Medininkai
Das Dorf Medininkai liegt etwa 30 km östlich von Vilnius direkt an der weissrussischen Grenze.
Früher führte hier die Strasse nach Minsk, Kiev und Moskau her. Dementsprechend gross dimensioniert und befestigt ist auch die riesige Befestigungsanlage, die erstmalig 1387 in einer Chronik der Kreuzritter erwähnt wird.
Der litauische Großfürst Vytautas war einige Male hier.
Vier bis zu 30 Meter hohe Wehrtürme, von denen nur noch einer erhalten ist, 590 Meter lange und 14 Meter hohe Mauern aus Stein und Ziegel bildeten eine der größten Wehranlagen der damaligen Zeit im Baltikum.
Verteidigen mussten die damaligen Litauer sich gegen Tataren und Kreuzritter, die überall an der litauischen Grenze sehr lästig waren.
Durch das Aufkommen von Kanonen wurden die Burgen aus Stein überflüssig. Wehranlagen wurden nun aus Erdwällen gebaut, wie z.B. die Burg in Birzai. Im Übergang des 15. und 16. Jahrhunderts brannte die Burg aus. Sie wurde zwar weiter bewohnt, hatte aber keine Verteidigungsaufgaben mehr. Die Napoleonischen Krieger und danach die Deutschen, die von Bonaparte nichts gelernt hatten (1914 und 1941), gaben der Burg den Rest.
Medininkai diente dann noch mehreren Oligarchenfamilien als Wohnstätte, verfiel aber immer mehr.
Als ich 1995 das erste Mal die Burg besuchte, standen nur Reste der Mauer. Es gab zwar schon Holzgerüste, aber der heutige Zustand war nicht zu erahnen. Nun sind alle Mauern wieder errichtet, der Turm wieder aufgebaut, ein Museum eingerichtet und es gibt ein Kassenhäuschen.
Es gibt nun auch ein Museumsverwaltungsgebäude mit Wächter.
Zwangsläufig kommt mir der Gedanke, dass wieder eine Menge Fixkosten auf den litauischen Staat zukommen.
Wenn man genug Zeit hat, lohnt sich der Abstecher nach Medininkai durchaus. Die Größe der Anlage ist imposant (die Burg ist im Gegensatz zu den meisten litauischen Burgen nicht auf einem "Berg" gebaut und besteht aus Stein und nicht aus Holz), man beginnt beim Nachdenken die Bedeutung der Richtung "Medininkai-Minsk" = Ost für das damalige Litauen zu verstehen. Litauen beherrschte damals ja das Gebiet Minsk, Kiev bis zum Schwarzen Meer.
Neben der Burg gibt es die 1931 gebaute Holzkirche der Heiligen Dreifaltigkeit und St. Kazimir, die genau an der Stelle der ersten christlichen Kirchen Litauens von 1387 steht. Eine hölzerne Schule mit dem Namen "Marschall Pilsudski" wurde 1943 bei den Neujahrsfeiern von deutschen Soldaten abgefackelt.
Pilsudski, später polnischer Präsident und selber in der Region Vilnius geboren, eroberte Vilnius und die Umgebung, also auch Medininkai, 1920 für Polen.
Ein Geschichtsträchtiger Ort.
Montag und Dienstag geschlossen, bitte beachten.
Die zwei höchsten "Berge" Litauens Juozapines und Aukstasis kalnas befinden sich auch in der Region Medininkai.
Auch interessant: 95 % der Einwohner sind Polen.
Unrühmlich für Russland ist der Angriff der damaligen sowjetischen Spezialeinheit "Omon" auf den litauischen Grenzposten in Medininkai. Dabei starben sieben litauische Grenzposten. Wahrscheinlich halten viele russische Verantwortliche diesen Angriff immer noch für richtig. Das sollte man bei der Bewertung des Nato Engagements im Baltikum bedenken.