Rombinus
Blick vom Rombinus auf die Memel. In der Ferne sieht man Tilsit (Sowjetsk).
Der Rombinus oder Rambynas auf Litauisch, ist ein etwa 35 Meter hoher Hügel am Nemunas (Memel), der in der litauischen Mythologie eine große Rolle spielt. Man nennt den Rombinus auch gerne den heiligen Berg Litauens.
Er ist einer der prußischen Heiligtümer. Die Silbe Ram- (Rom oder Rum) bedeutet so viel wie ruhig und heilig. Hier wurde den Göttern gehuldigt und das ewige Feuer unterhalten. Das Memeltal um den Rombinus gehört zu einer der schönsten Gegenden Litauens.
Viele berühmte Litauer und Deutsch-Litauer sind auf dem Rombinus begraben.
Der Nemunas, Blick nach Süd-Ost
Lena Grigoleit erwähnt den Rombinus in Ulla Lachauers Buch "Paradiesstrasse". Auch ihr Grab befindet sich auf dem Rombinus Friedhof.
Aber nicht nur für Litauer ist der Berg wichtig, auch für die Touristen ist er ein Anziehungspunkt. Seine Lage an der Memel mit Blick auf Sowjetsk (dem früheren Tilsit) belohnt den Besucher mit wunderschöner Natur und einem tollen Blick.
Wer dann noch alte Geschichten im Kopf hat, wie die des Arztes Brave, den der Jude Ephraim ben Jakob Dudak aus Todesangst um seine kranke Frau über die Memel entführte, oder die erschütternden Tatsachenberichte der hungernden Menschen aus Königsberg, die Nahrung in Litauen suchten (Wolfskinder), oder die litauischen Partisanen um Juozas Luksa, der hier irgendwo den Grenzübertritt von der litauischen Sowjetrepublik in den Westen wagten, der kann hier lange in Gedanken schwelgen.
Eingang zum Rombinus Friedhof
Aber auch ohne Gedanken an die litauisch-deutsche Geschichte ist der Rombinus einen Besuch wert. Wie gesagt, der Blick auf die Memel ist sehr schön und in der Ferne kann man die Silhouette der ehemaligen deutschen Stadt Tilsit sehen.
Hier war früher die Deutsch-Russische (Litauische) Grenze. Litauen war ja lange von Russland besetzt. Heute gehört das Gebiet von Kaliningrad und Sowjetsk (Königsberg und Tilsit) zu Russland und hat leider eine der strengsten Grenzen in Europa.
Grabstein von Christian Donelaitis (Donalitius)
Auf dem Rombinus Friedhof haben Berühmtheiten wie Christian Donelaitis, Martynas Jankus, Lena Grigoleit (sie ist zumindest für die Leser von Ulla Lachauers Buch "Paradiesstrasse" eine wichtige Persönlichkeit) und dem aus Detmold umgebetteten Vydunas (Wilhelm Storost) ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Grabstein von Lena Grigoleit
Auf dem Rombinus gab es einst einen großen Opferstein, der leider 1811 vom Müller Schwarz gesprengt wurde. Der Müller fertigte aus dem Stein zwei Mühlsteine an. Ein Opferstein zum Mühlstein, dass brachte Schwarz natürlich ordentlich Pech. Er begann zu trinken, seine Frau ließ sich scheiden und eines Tages fand man ihn zerquetscht im Kammrad einer Mühle.
So geht jedenfalls die Sage.
Nach einer anderen Version (Deutsches Sagenbuch von Ludwig Bechstein, siehe unten) hat Schwarz sich beim ersten Schlag auf den Stein Splitter ins Auge geschlagen und ist erblindet. Auch seinen Gesellen ging es schlecht.
Man sollte die großen Findlinge auf jeden Fall lieber in Ruhe lassen.
Burgberg am Rombinus
Fährt man vom Rombinus an der Memel entlang, kommt man an einem der vielen litauischen Burghügel Šereiklaukio Piliakalnas vorbei, wo einst die Schalauer in hölzernen Burgen gegen die Ordensritter kämpften. Diese Burgberge gibt es entlang der ganzen Memel bis nach Daugavpils (Dünaburg).
Der Opferstein auf dem Rombinus
Bei der Stadt Ragnit an der Memel, aber drüben jenseits des Flusses, erhebt sich ein bewaldeter und zerklüfteter Berg, der heißt Rombinus. Vorzeiten war auf ihm der alten Litauen berühmtestes und größtes Heiligtum, mit einem riesigen Steinaltar, auf welchem dem Gotte Potrimpos seine Opfer dargebracht wurden. Der Gott selbst sollte diesen Stein an jenen Ort gelegt haben und unter denselben eine goldene Schüssel und eine silberne Egge begraben, weil er der Gott der Fruchtbarkeit und der Ernte. Da war des Opferns auf dem Rombinus kein Ende, und die Sage ging schon damals, solange der Stein auf dem Berge liege, werde Litauen in Glückesblüte stehen, würde aber der Stein hinweggerückt, so werde der Berg selbst einstürzen und Unglück das Land heimsuchen, und diese Sage ging von einem Jahrhundert in das andere, als längst keine Opfer mehr auf dem Rombinus gebracht wurden.
Da kam - im Jahre 1811 soll es geschehen sein - ein deutscher Müller nach dem Dörfchen Barten (Bardehnen) nordöstlich vom Rombinus, der wollte zwei neue Windmühlen anlegen und suchte in der Gegend umher nach festen Steinen. Da kam er auch auf den Rombinus, und der Opferstein dünkte ihm baß geeignet zu seinem Werke. Allein die Umwohner sagten ihm, diesen Stein dürfe er nicht wegnehmen, von dem hange das Glück des Landes ab. Der Müller sagte den Leuten, daß sie noch im heidnischen Aberglauben befangen seien, ging zum Landrat und ließ sich die Erlaubnis schriftlich geben, den Stein wegnehmen zu dürfen. Diese erhielt er, denn der Landrat wollte nicht minder aufgeklärt sein wie ein deutscher Windmüller. Aber siehe da, die Erlaubnis half erst recht nichts, denn es rührte kein Arbeiter ringsumher eine Hand, auch nicht um den reichsten Lohn, den der Müller bot. Jetzt mußte der Müller erst im Lande herumreisen, sich herzhafte und nicht abergläubische Leute zu suchen. Endlich fand er nach langer Mühe drei kecke Gesellen, die erboten sich, den Stein zu sprengen und vom Berge wegzuführen, es war aber keiner von ihnen aus der Nähe des Rombinus. Einer war aus Gumbinnen, der zweite aus Tilsit und der dritte aus Altpreußen bei Tilsit. Jetzt gingen die vier Männer zum Rombinus hinauf und begannen die Arbeit. Der Müller tat den ersten Schlag auf den Stein, da fuhren zwei Splitter davon, die schossen ihm in die Augen, daß er alsobald erblindete und blind blieb sein Lebelang; vielleicht, daß er noch am Leben ist. Der Geselle aus Tilsit krellte sich beim zweiten Schlag, den er tat, den Arm so stark, daß ihm die Markröhre zersprang und er einen dritten Schlag nicht tun konnte. Aber den beiden andern Gesellen geschahe nichts, sie ließen sich auch nicht warnen, überwältigten den Stein und schafften ihn vom Berge herab. Als aber der Gumbinner Geselle nach getaner Arbeit wieder in seine Heimat wanderte, hat er diese nimmer erreicht und ist elendiglich am Wege hinter einem Zaun verstorben. Die goldene Schüssel und die silberne Egge, von der die Sage ging, hat keiner gefunden. Seit der Stein hinweg war, begann der Memelstrom am Berge zu arbeiten und zu nagen und ihn zu unterhöhlen, und im Jahre 1835, im September, geschahe nachts ein donnerähnliches Krachen und war ein großes Stück des Rombinus eingestürzt, und viele fürchteten, es werde noch mehr einstürzen und die alte Unglücksprophezeiung sich erfüllen.
Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, S. 146
Quelle: Wiki Genealogy