Balys Sruoga

 

Balys Sruoga

Balys Sruoga war ein litauischer Schriftsteller. Geboren am 2. Februar 1896 in der Nähe von Birzai Litauen. Nach dem Studium in St.Petersburg, Moskau und München lehrte Sruoga in Litauen an der Universität Vilnius russische Literatur und Theater. Er schrieb Literatur- und Theaterkritiken sowie verschiedene Dramen.

 

 

Von den Nationalsozialisten wurde er im März 1943 mit anderen litauischen Intellektuellen ("der gesamten Vilniusser Intelligenzija)" unter dem Vorwurf der Aufwiegelung der litauischen Jugend gegen den Eintritt in die Waffen-SS verhaftet und ins KZ Stutthof deportiert. Jonas Noreika war auch in dieser Gruppe.

 

Im Herbst 1945 verarbeitete er seine Erlebnisse im Konzentrationslager in seinem Buch "Dievu Miškas", "Der Wald der Götter".

 

Lange Zeit nur auf Litauisch und Englisch zu bekommen, hat es der in Siauliai lebende Markus Roduner im BaltArt Verlag (Schweiz) übersetzt und neu herausgegeben.

Trotz ISBN Nummer bei Amazon nicht vorrätig und gebraucht nur zu Antiquitätenpreisen zu bekommen. Man kann es aber direkt beim Verlag bestellen, hier die Bestselladresse:

http://www.baltart.ch/buecher.php Das Buch kostet mit Porto 17 Euro.

Das Buch ist spannend und gibt einen kleinen Einblick in den schrecklichen KZ Alltag. Klein deshalb, weil Sruoga die Beschreibung der allgemeinen Unmenschlichkeit in dem Moment einstellt, als die Litauer plötzlich den Status der "Ehrenhäftlinge" bekamen. 

 

Meine Rezension findet ihr hier: Wald der Goetter.


Am 5. Dezember 2011 erschien in der Schweizer Solothurner Zeitung eine Zezension über die Neuausgabe von Balys Sruogas Buch: "Der Wald der Götter", geschrieben von Daniel Haller.


Freundlicherweise darf ich seinen Artikel hier verwenden.



«Ohne Goldzähne wäre es im Lager viel netter»


Solothurner Zeitung / MLZ


neuerscheinung Ein Klassiker der litauischen Nachkriegsliteratur «Der Wald der Götter» ist erstmals in Deutsch erschienen - in Langenthal.

Daniel Haller

Da das Krematorium die hohe Zahl der Leichen nicht mehr bewältigen konnte, liess die SS sie in Gruben mit Teer übergiessen und anzünden: «Entsetzlich langsam und schlecht glimmten die Leichen dort vor sich hin.(...) Tagsüber halb so aufregend, in der Nacht aber ein einer grossen Oper würdiges Schauspiel!» Dieses ins Unerträgliche gesteigerten Sarkasmus' wegen bezichtigte die sowjetische Zensur den litauischen Literaten Balys Sruoga der «zynischen Verhöhnung der Opfer der deutschen Aggressoren». So wurde seine autobiografische Schilderung aus dem Konzentrationslager Stutthof erst 1957 - nach dem Ende des Stalinismus und zehn Jahre nach seinem Tod - erstmals veröffentlicht.
Balys Sruoga, 1896 im Nordosten Litauens geboren, hatte ab 1914 Literatur in St. Petersburg, Moskau und München studiert. Später arbeitete er als Professor für russische Literatur an den Universitäten von Kaunas und Vilnius. Daneben war er Literaturkritiker, Lyriker, schrieb historische Dramen und übersetzte Literatur aus dem Russischen, Deutschen und Französischen. Im Frühling 1943 wurde Sruoga mit anderen litauischen Intellektuellen von den Nazis unter dem Vorwurf verhaftet, er würde Studenten gegen den Dienst in der SS aufhetzen. Sruoga wurde ins Konzentrationslager Stutthof deportiert. Nach seiner Rückkehr verarbeitete er noch 1945 seine KZ-Erinnerungen in nur zwei Monaten im Buch mit dem Titel «Der Wald der Götter», welches heute als Klassiker der litauischen Literatur des 20. Jahrhunderts gilt.
Sruoga, durch die KZ-Haft gesundheitlich angeschlagen, starb bereits 1947. Der überaus sarkastische Grundton des Buches dürfte auch ein Grund sein, weshalb «Der Wald der Götter» bisher nicht ins Deutsche übertragen wurde. Einerseits besteht für einen deutschen Übersetzer oder Verleger das Risiko, in eine faschistische Ecke gerückt zu werden, würden Alt- und Neonazis Sruogas ironische Bezeichnung des Konzentrationslagers als «adrette Anstalt» nicht als Anklage, sondern als bare Münze lesen.
Es blieb schliesslich dem in Litauen lebenden Schweizer Übersetzer Markus Roduner vorbehalten, mit Unterstützung des Litauischen Kulturministeriums das Werk zu übersetzen. Der Langenthaler Kleinstverlag BaltArt verlegt das in Kaunas gedruckte Buch.
Es bleibt die Frage, was die irritierende Ironie in der Schilderung des Lagerlebens soll. Galgenhumor? Gallige Selbsttherapie eines Überlebenden, der, weil er des Deutschen kundig war, in der Stutthofer Schreibstube unfreiwillig zum Buchhalter der Hölle wurde? Der zum «Konzentrationär» mutierte Professor für Theaterwissenschaft schrieb zum Teil aus der Perspektive der Opfer, wechselte unvermittelt in die Sprache der Täter, bediente sich zynischster Euphemismen - «War vielleicht einer unserer Oberen ein ehemaliger Postbeamter, dass die Toten so schön nummeriert in den Himmel versandt werden?» - und wechselte dann wieder in eine analysierende Rolle mit Schlüsselsätzen wie: «Im Lager ist immer das Opfer der Schuldige, nicht der Täter.» Oder: «Das ist keine Frage des Menschen, das ist eine Frage des Systems.» Die vielen Personen und Funktionen im Lager und vor allem die ständigen Wechsel zwischen teilweise abstossendem Sarkasmus und Bewertungen, ziehen dem Leser den Boden unter den Füssen weg: Die Grenze zwischen Tätern und Opfern verwischt, zerfliesst zum Kontinuum. War der Blockführer ein SS-Mann, so nahm den Rang unter ihm ein Häftling ein. «Sie durften den Gefangenen nach Lust und Laune prügeln, ihn erschlagen - niemand zog sie zur Rechenschaft.» Sowohl in der offiziellen und als auch der kriminellen Lagerökonomie im Untergrund mischten SS und hoch in der Hackordnung angesiedelte Häftlinge gemeinsam mit.
Sruoga beschrieb Stutthof als «Privatbesitz» der SS und verglich die Abhängigkeitsverhältnisse mit denen des Gutsbesitzers Oblomow im gleichnamigen russischen Roman mit seinem Sklaven Sachar: «Die Häftlinge waren bedeutungsloser als jede im Inventurbuch verzeichnete Sache. Und doch konnten die SS-Männer ohne Mithilfe der Insassen weder das Lager instand halten noch ihr privates Leben meistern.»
«In einer Atmosphäre wie dieser reift ganz von selbst eine rücksichtslos brutale Psyche der Lagerbewohner heran», konstatierte Sruoga. «Ja, wenn nur alle Häftlinge einander verstehen, einer dem anderen nichts zuleide tun, ihn nicht schlagen, nicht bestehlen würde - dann gäbe es für alle mehr zu essen, wäre die Arbeit nicht so verdammt hart und überhaupt wäre das Leben im Lager nicht so eine Hölle. (...) Möglich, dass das Schlimmste im Konzentrationslager dieser psychische Zustand der Insassen ist. Ein Zustand, bei dem sich all das in Luft auflöst, was die Menschen Gewissen, Menschlichkeit, Nächstenliebe nennen.» Diesen Mord an der Moral stellte Sruoga hinter der Maske des Zynikers gnadenlos dar. Verstörend lesenswert.
Sruoga, Balys: Der Wald der Götter. BaltArt Verlag, Langenthal, 2007, 28 Franken ISBN- 978-3-9523109-1-5 www.baltart.ch


Alex Faitelson schreibt in seinem Buch " Im jüdischen Widerstand" (S.248):

 

Im Konzentrationslager Stutthof kochten sich die Leichenbrenner (AK.: Gefangene, die Spuren des Massenmordes beseitigen sollten) auf der Glut verbrannter Menschen ihre Kartoffeln. Davon erzählte später Rudolf von Colding: "Im Lager Stutthof wurden wir alle abgebrüht und abgehärtet. Wenn ich mir heute vor Augen halte, was wir damals gesehen haben, weiß ich nicht mehr, was für uns schlimmer anzuschauen war: wenn Gefangene ihre Töpfe mit Kartoffeln auf der Menschenglut kochten oder wenn sich noch lebende Körper im Feuer bewegten"

 

Silvia Foti beschreibt das Leben der 46 Litauer im KZ Stutthof als privilegiert. Angeblich durften die Gefangenen ihre eigenen Kleider tragen wohnten abseits der anderen Gefangenen und durften Briefe nach Haus schreiben (Noreika schrieb z.B. 77 Briefe an seine Familie).

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