KGB Museum
KGB Museum Außenwand mit Namen der Ermordeten der Jahre 1945-46
Das sogenannte Museum der Opfer des Genozids, gerne auch nur KGB Museum von Vilnius genannte Gebäude, liegt am Gedimino Prospekt, der Hauptachse im Zentrum von Vilnius. Hier gibt es Theater, Restaurants und einige Hotels. Vergleichbar ist die Straße - (sie hieß bisher, je nach momentaner Herrschaft: ulica Mickiewicza (poln.), Adolf Hitler und Lenin Straße) vielleicht mit der Königsallee. Geht man am KGB Museum vorbei, gelangt man zum litauischen Parlament und zur Neris.
Das Museum diente nach der Unabhängigkeit 1990 alleine als Erinnerung der Verbrechen der Sowjets. Bis 2011 gab es hier keinerlei Erinnerung an die Verbrechen der Nazis, obwohl hier das Gestapo Hauptquartier von 1941 bis 1944 untergebracht war. Im litauischen Holocaust, von den Deutschen organisiert und verantwortet und mit den Litauern vollzogen, kamen 200.000 litauische Juden ums Leben.
(Der Holocaust wurde wahrscheinlich erst nach internationalem Druck erwähnt!).
Von jüdischer Seite wird das Genozid Museum (hier ist das LGGRTC "Völkermord und Widerstandsforschungszentrum von Litauen" untergebracht) deshalb auch als Museum des Holocaust Leugnens bezeichnet, weil die Maßnahmen der sowjetischen Besatzer gegen die Litauer auch als Genozid, also Völkermord angesehen werden. Ironie: ein doppelter Holocaust. Dazu zählen die Deportationen vom Juni 1941 und die Maßnahmen gegen die Bevölkerung und die Partisanen ab 1944. Wenn man die Gewalt, die die Bolschewisten in den besetzten Ländern angewendet haben (tatsächlich galt diese Gewalt auch gegen Juden) als Völkermord bezeichnet, was Quatsch ist, kann die interessierte Seite diesen Genozid miteinander aufwiegen. Die Nazis kreierten die These, Juden seien Kommunisten. Die Kommunisten begingen den "Genozid" an den Litauern. Also war die eigene Beteiligung am Völkermord gegen die Juden leicht zu rechtfertigen. Für interessierte Leser gibt es in der Rubrik Geschichte sehr viele Informationen zu diesem Thema. Einen ausführlichen Artikel gibt es auch bei Defending History "Lithuania's Museum of Holocaust Denial"
Bis heute wird Jonas Noireika (und andere) in Litauen verehrt, obwohl Noreika ein Nazi war und als Kreischef von Siauliai die Befehle für die Errichtung von Ghettos unterschrieben hat. Das "Genocide and Resistance Research Centre of Lithuania" meint, die Beweislage sei nicht eindeutig. Für mehr Infos einfach Noreika in die Suchfunktion eingeben.
Litauen hat viel erleiden müssen.
Deportiert wurden im Juni 1941 Litauen und Juden! Bei den Zahlen oben fehlen die sowjetischen Kriegsgefangenen, die die Deutschen einfach verhungern liessen. Solche Schilder, die überhaupt Juden als Opfer erwähnen, gibt es erst seit 2020. Kann man hier von Genozid an Litauern sprechen?
Wir möchten da nicht rein - Demokratie ja klar!
Von außen erkennt man das KGB Museum schon an den in die Häuserwand eingemeißelten Namen von 199 (1945-1946) ermordeten Litauern. Das Gebäude spiegelt die bewegte litauische Geschichte wider. Es stammt aus der Zarenzeit und wurde 1899 als Gericht von Vilnius eröffnet. Während der litauischen Unabhängigkeit (1918 bis 1920) beherbergte das Haus den Sitz der litauischen Armee. 1920 eroberte Polen (Pilsudski) Vilnius und das umliegende Gebiet und es gab hier wieder eine Justizbehörde.
Unschön wurde es, als die Rote Armee Litauen 1940 überfiel. Für die nächsten Jahre diente das Haus an der Gedimino Chaussee der Unterdrückung von Andersdenkenden. Kurz waren 1941-1944 auch die Deutschen mit ihren Sonderkommandos hier untergebracht.
Die sowjetischen Unterdrückungsorgane (NKVD und NKGB) bauten den Keller zur Folterkammer und Gefängnis aus. 1940 begannen Aktionen gegen die Litauer, denen nicht getraut wurde, die sich gegen die Verstaatlichung wehrten, die wohlhabender als andere waren, oder die ganz einfach von den Nachbarn angeschwärzt wurden. Die Deutschen machten während ihrer Zeit in Vilnius fleißig weiter, bis wieder die Russen das Ruder übernahmen. Jetzt ging es richtig los. Da die Litauer sich gegen die Besatzung wehrten (Waldbrüder) nahm die Härte der Besatzer weiter zu und Folter und Mord waren an der Tagesordnung.
Die sogenannten Kisten. Gefangene wurden hineingesteckt, während ihre Dokumente bearbeitet wurden.
Der Erschießungskeller. Multimedial wird der Horror nähergebracht!
Ich habe das Museum 1995 und 2014 und 2021 besucht. Jedesmal waren die Zellen, besonders die Gummizelle imposant. Neu ist die Möglichkeit zur Besichtigung des Erschießungskellers, in dem man auf Glasboden läuft. Der ehemalige Betonboden war so gemacht, dass das Blut der Erschossenen durch die Kanalisation abfließen konnte. Die gruselige Atmosphäre wird durch Filmeinspielungen noch verstärkt. Mehr als 1.000 Gefangene wurden hier erschossen oder zu Tode gefoltert. Die Foltermethoden werden im Museum gut beschrieben, ich glaube, sie werden auch heute noch weltweit angewendet.
Gang durch die Gefängniszellen
Heute sind hier neben dem Museum für die Opfer des Völkermords auch noch Spezialarchive und das Zentrum zur Erforschung von Völkermord und Widerstand (Untersuchungen über den Holocaust in Litauen sowie die sowjetischen Verbrechen) untergebracht.
Die Gummizelle. Hier konnte man Foltern ohne die Nachbarn zu stören.
Eingang des Museums
Kontroll und Abhörraum
Zelle
Da das KGB Museum quasi von den Sowjets übernommen wurde und mehr oder weniger originalgetreu erhalten ist (an den Wänden wurden 18 Schichten Farbe gefunden), lag der litauische Konzeptionsschwerpunkt nach der Unabhängigkeit darin, den Unterdrückungsapparat der russischen Besatzer deutlich zu machen. Bis heute ist eine kleine Ausstellung über den litauischen Holocaust hinzu gekommen, die an die 200.000 litauischen Juden gedenkt, die 1941 durch die Deutschen und ihren litauischen Helfern Hitlers Wahn zum Opfer fielen.
Einer der bekanntesten Insassen war der Partisanenführer Adolfas Ramanauskas (Codename Vanagas). Er war zweiter Vorsitzende des Präsidiums der Widerständler nach Jonas Zemaitis. Nach Verrat wurde er im Oktober 1956 gefangen genommen und im Vilniuser KGB Gefängnis gefoltert und verhört. Im Krankenhaus wurden anschliessend Wunden, zerstochene Augen und fehlende Hoden festgestellt. Ramanauskas wurde 1957 erschossen.
Museum für die Opfer des Völkermords