Litauen
Geschichte, Kultur und Top Ziele!
Alles über Litauen, das klingt natürlich recht ambitioniert. Aber als ich 1992 mit einem Hilfstransport das erste Mal nach Litauen gereist bin, wurde meine Leidenschaft geweckt, dass bis dahin unbekannte Reiseland einem größeren Publikum bekannt zu machen. Seitdem reise ich regelmäßig durch das südlichste Baltenland und schreibe auf, was in Litauen interessant und sehenswert ist. Man mag denken, Litauen ist mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern ein kleines Land und man hat schnell alles gesehen. Aber weit gefehlt. Je mehr man im Lande sieht, desto mehr Ideen bekommt der Reisende, was er noch gerne sehen möchte.
Litauen hat für jeden Besucher etwas zu bieten. Der eine mag die unberührte Natur, die er überall in Litauen finden kann. Die Nationalparks, die vielen Flüsse und Seen laden einen ein. Wiesen und Wälder wechseln sich ab. Rehe und Füchse sieht man häufig, bei den Elchen muss man da schon Glück haben. In den vielen Jahren in Litauen habe ich erst einmal eine Elchkuh mit Kalb in der Ferne gesehen. Biber gibt es auch sehr viele, allerdings sind sie nur nachts unterwegs. Die Kurische Nehrung (eine 100 Kilometer lange schmale Landzunge) und das Kurischen Haff, in das die Memel fließt um dann bei Klaipėda in die Ostsee zu münden sind ein unvergleichliches Erlebnis. Ob man von Ventes Ragas über das Haff auf Nida und die großen Wanderdünen schaut oder mit dem Boot übersetzt und die Orte Juodkrante (Schwarzort) und Nida selber besucht und die Dünen erklimmt, der Besucher wird es lieben und immer an diese Orte denken.
Die zumindest für mich schönste Stadt in Litauen ist die Hauptstadt Vilnius. Vilnius hat eine der größten mittelalterlichen Altstädte im nördlichen Europa. Es gibt aber nicht nur mittelalterliche Architektur zu bewundern, sondern auch viele moderne Museen wie das neue MO-Museum. Auch das erste „moderne“ russische Gefängnis von 1904 ist heute für Besucher geöffnet. Vilnius war nie eine Hansestadt wie die anderen baltischen Hauptstädte, sondern immer eine litauische Stadt, die später durch die litauische Union mit Polen immer mehr die polnische Kultur annahm. Im 19. Jahrhundert lebten in Vilnius zur Hälfte polnisch sprechende Menschen und Juden. Vilnius galt als das Jerusalem des Nordens. Die historischen Hintergründe werden in der Rubrik "Litauische Geschichte" ausführlich behandelt.
Neben Vilnius ist Kaunas, die frühere litauische Hauptstadt, ein lohnendes Ziel. Die Laisves Allee war einer der ersten Fußgängerzonen der damaligen Sowjetunion. Auch für Kaunas sind alle interessanten Ziele ausführlich in der Rubrik "Kaunas" beschrieben. Klaipeda, die frühere deutsche Stadt Memel, liegt am Kurischen Haff. Hier fließt die Memel in die Ostsee. Siauliai ist die viertgrößte Stadt in Litauen. Die meisten Besucher besuchen dort nur den Berg der Kreuze (der aus Protest gegen die verhasste sowjetische Besatzung entstanden ist) und verpassen somit die schönen Ziele im verkannten Siauliai. Überall in Litauen gibt es Herrenhäuser und Burgen. Trakai, die wieder aufgebaute Ritterburg im See Galve ist neben Medininkai die imposanteste. Auch in Birzai, einer Kleinstadt im Norden, gibt es eine Befestigungsanlage, die heute das Sela Museum beherbergt. Birzai ist bekannt für seine Biere, den größten künstlichen See und die längste Brücke Litauens.
Vielleicht die schönste Reise in Litauen geht von Kaunas entlang der Memel (litauisch Nemunas) bis ins Memeldelta. Hier war das Grenzgebiet von Deutschem Orden und dem Großfürstentum Litauen, die sich heftigst bekämpften und deshalb überall Verteidigungsburgen bauten. Der Blick auf die Memel und das flache unberührte Land ist umwerfend. Beschrieben ist die Tour unten unter „Entlang der Memel“.
Apropos Sowjetunion: Litauen war in seiner Geschichte dauernd umkämpft. Die Schweden, Deutschen und Russen waren hier. Auch Napoleon ist mit seinem Heer durch Litauen gezogen und viele Franzosen sind in Vilnius gestorben. Schlimm haben die Russen gewütet und noch schlimmer die Deutschen während der kurzen Besatzung 1941-1944. Damals sind fast alle litauischen Juden ermordet worden. Ich finde diesen Teil der litauisch-deutschen Geschichte unglaublich spannend. Deshalb wird der Holocaust auf alles-ueber-litauen.de ausführlich behandelt. Der Litauen Besucher findet Gräber von Massakern flächendeckend in ganz Litauen.
Sicherheit in Litauen: tatsächlich waren die Anfangsjahre nach der litauischen Unabhängigkeit ein wenig abenteuerlich. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Das Reisen in und nach Litauen ist so einfach geworden, wie in unsere anderen europäischen Nachbarländer. Das litauische Essen ist berühmt für seine Qualität, die Hotels sind auf europäischem Niveau, das öffentliche Transportwesen effektiv und man kann alles digital buchen. Die Anreise nach Litauen beschreiben wir in der Rubrik "Anreise". Ob mit dem Auto über die neuen Autobahnen in Polen, einer Fähre von Deutschland nach Klaipeda oder einer der zahlreichen Flugangebote nach Kaunas oder Vilnius, nie war das Reisen einfacher und sicherer. Wer sich auf Litauen vorbereiten möchte, unter "Bücher" empfehlen wir reichlich Lesestoff.
Wer von so viel Architektur, Natur, Politik und Geschichte genug hat, der sollte Palanga besuchen. Neben dem größten Bernsteinmuseum Litauens ist Palanga DER Badeort Litauens mit endlos vielen Kneipen und Restaurants, sowie einem schönen, 470 Meter langen Holzsteg in die Ostsee.
Mein Name ist Andreas Kuck. Dies ist eine private Webseite über Litauen. Alle beschriebenen Ziele in Litauen habe ich selbst besucht. Möchten Sie einen eigenen Text über Ihren Besuch in Litauen veröffentlichen? Haben Sie Anregungen oder Verbesserungsvorschläge? Kochen Sie gerne litauisch oder haben Lust ihre litauischen Kochrezepte zu veröffentlichen? Schreiben Sie mir über das Kontaktformular oder über Facebook.
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„Litauen heißt das Land, das mein ganzes Sinnen und Fühlen beherrscht.
Kommen Sie, ich will Ihnen helfen, es zu entdecken. Ich begleite Sie in ein fernes, nebliges, zärtliches, leises Land. Lassen Sie uns die Flügel ausbreiten
und über eine Landschaft fliegen, wo uns der Duft von Wasserlilien und die modrige Luft der Wälder umgibt. Das ist Litauen.”
Oscar Miłosz (1877- 1939)
Dieses Graffiti hat uns lange Zeit in Birzai begrüßt
Litauen Top Ziele
Vilnius ist eines der interessantesten Ziele in Litauen. Neben einem allgemeinen Überblick, was man in der Stadt sehen kann, beschreiben wir in 32 Unterpunkten die Top Ziele in Vilnius. Vom Jüdischen Vilnius über die Katakomben in der Kathedrale, dem Glockenturm bis nach Belmontas, zeigen wir, was Vilnius zu bieten hat. Unter den vielen Kirchen sticht besonders die Kathedrale, die St. Anna Kirche und die St. Peter und Paul Kirche heraus. Außergewöhnliche Ziele sind die Katakomben und die Extremtunneltour unter der Kathedrale. Das KGB-Museum und das ehemals modernste Gefängnis des Zarenreiches, das Lukishkes Gefängnis, bieten Geschichte zum Anfassen. Falls Sie bei Ihrem ersten Besuch lieber eine Reiseführer:in an der Seite haben möchten, finden Sie diese oben unter Menü. Falls Sie das Kontaktformular von alles-ueber-litauen.de nutzen, brauchen wir die Genehmigung Ihre Daten an die Reiseleiter weiterzugeben. Vilnius hat einen internationalen Flughafen, den neben den großen Airlines auch Billigflieger anfliegen. Vom Flughafen gibt es Busse in die Stadt (siehe Anreise). Mehr unter Vilnius.
Kaunas, die Europäische Kulturhauptstadt 2022 und angeblich litauischste Stadt, hat nicht nur die Freiheitsallee, sondern die in der Ukraine erschaffene Reiterstatue Vitis, die Burg mit einem schönen Museum, das alte Rathaus, ein Teufelsmuseum, zwei Schrägaufzüge (ich bin ein begeisterter Passagier) und viele andere Sehenswürdigkeiten. Lange war Kaunas die Hauptstadt Litauens, da Vilnius von Polen besetzt war. Die Russen bauten neun Forts um ihre Westgrenze gegen Angreifer zu schützen. Hat ihnen nichts genutzt, die teuren Anlagen waren schnell eingenommen. Das IX. Fort war während der deutschen Besatzung 1941-1944 ein Ort, an dem Massaker stattfanden. Das dortige Museum steht bei den meisten Besuchern auf dem Besuchsprogramm. Die Sehenswürdigkeiten der Altstadt sind problemlos zu Fuß erreichbar. Durchzogen wird das Zentrum durch die Laisvės alėja und die Vilnius gatve. Am Anfang der Vilnius gatve sind die historischen Sehenswürdigkeiten, wie die Burg, das alte Rathaus, die St. Georg Kirche. Außerdem treffen sich in der Nähe die Flüsse Nemunas und Neris. Ein schöner Ort! Neben dem Weißen Rathaus (wenn es mal nicht renoviert wird, kann man den Keller besichtigen) liegt das interessante Museum des litauischen Dichters Maironis. Entlang der Vilnius gatve gibt es sehr alte historische Gebäude. An der Laisvės alėja stammen sie eher aus der russischen Besatzungszeit Ende des 19. Jahrhunderts. Bevor man am Ende der Freiheitsallee auf die ehemalige russische orthodoxe Garnisonskirche stößt, passiert man das Gebäude der ehemaligen Hauptpost im gefeierten Stil der litauischen Zwischenkriegsjahre. Es gibt viele lohnenswerte Ziele in Kaunas. erwähnen will ich nur noch das Militärmuseum, die riesige Christi Auferstehungskirche und etwas außerhalb (auch mit dem Bus erreichbar), das Salomeja Neris Museum und das Kloster Pazaislis. Mehr unter Kaunas.
Kurische Nehrung Wer einmal die Kurische Nehrung besuchte, besonders das kleine Nida mit seinen hohen Dünen und dem Thomas Mann Haus, wird immer wieder zurück nach Litauen kommen. Auf der Landzunge (dem Haff) von Klaipeda bis nach Nida gibt es unendliche Wanderwege, Sand, Badestrände, Kormorankolonien und Elche. Da der Zugang zur Kurischen Nehrung Eintritt kostet, sind die Badestrände auch im Sommer nicht ganz so voll wie in Palanga. Mit dem letzten Kurenkahn der Familie Armonavičius kann man auf dem Haff segeln und die russische Grenze in sicherer Distanz beobachten. Das Schiff Raketa verbindet Nida sogar über die Memel (Nemunas) mit Kaunas. Bei gutem Wetter kann man von Nida aus die Vogelberingstation Ventes Ragas sehen. Nida: Ob im Winter oder im Sommer. Unser Reisetipp! Mehr unter Nida.
Litauen Geschichte
Geschichte Litauen ist zwar ein kleines Land, seine Geschichte aber sehr kompliziert. Begonnen hat die litauische Geschichte, als sich litauische Stämme und Fürsten zusammentaten. Weniger starke Stämme wurden unterworfen oder verdrängt. Es wurden hölzerne Burgen auf Hügelchen (es gibt ja keine Berge in Litauen) gebaut. Drumherum sammelte sich das Volk. Der erste bekannte und mächtige Litauenherrscher war Mindaugas. Der war auch Litauens einziger König (Fast der Einzige. Auf dem Luzker Kongress 1429 versuchte Sigismund von Luxemburg, römischer Kaiser und König von Überall einen Keil zwischen Litauen und Polen zu schieben. Er versprach Vytautas die Königswürde. Jogaila stimmte dem zu. Die Krönung konnte aber 1430 nicht stattfinden, weil Krone und Papiere an der litauischen-polnischen Grenze abgefangen wurden und Vytautas im Oktober 1430 starb. Ein weiterer Königsanwärter war Herzog Wilhelm von Urach. Der Litauische Landesrat durchschaute aber das deutsche Spiel und stimmte letztlich für eine republikanische Verfassung). Mindaugas und seine litauischen Adligen konnten ihr Einflussgebiet, meist durch Verheiratung der Verwandten, bis ans Schwarze Meer vergrößern. Gleichzeitig gab es immer Ärger mit dem lästigen Deutschen Orden und den eigenwilligen Landsleuten in Žemaitija (Samogitien). Überall entlang der gemeinsamen Grenzen wurden Burgen gebaut, vorzugsweise auf den Hügelchen. Die kann man heute noch sehen, das Holz der Burgen ist weg. Da der Ritterorden lästig war und das litauische Land gen Orient an polnische Ländereien stieß, kam Großfürst Jogaila auf die Idee, sich um den polnischen Königstitel zu bewerben. Er heiratete die polnische Königin Jadwiga und wurde so König von Polen. Er leitete zusammen mit seinem Vetter Vytautas die Personalunion von Polen und Litauen ein, die zu einem gemeinsamen starken Staat Polen/Litauen, der sogenannten Rzeczpospolita führte. Jogaila ist dafür der meistgehasste litauische Herrscher.
Natürlich führte die Verbindung von wenigen Litauern mit sehr vielen Polen zu einer Übernahme des litauischen Staates durch die polnische Kultur. In Litauen wurde alles polnisch, die Sprache der Intellektuellen, die Kultur, die Religion. Die litauische Kultur zog sich immer weiter in die Dörfer zurück und spielte in den Städten keine Rolle mehr. (Bei der Renationalisierung im 19. Jahrhundert mussten Litauer wie Ciurlionis erst mühsam Litauisch lernen, da es kaum jemand mehr sprach). Dazu kam die Minderheit der Juden, die durch die toleranten Großfürsten eingeladen, seit dem Mittelalter in Litauen lebten. Irgendwann gab es keine Stadt mehr in Litauen, in denen ethnische Litauer in der Mehrheit waren (Götz Aly). Die Innenstädte wurden bewohnt von Polen und Juden. Wenn sie Kedainiai besuchen, schauen sie sich die Innenstadt an! 1795 wurde Polen durch Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt. Litauen kam zu Russland. Nun hatten zaristische Russen das Sagen über polnisch-jüdische Städter und litauische Landbewohner. (Der Schriftsteller Age Meyer Benedictsen beschreibt das ausführlich). 1900 lebten laut einer Volkszählung nur knapp 4 % Litauer in Vilnius. Das weiß heute keiner mehr, besonders nicht die heutigen Einwohner. Die Juden wurden 1941 von Deutschen und Litauern ermordet, die Polen danach (auch von den Sowjets) nach Polen deportiert. Es fand ein kompletter Bevölkerungsaustausch statt. Vilnius ist heute wieder die Hauptstadt Litauens, und das ist gut. Aber die Architektur und der Geist, der in Vilnius zu spüren ist, ist international (und jüdisch und polnisch!). Spannend? Mehr gibt es unter Geschichte.
Entlang der Memel
Memel Neben den wichtigsten Zielen in Litauen wie der Hauptstadt Vilnius, der ehemaligen Hauptstadt Kaunas, sowie den Sanddünen der Kurischen Nehrung, ist eine Fahrt von Kaunas nach Silute entlang der Memel (litauisch Nemunas), eines der reizvollsten Touren in Litauen. Die Memel war 500 Jahre die Außengrenze Deutschlands und der gemeinsame Grenzfluss mit Litauen. Hier tobten im Mittelalter Kriege zwischen dem Deutschen Kreuzritterorden und den gemeinsamen Heeren von Litauen und Polen. In der Schlacht von Grunwald (oder Tannenberg) wurden die deutschen Verbände vom polnischen König Jagiello und dem litauischen Großfürsten Vytautas vernichtend geschlagen. Die Kämpfe wurden weitgehend eingestellt, man einigte sich auf eine Grenze die über 500 Jahre überdauerte und damit die am zweitlängsten existierende Grenze in Europa war. Heute kann man noch viele Burghügel sehen (auch wenn die ehemaligen Holzburgen längst weg sind).
Einige Schlösser wurden hier gebaut und der Blick auf den Fluss ist wunderschön. Auch ein sehr schönes Ziel ist die Kirche Zapyskis, die allerdings auf der anderen Seite des Nemunas liegt und direkt von Kaunas angefahren werden muss.