Lukiškės Gefängnis Vilnius

Das Lukiskes Gefängnis liegt direkt neben dem Parlament am Gedimino Prospekt am Rand der Vilniuser Altstadt. 
Es wurde in der Zarenzeit 1904 an Stelle eines kleineren Gefängnisses gebaut und bis 2019 benutzt. Das russische System der Bestrafung sah weniger den Aufenthalt im Gefängnis vor, als die Deportation in entlegene russische Gebiete oder sofort den Galgen. Die meisten russischen Bürger waren sowieso Leibeigene und wurden direkt von ihrem Herrn bestraft. 

Lukiskes Gefaengnis Vilnius Eingang

Lukiskes Gefängnis Eingangsbereich. Rechts sieht man die St. Nikolaus Kirche


Angeblich hat Norwegen den Bau eines neuen Gefängnisses gefördert. Die 1000 Gefangenen wurden von 250 Wärtern überwacht. Die Gefangenen saßen zu zweit in den Zellen (außer Kurzzeitgefangene) und hatten keinerlei Kontakt zu anderen Gefangenen (außer Morsezeichen durch die Klos und Rohrleitungen, sowie Zettel an Schnüren aus dem Fenster).

Heute dient es als Ort für Kulturveranstaltungen, viele Räume sind an Künstler vermietet und man kann das Gefängnis mit einer Führung besichtigen. Die Führungen gibt es auf Litauisch und Englisch.

Das im Gefängnis untergebrachte Café kann man kostenlos besichtigen

Das Gefängnis hatte von 1904 an viel zu tun. Die Stoßzeiten waren während der ersten sowjetischen Besatzung 1940 bis 41, als es zu Massenerschießungen durch das NKWD kam. 1941 übernahm die Gestapo das nahe NKWD Hauptquartier (heute das Genozid Museum, oder auch KGB Museum genannt) und nutzte das nahe Lukishkes Gefängnis für ihren Völkermord an den litauischen Juden. Diese wurde auf dem Weg zu den Erschießungen in Paneriai hier zwischengeparkt.

Gefaengniszellen Lukiskes Vilnius

Kurzzeitzellen bevor die Häftlinge verurteilt wurden. Maximaler Aufenthalt 6 Stunden

Einige berühmte Insassen hat das Gefängnis zu verzeichnen. Unter anderem ein französischer Sänger Bertrand Cantat, Menachem Begin (der spätere israelische Premierminister), Felix Dzerzhinsky (späterer Gründer der sowjetischen Geheimpolizei Tscheka. Dzerzhinsky war im gleichen Gymnasium wie Józef Piłsudski) sowie Boris Dekanidze, ein Mafia Boss der frühen 1990 er Jahre. Boris Dekanidze steht seltsamerweise nicht in der Liste der Insassen bei Wikipedia. 

Er wurde 1994 als letzter Gefangene in Litauen erschossen, obwohl das Parlament (Auflage der EU) schon über die Abschaffung der Todesstrafe debattierte.
Die Zelle (ein Duschraum) kann man während der Führung besichtigen. Obwohl eigentlich unklar ist, wo Dekanidze tatsächlich erschossen wurde. Die sowjetische Methode war den Gefangenen zu transportieren, anzuhalten und dann zu erschießen. Genaues weiß man nicht, jedenfalls hat man von Boris Dekanidze nichts mehr gehört. 

Stacheldraht Zaun Lukiskes Vilnius

Achtung: hier wird scharf geschossen!

Zur Zeit der Erbauung 1904 war das Gefängnis sehr modern. Die Zellen verfügten über Klos (ein Loch im Boden) und Ventilation, es gab Duschräume, Bewegungsräume auf dem Hof (Zugang auch nur für die beiden Zelleninsassen), Hundezwinger sowie Gebetsräume. Wahrscheinlich war Lukiskes das einzige Gefängnis, in dem es Gebetsräume für Russisch-Orthodoxe, Juden und Katholiken gab. Die orthodoxe St. Nicholas Kirche gilt als schönste Russisch-Orthodoxe Kirche in Vilnius. Die meisten Insassen waren aber Katholiken und Juden. Weshalb die Katholiken sogar Gottesdienste in litauischer, lettischer, polnischer und schemaitischer Sprache hatten.

Lukiskes Zelle Vilnius

Zellen für Kurzzeitgefangene

Das ganze Gefängnis ist umgeben von Stacheldraht. Innen um die Gefängnismauern gibt es einen Bereich mit stromführendem Stacheldraht, in dem die Gefängnishunde ihre Runden drehten. Der Strom wurde 1990 abgeschaltet, als Litauen unabhängig wurde. Ziemlich unbehagliches Gefühl. Angeblich waren nicht wenige Litauer froh, im Ausland, Norwegen, England und Deutschland eingesperrt zu sein, statt an ihre Heimat ausgeliefert zu werden. Litauen hat übrigens nicht nur die höchste Suizidrate in Europa, sondern leider auch die meisten Gefangenen pro 100.000 Einwohner. 233 im Vergleich zu 69 in Deutschland.

Boris Dekanidze Todeszelle

Angeblich wurde Gangsterboss Dekanidze 1994 hier erschossen

Die litauische Verbindung mit Westeuropa (EU) hat den Gefangenen einen besseren Mindeststandart gebracht. Im Vergleich zu den östlichen Nachbarn gab es auch keine politischen Gefangenen und seit 1994 keine Todesstrafe.

Die Besichtigung kostet zwischen 15 und 20 Euro (litauisch/englisch) und ist sehr interessant. Tickets online.

Hl. Nikolaus Kirche

Sehr schöne Säulen an der St. Nikolaus Kirche

Die Webseite der Besichtigungstouren:
https://www.lukiskiukalejimas.lt/pasivaiksciojimai/


Lukiškių skg. 5, Vilnius

Auf dem folgenden Video sieht man den katholischen Gebetsraum. Unten ist das heutige Cafe.

 

Auf den folgenden Fotos sieht man die Kuppel des Veranstaltungssaales, die Laufgehege der Hunde, die Belüftungssysteme, Klos, etc.

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