Józef Piłsudski
Von Vilija Handschin
Jozef Pilsudski ©Wikipedia
Józef Piłsudski wurde 1867 im Gutshof Zalavas (polnisch: Zułów), 60km von Vilnius entfernt, geboren.
Seine Eltern gehörten dem litauischen Adel an. Paradoxerweise war Józef Piłsudski, der grosse Reanimator der polnischen Republik, gar kein richtiger Pole.
Gleich wie der Dichter Adam Mickiewicz, hielt er sich für einen Menschen aus dem Grossfürstentum Litauen. Bei seiner Geburt waren Litauen und Polen noch von Russland annektiert.
Józef Piłsudski besuchte das Erste Gymnasium in Vilnius, später studierte er an der Universität Charkow. Wegen seiner antizaristischen Haltung musste er die Universität 1885 verlassen. Im März 1887 wurde er wegen der Teilnahme an der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags gegen Zar Alexander III verhaftet und in St. Petersburg inhaftiert und später zu fünf Jahren Verbannung in Sibirien verurteilt.
Polnische Truppen in Vilnius
1892 kam er wieder zurück nach Vilnius und beteiligte sich an der Bildung der Polnischen Sozialistischen Partei.
Im Jahr 1900 wurde er in Łódź verhaftet und in der Zitadelle Warschau gefangen gehalten. Indem er eine psychiatrische Krankheit simulierte und sich nur noch von gekochten Eiern ernährte, die ihm seine Mutter schickte, konnte er die Überweisung in die Psychiatrische Klinik in St. Petersburg erwirken.
1901 floh er aus der Psychiatrie nach Galizien. Später reiste er noch Tokio, um dort für die Unterstützung des Kampfs gegen das Russische Reich zu werben. Stets auf der Flucht gelang es ihm terroristische Überfälle auf Banken und Postzüge durchzuführen. 1914 rief Piłsudski in Galizien zur Bildung polnischer Legionen auf, die später die Grundlage der polnischen Armee bildeten, zu deren Oberbefehlshaber Piłsudski im November 1918 ernannt wurde.
Polnische Truppen unter Pilsudski marschieren triumphierend durch das Ausros Tor in Vilnius ein (1919)
Für die Polen ist Józef Piłsudski eine wichtige Persönlichkeit, ähnlich wie Jonas Basanavičius für die Litauer.
Denn Piłsudski gilt als der geistige Vater des unabhängigen Polens und Retter Europas gegen die Rote Pest. Bis an sein Lebensende hielt er an seiner Vision fest, einen Staat mit den alten Dimensionen des ehemaligen Polnisch-Litauischen Reichs (Rzeczpospolita) zu schaffen.
Kurz vor seinem Tod 1935 sagte er im Hinblick auf sein diesbezügliches Scheitern: «Ich habe mein Leben verloren.»
Sein Traum stand allerdings im Widerspruch zur Freiheitsliebe der Litauer, die einen eigenen Staat gründen wollten. 1920 nutzten die Polen die Schwäche des noch jungen, neugegründeten Litauens und besetzten Vilnius im Handstreich. Damit brachen sie den erst zwei Tage zuvor geschlossenen Vertrag von Suwałki, in dem Polen auf den grössten Teil des strittigen Gebiets von Vilnius mit seiner polnischen Bevölkerungsmehrheit verzichtet hatte.
Das haben die Litauer Piłsudski bis heute nie verziehen.
Der Leichnam von Józef Piłsudski wurde in der Krypta der Wawelkathedrale in Krakau beigesetzt. Piłsudski hatte testamentarisch verfügt, dass sein Herz auf dem Rasos-Friedhof in Vilnius die letzte Ruhe fände – als Ausdruck seiner Zugehörigkeit zu Litauen.
Die Herzbestattung fand ein Jahr nach Piłsudskis Tod statt, gleichzeitig mit der Beisetzung seiner Mutter.
Eine Eiche erinnert an das Geburtshaus von Josef Pilsudski in Zulow (Zalavas, Litauen) Foto © wspolnota-polska.org.pl
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Josef Pilsudski wpllte, dass sein Herz in Vilnius beerdigt wurde. Es liegt heute auf dem Rasos Friedhof.