Kathedrale Vilnius

 Kathedrale Vilnius

Kathedrale Vilnius

Die Kathedrale ist die größte katholische Kirche in Vilnius und heißt eigentlich "Vilniaus Šv. Stanislovo ir Šv. Vladislovo arkikatedra bazilika", also etwa Kathedrale des Hl. Ladislaus und Hl. Stanislaus, weil sie diesen beiden Heiligen gewidmet ist.

Kathedrale Vilnius Haupteingan

Kathedrale Vilnius Haupteingang

Die älteste heute noch erhaltene Bausubstanz stammt von 1429. Litauens Großfürst Vytautas ließ in Erwartung seiner Königskrönung eine gotische Hallenkirche errichten.  Ihre heutige Form erhielt sie aber erst 1801. Bevor Vytautas seine Kröungskirche baute, gab es an dieser Stelle erst heidnische Tempel und später Holzkirchen von König Mindaugas und Jogaila. Man fand Spuren von Jogailas Kirche unter der Kathedrale. Bei einer Führung durch das Tunnelsystem unter der Kathedrale sagte man uns, dass wir, obwohl schon tief unter dem Fußboden der Kathedrale, immer noch 3 Meter über dem Fundament der Kirche Jogailas wären. Bei jedem Bau einer neuen Kirche ging es hoch (wie das mit dem Grundwasser und den Überschwemmungen funktionierte, verstehe ich allerdings nicht ganz).

Kathedrale Vilnius Haupteingang und Glockenturm

Kathedrale Vilnius Haupteingang und Glockenturm

Die Kathedrale wurde während ihrer langen Jahre durch alle durchziehenden Truppen beschädigt und geplündert. Und immer wieder repariert und umgewandelt. Heute hat die Kirche ein klassizistisches Aussehen und ist innen wieder reich geschmückt. Im Inneren hat die Kathedrale 11 Kapellen.

Kathedrale Vilnius Innenraum und Altar

Kathedrale Vilnius Innenraum und Altar

Kathedrale Vilnius Seitenschiff

Kathedrale Vilnius Seitenschiff

Hervorzuheben ist die Šv. Vladislovo koplyčia, also die Kapelle des Heiligen Ladislaus links neben dem Eingang. Sie wurde erst vor ein paar Jahren für die Besucher freigegeben. Ich finde sie ist die schönste der 11 Kapellen. Berühmt ist auch die Kasimir Kapelle, hinten rechts. Sie ist dem Heiligen Kasimir geweiht, der dort auch in einem Silbersarg liegt. Kasimir war ein Enkel von Jogaila (Jogaila=Großfürst von Litauen und König von Polen) der als König ungeeignet war. Von schwacher Gesundheit und der Frauenwelt nicht zugetan, widmete er sich dem Glauben und betete viel. 1484 wurde er in Grodno auf der Treppe einer Kirche tot aufgefunden.

Kathedrale Vilnius Kasimir Kapelle

Kathedrale Vilnius Kasimir Kapelle

Da die Katholische Kirche unbedingt Heilige brauchte um den Glauben der Litauer zu stärken (und sich gegen die Orthodoxie zu behaupten...siehe zu Kasimir auch die Texte von Laimonis Briedis), dichtete man Kasimir allerlei Wundertaten an und das Volk verehrte ihn. 

Kasimir Kapelle Kuppel Vilnius

Kasimir Kapelle Kuppel

Kapelle des Heiligen Ladislaus Vilnius

Kapelle des Heiligen Ladislaus

1931 kam es zu verheerenden Überschwemmungen, die große Zerstörungen an der Kirche anrichtete. Um einen Einsturz zu verhindern, wurden die Außenmauern abgestützt. Unter der Kirche tauschte man Holzpfähle mit Betonstützen aus und verstärkte den kompletten Untergrund mit Beton. Diese Betonarbeiten wurden leider ohne große Rücksicht auf archäologische Aspekte durchgeführt, so dass viele alte Spuren vernichtet wurden.

Besichtigen kann man heute die normale Kirche, was keinen Eintritt kostet.

Kathedrale Vilnius Blick auf die Orgel

Kathedrale Vilnius Blick auf die Orgel

Dann kann man eine Etage tiefer die Krypta besichtigen, in denen einige litauische Persönlichkeiten beerdigt sind. Zum Beispiel Barbara Radvilaite, Ehefrau von Sigismund II. August und das Herz von Wladislaw IV. Wasa, der sich die Beerdigung in Krakau wünschte, sein Herz aber in Vilnius haben wollte (wie übrigens wie der polnische Präsident Josef Pilsudski, der aus der Gegend von Vilnius kam, und sein Herz auf dem Rasa Friedhof in Vilnius bestatten ließ). Bei der großen Flut 1931 wurden die Gräber in der Krypta stark beschädigt und die Skelette teils weggespült.

Bilder gibt es im Bericht über den Besuch in der Krypta.

Wenn einen die Tiefe nicht scheut: mit der "Extreme Tunnel Tour" geht es noch eine Etage tiefer und der Besucher klettert durch enge Tunnel und Löcher unter der Kathedrale rum und sieht die Überbleibsel alter Zeiten, aber auch die Betonarbeiten der 1930 er Jahre.

Beide Touren kann man buchen. Tickets dafür gibt es im Glockenturm (den man auch besichtigen kann) und der früher mal ein Verteidigungsturm der oberen Burg war. Man kann noch die Schießscharten sehen. Ich fand alle drei Touren (also Krypta, Extreme Tunnel und Glockenturm) äußerst interessant.

Die drei Figuren über dem Eingang der Kathedrale stammen aus dem Jahr 1792 und wurden von den Sowjets 1950 zerstört. 1997 wurden (von links) der Hl. Stanislaus, die Hl. Helena mit Kreuz und der Schutzpatron von Litauen, der Hl. Kasimir erneuert. Sie verkörpern Polen (Stanislaus), Litauen (Kasimir) und das wahre Kreuz (Helena).

Während der sowjetischen Besatzung wurde die Kirche als Kunstgalerie genutzt. Die Kirchenschätze hatte man vor dem Einmarsch der "Befreier" in eine Nische im Treppenhaus eingemauert. Bilder davon gibt es im Bericht über die "Extreme Tunnel Tour". Als Litauen unabhängig wurde, musste man in Krakau nachfragen, wo denn der Kirchenschatz war. Warum? Weil 1930 kaum Litauer in Vilnius waren und die dortigen Polen von den Nazis und Sowjets vertrieben wurden. Der Schatz ist heute ausgestellt und Bilder von dieser Nische findet man im Bericht über die "Extreme Tunnel Tour"

1989 wurde die Kirche wieder an die Katholische Kirche zurückgegeben. Vor dem Haupteingang der Kathedrale gibt es einen Wunschstein "Stebuklas". Einfach den Fuß drauf und sich etwas wünschen.

Kathedrale Vilnius Stebukla Wunschstein

 Stebuklas - Wünsch dir was

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