karl jäger einsatzkommando 3 

  Karl Jäger

 

 

 

 

Auf meine Anordnung und meinen Befehl durch die lit. Partisanen durchgeführten Exekutionen...137.346 !

 

Karl Jäger war SS-Standartenführer und nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Litauen für die Ermordung der litauischen Juden zuständig. Bekannt wurde er durch eine detaillierte Aufstellung aller in Litauen ermordeten Juden (aufgeteilt in Männer, Frauen und Kinder), Kommunisten und sowjetische Gefangene. 

Den sogenannten "Jäger Report"

 

Jäger wurde am 20. September 1888 in Schaffhausen (Schweiz) geboren. Er nahm am I. Weltkrieg teil, zeichnete sich durch Tapferkeit aus und bekam mehrere Auszeichnungen. Schon 1923 gründete er die NSDAP Ortsgruppe Waldkirch-Breisgau, 1932 nahm ihn die SS auf.

 

1938 wurde er zum SS-Führer im SD-Hauptamt ernannt, 1939 Leiter des SD-Abschnitts Münster.  (SD=Sicherheitsdienst)

Wenige Wochen vor dem deutschen Einmarsch bekam Jäger den Befehl das Einsatzkommando 3 aufzubauen. Dies erfolgte in der Polizeigrenzschule Pretzsch. Es wurden ca. 100 Männer in drei Zügen aufgenommen.  

Bei einem Termin im RSHA in Berlin und anschließend nochmals in Pretzsch, wurden die SS-Offiziere auf ihre Rolle in den besetzten Gebieten vorbereitet:

 

Heydrich erklärte in Berlin: "... daß im Falle eines Krieges mit Russland die Juden im Osten alle erschossen werden müssten".

Ein Offizier der Gestapo fragte daraufhin: " Wir sollen die Juden erschießen?". Worauf Heydrich geantwortet habe: "Selbstverständlich".

(Raul Hilberg "Die Vernichtung der europäischen Juden"  Band 2 S. 304)

Bei seiner späteren Vernehmung sagte Jäger aus, er hielt Heydrichs damalige Rede als bindenden Befehl, alle Juden in seinem Tätigkeitsgebiet im Osten zu erschießen.

Im September wurde er zudem Kommandeur der Sicherheitspolizei in Kaunas. 

Noch bevor Jäger mit seiner Arbeit in Litauen begann, brachten die sogenannten Partisanen bereits bis zu 10.000 Juden um.

 

Ob die Einsatzgruppen mit den ersten Massakern in Litauen immer in Verbindung standen, wird wahrscheinlich nicht mehr zweifelsfrei aufgeklärt werden. Über die Lietukis Garagenmorde in Kaunas wurde reichlich diskutiert. Hier wurden beim Einmarsch der Wehrmacht auf einem Garagenhof bis zu einhundert Juden von Litauern erschlagen. Wehrmachtsoldaten schauten zu, griffen aber nicht ein.

Wenn man die Taktik der Einsatztruppen bei Raul Hilberg liest, dass die Vortrupps der Einsatzgruppen direkt hinter den vordersten Verbänden der Wehrmacht in die eroberten Städte einmarschierten und ihre Tätigkeit (der Judenvernichtung) aufnahmen

Jäger baute in Litauen (mit Helmut Albert Rauca) einen effektiven Trupp unter Leitung von SS-Obersturmführer Hamann und unter Verwendung lokaler Verwaltungsstrukturen, Militär und den litauischen Partisanen (die am 22. Juni den von Berlin gesteuerten Putsch gegen die Rote Armee durchführten) auf, die von Kaunas aus zu den einzelnen litauischen Städten aufbrachen und dort jeweils in kurzer Zeit alle Juden umbrachten.

 

Insgesamt wurden vom Sommer bis Herbst 1941 in Litauen 137.346 Juden ermordet, davon ca. 20 - 30 % Kinder.

 

Dabei kann man Litauen durchaus als Experimentierfeld für den Holocaust sehen. Man testete die Einheimischen auf Kollaboration oder Widerstand.

Außerdem war man sich nicht sicher, wie sich die Wehrmacht verhalten würde.

Die Tötungen erfolgten noch mit Maschinengewehren (Xyklon-B wurde im September erst in Auschwitz ausprobiert). Während anfänglich Frauen und Kinder verschont wurden, machten die Rollkommandos bald keinen Unterschied mehr.

  

Dazu hier Jäger selbst (Jäger Report Seite 7): "Das Ziel, Litauen judenfrei zu machen, konnte nur erreicht werden, durch die Aufstellung eines Rollkommandos mit ausgesuchten Männern unter Führung des SS-Obersturmführers Hamann, der sich meine Ziele voll und ganz aneignete und es verstand, die Zusammenarbeit mit den litauischen Partisanen und den zuständigen zivilen Stellen zu gewährleisten.".

 litauen ist judenfrei

Karte aus dem Bericht von Stahlecker an Heydrich vom 31. Januar 1942

 

Rollkommando Hamann

Das "Rollkommando Hamann" (Hamanno skrajojantis burys) bestand aus SS-Sturmbannführer Joachim Hamann und bis zu 10 Männern aus Karl Jägers Einsatzkommando und 50- 58 Männer aus litauischen Einheiten. Er galt als fanatischer Judenhasser und beging nach dem Krieg Selbstmord.

Hamann kümmerte sich in Absprache mit den lokalen Polizeibehörden um die Konzentrierung der Juden (und sonstigen Opfer), um den Ort der Exekution und um genügend Hilfskräfte (Partisanen) für Transport und Überwachung der Massaker.

Dann erst "rollte" das Rollkommando aus Kaunas an und begann mit den Erschießungen.

 

Am 1. Dezember konnte Jäger stolz verkünden:

"Ich kann heute feststellen, dass das Ziel, das Judenproblem für Litauen zu lösen, vom EK 3 erreicht worden ist. In Litauen gibt es keine Juden mehr, außer den Arbeitsjuden incl. ihrer Familien".

Jäger hätte auch gerne diese Arbeitsjuden und ihre Familien getötet, wurde davon aber von der Verwaltung abgehalten, da die Arbeitskräfte dringend gebraucht wurden.  Als im Herbst 1943 auf Befehl Himmlers alle Gettos im "Reichskommissariat Ost" aufgelöst wurden, kamen die überlebenden Juden in andere Konzentrationslagen und wurden dort ermordet.

 

95 % aller Juden in Litauen sind somit umgebracht worden. Die höchste Opferzahl in allen von Deutschland besetzten Gebieten.

Paradoxerweise hatten die überlebenden Juden ihr Leben den Deportationen durch Stalin im Sommer 1941 und dem Dienst in der Roten Armee zu verdanken (siehe unter Rote Armee zum Vergleich).

 

Interessant am Jäger Report sind auch die Hinweise auf die Zusammenarbeit von deutschen Einsatzkräften (also EK3) und der Zivilverwaltung sowie besonders den litauischen Partisanen. (Siehe auch die Vorgehensweise vor dem Ausrücken des Rollkommandos).

Dazu hier wieder Jäger S. 8:

"Die Aktion in Kauen selbst, wo genügend einigermaßen ausgebildete Partisanen zur Verfügung stehen, kann als Paradeschiessen betrachtet werden, gegenüber den oft ungeheuerlichen Schwierigkeiten die außerhalb zu bewältigen waren. Sämtliche Führer und Männer meines Kommandos in Kauen [A.K.:Kaunas] haben an den Großaktionen in Kauen aktiv teilgenommen".

 

Zu den Arbeitsjuden, die er verschonen musste, meinte er:

"Ich bin der Ansicht, dass sofort mit der Sterilisation der männlichen Arbeitsjuden begonnen wird, um eine Fortpflanzung zu verhindern. Wird trotzdem eine Jüdin schwanger, so ist sie zu liquidieren".

 

Ein Hinweis auf die überwiegende Verwendung litauischer "Partisanen" in den Rollkommandos findet sich im Jäger Report auf Seite 5.:

2.10.41 Zagare "633 Juden, 1107 Jüdinnen, 496 J.Ki [A.K.: Jüdische Kinder] beim Abführen dieser Juden entstand eine Meuterei, die jedoch sofort niedergeschlagen wurde. Danach wurden 150 Juden sofort erschossen. 7 Partisanen wurden verletzt".

 

In "The Vanished World of Lithuanian Jews" schreibt der Historiker Gershon Greenberg, dass zum Telsiai Massaker ein LKW mit 8 Deutschen kam. Den Rest übernahmen lokale Hilfskräfte. Eine Aussage zum Vorgehen bei den Erschießungen findet sich auch dort.

 

Unklar ist, ob wirklich alle Aktionen des Einsatzkommandos 3 im Jäger Bericht wieder gegeben werden. So ist in der Enzyklopädie des  Holocaust Museum der USA über Camps und Gettos bis 1945 ein "Besuch" des Einsatzkommandos 3 in Birzai verzeichnet (8. August 1941 Astravas Massaker). Laut Jäger Report ist das EK 3 aber an diesem Tag im 50 km entfernten Panevezys gewesen. Natürlich ist es möglich, dass sich das Rollkommando geteilt hat.

Hier der Jäger Report (Quelle www.holocaust-history.org  und "Holocaust in Litauen" (Bartusevicius, Tauber, Wette von 2003).

 

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Im September 2011 erschien von Wolfram Wette (deutscher Historiker, der auch den Bericht über Karl Jäger in "Holocaust in Litauen" geschrieben hat) ein Buch über "Karl Jäger: Mörder der litauischen Juden". Es gibt bei Amazon noch einige Exemplare.  Hier die Rezension.

 

Offiziere der Einsatzgruppen und Kommandos:

Einsatzgruppe A Stahlecker
Sonderkommando 1a Sandberger
Sonderkommando 1b Ehrlinger
Sonderkommando 2 Batz
Sonderkommando 3 Jäger
   
Einsatzgruppe B Nebe
Sonderkommando 7a Blume
Sonderkommando 7b Rausch
Sonderkommando 7c Bock
Sonderkommando 8 Bradfisch
Sonderkommando 9 Filbert
Vorkommando Moskau Six (Nebe...)
   
Einsatzgrupppe C Rasch
Einsatzkommando 4a Blobel
Einsatzkommando 4b Herrmann
Einsatzkommando 5 Schulz
Einsatzkommando 6 Kröger
   
Einsatzgruppe D Ohlendorf
Einsatzkommando 10a Seetzen
Einsatzkommando 10b Persterer
Einsatzkommando 11a Zapp
Einsatzkommando 11b Müller
Einsatzkommando 12 Nosske

 

Wer die Geschichte von Karl Jäger kennt wird sich wundern, dass Arthur Nebe, den H.B. Gisevius als Widerstandskämpfer schildert, sich in dieser Runde der wohl schlimmsten deutschen Kriegsverbrecher und Menschenverachtern befand.

 

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