Kathedralen Platz rauf) ist heute die Kasse für die Turmbesichtigung und den Besuch der Krypta der Kathedrale untergebracht.
Altes Ziffernblatt
Blick vom Glockenturm auf die Obere Burg und die "Drei Kreuze"
Ein Besuch im Turm lohnt sich, da man einen sehr guten Blick auf Vilnius hat und der Turm mit seinen Glocken selber sehr interessant ist.
Wenn man genug Zeit hat, sollte man auch die Krypta der Kathedrale besuchen. Hier wurde durch Zufall das Grab der Barbora Radvilaite gefunden. Barbora war die Ehefrau von Sigismund II. August und somit Königin von Polen und Großfürstin von Litauen. Sie starb in Krakau, wollte und wurde aber in Vilnius beerdigt. Ihr Mann ist in Krakau begraben.
Neben dem Glockenturm ist eine Platte in den Boden eingelassen, der sogenannte "Magische Stein". Stellt man sich auf ihn drauf, dreht sich um die eigene Achse und wünscht sich etwas, so soll dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Angeblich hat an dieser Stelle 1989 die Menschenkette für die Freiheit der baltischen Länder (von Litauen über Riga nach Tallinn) begonnen. Vom Glockenturm aus sieht man neben dem neu aufgebauten Königspalast ein Monument mit einem Reiter in Rüstung auf einem Pferd.
Der Reiter ist Gediminas, der Gründer der Stadt Vilnius. Das Metall der Statue (Bronze) wurde vom litauischen Zoll an den Grenzen konfisziert und gespendet. Der litauische Künstler Vytautas Kasuba (ein Kunstwerk von ihm steht auch im Europos Parkas) hat die Statue erschaffen. Der Marmorsockel war ein Geschenk der Ukrainischen Regierung.
Meeresmuseum und Delfinarium Klaipeda
Besonders wenn man mit Kindern nach Klaipeda oder zur Kurischen Nehrung reist, wird einen das Delfinarium mit angeschlossenem Museum wie ein Magnet anziehen. Die Delfinshow wird wohl im Baltikum einzigartig sein.
Der Museumskomplex ist schön gelegen an der Nordspitze der Kurischen Nehrung im Ort Smyltene (deutsch hiess das Süderspitze), untergebracht in einem preussischen Plantagenfort, (Kopgalis = "Ende der Dünen") aus dem Jahre 1871. Das ganze besteht aus dem Fort, dem Delfinarium und dem Meeresmuseum.
Das Delfinarium (hier werden auch Therapien für Behinderte angeboten) ist in einem neueren Gebäude untergebracht, hier befinden sich zwei Kassen und eine Bewirtungsbude. Das Meeresmuseum dagegen ist im Alten Fort.
Eingang ins Fort Kopgalis mit dem Meeresmuseum
Meeresmuseum
Geht man über den Wassergraben (hier leben Robben und Pelikane) und durch die Befestigungsanlagen ins Innere des Forts, kann man sich das Meeresmuseum anschauen. Hier werden die üblichen grossen und kleinen Fische sowie Modelle von Haien ausgestellt.
Blick von der Empore im Meeresmuseum. Unten das Becken der Störe
Auf dem Foto kann man drei der Störe sehen
Imposant sind die riesigen Störe, die im Becken in der Mitte der Ausstellung zwischen kleineren Fischen ihre Kreise ziehen.
Befestigungsanlagen
Die Befestigungsanlagen dieses preussischen Fortes bestehen aus den im Memelland üblichen roten Backsteinen und aus Erdwällen.
Blick von den Wallanlagen auf das Delfinarium (die Fähre aus Kiel läuft gerade in Klaipeda ein)
Man kann die Wälle hochsteigen und hat einen sehr schönen Ausblick auf den Hafen von Klaipeda. In den Erdwällen befinden sich die Kasematten, in denen verschiedene Ausstellungen untergebracht sind.
Ausstellung in den Kasematten. Rechts ein alter Schiffsmast
Gehege der Robben und Seelöwen
An den Aussenseiten des Meeresmuseums befinden sich auch die Gehege der Robben und Seelöwen, die ordentlich Krach machen.
Blick auf die Wälle und Kasematten. In der Mitte sieht man das Meeresmuseum
Delfinarium
Ich finde das Fort an sich schon sehr interessant, Höhepunkt für die meisten Besucher wird aber die Delfinshow sein. Die Tickets sollte man sich in den Urlaubszeiten früh genug kaufen. Bei unserem Besuch im Sommer 2014 waren die Vorführungen der nächsten Stunde schon ausverkauft und wir mussten lange warten. Oder man besucht nur Fort und Museum. Ausserdem waren die Schlangen an den Kassen sehr lang.
Die zwei zusätzlichen (leeren) Kassen beim Eingang in das Fort sahen wir (und die meisten anderen Besucher) erst beim Eintritt in die Anlage.
Delfinarium Klaipeda. Links sieht man das Fort Kopgalis
Es gibt also vier Kassen. Am neueren Gebäude, dem Delfinarium, befindet sich neben den Kassen auch ein Eisverkauf und eine Imbissbude. Im Delfinarium findet die Delfinshow statt.
Auch ohne Eintrittskarte kann man hier die Delfine durch grosse Scheiben in ihrem Becken beobachten. 2014 hatte das litauische Delfinarium sogar Delfinnachwuchs, schön durch die Scheiben zu sehen.
Hier sollte man vielleicht beachten, dass die Menschenmassen, die zu den Delfinvorführungen gehen, jeweils durch einen engen Gang und nur eine schmale Tür zu den Sitzplätzen gelangen (das gilt für die rechte und linke Seite im Eingangsbereich des Delfinariums), was unschön gelöst ist.
Die Show ist im vollem Gange
Die Show, an denen alle Delfine (ausser der Delfinmutter mit ihrem Baby) teilnahmen, beinhaltet natürlich den litauische Volkssport Basketball und das Hochkatapultieren der Trainer.
Für Kinder ist die Show sehr schön. Allerdings scheinen die Becken recht klein zu sein.
2014 waren Renovierungsarbeiten noch in vollem Gange, die schon im Frühjahr 2013 begonnen wurden.
"Garten der alten Boote"
Ein Stück vom Meeresmuseum aus Richtung Norden kommt man zum "Garten der alten Boote", eine Ansammlung von ziemlich grossen Schiffen, auf Betonpfeilern aufgebockt.
Anfahrt
Fähre zum Delfinarium
Es gibt zwei Möglichkeiten zum Meeresmuseum und Delfinarium zu kommen, wobei man beides Mal eine Fähre benutzen muss. Einmal mit der Auto und Personenfähre vom Neuen Hafen nach Smiltyne und von dort ein Stück Nehrungsstrasse nach Norden oder mit den kleinen Personenbooten vom Alten Hafen an der Danes gatve direkt zum Fort Kopgalis. Die Überfahrt mit den kleinen Booten macht Spass und man hat eine gute Sicht auf die Hafenanlagen von Klaipeda.
Am Museumskomplex gibt es Parkplätze die kostenpflichtig sind. Im Sommer kann es da knapp werden. Das Gleiche gilt allerdings auch für den Alten Hafen.
Daten
Die Befestigungsanlage stammt aus dem Jahre 1866, wurde aber schon 1895 aufgegeben. Militärisch diente sie immer nur als Pulverlager.
Das Fort wurde ab 1973 restauriert und es wurde mit dem Bau des Aquariums begonnen. 1977 kamen die ersten Pinguine, 1978 Seehunde, 1982 Seelöwen und 1993 die ersten Delfine (aus Sevastopol). 1998 gab es die ersten Delfinbabys. 2013-2014 umfangreiche Renovierungsarbeiten.
Adressen
Meeresmuseum und Delfinarium Klaipeda
Smiltyne St. 3
LT- 93100 Klaipeda
Eingangstunnel ins Fort
Die Personenfähre legt am alten Hafen an
Old Mill Hotel
Die Zeiten des Hotels Alte Mühle sind lange vorbei. Dieses Haus wurde nach altem Vorbild neu aufgebaut und die Sprache gleich internationalisiert.
Häuser am Alten Hafen
Einschiffen für die Rückfahrt
Zurück nach Klaipeda
Eingang zum Fort, die Kassenhäuser und der Hafen von Klaipeda
Palanga
Bernsteinmuseum im Palast des Grafen Tisciewisz - Palanga mit Jesus (Foto ©TIC Palanga)
Palanga ist DAS Ostseebad Litauens und auch weit darüber hinaus. Bis zur Unabhängigkeit 1990 war es ein beliebtes Ziel für Erholungssuchende aus Russland. Nachdem die Grenzen geschlossen wurden, brach der Tourismus stark ein. Mittlerweile ist Palanga wieder ein sehr beliebter Badeort mit Besuchern aus der ganzen Welt . Wir haben bei unserem letzten Besuch zwei Mädchen aus der Turngruppe unserer Tochter getroffen, die eigentlich ihre Familie in Weissrussland besuchten. Jedes Jahr macht die Familie auch Badeurlaub in Palanga und nimmt die 500 Kilometer Strecke in Kauf.
In Palanga gibt es für jeden Geschmack etwas. Es gibt Kultur mit dem Bersteinmuseum, Strassenmusikern, vielen Kunstwerken und Denkmälern. Und es gibt die Partymeile an der Basanaviciaus Strasse, wo man fast einen Kilometer zwischen Restaurants,, Kneipen, Kinderkarussels, Wahrsagern und Eisverkäufern flanieren kann. Ein bisschen fühlt man sich wie auf Mallorca und meine Frau fragte mich : "Wo gibt es so was in Deutschland?"
Zur Erinnerung an die Krönung von Mindaugas am 6. Juli 1253 wurde 2015 eine 1 km lange Fahne durch Palanga zur Seebrücke getragen
Foto © Klaus Hermann
Hier ist bei gutem Wetter immer was los
Palanga ist gepflegt und es gibt viel Kultur im Stadtbild
Man sieht oben den Zugang zum Strand
Die Brunnenfigur Jurate und Kastytis
Die Landungsbrücke
2015 wurde an die Krönung von Mindaugas gedacht. Die litauische Fahne war 1000 Meter lang
Foto © Klaus Hermann
Palanga Strand
Rettungswacht
Der 9,5 Kilometer lange Sandstrand bietet Platz genug um auch alleine zu baden. Dicht an dicht liegen die Besucher nur an der Landungsbrücke, der Verlängerung der Basanaviciaus Strasse. Hier gibt es eine Schwimmaufsicht, die leider immer etwas zu tun hat. Laut TIC Palanga gibt es in den Sommermonaten überall am Strand eine mobile Strandwacht. Es sei sicher zu baden. Ist die Rote Flagge gehisst, sollte man aber nur bis zu den Knien ins Wasser gehen. Bei hohen Wellen gibt es eine gefährliche Unterströmung und in der Nähe der Landungsbrücke gibt es Untiefen.
Landungsbrücke
Im Vergleich zu Jurmala, dem Badestrand der Letten bei Riga, war das Wasser in Palanga wesentlich wärmer und man musste nicht so weit laufen, um in tieferes Wasser zu kommen.
Die eisigen Temperaturen in Jurmala lagen wohl an ungünstigen Meeresströmungen.
Interessant ist auch der Vergleich der Architektur. In Jurmala und Palanga gibt es eine Mix zwischen sehr modernen Häusern (mit Geschmack oder Typ Neureich) und alten Holzvillen. Insgesamt ist Palanga aber in einem besseren Zustand.
Die Landungsbrücke als Verlängerung der Fußgängerzone ist immer ein begehrtes Ziel der Besucher. Sie wurde vom Grafen Tisciewicz gebaut, der die damals aus Holz bestehende Brücke als Steg für sein Boot nutzte.
Mittlerweile und einige starke Stürme weiter, ist die Brücke aus Stahl und Beton und etwas kürzer.
Verlässt man die Basanavicius Strasse, wird es aber auch in Palanga ruhiger.
Palanga ist touristisch hervorragend erschlossen. Es gibt sehr viele Hotels jeglicher Preisklasse aber auch viele Privatunterkünfte. Schon bei meinem ersten Besuch in Palanga, 1993, standen die Menschen an den Ausfallstrassen und warben auf Schildern für ihre Zimmer. Wahrscheinlich durch das Internet ist diese Art der Werbung viel weniger geworden. Manche schreiben auch Liux (Luxus) auf ihre Schilder, ein Hinweis auf luxuriöse Unterkünfte. Wer will, kann sich von den Angeboten überzeugen. Für Unterkünfte kann man auf die litauischen Anbieter (siehe Anreise) zurückgreifen, oder komfortabel: Booking com nutzen.
Restaurant Volunge Google Bewertung 4,5
Neuer Tipp von Klaus Hermann ©, das Restaurant Luiza. Sehr zivile Preise und leckeres Essen Adresse: Virbališkės tak. 3 Google 4,0
Es gibt natürlich auch Restaurants für jeden Geschmack, und, beschränkt man sich auf litauische Küche, kann man auch auf der "Ballermannstrasse" (Basanaviciaus) für unsere Verhältnisse günstig essen. Unser Vermieter empfahl uns ein Lokal hinter dem Markt, wohin sich keine Touristen verirren. Von aussen total unscheinbar, entpuppte es sich wirklich als Geheimtipp: innen total voll, günstige , leckere Küche, guter Service und sogar englische Speisekarten. Auch der Kaffee war gut, aber mittlerweile gibt es auch in Litauen fast überall guten Kaffee. Das Restaurant (Kavine) "Volunge" liegt hinter dem Markt (auch interessant) in der Virbaliskes takas 3. Daneben der Tip von Klaus Hermann, das Restaurant Luiza.
Verkauf von gezapftem Giras (Brottrunk) am Markt
Ausgiebige Spaziergänge kann man am Strand machen, oder man besucht das Bernsteinmuseum, das größte Museum seiner Art in Europa (2014 wurde es umgebaut und modernisiert). Das Museum ist im Palais von Palanga untergebracht und liegt inmitten eines 86 ha grossen Parks (die Grössenangaben sind überall unterschiedlich. Ich nenne hier die von der Parkwebsite), der zeitgleich mit dem Palais (natürlich) vom Grafen Tisciewicz gebaut wurde. Tisciewicz hat gefühlt alle Sehenswürdigkeiten in Litauen gebaut und sie werden feststellen, er hatte nicht nur Geld, sondern auch Geschmack.
Wer nicht spazieren möchte, kann den Kindern auch eine Kutschfahrt gönnen
Maria Himmelfahrt Kirche von 1907
Der Botanische Garten gilt als einer der schönsten Parks in Litauen. Er beherbergt 500 verschiedene Pflanzen und wurde vom französischen Gartenbauer Edouard Francois Andre entworfen. Den Palast entwarf der deutsche Architekt Franz Heinrich Schwechten. Eigentlich sehr europäisch, die damalige Zeit.
Bernsteinmuseum im Tisciewicz Palast
Das Bernsteinmuseum in Palanga ist wesentlich größer als sein Pendant in Nida und zeigt den Besuchern etwa 5000 Exponate aus Bernstein in allen möglichen Farben. Bearbeitet und unbearbeitet, mit Inklusien (Einschlüssen von Insekten oder Pflanzen) und ohne - in allen möglichen Größen und das ganze über 40 Millionen Jahre alt.
Eins der größten Bernsteine Europas, der Sonnenstein, befindet sich hier in Palanga. Er wiegt etwa 3,5 kg.
Die Ausstellung ist modern gestaltet und auch gut für Kinder geeignet. In den Vitrinen sind Lupen angebracht, so dass man die Exponate und besonders die Inklusien gut sehen kann.
Der Besuch im Museum ist natürlich besonders bei schlechtem Wetter empfehlenswert, wenn es am Strand und auf der Basaniviciaus Strasse nicht mehr so gemütlich ist.
Die Mariengrotte am Fuße des Birute Hügels
Im Botanischen Garten trifft man auf den Birute Hügel, dem größten Hügel in Palanga, an dessen Fuß eine Grotte zum beten an die Jungfrau Maria einlädt. Eigentlich gab es hier im 14. Jahrhundert einen heidnischen Schrein. Als Kestutis, Großfürst von Litauen, von Jogaila gefangen genommen wurde, liess dieser Kestutis Frau Birute in die Verbannung nach Palanga bringen. Birute war in jungen Jahren eine Priesterin des Feuergottes. (A.M.B.) Nach Aufzeichnungen des Deutschen Ordens wurde sie nach Brest gebracht und dort ermordet. Die Litauer liebten Birute (als Gegenpol zu Jogaila und Polen), es entstand ein Kult um sie. Der Legende nach ist sie am Fuße des Hügels begraben. Im 16. Jahrhundert wurde der Hinweis auf die christliche Religion etwas forciert, das anbeten von heidnischen Symbolen war unerwünscht.
In ganz Litauen gibt es Birute Statuen als Symbol für Litauens Freiheit. Die bekannteste steht in Rokiskes.
Adressen Unterkunft Palanga:
Unterkunft in Litauen und Palanga am Meer
Unterkunft
Unterkünfte in unterschiedlicher Qualität und Preis gibt es fast wie Sand am Meer. Wir haben bei unserem Besuch 2014 in einem Privathaus am Ende der Dariaus ir Gireno Strasse gewohnt. Das Haus ist ziemlich neu, hat zwei Ausziehsofas im Wohnzimmer und ein separates Schlafzimmer. Küche und Unterhaltungselektronik sind neu. Im Garten gibt es Sitzgelegenheiten und einen Grill. Mir hat das Bett nicht zugesagt, die anderen waren zufrieden. Die Unterkunft kostet 67 Euro/Tag (zumindest haben wir so viel bezahlt).
Die Adresse und weitere Infos gibt es unter Unterkunft Palanga
Campingplatz Palanga:
Oder einfach Booking.com
Parken
Im gesamten Innenstadtbereich muss man fürs Parken bezahlen. Kostenlose Parkplätze gibt es vor dem Botanischen Garten und am Stadion (Dariaus ir Gireno gatve).
Einwohner
Gab es 1923 2.040 Einwohner, hatte die Stadt 2011 etwa 17.000 Einwohner. Im Sommer sind die Ureinwohner stark in der Minderzahl, denn es kommen ca. 65.000 Besucher aus der ganzen Welt.
Geschichte
Ganz kurz: Palanga wurde 1422 dem ehemaligen Litauisch/Polnischen Reich zugesprochen. Der Deutsche Orden kontrollierte das Land südlich von Palanga, früher Memelland, heute Kleinlitauen genannt. Die im Frieden von Melnosee ausgehandelten Grenzen waren übrigens mit die stabilsten Europas. Sie hielten von 1422 bis 1918. Die Deutsch-Litauische Grenze verlief damals bei Kretingale (Deutsch Krottingen).
Hafen
Ausser der Tisciewicz Landungsbrücke hat Palanga nie einen richtigen Hafen bekommen, was teils an der Versandung, teils an der Konkurrenz von Memel und Liepaja lag.
Jonas Zemaitis - Chef der litauischen Widerstandsbewegung bis 1953
Russisches Kriegerdenkmal bis zum Jahre 2022
© Klaus Hermann Palanga Denkmal ist verschwunden!
Als Reaktion gegen Russlands Ukraine Krieg wurden in Litauen Andenken an Russland geschleift. Oben rechts sieht man das Denkmal an die Gefallenen des 2. Weltkriegs. Es wurde im Mai 2022 demontiert. Man kann so mit Geschichte umgehen...man muss es aber nicht. Eine Tafel mit Erklärungen zu den Gräueltaten der Sowjets hätte gereicht.
Ein Hinweis, dass die Befreiung von den Nazis nicht wirklich der Aufbruch in die Freiheit war.
Paneriai
Ohne Navi hätte ich die Gedenkstätte nie gefunden. Ponary, wie der Ortsteil von Vilnius auf Polnisch heisst, liegt im Wald versteckt und ist durch die Eisenbahnschienen und eine Paneriai Strasse in Vilnius (die verwirrt) nicht so einfach erreichbar.
Links von der Firma "Stonelita" liegt die Gedenkstätte Auf der Geländekarte sieht man das rote Dach des Museums
Sie liegt am Ende einer Sackgasse, mitten im Wald an einer Bahnlinie, also ideal für die Pläne der Nazis.
In Paneriai wurden zwischen 1941 und 1944 an die 100.000 Juden, Polen und russische Kriegsgefangene von den Deutschen und ihren litauischen Helfern ermordet und verscharrt. Die Sowjets hatten vor dem deutschen Einmarsch hier Gruben ausgehoben, um Öltanks zu installieren. Trotz der Lage mitten im Wald, gab es Zeugen, die ziemlich gut mitbekamen , was hier im Wald geschah.
Christina Eckert beschreibt (im Buch "Holocaust in Litauen" den Ort Paneriai bei Vilnius, bei dem der größte Teil der litauischen Juden in noch von den Sowjets ausgehobenen Gruben ermordet wurden (waren für Öltanks gedacht). Bis zu 70.000 Juden, 20.000 Polen sowie Russen und Roma wurden getötet. Davon "viele, wenn nicht die überwältigende Mehrheit der jüdischen Opfer in Litauen unter Beihilfe oder direkt von Litauern".
Die Besatzungsmacht versuchte die Morde geheim zu halten, konnten aber Beobachtungen, z.B. durch die Paneriai Nachbarn nicht verhindern. Der polnische Augenzeuge Kazimierz Sakowicz hat über die Morde ein Tagebuch geführt. Darin heißt es etwa im Juli 1941, dass nur eine Frau ermordet wurde (anfänglich wurden vorwiegend jüdische Männer ermordet. Diese "Hemmschwelle" fiel aber sehr schnell.
"Für die tödliche Schnelligkeit und Effizienz, mit der die Juden in Paneriai ermordet wurden, waren die Arbeitsteilung der Täter und eine strikte Organisation die entscheidenden Voraussetzungen. Die Opfer wurden zuerst im Lukiskes-Gefängnis gesammelt und dann von dort zu Fuß, mit Lastwagen oder mit der Eisenbahn nach Paneriai gebracht. Die 4.861 Quadratmeter große Erschießungsstätte war abgesperrt, das Gelände vermint, zudem waren 100 litauische Schützen um das Waldstück postiert".
Sakowicz schrieb in sein Tagebuch, dass am 19. August in Paneriai auch Frauen und viele Jugendliche ermordet wurden. Eckert hält die Opferzahlen von Karl Jäger sogar für zu niedrig angesetzt, die Zahl der ermordeten Juden in Paneriai hätte viel höher gelegen.
Die Kleidung der Ermordeten wurde der weiteren Verwertung zugeführt (blutige Kleidung war auf polnischen Märkten billig zu kaufen). Das führte zu Gerüchten, die auch ins Ghetto drangen.
Trotzdem glaubten noch viele Juden an Umsiedelungen.
(siehe Christine Eckert: Die Mordstätten von Paneriai (Ponary) bei Vilnius).
1989 wurde ein Denkmal für die ermordeten Juden errichtet (gespendet von Sh. Epstein, früher ein Einwohner von Vilnius, heute Israel). Davor gab es keine Nennung der Ermordeten. Alle waren friedliche Sowjetbürger.
In den 1990er Jahren wollten die Juden die Gedenksteine umbenennen. Bisher stand auf dem Denkmal, das die Juden von den Faschisten ermordet wurden. Der gewünschte Zusatz: "...und ihren lokalen Helfern" fand bei den Vilniuser Behörden keine Freunde. Man einigte sich dann darauf, den Text in jiddisch und hebräisch zu ändern, die litauische Inschrift so zu belassen. (Gitelmann "Bitter Legacy)
Im Juni 2016 wurde auf dem Paneriai Gelände ein Fluchttunnel gefunden, den im Frühjahr 1944 etwa 36 Juden gruben, die in Paneriai die Spuren des Holocaust beseitigen sollten (die sogenannten Leichenbrenner). Sie flüchteten durch den Tunnel und die elf Überlebenden schlossen sich den Partisanen an. Ein ähnliches Ereignis gab es im 9. Fort in Kaunas. Hier flüchteten sich die Juden ins Getto nach Kaunas oder versuchten die Partisanen zu erreichen. Interessanterweise überlebten nur einige der Getto Flüchtlinge (siehe Alex Faitelson). Danke für die Info an Dr. Ekatherina Makhotina.
Paneriai
Weg zur Gedenkstätte Museum
Orte der Massaker sind markiert Mahnmal für die ermordeten Juden
Erinnerung an die ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen
Denkmal für die ermordeten Polen
Für jede Opfergruppe gibt es ein eigenes Denkmal. Für die größte Gruppe, ca. 70.000 Juden wurden gerötet, gibt es mehrere. Laut Wikipedia ist das polnische Denkmal nicht ausgeschildert, eine etwas seltsame Behauptung, da es klar den polnischen Opfern gedenkt. Das sowjetische Denkmal spricht (statt von Juden) noch von sowjetischen Bürgern.
Denkmal für die ermordeten LTDF Soldaten
Außerdem gibt es eine Erinnerung an die im Mai 1944 getöteten Litauer der "Lithuanian Territorial Defense Forces" (Lietuvos vietine rinktine), also der "Litauischen Heimatarmee". Diese in der Spätzeit der deutschen Besatzung gegründete "Heimatarmee" unter General Povilas Plechavicius sollte die anmarschierende Rote Armee abhalten, litauisches Territorium zu betreten. Weil die Front aber noch entfernt war, half die LDTF den Deutschen, Litauen zu befrieden (in Kämpfen mit den sowjetischen Partisanen und der Polnischen Heimatarmee AK). Als der deutsche Druck zunahm, die LTDF auch an der Front außerhalb Territoriallitauens einzusetzen und die Litauer einen Eid auf Hitler ableisten sollten, befahl General Plechavicius den Soldaten die Kämpfe gegen die AK (Polnische Heimatarmee) einzustellen und den Dienst zu verweigern. Die Litauer sollten ihre Waffen nehmen und sich in die Wälder zurückziehen. Zu den daraufhin folgenden deutschen Repressalien gehörte die Gefangennahme des Stabs von General Plechavicius mit Deportation ins lettische Salaspils. Soldaten des LTDF wurden ins Konzentrationslager Stutthof und nach Oldenburg verschleppt. Viele Soldaten wurden von den Nazis erschossen, teilweise öffentlich. In Paneriai, wo 1941 die Vilniuser Juden ermordet wurden, mussten 86 Soldaten der LTDF sterben.
Die räumliche Nähe eines Denkmals für die mit den Deutschen kooperierenden Litauer (1944 war der mit litauischer Hilfe begangene Massenmord an der jüdischen Bevölkerung längst abgeschlossen) mutet makaber an.
Neben den Denkmälern gibt es ein kleines Museum (hatte zu) und mehrere im Wald verteilte Gruben, in denen die Massaker verübt wurden. Am Museum ist eine Übersichtskarte angebracht.
Die ungefähr 80 Leichenbrenner in Paneriai (im Neunten Fort in Kaunas waren auch jüdische und russische Gefangene für die Beseitigung der Jahre vorher Ermordeten eingesetzt. Ein Befehl Himmlers um die Spuren des Holocaust zu vertuschen, weil sich der Endsieg nicht einstellen wollte(Sonderbefehl 1005). Die Leichenreste mussten ausgegraben werden, wurden verbrannt und die Knochen anschliessend in Knochenmühlen gemahlen(Faitelson)) buddelten einen 30 Meter langen Gang und einige konnten sich durch ihn retten. Leider schafften es nicht alle Gefangenen zu entkommen, da die ersten Geflüchteten laut Augenzeugen durch Minen getötet wurden und einige Leichenbrenner lieber in den Gruben blieb. Nur wenige erreichten die Linien der Partisanen.
Danke für die Information an Zigmas Vitkus (Chef der Paneriai Gedenkstätte)
Liegt sehr einsam: Paneriai
Paneriai Gedenkstätte
Agrastu Gatve 17
02243 Paneriai
Paneriai liegt etwa 10 km süd-westlich von Vilnius. Es gibt auch eine Paneriai Strasse nahe (auch südlich) von Vilnius.
Website der Gedenkstätte Ponary
Die geheimen Aufzeichnungen des Kazimierz Sakowicz, Rezension des Buches
Europos Parkas
Der Europos Parkas liegt etwa 20 Minuten nördlich von Litauens Hauptstadt Vilnius entfernt. In der Nähe liegt auch das Zentrum Europas und wird meist gleich mit besucht.
Der weitläufige Park inmitten von Wald beherbergt wohl die größte Ausstellung von moderner Kunst in Litauen. Die ca. 100 Kunstwerke wurden von Künstlern aus 33 Ländern geschaffen und sind auf einem Waldareal von 55 ha ausgestellt. Es ist also etwas Zeit mitzubringen. Dafür wird man auch mit einem schönen Waldspaziergang belohnt.
Gegründet wurde der Park vom litauischen Künstler Gintaras Karosas, der 1993 auch das Monument vom Zentrum Europas errichtet hat.
Der Park ist ausgeschildert und der Weg führt von Norden sehr reizvoll an der Neris entlang, ist aber in einem wirklich katastrophalen Zustand.
Also besser den Weg von Süden nehmen und Bratoniskes meiden.
Eingang zum Europos Parkas
Auf dem Parkplatz vor dem Eingang Parken und an der Bude kann man Tickets kaufen.
35 Litas fürs Parken (50 % Discount fürs Motorrad Stand 2013) und Eintritt (25 Litas Erwachsene, 18 Litas Studenten, 11 Litas Schüler) sind in Litauen nicht wenig und Freunde in Vilnius, die nicht arm sind, haben sich darüber ordentlich aufgeregt. Mit Familie wird's teuer!
Ein erschlagener Lenin und die berühmte TV Installation (na ja)
Fernseher Steinensemble
Kunst im Wald: "Der Ort" von Gintaras Karosas
Fundamente (Karosas) Doppelt negative Pyramide (Sol LeWitt)
zu ihrem Vorteil (Karosas) Trinkende Struktur mit einem exponierten nierenförmigen Becken
Dennis Oppenheim, Super Name für diese schräg stehende Kutsche ;-)
Der sitzende Polizist (Evaldas Pauza)
From a dream to the Present (Karosas) Das berühmteste Werk: Sessel Schwimmbecken von Dennis Oppenheim
"Wiederspiegelungen" (Elena Urbaitis) Continuous Changing (Arbeiter des Parkes)
Frau in Betrachtung des Mondes (Javier Cruz) "Wolkenhände" Jon Barlow Hudson
"Gintare" Evaldas Pauza
Durch einen Parkweg gehts auf das Gelände und man sollte gutes Schuhwerk tragen. Bald wird man aber durch die Kunstwerke, die reizvoll im Wald verteilt sind, in den Bann gezogen.
Die Fernsehinstallation erinnert mich an das Skulpturenmuseum in meiner Heimatstadt Marl.
Das Areal ist ziemlich riesig und die Exponate gleichmäßig im Wald verteilt. Dementsprechend kam ein netter Spaziergang zusammen als ich das Zentrum des Europos Parkas erreichte. Hier war Brennholz auf typisch "litauische" Weise kunstvoll aufgestapelt und ich dachte, eigentlich ist so ein Stapel ja auch Kunst, zumindest kunstvoll aufgestapelt.
Und tatsächlich war hinter den Stapeln ein Hinweisschild "Continuous Changing" ! Das Changing, weil das Holz ja im Winter im Parkzentrum verheizt wird und die Stapel sich immer verändern.
Am Parkzentrum mache ich Rast und trinke bei herrlichen Sonnenschein einen sehr guten Kaffee. Dazu Pfannekuchen mit Quark und Marmelade. Es gibt ein Cafe und einen Kiosk mit Souvenirs und Ansichtskarten. Hier ist die gute Seite Europas angekommen!
"Gut besiegt Böse" Zurab Cereteli (Russland)
Neben mir eine bemerkenswerte Skulptur aus dem `Kalten Krieg´:
Ein Drachentöter kämpft gegen eine Horde von Drachen die aus Pershing-Raketen (Amerikanische Atomraketen aus dem `Kalten Krieg´) emporsteigen. Die Skulptur ist klassisch, das Thema recht modern. Obwohl, die jungen Litauer, die sich heute hier auf Schulexkursionen tummeln, werden damit nichts mehr anfangen können. Wie wohl der Künstler heute über seine Arbeit denkt?
Armlos (Vytautas Kasuba) Der Wächter (Miguel Sanoja)
Gerne wäre ich noch zu den Sowjetischen Bunkern bei Nemencine gefahren, aber die Zeit drängt und wichtiger ist mein nächstes Ziel: Paneriai.
Wer sich für Kunst interessiert und (bei gutem Wetter) einen herrlichen Spaziergang Kunst und Wald verbinden möchte, für den ist dieser Ausflug in die Nähe von Vilnius genau das Richtige! Nebenbei kann man das Zentrum Europas besuchen (zumindest das geografische) und den Tag mit einem leckeren Essen im Belmontas ausklingen lassen.
Die Website des Europos Parkas : Europos Parkas
Adresse: Europos Parkas, Joneikiskiu k., LT-15148 Vilniaus r., Litauen
Wasserburg Trakai
Wasserburg in Trakai
Maironis (Jonas Mačiulis)
Die Burg von Trakai
Trakai, die ruhmreiche Burg, ist bedroht
Von Schimmel und Moosgeflecht.
Sie steht noch, ist auch schon lange tot
Das alte Herrschergeschlecht.
Jahrhunderte eilen. Gemächer und Türme
Sind wehrlos gegen der Zeiten Stürme!
Ruinen Burg Trakai
Wenn der See sich trübt, wenn der Wind sich erhebt
Und das Wasser sich weiterwühlt,
Treibt Welle die Welle, der Stein erbebt
Und stürzt, von der Flut unterspült.
Der Anblick der morschen, zerbröckelnden Mauern
Läßt manch empfindsames Herz erschauern.
Jahrhunderte konntest du überstehn,
Gabst uns Riesen in mancher Gefahr!
Hast die Macht des großen Vytautas gesehn,
Umgeben von seiner Schar!
Wo ist deine Kraft, dein edles Vermächtnis?
Wo ist die Vorzeit, so groß im Gedächtnis?
Verstummt ist die Burg, verlassen und öd,
Ohne Wächter und Waffengewalt!
An der breiten Straße der Zeitalter steht
Sie als Mahnmal, jahrhundertealt.
Kehrt ihr wohl wieder, ruhmreiche Zeiten?
Soll uns nur noch Erinnrung begleiten?
Wenn ich an Trakai vorüberfuhr,
Sah ich voll Trauer zurück,
Und einer Träne bittere Spur
Verdunkelte mir den Blick!
Vergebens suchte ich Trost zu finden,
Die dunklen Schatten wollten nicht schwinden.
1892
Aus "Litauische Poesie aus zwei Jahrhunderten" Übersetzt von Annemarie Bostroem
Trakai, mit seiner aus dem 13. Jahrhundert stammenden Wasserburg, zählt neben der Kurischen Nehrung, Vilnius und Kaunas zu den Hauptsehenswürdigkeiten Litauens. Hier war von 1316 bis 1323 die Hauptstadt Litauens, nachdem Großfürst Gediminas sie von Kernave nach Trakai übergesiedelt hat.
Die heutige Burg ist eine Rekonstruktion aus dem 20. Jahrhundert, nachdem die originale Bausubstanz am Zahn der Zeit stark gelitten hatte.
Sie liegt im Galve See und ist über eine Holzbrücke zu erreichen. In den Sommermonaten finden im Inneren der Burg klassische Konzerte der Oper Vilnius sowie Popkonzerte statt. In zahlreichen Ausstellungsräumen kann man die Geschichte von Trakai und der Burg erfahren.
Das Ufer des Galve Sees wird von einer Menge Cafes und Restaurants flankiert, die im Sommer bei gutem Wetter auch alle überfüllt sind. Berühmt ist das kulinarische Trakai für seine karäischen Kibinai, mit allem möglichen gefüllte Teigtaschen, die überall in Trakai angeboten werden und sehr lecker sind.
Erfunden hat sie angeblich das Militär: durch den Teigmantel blieb der Kibinai Inhalt länger warm und man konnte so die Truppe besser versorgen.
Wobei wir auch gleich eine weitere Besonderheit Trakais erwähnt haben, nämlich die Karaiten (Karäer), deren Esskultur die Kibinaitaschen nach Litauen gebracht hat. Die Karäer sind ein Turkvolk mit jüdischem Glauben, die Ende des 14. Jahrhunderts vom litauischen Großfürsten Vytautas (ja, Litauen herrschte damals bis ans Schwarze Meer!) nach Trakai verschleppt wurden und dort die Palastwache stellten. Vytautas war aber so nett, dass die Männer ihre Familie mitnehmen durften und ihnen Religions und Handelsfreiheit garantierte.
Meine Empfehlung für Trakai:
machen Sie eine Segeltour auf dem Galvesee mit. Dort kann man die Burg vom See aus sehen und fährt am Uzutrakio Palast des Grafen Tiškevičiaus (der Name dieses litauischen Adelsgeschlechtes ist mit fast jedem Palast in Litauen verbunden. Geschmack hatten die!) sowie am Totoriskiu Herrenhaus vorbei. Uns hat die Fahrt sehr gut gefallen und sie war nicht allzu teuer. Gechartert werden können die Boote direkt vor der Burg, nachdem man über die Holzbrücke gegangen ist. Costas, einer der Skipper, spricht Englisch und war schon weltweit mit seinem Segelboot unterwegs.
Am Ende der Brücke links liegen die Segelboote
Im Sommer finden regelmässig Veranstaltungen im Burghof statt
Skipper Costa
Uzutrakio Herrenhaus
Totoriskiu Herrenhaus
Häuser der ehemaligen Palastwache, der von der Krim geholten Karäer.
Gebetshaus der Karäer, die Kenessa. Eine weitere steht in Vilnius
Nettes kleines Museum übder die Karäer und ihre Kultur
Während der deutschen Besatzung 1941 bis 1944 haben die Karärer nur deshalb den Holocaust überlebt, weil sich die Rassenkundler der NSDAP nicht einig waren, ob die Karäer Juden sind oder nicht. Die Karäer selber und zu Rate gezogene jüdische Gelehrte haben das eifrig geleugnet.
Den Karaiten auf der Krim hat das nichts genutzt. Sie haben den deutschen Rassenwahn nicht überstanden.
Für das Hochzeitsfoto muss ein schönes Hintergrundbild her. Am Wochenende sind überall die Brautpaare. Interessant hier die Konstellation Sonne/Wolken.
Segeltour auf dem Galvesee
Interessant auch: Karäer in Trakai
Trakai -Brücke nach Litauen (schön gesagt vom TIC)
Adresse des TIC Trakai:
Vytauto Str. 69 Trakai, LT-21001 Litauen
Tel./Fax + 370 528 51 934
Mob. + 370 672 09 476
E-Mail: trakaitic(ata)is.lt
www.trakai-visit.lt
Website der Trakaier Burg, fantastisch gemacht (sogar ohne EU Gelder): Trakai Museum
Von Vilnius Hauptbahnhof fahren Züge nach Trakai.
Moletai Ethnokosmologisches Museum
Moletai ist ein kleines Örtchen etwa 60 km nördlich von Vilnius und südlich von Utena gelegen. In der Nähe befindet sich das sehenswerte und einzigartige "Ethnokosmologische Zentrum". Es wurde hier mitten auf die grüne Wiese gebaut, weil man am alten Standort in Vilnius wegen Staub und dem Streulicht der Straßenlaternen die Sterne nicht mehr sah. Das Observatorium und das 2007 neu gebaute Besucherzentrum gehören zur Universität Vilnius. An dem futuristischen und sehr gelungenen Ethnokosmologischen Museum durften sich die litauischen Architekten austoben und bewiesen einmal mehr den guten und extravaganten Geschmack der Litauer.
Leider auch typisch für Litauen sind die Baukosten von fast 22 Millionen Litas (davon trug die EU 2/3) und die hohen Folgekosten, die durch zahlende Besucher nicht hereinzubekommen sind. Nun fehlt Geld für die Ausstattung des Museums und man behilft sich etwas mit Provisorischem.
Das Observatoriums Museum beherbergt zwei Teleskope mit 40 und 80 cm Durchmesser, mit denen die Besucher bei gutem Wetter die Sterne und die Sonne anschauen können. Das eigentliche Observatorium steht etwas weiter weg im Wald.
Das Ethnokosmologische Museum von oben. Die Anfahrt ist gut ausgeschildert. Etwa 10 km vor Moletai, aus Utena kommend, biegt eine Straße nach links Richtung Museum ab. Der dann ca. 4 km folgen. An der Kreuzung steht ein Schild.
Oben auf den dem Turm und der wie ein Ufo geformten Kuppel sind die Teleskope
Eines der Ausstellungsräume im Museum
Blick auf die aus Findlingen gebildete Sonne
Die futuristische Aussichtskuppel. Darüber ist eines der Teleskope
Tipp: Man sollte sich zum Besuch möglichst einen Tag mit klarem Himmel aussuchen und bei der Buchung telefonisch fragen, ob man durch die Teleskope schauen kann.
Das ethnokosmologische Museum ist das erste Museum solchen Typs in der Welt. Ethnokosmologie spiegelt die Beziehungen des Menschen und der Menschheit mit dem All wider und stellt die deren Erscheinung im Leben dar (Traditionen, Ritus, Wissenschaft, Technik, Literatur, Kunst, Technik, Religion, Philosophie, Futorologie, wissenschaftliche Phantastik). Die Hauptaufgabe des Museums ist es, Exponate zu sammeln, zu katalogisieren, zu bewahren, wissenschaftlich zu forschen, auszustellen und die Besucher über die Auseinandersetzung des Menschen und der Menschheit mit der kosmischen Welt zu informieren.
Quelle Ethnokosmologisches Museum
Adresse: Kulionių kaimas, LT-33354, Čiulėnų seniūnija, Molėtų rajonas.
Tel./Fax +370 383 45 424.
E-mail astro[at]moletai.omnitel.net
Orvidas Sodyba
Mystischer Garten
Der Orvidas Sodyba, also Garten von Kazys Orvidas, liegt 5 km vom Ort Salantai entfernt, an der Strasse 169 von Salantai nach Plunge.
Der auch als Absurditätenmuseum bekannte Garten von Orvidas liegt im Zemaitija Nationalpark. Wenige Kilometer entfernt ist die ehemalige russische Raketenabschussbasis Plokstine, der glasklare Plateliai See und das Herrenhaus vom Grafen Tyszkiewicz in Kretinga mit seinem wunderschönen und in Litauen einzigartigen Wintergarten. Also eine perfekte Tagestour!
Tatsächlich war der Ort einmal ein typischer abgelegener litauischer Hof, weitab von jeder Stadt. Irgendwann in den 1960 Jahren fing der Besitzer des Gehöfts, der Steinmetz Kazys Orvidas, Grabsteine von Friedhöfen aus der Umgebung zu sammeln. Die russische Besatzungsmacht hatte christliche Zeichen auf den Friedhöfen verboten: die Grabsteine mussten abgebaut werden.
Immer mehr Steine wurden auf den Hof von Orvydas gebracht,. Nach vielen Repressionen durch die Besatzungsmacht besserte sich die Lage nach einem Besuch von Gorbatschow 1980. Nun wuchsen die ausgestellten Steinmetzarbeiten dermassen an, das bis heute ein mystischer Figurengarten entstanden ist. Herkömmliche (heute moderne) Grabsteine wird man aber kaum finden. Eigentlich ist der Garten ein Labyrinth von mystischen Bildhauerarbeiten aus einer anderen Welt. Teiche, Brücken, alte Holzhäuser und Geheimwege bilden zusammen mit hunderten Skulpturen und Monumenten ein einmaliges Erlebnis.
Eigentlich wieder ein Beispiel für die extrovertierten litauischen Künstler.
Da der Platz auf dieser Website begrenzt ist, sind alle Bilder verkleinert gespeichert. Alle Fotos können Sie auch auf Youtube als Video sehen. Der Link zum Video steht ganz unten. Übrigens passend unterlegt mit der Musik von M.K. Ciurlionis, "Miska"(Wald).
Am Eingang des Absurditätengartens, oder wie ich finde, des "Mystischen Gartens": ein russischer IS 2 Panzer der in sowjetischer Zeit in Salantai stand.
Der Eintritt in den Garten kostete 8 bzw. 4 Litas (Erwachsene/Kinder). 2021 5 bzw. 2 Euro.
Die Öffnungszeiten sind täglich 10:00-19:00 (siehe unten!)
Montags geschlossen
Selbstgemachtes Video mit vielen Fotos. Leider rauscht die Hintergrundmusik.
Öffnungszeiten (ohne Gewähr)
Mittwoch bis Sonntags 10-19 Uhr
ab Juni
Dienstag bis Sonntag 10-19 Uhr
Adressse: Gargždelė, LT-97318, Imbarės seniūnija, Kretingos raj.
Nicht weit von Salantai nach Gagzdele
Mob. tel. 8 613 28 624, 8 688 16 207
Die Webseite von Orvidu sodyba lautet Orvidusodyba.lt. [Anfang 2023 war sie nicht zu erreichen. Hier die Adresse von ihrem Facebook Auftritt: https://www.facebook.com/orvidusodyba.lt/ ] Bitte erfragen Sie vor der Anreise die aktuellen Öffnungszeiten!
Kaunas
Kaunas ist neben der Kurischen Nehrung und Vilnius wohl das sehenswerteste touristische Ziel in Litauen.
Einen Rundgang durch die Hansestadt mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Museen beschreiben wir auf dieser Seite. Ein Highlight ist auch eine Fahrt mit dem Schnellboot "Raketa" zur Kurischen Nehrung. Tickets und weitere Infos über die Website des Betreibers.
Der Stolz von Kaunas: der litauische Reiter Vytis
Die 2018 aufgebaute Statue des "Vytis" wurde in der Ukraine gegossen und hat als zusätzliche Symbolik das Gesicht von Romas Kalanta, der sich 1972 in Kaunas auf der "Freiheitsallee" als Protest gegen die sowjetische Besatzung selbst verbrannte. Symbolik hin oder her, das Gesicht eines litauischen Ritters stellt man sich etwas anders vor.
Romas Kalanta als Vytis
Kaunas (russisch Kowno, deutsch Kauen) ist die zweitgrößte Stadt Litauens mit ca. 320.000 Einwohnern. 1441 wurde sie als einzige Stadt Litauens Mitglied der Hanse. Ein Hansekontor wurde eröffnet. Nach der litauischen Unabhängigkeit 1992 wurde Kaunas erneut Hansestadt. 2011 wurden die Hansetage initiiert.
Im Rahmen der dritten polnischen Teilung 1795 kam Kaunas unter russische Besatzung. 1879 begann das zaristische Russland mit dem Ausbau Kaunas zu einer Festungsstadt. Acht Forts und 9 Batteriestellungen wurden für einen inneren Befestigungsring um die Stadt gebaut
Vor dem I. Weltkrieg wollte man noch einen äußeren Befestigungsring bauen. Fertig wurde aber nur das sogenannte IX. Fort. Das IX. Fort erlangte traurige Berühmtheit, weil hier ab 1941 die meisten der Kaunaser Juden ermordet wurden. Mehr dazu gibt es im Kapitel IX. Fort (Unser Besichtigungstipp!)
Als Litauen nach dem I. Weltkrieg wieder unabhängig wurde, intervenierte die polnische Armee unter General Zeligowski und besetzte Vilnius. Begründet wurde dies durch die dortige Bevölkerungsstruktur. Vilnius wurde mehrheitlich von Polen und Juden bewohnt und besitzt mit der Ausros Vartai einen wichtigen Pilgerort für die Polen.
Kaunas wurde für die nächsten Jahre Hauptstadt Litauens, Vilnius wurde aber nie aufgegeben. Obwohl für die Litauer Vilnius immer die wichtigste Hauptstadt war, ist Kaunas die litauischere der beiden Städte. Während man in Vilnius auf der Straße ein Mix aus russisch, polnisch, "touristisch" und litauisch hört, überwiegt in Kaunas die litauische Sprache.
Vilnius war halt lange litauisch, polnisch und jüdisch beeinflusst, was für uns Touristen auch den Reiz dieser Stadt ausmacht.
Die Stadt liegt 100 km westlich von Vilnius an der Autobahn A1 Vilnius- Klaipeda. Hier fließt die Memel (Nemunas) mit der Neris zusammen. Die Strecke Kaunas- an der Memel entlang Richtung Jurbarkas- zählt zu den eindrucksvollsten Landschaften Litauens. Hier können viele Burgen, Schlösser und Burgberge, die von früherer militärischer Stärke zeugen, besichtigt werden.
Am Zusammenfluss von Memel und Neris wurde die älteste litauische Burg gebaut, die zum ersten Mal 1362 in Aufzeichnungen des Kreuzritterordens erwähnt wurde. Die Kreuzritter lieferten sich andauernde Gefechte mit dem Großfürstentum Litauen und 1362 nahmen sie die Burg in Kaunas ein. Mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, hatte sie stark unter den Fluten der Neris im 17. und 18. Jahrhundert zu leiden.
Wir parken in der Nähe der Burg und beginnen hier unseren Spaziergang durch Kaunas.
Die Burg von Kaunas
In den Sommermonaten ist im Turm der Burg das Touristeninformationsbüro (TIC) untergebracht und es finden kleinere Ausstellungen statt.
St. Georg Kirche
Hinter der Ritterburg kommt man zur Kirche des Heiligen Georgs. Innen wie außen sehr sehenswert, habe ich seit dem Besuch einer Kirche am Newski Prospekt keine Kirche in einem so schlechten Zustand gesehen. (In der Kirche am Newski Prospekt war ein Schwimmbad eingebaut).
Noch viel zu tun haben die Baumeister
Die alte Schönheit lässt sich erahnen
Die Kirche diente in ihrer langen Geschichte (gebaut 1504) mehrfach als Lagerhalle. Weiter gehts Richtung Rotuses aikste, dem Rathausplatz.
Hier steht das "Weiße Schwan" genannte ehemalige Kaunaser Rathaus, das heute als Keramikmuseum und Standesamt dient (1562 gebaut, 1655 zerstört und 1780 mit dem kirchenähnlichen Turm vollendet).
Es ist wahrscheinlich das meist fotographierte Objekt der Stadt.
Seit der Sowjetzeit werden hier Trauungen durchgeführt.
Das "Weisse Schwan" genannte barocke Gebäude hatte in seiner Geschichte vielerlei Verwendungen. Früher beherbergte es Geschäfte, später einen Gerichtssaal, eine Kirche und ein Waffenlager. Sogar die Feuerwehr und das Stadttheater waren hier untergebracht. Heute dient es als Standesamt und Museum (Keramikmuseum) und man kann es innen besichtigen und sogar den Turm besteigen.
Bei unserem Besuch standen vor dem Standesamt gefühlt mehr amerikanische Luxuslimousinen, als in ganz Deutschland zugelassen sind. Bei der Hochzeit gilt wohl noch die Devise: Darfs ein bisschen mehr sein..?
Altes Rathaus (Foto Wikipedia)
Die Kirche der Heiligen Dreieinigkeit Rechts ein Denkmal für Motiejus Valancius
Denkmal für den litauischen Nationaldichter Maironis
Geschmack haben sie, die Litauer Brunnen am Rathausplatz
Weiter gehts Richtung Vilnius Gatve
Beginn der Vilnius Gatve (Vilnius Straße)
Schon zu Beginn unseres Rundganges am Rotuses aikste gibt es Restaurants in großer Zahl. Auf der Vilnius gatve kommen noch Cafes und weitere Restaurants dazu. Die Vilnius gatve erinnert, wie der Name schon andeutet, an die Altstadt von Vilnius. Alte Häuser, enge Gassen und ein mittelalterliches Flair.
Ein totaler Kontrast ist die auf die Vilnius gatve folgende Laisves aleja (Freiheitsallee). Sie ist 1650 Meter lang, und war die erste Fußgängerzone der Sowjetunion. Viele Geschäfte laden zum Bummeln ein. Ist die Vilnius gatve noch schmal und verwinkelt, ist die Laisves aleja kerzengerade und führt direkt auf die frühere russische Garnisonskirche Erzengel Michael zu.
Interessant sind die Namen der Laisves Aleja, die Litauens Geschichte recht gut widerspiegeln:
1847: Nikolaj-Prospekt
1918: Kaiser-Wilhelm Strasse
1919: Laisvės alėja
1946: Stalin-Prospekt
Seit 1961: Laisvės alėja, also Freiheitsallee
Am Ende der Vilnius Strasse liegt der ehemalige Präsidentenpalast in einem Park auf der linken Seite. Er wurde 1846 gebaut und diente als Präsidentensitz in der Zwischenkriegszeit (als Vilnius zu Polen gehörte). Im Park sind Statuen der Präsidenten Smetona und Stulginskis.
Ehemaliger Präsidentenpalast
Antanas Smetona Litauischer Präsident 1929-1940
St. Gertrude Kirche am Übergang der Laisves aleja zur Vilnius gatve
Diese schöne Kirche liegt etwas versteckt an der Laisves aleja. Man muss durch ein Tor an einem Hotel um zu ihr zu gelangen. Die Kirche ist einer der ältesten gotischen Backsteingebäude Litauens und stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Neben der Kirche ist ein Kirchturmkreuz ausgestellt, welches vom 16. Jahrhundert bis 1992 auf der Gertrud Kirche montiert war. Stolzes Alter.
St. Gertruden Kirche Innenraum
Postmuseum Laisve aleja
Das ehemalige Gebäude der Hauptpost ist in einem Gebäude der litauischen Zwischenkrigeszeitarchitektur untergebracht.
2023 ist dort eine Ausstellung zu sehen, deren Sinn nicht wirklich verstanden werden kann. Das Gebäude ist aber spannend, zeigt es doch, wie es in Litauen nach der Unabhängigkeit 1990 aussah.
Junger Straßenmusikant mit interessantem Instrument, dahinter der "Müde Fußgänger"
Fotoshooting
Von Samy Gronemann als plump und protzig bezeichnet: die Kirche zum Hl. Erzengel Michael
Am Ende der Laisves Aleja liegt die Kirche des Heiligen Erzengels Michael. Sie wurde 1895 als russisch orthodoxe Kirche für die hier stationierten Soldaten gebaut, was den ungewöhnlichen Stil der heute katholischen Kirche erklärt. Nach dem I. Weltkrieg wurde die Kirche von der litauischen Armee übernommen und katholisch.
Im russisch-französischen Krieg von 1812 haben Napoleons Soldaten in der Kirche genächtigt.
Sammy Gronemann, ein jüdischer Schriftsteller, der 1916 als Dolmetscher (für Jiddisch) im vom Kaiserreich besetzten Kaunas diente, beschrieb die Michaelskirche folgendermaßen:
"Der plumpe, protzige griechische Dom freilich, der zwischen die ärmlichen Häuser gestellt ist, stört das idyllische Bild..."
Direkt neben der Michaels Kirche ist das Mykolas Zilinskas Museum für europäische Malerei, alte ägyptische Kunst und Porzellan.
Bemerkenswert ist der nackte "Mensch" (Žmogus) vor dem Mykolas Zilinskas Museum, der direkt auf die Garnisonskirche blickt.
Von der Michaelskirche gehen wir nach Norden über die Gedimini zur Putvinskio gatve. Hier gibt es nämlich eine 1931 gebaute Bergbahn (Standseilbahn, litauisch funikulierius), die den Zaliakalnas-Berg 142 Meter hinauffährt. Gebaut wurde sie 1931, persönlich überwacht von Litauens Präsidenten Antanas Smetona. Den Spaß, den kleinen Zaliakalnis Berg hochzufahren, sollte man mitmachen. Man bekommt auch einen Eindruck, wie wohlhabend die Bürger in Kaunas damals sein gewesen sein mussten, um sich so eine aufwendige Bahn (gebaut durch die Dresdener Firma Rudolph und AEG) leisten zu können.
Talstation der Standseilbahn
Standseilbahn Zaliakalnas mit Video
Hölzerne Kabine In der Mitte der Strecke kommt einem die zweite Kabine als Kontergewicht von der Bergstation entgegen.
Eingänge die an New York erinnern und auf vergangenen Wohlstand schließen lassen
Das Teufelsmuseum mit über 3000 Exponaten in der Putvinskio gatve 64
Kriegsmuseum Kaunas Details dazu unter Kriegsmuseum
Die Philharmonie von Kaunas
Synagoge von Kaunas aus dem Jahre 1871 an der Ozeskienes gatve. Die Synagoge kann besichtigt werden.
Bis zum deutschen Einmarsch 1941 lebten in Kaunas etwa 30.000 Juden. Schon bevor die Deutschen Kaunas erreichten, kam es in Kaunas zu Ausschreitungen, wobei wohl die Massaker an der Lietukas Garage die brutalsten waren.
Juden siedelten sich in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. an, deren Aufenthalt in der Stadt im 18. Jh. aber zeitweise verboten war. Daher wohnten viele von ihnen im Städtchen Vilijampole, welches der Familie Radvila gehörte. Hier wohnte auch eine kleine Gemeinde von Tataren. In Vilijampole entstand 1941 auch das Ghetto.
Einen Mantel für den harten Winter - Kunst in Kaunas
Nun sind wir wieder an der Burg angelangt.
Hier noch ein schönes Video über Kaunas !
Kaunas in (E)-Motion Leider nicht von uns, sondern vom TIC Kaunas
In der Umgebung von Kaunas ist das Ethnografische Freilichtmuseum in Rumsiskes ein sehenswertes Ausflugsziel. Gelegen an der A1 (Kaunas Richtung Vilnius), werden auf 195 ha etwa 183 alte litauische Originalholzhäuser gezeigt. Ein schöner Spaziergang durch die litauische Vergangenheit.
Es gibt an manchen Tagen Vorführungen von alten Webtechniken und Schmuckherstellung aus Bernstein. Außerdem wird getöpfert und geschreinert. Die obligatorische Erinnerung an die sowjetische Besatzung mit Deportation und Waldbrüdern darf natürlich auch nicht fehlen.
Kontakt Ethnografisches Museum:
L. Letkaviciaus gatve 2
56337 Rumsiskes
Das Freilichtmuseum hat eine gute Website: Freilichtmuseum Kaunas
Die Adresse des TIC Kaunas: TIC Kaunas
Kaunas Tourist Information Center TIC
Laisvės al. 36, LT-44240 Kaunas, Litauen
Tel. +370 37 323 436
Fax. +370 37 423 678
E-Mail:
Es werden von Mai bis September geführte Stadttouren angeboten.
Zum Bericht über das IX. Fort, einer Befestigungsanlage aus der Zarenzeit zur Verteidigung von Kaunas (in der 1941 die Kaunaser Juden ermordet wurden) geht es hier: IX.Fort
Lydia Rabinowitsch-Kempner (die Mutter von Robert M.W. Kempner) wurde 1871 in Kaunas geboren. Robert Kempner war deutscher Jurist und arbeitete bei den Nürnberger Prozessen als Stellvertreter des US-amerikanischen Chefanklägers Robert H. Jackson. Kempners Verhöre der Nazi Größen und ihrer Familien ist legendär.
Valdas Adamkus wurde 1926 in Kaunas geboren. Er war Litauischer Präsident. Vytautas Landsbergis, Dalia Grinkeviciute und Nina von Stauffenberg gehören ebenso zu den berühmten Töchtern und Söhnen der, wie man sieht, früher sehr internationalen Stadt.
Falls Sie die Hilfe einer professionellen Stadtführerin in Anspruch nehmen wollen, bietet sich Diana Dubautauskien von Litauen Tours an. Weitere Infos unter Reiseführer Kaunas Diana.
Baumkletterpark "Uno Park" Vilnius
Zugegeben, Kletterparks gibts überall und wären mir nicht unbedingt einen Bericht wert. Dieser Kletterpark in Vilnius hat es aber in sich. Neben den normalen Parcours mit unterschiedlichern Schwierigkeitsgraden kann man hier über den Fluß Neris schwingen. Und das ist schon eine schöne Sache.
Sicherheit wird groß geschrieben
Kinder unter einer gewissen Größe dürfen nur mit einem Guide über den Fluss.
Kinder überqueren den Fluß mit einem Guide
Also für Familien mit Kindern und für die jung gebliebenen Vilnius Reisenden: ich fands ziemlich cool.
Mit einer Hand muss man sich an der Rolle festhalten
An der Lizdeiko Strasse fängt der Klettergarten an.
Die Neris
Hier schwingt sich der dicke Autor selber über die Neris
Schwung über die Neris
Lizdeikos Str.
Antakalnis district
Vilnius
+370 602 32366
Die Öffnungszeiten stehen auf der Website von Uno Park. Es gibt in Litauen 4 solcher Parks, die den deutschen Sicherheitsansprüchen wohl ebenbürtig sind.
Botanischer Garten der Universität Vilnius
Überblick über das weitläufige Gelände
Wer nach einem ausgiebigen Stadtbummel Ruhe sucht, der ist im botanischen Garten der Universität Vilnius gut aufgehoben. Auf einer Fläche von knapp 200 ha werden 9.000 Pflanzenarten gezüchtet, die meist aus der baltischen Region stammen. Teiche, Brücken, alte Gebäude und ein kleines Cafe runden den Besuch ab.
Es gibt viele Teiche und Brücken die zum fotografieren einladen
Botanischer Garten
Museum und Cafe des Botanischen Gartens
Schönes Video über den Botanischen Garten
Telefon: +370 5 219 3139
Adresse: Kairėnų g. 43 Vilnius
Öffnungszeiten:
05-10 I–VII 10:00 – 20:00*
11-04 I–IV 9:00 – 17:00, V 9:00 – 16:00
Preise:
Erwachsene 7 LTL,
Studenten, Schüler, Rentner und Invaliden 4 LTL,
Familienticket (2 Erwachsene und Kinder) 18 LTL
E-Mail:
Internetseite: http://www.botanikos-sodas.vu.lt/
Herrenhaus in Pakruojis
Herrenhaus des Barons von Ropp, einer deutsch-baltischen Familie
Auf dem Weg von Panevezys nach Siauliai (ca. 50 Kilometer von beiden Städten entfernt) liegt das kleine Örtchen Pakruojis mit dem größten denkmalgeschützten Herrenhaus Litauens. Der Weg ist gut ausgeschildert.
Wassermühle von Pakruojis Restaurant
Die Anlage wurde 2013 gründlich renoviert und besteht aus 43 verschiedenen Häusern, Unterkünften, einer Post, Stallungen, einer Schnapsbrennerei, natürlich einer Brauerei, einer Mühle und einer Schlosserei. Ein Staudamm (das Wahrzeichen der Region) über den Fluss Kruoja ließ einen See entstehen, in der die Liebesinsel die Besucher einlädt. Außerdem treibt das Wasser eine Mühle an.
Blick auf Staumauer, Wassermühle und das alte Gutshaus (der Staudamm erinnert etwas an die Staumauer vom Sirvenos See in Birzai), links ist die Liebesinsel
Ein Spaziergang beginnt beim Herrenhaus und führt durch den weiträumigen Park an der Liebesinsel vorbei zu den ältesten Gutsgebäuden mit der Staumauer und der Wassermühle des Anwesens. Auf dem Weg kommt man an der Schlosserei (kann besichtigt werden) und einem schönen schmiedeeisernen Tor vorbei. Auf das Tor soll die Familie sehr stolz gewesen sein.
Meiles Sala- Liebes Insel
Das Anwesen gehörte der Familie Ropp von 1780 bis 1940 (russischer Einmarsch) und besteht aus 43 einzelnen Gebäuden.
"Dem Deutschtum erhielten sich die Ropps in Litauen aber (mit Ausnahme einiger nach Russland Abgewanderter) durch ihre Ehen; holte sie sich doch ihre Frauen fast ausnahmslos aus den zahlreichen Familien des deutschen kurländischen Stammadels, die damals ringsumher in Litauen Land besaßen und walteten. In so großem Umfang, dass ein breiter Streifen Nordlitauens zeitweilig in Bezug auf den Güterbesitz geradezu ein deutsches Gesicht trug." Quelle Wikipedia
Das neue Herrenhaus von der Staumauer aus gesehen
Das neue Herrenhaus entstand zwischen 1817 und 1840 und liegt in einem englischen Garten. Man kann sich am Eingang Kostüme ausleihen und in festlicher Kleidung das Innere des Herrenhauses besichtigen.
Restaurant Gutshof Pakruojis
Das Restaurant des Anwesens liegt im hinteren Teil des Parks, neben der Windmühle und dem Staudamm.
Hier habe ich die beste Rote Beete Suppe meines Lebens gegessen. Wir waren alle vom Essen in dieser schönen Umgebung begeistert. Über das lokale Bier kann ich nichts sagen, ich musste fahren.
Der Hof war Komplettversorger und hat eine Fläche von 9,2 Hektar. Er stellte nahezu alle Güter und benötigten Energien selber her.
Windmühle Pakruojis
Ein Besuch ist absolut empfehlenswert.
Ganz unten sind die Stallungen, darüber mit dem roten Dach des neue Herrenhaus. In der Mitte die Liebesinsel im Fluß Kruoja. Oben sind Staumauer, altes Herrenhaus, Restaurant und Windmühle zu sehen.
Die Webseite des Herrenhauses in Pakruojis
Zarasai
Zarasai ist eine Kleinstadt in Nordost Litauen an der lettischen Grenze. Bekannt ist sie vor allem wegen seiner futuristischen Edelstahlbrücke über dem See Zarasaitis. Der Aukstaitija Nationalpark und die lettische Stadt Daugavpils (hier gibt es ein riesiges Verteidigungsfort aus der Zarenzeit) sind nur wenige Kilometer entfernt.
Der riesige Marktplatz, das Kopfsteinpflaster der Hauptstrasse, die Maria Himmelfahrtskirche sowie einige alte Gebäude geben der Kleinstadt einen besonderen Reiz.
Pflasterstraße, Marktplatz und schöne Kirche
Bibliothek und Museum
Futuristische Edelstahlbrücke als Observationspunkt
2008 war Zarasai Kulturhauptstadt Litauens. 2011 wurde die futuristische Edelstahlbrücke als "Observationsring" gebaut. Sie ragt 17 Meter hoch über den See Zarasai.
Malerisch zwischen Seen gelegen, kann man hier bei gutem Wetter die Aussicht über den See geniessen.
Die Natur, die moderne Edelstahlbrücke zum Seeufer und das Heimatmuseum in meinem Rücken (sowjetischer Barock?) bilden einen interessanten Kontrast.
Maria Himmelfahrt Kirche Zarasai
Von Außen schön, enttäuscht das Innere der Maria Himmelfahrt Kirche etwas.
Die heute etwa 6.800 Einwohner zählende Stadt wurde während des "Großen Nordischen Krieges" (1700 bis 1721) fast völlig zerstört und entvölkert. 1795 fiel Zarasai durch die "Dritte Polnische Teilung" an das zaristische Russland. Zarasai hatte damals 300 Einwohner. Der Zar gewährte Juden, die sich in menschenleeren Gegenden ansiedelten, Wehrpflichtfreiheit und andere Vergünstigungen. Dadurch stieg die Zahl der Einwohner wieder an und die Juden machten 1903 2/3 der Einwohner aus.
Mit dem Einmarsch der Wehrmacht kamen die deutschen Sondereinheiten. Am 26.8.1941 töteten das Rollkommando von SS-Standartenführer Karl Jäger "767 Juden, 1113 Jüdinnen und 678 Judenkinder". (Die Zahlen stehen im Jäger Report auf Blatt 3).
Dominykas Bukontas im Park von Zarasai
Dominykas Bukontas war Arzt und ein Unterstützer der litauischen Eigenstaatlichkeit. Er liess sich 1906 im damaligen Novoaleksandrovsk (heute Zarasai) nieder.
Die Adresse vom TIC Zarasai
Sėlių St. 22, 32110 Zarasai, phone/fax. +370 385 37171, e-mail: turizmas(ata)@zarasai.lt
Litauen Nida Kurische Nehrung
Auch spannend: Anfahrt nach Nida über die Memel mit dem Schnellboot "Raketa" aus Kaunas. Eventuell mit Weiterfahrt mit Bus und Bahn. Tickets sind alle online buchbar.
Über die Entstehung der Kurischen Nehrung berichtet die Sage von der Riesin Neringa:
In alter, alter Zeit, so berichtet die Sage, lebte am Ostseestrand eine schöne Jungfrau mit goldblonden Zöpfen - die Riesin Neringa. Sie liebte die Fischer und half ihnen auf jede nur erdenkliche Weise. Und wenn der Sturm ihre Boote zu versenken drohte, half sie ihnen, sicher die Ufer der damaligen vielen kleinen Inseln zu erreichen.
Dies erboste den Meeresgott Bangputis ("Wellenbläser") und er ließ es das ganze Jahr hindurch stürmen. Da beschloß sie einen langen Wall zu bauen, um das Meer nah der Küste vor Sturm und Wellen zu schützen. In ihrer Schürze schleppte sie gewaltige Mengen Sand heran und schüttete einen hundert Kilometer langen Damm auf, der das heutige Haff vom offenen Meer abtrennte. So schuf sie den Fischern ein sicheres Gewässer, damit sie nicht mehr auf die gefährliche Ostsee hinausfahren mussten. Zwölf Tage lang tobte der Meeresgott gegen den Wall an. Doch als er nichts ausrichten konnte, da verstummten Sturm und Wellen. Und die Fischer entlang der Küste gaben dem schützenden Sandwall aus Dankbarkeit den Namen der Riesin: Neringa.
Und über den Zauber der Kurischen Nehrung dramatisiert der Schriftsteller Hansgeorg Buchholtz in den 30'er Jahren:
"Es gibt ein Land, da das Schweigen Sprache ist, ein Land, das wie eine Brücke durch die Fluten des Lichts sich spannt, in dem die Berge wandern, ein Land, aus dem es keine Rückkehr gibt. Du lässt dein Herz, wenn du einmal in die Tiefe seiner Einsamkeit getaucht bist, dort und einen Teil deiner Seele... Licht und Lachen, aber auch Tod, Stürme und Finsternisse ruhen dort beieinander, so wie Haff und Meer seine schmalen Flanken benagen, so wie Sand und Wald miteinander ringen und die hohe Düne ihre Schatten reckt, über Haus und Hafen, Acker und Wiese. Es ist ein seltsames, ein zaubrisches Land."
Und selbst der große Wilhelm von Humboldt war von der Kurischen Nehrung begeistert:
"Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig, daß man sie ebenso gut als Spanien und Italien gesehen haben muß, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll".
So ist die Kurische Nehrung entstanden. Und Tod und Finsternis sind heute nicht mehr auf der Nehrung zu befürchten. Und so schön wie die blonde Neringa, so schön ist auch die Landzunge, die sie geschaffen hat. Die Nehrung hat eine Länge von 98 Kilometern und erstreckt sich von Klaipeda bis nach Lesnoi in der heutigen sowjetischen Exklave Kaliningrad. Der Verwaltungsbezirk Neringa besteht aus den vier Dörfern Preila, Juodkrante, Pervalka und Nida mit insgesamt etwa 3.600 Einwohnern. Bis 1923 gehörte die Kurische Nehrung zu Deutschland.
Die Kurische Nehrung ist zwischen 380 und 3800 Meter breit und trennt das Süßwasser der Memel vom Salzwasser der Ostsee.
Wer Nida gesehen hat, wird Litauen immer wieder besuchen.
Im Wappen des Verwaltungsbezirkes Neringa kann man die Kurenwimpel der einzelnen Gemeinden sehen. Oben links Nida, dann (im Uhrzeigersinn) Preila, Pervalka, Juodkrante und Purvyne (eingemeindetes Dorf bei Nida). (Wappen Wikipedia)
Um zur Kurischen Nehrung zu kommen, muss man mit der Autofähre übersetzen. Direkt in der Altstadt von Klaipeda gibt es auch noch eine Personenfähre.
Duenen in Nida (Fotos Rasa Kocyte)
Die Autofähre zur Nehrung ist direkt neben einer Tankstelle (Klaipeda, Varnenu Gatve). An der Kasse bezahlt man die Überfahrt und setzt über. Erfahrene Nehrungs Besucher warten nach Verlassen der Fähre, bis die litauischen und russischen Autos (viele Russen kommen aus Königsberg über die Nehrung nach Klaipeda zum Einkaufen) vorbeigefahren sind. Die schmale Straße nach Nida wird nämlich als Rennstrecke missbraucht. Man könnte ja vielleicht eine Minute eher da sein.
Nun gabelt sich die Strasse: rechts geht es zum Delfinarium, links nach Juodkrante und Nida (und weiter nach Kaliningrad). Man kann sich also nicht verfahren.
Interessant ist, was für teure Autos aus dem Kaliningrader Oblast kommen.
Das Meeresmuseum auf der Kurischen Nehrung
An der nördlichen Spitze der Kurischen Nehrung befindet sich das litauische Meeresmuseum mit einem Delfinarium und Aquarium.
Die Aussenanlage des Meeresmuseums Hier schwimmen die Seelöwen
Das runde Gebäude ist der neuere Teil des Meeresmuseums, während die Aussenanlagen in einem alten Preussischen Fort untergebracht sind. Die Festung Kopgalis wurde 1866 zum Schutz des Hafens von Klaipeda gebaut. Auch heute noch befindet sich hinter dem Delfinarium eine Station der Grenzpolizei mit Luftkissenbooten, die man sieht, wenn man mit einer Fähre in den Hafen von Klaipeda (also in das Haff) einfährt.
Skulptur für die gestorbenen Seeleute vor dem Meeresmuseum mit Blick auf den Hafen von Klaipeda
Der Bernsteinhafen Im Herbst werden die Figuren verbrannt (bitte Bild anklicken)
Lettische Volksmusik mit Szenen von der Kurischen Nehrung. Hier werden die Holzskulpturen verbrannt.
Hier wurde 1855 Bernstein gefunden und von 1860 bis 1890 professionell ca. 75 Tonnen Bernstein abgebaut. Die Firma von Wilhelm Stantien beschäftigte 600 Mitarbeiter und hatte bis zu 23 Dampfmaschinen. Der frühere Hafen wird heute Bernsteinbucht genannt.
Die Holzfiguren werden jedes Jahr neu gestaltet und zur Sonnenwendfeier verbrannt.
Nach kurzer Fahrt kommt die Mautstation, an der man den Eintritt auf die Nehrung zahlen muss.
Es gibt Bezahlautomaten, die aber oft defekt sind. Dann zahlt man am Kassenhäuschen. Preise, in der Hochsaison pro PKW 20 Euro, sieht man hier: https://unipark.lt/en/neringa
Juodkrante (Schwarzort) im Winter
Juodkrante - auch im Winter ist die Kurische Nehrung wunderschön!
Miniaturmuseum Juodkrante
Kurz danach kommt man nach Juodkrante (Schwarzort). Hier gibt es eine Backsteinkirche von 1885 und einen Skulpturenweg direkt am Ufer. Außerdem einen Geldautomaten ;-)
In Schwarzort, wie Juodkrante auf Deutsch heisst, gibt es einen sehr schönen Wanderweg, der mit Holzskulpturen gesäumt ist. Er führt auf dem Hexenberg (Ragana Kalnis) entlang und ist nicht sehr lang, aber zu empfehlen.
Hinweisschild in Juodkrante zum Hexenberg Raganu Kalnis
Fotos vom Raganu Kalnis, (den man unbedingt besuchen sollte) und seinen Skulpturen, kann man unten auf dieser Seite zusammen mit weiteren Impressionen der Kurischen Nehrung in der Fotogallerie sehen.
Weg zur Aussichtsplattform
Durch den Vogelkot abgestorbene Bäume
Kurz nach Juodkrante kann man die bekannte Kormorankolonie besuchen.
Es gibt kein Schild, aber der abgestorbene Wald auf der rechten Seite ist (eigentlich) nicht zu übersehen.
Neben dem Gestank ist die schiere Größe der Kolonie beeindruckend. Viele Nester sind von den Kormoranen besetzt. Ein Kormoran braucht pro Tag etwa 400 gr. Fisch. Bei seinen Tauchgängen, die Vögel schaffen eine Tauchtiefe von bis zu zehn Metern, können sie im recht flachen Haff jede Stelle und jeden Fisch erreichen. Dementsprechend unbeliebt sind sie bei den Fischern. Sind die Nistbäume abgestorben und morsch, wenden sich die Vögel frischen Bäumen zu und der Kreislauf der Natur beginnt von vorn. Wahrscheinlich wird der Kormorandung irgendwann für kräftigen Neubewuchs sorgen. Bio eben.
Eine Familie aus Hamburg, die in Nida urlaubt und Bernstein sammelt, berichtet von ihren Bernsteinfunden, vom Nepp der Bernsteinverkäufer und das sie schon zwei Elche gesehen haben.
Straße auf der Kurischen Nehrung
Pervalka
Auf dem Weg von Juodkrante nach Nida kann man einen Abstecher nach Pervalka machen. Muss man aber nicht.
Das frühere Fischerdorf hat ganze 40 ständige Einwohner und im Sommer einige mehr.
Nach Pervalka kommt man an Preila (früher mal Preil) mit 190 Einwohnern vorbei. Auch hier gibt es einige schöne Ferienhäuser.
Je nach Zeit, kann man sich auch auf Nida, die Dünen und den Ostseestarnd beschränken.
Blick auf Nida
Da wo die Hauptstraße links nach Nida abbiegt, geht es rechts zu einem Parkplatz direkt an der Ostsee.
Hier kann man parken und über die Dünen zum schönen Ostseestrand spazieren.
Gastronomie wie in Palanga findet man hier nicht. Der Strand ist komplett naturbelassen und wunderschön. Restaurants, Cafes und Bars gibt es nur in Nida selber.
Ein ganz anderer Tourismus als in Palanga.
Achtung: übertreten Sie nicht die grüne Grenze nach Russland. Verstöße werden von russischer Seite streng geahndet. Möglich ist natürlich die Besichtigung der Grenzstation. Einfach die Nehrungsstrasse bis zum Ende fahren. Zum Besuch von Königsberg ist ein Visum erforderlich!
Hier ist auch der Hauptbadestrand für Urlauber die in Nida übernachten. Er liegt nicht weit vom Zentrum, direkt auf der vom Haff abgewandten Seite der Nehrung.
Kurenwimpel
Überall sind die berühmten Kurenwimpel aufgestellt.
Kurenwimpel Nida
Da Nida nicht sehr gross ist, kann man auf einem Rundgang alles erwandern. Vielleicht ist ein Hinweis nicht ganz unangebracht, dass man sich immer noch in Litauen befindet und nicht auf Sylt.
Es ist sehr viel modernisiert und auf westlichen Standard gebracht worden, aber man merkt immer noch die Reste von "Charme" aus 50 Jahren Sozialismus. Z. B. bei der Betonuferpromenade. Und ich meine das noch nicht einmal nur ironisch. Gerade die litauische Vergangenheit und natürlich die Natur und Landschaft machen den Reiz dieses Baltenlandes aus.
Die Kurenwimpel - eigentlich eine Art Nummernschild für die Fischerboote
Die Kurenwimpel sind nicht nur wegen ihrer Schönheit interessant, sie sind auch ein weiteres Zeichen der deutschen Vergangenheit des Memellandes. Sie dienten nicht (nur) als Verschönerung der Häuser auf der Kurischen Nehrung, sondern waren wie ein Nummernschild für die kurischen Fischerboote, damit die Königsberger Steuerbehörden die Fanggebiete besser kontrollieren konnten. Jedes kurische Dorf hatte einen Abschnitt im Haff, an dem es Fischen konnte. Verstöße konnte man nun anhand der Kurenfahne besser entdecken und ahnden. Also irgendwie typisch Deutsch.
Sommer in Nida
Bernsteinmuseum mit Blick auf das Kurische Haff
Einkehr im Cafe Kursis. Leckere litauische Gerichte. Fachwerkhaus
Am Haff entlang kommt man am Bernsteinmuseum vorbei. Es soll schöner sein als das große Bernsteinmuseum in Palanga. Leider hat es am Montag (wie viele Museen in Litauen) zu. Mir hat das Museum in Palanga bei einem früheren Besuch auch sehr gut gefallen.
Restaurant Nidos Seklycia.
Am Ende von Nida angelangt, tauchen die riesigen Wanderdünen auf, die weit bis in den russischen Teil der Nehrung hinein reichen. Früher begruben diese Dünen ganze Dörfer unter sich. Heute hat man sie mit Bepflanzung unter Kontrolle gebracht und muss nun mehr Angst um ihre Existenz haben.
Hier ist auch eines der romantischsten Restaurants von Nida, dass Nidos Seklycia.
Am Ende von Nida vor der großen Düne (Parnidis Düne).
Duenen bei Nida
Blick auf die Toten Duenen
Ab 2019 wurde ein Eintrittsgeld für die Tote Düne in Höhe von 2 Euro eingeführt. Wahrscheinlich gilt das nur in der Hochsaison
Blick auf die Duenen und das Kurische Haff
Über dem Haff können wir den alten Leuchtturm vom Windenburger Eck erahnen (Ventes Ragas, schönes Ausflugsziel).
Impressionen am Hafen
Auf der Kurischen Nehrung hat der Kameramann Willi Zielke 1936 für Leni Riefenstahl Teile ihres Filmes "Fest der Völker" gedreht.
Dafür tanzten 30 nackte Mädchen einen Tempeltanz auf einem abgeschirmten Areal der Nehrung. Sie wurden aus einer Schar von 300 Damen ausgewählt, die alle nackt vortanzen mussten.
Den Tanzschulen der Region wurde die "Seriosität" des Films mit Hinweis auf das Wohlwollen von Goebbels und Hitler bestätigt.
Zielke schrieb 1952 in einem Buch über die Zeit auf der Nehrung:
"Einmal in meinem Leben habe ich mit allen Möglichkeiten der Aktaufnahme spielen können... Wir saßen in einem abgesperrten Revier an der Kurischen Nehrung, allein mit 30 ins Paradies zurückgekehrten Evas, einer unendlichen Stille und den letzten Elchen Europas, um den Prolog zum Olympiade-Film 1936 zu schaffen.
Wir hatten diese Evas aus 300 Sportstudentinnen wählen können, ein prachtvolles Menschenmaterial. Mit Anmut und Grazie führten sie alle Studien, Bewegungen und Übungen vor, die wir brauchten. In den Drehpausen standen, lagen oder liefen sie am Strand und freuten sich ihres jungen Lebens. Es berührte weder uns noch unsere Helfer, daß sie splitterfasernackt waren. Sie auch nicht. Die schöpferische Arbeit hatte uns alle viel zu sehr im Bann."
Blick auf Nida von der Hafenmole
Später wurde gemunkelt, Riefenstahl habe sich unter die Nackten gemischt und sei im Olympia Film auch (nackig) zu sehen. Dem widerspricht Zielke:
"Und als sie sich kurz vor Beendigung der Aufnahmen am Grabschen Hacken in der Kurischen Nehrung selbst vor die Kamera posierte, sah ich diese Frau das erste Mal im Badetrikot und war enttäuscht. Ihre Figur konnte nicht an meine Modelle heran! Sie war außerdem viel zu vollschlank. So begnügte sie sich mit einer Grossaufnahme ihrer Hände, die den Tanz der Flammen interpretierten, was ihr sehr gut gelang!"
Quelle: Das Stahltier Blogspot
Kleiner Leuchtturm in der Hafeneinfahrt.
Blick auf den Hafen
Alte Boote
Bootstouren werden von Nida nach Minge und Ventes Ragas (also zum Festland) angeboten, sowie an der Nehrung entlang Richtung russische Grenze
Boote im und am Hafen
Boot im Hafen Kurisches Haff
Wir schlendern zurück am Hafen entlang. Hier liegen Boote mit denen man in der Hochsaison nach Vente oder Minge (also auf die andere Haffseite) übersetzen oder auch nur Ausflüge zu den Dünen der Nehrung machen kann. Am 13 .Mai ist hier noch nicht viel los, die Saison beginnt erst.
Inkaro Kaimas Gästehaus direkt am Kurischen Haff in Nida
Die Moderne hält Einkehr: Ladestation für E-Autos Foto © B. Galoci
Häuser vor dem Haff
Am Ufer entlang geht es zum Thomas Mann Haus.
Motiv eines jeden Nida Urlaubers und Reiseführers: das Thomas Mann Ferienhaus
Alte Postkarte 1931 Quelle: Wiki
Es liegt auf einem Hügel direkt am Haff mit einer wundervollen Aussicht. Als Sommerwohnsitz sicherlich gut gewählt, wenn denn die Temperaturen immer so wären wie bei meinem Besuch. Thomas Mann ließ das Holzhaus 1929 erbauen, nachdem er bei einem Aufenthalt in Nida von der Landschaft begeistert war. Durch den ihm verliehenen Nobelpreis konnte er sich das leisten. Er verbrachte hier die Sommerferien mit seiner Familie 1930 bis 32. Dann musste er wegen den Nationalsozialisten emigrieren.
Antanas Venclova, der ehemalige Kultusminister der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik (Vater von Tomas Venvlova) traf Thomas Mann im Mai 1955 in Weimar. Dort lud er ihn nach Litauen ein, da in Nida ja noch sein Ferienhaus stand.
"Manns Antwort fiel unverbindlich aus, weil ein Besuch von ihm in der UdSSR zu jener Zeit starke politische Implikationen gehabt hätte, aber er war von dem Angebot sehr berührt. Nach der Rückkehr fand mein Vater heraus, dass das Haus von Thomas Mann in einem sehr schlechten Zustand war und als inoffizielle Toilette benutzt wurde. Er forderte die sowjetlitauische Regierung zur umgehende Renovierung auf, die tatsächlich durchgeführt wurde. Thomas Mann starb im August desselben Jahres in der Schweiz, bevor er Litauen nochmals besuchen konnte. Sein Haus würde in ein kleines Museum umgewandelt, das heute regelmäßig Konferenzen und Konzerte ausrichtet."
Tomas Venclova in der "Magnetische Norden"
Ostseestrand im Herbst
Baltisches Meer im Winter
Haffküste
Sicht vom Thomas Mann Haus auf das Kurische Haff
Der Ort auf der Nehrung, an dem die Fähre nach Klaipeda abfährt, heißt Smiltyne. Dort gibt es am Fähranleger drei Spuren, links für Fahrzeuge mit Sondergenehmigung für die Nehrung (Leute die häufig fahren), rechts stehen die LKW und in der Mitte stehen wir Touris und warten.
Die Überfahrt ist nur kurz.
Am nördlichen Ende der Nehrung befindet sich das Meeresmuseum mit Pinguinen, Fischen und Seelöwen.
Mittig das Meeresmuseum. Rechts darüber sieht man eine Station der Grenzpolizei. Hier sind Luftkissenboote stationiert. Man sieht sie bei der Einfahrt der Fähren aus Deutschland ins Haff.
Kurzes Youtube Video von Wolf Feld: Radfahren auf der Kurischen Nehrung
Informationen über Hotels und Pensionen gibt es bei PrieJuros, also "Am-Meer", einem litauischen Unterkunftsverzeichnis speziell für die Ostseeregion
Eugenijus Kocys bietet in Juodkrante (Schwarzort) verschiedene Ferienwohnungen an. Auf seiner Webseite kann man sich die Unterkünfte anschauen. Ausserdem bietet er einen Abholdienst vom Fährhafen in Klaipeda, sowie vom Flughafen Palanga an.
Camping in Nida:
Taikos 45a
Tel.: 0037068241150
Bilder © Rasa Kocyte und A. Kuck
Aktuelle Informationen zu den Busverbindungen von Smilyne nach Nida, Kosten für den Zugang zum Landschaftsschutzgebiet Nehrung, Unterkunft und Fahrradvermietung finden Sie auf der Infoseite vom Fremdenverkehrsbüro Nida.
IX. Fort Kaunas
Das "Neunte Fort" (litauisch: Devintas Fortas) liegt am westlichen Stadtrand von Kaunas an der A1 und ist schon von weitem an der monumentalen Skulptur "Kampf, Sieg und Leid des Widerstandes" zu erkennen.
Oben links das IX. Fort unten rechts das Museum
1958 wurde ein Museum über die Verbrechen der Nationalsozialisten errichtet. Damals wurden die Juden nicht explizit genannt. Jüdische Opfer waren immer (übrigens bei allen Gedenkstätten der Sowjetunion) sowjetische Bürger.
1902 war das Fort im Zarenreich als Teil eines Befestigungssystems um Kaunas herum gebaut worden (beendet 1914). Acht Festungen sollten die Stadt vor Angreifern schützen. Im I. Weltkrieg reichte ein Kanonenschuss der deutschen Armee und die Besatzung gab das IX. Fort auf. (Bild vom Einschuss ist weiter unten).
Lijana zeigt auf das 9. Fort als eines von 8 Festungen Die blauen Punkte zeigen die neun Geschützrampen
1924 errichteten die Litauer dort eine Außenstelle des Kaunaser Gefängnisses. 1940-41 ging es mit dem NKWD weniger zimperlich weiter. 1941 übernahmen dann die Deutschen, die im Fort unter dem Decknamen Fabrik 1005 B ein Konzentrationslager einrichteten. Hier wurden Juden aus dem Kaunaser Ghetto sowie aus Frankreich, Österreich und München ermordet (die ersten Münchner Juden kamen schon 1941), sowie russische Kriegsgefangene.
Da im Netz und in den Reiseführern unterschiedliche Opferzahlen herumgeistern, hier die offiziellen Zahlen des IX. Fort Museums:
"The Ninth Fort was a site of execution during the Nazi occupation. From 1941 till 1944 more than 50.000 people of different nations, among them more than 30.000 Jews, inhabitants of Kaunas, prisoners of the Kaunas Ghetto were killed in the Ninth Fort."
Also sind etwa 30.000 Juden aus Kaunas, die erwähnten Juden aus Westeuropa sowie russische Kriegsgefangene ermordet worden.
[Interessant sind dabei die Zahlen von Wikipedia, die je nach Land vollkommen unterschiedliche Opferzahlen angeben. Die englische Wiki Seite zählt wie die litauische 10.000 Opfer auf. Die tschechische und französische 5.000, die spanische und holländische nennt 30.000 und die deutsche Wiki Seite legt sich nicht fest sondern nennt 18.500 bis 50.000 Opfer.]
1943 mussten die Massengräber von jüdischen Gefangenen (den sogenannten Leichenbrennern) geöffnet und die Leichen auf Feuern verbrannt werden. Der Glaube an den Endsieg war am schwinden und die deutsche Führung begann zu bangen, was nach dem Krieg wohl mit ihnen passiert. Also wurden die Spuren der deutschen Gräuel beseitigt.
Trotz der traurigen Geschichte des 9. Forts ist ein Besuch sehr empfehlenswert. Auch für Kinder. Die Architektur erweist sich im Inneren als weitaus interessanter als man außen ahnt.
Das Museum des IX. Forts Das Fort selber liegt links dahinter.
Beim Kauf der Eintrittskarte kann man eine Führung durchs Fort buchen.
Die unterirdischen Gänge und der Ausguck sind nur mit Führung zu besichtigen.
Zuerst besichtigt man die Ausstellung im Museum, einer Art Betonbunker der sowjetischen Periode, der schon altersschwach wirkt. Hier, wie überall in Litauen, überwiegt das Andenken an die litauischen Opfer der russischen Okkupation von 1940 und ab 1944. Sibirien und Waldbrüder begegnen dem interessierten Besucher ja in jedem Museum in Litauen.
Die deutsche Besatzung scheint in der offiziellen Geschichtsauffassung nicht so richtig stattgefunden zu haben. Nur an wenigen Tafeln wird an das Kaunaer Ghetto und den Holocaust erinnert.
Vom Museum hoch zum Fort
Das Fort wurde 1902, wie auch die Festung in Daugavpils, Lettland, als Verteidigungsanlage vom zaristischen Russland gebaut. Im I. Weltkrieg reichte ein Kanonenbeschuss und das Fort wurde aufgegeben. (Foto weiter unten)
Ab 1941 diente das Fort als Gefängnis und die Deutschen begannen hier die Insassen des Kaunaer Ghetto umzubringen.
Nach dem Betonmuseum bietet sich ein Spaziergang um das Fort herum an, um das riesige Monument "Kampf, Sieg und Leid im Widerstand" des Bildhauers Alfonsas Vincentas Ambraziūnas vorbei (hier befinden sich auch viele Gedenktafeln weil dort die Massengräber der Ermordeten sind) und lasse den Ort auf mich wirken.
Wer sich für die Geschichte des 9. Forts mit Mord und anschliessender Spurenbeseitigung interessiert, der kann bei Alex Faitelson nachlesen. Der war hier nämlich Gefangener und flüchtete in einer berühmten Aktion aus der Anlage. Er ging zurück ins Ghetto Kaunas um danach zu den Partisanen in die Wälder zu flüchten.
Denkmal für den Widerstand
Vorderseite des Forts. Links sieht man das riesige Denkmal "Kampf, Sieg und Leid im Widerstand"
Mauern mit Einschusslöchern um das IX. Fort
Der Ausguck auf dem Fort
Ein besseres Foto von Wikipedia
Nicht so leicht durchzuschauen: der gepanzerte Ausguck
Bemerkenswert sind die gepanzerten Gucklöcher, die aus den Erdwällen rausschauen. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man auf einen Aussichtsturm klettern, die enge Leiter hoch: sehr interessant!
Lijana vor den Besucherzellen im Eingangsbereich des Gefängnisses
Lijana ist eine der englischsprachigen Guides.
Von Hand (später E-Motor) angetriebene Brunnenpumpe Gepanzerte Türen
Lijana erklärt in sehr gutem Englisch alle Details und auch alle Gänge. Die Besteigung von einem Wachturm war sehr interessant! Das ganze Fort erscheint mir als unglaublich gut geplant: Belüftungsanlagen um den Rauch der Kanonen zu entsorgen, Fallgruben für Munitionshülsen, Schießscharten in alle Richtungen. Es gibt sogar einen Brunnen, sowie Aufzüge für die Munition. Der Architekt hat gute Arbeit geleistet. Von außen sieht der Bau viel kleiner aus als von Innen.
Panzertüren und lange Gänge unter dem Fort
Hofbereich IX. Fort mit Beschussspuren aus dem I. Weltkrieg
Leider war der Stand der Militärtechnik aber mittlerweile so weit, dass wie gesagt ein Schuss genügte (Lijana meinte, die Besatzung des Forts hätte keine Kampfausbildung gehabt), um die Anlage aufzugeben.
Berichtigung: In Reiseführern wie dem Reise Know How Titel "Litauen" steht noch, dass sich die Besatzung des Forts im I. Weltkrieg noch 11 Tage verteidigten. In City Trip Vilnius Kaunas vom gleichen Verlag aus dem Jahre 2016 stehen 10 Tage.
Am 24.9.2018 schrieb uns der Leiter der Festung Kaunas, Vytautas Petrikėnas, dass sich keine Besatzung mehr im Fort befand, als die Deutschen im August 1915 am Fort ankamen. Warum trotzdem ein Kanonenschuss abgegeben wurde, ist nicht klar.
Von den Leichenbrennern Litauen durchbohrte Tür
Lijana zeigt mir die Tür, durch die die Leichenbrenner Weihnachten 1943 entkommen sind. Wie nahe mir die Geschichte ist!
Als Leichenbrenner werden die Gefangenen bezeichnet, die ab 1943 auf Befehl Himmlers (Sonderaktion 1005- "Abäscherung der Ostfront") die Spuren der deutschen Gräueltaten beseitigen sollten. Sie mussten die Leichen aus den Massegräbern wieder ausgraben (auf verstecktes Gold untersuchen) und auf Scheiterhaufen verbrennen. Die Knochen wurden dann zermahlen. Im Dezember 1943 konnte eine Gruppe von Leichenbrennern aus dem IX.Fort durch eine aufgebohrte Tür entkommen. Seltsamerweise haben nur die Juden überlebt, die die Flucht zurück in das Kanaser Ghetto gewählt hatten. Die Logik ist schwer zu verstehen, wird aber deutlich, wenn man die judenfeindliche Lebensumgebung in Litauen versteht. Für flüchtende Juden gab es nur das Ghetto, die russischen Partisanen, bei viel Glück ein Unterkommen bei litauischen Bauern (besonders für Kinder und Frauen) oder das Konzentrationslager. Alex Faitelson hat die Lage der Juden, der Leichenbrenner, das Leben im Ghetto und den Partisanenkampf eindrucksvoll beschrieben.
Um keine Zeugen zu hinterlassen, waren alle Leichenbrenner dem Tode geweiht.
Ich hätte gerne noch mit ihr über Faitelsons Buch gesprochen, aber nach der Führung durch die Gänge des Forts erreichen wir den Gefängnistrakt mit den Zellen und schon ist sie mit ihrem Sohn verschwunden.
Gänge im Fort Kaunas
Hat ja auch lange gedauert, unsere Wanderung durch die Abgründe des Forts.
Flur des Gefängnisses mit Kanonenofen
Pritschen der Gefangenen
Das IX. Fort ist unbedingt einen Besuch wert, wegen der Bedeutung für den Holocaust, aber auch rein architektonisch!!
Leider gibt es weder im, noch am Museum, ein Cafe in dem man rasten und die Informationen und Eindrücke verarbeiten kann.
Adresse und Öffnungszeiten IX.Fort:
Adresse: Zemaiciu pl. 73 Kaunas Litauen
Nach dem Museumsbesuch bietet sich ein Ausflug zur nahen Burg Raundondvaris an.
Aukstaitija Nationalpark
Der Aukstaitija Nationalpark ist der älteste Nationalpark in Litauen und wurde 1974 gegründet. Er umfasst 40.500 ha und davon sind ca. 15 % Seen.
Wir möchten Ihnen im Park folgendes vorstellen:
Bienen Litauen
Wassermühle Aukstaitija Nationalpark
Natur- litauische Landschaften
Baumkuchen
-Baumkuchenfabrik und Restaurant Romnesa
Der ANP hat für den Tourismus in Litauen eine große Bedeutung. Bis 2009 war in Visagina (im Dreiländereck Lettland-Litauen-Weißrussland) ein Kernkraftwerk in Betrieb, das aber auf Druck der EU 2009 abgeschaltet wurde. Es hatte bei Inbetriebnahme 1983 die größte Leistung weltweit. Wer sich für den leichtsinnigen Betrieb eines KKW in der Sowjetunion interessiert, der sollte mal diesen Artikel über das Kernkraftwerk Visagina (Ignalina ist die nächstgrößte Stadt) lesen.
Ethnografische Gebiete in Litauen
Der Aukstaitija Nationalpark liegt im Osten, an der lettisch- weißrussischen Grenze. Sehenswerte Ziele in der Nähe sind Daugavpils, Zarasai, Anyksciai und Moletai.
Im Aukstaitija Nationalpark ist der Weg das Ziel. Viele kleine Details im Park machen seinen Reiz aus. Bei der Fahrt durch die Dörfer im Park fühlt man sich in eine frühere Zeit zurück versetzt. Die Dörfer bestehen aus alten Holzhäusern, meist mit liebevoll gepflegten Vorgärten. Alte Trinkwasserbrunnen und Kleinlandwirtschaft runden das Bild ab.
Neben diesem Gesamtkunstwerk Aukstaitija Nationalpark (ANP) gibt es natürlich im Park einige besonders sehenswerte Orte, die es zu besuchen lohnt.
Ein Ziel im ANP (Aukstaitija Nationalpark) ist das Imkereimuseum in Stripeikiai.
Birzai- Aukstaitija Nationalpark Bienenmuseum
Abfahrt zum Imkereimuseum
Auf der Straße Utena-Tauragnai nach Kirdeikiei führt ein Hinweisschild zum Imkereimuseum in Stripeikiai nach links in den Wald. Für Autos kein Problem ist die nun folgende Schotterpiste. Danach kommt Sand und es wird für sehr schwere Motorräder unschön.
Die Hinweistafeln sind in Litauen löblich und meist zweisprachig
Da sich über Ausstellungen genauso wie über Kunst streiten lässt, kann man neben den Infoausstellungen über die Imkerei auch einfach die schöne Natur, die vielen Holzfiguren und Bienenhäuser anschauen.
Bienenhäuser
Träger bringen einen Honigbaum heim
Imkereimuseum Eingangsfigur
Erstes Haus des Museums
Innenansicht Museum
Ansichten in Stripeikiai
Fluss Tauragnai
Holzfiguren als Bienenhäuser
In meinem Reiseführer "Litauen" von Günter Schäfer (2009) wird das Imkereimuseum als interessanteste Sehenswürdigkeit von ganz Litauen beschrieben. (Der gleiche Text steht auch im Reisehandbuch "Baltikum" von R. Höh aus dem Jahre 1992).
Dem kann ich nicht zustimmen. Die Fahrt in den ANP (Aukstaitija Nationalpark) ist wunderschön. Schon in der Umgebung des ANP überwiegen alte Bauernhäuser und Höfe aus früheren Zeiten. Die Wälder, Seen und die Sehenswürdigkeiten machen den Reiz des ANP aus. Allein wegen dem Imkereimuseum zu kommen lohnt sich (meiner Meinung nach) nicht.
Vom Imkereimuseum in Stripeikiai geht es auf dem linken Weg in den Wald, Richtung Wassermühle Ginuciai.
Der bessere Weg raus aus dem Wald
Auf der rechten Seite liegt ein wunderschöner Waldsee. Das Wasser steht sehr hoch. Im August gibt es überall Blaubeeren.
Der Weg durch den Wald war glücklicherweise viel besser als der Anfahrtsweg und irgendwann kommt auch wieder Asphalt unter die Räder. (Schreibt der Motorradfahrer. Dem Autofahrer fällt das nicht auf).
Wassermühle Ginuciai
Boot auf dem Ober See
Unterlauf, hier kann man im Sommer ins Wasser
Ablauf des Wassers
Eine Wassermühle ist immer schön anzusehen.
Da die touristische Zeit in Litauen wetterbedingt sehr kurz ist (die Mühle und das Imkereimuseum eröffnen am 1. Mai), bieten sich die Sommermonate für den Besuch an.
Das Bienenmuseum und die Wassermühle haben (wie fast alle Museen in Litauen) am Montag geschlossen. Macht aber nichts. Theoretisch kann man die Außen Gelände auch so anschauen. Nur die Häuser haben halt geschlossen.
Schön ist die Fahrt in dieser reizvollen Landschaft.
In der Mühle wird uns empfohlen unbedingt den Ladakalnis anzuschauen, eine vorchristliche Opferstelle auf einem Hügel inmitten von vielen Seen. In der Nähe ist eine Hügelkette, auf der sich früher Holzburgen befanden.
Papiliakalnes - zum Ladakalnis gehts noch etwas weiter oder man läuft über den Hügelkamm
Kurz darauf erreiche ich die gut beschilderten Burghügel. Die Bergchen dienten mal als Verteidigungsanlagen der Litauer. Auf der Strecke von Kaunas nach Jurbarkas, übrigens eine der schönsten Strecken in Litauen, gibt es ähnliche Burghügel. Ebenso in Kernave.
Blick vom Piliakalnis
Auf dem Weg zum Ladakalnis kommt man an mehreren Burghügeln vorbei. Oben hat man Aussicht auf einige Seen. Man kann auch vom ersten Hügel, dem Papiliakalnes über die Hügelkette zum Ladakalnis spazieren.
Die Gegend wird auf mehreren Hinweistafeln zweisprachig erklärt. Wie leider oft in Litauen sind die Schilder teilweise zerstört.
Ladakalnis
Zum Ladakalnis kommt man über diese Sackgasse am Linkmenas See, rechts vom Papiliakalne
Aussicht vom Ladakalnis
Der Aukstaitija Nationalpark mit seinen vielen Seen
Oben angekommen erfreut man sich an der schönen Aussicht, die hier sehr gut ist. Viele Seen sind zu sehen. Auf einem Hinweisschild wird auf die frühere litauisch- polnische Grenze von 1920 bei Antalksne hingewiesen. Interessant wie wechselhaft die Geschichte und die Herrschaft über diese Ländereien war (hoffentlich war). Und wie gut das man sich in Europa sicher und frei bewegen kann. Schätzen leider nicht so viele, wie ich in Birzai feststellen konnte.
Der Ladakalnis ist 175 Meter hoch und war früher ein heiliger Ort für die heidnische Gottheit Lada. Ein schöner Ort!
Barrierefreiheit auf dem Ladakalnis ;-) Gut gemeint aber leider nicht mehr repariert, wie vieles in Litauen
Nach dem Spaziergang in der Natur kommt Hunger auf und es bietet sich ein Besuch im Restaurant "Romnesa" in Strigailiskis an. Unser Navi hat Strigailiskis gefunden und auch Google Maps kennt dieses Dorf, also keine Angst.
Baumkuchenherstellung bei Romnesa
Das Restaurant hat seine Existenz der Tatsache zu verdanken, dass die Firma Romnesa einer der größten litauischen Hersteller von Baumkuchen ist. Baumkuchen sind neben den Cepelinas eine der Nationalspeisen der Litauer. Bei Romnesa kann man für einen Obulus selber an der Herstellung eines Baumkuchens teilnehmen. Über einem offenen Feuer wird Teig auf einem rotierenden Kegel gegeben.
Die Schauvorführung muss angemeldet werden. Wir haben uns das Schaubacken zu dritt geteilt.
Nicht nur Kinder haben bei der Baumkuchenherstellung ihren Spass
Die Litauer sagen übrigens neben dem litauischen Ausdruck Sakotis auch Baumkuchenis zu ihrem Nationalgebäck
Der fertige Baumkuchen wird verpackt und kann mitgenommen werden.
Die Herstellung eines Baumkuchens kostet etwa 100 Euro und man kann sich das mit mehreren teilen. Es gibt eine Tasse Kaffee pro Teilnehmer und jeder kann an der Baumkuchenherstellung teilnehmen.
Und deshalb lohnt sich auch ganz besonders der Besuch. Wo sonst hat man dazu die Gelegenheit?
Das Restaurant ist das beste in der Gegend und auch einen Besuch wert.
Romnesa
Strigailiskis
Litauen ANP
(8-600) 26354 oder von Deutschland 0037060026354
Die Website des ANP: http://www.anp.lt/
Klaipeda-Memel kontrovers
Klaipeda ist Litauens Tor zur Ostsee und zur Kurischen Nehrung. Klaipeda ist eine schöne Stadt zwischen Kaliningrad und Palanga gelegen. Überall in Klaipeda und im gesamten Memelgebiet erinnern Details (besondere die Backsteingebäude) an die deutsche Vergangenheit. Diese Vergangenheit wird aber von litauischer Seite fast komplett ausgeblendet.
Ich empfand diese Geschichtsklitterung immer als sehr sonderbar. Im Internet sah ich durch Zufall den folgenden Text von Beate Szillis-Kappelhoff über Litauens Umgang mit der deutschen Memel Vergangenheit.
Für den flüchtigen Leser, der vielleicht die anderen Texte dieser Website nicht kennt:
Ich mag Litauen, ich mag Polen.
Man kann überall hinreisen, wohnen, Immobilien kaufen- wo man möchte. Europa...herrlich.
Als Deutscher habe ich keine Ansprüche auf irgendwelche Ländereien in Polen, Russland oder Litauen.
Aber man kann doch nicht sagen, dass Kaliningrad immer russisch war. Oder Klaipeda immer litauisch. Es gibt eine deutsche Vergangenheit dort und warum sollten die Litauer diese Vergangenheit verleugnen?
Im Zusammenhang mit diesem Text habe ich eine junge Litauerin gefragt, ob Klaipeda immer litauisch war. Und ob Kaliningrad eine litauische Vergangenheit hat. Die Antwort hat mich dazu gebracht, den folgenden Text von Beate Szillis-Kappelhoff dem oben stehenden Reisebericht über Klaipeda zur Seite zu stellen.
Litauens Geschichtsklitterung:
Ein Zeichen schlechten Gewissens ?
Teil 1 - MD September 2003
In der litauischen Stadt Klaipeda (ehemals die deutsche Stadt Memel) wurde am 8. August 2003 ein monumentaler Triumph-Bogen feierlich eingeweiht. Eine graue quaderförmige Säule stützt links eine ebensolche waagerechte, die wiederum an ihrer rechten Seite abgebrochen dargestellt wird. Doch wird die Waagerechte hier von einer kostbaren runden Säule aus rotem polierten Granit gestützt. Spontane Interpretationen stellen sich ein. Soll hier die Dreigeteiltheit der Geschichte dargestellt werden? Weisen die beiden grauen Quader auf die graue Vergangenheit der etliche tausend Jahre alten kurischen Urbevölkerung und der über 700 Jahre angedauert habenden zerstörten deutschen Geschichte?
Foto: Szillas Kappelhoff Giedrius Zmaizys
Bedeutet die polierte rote Säule die zukünftige Unterstützung durch die Europäische Union?
Die Inschrift auf dem waagerechten Quader wird entziffert und mit Hilfe des Wörterbuches übersetzt:
"ESAM VIENA TAUTA, VIENA ŽEME, VIENA LIETUVA" d.h.:
"Wir sind ein Volk, ein Land, ein Litauen"
und macht dann doch erheblich stutzig und weckt merkwürdige Assoziationen, denn kürzlich wurden die Litauer von ihrem Präsidenten zu stärkerem Nationalbewusstsein und Patriotismus aufgefordert. Solch ein Litauen soll reif für die Europäische Gemeinschaft sein?
"Ein Volk, ein Land" mag ja noch angehen, aber was hat Litauen mit Memel-Klaipeda zu tun, das einen solch überdimensionierten Triumph-Bogen rechtfertigt, der zudem am falschen Platz steht und eindeutig neureich-protzig wirkt?
Die Jahre des Dritten Reiches und der Sowjet-Okkupation mal großzügig nicht mitgezählt, gehört die Stadt doch erst 80 Jahre lang zu Litauen! Deutsche Touristen stehen fassungslos-ärgerlich davor und fragen, warum nicht lieber das Geld für die alten Menschen ausgegeben wird, die zuhauf in der Altstadt herumstreunen, die Mülleimer durchwühlen und sich nachts in Ruinen einen Schlafplatz suchen. Oder warum wird nicht wenigstens der deutlich sichtbare Verfall öffentlicher und historischer Gebäude aufgehalten?
Ein erneuter Besuch des Monuments bei anderen Lichtverhältnissen macht die unter dem Text eingemeißelte Unterschrift lesbar: "E. Simonaityte". Nun erschließt sich Vieles, denn die Schriftstellerin Ieva Simonaityte (1897-1978) ist so etwas wie eine Nationalheilige, die ihre Sozialisation zwischen den Weltkriegen erfahren hat und sich der sogenannten "klein-litauischen" Bewegung angeschlossen hatte. Diese Bewegung entstand als Gegenbewegung zur Bismarck´schen Minderheiten-Politik und war ein Protest gegen die Germanisierung der baltischen Ethnien im nördlichen Ostpreußen. Eine analoge Bewegung gab es bei den slawischen Ethnien im südlichen masurischen Teil.
Es ist nicht zu leugnen, dass ab dem 15. Jh. viele Litauer in Ostpreußen siedelten, weil sie vor der polnisch-litauischen Adelsherrschaft in das mildere Recht des Deutschen Ordens und später aus dem zaristischen Russland in den geschützteren Raum Preußens flohen. Daraus konstruierte diese Protest-Bewegung aus dem Namen "Preußisch-Litauen" den unhistorischen Begriff "Klein-Litauen" sowie eine Zugehörigkeit zu dem nicht existenten "Groß-Litauen".
Bei der ländlichen Bevölkerung fanden diese "Kleinlitauer" allerdings wenig Zuspruch. Die Menschen wussten zwar, dass etliche ihrer Vorfahren Litauer waren, doch fühlten sie sich in erster Linie als loyale preußische Staatsbürger, zudem waren sie im Gegensatz zu den Litauern jenseits der Grenze protestantisch und nicht zuletzt konnte der deutlich niedrigere, ja primitive Lebensstandard in Russisch-Litauen kaum jemanden verlocken die Seiten zu wechseln. Lediglich die kulturellen Veranstaltungen und die in Tilsit erscheinenden Zeitungen in litauischer Sprache fanden Zuspruch.
Einige Führer dieser Bewegung optierten nach dem 1. Weltkrieg für Litauen, ließen sich jedoch von Deutschland repatriieren, als Litauen unter Stalins Herrschaft kam. Hervorgehoben sei hier der preußische Pfarrer Wilhelm Gaigalat (1870-1945), der es besonders gut verstand, sein Fähnlein in den politisch günstigen Wind zu hängen. Die Nachkommen dieser sogenannten Kleinlitauer leben heute in den USA und in Kanada und finanzieren sehr spendabel Projekte, die die Existenz "Klein-Litauens" beweisen sollen. Außerdem stellen sie Anträge bei der UNO und der EU und haben langfristig im Auge, das Königsberger Gebiet (Kaliningradskaja Oblast) für Litauen gewinnen zu können.
Auch hier wird Geschichte umgeschrieben was das Zeug hält: Weil die litauische Sprache schon während der polnisch-litauischen Zeit praktisch nur noch von der Unterschicht gesprochen wurde und auszusterben drohte, wurde in Königsberg mit Hilfe der damals noch nicht ganz ausgestorbenen prussischen Sprache die litauische Schriftsprache entwickelt und die ersten litauischen Bücher gedruckt, was dieser Sprache wieder auf die Beine half. Der "Kleinlitauische Rat" (Lithuanian Minor) legt diese Fakten nun derart aus, dass Königsberg eine urlitauische Stadt sei, die nur zwischenzeitlich von Deutschen okkupiert wurde. So unverschämt gehen nicht einmal die Russen mit der Stadtgeschichte Königsbergs um, und folglich zeigen etliche litauische Landkarten eine Grenzziehung, die das Königsberger Gebiet als litauisches Gebiet ausweisen. So unverschämt gehen nicht einmal die Russen mi der Stadtgeschichte Königsberg um!
Aber die Geschichte werden wir uns nicht nehmen lassen!
Als ein Beispiel möge ein Buch dienen, das auf der Titelseite die Kurenkahn-Wimpel rund um das Kurische Haff zeigt, jedoch großräumig den russischen Teil Ostpreußens bis zur Grenze mit Polen einbezieht (Nijole Strakauskaite, Kuršiu Nerija, 2001).
Befasst man sich mit der Geschichte Litauens, so muss man feststellen, dass es nur die kürzeste Zeit ein eigenständiger Staat gewesen ist, was wohl zu dem heute zu beobachtenden inferioren Verhalten beiträgt. Das ostbaltische Litauen war um das Jahr 1200 ein kleines Gebiet östlich von Kaunas zwischen den Flüssen Memel (Nemunas/ Njemen) und Beresina, also ein Binnenland.
Fürst Mindaugas (1236-1263) eroberte weite Gebiete in südlicher Richtung bis ans Schwarze Meer und machte Litauen zu "Groß-Litauen". Im heutigen Litauen lebten an der Küste und am Memelfluss die westbaltischen Kuren und Schalauer, während auf der Hochebene im Binnenland die ostbaltischen Samogiten/ Szemaiten, die sogenannten Niederlitauer wohnten, auch Zemaiten oder Schameiten genannt. Dies war ein sehr kämpferischer Stamm, der den Deutschen und Livländischen Orden viele handfeste Probleme bereitete und letztlich erfolgreich am Untergang des vereinigten Ordens beteiligt war. Dessen Fürst Vykintas fiel im Kampf gegen Mindaugas, der selbst verwundet überlebte. Vykintas Nachfolger Trenotia verfolgte ebenfalls eine andere Politik als Mindaugas, der Frieden mit dem Livländischen Orden schloss, sich taufen ließ, dann aber wieder heidnisch wurde, als die Zeiten dies günstiger erscheinen ließen.
Was hat Mindaugas Großreich mit dem heutigen Litauen zu tun, mag man sich verwundert fragen. Für nationalgestimmte Litauer bedeutet es jedoch die Quelle für alles: Alles nämlich, was mit ihrem Selbstbewusstsein zusammenhängt und alles, was sie sich für ihre Zukunft erträumen, leiten sie aus der vermeintlichen Ausdehnung des Reiches Mindaugas ab, wodurch für sie Rechtsansprüche bezüglich der heutigen bzw. zukünftigen Grenzziehung wie selbstverständlich entstehen.
Die Stadt Memel steht voller Plakatwände, die an die Feiern zu Mindaugas Krönungstag erinnern, auch der zu großspurig ausgefallene Triumph-Bogen hatte ursprünglich an diesem Tag eingeweiht werden sollen, was jedoch zeitlich nicht gelungen ist, weil die Bauarbeiter nicht schnell genug gearbeitet haben. Und letztlich muss Mindaugas dafür herhalten, das schlechte Gewissen wegen der widerrechtlichen Annexion im Jahre 1923 und der Einverleibung des Memellandes nach 1945 zu beruhigen.
Während Literatur und Karten von litauischen Archäologen und Linguisten die Geschichte Ostpreußens und des Memellandes korrekt wiedergeben, bieten etliche litauische Historiker nur haarsträubende Verfälschungen an. Als gutes Beispiel mag der litauische Geschichtsatlas für Schulen dienen (LIETUVOS istorijos atlasas, Briedis Verlag, Vilnius). Auf ein und derselben Seite zeigt die obere Karte des 13. Jh. die Lage aller baltischen Stämme in nicht zu beanstandender Weise, wobei Litauen als kleines Gebiet weit im Binnenland in kräftig grüner Farbe hervorgehoben ist. Direkt darunter erscheint auf einer zweiten Karte des 13. Jh. plötzlich ein Großlitauen, das Samogitien und die kurischen Gebiete sowie weite Teile Nord-Ostpreußens einschließt. Und genau in dieses aufgeblähte Dunkelgrün stechen nun die blauen Pfeile der Attacken des Deutschen und Livländischen Ordens. Weder Vykintas noch Trenotia finden Erwähnung, allein Litauen wurde angegriffen und allein Mindaugas hat die Angriffe abgewehrt. Eine Deutung, die heutige Litauer szemaitischer Abstammung schwer verstört: Sie fühlen sich von den Hochlitauern mehr als herablassend behandelt.
"Kurzfristig von Deutschland annektiert"
Dass das nördliche Ostpreußen, das Stammgebiet der prussischen Nadrauer, auch Mindaugas zugerechnet wird, "beweise" eine angebliche Urkunde über eine Schenkung Mindaugas an den Livländischen Orden, die zwar unauffindbar ist, aber über die in der Livländischen Reimchronik geschrieben wird. Wenn die Frage der Echtheit dieser Behauptung hier nicht geklärt werden kann, hat auf alle Fälle Mindaugas etwas verschenkt, was ihm gar nicht gehörte. Selbst wenn Nadrauen ihm gehört haben sollte, weiß schon der Volksmund: Geschenkt ist geschenkt!
Bei weiterer Durchsicht dieses Geschichts-Atlasses wundert es dann auch nicht mehr, dass die Karten des 19. und 20. Jh. ebenso verfälscht dargestellt werden. So also lernen litauische Schüler litauische Geschichte! Und auf diese Weise indoktriniert werden sie Ostpreußen und das dazugehörige Memelland als kurzfristig von Deutschen annektierten Teil Großlitauens betrachten und können in folgerichtiger Konsequenz Ansprüche auf das Königsberger Gebiet, und wer weiß, vielleicht auch noch auf Weißrussland und die Ukraine stellen, sobald Mütterchen Russland zu schwächeln beginnt.
Noch abenteuerlicher wird es, wenn die Museen Memel-Klaipedas unter die Lupe genommen werden. Das "Kleinlitauische Museum" (Mažosios Lietuvos istorijos muziejus), in der Ausstellung selbst mehr um Seriosität bemüht, hält es eher mit Verschleierungs-Taktik.
Bis zum 1. Weltkrieg zeigt es die Geschichte des Memellandes recht korrekt, wird dann aber für die Jahre 1919 bis 1923 merkwürdig schwammig.
Die Annexion 1923 wird so kommentiert, dass "beide Teile Litauens" sich wieder "natürlich" vereinigen wollten. Dass die von den Siegermächten geforderten und von Litauen zugesagten Volksabstimmungen systematisch verhindert wurden, wird unterschlagen, wie auch die Tatsache, dass in den gewählten Gremien des Memellandes nie mehr als fünf litauische Abgeordnete saßen (von 29 Sitzen) und dass die Rechte der Memelländer stark beschnitten wurden.
Die von Ribbentrop, wenn auch nicht ohne erheblichen Druck des Deutschen Reiches, vertraglich erreichte Angliederung des Memellandes an Deutschland im Jahr 1939 wird als Nazi-Okkupation dokumentiert. Statt der reichlich vorhandenen Bilder jubelnder Memelländer wird ein Foto weinender Kleinlitauer gezeigt. Man bedenke hier noch einmal die zahlenmäßig geringe Stärke der Kleinlitauer im Verhältnis zu den Deutschgesinnten: Von mehr als 150 000 Bewohnern optierten gerade einmal 585 Personen für Litauen (Arune Arbušauskaite, Litauens Optanten 1939, Klaipeda 2001). Die nachgewachsenen Generationen der Memelländer werden sich jedoch ihre Geschichte nicht stehlen lassen, auch wenn Litauen auf eine biologische Lösung des Vertriebenenproblems gehofft haben mag. In diesem Sinne ist der Ausspruch "Memel lebt!" auch zukünftig zu verstehen, denn die Lebenslüge, dass das Memelland urlitauisches Gebiet sei, wird nicht Bestand haben können. Jetzt erst treten die Umstände von Flucht, Vertreibung, Entrechtung und Benachteiligung ins allgemeine Bewußtsein, und sie werden Wunden zeigen, die sich weder durch Schweigen noch durch Geschichtsklitterungen des "Kleinlitauischen Rates" schließen lassen. Nur die wirklich ehrliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen kann Entlastung bewirken. Da niemand die Ausdehnung Litauens in Frage stellt, müsste Litauen eine Selbstsicherheit entwickeln können, die die offene Auseinandersetzung ermöglicht. Wir freuen uns auf ein Litauen, das Mitglied der EU sein wird, aber wir erwarten Gerechtigkeit, die in Ehrlichkeit besteht!
Systematisch wird in litauischen Geschichtsdarstellungen versucht, Memel und das Memelland in eine „kleinlitauische Region Klaipeda“ umzuwandeln. Die Behauptung, dass das Memelland „urlitauisches“ Gebiet sei, wird jedoch keinen Bestand haben, und sie kann auch kerne Grundlage für ein partnerschaftliches Zusammenleben im Europäischen Haus bilden.
Weit entfernt von Seriosität ist der im städtischen Informationsbüro ausliegende Prospekt. Hier wird die Ostseeküste vor zwölf-hundert Jahren von Balten bewohnt, dann wird plötzlich die Memelburg vom Livländischen Orden gegründet. Die nun entstandene deutsche Stadt trägt jedoch irgendwie keinen Namen, während das Gebiet ringsum als von Litauern bewohnt dargestellt und „Klein-Litauen“ genannt wird. Wieder ein Gedankensprung, und 90% der Bevölkerung werden nach Deutschland und Sibirien „evakuiert“.
Das sehr schön eingerichtete Schmiede-Museum in der Altstadt zeigt vorwiegend Grabkreuze und Grabeinfassungen, die von zerstörten memelländischen Friedhöfen eingesammelt wurden. Dies ist an sich löblich, denn auch gegenwärtig machen sich noch Friedhofsräuber über „Altmetall“ her und veranstalten Schießübungen auf Grabsteine mit deutschen Namen. So wenigstens blieb ein Teil der Kulturgeschichte erhalten. Nur sehr zurückhaltend finden sich allerdings Hinweise auf die systematische Zerstörung und Einebnung deutscher Friedhöfe.
Weitere Beispiele: Das Uhrenmuseum ist das „einzige in Litauen“ und zeigt in einer „englischen Kaufmannsvilla aus dem 19. Jh.“ sehr schöne Uhren, ohne dass man etwas über ihre Herkunft erführe. Überhaupt finden sich an etlichen historischen Gebäuden Bronzetafeln, die auf „litauisches Architektur-Denkmal des 19. Jh.“ hinweisen, während Kasernen und militärische Anlagen als „deutsch“ deklariert werden und die Ausstellungen dort mit deutschen Militärmärschen beschallt werden. Da nahezu systematisch der Anschein vermieden werden soll, es habe sich hier um eine über Jahrhunderte deutsche Stadt gehandelt, verwundert die Aussage eines Prospekts, der auf die „westliche Architektur Klaipedas“ verweist, die so ganz anders sei als in den übrigen litauischen Städten. Ja, wie mag sie dort nur entstanden sein?
Studieren wir Prospekte z.B. „Exploring Klaipeda 2003“, die von Tourismus-Agenturen herausgegeben werden, wird die geschichtliche Darstellung des Memellandes geradezu schamlos gefälscht, und wieder wird der Name „Memel“ konsequent ausgeblendet. Hier wird die „Stadt Klaipeda“ 1252 gegründet, einige Absätze weiter folgt die Information, dass der Name erstmals 1418 erwähnt wird. Nach der Stadtgründung reitet man im Schweinsgalopp durch 600 Jahre Geschichte, in der die Stadt in scheinbar schneller Abfolge von Szemaiten besetzt und dann ein Teil Preußens wird, dann einer Schwedens, dann wieder Preußens, dann Russlands. Es entsteht der Eindruck, die deutschen Epochen seien nur kurze Episoden gewesen, bis die Stadt im 18. Jh. nur noch aus Forts und Kasernen bestand. Doch unvermittelt wird man konkret: „1871 bis 1919 gehörte die Stadt Kaiserdeutschland an. Zu der Zeit hat man sich bemüht, Klaipeda zu verdeutschen, man stoß aber auf ein Widerstand der Litauer.“ Dieses Zitat ist ein Beispiel für eine noch relativ gute deutsche Übersetzung. Auffällig ist, dass in allen erhältlichen Prospekten die Absätze in Deutsch miserabel und teilweise sinnentstellend übersetzt sind, obwohl in der Region viele Menschen leben, die hervorragend deutsch sprechen. Trotz der Tatsache, dass der überwiegende Teil der Besucher aus Deutschland kommt, drängt sich die Frage auf, ob das absichtlich geschieht und ob darin Geringschätzung ihren Ausdruck findet, was um so verwunderlicher wäre, als Litauen erkannt hat, dass es im Gegensatz zu seinen baltischen Nachbarländern den Tourismus als Einnahmequelle bisher stark vernachlässigt hat.
Ein markantes Beispiel für Geschichtsfälschung bietet der Abschnitt „Klaipeda und das Bier“: „In Klaipeda wurde die erste Brauerei in Litauen gegründet. 1784 hatten die Litauer auf einmal keine Lust mehr, deutsches Bier aus Tilze (Tilsit) zu transportieren und beschlossen, eine eigene Brauerei zu bauen. Das Geschäft gründete ein echter Patriot des Küstenlandes, Reineke.“ Nur dem völlig Unkundigen wird nicht auffallen, dass es zu Ende des 18. Jh. keinen Staat Litauen gab und eine Stadt Klaipeda noch weniger. Nicht die Litauer hatten keine Lust mehr, sondern die deutschen Memeler, weshalb auch der echte Patriot einen zweifelsfrei deutschen Namen führte.
Es bleibt die Frage, warum das heutige Litauen, das inzwischen NATO-Mitglied ist und sich für die EU entschieden hat, es für nötig hält, so schludrig mit der Geschichte umzugehen. Auch wenn noch Reminiszenzen der deutschen Vergangenheit zu besichtigen sind, wird Memel systematisch in ein „kleinlitauisches Klaipeda“ verändert, was nicht nötig wäre, wenn Litauen sich ernsthaft und ehrlich mit seinem Geburtsfehler auseinandersetzte. Die Memelländer selbst haben sich im Westen etabliert und unterstützen das heute litauische Memelland nach Kräften. Von ihnen droht Litauen keine Gefahr. Im Gegenteil sehen sie die Notwendigkeit Litauens, das nach seiner Entlassung aus der Sowjetunion ein souveräner Staat geworden ist, dass es Memel-Klaipeda als Hafen braucht, um überleben zu können.
Wir freuen uns auf ein Litauen, das Mitglied der EU sein wird, aber wir erwarten Gerechtigkeit, die in Ehrlichkeit besteht: Jetzt erst treten die Umstände von Flucht, Vertreibung, Entrechtung und Benachteiligung ins allgemeine Bewusstsein, und sie werden Wunden zeigen, die sich weder durch Schweigen noch durch Geschichtsklitterungen des „Kleinlitauischen Rates“ schließen lassen. Nur eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen kann Entlastung bewirken. Da niemand die Ausdehnung Litauens ernsthaft in Frage stellt, müßte Litauen eine Selbstsicherheit entwickeln können, die eine offene Auseinandersetzung ermöglicht.
Auch wenn Litauen auf eine biologische Lösung des Vertriebenenproblems gehofft haben mag:
Die nachwachsenden Generationen der Memelländer in Deutschland und in Litauen werden sich ihre Geschichte nicht stehlen lassen.
In diesem Sinne ist der Ausspruch
auch zukünftig zu verstehen, denn die Lebenslüge, dass das Memelland urlitauisches Gebiet sei, wird nicht Bestand haben können!
Weiterführende Seiten von u.A. Beate Szillis-Kappelhoff über das Memelland sind:
http://wiki-de.genealogy.net/Portal:Memelland
http://wiki-de.genealogy.net/Memel
http://wiki-de.genealogy.net/Geschichte_des_Memellandes
Kretinga
Wintergarten Kretinga
Kretinga ist ein kleiner Ort, etwa 12 Kilometer östlich vom litauischen Ostseebad Palanga gelegen. Die Stadt hat ca. 18.000 Einwohner und gilt als eine der ältesten litauischen Städte. Bereits 1253 wurde dort eine Burg Cretyn erwähnt (Urkunden des Heinrich von Kurland).
Kretinga gehört zu den von uns empfohlenen Ausflugszielen in Litauen!
Der Gutshof und Park der litauisch-polnischen Grafenfamilie Tyszkiewicz in Kretinga wurden 1875 von Józef Tyszkiewicz (Litauisch: Juozapas Tiškevičius) gebaut. Das imposante Palmenhaus des Wintergartens beherbergt ein Restaurant, in dem landestypische Speisen serviert werden.
Das in Sowjetzeiten angebaute Gebäude der landwirtschaftlichen Fachhochschule wurde 2015 sehr zum Vorteil des schönen Landschaftsparks abgerissen, so dass die Bezugspunkte des Parks zum Schloss wieder zur Geltung kommen. Weitere von Józef Tyszkiewicz in Litauen erbaute Schlösser befinden sich im Ostseebad Palanga sowie in Lentvaris, Užutrakis und Trakų Vokė, alle drei in der Nähe von Vilnius gelegen. Die Parkanlagen gestaltete der renommierte Landschaftsarchitekt Edouard André aus Paris.
Seit 1992 ist hier das Heimatmuseum untergebracht. Seit meinem ersten Besuch im Wintergarten bin ich immer wieder begeistert von dem ganzen Ensemble. Heute muss man vor dem Besuch des Wintergartens an der Museumskasse den Eintritt bezahlen.
Im Wintergarten gibt es ein Restaurant. Vielleicht gefallen Ihnen die Bilder von unserem letzten Besuch!
Museumskasse am Parkplatz ausserhalb des Anwesens
Der Wintergarten beherbergt ein Restaurant sowie über 150 verschiedene exotische Pflanzen sowie einen Teich mit Schildkröten
Die Kretinger Orangerie (Wintergarten) verführt mit seinem Charme und so manch einer fühlt sich in eine andere Zeit zurück versetzt. Bei unserem Besuch hat sich eine litauische Dame ihren Geburtstagswunsch nach einer "standesgemäßen" Feier erfüllt. Gefeiert wurde in Kostümen der Tyszkiewicz Zeit.
Wer Litauen mit offenen Augen sieht, entdeckt immer wieder liebenswerte Züge!
Teich mit Karpfen und Schildkröten
Tropische Wildnis
Restaurant und Cafe
Der Wintergarten
Während Kretinga, deutsch Crottingen (oder Krottingen), immer litauisch (bzw. russisch besetzt) war, gehörte der Nachbarort Kretingale zum deutschen Memelgebiet. (Zum Thema Memelgebiet siehe auch den Artikel "Klaipeda" von Giedrius Smaizys).
Hier (zwischen Kretingale und Kretinga) verlief bis zum I. Weltkrieg die Grenze zwischen dem Deutschen und dem Russischen Reich.
Litauens erste Telefonleitung verband 1882 Kretinga mit Plunge und Rietava.
1941 marschierte die Wehrmacht unter Generalmajor Robert Sattler ein und bis zum Herbst 1941 waren alle Kretingaer Juden tot (Einsatztruppen in Litauen). Neben Gargzdai und Palanga war Kretinga der erste Einsatz für die Einsatztruppen.
Zwischen Kretingale und Klaipeda gibt es den angeblich feinsten Golfplatz (18 Loch) in Litauen mit Hotel und Restaurant (National Golf Ressort, Preise sieht man auf der litauischen Seite unter Golf). Bekannte von mir aus Rees sind von diesem Golfplatz sehr angetan und spielen dort immer, wenn sie in Litauen sind.
Golf Ressort Kretinga
Clubhaus und Restaurant Quelle: National Golf Resort Litauen
Sehenswert ist der Rathausplatz mit dem Unabhängigkeitsdenkmal und Kirche und Kloster der Maria Verkündigung aus dem Jahre 1617.
Für mich war immer der wichtigste Grund Kretinga zu besuchen der wunderschöne Wintergarten im Schloss des Grafen Tyszkiewicz.
Im Schloss sind heute das Heimatmuseum von Kretinga und eine Gemäldegalerie untergebracht. In das Schloss ließ Graf Tyszkiewicz eine Orangerie, also einen Wintergarten, integrieren. 1935 wurde das Tyszkiewicz Herrenhaus in das Museum Kretinga integriert.
Schon bei meinem ersten Besuch 1993 war ich begeistert von diesem Wintergarten mit rund 150 exotischen Pflanzen und bewunderte die Litauer, wie sie die Pflanzen durch die Krise der Unabhängigkeit und die östliche Winterkälte retteten.
Schon damals konnte man sich in der Orangerie in einem Cafe stärken. Heute ist das Cafe Restaurant "Pas Grafa", also "Beim Grafen" dem Museum angegliedert und das einzige Restaurant Litauens in einem Wintergarten. Das Ambiente und die dezente klassische Musik laden zum Besuch ein.
Kaffeehaus PAS GRAFA
Vilniaus Straße 20
LT 97104 Kretinga
Telefon und Fax: +370 44 55 13 66 Website des Restaurants "Pas Grafa" leider nur auf litauisch: http://www.pasgrafa.lt/
Regelmäßig finden klassische Konzerte statt.
In Vydmantai, einem Vorort von Kretinga, wurde 1989 eine geothermische Bohrung durchgeführt. Die vorgefundenen heißen Quellen hatten Temperaturen von 74°C und wurden einige Jahre getestet. Leider wurde die Anlage wegen mangelnder Abnehmer eingestellt (eine Gewächshausfirma war pleite). Seit 2004 gibt es in Vydmantai einige Windräder.
Wohl berühmtester Bürger der Stadt war Berek Joselewicz (1764-1809) der als Finanzmanager für die Kretingaer Magnatengfamilie Massalski tätig war. Durch Besuche in Paris mit Ideen der französischen Revolution infiziert, schloss er sich dem polnischen Freiheitskämpfer Tadeusz Kosciuzko (der ein sehr interessantes Leben hatte) an, (wohl auch in der Hoffnung auf eine Gleichstellung der Juden in Polen mit der katholischen Mehrheit). Er regte Kosciuzko an, eine rein jüdische Einheit aufzustellen, was 1794 auch geschah. Joselewicz wird von Juden und Polen gleichermaßen geehrt. (Hinweis: die Unterteilung Juden und Polen kommt nicht von Birzai.de).
Adressen:
TIC Kretinga im Herrenhaus
Vilniaus g. 18, Kretinga
Tel. 8 445 77612
Website: www.kretingosmuziejus.lt
Wer sich für Geschichte interessiert wird hier fündig:
http://www.seligman.org.il/kretinga_history.html
Mitarbeit am Text: Vilija Handschin Zürich/Vilnius/Labanoras
Panevezys
Panevezys ist eine Industriestadt mit 112.000 Einwohnern im Norden von Litauen an der Via Baltica, also dem Verbindungsweg Kaunas-Riga (oder besser Warschau-Tallinn). Die Via Baltica umfährt auf einer Umgebungsstrasse die Stadt. Wählt man die Route durch das Zentrum, kommt man an zwei sehenswerten Mühlen und dem Stadtzentrum vorbei.
Da im ersten Weltkrieg alle (Holz)- Häuser der Stadt abbrannten, überwiegt heute die Architektur der Nachkriegsjahre, also der Sowjetzeit. Panevezys hat deshalb keine richtige Altstadt (mehr). Trotzdem sind überall im Zentrum interessante alte Häuser verstreut. Wenn man die Stadt kennen lernen möchte, muss man etwas Zeit investieren. Man wird mit interessanter Architektur (Geschichte) und viel Kunst belohnt.
Wisente Herrenhaus Bistrampolis Russische Kampfjets
Bison Ranch Stasys Kunstmuseum Heimatmuseum
Das Zentrum von Panevezys der Freiheitsplatz - Laisves Aikšte
Stasys Museum
Blick auf Panevezys (vom Stasys Museum)
Heimatmuseum
Unsere Restaurantempfehlung Galerija XX im Zentrum
Denkmal für den Linguisten und Pädagogen Juozas Balcikonis
Eigentlich ist Panevezys (die fünftgrößte litauische Stadt) touristisch vernachlässigbar, wenn da nicht einige Highlights wären. Von Panevezys aus geht die litauische Schmalspurbahn (Narrow Gauge Railway 750mm) nach Anyksciai. Leider wurden die Fahrten eingestellt. Die Schmalspurbahn fährt nur noch von Anyksciai nach Rubikiai (bitte vorher reservieren).
Dreieinigkeitskirche
Christ König Kathedrale
Christ König Kathedrale Innenraum
Orthodoxe Auferstehungskirche
Hier gibt es Gräber von sowjetischen Bewohnern (auch Soldaten aus der Nachkrigeszeit) sowie einen sowjetischen Soldatenfriedhof.
Kunst am Panevezys'er Ausbildungszentrum
Etwas 6 km von Panevezys Richtung Riga (und Birzai) kommt man am Flugplatz Aviapark vorbei. Dort ist auch ein Hotel und eine schöne Freilichtausstellung von russischen Militärflugzeugen und Hubschrauber. Leider alle ohne Motor.
Ein kurzer Stopp lohnt sich.
Kampfjet MIG 21 Staurohr Seitenansicht
Leider sind alle Kampfjets ausgweidet - die Motoren fehlen
Bilder des kalten Krieges MIG-23 SU 15
Hubschrauber MI 8
Auch interessant an Panevezys ist seine Wisent Zuchtstation.
Zwischen den Orten Krekenava und Ramygala mitten im Wald gelegen, kann man hier die Bisons in mehreren Gehegen beobachten. Eine ähnliche Station gibt es in Bialystok in Polen an der Weißrussischen Grenze. Dort laufen die Tiere allerdings völlig frei im Grenzgebiet herum. Und weil sie frei rumlaufen dürfen, haben wir bei unserem Besuch auch nur ihre Hinterlassenschaften gesehen.
Wir empfehlen folgende Route:
Von Panevezys nimmt man die Straße 195 nach Krekenava. Dort biegt man rechts von der 195 in die Stadt ab.
Katholische Kirche Krekenava
Die katholische Kirche in Krekenava ist recht sehenswert. Fährt man an der Kirche vorbei (ein gutes Stück parallel zur Landstrasse 195 ins Niemandsland) kommt man zum Informationszentrum des Regionalparks Krekenava.
Informationszentrum Krekenava, Dobrovolės k., Krekenavos sen., LT-38301 Panevėžio r., tel. (00370-45) 59 3648
Eine tolle, sehr moderne Ausstellung über die Tiere des Regionalparks und der Wisente (Bison bonasus) in der benachbarten Wisent Zuchtstation. Das TIC (Tourist Information Center) in Panevezys hatte uns auf dieses Informationszentrum hingewiesen. Sonst hätten wir es nie gefunden (keinerlei Beschilderung).
Besonders für Kinder sehr geeignet!
Modern und bestimmt nicht billig
Mittlerweile gibt es sie überall: die Aussichtstürme
In Krekenava kreuzen wir dann die Landstrasse 195 und fahren Richtung Ramygala. Nach einiger Fahrt durch den Wald, führt uns ein Schild nach links in den Wald zum Wisentpark.
Eingang der Wisent Zuchtstation
Petriškių k., Krekenavos pšt., 38305 Panevėžio r.
Tel. +37045593339
Die Herde lebt in umzäunten Arealen
Geöffnet von 09:00 bis 16:00, am Wochenende von 10:00 bis 18:00 Uhr. Eintritt 4 Litas. (Mittagspause 13:00 bis 14:00 Uhr).
Hier ist die litauische Wisent Zuchtstation untergebracht, die sich zum Ziel gesetzt hat, die riesigen Tiere in Litauen wieder heimisch werden zu lassen.
Einige Hundert Wisente laufen auch in freier Wildbahn herum.
Übrigens gab es auch bei uns in Sachsen und Ostpreußen Wisente bis ins 18. Jahrhundert. Vor einigen Jahren wurden 4 Wisente im umzäunten Eleonorenwald ausgesetzt.
Zum Ende des I. Weltkriegs erschossen die sich zurückziehenden deutschen Truppen über 600 Wisente, obwohl die Armee von Wissenschaftlern auf die Gefahr des Aussterbens der europäischen Bisons hingewiesen wurde.
In Bialystok hat sich die Population so weit erholt, dass etwa 30-40 Tiere pro Jahr zur Jagd freigegeben werden müssen, um den Wald nicht zu stark zu schädigen. Leider können die Tiere wegen der weißrussischen Gernzbefestigungen nicht nach Osten wandern und so den Genpool auffrischen.
Von den heute etwa 4200 Wisenten leben ungefähr 2700 auf freier Wildbahn.
Etwa 50 Wisente sollen in der Umgebung von der Pasiliai Wisentstation auf freier Wildbahn unterwegs sein. Die Tiere sind sehr scheu, deshalb gibt es keine genauen Zahlen.
Kuh
Männliche Wisente können bis zu 1,88 m hoch werden
Die Schutzzentren sind die eisernen Reserven für die Wisentzucht, da die freie Population nicht gesichert ist
Auch in Deutschland werden Wisente wieder ausgewildert.
Eine Herde von acht Tieren wird im April 2013 in die Freiheit entlassen. Es wird damit gerechnet, dass die Wisente ein Gebiet von 2 bis 3.000 Hektar durchstreifen.
Wie üblich, gab es eine breite Diskussion und viele Proteste gegen die Auswilderung.
Vom Bisonzentrum geht die Fahrt dann weiter nach Ramygala, wo wir auf die A8 (Autostrasse, keine Autobahn) Richtung Panevezys abbiegen. Nach ca. 9 km kommen wir am sehr schönen Herrenhaus Bistrampolis vorbei, dessen Besuch sich lohnt.
Bistrampolis
Tel. + 370 699 99085
1940 wurde es dann "Nationalisiert". Nach mehreren Besitzerwechseln wurde es seit 2007 mit Hilfe von EU Geldern restauriert und erstrahlt in altem Glanz.
Heute beherbergt es ein Hotel mit Restaurant und Konzertsaal.
Wirtschaftsgebäude Bistrampolis
Panevezys hat auch einen Anschluss an das Schmalspureisenbahn (siehe dazu Schmalspurbahn in Anyksciai)
Am Bahnhof ist leider (im Gegensatz zu Anysksciai) nichts besonderes zu sehen.
Güterwagen
Die obligatorische Mahntafel an die Deportierten der ersten und zweiten sowjetischen Besatzung
"Lass die Verbannten wieder in
das Heimatland zurückkehren,
da, wo das Blut der Ahnen fließt,
wo das Baltische Meer ruft"
Der Dichter Bernardas Bradzionis kam aus Pasvalys und hat das Gymnasium in Birzai besucht.
(Fotos vom Bahnhof Vaida Mekaite, frei übersetzt von J. Kuck und A. Bosmann)
Die Abfahrtpläne der Schmalspurbahn finden Sie unter Anyksciai!
Panevezys Tourist Information Center
Laisvės a. 11, LT-35200 Panevėžys
Tel.: + 370 45 508080, +370 45 508081
E-mail:
St.Anna Kirche Vilnius
Die St. Anna Kirche liegt an der Maironio Strasse zwischen Uzupis und der Vilniuser Kathedrale
Zusammen mit der Bernhardiner (Bernhardinu) Kirche bildet sie ein Ensemble.
Gebaut wurde die St. Anna Kirche auf Anregung des litauischen Großfürsten und späteren König von Polen Alexander von 1495 bis 1500.
Die ursprünglich hier stehende Holzkirche (1419 durch ein Feuer zerstört) war der Großfürstin Anna, der Frau von Vytautas dem Großen gewidmet.
Das Äußere der Kirche ist seit ihrer Erbauung fast unverändert.
Oft wird die Geschichte von Napoleon erzählt, der die St. Anna Kirche auf seinen Handflächen 1812 bei seinem Ausflug nach Moskau mit nach Paris nehmen wollte. Die Realität war etwas anders: er überließ die Kirche der französischen Kavallerie.
Neben der Kirche steht ein Denkmal des polnischen-litauischen Dichters Adam Mickiewicz (gilt als Nationaldichter Polens, bezeichnete Litauen aber als sein Heimatland).
In der im Stil der Spätgotik gebauten Backsteinkirche wurden 33 verschiedene Backsteine verbaut. Der leichte, harmonische und verspielte Bau besteht aus einer Komposition von horizontalen und vertikalen Linien. Kunsthistoriker sprechen auch von "flammender Gotik".
Außer um den Eingangsbereich gibt an der Fassade kein glattes Stück Mauer, nur Pilaster, Bögen, ziselierte Streben und durchbrochene Türme bestimmen das Bild.
Innen wurde die Kirche mehrfach verwüstet, 1812 durch Feuer zerstört und der Altar stammt aus dem Barock.
Mancher litauische Wissenschaftler glaubt im Aufbau der Fassade das alte Wappen Litauens, die sogenannten Gediminasäulen zu erkennen (eine stilisierte Burg) zu sehen.
Direkt neben der St. Anna Kirche steht die wesentlich größere Bernhardinu (St. Franziskus und Bernhard) Kirche aus dem Jahre 1795.
Sie ist eines der größten gotischen Sakralbauten in Vilnius und überragt die St. Anna Kirche dermaßen, dass diese beim Blick von der Boksto Straße völlig hinter den Bäumen verschwindet.
Daß sie nicht nur als Gotteshaus gedacht war, beweisen die 19 Schießscharten in der nördlichen Wand (direkt unter dem Dach), sowie die dicken Mauern und die Wehrtürme. Die Kirche wurde deshalb auch in die Verteidigungsanlage von Vilnius einbezogen.
Bernhardinenkirche innen
Bernhardinu Kirche mit dem Denkmal an Adam Mickiewicz
In der Zeit der sowjetischen Besatzung wurde sie als Lagerhaus für die Kunsthochschule genutzt. Heute zeigt sie sich wieder schön renoviert dem Besucher.
Aušros Vartai - Die Schwarze Madonna von Vilnius
Das Tor der Morgenröte, auf litauisch Aušros Vartai, ist das letzte noch erhaltene Stadttor von Vilnius.
Ausros Vartai, Tor der Morgenröte oder auch Medininkai Tor
Es wird auch Medininku Tor genannt, weil alle Leute, die in die Richtung Medininkai (an der weißrussischen Grenze, dort gibt es eine Burgruine) oder Minsk wollten, die Stadt über dieses Tor verlassen mussten. Oben im Tor befindet sich die Schwarze Madonna, eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Vilnius.
Eingang zur Kapelle (rechts gehen die Stufen hoch) und in die schöne Theresienkirche (nach links)
Links durch die Tür kann man über 40 Stufen die Kapelle erreichen (dort befindet sich die Madonna), oder man geht unten links den Gang entlang zur St.Theresienkirche.
Von Polen, Litauern und Russen gleichermaßen verehrt.
Oben im Tor kann man durch das Fenster die "Schwarze Madonna" sehen, ein Bild aus dem 17. Jahrhundert. Weil ihr Wundertaten nachgesagt wurden, blieb die Kapelle mit der Ikone von den Zerstörungen der russischen Besatzer (im Gegensatz zu manch anderem Gebäude) verschont.
Eigentlich heißt das im 17. Jahrhundert gemalte Bild "Heilige Jungfrau Maria Mutter der Barmherzigkeit", wird aber wegen ihrer Hautfarbe "Schwarze Madonna" genannt.
Auf acht Eichenbretter gemalt und mit Silber überzogen
Die Madonna wird von Katholiken, wie auch von Russisch-Orthodoxen und Unierten verehrt und zählt in Litauen und Weißrussland zu den bedeutendsten Heiligtümern. Sie ist eine der wenigen Madonnenbilder ohne Kind.
Ihr Haupt schmücken zwei Kronen: Die eine verkörpert ihre Stellung als "Himmelskönigin", die andere ihre Funktion als Königin von Polen. (Siehe auch "Polnisches Problem Vilnius )
Bei Renovierungen wurden 2687 Nagellöcher gezählt
Der deutsche Schriftsteller Alfred Döblin hat die Madonna 1924 besucht. Er beschreibt sie in seinem Reisebericht "Reise durch Polen" so:
"Da steigt ein hoher ansehnlicher Torbogen über die Straße; ich höre singen, gehe suchend unter dem alten Bauwerk durch. Liegen da rechts eine Masse Menschen: Bauern, Städter, Männer und Frauen, an der Erde, auf den Knien, die Köpfe bis auf die Erde gebückt.
Aber nicht sie singen, sondern das Singen kommt wo anders her, von oben. Und wie ich mich umdrehe, ist oben auf dem Torbogen eine Kapelle. Und offen nach der Straße steht da ein Altar, viele brennende Kerzen daran und Buntes, das ich nicht unterscheiden kann. Die Menschen, die die Straße hinaufkommen, haben die Hüte und Mützen in der Hand. Auch ich habe den Hut schon unter dem Torbogen abgenommen. Ist ein wundertätiges Muttergottesbild, das oben steht.
Sehr lieblich sieht die Madonna aus.
Über einem großen Halbmond, der wie ein gebogenes mächtiges Tierhorn ist, erscheint sie. Von der Brust an ist sie sichtbar. Sie hat weite reich ornamentale priesterliche Kleider an. Den gekrönten Kopf hält sie rechts geneigt. Die beiden Hände liegen gekreuzt über der Brust. Der schmale Hals taucht aus herrlichen sehr farbigen Gewändern und Überwürfen auf. Dann kommt ein schmales hohes Gesicht, die Augen nur mit einem Spalt offen, die Lippen geschlossen. Spitze goldene Strahlen umgeben den ganzen Kopf. Sie betet, oder ist entrückt, oder hört wehmütig-milde, oder ist in ihr Leid versunken, sucht sich daraus zu erheben: ich kann schwer den Ausdruck fassen.
Das Bild wirkt suggestiv, berührt. Die suchenden Menschen da sind geneigt, ihren Schmerz mit dem des himmlischen Wesens zu vermischen und sich ruhiger herauszuziehen. Ist eine große Leistung der Kunst, daß sie solch Bild machen kann und daß ein gemaltes Bild Vorbild sein kann. Ostra-brama heißt die Straße." ["Ostra-Brama" auf Polnisch, auf Litauisch "Tor der Morgenröte"].
Der frühere polnische Präsident (und in Vilnius geborene) Jozef Pilsudski und Papst Johannes Paul II. waren schon hier.
Ein schöner Ort in sich zu kehren oder die Aussicht auf die Altstadt zu genießen
Die Wände sind mit Votivgaben aus Silber bedeckt
Die ziemlich kleine Kapelle
Dankesgaben von rund 8000 Gläubigen
Blick von der Kapelle auf die Altstadt
In dieser Straße gibt es einige Bernsteinschmuckgeschäfte.
Das Medininkai Tor (oder Ausros Vartai) von außerhalb der Innenstadt gesehen
Von hier aus geht es zum Hauptbahnhof von Vilnius.