Johannes der Täufer Kirche

 

Die katholische Kirche von Birzai wurde vom Grafen Tiškevičius gestiftet und 1857 bis 1861 gebaut. Für die Kleinstadt Birzai völlig überdimensioniert, schienen sich die polnisch-litauischen  Großgrundbesitzer mit der Größe ihrer Anwesen, Herrenhäuser und Kirchen miteinander zu messen.

Noch krasser ist die Dreifaltigkeitsirche in Pabirze, einem Dorf vor Birzai. Pabirze ist wirklich ein Dorf und die Kirche ziemlich groß.

Die erste Kirche in Biržai wurde von Mikalojus II Radvila (1398 - 1509) erbaut. Sie könnte um 1500 fertiggestellt worden sein. Später, um 1515, wurde eine zweite Kirche zwischen den Flüssen Agluona und Apachia von Bischof Albert Radvila (1478 - 1519) errichtet. Sie war ebenfalls aus Holz und stand in der Nähe der heutigen Festung.

Im Jahr 1564, als Nikolaus Radvila der Rote (1512-1584) zum Calvinismus konvertierte, begann die Verfolgung der Katholiken im Herzogtum Biržai. Im Jahr 1580 wurde die katholische Gemeinde aufgelöst. Die erste Kirche verfiel und die zweite Kirche wurde 1589 von Christoph I. Radvila (1547-1603) abgerissen.

1674 schrieb Bischof Stephan Pacas von Vilnius ein offizielles Schreiben an die Ökonomen des Herzogtums Biržai, in dem er sich darüber beklagte, dass die Katholiken von Biržai keine Gottesdienste hätten, und sie aufforderte, eine katholische Kirche an der gleichen Stelle wie zuvor zu bauen. Im Jahr 1692 ließ Ludvika Karolina Radvilaitė (1667 - 1695, der Familie Radvila gehörte Birzai bis die Gegend vom Grafen Tiškevičius aufgekauft wurde) die Kirche auf eigene Kosten bauen. Es war eine kleine Holzkirche mit einem Altar. Sie hatte ihren eigenen Priester.

 

Eine neue Kirche wurde in den Jahren 1739 - 1742 mit den Bemühungen und Mitteln von Oona Sanguškaitė - Radvilienė gebaut. Sie war aus Holz und hatte fünf Altäre. Die Kirche erhielt den Namen des Heiligen Hieronymus. Diese Kirche bestand bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Als sie einzustürzen drohte, baute der Pfarrer von Biržai, Kazimieras Pikturna, 1811 eine neue Holzkirche. Sie bestand bis 1861.

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel Biržai an den Grafen von Tiškevičius. Seine Familie galt als Förderer der Kirche von Biržai, und zwischen 1857 und 1861 baute Jonas Tiškevičius (1801-1860) die Steinkirche des Heiligen Johannes dem Täufer, die heute noch steht. Im Jahr 1860 wurde die Kirche vom Bischof von Samogitia M. Valančius geweiht.

 

Das Mittelschiff der Kirche ist 15 m breit, die Seitenschiffe sind jeweils 4,3 m breit. Die Höhe des Mittelschiffs beträgt 15 m, die der Seitenschiffe 13,2 m. Die Höhe der Türme mit Kreuzen erreicht 43 m. Die Altarbilder sind im klassischen Stil gehalten und zeigen den Heiligen Johannes den Täufer. Die Skulpturen und Gipsarbeiten wurden von dem Bildhauer Pranciškus Andriolis geschaffen. Die Kirche zeichnet sich durch die Einheit ihrer inneren und äußeren Formen aus.

 

Es ist bekannt, dass im Jahr 1940 7196 Personen zur Gemeinde Biržai gehörten. Im Jahr 1999 wurde eine Umfrage unter den Einwohnern der Gemeinde Biržai durchgeführt. Nach dieser Erhebung zählt die katholische Gemeinde von Biržai derzeit fast 4100 Mitglieder. Den Volkszählungsdaten zufolge bezeichneten sich mehr als 10.000 Menschen in Biržai als katholisch.

Johannes der Täufer Kirche

Birzai Katholische Kirche 

Katholische Kirche Birzai Eingangsbereich

 

Unter der Kirche befindet sich die Gruft des Grafen Tiškevičius . Man kann die Gruft leider nur im Rahmen einer Führung besichtigen (vielleicht hilft eine Anfrage im Fremdenverkehrsamt). Ist schon recht interessant. Neben dem Grafen ist ein Kind bestattet, wobei deren Verhältnis zum Grafen Tiškevičius nicht klar ist (so jedenfalls die Auskunft unseres Guides).

Tiškevičius Gruft Birzai

Gruft des Grafen Tiškevičius . Die beiden Gräber sind links und rechts des Altars in der Wand.

Tiškevičius Gruft Birzai links

Linke Seite: hier ist der Graf bestattet

Tiškevičius Gruft Birzai

Rechte Gruft, Marya

Die Inschriften auf den Grabplatten lauten (man beachte: die Sprache ist polnisch!):

Linke Seite:

JAN HRABIA TYSZKIEWICZ
FUNDATOR KOSCIOLA I ZALOZYCIEL ORDYNACYI
BIRZANSKIEJ
(Jan Graf Tyszkiewicz, Kirchenstifter und Gründer des Anwesens von Birzai, 1802-1862)

Rechte Seite:

MARYA
CORKA MARYI I MICHALA TYSZKIEWICZOW
1/1855-2/1855

(Marya, Tochter von Maryi und Michala Tyszkiewiczow)

Auf der tollen Webseite: http://dworypogranicza.pl finden sich nähere Informationen. (Danke Vilija).

Die Gegend von Birzai gehörte einem Dominik Hieronim (1786-1813). Der beteiligte sich an den Kämpfen Napoleons gegen Russland. Bekanntermassen verlor Napoleon den Krieg und als Dank entzog Zar Alexander I. unter dem Vorwand der Nichtzahlung von Krediten Hieronims Ländereien.

Ein Gäubiger des Vorbesitzers konnte die Ländereien billig kaufen. Józef Ignacy Graf Tyszkiewicz (1724-1815), Oberst in der litauischen Armee, war somit der erste Tyszkiewicz in Birzai.

Sein einziger Sohn (die Tyszkiewiczs hatten noch drei Töchter), Michał (1761-1839) erbte das Gut Birżai, das wiederum auf seinen Sohn Jan überging. 

Jan Konstanty Graf Tyszkiewicz (1802-1862) gründete das Familiengut Birżai in Astravas und wurde der erste der Tyszkiewiczs, der Ordinarius von Birżai wurde. Zu dieser Zeit umfasste das Landgut Birżai 17 Schlüssel, 36 Gutshöfe, 77 Hinterhöfe sowie rund 80.000 Hektar Ackerland und 31.000 Hektar Wiesen und Weiden. 

 

Kein Wunder also, womit der Adel seinen Lebenswandel bestreiten konnte. Land und Leibeigene.

Jan Konstanty Tyszkiewicz heiratete nicht und hatte keine Kinder, womit Birzai an seinen jüngeren Bruder Michał Tyszkiewicz (1828-1897), verheiratet mit Maria Radziwiłłówna (1830-1902), überging. Und damit sind wir wieder in der Gruft angekommen, denn auf der linken Seite liegt Jan Konstanty Tyszkiewicz und auf der rechten Seite die Tochter seines Bruders Michal und dessen Frau Maria (Maryi), Marya. Michal Tyszkiewicz war ein Antiqiutätensammler und Hobby Ägyptologe. Er besuchte Birzai selten und lebte in Rom.

 

  Tiškevičius Gruft Birzai Türen

Seitliche Türen. Ich durfte leider nicht schauen, wohin sie führen.

 

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