Waldbrüder: Vier Partisanen erzählen...

 

 

 "Die sowjetischen Truppen wurden, anders als die deutschen im Jahre 1941 - nicht als Befreier begrüsst,sondern stiessen auf klare Abneigung......" schreibt Laima Maldunaite Christ in ihrer Seminararbeit über die Waldbrüder.

In einem der ausführlichsten Aufsätze in deutscher Sprache über die litauischen Partisanen, beleuchtet Laima Maldunaite Christ die Ziele, den Aufbau und die Organisation der sogenannten Waldbrüder.

Sie erläutert das sowjetische Vorgehen, die Organisationsstrukturen, die ethnische Zusammensetzung der kommunistischen Organe und die Aufgaben der "Stribai". 

Zudem wird der Kampf der Litauer im weltpolitischen Kontext betrachtet.

Wir veröffentlichen ihre Arbeit mit freundlicher Genehmigung durch Frau Maldunaite Christ.

 

Die Erstickung des Waffenwiderstands in Litauen 1944-1953





  Litauische bewaffnete Widerstandskämpfer: Klemensas Sirvys - "Sakalas", Juozas Luksa - "Skirmantas",
  Benediktas Trumpys - "Rytis" ausgerüstet mit Czech "Sapomal" and US granate Mk2. 1950.01.03
  Quelle: Arvydas Anušauskas, Lietuva 1940-1990. Okupuotos Lietuvos Istorija, Vilnius 2005, S.346

Unter besonderer Berücksichtigung der Schlussfolgerungen der internationalen Kommission für die Erforschung/Bewertung der Verbrechen der Nationalsozialistischen und Sowjetischen Regime in Litauen
Seminararbeit in der Neuesten Geschichte
Historisches Institut der Universität Bern
Dozentin: Prof. Dr. Marina Cattaruzza


 
 


 
Die Erstickung des Waffenwiderstands in Litauen 1944-1953                                                                                     

 

Inhaltsverzeichnis


1     Einleitung............................................................................................................................3

    1.1      Vorwort .................................................................................................................... 3
    1.2      Fragestellung und Forschungsstand............................................................................. 5
    1.3      Nachkriegslitauen - Bilanz der Verluste......................................................................... 7

2     Die Internationale Kommission zur Erforschung/Bewertung der Verbrechen der Nazi-
und der Sowjetregime in Litauen ............................................................................................... 8

    2.1      Rahmenbedingungen für die Entstehung der Kommission ............................................. 8
    2.2      Die Forschungsbereiche und die Ziele der Kommission ................................................. 9

3     Hauptteil - die Erstickung des Waffenwiderstands................................................................ 10

    3.1      Die Gründe und die Motivation des litauischen Widerstandes........................................ 10
    3.2      Die Voraussetzungen für den Kampf der Litauer gegen die sowjetische Besatzung......... 11
    3.3      Der rechtliche Aspekt der Widerstandsleistung und Gewaltmobilisation ........................ 13
    3.4      Der Gewalteinsatz der Einwohner Litauens im Militärapparat der UdSSR ....................... 15

4     Waldameisen gegen Sowjetbär ......................................................................................... 16

    4.1      Das Gehirn der Partisanenbekämpfung ...................................................................... 16
    4.2      „Klassenkampf“ oder sowjetische Unterdrückungsmaschinerie? ................................... 19
    4.2.1   Litauer gegen Litauer................................................................................................ 19
    4.3      Die Methoden zur Erstickung des Widerstands ........................................................... 22
    4.3.1   Die Verbannungen der Familien der Resistenzteilnehmer ............................................ 22
    4.3.2   Die Foltern und die psychologische Gewalt der Widerstandsteilnehmer......................... 22
    4.3.3   Die Anwendung der Agenten- Angreifer. ................................................................... 23
    4.4      Die Rolle der KPL(B) bei der Zerschlagung des Widerstandes...................................... 23
    4.5      Niemand werde sie beschützen - das Scheitern der Widerstandbewegung ................... 31

5     Schlussbetrachtungen...................................................................................................... 32

6     Bibliografie .................................................................................................................... 33



 

1      Einleitung

1.1      Vorwort


An den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Europa bezeichnete Vladimir Putin den Sieg über Hitler-Deutschland als "Triumph der Gerechtigkeit".

In seiner Ansprache auf dem Roten Platz erinnerte der russische Präsident an den gemeinsamen Kampf der früheren Sowjet-Republiken.

"Es gibt keine Alternative zu unserer Bruderschaft", erklärte Putin. Die Lehre aus dem Krieg sei, eine Weltordnung der Sicherheit und der Gerechtigkeit zu schaffen 1. Doch weigern sich die Präsidenten der ehemaligen Sowjet-Republiken Estland und Litauen, Arnold Rüütel und Valdas Adamkus, als einzige geladene Staatsoberhäupter, an den Feiern vom 8. Mai in Moskau teilzunehmen. Warum? Paradoxerweise brachte der Sieg für einen grossen Teil Ost- und Mitteleuropas die eiserne Herrschaft eines anderen Imperiums. Mit der Einladung nach Moskau werden also einst versklavte Staaten gebeten, ihre eigene Gefangenschaft zu feiern, wie Vytautas Lansbergis, ehemaliger Präsident und Gründer der litauischen Unabhängigkeitsbewegung Sąjūdis in einem Interview ausdrückte. Dass die Lehre aus dem Krieg noch immer nicht gezogen wurde, zeigt auch das bis heute noch ausstehende öffentliche Schuldbekenntnis Russlands gegenüber der baltischen Staaten.


Was passierte tatsächlich in Litauen vor 60 Jahren? Nur ein genauer Blick auf die Geschehnisse der Nachkriegszeit macht es möglich den Verlauf der litauischen Geschichte zu verstehen und zu interpretieren. In der tragischen Periode der kommunistischen Herrschaft in Litauen ab 1944 bis 1990 zeigte sie immer wieder kriminelle Züge und schreckte auch später nie davon zurück, sich unter Einsatz massiver Gewalt, inklusiv militärischer, an der Macht zu halten.


Am 5. Juli 1944 wandte sich das ZK der Kommunistischen Partei Litauens (Bolschevisten) (weiter-LKP (B)) an die Litauer:

“Schon ist die lang ersehnte Befreiungsstunde herangekommen. Die Zeit ist gekommen, da wir mit Freude die Rote Armee der Befreier bei ihrem Einmarsch begrüssen können“.2 Doch wurden die sowjetischen Truppen – anders als die deutschen im Jahre 1941 - nicht als Befreier begrüsst, sondern stiessen auf klare Abneigung innerhalb grosser Teile der litauischen Bevölkerung.



1
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,355170,00.html
2
    Truska, Liudas: Lietuva 1938-1953, Kaunas 1995, S.142

 

Die nach der Unabhängigkeit Litauens strebenden Kräfte bildeten die Grundlage des bewaffneten Widerstands gegen die perfekt organisierte Staatsgewalt, welche die Menschenrechte verletzte und allgemein anerkannte Verpflichtungen in grober Weise vernachlässigte.

Nach hohen Verlusten in den Anfangsjahren (1944) erhielt die Partisanenbewegung (1947-1948) in Litauen eine organisierte Form und Struktur und breitete sich im ganzen Land aus. Die Ablehnung des Kommunismus und die Orientierung an der westlichen Demokratie – diese Grundhaltung der Untergrundkämpfer- weckte das Misstrauen des Sowjets. Das erste Ziel, das sich nun die neuen Herrscher setzten, war es, den Widerstand in Litauen zu brechen und die durch die Rote Armee und den NKVD3 eroberte Macht im Staate zu konsolidieren. Der sowjetische „Gouverneur“ in Litauen, Michail Suslov, behauptete in der Presse, dass die Resistenzkämpfer „Kapitalisten, Gutsbesitzer, Tagelöhner der Deutschen, Polizisten, höhere Beamte des Smetona Regimes (seien), die sich bemühten, um jeden Preis ihre Macht und ihr Gut zurückzuerhalten“. 4 Für sie waren die Unabhängigkeitskämpfer keine legitimen Vertreter der Interessen ihres Volkes, sondern lediglich „Banditen“.  Die Leitung der KPS(B) verlangte, gemäss Aussagen M. Suslovs, „die wichtigste der wichtigsten Aufgaben auszuführen: schnellstens das Banditentum zu liquidieren “. Ausgesprochen brutal und blutig verlief der Krieg gegen die Partisanen, der bis 1949 sehr heftig war. Obwohl die Widerstandsbewegung sowohl zahlenmässig als auch ideologisch sehr stark war, war doch das Kräfteverhältnis stets sehr ungleich, weil die Partisanen regulären sowjetischen Truppen gegenüberstanden und viel schlechter ausgerüstet waren. Schliesslich setzte sich der Mythos der „unbesiegbaren Sowjetarmee“ gegen die Legende der „Waldbrüder“ durch. 1949 begann der bewaffnete Widerstand allmählich abzuflauen, bis er 1953 endete. Der letzte illegal gebliebene Kämpfer Antanas Kraujelis lehnte es ab, sich zu ergeben und erschoss sich 1965.

Der bewaffnete litauische Widerstand, der das ganze Jahrzehnt nach dem 2. Weltkrieg währte, war eine der längsten Widerstandsbewegungen in Europa und wird in der litauischen Geschichte als “Krieg nach dem Kriege” bezeichnet. Jedoch wurde er mit verbrecherischen Repressions- massnahmen unterdrückt und Litauen blieb für ein halbes Jahrhundert sowjetisch.



3
 Narodnyj Komissariat Vnutrennich Del-Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten
4
 Leiserowitz, Ruth: Waldbrüder- der bewaffnete Widerstand im Nachkriegslitauen . In Horch und Guck, A12242/Heft
45, Berlin ,2004(I), S.16

 

1.2   Fragestellung und Forschungsstand

In der vorliegenden Studie möchte ich mit dem vielschichtigeren und daher auch nicht steril-widerspruchsfreien Bild der Geschichte des bewaffneten Widerstands und ihrem Erstickung im Nachkriegslitauen auseinandersetzen: Wieso hat sich die Bewegung, die zu Beginn beachtlichen Zulauf verzeichnen konnte, letztlich nicht durchzusetzen vermocht? Welche Methoden für die Bekämpfung des Widerstands wurden angewendet? Welche Rolle spielten die litauischen politischen Strukturen für die Festigung des Sowjetregimes und bei der Durchführung der zahlreichen Verbrechen?
Der Hauptteil dieser Arbeit stützt sich auf die Erkenntnisse aus den Schussfolgerungen der internationalen     Kommission     für   die   Erforschung/Bewertung     der   Verbrechen     der nationalsozialistischen und sowjetischen Regime in Litauen und vor allem auf das zugrunde liegenden Material. Basierend auf Memoiren von Beteiligten und publizierten Dokumenten sind wichtige Grundlagen für die Forschung der sowjetischen Verbrechen bei der Liquidierung des Waffenwiderstands gelegt worden. Die Entstehungsbedingungen und Forschungsbereiche der Kommission selbst werden im einführenden Kapitel der Studie präsentiert. Weiter wird versucht, anhand von Quellen des sowjetischen Nachrichtendienstes (NKVD) und Kommunistischen Partei die Wirksamkeit seiner Abteilungen bei der „Banditenbekämpfung“ in den Jahren 1944-1953 darzustellen. Als Ausgangspunkt der nachfolgendenden Überlegungen dienen die Akten des Glavnoje Upravlenie NKVD SSSR po borbe s banditizmom (GUBB) aus dem Lietuvos Ypatingasis Archyvas (LYA; das Litauisch Spezialarchiv-dt.), die im dreibändigen Werk von Vytautas Tininis „Komunistinio režimo nusikaltimai Lietuvoje 1944-1945“(„Die Verbrechen des kommunistischen Regimes in Litauen 1944-1953“) vorgelegt sind. Auf mehr als 1000 Seiten Sammelband vereint V.
Tininis Studien von Historikern sowie Schlüsseldokumente und gilt in der litauischen gegenwärtigen Historiographie als umfangreichste Studie über den sowjetischen Terror. In dieser Arbeit wird die Schlüsselrolle der kommunistischen Partei bei der Organisation und Führung der Erstickung aller Widerstandsformen gegen Sowjetisierung hervorgehoben; es werden aber auch rechtliche, kirchliche und politische (Wahlen) Aspekte des kommunistischen Verbrechens behandelt. Bis vor kurzem galten viele der 1944-1953 entstandenen Dokumente der Geheimdienste, insbesondere solche des   Innenministeriums (MVD) der UdSSR, zu dem auch Staatssicherheitsdienst zählte, als vernichtet durch die „Säuberung“ der sowjetischen Archive. Die Veröffentlichung dieser Dokumente erlaubt es, die Geschichte der Partisanenbekämpfung im Nachkriegslitauen umfassender zu beleuchten, da in der sowjetischen Historiographie war es im Laufe der Jahrzehnte unmöglich dieses Thema gründlich zu behandeln.
                                                                         

Deshalb waren die einschlägigen wissenschaftlichen Forschungen lange Zeit, bis zur Wende den achtziger-neunziger Jahren faktisch auf die westliche Historiographie beschränkt. In zahlreichen Aufsätzen und Monographien, in denen Fakten und Legenden dicht beieinander standen, versuchten fast ausschliesslich exillitauische Geschichtswissenschaftler, die Resowjetisierung der litauischen Gesellschaft und den Kampf mit Fremdherrschaft in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken5

Im Gegensatz zum sowjetischen Mythos vom Klassenkampf und „Bürgerkrieg“ gegen die Besatzer zeigen neue Studien6, wie vielfältig und heterogen bewaffneter Widerstand im besetzten Litauen war. Die Aufsätze von geschichtswissenschaftlichen Periodika, wie „Lietuvos Archyvai“ und „Genocidas ir Rezistencija“, herausgegeben vom Litauischen Forschungszentrum für Genozid und Resistenz beschäftigen sich im wesentlichen mit Publikationen zu neuen Quellenfund und Aspekten des litauischen bewaffneten Widerstandes. Hier zum Ausdruck kommende komplexe Mischung aus grundsätzlicher Unabhängigkeitsbestrebung, teilweiser Kollaborationsbereitschaft und taktischen Bündnissen vor dem Hintergrund von Kriegs- und Okkupationserfahrung machte eine Auseinandersetzung mit bestimmten Grundproblemen bitter nötig. Einen weiteren Schub erhielt die Forschung durch die Entstehung der Internationalen Kommission für die Erforschung der nationalsozialistischen und sowjetischen Verbrechen in Litauen; mehr dazu ist in dieser Studie zuerfahren.
Nicht behandelt werden die Propaganda und die Pressearbeit der beiden Seiten, die bei der Erstickung des Widerstands eine bedeutende Rolle gespielt haben. Die Alltagsrealität der Partisanen, deren Verhältnis zur Zivilbevölkerung, ethnische Konfliktlagen und innere Probleme werden nicht näher thematisiert. Die Beschränkung auf die Analyse der Partisanenbekämpfung ermöglicht einen genaueren Einblick in die Mikrostrukturen des sowjetischen Terrors und



5
  Pakštas, Kazys:Lithuania and World War II, Chicago 1947; Kalmė, Albert:Total Terror. An Exposé of Genocide in the Baltics,
New York 1948;Pelekis, K.:Genocide:Lithuania`s Threefold Tragedy, Venta 1949; Šmukštys, Julius:The Annexation of Lithuania by
Soviet Union, In: Lituanus 2 (March 1955), S 7-9; Žymantas, Stasys:Twenty Years of Resistance, In:Lituanus, VI/2 (September
1960), S.40-45; Remeikis, Thomas:The Armed Struggle Against the Sovietization of Lithuania after 1944, In:Lituanus, VIII/1-2
(1962), S.29-40; Suduvis, N.E:Allein gant allein:Widerstand am Baltischen Meer, 1964; Vardys, V.Stanley, The Partisan Movement
in Postwar Lithuania, Slavic Review, XXII (1963), S.499-522;
6
  Starkauskas,Juozas: Stribai (Ginkluotieji kolaborantai Lietuvoje partizaninio karo laikotarpiu, 1944–1953), Vilnius,2001;Pocius,
Mindaugas:Antisovietinis pasipriešinimas Lietuvoje 1944-1953m.:represinių struktūrų nuostoliai ir civilių gyventojų netektys,
Lietuvos istorijos metraštis 1997 metais. Vilnius, 1998 Truska,Liudas/Anušauskas, Arvydas/ Petravičiūtė, Inga : Sovietinis saugumas
Lietuvoje 1940-1953 metais: MVD-MGB organizacine struktura, personalas ir veikla, Vilnius, 1999, Truska,Liudas/Anušauskas,
Arvydas/ Petravičiūtė, Inga : Sovietinis saugumas Lietuvoje 1940-1953 metais: MVD-MGB organizacine struktura, personalas ir
veikla, Vilnius, 1999; Tininis, Vytautas (Hg.): Sovietinė Lietuva ir jos veikėjai, (Enciklopedija), Vilnius, 1994;Gaškaitė, Nijolė
(Hg.):Lietuvos partizanų kovos ir jų slopinimas MVD–MGB dokumentuose 1944–1953 metais, Kaunas: LPKTS, 1996;Tininis,
Vytautas (Hg.): Sovietinė Lietuva ir jos veikėjai, (Enciklopedija), Vilnius, 1994; Gaškaitė, Nijolė (Hg.):Lietuvos partizanų kovos ir
jų slopinimas MVD–MGB dokumentuose 1944–1953 metais, Kaunas: LPKTS, 1996



Verbrechens einerseits, und verdeutlicht deren Auswirkung auf das Ende des bewaffneten Widerstands in Litauen anderseits.
Das abschliessende Kapitel enthält die Schlussbetrachtungen über die Erstickung des litauischen Waffenwiderstandes gegen die Sowjets 1944-1953.



1.3   Nachkriegslitauen - Bilanz der Verluste


Der 2. Weltkrieg brachte für Litauen gewaltige Verluste und hatte verheerende Auswirkungen; das Land verlor seine staatliche Eigenständigkeit. Die litauische Nation als solche stand buchstäblich an der Schwelle der physischen Vernichtung. Das schiere Ausmass der Gewalt ist kaum vorstellbar.
Unter deutscher Besatzung traf die Terror- und Mordpolitik zum grössten Teil nichtethnische Litauer, unter sowjetischer Besatzung hingegen zählten auch die ethnischen Litauer zu den grossen Opfergruppen. Ingesamt verloren in Litauen in den Jahren zwischen 1940-1952 780.922  7 Staatsangehörigen aufgrund der sowjetischen und deutschen Herrschaft ihr Leben. Die folgende Abbildung illustriert genauer den Verlauf eines der tragischsten Kapitel in der litauischen Geschichte.


Tote und Verbannte Litauen

Abbildung 1. Quelle:http://www.genocid.lt/GRTD/Tremtis/nuostol.htm




7
 Die Zahlen sind dem URL http://www.genocid.lt/GRTD/Tremtis/nuostol.htm entnommen, der Internetseite, des Litauischen Forschungszentrums für Genozid und Resistenz.
       

(Legende der Farben: rot-gefallen an der Front; gelb-aus Litauen geflüchtet, violett-verbannt (exklusiv die Gefangenen in den litauischen Gefängnissen), grün-die ermordeten Widerständler und ihre Familienangehörigen (exklusiv in den
Gefängnissen und während der Ermittlungen verstorbene Personen)

 

2     Die Internationale Kommission zur Erforschung/Bewertung der Verbrechen der Nazi- und der Sowjetregime in Litauen


2.1    Rahmenbedingungen für die Entstehung der Kommission

Die Notwendigkeit, die Verbrechen der Nazi- und Sowjetregime in Litauen auszuwerten und Antworten auf die historischen Fragen, die unterdrückt worden waren oder nicht genug aufgeklärt worden waren, zu finden, wurde nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit des Landes von der Sowjetunion im März 1990 sehr offensichtlich. Die Hauptbeschäftigung mit lebenswichtigen politischen, militärischen, ökonomischen und anderen Problemen in den ersten Jahren der Unabhängigkeit erlaubte keine vollständige Prüfung der kritischen historischen Aufgaben. Jedoch wurde bald klar, dass eine Untersuchung der vielen umstrittenen, schwierigen und häufig verschwiegenen Probleme in der Geschichte Litauens nach 1940 erforderlich ist und diese nicht mehr weiter hinausgeschoben werden kann. Es wurde erkannt, dass für die Verarbeitung der historische Punkte diese gemäss geltenden internationalen Standards angesprochen, erforscht und ausgewertet werden müssen.
Die Internationale Kommission zur Erforschung der nationalsozialistischen und sowjetischen Verbrechen in Litauen (im folgenden gekennzeichnet als die Kommission) wurde durch Verordnung des Präsidenten der Republik Litauen, Valdas Adamkus,8 am 7. September 1998 ins Leben gerufen. Sie hat den Auftrag, die Wahrheit über Stalins und Hitlers Verbrechen, die vor, während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in Litauen geschehen sind, historisch und rechtlich zu untersuchen, zu enthüllen und die Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Angesichts der seit 1990 den Wissenschaftlern zur Verfügung stehenden verbesserten Quellenlage kann die nationalsozialistische und sowjetische Besatzungsherrschaft und der daraus folgende Terror durch Verbannungen, Folterungen und Massenmorde eingehender behandelt werden.
Die Kommission ist ein multilateral zusammen gesetztes Fachgremium. Die Litauer denken, dass die litauische Geschichte während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegsperiode am

8
  Der Staatspräsident Litauens, Valdas Adamkus erzählt, dass er im Jahre 1944 zu einem Bataillone gehörte. Als die Wehrmacht sich zurückzog, trafen die Litauischen Kämpfer ihre Entscheidung, nicht weiter nach Westen zu gehen, sondern in Litauen gegen die Rote Armee zu kämpfen. In einem nordwestlichen Bezirk blieben sie stehen, dort kamen auch erste sogenannte Partisanen zusammen. Es folgte eine erbitterte Schlacht, bei der viele Litauer ums Leben kamen.
Die, die am Leben blieben, zogen sich mit den Deutschen weiter nach Westen zurück, darunter war auch der Präsident .

                                              

objektivsten durch internationale Institutionen durchgeführt werden kann. Die vorliegende Grafik aus der Internetseite der Kommission illustriert die Meinungen der Litauer:


Forscher Genozid Litauen
Quelle: http://www.komisija.lt/n14_1.htm


Abbildung 2. Die Frage: “Who is capable of performing, in the “most unbiased” manner, the investigation of the Lithuanian history of the World War II and the post-war period?”


Mitglieder der Kommission sind hochrangige Fachwissenschaftler aus Litauen, Israel, Russland, den USA, Grossbritannien, Deutschland und Vertreter verschiedenen Organisationen. Im Zentrum  der Untersuchung steht Litauen, doch wird dieses nicht isoliert betrachtet. Vielmehr wird es als Teil eines internationalen Systems begriffen, das während des Zweiten Weltkriegs von der nationalsozialistischen und sowjetischen Kriegs- und Raubwirtschaft sowie von deren Vernichtungspolitik geprägt war. Entsprechend ihrer internationalen Ausrichtung beschäftigt die Kommission Forschungsteams in Litauen und im Ausland. Sie entwickelten ihre Fragestellungen und ihre Methodologie im Kontext der internationalen Forschungsdiskussion und stehen in Kontakt mit zahlreichen Forschungsprojekten innerhalb und ausserhalb von Litauen.


2.2      Die Forschungsbereiche und die Ziele der Kommission

Die Suche nach historischer Wahrheit ist das Hauptziel der internationalen Kommission. Die historische Wahrheit stellt die Antworten zu den empfindlichen offenen Fragen zur Verfügung und überwindet die moralischen und psychologischen Hindernisse, die noch auf dem Weg zu einer demokratischen und entwickelten Gesellschaft entstehen9. Das Sekretariat begann seine Arbeit am 8. Oktober 1999. Dieses organisiert die Arbeit der Kommission und wird vom Exekutiven Direktor der Kommission geleitet. Am 18. März 1999 fand die zweite Sitzung der Kommission, an welcher die Aufgaben und Ziele formuliert wurden, statt. Sie soll die Ereignisse in Litauen zwischen 1939 -1990 erforschen und objektiv die Verbrechen der Nazi- und Sowjetzeit beurteilen, bei der Litauer
9
    Frei übersetzt aus www.komisija.lt


als Täter, aber auch als Opfer beteiligt waren. Zu diesem Zweck erörtert sie grundsätzliche und praktische Fragen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit, initiiert, begleitet und unterstützt Forschungs- und Dokumentationsprojekte.
Die Arbeit der Kommission gliedert sich in zwei Etappen: bis anhin hat sich die Kommission mit ihren Forschungen auf die Periode von 1939 bis 1953, als die erste Etappe der zweiten sowjetischen Okkupation vollzogen war, beschränkt. In der zweite Etappe der Forschung wird sich die Kommission auf die Jahre 1953 bis 1990 sich konzentrieren. Weil die Nazi- und sowjetischen Verbrechen unterschiedlicher Natur sind und die Besatzungsmächteverschiedene Methoden benutzten, wurde die Kommission in zwei Unterkommissionen aufgeteilt. Dies bestehen aus je einer Arbeitsgruppe von Experten, welche den Verbrechen nachforschen und Schlussfolgerungen daraus ziehen. Dementsprechend sind die strategischen Ziele der Kommission wie folgt: Forschung, Prozessanregung und Mitarbeit, Ausbildung und Beratung. Die Forschungsgegenstände sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozid, Zwangsdeportationen, Zwangsarbeit, kulturelle Plünderung, Enteignung und Zurückerstattung.
Heutzutage leistet die Kommissionsarbeit einen entscheidenden Beitrag zur Demokratisierung, zum Respekt vor den Menschenrechten und zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Litauen.

3      Hauptteil - die Erstickung des Waffenwiderstands



3.1      Die Gründe und die Motivation des litauischen Widerstandes

In den ersten Nachkriegsjahren lag die Hauptantriebskraft des präzedenzlosen bewaffneten litauischen Widerstands im folgenden: Man suchte die Etablierung der sowjetischen Machtorgane 10 zu verhindern oder zumindest die Massnahmen, die dazu führen sollten, zu behindern. 

Dieser Protest wurde von drei Stützen getragen. Zum einen gab es die aktiven Gegner der Sowjetmacht, die sich hauptsächlich in Bunkern versteckt hielten und in den litauischen Wäldern operierten, deshalb wurden sie im Volksmund “Waldbrüder” genannt. Unterstützt wurden sie zum anderen von Personen, die ihrer Arbeit nachgingen and abrufbereit waren, um den im Untergrund operierenden Kämpfern vor allem nachts Beistand zu leisten. Schliesslich gab es noch die unbewaffneten Unterstützer, die die „Waldbrüder“ mit Informationen und Verpflegung versorgten und ihnen Unterschlupf gewährten. Sie machten das Gross der litauischen Opposition aus, die nun - anders als zu Zeiten der deutschen Besatzung - zunehmend isoliert war. Dieser Zusammenschluss war zwar



10
     Daumantas, Juozas:Partizanai. Vilnius, 1990,S.75

              

meist spontan geschehen, doch waren die Gründe dafür im Kontext mit der Vergangenheit und einer sich abzeichnenden Entwicklung zu sehen. Bei der Behandlung der Frage, was die Leute in den Widerstand trieb, wurden von den verschiedensten Autoren immer wieder dieselben Erklärungen aufgeführt. Dabei kann man die Motive für den Gang in die Illegalität grob unter drei Gesichtspunkten zusammenziehen: einem empirischen, einem ideologischen und einem realen. Dr. K. Girnius fasst die Gründe zusammen, die von Prof. V. Vardys, J. Brazaitis und T. Remeikis als wichtigste für die bewaffnete Resistenz gegen die zweite sowjetische Okkupation vorherrschten: 1) die bitteren Erfahrungen der letzten sowjetischen und deutschen Besetzungen, 2) gewaltiger Terror der Sowjets in den ersten Nachkriegsjahren, 3) die Hoffnungen auf der Intervention des Westen, 4) Patriotismus.11

Die Angst vor dem Terror der Okkupanten, der auch gegen die Angehörigen von Partisanen ausgeübt wurde, und den Patriotismus zählt der litauische Historiker Juozas Starkauskas zu den tragenden Säulen des Widerstands. Die Widerstandsbewegung hatte vor allem deswegen ein so bedeutendes Ausmass erreicht, weil man mit einem baldigen bewaffneten Konflikt zwischen der UdSSR und dem Westen rechnete und daher Unterstützung von aussen erwartete. Auch die breite Bevölkerung teilte diese Hoffnungen und kannte die Hauptbestimmungen der Atlantischen Charta12, der Genfer-Konvention und der Deklaration der Menschenrechte durch die UNO, welche der Wiederherstellung der Souveränität Litauens zugrunde liegen mussten. Doch gemäss den Verträgen von Jalta und Potsdam zwischen der Sowjetunion, den USA und Grossbritannien wurde Litauen der Status eines zum sowjetischen Staat gehörenden Territoriums aufgezwungen und der Zukunftsglaube ging nicht in Erfüllung.


3.2    Die Voraussetzungen für den Kampf der Litauer gegen die sowjetische Besatzung

  Durch die Westverlagerung der deutsch-sowjetischen Front herrschten zeitweise anarchische Verhältnisse in den Gebieten, die von den Deutschen verlassen und von der Roten Armee noch nicht eingenommen worden waren; so auch in Litauen. In diesem Durcheinander, das noch dadurch verstärkt wurde, dass sowjetische Partisanen gegen nationale Untergrundbewegungen praktisch einen Guerillakrieg führten, 13 war es nicht schwer, sich zu bewaffnen. So kamen auch viele Gegner des Sowjetsystems in den Besitz von deutschen und sowjetischen Gewehren und

11
Starkauskas, Juozas: Sovietinė vidaus kariuomenė. Jos taktika ir veiklos metodai (1944-1953). In: http://www.genocid.lt/Leidyba/2Starkausk1.htm


12
   Die Atlantische Charta vom 14.August 1941 ist ein vom damaligen Staatschefs der USA, F.D.Roosevelt, und Grossbritanniens, Winston Churchill, verabschiedetes Dokument, das später ein grundlegendes Dokument für die Vereinten Nationen wurde.
Sie hatte das Ziel einer besseren Weltordnung unter Beachtung des Völkerrecht, der Selbständigkeit von Völkern zur Staatsgründung usw.
13
   Diese Auseinandersetzungen zwischen kommunistischen und nationalistischen Partisanen waren kein Phänomen allein des Baltikums, sondern kennzeichneten auch die unmittelbare Nachkriegssituation in den wiedergewonnenen Westgebieten der Sowjetunion.


Maschinenpistolen,14 die den Litauern aus ihrem Dienst in den Nationalsozialisten unterstellten Einheiten oder in der Roten Armee geblieben waren, oder die sie durch direkte Verhandlungen mit den Deutschen im August und September 1944 erhielten, die eigens dafür Depots angelegt hatten.15 Obwohl auch personell war das Land erschöpft, zogen sich die bewaffneten Kämpfer in die den Sowjets unbekannten Wälder zurück. Im Gefolge der abziehenden deutschen Armee viele Menschen das Land verliessen und die Nationalsozialisten die litauische Führung geschwächt, wenn nicht gar zerstört hatten, wie die Zerschlagung des VLIK16 zeigt. Hinzu kamen noch die Opfer des von den Deutschen entfachten Krieges. Unter diesen Umständen war es ausserordentlich schwer, die neue Besatzungsmacht abzuwehren. Jedoch konnte die antisowjetische Opposition auch Vorteile aus dem Nachkriegschaos ziehen, und das wurde zum Kennzeichen des neuen Kampfes.
Im November 1944 hielten sich bereits über 30.000 Menschen auf, die sich für einen Partisanenkampf gegen die neuen Besatzer entschieden hatten.17 Im Untergrund hatten sich lediglich die Strukturen der LLA18 gehalten, deren Organisationen schon im Jahre 1943 in allen Kreisen und Orten Litauens gegründet worden waren und einige tausend Gleichgesinnte zählten. 19
Aber im Januar 1944 war von ehemaligen Generälen der bürgerlichen Armee Litauens ein Kriegsrat gebildet worden, der alle Gegner einer Fremdherrschaft vereinigen wollte. Nach dem Einmarsch der Roten Armee sah sich der Kopf dieses Rates, General Motiejus Pečiulionis, im August desselben Jahres veranlasst nach Žemaiten20 zu fliehen, wo er den Führer der LLA, Kazys Veverskis (Senis)21, traf, mit dem er das Litauische Verteidigungskomitee (Lietuvos gynimo komitetas/LGK) gründete, das die Führerschaft des Untergrundkampfes übernehmen sollte. Inzwischen hatte es die neue Situation - die Rote Armee hatte bis Oktober ganz Litauen „befreit“ und seine Behörden wieder belebt - erforderlich gemacht, die Einheiten der LLA zu reorganisieren. Schliesslich galt es auch, die neuen Kämpfer zu integrieren sowie der gewachsenen Verbreitung der LLA in den Dörfern Rechnung zu tragen. Im Dezember begann eine Neueinteilung der Gebiete: aus den ursprünglich vier Regionen der LLA wurden letztlich bis zu neun.22
Die Gründung von weiteren Untergrundbewegungen hielt auch im Jahre 1945 an. Im April hoben Oberst Liudvikas Butkevičius (Luobas) und Zigmas Raulinis (Dobilas) die Litauische


14
   Lohr, S.28
15
   LYA. Ap. 46. B. 3878. Weiter spricht diese Quelle von der Ausbildung von 100 Mitgliedern der
16
   Vyriausias Lietuvos Išlaisvinimo Komitetas-Oberstes Litauisches Befreiungskomitee
17
   Gerutis (1984), S.360, Žemaitienė, S.27
18
   Lietuvos Laisvės Armija - Litauische Freiheitsarmee
19
   115 LYA. Ap. 46. B. 3878.
20
   Ethnographisches Gebiet im Norden Litauens
21
   Die im folgenden in Klammern angegebenen Namen bezeichnen die Kampfnamen der Personen.
22
   Žemaitienė, S.28 f.


     

Partisanenunion (Lietuvos Partizanų Sąjunga/LPS) aus der Taufe. Sie sammelten sich in dieser neuen Organisation aus Protest gegen die panischen Reaktionen des Widerstandes, der es verpasst hatte, nach dem Rückzug der Deutschen die Kräfte zu bündeln. Ziel war es nun, die anderen Gruppen an die LPS heranzuführen. 23 Als Vorsitzender der LPS firmierte Butkevičius, zu seinem Stellvertreter wurde Matas Mastkauskas (Vilkas) berufen. Schliesslich wurde im September auf Initiative des Stabes der eben erst gebildeten Tauras-Region das VLIK wiederbelebt, das nun einfach unter dem Namen Litauisches Befreiungskomitee (Lietuvos Išlaisvinimo Komitetas/LIK) operierte.24 Wieder war der Zweck dieser Gründung die Vereinheitlichung und Zentralisierung des Widerstandes. So ist es auch nicht verwunderlich, dass erneut Butkevičius den Vorsitz übernahm. 25

Trotz der Schaffung neuer Zentren mit politischer Ausrichtung darf nicht übersehen werden, dass es eine klare Verlagerung hin zu einer ausgeprägten Kampfbereitschaft gab. Während die litauische Opposition zur Zeit der ersten sowjetischen und dann nationalsozialistischen Besetzung des Landes noch hoffte, mit Hilfe der Politik ihre Ziele erreichen zu können, so war ihr jetzt klargeworden, dass dies auf Grund der sich geänderten weltpolitischen Lage nicht mehr ausreichte, sondern aktive, offensive Massnahmen erforderlich waren. So ist das Kennzeichen des Widerstandes gegen die zweite sowjetische Okkupation der von Militärs, die von einer kurzen Sowjetherrschaft ausgingen,26 organisierte bewaffnete Kampf gegen die Besatzer.


3.3    Der rechtliche Aspekt der Widerstandsleistung und Gewaltmobilisation

Die sowjetische Rückeroberung Litauens verfügte niemals über eine legale Basis, weil sie weder das internationale Recht noch ihre eigene Verfassung respektierte. Nicht nur sozi-politisch, sondern auch juristisch kann man den Partisanenkrieg als Kreismodell verstehen: ausgehend vom zivilen Bereich stellt er hier zunächst eine politische Auseinandersetzung dar, die dann durch Mobilisierung der unbedingt notwendigen Unterstützung durch die die Widerständlern tragenden Volksmassen zeitweilig in den „illegalen“ Bereich ausweicht. Wie im zunächst legalen Bereich, so betrachtet sich die Guerilla auch im illegalen Bereich durchaus als legitim27. Das internationale Recht hält den Widerstand gegen die Okkupationsregime für berechtigt. Berechtigt gilt er in dem Falle, wenn er Strukturen aufweist, die zentralisierte Leitung hinter sich hat, das politische

23
   Kasparas, Kęstutis: Lietuvos Karas. Antroji Sovietų Sąjungos agresija. Pasipriešinimas. Ofenzyvinės gynybos tarpsnis 1944
m.vasara-1946 m. pavasaris, Kaunas 1999. S.364
24
   Kasparas, S.554; In sowjetischen Quellen erscheint nach wie vor die Bezeichnung VLIK.
25
   Seine Stellvertreter wurden Kapitän Leonas Taunys (Kovas), der Geistliche Antanas Ylius (Vilkas)
und Vaclovas Punelis (Tautvidas). (LYA. Ap. 46. B. 3878).
26
   Vardys, V.Stanley: The Partisan Movement in Postwar Lithuania, Slavic Review, XXII (1963), S. 100
27
   Buchsmann, Klaus: Rechtsnormen bewaffneter Konflikte und Guerillakriegsaktionen, Zürich, 1973, S.9


                                         

Programm hat, wenn die Teilnehmer des Widerstands die Waffen und die Kennzeichen der Erkennung tragen. Der Waffenwiderstand hatte zum Ziel, den unabhängigen Staat Litauen wiederherzustellen folgend dem politischen Programm der Nationalbewegung für die Freiheit. Die sowjetische Staatssicherheit ( NKVD-MVD und MGB-KGB) hat zusammen mit Kommunistischen Parteien und die Armee waren die Hauptersticker des Waffenwiderstands (der wurde als unberechtigt gehalten). Unterschiedliche Abteilungen des Volkskommissariates für Innere Angelegenheiten haben alle Methoden zur Erstickung des Waffenwiderstands angewandt, die international rechtswidrig waren. Der grösste Teil von denen hat gegen das internationale Recht, gegen die HLKO28, gegen Genfer Abkommen vom 18.08.1949, gegen die Verfassung der Sowjetunion und andere sowjetische Gesetze, die nach den internationalen Konventionen für die Verhaltensweise mit der Zivilbevölkerung und mit den Häftlingen des okkupierten Landes galten.
Nach dem Statut des Nürnberger Internationalen Kriegstribunals und nach dem internationalenVertrag der diplomatischen Konferenz der Vereinigten Nationen in Rom vom 17. Juli 1998 (Römer Statut des Internationalen Strafgerichtshofs) verletzte die Tätigkeiten der Extragruppen das internationale Recht entsprechend den Punkten „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und “Kriegsverbrechen“. Im Sinne dieses Statuts bedeutet „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ jede der folgenden Handlungen, die im Rahmen eines ausgedehnten oder systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung und in Kenntnis des Angriffs begangen wird, a) Mord; b) Ausrottung, c) Versklaven, d) Verbannung, e) Einsperrung und g) Verfolgung aus politischen Gründen.

Im Sinne dieses Statuts bedeutet „Kriegsverbrechen“ schwere Verletzungen der Genfer Abkommen vom 12. August 1949, nämlich jede der folgenden Handlungen: a) vorsätzliche Tötung;b) Foltern und unmenschliches Verhalten, inbegriffen biologische Experimente; c) vorsätzliche Verursachung grosser Leiden oder schwere Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit oder der Gesundheit; d) Zerstörung und Aneignung von Gut in grossem Ausmass, die durch militärische Erfordernisse nicht gerechtfertigt sind und rechtswidrig und willkürlich vorgenommen werden; f) vorsätzlicher Entzug des Rechts eines Kriegsgefangenen oder einer anderen geschützten Person auf ein unparteiisches ordentliches  Gerichtsverfahren; g) die ungesetzliche Verbannung oder die Umsiedlung der Zivileinwohner bzw. die gesetzwidrige Freiheitsstrafe; h) rechtswidrige Vertreibung oder Überführung oder rechtswidrige Gefangenhaltung; Geiselnahme 29.




28
     Ordnung der Gesetze und Gebräuche des Landkrieges
29
     http://www.gesetze.ch/sr/0.312.1/0.312.1_001.htm. Am 26.04.2005 14:30 Uhr

 

Die Folter der Resistenzteilnehmer, die Erniedrigung ihrer sterblichen Reste, die Verbannungen der Partisanenfamilien und die Tätigkeit der Extragruppen der UdSSR werden von der Kommission als internationale Kriminalverbrechen oder als internationale Staatsverbrechen anerkannt.

3.4    Der Gewalteinsatz der Einwohner Litauens im Militärapparat der UdSSR

Bei ihrem Vordringen nach Litauen bedienten sich die sowjetischen Einheiten einer Doppelstrategie, um den Widerstand möglichst gering zu halten und schliesslich auszuschalten.
Einerseits wurden die Dienststellen des NKVD wieder eingerichtet. Sie hatten die sich unmittelbar an die Eroberung anschliessende Einberufung zur Roten Armee zu organisieren und durchzuführen.30 Die Zwangsmobilisation in die sowjetische Okkupationsarmee im August 1944 – Mai 1945 wurde zu einem Bestandteil des Terrors der Einwohner Litauens. Die Gesellschaft Litauens hat die Sowjetunion als einen Okkupationsstaat bezeichnet, darum haben die in die Armee einberufenen den Dienst in der Roten Armee vermieden. Andererseits merkte man schnell, dass diese teilweise von Terror begleiteten Aktionen nicht dazu dienten, das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. Zehntausende31flüchteten ins westliche Ausland oder gingen in den Wald, um von dort aus den Kampf gegen das neue Besatzungsregime aufzunehmen. Im Herbst 1944 entschloss man sich deshalb auf sowjetischer Seite, Versuche zu unternehmen, die Untergrundkämpfer für die Rote Armee zu gewinnen. Die negativen Erfahrungen der Mobilisation in fremden Armeen haben die Haltung der Einwohner Litauens geprägt, Dienstsverweigerung, Ignoranz und Verstecken waren die Folge. Eine der Widerstandsformen gegen die sowjetische Okkupation war Mobilisationsboykott. Am 1. Januar 1945 haben sich 58620 32 Menschen von der Mobilisation versteckt. Den Mobilisationspunkten fern gebliebenen Männer, die gefunden wurden, wurde häufig Mitgliedschaft bei den Partisanen oder anderen Untergrundorganisationen angeglichen. Deswegen wurden sie oft so wie die Kämpfer des Waffenwiderstandes behandelt: es wurde ihnen mit Gefängnis oder mit dem Tod gedroht, sie wurden verhaftet, gefoltert und sogar  erschossen. Das Büro des Zentralkomitees der Litauischen Kommunistischen Partei Bolschewiken (LKP(b) CK) hat den Beschluss gefasst „Über Kampfmassnahmen gegen Fahnenflüchtlinge und gegen die Mobilisationsverweigerer in die Rote Armee.“ Im Befehl Nr.064 des Volksverteidigungskommissariates war vorgesehen, jeden Mobilisationsververweigerer bei einer Hausdurchsuchung festzunehmen und sofort zum Rufpunkt



30
   Žemaitienė, Nijolė, The Partisan War in Lithuania from 1944 to 1953, in:The Anti-Soviet Resistance in the Baltic
States, Vilnius, 1999, S.23-45
31
   Aus der oben gezeigten Grafik geht man davon aus, dass in den zwischen Jahren 1940-1952 444000 Menschen
Litauen verlassen mussten.
32
   Die Zahlen sind aus Schussfolgerung der Kommision über die Gewaltmobilisation entnommen


                                                        

zu bringen. Diese und alle anderen Massnahmen wurden aktiv getroffen. Deswegen haben sich bis zum 21. März 1945 338 887 Männer bei den sowjetischen Institutionen freiwillig angemeldet. 33
Die am 9. Februar 1945 von der Sowjetregierung verkündete Amnestie hat nicht den erwarteten Erfolg gebracht - bis zum Juni haben sich nur 8 896 Menschen legalisiert, so hat die Sowjetregierung die zweite Amnestie am 3. Juni 1945 verkündet. In der Zeit zwischen Juli 1944 und dem Dezember 1945 haben sich 36144 Menschen bei den sowjetischen Repressionsbehörden angemeldet und „zeitweilige“ Papiere erhalten, darunter waren 27361 Armeedienstverweigerer, 6 259 Partisanen. Insgesamt bis zum Jahr 1957 haben sich 38 838 Menschen legalisiert, darunter 8.350 Partisanen und 30.488 Armeedienstlerverweigerer und Fahnenflüchtige34. Alle haben unter verschiedenen Repressionen oder unter moralischer Gewalt gelitten. Nachdem der Waffen- widerstand gegen die Sowjetordnung erstickt worden war, musste der Mensch zwischen dem Dienst in der Sowjetarmee oder der Haft für Militärdienstverweigerer wählen. Es ist aufgrund der Archivpapiere festgestellt worden, dass während der Kriegsstrafoperationen in den Jahren von 1944 bis 1945 ca. 5000 friedliche Menschen ermordet worden sind35. Die Unterkommission der Bewertung der Verbrechen der Sowjetokkupation hat nach der ersten Etappe empfohlen, die Forschung fortzusetzen, um diese Daten zu korrigieren, da viele Quellen sich in den Archiven von Moskau befinden und noch nicht alle bearbeitet worden sind.
Wie am Anfang des Kapitel 1.3 bereits erwähnt, schliesst sich der Kreis hier wieder, indem die Untergrundskämpfer in den zivilen Bereich zurückkehrt und sich legalisiert.



4     Waldameisen gegen Sowjetbär36

4.1    Das Gehirn der Partisanenbekämpfung

Wie in der gesamten Sowjetunion, so auch in der Litauischen Sowjetrepublik wurden zur Bekämpfung innerer Feinde unterschiedliche Abteilungen des Volkskommissariates für Innere Angelegenheiten (NKVD) 37 eingesetzt. Moskau blockierte jegliche Kontakte mit dem Untergrund, Partisanen sollten ohne Kompromisse und nur mit Militärkraft vernichtet werden, egal, was es für

33
   Die Zahlen sind aus den Schussfolgerungen der Kommision über die Gewaltmobilisation entnommen.
34
   Ebd., frei übersetz.
35
   Ebd., frei übersetzt.
36
   Ein Teil des Titels von Adelbert Lohrs Buch: Waldameisen gegen Sowjetbär. Als deutscher unter litauischen Partisanen, Berlin 1998
37
   Das NKVD war aus der Ausserordentlichen Kommission (Črezvyčajnaja Komissija/ČK; deutsch: Tscheka) hervorgegangen, die Feliks E. Dzeržinskij im Jahre 1917 zur Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage gegründet hatte. Von 1922 bis 1934 trug sie den Namen Staatliche politische Verwaltung (Gosudarstvennoe političeskoe upravlenie/GPU). Im Jahre 1934 wurde sie dann in NKVD umbenannt.  Nach der Umwandlung der Volkskommissariate in Ministerien im Jahre 1946 wurde die Geheimpolizei dem  Staatssicherheitsministerium (Ministerstvo Gosudarstvennoj Bezopasnosti/MGB) angegliedert.
Erst nach Stalins Tod wurde dieser Komplex im Jahre 1954 in einem eigenständigen Komitee für Staatssicherheit (Komitet Gosudarstvennoj Bezopasnosti/KGB) untergebracht, von wo aus bis zum Ende der Sowjetunion konspirative Aktionen geplant und durchgeführt worden sind.

 

beide Seiten an Menschenleben kosten würde.38 Zur Bekämpfung des „Banditentums“ stationierten die Moskauer Machthaber daraufhin politischen Repressionsstrukturen: die Korps- und Divisionsabteilungen der NKVD und NKGB in Litauen, die eventuell im Frühling 1946 durch weitere Militäreinheiten, die MGB und MVD ersetzt wurden. Die Kriegsprokuraturen und Gerichte, politische Vorstände und Abteilungen mit ihren Vertretern- politischen Leitern wurden gebildet.
Direkt zur Erstickung des litauischen bewaffneten Widerstands wurde eine spezielle Abteilung – OBB39 eingerichtet. Ab Dezember 1938 leitete Lavrentij P. Berija als Nachfolger Nikolaj Ivanovič Ežovs, der jetzt selbst der Aktion „Säuberung der Säuberer“ zum Opfer fiel, das Volkskommissariat. Berija baute die Hauptverwaltung für Staatssicherheit (Glavnoe Upravlenie Gosudarstvennoj Bezopasnosti/GUGB) gegenüber allen anderen erheblich aus. Eng arbeitete diese Abteilung mit den unterschiedlichen Sektionen von NKVD und NKGB beim Kampf gegen nationalistische Partisanen zusammen. Das Führungspersonal wechselte zwischen den verschiedenen Einheiten, wie auch deren Truppen im gegenseitigen Austausch zu unterschiedlichen Zwecken verwendet wurden. Bereits kurz nach dem Einmarsch der Roten Armee wurde Ivan Aleksandrovič Serov zur Koordination und zum Aufbau des litauischen NKGB ins Baltikum entsendet40. Als Chef des Organisationsbüros (orgbjuro) der Litauischen SSR wurde Michail Andreevič Suslov eingesetzt. Sein Nachfolger als Bevollmächtigter des Zentralkomitees der KPdSU in Litauen wurde im Jahre 1947 Vladimir V. Ščerbakov. Im Herbst 1944 reiste der Stellvertreter Berijas Sergej N. Kruglov nach Litauen, um die dortige Entwicklung zu überwachen und die Klagen seines Vorgesetzten und Stalins über den schleppenden Erfolg der Sowjetisierungs- massnahmen vorzubringen41. Serov war im Schatten Stalins gross geworden und gehörte der Generation von Parteigenossen an, die in persönlicher Abhängigkeit zu ihm standen. Nach den Säuberungen und verschiedenen Aufgaben in der Geheimpolizei begann sein Aufstieg in der Ukraine. Am Ende des Zweiten Weltkrieges „zeichnete“ er sich durch die Organisation der Deportation der der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigten Völker des Nordkaukasus (Čečenen, Ingušen und Kalmücken) und der Krim (Tataren) „aus“. Diese Arbeit prädestinierte ihn geradezu für seine Aufgabe in Litauen. Aus Dokumenten, die während des Krieges der deutschen Armee in die Hände fielen, ergab sich, das Serov auch mit der Eingliederung Litauens, Lettlands, und Esstlands in die Sowjetunion betraut war. Er unterzeichnete den berüchtigen „Befehl nr.001223“, der Instruktionen für die Deportation dieser Völker enthielt. Nach seinem Wirken im


38
     Tininis, Vytautas: Komunistinio režimo nusikaltimai Lietuvoje 1944-1945. II tomas , Vilnius, 2003 S.7
39
     Otdel po borbe s`banditizmom- Abteilung zur Bekämpfung des Banditentums
40
     Žemaitienė, S.27.
41
     Gerutis (1984), S.369

 

Baltikum setzte er seine Karriere im Innenministerium in Moskau fort 42. Dort ernannte ihn Chruščev, den er aus seiner Zeit in der Ukraine kannte, zum ersten Chef des reorganisierten KGB.
Ähnlich - nur steiler - verlief der Aufstieg Suslovs. Nur drei Jahre älter als Serov, war auch er an den Säuberungen beteiligt. Seine Karriere gipfelte in einer entscheidenden Position im Kreml:
Unter Brežnev war er bis zu seinem Tod Chefideologe der Partei. Auch der „brillante Stratege“ (Vardys) Kruglov stieg nach seiner Zeit im Baltikum auf: Im Januar 1946 wurde der ehemalige Chef von Smerš43 sowjetischer Innenminister.44
Auffällig bei der Betrachtung dieser zentralen Persönlichkeiten ist ihre Herkunft: Keiner stammte aus Litauen, alle hatten eine slavische Herkunft. Dies war kein Zufall, sondern kennzeichnete das Misstrauen Moskaus gegenüber den nichtrussischen Völkern. So wurden weitere Russen zur Bekämpfung der Partisanen nach Litauen geschickt. Als Chef des litauischen NKGB wurde Dmitrij Efimov eingesetzt; eine NKGB-Spezialeinheit (osobyj banditskij otdel), die Provokateur-Trupps organisierte, unterstand Major Sokolov.45
Waren die Abteilungen der sowjetischen Geheimpolizei formell streng voneinandergetrennt, so gab es im operativen Alltag verschiedene Berührungspunkte und Überschneidungen. So unterstützten auch Grenztruppen des NKVD das - bereits oben erwähnte - GUBB, dem eigentlich die Aufgabe der Partisanenbekämpfung zufiel, obwohl diese Einheiten anderen Hauptverwaltungen unterstellt waren.46

Das GUBB war wohl am 30. September 1941 als Abteilung zur Bekämpfung des Banditentums (Otdel po bor‘be s banditizmom/OBB) gegründet worden.47 Das GUBB war also das Gehirn der Partisanenbekämpfung und koordinierte die durchzuführenden Aktionen. Im Verlaufe der zweiten Hälfte des Jahres 1945 hatte das MVD48 einen einsatzfähigen Apparat aufgebaut, der ca. 60 000-70 000 verschiedene untergeordneten Funktionäre und Soldaten, die gegen die Partisanen kämpften, umfasste.49 Die Aktivitäten des NKVD blieben nicht auf grossangelegte Repressionsmassnahmen, auf Menschenjagd, Verhöre mit Foltern und unmenschliche Bedingungen in Gefängnissen beschränkt. Vom GUBB50 wurden Provokationen organisiert und Agenten in die Reihen der Partisanenkämpfer eingeschleust, in vielen Fallen auch Massendeportationen beschafft.


42
     Lewytzkyj, Borys: Die rote Inquisition, Frankfurt 1967, S.282-284
43
   Smert`špionam, deutsch : Tod den Spionen-Spionageabwehrabteilung.
44
   Levyc'kyj, Borys: Die rote Inquisition. Frankfurt a.M. : Societäts-Verl. , 1967. S.197
45
   Remeikis, S.38
46
   Es bestand sowohl eine Hauptverwaltung der Grenztruppen (Glavnoe upravlenie pogranvojsk), als auch eine Hauptverwaltung der
Truppen des Innenministeriums (Glavnoe upravlenie vnutrennich vojsk).(http://www.memo.ru/history/NKVD/STRU/by_year.htm
(30.04.2005, 14:20), S.15).
47
   Starkauskas, Juozas:Čekistai pasieniečiai Lietuvoje pokario metais, 1998, Genocidas ir Resistencija Nr. 1(3), p. 37–58.
48
   Ministerstvo Vnutrennich Del - Innenministerium
49
   Kuodyte, Dalia: Karas po Karo. Ginkluotas antisovietinis pasipriešinimas Lietuvoje 1944-1953 m., Vilnius, 2004
50
     Glavnoje Upravlenie NKVD SSSR po borbe s` banditizmom (GUBB)-Abteilung zur Bekämpfung des Banditentums
51
    Mit dem Einzug des NKVD begann die auch die Tätigkeit der Stribai oder Liaudies gynėjai (Volksverteidige) die eine Art offensiver bewaffneter Sicherheitsdienst darstellte. 52
Dagegen waren die Grenzregimenter und die Truppen des Innenministeriums seine ausführenden Organe, für die die Weisungen des GUBB bindend waren. Darüber hinaus hatte die statistisch- informelle Abteilung (učetno-informacionnoe otdelenie) des GUBB Berichte über dessen Erfolge zu verfassen und die Verluste beider Seiten zu dokumentieren. 53

 

4.2    „Klassenkampf“ oder sowjetische Unterdrückungsmaschinerie?


4.2.1 Litauer gegen Litauer

Obwohl meist Russen zur Bekämpfung der Partisanen in Litauen eingesetzt wurden, war für Moskau klar, dass ein Land ohne Einbezug von Teilen der ansässigen Bevölkerung nicht sowjetisiert werden konnte. Die Männer an der wieder existierenden Staats- und Parteispitze, der erste Sekretär der LKP (Litauische Kommunistische Partei), Antanas Sniečkus, und der Vorsitzende des RdV (Rat der Volkskommissare), Mečyslovas Gedvilas, hattten ihre Positionen schon im Sommer 1940 bekleidet und sich während der deutschen Okkupationszeit in der UdSSR aufgehalten. 54 Zum Innenminister der Litauischen SSR wurde Generalleutnant Juozas Bartašiūnas ernannt, der ebenso wie der künftige Militärkommissar J.Macijauskas ein in der Sowjetunion ausgebildeter Angehöriger der Roten Armee war. 55 Die Kommunisten bildeten in Litauen zunächst nur eine unbedeutende Randgruppe, die keine Chance hatte, die Macht auf demokratischem Wege zu erlangen. Der Anteil der Litauer in der LKP betrug 1948 nur 18,5 %56 und damit war sie zu jener Zeit eine für die Litauer fremde Organisation. Die Fundamente des kommunistischen Staates konnten dank der Anwesenheit der Roten Armee und des Sicherheitsapparats gefestigt werden.
Deswegen wurden die lokalen Parteizentralen und Verwaltungskomitees zusammen mit MGB und MVD Bezirksabteilungen verpflichtet, aus den Reihen der prosowjetischen Bevölkerungsgruppen bewaffnete Gruppen in Gemeinden und Bezirken, in Sowchosen, auf technischen Stationen, in Betrieben und Kolchosen zu gründen, auch die Gruppen der „Volksverteidiger“ oder „Stribai“ zu stärken und zu vergrössern, zumindest zum Teil die Struktur der MGB „litauischer“ zu gestalten.
Die Berichte über die Tätigkeit der NKVD-Truppen und ihren Erfolg der Partisanenbekämpfung


51
   russisch:istrebilteli;litauisch verballhornt:stribai; deutsch:Vernichter, Ausrotter
52
   Leiserowitz, Ruth: Waldbrüder- der bewaffnete Widerstand im Nachkriegslitauen. In: Horch und Guck, A12242/Heft 45, Berlin
,2004(I), S.16
53
   Petravičiūtė, Inga: Sovietinio saugumo struktūra ir funkcijos Lietuvoje (1945-1954). In: Truska, Liudas. - Sovietinis saugumas
Lietuvoje 1940-1953 metais Vilnius , 1999 S.
54
   Leiserowitz. S.14
55
   Remeikis, Thomas:The Armed Sruggle Against the Sovietisation of Lithuania After 1944, in:Lituanus,VII/1-2 (1962), S.38
56
   Tininis, Vytautas: Komunistinio režimo nusikaltimai Lietuvoje 1944-1945. I tomas, Vilnius 2003, S.45



                                                     

mit allen erwähnten Methoden sind im Litauischen Sonderarchiv zu finden und als „streng geheim“ markiert. Aus den Akten lassen sich Schlüsse ziehen, dass sich die sowjetischen Organe auf ein absehbares Ende ihrer „Banditenbekämpfung“ einstellten, doch irrten sich die Okkupanten, wie verschiedene Dokumente des GUBB und KPL(B) belegen. Zwar hatten die Weisungen L.P.Berijas, die eine Verstärkung der Sowjetisierungsbemühungen forderten, eine Optimierung der Verfolgung der Widerständler erwirkt, doch bereitete die politische und repressive Arbeit der Strukturen in Litauen Sorgen. Wieder wird hier die interinstitutionelle Zusammenarbeit deutlich, die das gemeinsame Ziel der Ausschaltung jeglicher Opposition im Sinn hatte und darin einig das Kompetenzgerangel zwischen Unions- und litauischen Stellen überwand. Verantwortlich waren die ernannten Leiter - und das zeigt sowohl einerseits den ausgeprägten Moskauer Zentralismus, als auch andererseits seine Bemühungen um Einbindung nationaler Kräfte‚ der Genossen Suslov und Sniečkus, die sich mit den Schlussfolgerungen und den skizzierten Massnahmen einverstanden erklärt haben.
Unter diesen Umständen entstand folgendes Dokument: „Der Beschluss des Zentralkomitees der KPL(B) vom 12. Dezember 1947 betreffend die Aktivierung des Kampfes gegen Partisanen.“ (Dok. Nr. 4.16*)57. Das Ziel aller sogar 27 Punkte dieses Dokumentes bleibt - genauso wie auch in den früheren Beschlüssen - Ausschöpfung aller Mittel, um „in der nahen Zukunft die Liquidierung des bourgeoisen nationalistischen Untergrundes und seiner bewaffneten Banden herbeizuführen“ (26.Punkt). Dieses Dokument zeigt sehr deutlich die Bestrebungen der Leitung der KPL(B), den Kampf der Besatzungsarmee gegen die Partisanen als „Klassenkampf“ darzustellen und den Anschein zu erwecken, dass die Litauer selbst gegen die Partisanen kämpfen würden. Man hatte sogar vor, bei der KPS (B) um Erlaubnis zu bitten die lokalen MGB Truppen in Litauen gründen zu dürfen (8. Punkt). Die MGB brauchte litauisch sprechende operative Mitarbeiter, deshalb wurde im Jahre 1948 die Quote der in die MGB Schule aufgenommenen Personen von 150 auf 400 Personen erhöht (10.g) Punkt). Die aus den „brüderlichen Republiken“ gesandten Čekisten sprachen kein Litauisch und dies behinderte sie in ihrer Arbeit. Aus diesem Grund hatte auch das Zentrum KPS(B) nichts dagegen, die Zahl der Litauer bei den repressiven Strukturen zu erhöhen. Im Frühling 1948 wurde anstatt des Čekisten G. Baseow aus Leningrad der lokale, hart gesottene Bolschewik L. Gailevičius, der 10 Jahre wegen seiner kommunistischen Aktivitäten in den Gefängnissen der Litauischen Republik abgesessen hatte und in den ersten Jahren der sowjetischen Macht als Leiter der NKVD, später NKGB, gearbeitet hatte, in den Kriegsjahren danach zum Partisanen und


57
     Die Nummerierung der Dokumente sind aus dem Tininis Buch entnommen. LYA.F.1771. AP.190.B.5. L.179-187

                                             

Diversanten auf der besetzten Territorium wurde, nach dem Krieg als Beauftragter des Sowjetischen Rates für Fragen der Religiösen Kulten tätig war, zum stellvertretenden Minister der MGB der LSSR für Personalfragen ernannt.58
Der 10. Punkt des Befehles, welcher die Erhöhung der Zahl von Litauern im Apparat des Staatssicherheitsministeriums vorsah, blieb wegen fehlendem an Vertrauen der lokalen russischsprachigen Leiter der MGB und sogar Feindlichkeit litauisch sprechenden Mitarbeitern gegenüber nicht erfüllt. Ende 1948 teilte der neue Stellvertreter des Ministers A. Gailevičius dem ZK der KPL(B) mit, dass es beim Ausführen des ZK Beschlusses vom 12. Dezember 1947 die Empfehlungen der Stadt- und Bezirksverwaltungen sowie der MGB Bezirksabteilungen, wonach die MGB 116 Litauer hätte anstellen müssen, es seien jedoch bis zum 1. November nur 2 Personen angestellt worden, 37 Kandidaturen seien in Bearbeitung, sogar 77 Personen seien von der Liste wegen ihres Gesundheitszustandes oder „kompromittierenden“ Angaben in den Lebensläufen gestrichen worden. Nur derjenige Punkt des Beschlusses des ZK der KPL(B), welcher die Ausschaffung der maximalen Zahl von Familienangehörigen „der Banditen“ und von Grossbauern als „Antwort auf terroristische Taten“ vorsah, wurde erfüllt. Allerdings blieben Deportationen und Festnahmen, als Teil der kommunistischen Unterdrückungsmaschinerie und des Terrors, eines der Mittel zur Liquidierung des bewaffneten Untergrunds, bestehen. Bereits im November-Dezember 1947 wurden 736 Familien (2782 Pers.) deportiert, im Januar-Februar 284 Familien (1134 Pers.), am 22. Mai 1948 11365 Familien (40002 Pers.), in März-Juli 1949- ca. 10 tausend Familien (33 500 Pers.). Insgesamt wurden von 1947 bis 1949 ca. 80 tausend Personen ausgeschafft. In den Konzentrationslagern wurden ca. 54 tausend Einwohner Litauens inhaftiert.59 Das eigentliche Ziel des Beschlusses – die Erstickung des Waffenwiderstands in der nächsten Zukunft - blieb unerreicht.
In allen Beschlüssen des ZK der KPL(B), welche sich mit Deportationen befassten, wird die Notwendigkeit der Ausschaffung von Partisanenfamilien und ihren Helfern – Grossbauern – unterstrichen. An diesen Ausrottungsaktionen nahm ein grosser Teil der KPL(B) teil: beginnend von der Leitung, welche diese Deportationen organisierte, bis zu einfachen Mitgliedern. So beschloss das ZK der KPL(B) strenge Massnahmen gegen Grossbauern anzuwenden und es sollte bereits im Dezember „die maximale Zahl der Angehörigen von Banditen und der Grossbauernfamilien, welche die Banditen unterstützten, aus Litauen ausgeschafft werden.“ (8.



58
     Truska, Liudas: Lietuvos komunistų partijos pastangos likviduoti partizanų sąjūdį. In: Genocidas ir Resistenzija. 1998 Nr.1. p.107-
114.
59
     Anušauskas, Arvydas: Lietuvių tautos sovietinis naikinimas 1940-1958 metais, Vilnius, 1996, S.283-284


 

Punkt). Mit diesem Beschluss wollte man das Staatsicherheitsministerium stärken, in welchem seit 1947 Streitkräfte für den Kampf gegen die Resistenz konzentriert wurden.



4.3   Die Methoden zur Erstickung des Widerstands

Im folgenden werden die Methoden, welche von der Internationalen Kommission anerkannt wurden, näher untersucht. Die Repressionsinstitutionen der Sowjetarmee haben verschiedene grausame Massnamen und Methoden zur Liquidierung des antisowjetischen Widerstands ergriffen.



4.3.1 Die Verbannungen der Familien der Resistenzteilnehmer

Die Verbannungen und die Deportationen ist eine spezifische Art politischer Repression. Die Beschlüsse betreffend die Organisation der Verbannungen waren von den Leitern der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und der Regierung gefasst worden, auf der Initiative der Organen der NKVD-MVD und der NKGB-MGB. Die Repressionen waren nicht gegen einzelne Menschen, sondern gegen ganze Familien gerichtet. Mit der Vernichtung der Familien sollte ihre jahrzehntgekuppelte Erfahrung, der gesellschaftlich kulturelle Einfluss verschwinden. Der beste Teil der Berufsgruppen, die im Laufe von zwei Jahrzehnten ausgebildet worden waren, sollte verschwinden, wie Offiziere, Polizisten, Lehrer, Journalisten.

Die Verbannungen der Familien von den Resistenzteilnehmern sind ohne Verhören und ohne gerichtliches Urteil seit dem Sommer 1945 bis zum September 1953 vorgenommen worden, wobei das ganze Vermögen beschlagnahmt worden war. Die Beschlüsse wegen Verbannungen sind von der NKVD der UdSSR und von dem Ministerrat der UdSSR angenommen worden. Dadurch haben viele Verbannte ihre Gesundheit verloren oder sind durch Hunger und Krankheiten ums Leben gekommen, sie haben stark unter tiefen geistigen Erschütterungen gelitten. Die Verbannung der Menschen an die zum Leben nicht geeigneten Orte, was am Tod vom Teil der Verbannten schuldig war, wird bewertet als Verbrechendes Genozides oder als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

4.3.2 Die Foltern und die psychologische Gewalt der Widerstandsteilnehmer.

Die Repressionsstrukturen der UdSSR ( NKVD-NKGB-MGB-KGB) haben bestialische physische und psychische Foltern breit im Kampf gegen die Partisanen seit 1944 bis 1953 angewandt. Die Foltern waren ein ungetrennter Teil vom organisierten Kampf gegen den Widerstand, die haben ungeheure Qualen hervorgerufen und haben schwer verletzt oder waren auch Todesursache. Die Körper- oder auch geistige Foltern haben für viele Teilnehmer der Resistenz ihre Gesundheit stark verdorben, eine Menge von ihnen sind zu Körperbeschädigten geworden. Häufig haben die Häftlinge die Gewalt nicht überstehen können und haben deswegen Selbstmord begangen oder sind schwer geisteskrank geworden. Um den Resistenzteilnehmern Angst einzujagen, um die Bevölkerung von der Unterstützung abzuschrecken, haben die Arbeiter der Repressionsstrukturen mit barbarischen Methoden 1944-1953 öffentlich die sterblichen Überreste der Resistenzteilnehmer erniedrigt und danach heimlich begraben oder vernichtet.


4.3.3 Die Anwendung der Agenten- Angreifer.

Der untrennbare Teil des Terrorsystems waren die provokatorischen Extragruppen der Agenten- Angreifer der NKGB-MGB-KGB der UdSSR. Die Agenten- Angreifer der MGB-KGB haben die Zivilbevölkerung terrorisiert, die Resistenzteilnehmer und ihre Unterstützer gefoltert und vernichtet, indem sie sich für Resistenzteilnehmer ausgegeben haben. Mit diesen Methoden hat man das Ziel verfolgt, die Strukturen des Waffenwiderstandes und die Zivilbevölkerung zu demoralisieren. Die Verantwortung für die von den Extragruppen vollzogene Vernichtung der Illegalitätsteilnehmer, für ihre Foltern, für die Anwendung der chemischen Mittel hat die ZK der LKP(b), die Leitung der MVD-MGB der UdSSR und der Litauischen SSR zu tragen.

4.4    Die Rolle der KPL(B) bei der Zerschlagung des Widerstandes

Das ZK Büro der KPS(B) in Litauen war bis Frühling 1947 für die Leitung des Kampfes gegen die Partisanenbewegung und Organisationen des Untergrundes zuständig. Die KPL(B) war eigentlich nur für die Organisierung von beschlossenen Massnahmen zuständig, obwohl oft das ZK der KPS(B) oder M. Suslov die ganze Schuld wegen Untätigkeit oder Missglück dem LKP ZK oder den lokalen Parteistrukturen zuschob. Beim Ausführen der Verfügungen und Beschlüssen des ZK der KPS(B) und des ZK Büros der KPS (B) in Litauen erliess das ZK der KPL(B) zwischen 1944 und 1953 eine Vielzahl von verbrecherischen und antihumanen Beschlüssen, Resolutionen und Direktiven.60 In den Jahren 1944 bis 1946 wurden die wichtigsten Beschlüsse des ZK Büros der KPS(B) in Litauen erlassen, wobei an deren Sitzungen auch die Leitung der KPL(B) teilnahm. Auf diese Weise trugen beide Seiten die Verantwortung für den Mord an Partisanen und zivile Bevölkerung, für massenhafte Verhaftungen und Inhaftierungen. Zu jenem Zeitpunkt führte das ZK der KPL(B) die Beschlüsse des ZK Büro der KPS(B) in Litauen aus, welche an die unterstehenden Parteistrukturen weitergeleitet wurden. Die an den Plenartagungen des ZK der KPL(B) angenommenen politischen Resolutionen verpflichteten alle Partei- und Staatsstrukturen der LSSR zur Erfüllung aller Beschlüsse, welche vom ZK der KPS(B) und des Büros des ZK der KPS(B) in


60
  Nur schon in der Studie von V.Tininis wurden 25 Dokumenten zur Erstickung des Widerstands publiziert und am Ende dieser Arbeit angehängt sind.

 

Litauen erlassen wurden.61 Während der Regierungszeiten des Büros des ZK der KPS(B) in Litauen ersuchte A. Sniečkus gemeinsam mit den Leitern der repressiven Strukturen in den an Moskau gerichteten Briefen um Zustimmung, repressive Massnamen strenger zu machen und bereitete spezielle Instruktionen, welche in ihren Bedeutung den Beschlüssen des ZK der KPL(B) glichen.
Die Idee der Vorbereitung von antipartisanischen Dokumenten kam von der Seite der repressiven Strukturen und Strukturen der kommunistischen Partei. So zum Beispiel bat der Staatsanwalt der LSSR M. Baliasnikov im November 1944 den Staatsanwalt der SSSR K. Gorschenin um Erlaubnis, die Ausschaffung der Partisanenfamilien zu legalisieren (Dok. Nr. 4.6*)62. Am 13. November 1944 bat auch der stellvertretende Staatsanwalt der LSSR F. Girko die repressiven Mittel gegen Partisanenfamilien anzuwenden (Dok. Nr. 4.7*)63. Diese Vorschläge wurden in die Beschlüsse der Plenarsitzungen des ZK Büros der KPS (B) in Litauen, des ZK Büros der KPL (B) oder des ZK der KPL (B) aufgenommen. Die Kommunistische Partei hat immer unterstrichen, dass aus der politischen Sicht ist die wichtigste Aufgabe schnellstens den nationalen Untergrund zu liquidieren und mit voller Rücksichtslosigkeit hat angefangen sie auszuführen. Die Kommunisten arbeiteten in zwei Hauptrichtlinien: erstens organisierten sie sowjetischen Unterdruckungsapparat in Litauen und zweitens gründeten und verstärkten sie Ihnen untergeordneten bewaffneten Strukturen- die Aktivisten und Stribai Gruppen als auch Troikas, Četviortkas und Petiorkas.64 Wieder wird hier die interinstitutionelle Zusammenarbeit deutlich, die das gemeinsame Ziel der Ausschaltung jeglicher Opposition im Sinn hatte und darin einig das Kompetenzgerangel zwischen Unions- und litauischen Stellen überwand. Verantwortlich waren die ernannten Leiter - und das zeigt sowohl einerseits den ausgeprägten Moskauer Zentralismus, als auch andererseits seine Bemühungen um Einbindung nationaler Kräfte, der Vorsitzende des Büros des ZK der KP(b) für Litauen Gen. Suslov und der Sekretär des ZK der KP(b) Litauens Gen. Sniečkus, die sich mit den Schlussfolgerungen und den skizzierten Maßnahmen einverstanden erklärt haben. Im Januar 1948 formulierte A. Sniečkus in seinem Bericht an den Sekretär des ZK der KPS(B) A.A. Ždanov die Hauptrichtlinien für die Liquidierung des bewaffneten Untergrunds: 1. Verstärkte kommunistische Propaganda, mit Verleumdung von Partisanen und der katholischen Kirche sowie der Rechfertigung von Deportationen, 2. Bewaffnung des „Aktivs“ auf dem Land, bzw. Einbeziehung der lokalen


61
   Tininis, I tomas, S.44
62
   *Dok. Nr. 4.6. Der zusätzliche Bericht des Staatsanwalts der LSSR M.Baliasnikow vom November 1944 an den Staatsanwalt K.
Gorschenin wegen der Deportation von Partisanenfamilien. LYA.F.1771. Ap.7.B.92.L.43.
63
   *Dok. Nr. 4.7. Schreiben des stellvertretenden Staatsanwalts der LSSR F.Girko vom 13.November 1944 an den Staatsanwalt der
USSR K. Gorschenin „Wegen Kampf gegen konterrevolutionären Verbrechen in der Litauischen SSR“. LYA. F.1771.
Ap.7.B.92.L.35-42.
64
   Starkauskas, Juozas: Apie dar vieną stalininio laikotarpio teroro organą-troikas ir petiorkas. Genocidas ir Resistenzija. Vilnius,
2002 Nr.1.(11), S..95-109

 

Bevölkerung in den bewaffneten Kampf (Politik der Gesellschaftsverfeindung); 3. weitere Ausschaffung der Bevölkerung (in der nächsten Zukunft sollten 650 Familien deportiert werden); 4. Verstärkung des repressiven Apparates. (Dok. Nr. 4.17*)65 Das „Aktiv“ bestand aus den Parteissekretären aller Ebenen und aus den Verwaltungsleitern, Partorgen, Komsorgen, Mitarbeitern verschiedener Institutionen in ländlichen Gebieten und Organisationsverwaltungen, einfachen Kommunisten, Komsomolzen u. a. Die „Aktivisten“, welche von den Bezirkskomitees der Partei ernannt wurden, übertrafen in ihrem Verhalten sogar die sog. Stribai. Zum grössten Teil gehörten sie zur lokalen litauischen Bevölkerung an. Gemeinsam mit den Stribai wurden sie zum wichtigsten Argument der KPL(B) Propaganda, falls man von der Durchsetzung der kommunistischen Macht spricht. Wegen ihrer Teilnahme entstand später ein Mythos, dass das litauische Volk eigenwillig die „bourgeoisen Nationalisten und ihre Banden bekämpft hätte. “
Im September 1945 begann man mit der Bewaffnung des „Sowjetischen Parteiaktivs“(Dok. Nr. 4.9*)66. Im Jahre 1950 gab es 7’245 bewaffnete Personen, doch während der Deportationen erhöhte sich ihre Zahl auf 12 bis 14 tausend. Es wurden 1’925 Personen von Partisanen umgebracht, und der grösste Teil von 345 gefangen genommenen oder verschollenen Parteiaktivisten könnte man auch zu den Umgekommenen zählen. 67 Der erste Sekretär des Parteikomitees im Bezirk Trakai M. Afonin erklärte am 23. August 1945 am 23.August 1945 am ZK Plenum der KPL(B), dass Troikas („Dreier“), welche aus einem Partorg oder einem Parteisekretär der Gemeinde, einem Gemeindeabteilungsleiter der NKVD (MVD) und einem Gemeindebeauftragter der NKGB bestanden, vom ZK Büro der KPS in Litauen gegründet wurden. Am gleichen Plenum sagte M. Suslov: “es ist nötig, dass sich der erste und der zweite Parteisekretäre sowie die Leiter der NKVD und NKGB täglich oder, im schlimmsten Fall, jeden zweiten Tag treffen würden, um die politische Lage in den Bezirken kurz zu besprechen und um die Mittel für den Kampf gegen den Banditentum vorzubereiten“. Mit dieser Anordnung wurde die Priorität, die die Erstickung des Widerstands hatte, nochmals unterstrichen. So wurde der Beschluss „Wegen der politischen Lage in Šeduva“ am 27. August 1947 vom Büro des Bezirkskomitees der KPL(B) in Panevežys erlassen (Dok. Nr. 4.10)*.68

In diesem Dokument wird berichtet, dass das Parteikomitee der Gemeinde nach dem Angriff durch

65 *
   Dok. Nr. 4.17. Auszug aus dem Bericht des 1. Sekretär des ZK der LKP(B) an den Sekretär der KPS (B) A.A. Ždanov
LYA.F.1771.Ap.11.B.2115.L.9-17.
66
   *Dok. Nr. 4.9. Telegram des Gen.Maj. P. Kapralow vom 15. September 1945 an alle NKVD-NKGB Abteilungsleiter der Bezirke
Ukmerges, Zarasu, Svencioniu und Utenos wegen der Bewaffnung des sowjetischen Parteiaktivs.LYA:F:K-1.Ap.18.B.39L.168
67
     Pocius, Mindaugas: Antisovietinis pasipriešinimas Lietuvoje 1944-1953m. Vilnius, 1999. S.221
68 *
   Dok. Nr. 4.10. Beschluss des Büros des Bezirkskomitees der KPL(B) in Panevežys vom 27. August 1947 „Wegen der politischen
Lage in Šeduva“ .LYA.F.801.Ap.801-15.B.1.L.45-46.


                                                  

Partisanen keine Sitzungen der Troika durchführte. Gemeinde Troikas führten keine Sitzungsprotokolle oder sie verschwanden. Ihre Tätigkeit wird in den Parteiprotokollen erwähnt.
Der Stellvertreter Kommissar der NKGB der SSSR B. Kabulov stimmte der Gründung der „Dreier“ oder irgendwelchen speziellen Kommissionen für die Leitung des Kampfes gegen den Untergrund nicht zu. Im August 1945 ermahnte er am VII. Plenum des ZK der KPL(B) die lokalen Leiter der NKVD-NKGB und die Sekretäre der Parteikomitees zur besseren Zusammenarbeit.69 Einige Bezirksparteikomitees ergänzten Troikas durch einen Leiter des Armeeregimentes, oder durch einen anderen leitenden Mitarbeiter der sowjetischen Machtstrukturen. Diese Versammlungen wurden inoffiziell Četviortkas („Vierer“) genannt. Im August 1945 wurde im Bezirk Biržai ein Plan für die Partisanenliquidierung im Bezirk vorbereitet. (Dok. Nr. 4.26*).70 Alle vier Beamten in „Vierer“ waren für die Zerstörung des antisowjetischen Untergrundes verantwortlich. Der zweite Absatz des Plans lautete: “Die oben erwähnten Genossen sollen noch einmal die Angaben über die Zugehörigkeit einer Person der Bande überprüfen und kontrollieren, dann sie über ihre Familien aufzufordern, die Bande zu verlassen. Es werden dann gesamtes Land, Vieh, Hab und Gut, Ernte und Gebäude dieser Personen konfisziert.“ Petiorkas „Fünfer“ bestanden aus den ersten und zweiten Sekretären der Parteibezirkskomitees, den Abteilungsleitern der NKVD und NKGB sowie dem Leiter des Verwaltungskomitees. Diese Strukturen berieten sich nicht weniger als einmal pro Monat an geheimen Treffen über die Fragen des Kampfes und Repressionen gegen Widerständlern.71 Am 22. Juli 1946, zum Beispiel, fand unter der Leitung des ersten Sekretärs des Bezirksparteikomitees der KPL(B) von Kėdainiai J. Piligrimas ein völlig geheimes Petiorkas Treffen (es waren 4 Personen anwesend). Man hat beschlossen, einen Auftrag an den Bezirksleiter der MVD G. Čachava zu geben, in der Nacht des 22. Juli eine Falle für die Partisanen zu stellen. An dieser Operation sollten ca. 400 MVD Soldaten und lokale Kräfte des Parteiaktivs teilnehmen (Dok.Nr.4.11*).72 Am 1. März 1947 wurde von Petiorka des Bezirksparteikomitees der KPL(B) von Prienai die Frage der Aufteilung von beschlagnahmten Gütern zwischen der lokalen MGB und MVD besprochen. (dok. Nr. 4.27*).73 Ziel dieser Einheiten war es, die Untergrundbewegung in kleinen Bezirken und sehr schnell zu brechen.



69
   Tininis, II Tomas,S.9
70 *
     Dok. Nr. 4.26. Der angenommene Plan der KPL(B) in Birzai Nr. 100 „Wegen Liquidierung von grossbäuerlichen-
nationalistischen Banden im Bezirk Biržai“.LYA.F.1093.Ap.1093-27.B.1.L.53-57.
71
   Starkauskas, Juozas: Ginkluotas sovietinis partinis aktyvas ir kiti sukarinti daliniai, G&R Vilnius, 1999. Nr.1, S.42, 59
72 *
     Dok.Nr. 4.11. Protokoll des „Fünfer“ Treffens “Wegen der politischen Lage im Bezirk“ unter der Leitung des ersten Sekretärs
des Bezirksparteikomitees der KPL(B) in Kedainiai J.Piligrimas vom 22. Juli 1946.LYA.F.749.Ap.749-8.B.1.L.23
73 *
     Dok. Nr. 4.27. Auszug aus der „ Fünfer“ Sitzung des Bezirksparteikomitees der KPL(B) von Prienai vom 1. März 1947.
LYA.F.739.Ap.739-10.B.2.L.1.


                                                             

Am 23. November informierte der Vorsitzende des Büros des ZK der KPS(B) in Litauen V. Ščherbakov am XI. Plenum des ZK der KPL(B), dass die MVD Strukturen den Befehl des Ministers und Stellvertreters von Berija Kruglovs hätten, die Banditen sowie ihre Stäbe bis Februar 1947 zu vernichten.74 A. Sniečkus und V. Ščherbakov gaben zu, dass die Partisanenbewegung aktiver wurde. Am 7. Dezember 1946 bereiteten A. Sniečkus und der Beauftragter der MVD-MGB der SSSR in Litauen I. Tkačenka eine Anweisung an die Sekretäre der Bezirksparteikomitees der KPL(B), an die Bezirksabteilungsleiter der MVD und MGB der LSSR. In diesen, abgesehen von den amoralischen Vorschlägen wie Anwerbung von Partisanenangehörigen und von Pfarrern, waren auch repressive Massnahmen vorgesehen: „Die nötige Voraussetzung für die völlige Konfiskation des Gutes der Partisanen- Festnahme aller erwachsenen Personen der Familie, besonders Männer, damit sie sich nicht den Banden anschliessen. [...] Die genauen Pläne für die Ausführung der Anweisungen müssen an den geheimen Sitzungen von Büros der Bezirkkomitees der KPL(B) in Anwesenheit von der Bezirksabteilungsleitern der MVD-MGB vorbereitet werden.“ (Dok. Nr. 4.14*, Punkt 10).75
Nach der Schliessung des ZK Büros der KPS(B) in Litauen koordinierte das ZK der KPL(B) direkt die politische Unterbindungsstrategie des Partisanenwiderstandes. Am 14. April 1947 wurde vom ZK der KPL(B) der Beschluss „Wegen Verstärkung der Kampfmassnahmen gegen bourgeoisen nationalistischen Untergrund und seine bewaffneten Banden“ (Dok. Nr. 4.15*)76. erlassen. Im Dokument wird festgestellt, dass in der zweiten Hälfte des Märzes die meisten Partisanenangriffe in Bezirken von Ukmergė, Rokiškis, Biržai, Tauragė, Lazdijai, Marijampolė, Raseiniai und Panevežys stattfanden. Um den Widerstand schnellstens zu brechen, beschloss das Büro, „die Massnahmen der ökonomischen Einschränkung gegen Grossbauern“ anzuwenden, „die Spaltungspolitik in der Reihen der katholischen Geistlichen zu führen,“ die bewaffneten Gruppen des sowjetischen Parteiaktivs zu bilden, die MGB Strukturen mit Anstellung der Litauer zu stärken. Dieser Beschluss verpflichtete im April 1947 die Sekretäre der Bezirksparteikomitees und Abteilungsleiter der MGB in allen Gemeinden die Untergrundorganisationen zu finden und sie zu liquidieren. Die Kraftdemonstration der MGB Armee in den ländlichen Gebieten wurde für die KPL(B) zum grossen Hindernis. Deshalb befahl P. Kapralow am 31. August 1951 seinen Untergeordneten, ihre

74
   Truska, Liudas: Lietuvos komunistų partijos pastangos likviduoti partizanų sąjūdį. Genocidas ir Resistenzija. Vilnius,1998 Nr.1.
S.107-114.
75
   *Dok. Nr. 4.14. Anweisung des 1. Sekretärs des ZK der KPL(B) A. Sniečkus und des Beauftragten der MVD-MGB der SSSR in
Litauen I. Tkačenka an an die Sekretäre der Bezirksparteikomitees der KPL(B), an die Bezirksabteilungsleiter der MVD und MGB
der LSSR vom 7. Dezember 1946 wegen der zur Liquidierung von der Partisanenbewegung nötigen Massnahmen und
Methoden.LYA.F.1771.Ap..9.B.241.L.79-81.
76 *
     Dok. Nr. 4.15. Der Beschluss des ZK der KPL(B) vom 14. April 1947 „Wegen Verstärkung der Kampfmassnahmen gegen
bourgeoisen nationalistischen Untergrund und seine bewaffneten Banden.“LYA.F.1771.Ap.190.B.5. L.95-99.

 

Pläne während der Militäraktionen geheim zu halten, und sie nicht öffentlich zeigen, wie es zum Beispiel die „Strafenden“ in Daugai gemacht haben. P. Kapralow machte auf die Entstehung von verschiedenen Gerüchten und ungesunder Stimmung aufmerksam. (Dok. Nr. 4.24*)77.
Ungeachtet der abgelaufenen Fristen blieb die Litauische Partisanenbewegung, trotz schmerzlicher Verluste, aber von der Bevölkerung unterstützt, erhalten, weniger noch liquidiert. Qualitativ gesehen, wurde diese Bewegung sogar gestärkt, in den Wäldern blieben nur die entschlossenen Männer (im Februar 1946 waren es 3,4 tausend, anfangs 1947- 3 tausend, am Ende des gleichen Jahres 2 tausend, es wurden sogar Partisanenbezirke gegründet).78 Im Sommer 1947 unterstrich die Leitung der LKP (B), dass “die Litauische Republik trotz der Leistungen der MVD Strukturen von feindlichen, kriminellen und antisowjetischen Elementen befallen bleibt. Die Lage sei immer noch angespannt.“79
Nicht nur bei der Liquidierung einzelner Personen waren die Behörden erfolgreich, ein gewichtiger Schlag gegen die BDPS80 gelang ihnen im Jahre 1948. Zu dieser Zeit stand mit Juozas Markulis ein MGB-Agent an der Spitze dieser Untergrundbewegung. Sein Ziel war es, die Organisation von innen her zu zerstören. Dazu machte er seinen Einfluss insofern geltend, als er zur Demobilisierung und Entwaffnung aufrief und versprach, gefälschte Papiere für die Rückkehr in die Legalität zu beschaffen. Leute, die sich daran beteiligten und den Untergrund verliessen, wurden jedoch meistens verhaftet.81 Auch Führer von Regionen fielen durch Verrat dem MGB in die Hände.
Waren sie erst einmal aus dem Verkehr gezogen, suchten die Sowjets, ihre Agenten an die Stelle der Festgenommenen zu plazieren. Dass dies auch gelang, zeigt das Beispiel der Didžiosios-Kova- Region, deren Chef nach der Verhaftung des Kommandeurs Misiūnas Kapitän Griežtas wurde, der eigentlich als V. Pečiūra Agent des MGB war.82      

Durch diese Infiltrations- und Provokateursmassnahmen der Sowjets diskreditiert, beschloss man am 16. Februar 1949, sich in LLKS umzubenennen.83  Auf dem grössten Partisanentreffen, das je in Litauen stattgefunden hat,



77 *
    Dok. Nr. 4.24. Befehl des Ministers der MGB der LSSR des General Majors P. Kapralow an die Leiter der MGB Bezirksämter in
Vilnius, Kaunas, Siauliai, Klaipeda und an die Rayonsabteilungsleiter der MGB der LSSR wegen der Geheimhaltung der
Militäraktionen vor einheimischen Bevölkerung.LYA.K-1.Ap.3.B.390.L.25
78
   Truska, Liudas: Lietuvos komunistų partijos pastangos likviduoti partizanų sąjūdį. In: Genocidas ir Resistenzija. 1998 Nr.1. S.107-
114.
79
  Dok.Nr.4.16. Der Beschluss des ZK der KPL(B) vom 12.Dezember 1947 „Wegen Aktivierung der Kampfmassnahmen gegen
bourgeoisen nationalistischen Untergrund und seine bewaffneten Banden.“ LYA.F.1771.Ap.190.B.5. L.179-187.
80
     Bendras Demokratinio Pasipriešinimo Sąjūdis-Vereinigte Demokratische Widerstandsbewegung
81
     Daumantas, Juozas:Partizanai. Vilnius,1990 S.547
82
     Žemaitienė, S.42
83
     Ebd., S.39
 

wurden in einem Bunker bei Minaičiai zwischen dem 10. und 20. Februar 1949 neben der Namensänderung strukturelle Probleme angesprochen. So wurden kleinere konspirative Gruppen gebildet, die Sabotageakte verüben sollten. Ausserdem wurde ein Manifest verabschiedet, das die Unabhängigkeit deklarierte, sich zur Bildung einer provisorischen Regierung und demokratischen Wahlen bekannte, sowie die Kommunistische Partei verbot.84 Jedoch kam diese Verlautbarung zu einem Zeitpunkt, da der Partisanenkampf bereits verloren war. Zwar gelang ihnen im Widerstand gegen die Kollektivierung vereinzelt noch ein letzter „Pyrrhus-Sieg“ - (Misiunas/Taagepera), doch war das Jahr 1949 der endgültige Wendepunkt zugunsten der Sowjets. Von Jahr zu Jahr reduzierte sich jetzt die Zahl derer, die bereit waren, im Untergrund weiter für die Unabhängigkeit ihrer Heimat zu kämpfen. Neben dem ausgehenden Material waren es aber vor allem die ausbleibenden Personen, die die Untergrundkämpfer gegenüber ihren Gegnern enorm zurückwarfen. Nach einem Jahrzehnt des Widerstandes waren viele Leute erschöpft und sehnten sich nach einem konfliktfreien Leben in der Legalität. Zu der permanenten Flucht vor den Staatsorganen gab es eine Alternative: seinem erlernten Beruf nachzugehen und sich mit dem Regime zu arrangieren. Man gewann die Einsicht, dass der Kampf der vergangenen Jahre keine Fortschritte in Richtung staatlicher Souveränität gebracht hatte und ohne fremde Hilfe nicht zu gewinnen war. Die Hoffnung auf Hilfe aus dem Ausland war spätestens mit der Rückkehr Lukšas aus dem Westen im Oktober 1950 begraben worden85. Genährt worden war diese Zuversicht durch den Abwurf der ersten Atombomben am 6. und 9. August 1945. Doch genau diese neue Waffe sorgte in der Folgezeit für Zurückhaltung bei Kriegsdrohungen - im Bewusstsein der verheerenden Wirkung einerseits und des entstandenen nuklearen Patts andererseits. So erreichte die Partisanen im Jahre 1947 eine Nachricht aus Westdeutschland, die davon kündete, dass kein Konflikt zwischen den einstigen Alliierten bevorstünde, das isolierte Litauen86.Dennoch wurden bis ins Jahr 1949 von den Partisanen Pläne erstellt, wie man sich in einem solchen Fall verhalten werde. Diese Verkennung der weltpolitischen Lage zog den - inzwischen aussichtslosen - Partisanenkampf in die Länge. Dazu kam, dass durch den Ausfall des Anführers Žemaitis - er hatte einen Schlaganfall erlitten - die Organisation geschwächt wurde. Er wurde schliesslich am 30. Mai 1953 festgenommen und nach einer persönlichen Vernehmung durch Berija am 26. November 1954 hingerichtet87. Sein Stellvertreter Ramanauskas hielt zwar noch bis 1956 im Wald aus; jedoch hatte seine Stellung weniger mit der


84
     Ebd., S.39
85
     Daumantas, S.443
86
     Remeikis, S.31
87
     Žemaitienė, S.42

                                   

eines Armeechefs gemein als vielmehr mit der eines Verfolgten und Geächteten. Auch er wurde letztlich gefasst und ermordet88. Viele sahen nun die Hoffnungslosigkeit dieses Kampfes und entschieden sich für ein Leben in der Legalität. Eigentlich war der Kampf des litauischen Widerstandes bereits im Jahre 1946 militärisch verloren. Bis dahin waren täglich 15.000 bis 20.000 NKVD-Soldaten im Einsatz gegen die Unabhängigkeitskämpfer; ab 1946 waren es nur noch 3.000 bis 4.000  89. Auch stützt die Anzahl der čekistischen Operationen und der getöteten Partisanen diese These: In den drei Nachkriegsjahren wurden mindestens so viele Aktionen des NKVD durchgeführt wie in der Zeit nach 1946; zur gleichen Zeit fielen etwa 70 Prozent aller in der Auseinandersetzung getöteten Untergrundkämpfer den sowjetischen Streitkräften zum Opfer90. Juozas Starkauskas (S.56) nennt 8.807 Operationen für das Jahr 1945, für das darauffolgende Jahr 15.811. Zu dieser Zeit wurden noch etwa 1.000 Soldaten in einen Einsatz geschickt. Als in den Jahren danach nur noch einige Hundert Čekisten eingesetzt wurden, hatte sich die Zahl der Aktionen auf jährlich etwa 500 reduziert. Getötet wurden in den Jahren 1944 und 1945 insgesamt 12.213 Partisanen, im Jahr 1946 noch 2.143. Die Opferzahlen nahmen dann in den nächsten Jahren kontinuierlich ab (1947: 1.540; 1948: 1.135; 1949: 963; 1950: 635; 1951: 590; 1952: 457; 1953: über 200). Diese Zahlen sind ein Beleg dafür, dass die Intensität der „Banditenbekämpfung“ abklang. Das konnte nur geschehen - da das gesamte Problem in den fünfziger Jahren verschwand -, wenn gleichzeitig die Angriffe der Partisanen nachliessen. Am 31. Dezember 1953 wurde der letzte Beschluss „Wegen Verstärkung der Kampfmittel gegen den restlichen nationalistischen Untergrund und Bandenteilen in der Republik“ betreffend Kampf gegen Partisanen erlassen, welcher jedoch keine besondere Bedeutung mehr hatte. (Dok. Nr. 4.25.)*91. Es steht aber keine Zweifel, das den Sowjets um im Jahr 1953, d.h. in einer Zeit, als verschiedene antikommunistische Organisationen meinten, in der Sowjetunion seien durch den Tod Stalins „bessere Möglichkeiten“ für die illegale Arbeit entstanden, gelungen ist, den litauischen Waffenwiderstand einen tödliche Schlag zu versetzen.
Nach dem Jahre 1953 nahm der Widerstand eine andere Form an. Nicht mehr der bewaffnete Kampf war Ausdruck der Ablehnung der gegenwärtigen Herrschaft, jetzt fand die Systemkritik durch politische Willensäusserungen statt. Zwar flaute er während der „Tauwetterperiode“- unter Chruščev weiter ab, um dann zu Zeiten Brežnevs wieder zu erstarken. Das Jahr 1972 markierte


88
     Misiunas/Taagepera, S.91
89
     Starkauskas, Juozas: The NKVD-MVD-MGB Army. In:The Anti-soviet Resistance in the Baltic States, Vilnius, 1999 S.56
90
     Ebd., S.56
91 *
    Dok. Nr. 4.25. Auszug aus dem Beschluss des ZK der KPL vom 31. Dezember 1953 „Wegen Verstärkung der Kampfmittel
gegen den restlichen nationalistischen Untergrund und Bandenteilen in der Republik“. LYA.F.1771.Ap.190.B.9.L.36-41.



 
dabei den Anfang dieser neuen Ära des Protestes. Im Frühling dieses Jahres löste die Selbstverbrennung des Studenten Romas Kalanta in Kaunas blutige Unruhen aus. Bei diesen Auseinandersetzungen sah sich die Staatsmacht dazu genötigt, Fallschirmspringer einzusetzen.
Unterstützt von der Kirche und begünstigt durch die innere Entwicklung der Sowjetunion konnte sich in der Illegalität eine Bewegung entwickeln, die schliesslich auf dem friedlichen Weg das erreichte, wofür die litauischen Partisanen über ein Jahrzehnt lang gekämpft hatten: die staatliche Unabhängigkeit. Im Gegensatz zu den 20.000 getöteten Opfern des Partisanenkampfes92 nahm sich die Zahl der im Januar 1991 am Fernsehturm von Vilnius Gefallenen mit vierzehn vergleichsweise gering aus.


4.5      Niemand werde sie beschützen - das Scheitern der Widerstandbewegung


Mit einiger Berechtigung kann gefragt werden, ob der Kampf der litauischen Partisanen nach dem 2.Weltkrieg gegen sowjetische Besatzungsmacht je durchsetzen konnte und ob zu irgendeinem Zeitpunkt Aussicht auf Erfolg standen. Die Projektion der Erfahrungen der alten Geschichte des Peloponnesischen Krieges auf das Widerstands Problematik scheint hier eine zulässige Anwendung zu finden. „Da ihr so gut wisst wie wir, dass im menschlichen Verhältnis Recht gilt bei Gleichheit der Kräfte, doch das Mögliche der Überlegene durchsetzt, der Schwache hinnimmt.“93 Thukydides hat die Gespräche zwischen den Athenern und den Meliern während des dreissigjährigen Peloponnesischen in seiner „Geschichte“ aufgenommen, obwohl es sich von politischen und militärischen Standpunkt aus um eine wenig bedeutende Epoche handelt.

Im Jahr 416 versuchten die Bewohner der Insel Melos, einer Kolonie Spartas, neutral zu bleiben und haben dafür eine blutige athenische Antwort bekommen: die Männer von Melos wurden umgebracht, die Frauen und Kinder in die Sklaverei geschickt. Das unerbittliche Argument der Macht gegenüber und das Vertrauten auf den Schutz der Götter haben die Melier nicht gerettet, da die Athener erwidern:




92
  Die Schätzungen über die Gesamtzahl der im litauischen Guerillakrieg getöteten Kämpfer gehen weit auseinander. Während neuere
(Starkauskas, S.61; Žemaitienė, S.44) sowie sowjetische Unter-suchungen (Vardys (1997), S.84) von etwa 20.000 Gefallenen
ausgehen, lagen die Zahlen der im ‚Kalten Krieg— veröffentlichten Werke weit darüber: von 30.000 (Tauras, S.96; Vardys (1965),
S.86) über 40.000 bis hin zu 50.000 Opfern ist hier die Rede. Die meisten Autoren schätzen die Zahlen auf zwischen 30.000 und
50.000 (Gerutis (1984), S.376; Hermann, S.95; Misiunas/Taagepera, S.278). Die Zahl der Opfern unter den NKVD-Streitkräften war
wesentlich höher. Sowjetische Quellen sprechen zwar nur von etwa 20.000 Gefallenen (Vardys (1997), S.84), die westliche
Historiographie hingegen von 80.000 (Gerutis (1984), S.369; Misiunas/Taagepera, S.278; Tauras, S.50.).Bei der Bewertung dieser
Zahlen ist zu beachten, dass die Grenze zwischen in den Kämpfen Gefallenen, Opfern von Vergeltungsschlägen oder wegen
Verbrechen Verurteilten fliessend ist, und es deshalb wohl teilweise zu Überschneidungen gekommen ist.
93
     Thukydides, Geschichte des Peleponnesischen Krieges. Zürich/München, 1976, S.433


 

„Niemand werde sie beschützen. Menschen und Götter müssten sich dem Zwang der Natur fügen, der den, der Macht besitzt, dazu treibt, sie auszuüben, allezeit und überall“94.



5      Schlussbetrachtungen


       1. Die repressiven Strukturen des ZK der KPS(B) und der SSSR in Moskau, welche auch entsprechende Instruktionen für die Militäraktionen und Agentenarbeit sowie für die Koordinierung der entsprechenden Tätigkeit von Partei-, repressiven und anderen Strukturen vor Ort erliessen, leiteten die Erstickung des bewaffneten Widerstands im Nachkriegszeit in Litauen. Die kommunistische Leitung der SSSR lehnte jegliche politische Geständnisse und Kompromisse ab. Die Resistenz sollte nur mit Militärgewalt der SSSR bekämpft werden. Aus der Sicht der sowjetischen Macht hatten Partisanen nur eine Möglichkeit: die Kapitulierung, bzw. die Legalisierung. Es wurden gemäss der Angaben des Sicherheitsdienstes der LSSR zwischen 15.Juli 1944 bis 30. Dezember 1954 38 141 Widerständler liquidiert, 20 138 von denen umgebracht, 18 003 inhaftiert und eingesperrt. 38 621 tausend Resistenten haben sich legalisiert. Es wurden insgesamt gegen 76 762 Personen zu den liquidierten und legalisierten „Teilnehmern des bewaffneten nationalistischen Banden“ gezählt (Dok.Nr.4.1*)95. Nach Einschätzung des Historikers  Arvydas Anušauskas ca. 186 tausend Personen, welche öffentlich gegen die sowjetische Macht kämpften oder mit ihr nicht einverstanden waren, wurden zwischen 1944 und 1954 von der NKVD-MVD-MGB festgenommen und unterdrückt (ermordet, verhaftet)96.


       2. Das ZK Büro der KPS(B) in Litauen leitete von 1944 bis Frühling 1947 direkt den Kampf gegen den bewaffneten Untergrund. Die KPL(B) war für Organisation und zum Teil für die Vollziehung zuständig. Von 1947 bis 1953 übernahm die KPL(B) die Funktion des direkten politischen Organisators für die Erstickung des Waffenwiderstandes. Das ZK der KPL(B) erliess zwischen 1947 und 1949 sowie im Jahre 1953 geheime, für das ganze Litauen bestimmte, antipartisanische Dokumente, welche alle repressive und Parteistrukturen zur Unterbindung des Widerstandes mit allen möglichen Mitteln verpflichteten: mit

94
     Ginzburg, Carlo: Die Wahrheit der Geschichte. Berlin, 2001, S.13
95 *
    Dok.Nr.4.1. Bericht vom 13.Dezember 1954 des Vorgesetzen der 2. Division des 4. Direktorats der MVD der LSSR
Kapt. Martusevičius betreffend die ermordeten und verhafteten Teilnehmer des litauischen bewaffneten Untergrunds
1944-1954.LYA.F:K:-1.Ap.3.B.530.L.38.
96
   Truska, L., Sovietinis saugumas Lietuvoje 1940-1953 metais, Vilnius, 1999.S.182

                                   

Repressionen (Militäraktionen und Deportationen), mit ökonomischen Strafen (Steuernerhöhung, Zwangskollektivierung), mit ideologischen Massnahmen (mittels Verleumdung der Widerstandskämpfer und der Katholischen Kirche durch Massenmedien).
Das ZK der KPL(B) veranstaltete für Parteileiter und Leiter der repressiven Strukturen Sitzungen, um den Kampf gegen den Freiheitskämpfer zu koordinieren. Es wurden spezielle, ganz heimliche, repressive Parteistrukturen für den Kampf gegen Partisanen gegründet: in den Gemeinden „Dreier“, in den Bezirken „Fünfer“.

    3. Die KPL(B) bemühte sich während des Kampfes gegen den Untergrund, die litauische Nation zu spalten. Die KPL(B) gründete spezielle litauische Partei- und Militärstrukturen von Stribai („Volksverteidiger“) sowie bewaffnete Gruppen des sowjetischen Parteiaktivs und leitete sie um die Mythos des Klassenkampfes zu erzeugen.

    4. Das Hauptmittel des Kampfes der KPL(B) gegen den Untergrund war nicht die Militärkraft (die repressiven Strukturen, welche Moskau unterstellt waren, übten diese aus), sondern antihumane Massnahmen: politische Erpressung, Deportationen von unschuldigen Partisanenangehörigen und Verwandten sowie ihre Festnahmen (Geiselnahme) und Konfiszierung ihres Besitzes. Diese Personen (Vertreter aller Sozialschichten) bildeten eine separate Personengruppe, welche zur Ausschaffung bestimmt war. Das widersprach jedoch propagierten von Kommunisten Theorie des Klassenkampfes. Das ZK der KPL(B) erliess ab 1950 (ausser 1953) keine antipartisanische Beschlüsse, welche ganz Litauen betrafen, sondern schenkte die Aufmerksamkeit denjenigen Bezirken, in welcher der Widerstand sehr aktiv war.



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