Silute
Hugo Scheu Museum
Šilute ist eine kleine Stadt am Flüsschen Sysa, im westlichen Litauen, an der Grenze zum Kaliningrader Gebiet gelegen und nicht weit von der Kurischen Nehrung entfernt. Nach Klaipeda (Memel) sind es etwa 50 km.
Bis 1923 gehörte Šilute zu Deutschland. 1918 wurde das Memelland laut Versailler Vertrag unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt. 1920 übernahm Frankreich die Verwaltung.
Evangelische Kirche
1923 kam es nach innenpolitischen Querelen (Polen hatte Vilnius eingenommen) zur Einnahme vom Memelland durch litauische Freischärler.
Die 200 französischen Soldaten ergaben sich den Litauern und im Mai 1924 übergaben die Alliierten ihre "Rechte" aus dem Versailler Vertrag an Litauen. Kleinlitauen bekam einen Autonomiestatus unter litauischer Verwaltung.
Wie gut, dass wir heute in einem freien Europa leben, in dem wir frei reisen und leben können wo wir wollen. Na ja, fast. Zumindest gibt's keinen Streit mehr um irgendwelche Ländereien.
Silute hat etwa 18.000 Einwohner (auch hier verlassen viele junge Litauer ihr Land, um im Ausland ihr Glück zu machen). Früher hieß die Stadt Heydekrug, nach einem Dorfkrug in der Heide.
1942 wurde hier Doris Nefedov-Treitz (Alexandra war ihr Künstlername) geboren.
Auch heute gibt es noch deutliche Spuren der deutschen Vergangenheit.
Altes Amtsgericht
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Inschriften auf manchen Häusern (die Litauer witzelten immer, die russische Farbe blätterte ab und die "gute" deutsche Farbe käme wieder zum Vorschein) sowie etliche Backsteingebäude, wie das alte Amtsgericht (heute ein Hotel), sowie die evangelische Kirche sind deutschen Ursprungs.
Šilute Hauptstrasse mit Blick auf die ev. Kirche und die Post
Nicht umsonst war Šilute nach der Unabhängigkeit sehr beliebt für Deutsche mit litauischen Wurzeln (Heimattourismus).
Fotos Knut Stegmann Wiki
Fresken im Inneren der evangelischen Kirche Šilute
Das Herrenhaus des Gutshofes Šilutė. Es gehörte Hugo Scheu - ein bekannter Sammler von litauischer Handwerkskunst des Memellandes und dem Gründer des ersten Museums im Memelland
Hier ist heute das TIC (Tourist Information Info) und das Museum untergebracht
Besichtigen kann man die 1926 erbaute evangelische Kirche mit einem 50 Meter hohen Kirchturm. Die Inneneinrichtung wurde vom Königsberger Künstler Prof. Dr. Richard Pfeiffer entworfen und durchgeführt. Einzigartig im damaligen Deutschland sowie in Litauen ist das etwa 80 m² große Fresko im Altarraum, auf dem über 120 Personen dargestellt sind. Personen aus der Bibel wie Noah ,Moses und König David, aber auch Heilige, Reformatoren (Luther) sowie Dichter (Simon Dach) und Musiker (J.S. Bach).
Die 1903 erbaute katholische Kirche Evangelische Kirche von 1926
Taurage und das Memelgebiet sind durch die deutsche Vergangenheit (im Gegensatz zum restlichen Litauen) protestantisch geprägt.
Evangelische Kirche bei Juknaiciai
Alter Markt mit Erinnerungen an die deutsche Vergangenheit
Donnerstag und Samstag wird im Industriegebiet ein Wochenmarkt abgehalten, der auch für Besucher interessant ist.
Torfabbaugebiete bei Šilute
Torfabbau im Augstumalmoor Heydekrug
Arbeiter der Torffabrik Šilute um 1900 (Ansichtskarte)
Was aus einem Abbaugebiet nach Jahrzehnten werden kann: Biber Birzai
Nördlich von Silute gibt es große Torfabbaugebiete, die man auch auf Luftaufnahmen sehen kann. Dort wächst in den nächsten Jahren erstmal nichts mehr. Im Baltikum werden viele Häuser noch mit Holz geheizt und da wird ein Torfbriket auch gerne genommen. Leider hat Litauen keine anderen Rohstoffe und der nicht verbrannte Torf landet bei uns im Garten. Da sollte man keine Vorwürfe machen.
Alte Memellandkarte
Bis 1939 existierte eine Synagoge, die aber nach dem deutschen Einmarsch niedergebrannt wurde. Nichts erinnert mehr an sie.
Das kleine Dorf Juknaiciai liegt etwa 10 km süd-östlich von Šilute. Man passiert es, wenn man von Tilsit aus Richtung Šilute fährt. Juknaiciai galt immer als Vorzeigekolchose im sowjetischen Litauen, gab es in dem Dörfchen doch ein Kultur und Gesundheitszentrum, sowie ein Schwimmbad mit Sauna und ein recht gutes Hotel.
Natürlich ist der subventionierte Luxus auf dem Lande schnell nach der Unabhängigkeit verblasst. Mittlerweile sind Hotel und Gesundheitsressort abgebrannt.
Altes Feuerwehrhaus Hermannn Sudermann Denkmal Amphibienfahrzeug für das Memeldelta
Auch wenn Šilute selber nicht viel zu bieten hat, kann man es als Basis nehmen, um die durchaus sehenswerte Umgebung zu erkunden.
Bis vor kurzem wurden die Menschen mit Traktor und Hänger bei Hochwasser auf die Insel Rusne gebracht. Heute gibt es einen umgebauten Militärbus. Nur die Autos werden noch vom Trecker gezogen. Mir hat's Spass gemacht.
So sind die Städtchen Rusne, im Nemunasdelta (Ruß) und Ventes Ragas (Windenburger Eck), am Kurischen Haff, Besuche wert.
Lietuvininkų Str. 4, LT-99179 Šilutė
Tel.: +370 - 441 77785
Von Šilutė aus werden verschiedene Bootstouren zur Kurischen Nehrung angeboten. Radfahrer können so die Rundtour Nida-Klaipeda abkürzen !
Regelmässige Fährverbindungen bestehen zwischen dem Dorf Minija und Nida im Juni an Wochenenden. Ab Juli fährt das Boot jeden Tag.
Die Fahrt Retour kostet für Erwachsene etwa 18 Euro und pro Fahrrad 3 Euro. Abfahrtszeiten beim TCI_Silute oder direkt beim Verleiher in Minge.
Da sich die Abfahrtzeiten öfter ändern, am besten die Webseite von
Mingės Egzotika kontaktieren. Hier kann man auch sofort ein e-Ticket kaufen.
Kanutouren auf der Minija, Šyša and Veiviržas werden vom Kanucenter Silute angeboten.
Auch andere Touren werden auf Wunsch angeboten. Kanus kosten bitte direkt beim Vermieter anfragen Eine Unterkunft kann auch gebucht werden. Die Boote werden an den vereinbarten Abfahrtsort gebracht und am Ziel wieder abgeholt.
Übersichtskarte Memeldelta (Dank an das TIC Silute)
Touren auf der Minija, Silute Kanutouren auf der Sysa, Silute Klick mich!
Hier die Website vom Kanucenter Silute http://www.silutesbaidariucentras.lt/kayak_rental/
Fotos Wikipedia TIC Silute Privat