Nationale Kunstgalerie Vilnius
Blick auf die Nationale Kunstgallerie aus der Luft (unten ist noch ein virtueller Rundgang durchs Museum!)
Die Nationale Kunstgalerie (Nationaline dailes galerija) liegt auf der nördlichen Seite der Neris, nicht weit vom ehemaligen sowjetischen Luxushotel "Lietuva", heute Radisson blue (zu empfehlen!). Zu sehen sind Bilder des 18. bis 20. Jahrhunderts sowie Skulpturen, Propagandaplakate aus polnischer und litauischer Seite (die den umstrittenen Status von Vilnius verdeutlichen). Es gibt sowohl Dauer- als auch Wechselausstellungen. Nicht oft sieht man Informationen im öffentlichen litauischen Raum, in dem die Rede von einem Bevölkerungsaustausch in Vilnius ist (nach 1941 gab es einen nahezu hundertprozentigen Austausch sowohl der polnischen als auch der jüdischen Einwohner). Außerdem wurde bei meinem Besuch ein Film über die ethnische Vielfalt der Einwohner von Vilnius installiert. Denn heute wissen die meisten Einwohner die Geschichte der litauischen Hauptstadt nicht (mehr).
Im Gegensatz zu vielen anderen Museen in Vilnius, fiel mir bei der Nationalen Kunstgalerie die ausgewogene Rezeption der litauischen Geschichte auf.
Besonders ist auch die enorme Weite des Museums. Beim Betreten des Museums kann man sich durchaus etwas verloren vorkommen. Die leeren Gänge sind weit und riesig. Die Ausstellungsräume wieder geschmackvoll arrangiert. Bei all den schönen Bildern und Skulpturen ist es sehr schwer eine Auswahl zu treffen. Deshalb werden es etwas mehr.
Hilfe zu den Erklärungen der einzelnen Bilder gab es von Eglė Nedzinskaitė vom Litauischen Nationalmuseum. Aciu!
Vor dem Museum steht eine Skulptur von Juozas Mikenas: Erste Schwalben, gebaut 1964 im Stile des sowjetischen Realismus, was auch immer das ist.
Weite Gänge
Großzügige Weite und Tiefe (sowohl räumlich als auch künstlerisch). Hier ein Film über die jüdischen "Wilne'er".
Hadassa Gurewicz Grodzka
Madassa Gurewicz-Grodzkas Selbstporträt fesselt den Betrachter durch die erlesene Schönheit sowohl des Gemäldes selbst als auch des Modells. Dieses bemerkenswerte Werk ist eines der wenigen, die von dieser talentierten Künstlerin überlebt haben, die dem Holocaust zum Opfer fiel. Hadassa, die Tochter von Melacher Gurewicz, dem Direktor des Hebräischen Gymnasiums in Vilnius, war in Vilnus für ihre Schönheit bekannt. Der Bildhauer Stamstaw Horno-Poplawski hat ihre anmutigen Züge ebenso festgehalten wie die einer anderen berühmten Schönheit aus den künstlerischen Kreisen von Vilnius in den 1930er Jahren, Placyda Siedlecka-Bukowska.
Ludomir Slendzinski Pilsudski verteidigt Vilnius 1927
Ausstellung
Akte
Bilder
Bilder
Antanas Samuolis Karikatur von Viktoras Vizgirda 1932 Litauisches Nationalmuseum
Von Links: Balys Macutkevičius Portrait von Stasys Šilingas 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
Kayzs Šimonis Selbstportrait 1927 Vladas Drema Der Maler 1930
Liegender Akt, leider nur eine temporäre Ausstellung "Sieben Zwischenkriegs Künstler aus Vilnius"
Bilder und Statuen
Vincas Dilka Gründung einer Kolchose 1950, Litauisches Nationalmuseum
olchose
Arbeiter
Weitläufiger Raum
Ausstellung
Familien Portrait Ludomir Slendzinski 1933 (Nationalmuseum Warschau)
Ludomir Slendzinski, eine prominente Persönlichkeit der Vilniuser Kunstszene, malte sich gerne selbst. Während seiner Zeit in Vilnius schuf er mehrere Selbstporträts vor dem Hintergrund des Stadtpanoramas. Am eindrucksvollsten ist ein Selbstporträt, das seine Frau Irena und seine Tochter Julitta auf dem Balkon ihrer Wohnung in der Teatro-Straße zeigt Die Harmonie des Familienalltags wird durch die Schönheit der Stadt noch verstärkt. In diesem Werk hält Sleridziriski nicht nur einen der erfolgreichsten Abschnitte seines eigenen Lebens fest, der von familiärem Glück und beruflicher Anerkennung geprägt war, sondern auch die vielleicht glücklichste Zeit in der Geschichte von Vilnius in der Zwischenkriegszeit.
Polnischer Soldat verteidigt sein "Volk"? vor jüdisch-russischen Säbelschwingern (Vilnius wird von vielen Seiten beansprucht)
"Jeder der an Gott glaubt, in Verteidigung der Mutter Gottes des Tores der Morgenröte unter dem Banner des Adlers und des Vytis." 1919-20
Brief von der Front 1950, Alexandr Laktionov, Litauisches Nationalmuseum
Die von der Propaganda geschaffenen falschen Realitäten sollten die Bürger davon überzeugen, dass die von dem einen oder anderen totalitären System aufgezwungene Ideologie die Wahrheit ist. Auch wenn Lenin Vilnius nie besucht hat, würde ein realistisches Bild von ihm auf dem Hintergrund eines Stadtpanoramas die Betrachter wahrscheinlich an ihrem Wissen zweifeln lassen.
Außerdem sollte diese Kunst die Menschen dazu anregen, dem Staat zu dienen und Opfer zu bringen.
Die Schöpfer waren gehalten, dunkle Farben und Konflikte zu vermeiden. Die dargestellten Handlungen mussten Optimismus und Stolz vermitteln, indem sie die Entschlossenheit und Stärke eines Helden zeigten. Das Ziel dieser eindeutigen, verschönerten Kunst war es, kritisches Denken zu unterdrücken, damit niemand die Entscheidungen der Führer in Frage stellte.
Einer der bekanntesten Vertreter dieser Art von Kunst in der Sowjetunion war Aleksandr Laktionov (1910-1972). Seine fotorealistischen Gemälde mit ihren sonnigen Farben waren eine Freude für die Betrachter. "Ein Brief von der Front" (1947) ist sein berühmtestes Werk, eine ikonische Darstellung des Großen Vaterländischen Krieges. Als Litauen eine Sowjetrepublik wurde, schickte man eine Kopie dieses Werks an ein lokales Museum als Beispiel für den sozialistischen Realismus.
Die Texte stammen größtenteils von den Begleittafeln des Museums und von Eglė Nedzinskaitė vom Litauischen Nationalmuseum. Aciu!
Klick aufs Bild
Genialer virtueller Rundgang durch die Nationale Kunstgallerie Vilnius