Aušros Vartai - Die Schwarze Madonna von Vilnius
Das Tor der Morgenröte, auf litauisch Aušros Vartai, ist das letzte noch erhaltene Stadttor von Vilnius.
Ausros Vartai, Tor der Morgenröte oder auch Medininkai Tor
Es wird auch Medininku Tor genannt, weil alle Leute, die in die Richtung Medininkai (an der weißrussischen Grenze, dort gibt es eine Burgruine) oder Minsk wollten, die Stadt über dieses Tor verlassen mussten. Oben im Tor befindet sich die Schwarze Madonna, eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Vilnius.
Eingang zur Kapelle (rechts gehen die Stufen hoch) und in die schöne Theresienkirche (nach links)
Links durch die Tür kann man über 40 Stufen die Kapelle erreichen (dort befindet sich die Madonna), oder man geht unten links den Gang entlang zur St.Theresienkirche.
Von Polen, Litauern und Russen gleichermaßen verehrt.
Oben im Tor kann man durch das Fenster die "Schwarze Madonna" sehen, ein Bild aus dem 17. Jahrhundert. Weil ihr Wundertaten nachgesagt wurden, blieb die Kapelle mit der Ikone von den Zerstörungen der russischen Besatzer (im Gegensatz zu manch anderem Gebäude) verschont.
Eigentlich heißt das im 17. Jahrhundert gemalte Bild "Heilige Jungfrau Maria Mutter der Barmherzigkeit", wird aber wegen ihrer Hautfarbe "Schwarze Madonna" genannt.
Auf acht Eichenbretter gemalt und mit Silber überzogen
Die Madonna wird von Katholiken, wie auch von Russisch-Orthodoxen und Unierten verehrt und zählt in Litauen und Weißrussland zu den bedeutendsten Heiligtümern. Sie ist eine der wenigen Madonnenbilder ohne Kind.
Ihr Haupt schmücken zwei Kronen: Die eine verkörpert ihre Stellung als "Himmelskönigin", die andere ihre Funktion als Königin von Polen. (Siehe auch "Polnisches Problem Vilnius )
Bei Renovierungen wurden 2687 Nagellöcher gezählt
Der deutsche Schriftsteller Alfred Döblin hat die Madonna 1924 besucht. Er beschreibt sie in seinem Reisebericht "Reise durch Polen" so:
"Da steigt ein hoher ansehnlicher Torbogen über die Straße; ich höre singen, gehe suchend unter dem alten Bauwerk durch. Liegen da rechts eine Masse Menschen: Bauern, Städter, Männer und Frauen, an der Erde, auf den Knien, die Köpfe bis auf die Erde gebückt.
Aber nicht sie singen, sondern das Singen kommt wo anders her, von oben. Und wie ich mich umdrehe, ist oben auf dem Torbogen eine Kapelle. Und offen nach der Straße steht da ein Altar, viele brennende Kerzen daran und Buntes, das ich nicht unterscheiden kann. Die Menschen, die die Straße hinaufkommen, haben die Hüte und Mützen in der Hand. Auch ich habe den Hut schon unter dem Torbogen abgenommen. Ist ein wundertätiges Muttergottesbild, das oben steht.
Sehr lieblich sieht die Madonna aus.
Über einem großen Halbmond, der wie ein gebogenes mächtiges Tierhorn ist, erscheint sie. Von der Brust an ist sie sichtbar. Sie hat weite reich ornamentale priesterliche Kleider an. Den gekrönten Kopf hält sie rechts geneigt. Die beiden Hände liegen gekreuzt über der Brust. Der schmale Hals taucht aus herrlichen sehr farbigen Gewändern und Überwürfen auf. Dann kommt ein schmales hohes Gesicht, die Augen nur mit einem Spalt offen, die Lippen geschlossen. Spitze goldene Strahlen umgeben den ganzen Kopf. Sie betet, oder ist entrückt, oder hört wehmütig-milde, oder ist in ihr Leid versunken, sucht sich daraus zu erheben: ich kann schwer den Ausdruck fassen.
Das Bild wirkt suggestiv, berührt. Die suchenden Menschen da sind geneigt, ihren Schmerz mit dem des himmlischen Wesens zu vermischen und sich ruhiger herauszuziehen. Ist eine große Leistung der Kunst, daß sie solch Bild machen kann und daß ein gemaltes Bild Vorbild sein kann. Ostra-brama heißt die Straße." ["Ostra-Brama" auf Polnisch, auf Litauisch "Tor der Morgenröte"].
Der frühere polnische Präsident (und in Vilnius geborene) Jozef Pilsudski und Papst Johannes Paul II. waren schon hier.
Ein schöner Ort in sich zu kehren oder die Aussicht auf die Altstadt zu genießen
Die Wände sind mit Votivgaben aus Silber bedeckt
Die ziemlich kleine Kapelle
Dankesgaben von rund 8000 Gläubigen
Blick von der Kapelle auf die Altstadt
In dieser Straße gibt es einige Bernsteinschmuckgeschäfte.
Das Medininkai Tor (oder Ausros Vartai) von außerhalb der Innenstadt gesehen
Von hier aus geht es zum Hauptbahnhof von Vilnius.