Litauen
Die litauische Nationalflagge hat die Farben gelb/grün/rot. Gelb könnte für die Getreidefelder stehen, das Grün für die endlosen Wälder und das Rot für das für die Freiheit vergossene Blut.
Alles Balten.....oder?
Der Begriff Baltikum, der heute weltweit für die drei Länder Litauen, Lettland und Estland verwendet wird, kam erst im 18. Jahrhundert auf, als Russland Mühe hatte die Region "Pribaltika" zu erobern.
Abgeleitet von der lateinischen Bezeichnung der Ostsee als "Weißes Meer", "Mare Balticum".
Gerne wird der Begriff "Balte" hier nicht überall gehört, weil er die kulturellen Unterschiede in Kultur, Geschichte und Sprache der Länder verwischt. Andererseits wächst das Bewusstsein, als "Baltikum" eher wahrgenommen zu werden.
Alle drei Länder haben unterschiedliche Sprachen. Die Sprachen von Litauen und Lettland ähneln sich (etwa wie Deutschland und Holland) und haben indogermanische Wurzeln.
Estnisch dagegen gehört zu den finno-ugrischen Sprachen und ähnelt dem finnischen (und ungarischem). Esten und Finnen können sich gut verständigen.
Entgegen dem weit verbreiteten Vorurteil, sind die baltischen Sprachen keine slawischen Sprachen. Sie benutzen alle das lateinische Alphabet.
Litauen wird kulturell aufgeteilt in die Regionen:
Aukstaitija (Zentral und Nordost Litauen, hier liegt auch Birzai und der Aukstaitija Nationalpark bei Ignalina)
Dzukija (Südost Litauen, hier liegt Druskininkai und der größte Nationalpark Litauens)
Suvalkija (Südwest Litauen, hier liegt Marijampole und die Grenzübergänge Polen-Litauen (Kalvarija und Ladzidai)
Zemaitija (Nordwest Litauen, hier liegt der Zemaitija Nationalpark)
Mazoji Lietuva (West Litauen, auch Kleinlitauen genannt, hier liegt Klaipeda, die Nehrung, Silute und gehörte früher zu Deutschland)
Das größte Land der drei baltischen Staaten hat dem Besucher viel zu bieten. Städte mit alter Architektur, Burgen und Schlösser, ein naturbelassener See nach dem anderen, die Ostsee und die Kurische Nehrung. Das Kurische Haff mit Nida, Ventes Ragas, Rusne und Silute, dem ehemaligen Heydekrug, laden zu Exkursionen in die deutsche Geschichte ein.
Auf den vielen Flüssen lassen sich Kanutouren durch unberührte Landschaften bis ins Baltische Meer bei Riga machen.
Die Strassen sind gut ausgebaut, ideal für Autos und Motorräder. Leider gibt es kaum Fahrradwege. Radtouren sollte man also auf den Seitenstrassen planen (z.B. die Parallelstrasse der Via Baltica von Kaunas nach Birzai ).
Im Baltikum ist die Natur noch ziemlich unberührt, auch wenn die Mitgliedschaft in der Europäischen Union Großbauern schafft und die Felder intensiver bewirtschaftet werden.
Die Landschaft ist flach, es gibt kaum größere Hügel ( der höchste Berg ist der Aukstojas Kalnis mit 293 m nahe der weißrussischen Grenze).
Es gibt 2830 Seen ( größer als 0,5 ha) und die Memel (also der Nemunas) ist mit 937 km der längste Fluss (in Litauen 475 km)
Litauen ist bekannt für seine Störche. Selbst der seltene Schwarzstorch ist hier noch zu sehen. Frösche, Pilze, Blaubeeren, Biber- die Natur ist noch recht unberührt.
Hirsche, Rehe, natürlich Wildschweine, aber auch Wölfe und Elche (auch auf der Kurischen Nehrung) gibt es hier. Im Februar 2012 habe ich in wenigen Tagen drei Füchse gesehen. In Birzai wurde 2018 ein grosses Rudel Wölfe fotografiert.
Das Nationalgetränk der Litauen ist Bier. In Litauen gibt es viele, auch kleine, Brauereien. Besonders in der Birzaier Region machen noch viele Dorfbewohner ihr Bier selbst.
Bei Touristen beliebt ist deshalb auch der litauische Bierweg, bei dem im ganzen Land Brauereien besichtigt und die verschiedenen Biere probiert werden.
(Die Beschreibung des Bierfestes im Schloss von Birzai ist unter Bierfest beschrieben)
In Birzaier Schloss werden zu dieser Bierprobe das Birzu Alus und Sauerteigbrot mit Kümmel sowie Landkäse gereicht. Die Folkloregruppe Siaudele singt Lieder, erläutert die Biergeschichte und gibt den Besuchern Gelegenheit auf alten litauischen Instrumenten zu spielen.
"Wir, Litauen, stehen wie Erbsen am Wege, die wie die Bauern sagen, jeder der vorbeigeht gerne pflücken und kosten möchte" - so schildert der litauische Staatspräsident Antanas Smetona die geopolitische Lage seines Landes in einer Rede aus dem Jahr 1934.
Bild:Lit. Nat. Mus. /Wikipedia
Antanas Smetona Brun von Querfurt
Nationalhymne Litauen
Litauen, unser Vaterland,
Land der Heldengrößen,
Dass aus den vergang’nen Tagen
Kraft den Söhnen sprösse.
Mögen deine Kinder immer
Tugendwege wandeln,
Mögen sie zu deinem Heile,
Dem des Volkes handeln.
Möge die Sonne Litauens
Finsternis verscheuchen,
Hell und klar, recht und wahr
Unsre Schritte lenken.
Möge die Liebe zu dir heiß
Uns im Herzen brennen,
Dein Bestand, Vaterland,
Eintracht allen schenken!
Ein Gedicht von Pranas Vaicaitis verdeutlicht die Begeisterung für Litauen:
Es gibt ein Land wo Flüsse rauschen
Es gibt ein Land wo Flüsse rauschen
Vergnügt durch Felder, Wald und Moor
Und freundlich miteinander plauschen,
Umrahmt vom hellen Lerchenchor.
Schweiß siehst du von den Stirnen rinnen,
Wenn Menschen auf den Feldern sind,
Die Kleidung ist aus schlichtem Linnen
Und schützt vor Sonne sie und Wind.
Doch liebevoll wirst du empfangen,
Bist du zu Gast bei ihnen dann,
Du wirst gebeten zuzulangen,
Man gibt dir gern, soviel man kann.
Die jungen Mädchen dieses Landes
Sind schöner als an jedem Ort.
Litauen- mir zutiefst Verwandtes,
Ach, viel zu lang war ich nicht dort.
Ich weiß noch: Wenn die Abendstunde
Die Sonne bittet auszuruhn,
Erklingt ein Lied aus aller Munde:
Beendet ist die Arbeit nun.
Die Mädchen tauchen ihre jungen
Gesichter in der Raute Hauch,
Beim Blumengießen wird gesungen,
Und manche Lilie pflückt man auch.
Ich weiß noch, wie der warme Abend
Verglüht nach einem Sommertag.
Das Wetter ist so sanft und labend,
Dass jeder gerne singen mag.
Von fern erklingt der Glocken Reigen,
Zu hören sind sie meilenweit.....
Die Vögel schlummern in den Zweigen,
Du aber kannst nicht schlafen heut......
Es strömt der Gedanken Flüsse,
Die jäh in deinem Kopf entstehn,
Als ob Natur dich strahlend grüße:
Ja, unser Litauen ist schön!
Und doch bin ich ferngeblieben,
Der Heimat, meinem lieben Land.
Das steht in keinem Buch geschrieben,
Das ist der Seele nur bekannt.
Es erinnert mich an Schillers: Mädchen aus der Fremde
Die erste Erwähnung von Litauen war in den Quedlinburger Annalen 1009, als der Mönch Brun von Querfurt die Litauer bekehren wollte. Dabei wurde er allerdings erschlagen. ;-)
Im 13. Jahrhundert, deutlich später als in den Nachbarländern, kam es zur Gründung des Staates Litauen unter Fürst Mindaugas.
Im 14. Jahrhundert herrschte Litauen, unter Großherzog Algirdas, als Großmacht große Teile Osteuropas, von Kiew bis an die Grenzen Moskaus.
(Die ganzen Fürsten sind bis heute in Litauen beliebte Jungennamen. Ausser Jogaila, dem viele Litauen die litauische Vereinigung mit Polen verübeln. Jogaila wurde König von Polen.).
1323 gründete Gediminas die heutige Hauptstadt Vilnius.
Das Großherzogtum Litauen, später in der Personalunion Litauen - Polen, sah sich als Erbe der Rus und konkurrierte mit dem Großfürstentum Moskau.
Jogaila, Großfürst von Litauen, heiratet die polnische Königin Hedwig von Anjou und teilt sich mit seinem Cousin Vytautas die Macht (Jogaila in Polen, Vytautas in Litauen).
Vytautas der Grosse dehnte das Herrschaftsgebiet Litauens bis an das Schwarze Meer aus. 2010 wurde mit einer Reise zu Pferd an die 600 Jahre alte Legende von Vytautas Reise ans Schwarze Meer erinnert.
Später herrschen polnische Könige über Polen - Litauen und die litauische Kultur wird vernachlässigt.
Litauen wurde zu einem der Zentren der jüdischen Kultur. Ein berühmter litauischer Jude war Rabbi Eliyahu (der Gaon von Vilnius).
Gaon von Vilnius
Vilnius wurde bekannt als Jerusalem des Ostens
1795 kam Litauen durch die dritte Teilung Polens unter russische Herrschaft.
1830 kam es zum Novemberaufstand der Polen und Litauer gegen die russische Besatzung. (Emilia Pliateryte).
Emilija Pliateryte
1863 schlug die Armee des Zaren den Januaraufstand nieder. Russland begann nun eine Politik der vollständigen Russifizierung.
Im 19. Jahrhundert verstärkte sich das litauische Nationalbewusstsein und Bücher und Zeitschriften werden von Tilsit nach Litauen geschmuggelt.
(Druckschriften auf litauisch waren verboten). Um den Schmuggel zu stoppen, baute man in Taurogge (Taurage) eine im 19. Jahrhundert errichtete Zollstation mit angeschlossenem Gefängnis, in dem die geschnappten Schmuggler eingesperrt wurden.
Die Zollstation ist das schönste Gebäude von Taurogge.
1905 versammelte sich der "Große Vilniuser Landtag" und erklärte die litauische Autonomie innerhalb des russischen Reiches. Litauisch wurde wieder in den Schulen eingeführt.
1915 besetzte Deuschland die litauischen Gebiete.
1918 erklärte sich Litauen für unabhängig.
1920 besetzten polnische Truppen die mehrheitlich von Polen besiedelten Gebiete rund um Vilnius.
(Polnisch-Litauischer Krieg) Kaunas wurde zur Hauptstadt Litauens.
1923 annektierte Litauen seinerseits das seit der deutschen Niederlage im I. Weltkrieg unter Verwaltung
des Völkerbund stehende Memelland.
1926 kam Antanas Smetona durch einen Putsch an die Macht. Litauen erlebte eine Blütezeit.
Die Großmutter meiner Frau erzählte von Butterhandel mit England (dort gab es Probleme mit den Kühen).
Litauen war im Aufschwung.
1939 musste Litauen auf deutschen Druck das Memelland wieder an Deutschland abgeben.
1940 "ersuchten" moskautreue Politiker die Aufnahme Litauens in die UdSSR
( der Molotow - Ribbentrop - Pakt machte das möglich).
Antanas Snieckus, 34 Jahre Chef der KPL
Das litauische Trauma begann mit der Deportation von 35.000 Litauern nach Sibirien 1940.
1941 marschierte in Folge des II. Weltkrieges die "Wehrmacht" ein.
Von einem Teil der Litauer wurde die "Wehrmacht" als Rettung vor den "Bolschewisten" begrüßt.
Es wurde sofort mit der Ermordung der jüdischen Litauer begonnen.
1944 eroberte die "Rote Armee" Litauen und die Wohltaten des real existierenden Bolschewismus, Kommunismus und Sozialismus wüteten dort bis 1990. Am Vilniusser Blutsonntag 1991 versuchten die Sowjets einen Putsch um an der Macht zu bleiben. 14 Menschen starben.
Wiki
Nun weg von den Fakten.
Wie in anderen ehemaligen sozialistischen Ländern gibt es auch in Litauen Unzufriedene, die mit der neuen Freiheit und der damit verbundenen Eigeninitiative nichts anfangen können. Das Westauto ist prima, die Sorge um den Arbeitsplatz und die heute gefragte Leistung ist nicht prima.
Kann sich noch jemand an die lustlosen Verkäufer/innen Anfang der 1990' er Jahre erinnern? Da war der Kunde fast ein Störenfried.
Heute ist der Verdienst für Handwerker und Arbeiter mickrig. Die Renten sind viel zu niedrig, für den Staat aber schwer aufzubringen.
(Wenn man ehrlich ist, in welchem Land ist das anders?)
Es gibt aber auch gut bezahlte Jobs. Vilnius hat sich zu einer europäischen Hauptstadt gemausert. Am Gedimino Prospekt gibt es viele Luxusgeschäfte.
Es gibt ALLES zu kaufen. In der Wendezeit gab es eine große Folklorebewegung. Viele Litauer trugen ihre Trachten, sangen Lieder und die Mädchen hatten geflochtene Zöpfe. Heute geht die Jugend studieren, oder spielt am Computer oder mit der Wii.
Heute kann man die Menschen in Litauens Städten nicht von denen in Prag, Wien oder Berlin unterscheiden.
So fällt man als Tourist in den Hauptstädten auch gar nicht mehr auf. Klaipeda, Kaunas und Vilnius haben das ganze Jahr über Besucher. Und nicht nur Menschen, die in der Vergangenheit familiäre Verbindungen ins Baltikum hatten, sondern vermehrt auch Naturliebhaber, Städtereisende und Kulturinteressierte.
Während Palanga ein Garant für Strandurlaub und Trubel ist, geht es an allen anderen Orten wesentlich ruhiger zu. Zwar ist Nida im Sommer meist voll, der Tourismus unterscheidet sich trotzdem stark von Palanga.
Dein Freund und Helfer.
Polizei ist kaum noch zu sehen in Litauen. Früher gab es überall Verkehrskontrollen. Da war man wegen der Knöllchen erfinderisch. Durch die Sparpolitik werden Stellen nicht mehr besetzt. Dieser freundliche Polizist begleitete einen Wahlkampfauftritt von Ministerpräsident Kubilius in Anykščiai.
Wenn man sich an grundlegende Regeln hält, Geschwindigkeitsbeschränkungen beachtet (zumindest in und um die Städte) und die Menschen respektiert , sollte man keine schlechten Erfahrungen mit der Polizei machen.
Autofahren unterscheidet sich nicht von anderen europäischen Ländern. Mit gesundem Menschenverstand sollte auch von der Räuberfront kein Ungemach drohen. Ich fühle mich jedenfalls in Vilnius (oder Birzai) genauso sicher, wie in meiner Heimatstadt Marl (NRW- das ist jetzt etwas unglücklich formuliert, da hier die Einbrüche und Überfälle stark ansteigen (Achtung: Ironie)).
Aber im Ernst: ein Urlaub im Baltikum ist kein Abendteuerurlaub!
Während der sowjetischen Besatzung, also seit 1940 ( die Nationalsozialisten hatten die russischen Kollektivierungen 1941 im Gegensatz zu den Hoffnungen der Litauer nicht rückgängig gemacht) gab es eine recht intensive Bewirtschaftung des Bodens.
Durch die sozialistische Ineffizienz hatte die Natur (Frösche und Störche) genug Freiraum. Großwild hatte dagegen nichts zu lachen. Gefühlt hatten viele Dorfbewohner ein Gewehr und Rehe waren lange Zeit sehr scheu und nur nachts zu sehen. Das ändert sich aber langsam.
In der Wendezeit um 1992 lagen viele Felder brach und man sah entlang der Landstrassen Wiesen bis zu den Wäldern, das normale litauische Landschaftsbild. Oft hatten die Kleinbauern eine oder zwei Kühe, ein Pferd und vielleicht eine Ziege.
Das Vieh war auf den Wiesen angepflockt und die Kühe wurden dort von Hand gemolken.
Heute nähert sich die Landwirtschaft der westeuropäischen intensiven Landwirtschaft an. Man sieht Bauern die mit Maschinen arbeiten, da werden unsere Bauern neidisch.
Ein Beispiel gibt es hier Made in Germany - Litauens größter Bauer
Ob die europäische Agrarsubventionierung wirklich Sinn macht??
Wie in ganz Europa gibt es auch in Litauen Parolen gegen die Gemeinschaft, wie hier dieser Stammtischvergleich bei Facebook.
Es ist unglaublich, aber es gibt Leute, die sowas gut finden...