Die Sowjetunion und die Rote Armee als das kleinere Übel !

 
Während die Besetzung Litauens 1940 durch die Rote Armee für die Litauer durchaus als "Trauma" ((AK: wegen der Deportationen) "Holocaust in Litauen"     S. 21 Alfonsas Eidintas) bezeichnet werden kann, welches bis heute anhält, hatten die Litwaks, also die jüdische Bevölkerung, bei genauerer Betrachtung der damaligen Situation, keine andere Chance als entweder auszuwandern oder auf Hilfe durch die UdSSR zu hoffen.
Fürs Auswandern waren die osteuropäischen Juden oft zu arm. Die sowjetischen Besatzer erteilten auch keine Ausreisegenehmigungen.
Außerdem rechnete niemand mit einem Krieg des "Deutschen Reiches" mit dessen Verbündeten Stalin.
 
 
 
Die litauischen Vorurteile, alle Kommunisten und Funktionäre der russischen Besatzung seinen Juden, haben A. Eidintas in "Holocaust in Litauen" (siehe meine Buchempfehlung) und Alex Failtelson in "Im jüdischen Widerstand" ausführlich widerlegt.
 
 
 
Betrachtet man die Fakten, dann sind durch die Sowjets 1941 ca. 30- 35.000 Litauer nach Sibirien evakuiert worden. Darunter 5-7.000 Juden.
Davon sind etwa 50 % gestorben. Die Überlebenden sind nach Jahren völlig mittellos zurück nach Litauen gekommen.
sowjetischer einmarsch in litauen
Russischer Einmarsch in Litauen 1940  (Wiki)
 
 
Die Oma meiner Frau lebte in einem kleinen abgeschiedenen Dorf und bezeichnete die Deutschen als gepflegt und höflich, während die Russen schlecht wegkamen.
 
Sieht man Deutsche und Russen aus jüdischen Augen (oder aus der Sicht eines litauischen Demokraten), so fällt das Urteil ungleich vernichtender aus.
 
Allein vom deutschen Einmarsch bis zum Jahresende 1941 wurden in Litauer 131.000 Menschen erschossen. Männer, Frauen und Kinder. Juden und Kommunisten und deren Kinder.
 
 
Die litauische Armee ging in der Zeit der russischen Besatzung im 29. Territorialkorps der Roten Armee auf. Viele Litauer desertierten beim Aufstand der LAF gegen die sowjetische Besatzung und bekämpften die abziehenden Russen. Die jüdischen Soldaten waren natürlich mit der Armee geflüchtet, und hatten damit zumindest eine kleine Chance, um den Holocaust zu überstehen.
 
Bei der überstürzten Flucht der Roten Armee wurde Sheftel Melamed von seinem Bruder (der Soldat war) in einen Militärlaster gezogen und flüchtete entlang des Frontverlaufs nach Osten. Während sein Bruder kämpfte, arbeitete Herr Melamed am Ural in einer Flugzeugfabrik, da er zum Dienst in der Armee zu jung war.
 
Seine komplette Familie wurde durch die Deutschen und ihre lokalen Helfer ermordet. Nach dem Krieg gab es in Birzai nur noch die Juden, die entweder mit der Roten Armee geflohen waren, oder die vorher von Stalin nach Sibirien deportiert wurden.