Botanischer Garten Kaunas
Der Botanische Garten der Vytautas Magnus Universität in Kaunas (lat.: Hortus Botanicus Universitati Vytauti Magni) – universitätischer botanischer Garten, befindet sich in Kaunas, in der Hohen Freda, Ž. E. Žilibero Str. 4. Er umfasst eine Fläche von 62,5 ha und stellt für die Öffentlichkeit etwa 30 ha aus. Der Garten ist das ganze Jahr über für Besucher geöffnet und ist der zweitgrößte in Litauen. Der Eintritt kostet einen kleinen Obulus (2020 Erwachsene 3 Euro).
Die Hauptfunktion des VMU Botanischen Garten ist das Sammeln, Lagern, Erneuern und Erforschen von Pflanzensammlungen. Diese Sammlungen sind wichtig für die Erhaltung der botanischen Vielfalt, für die Forschung, für das Studium, für die öffentliche Bildung und für die ökologische Bildung.
Tätig sind drei Abteilungen: Wissenschaftsabteilung, Ausstellungen und Kollektionenabteilung, sowie auch Dienstleistungen und die Edukationsabteilung. Die Wissenschaftsabteilung umfasst folgende Teile: Dendrologie und Phytopathologie, Heil- und Gewürzpflanzen, sowie auch der Pomologiesektor (Botanik des Obstes). Teile der Ausstellungen und Kollektionen bestehen aus dem Blumensammlungenbereich, der Gruppe Flora Systematics und dem Wintergarten. Im Jahre 2019 waren im Garten 62 Mitarbeiter, darunter 7 Forscher tätig.
Im Garten wachsen mehr als 14.700 Pflanzenarten, Varietäten und Formen. Der Botanische Garten ist reich an Pflanzenausstellungen: einjährigen und mehrjährigen Blühpflanzen, Heilpflanzen, Silbersträuchen und Nadelbäumen, Hortensien, Petunien und Energiepflanzen. Erneuert sind die Sammlungen von Rosen, Dahlien, Tulpen, anderen Knollenpflanzen und Pfingstrosen sowie eine systematische Darstellung der Flora. Es gibt auch eine ganz neue Ausstellung von Bodenreinigungspflanzen und auch einen Edukationsgarten.
Der Botanische Garten der Vytautas-Magnus-Universität in Kaunas betreibt eine aktive Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, wobei er auch Mitglied dieser Organisationen ist. Unter ihnen sind folgende zu erwähnen:
die Assoziation der Botanischen Gärten von Universitäten Litauens (LUBSA); die Assoziation der Botanischen Gärten des Baltischen Raumes; Konsortium von Europas Botanischen Gärten; die Internationale Organisation der Botanischen Gärten (Botanic Gardens Conservation International BGCI).
Schon viele Jahre ist der Botanische Garten im International Plant Exchange Network (IPEN) tätig und führt Saatgutaustausch mit Botanischen Gärten und wissenschaftlichen Anstalten aus der ganzen Welt.
Im Botanischen Garten der VMU (Vytautas Magnus Universität), finden jedes Jahr Frühlings- und Herbstmessen, Faschingsfeste, Tag der Faszination der Pflanzen, die botanische “Nacht der Düfte” und eine Feier des Kaunasser Wohnviertels Aleksotas statt. Es finden verschiedene Kultur- und Lehrveranstaltungen statt: Konzerte, Ausstellungen, Vorträge, Schulungen und Workshops.
Geschichte
Direktoren der Botanischen Gartens:
1923–1940 - Konstantin Andreas von Regel
1940–1952 - Kazimieras Grybauskas
1952–1961 - Marija Lukaitienė
1961-1975 - Algimantas Morkūnas
1975-2000 - Aloyzas Ramunis Budriūnas
2000-2008 - Remigijus Daubaras
2008-2015 - Vida Mildažienė
ab 2015 - Nerijus Jurkonis
Die Anfänge der botanischen Gärten in Litauen reichen in das Jahr 1781 zurück. In Vilnius im Bernardinų sodas (Bernhardiner Garten) wurde der Vilniusser Botanische Garten eingerichtet. Der Botanische Garten in Kaunas wurde im Jahre 1923 an der Mathematik und Natur Fakultät der Universität Litauen (seit 1930 heißt sie Vytautas-Magnus-Universität) als litauisches Botanikzentrum gegründet. (Zu dieser Zeit gehörte Vilnius noch zu Polen).
Für ihn wurde eine ca. 70 ha große Bodenflache in der Hohen Freda (Aukštoji Freda...ein Wohnviertel Kaunas) ausgewählt, zusammen mit dem Herrenhauspark des ehemaligen Gutsbesitzers Juozapas Godlevski, sowie auch mit Teichen und einem Teil der Verteidigungsanlagen der Festung Kaunas. Godlevski, die Quellen seines Reichtums sind unbekannt, hat das Herrenhaus 1799 erbauen lassen. Er war ein illustrer Mann. Erst mit 64 entschloss er sich zur Heirat. Seine Frau war 19.
Vom Balkon des ersten Stocks seines Herrenhauses öffnete sich dem Betrachter ein wunderbarer Blick auf den Park. Godlevskis unterhielt ein 32-köpfiges Orchester und verlieh seiner Liebe zur Musik auch im Inneren des Hauses Ausdruck: Wände und Decken des Salons ließ er mit Motiven pflanzenumrankter Musikinstrumente ausgestalten.
Die beiden Teiche im Park wurden in Form eines J und eines G – Godlevskis Initialen – ausgehoben. In Litauen ist dies die einzige derartige Selbstverewigung eines Adeligen. Neben einem der Teiche ließ er einen hölzernen Pavillon errichten, in dem die schönsten leibeigenen Frauen lebten. Godlevskis selbst war hier oft zu Gast, und der Pavillon wurde bald das „Liebeshaus“ genannt.
1883 wurde das Gut enteignet, da der Zar hier Befestigungsanlagen (im Rahmen der vielen Forts um Kaunas) bauen wollte. Fortan wohnte hier der Kommandeur des Forts und seine Soldaten. Hier ist auch der Kommandant der Festungen, Oskar Klemm, beerdigt.
Im Jahre 1925 wurden zwei Gewächshäuser gebaut. Sie wurden mit tropischen Pflanzen bepflanzt, darunter riesigen viktorianischen Lotus und indischer Lotosblume. Heute reifen dort auch Papayas und Bananen.
Der erste Leiter des Gartens war Konstantin Regel, litauisch-russischer Botaniker, Privatdozent der Universität Tartu (Estland).
Mit Hilfe der anderen Botanischen Gärten, besonders Berlins, Königsbergs und Sankt Peterburg, wuchs der Garten schnell und qualifiziert.
Im Jahre 1926 wurden die Sammlungen des Botanischen Gartens um 4.650 Pflanzenarten bereichert. Im Jahre 1937 wurde ein 12,2 m hoher Wintergarten mit einem Pool von Wasserpflanzen gebaut.
Im Jahre 1940 verreiste der Gründer und der erste Gartendirektor K. Regel in die Schweiz. Im Jahre 1941, nach der Gründung der Litauischen Akademie der Wissenschaften (MA) ging der Botanische Garten in seinen Besitz über. Während des Zweiten Weltkriegs litt der Garten ziemlich stark. Ein Teil der Pflanzen in den Gewächshäusern starb, die Rosensammlung wurde zerstört und die Zierpflanzen verkamen.
Nach dem Krieg (ab 1946 bis 1959) wurde der Botanische Garten Teil des Instituts für Biologie der Akademie der Wissenschaften und nach der Umstrukturierung (im Jahr 1959) - ein wesentlicher Bestandteil des Instituts für Botanik.
Der Wiederaufbau des großen zentralen Teils nach dem 1972 von der Landschaftsarchitektin Dainora Juchnevičiūtė entworfenem Projekt begann 1974. So wurden neue Blumengärten, Wege und Bewässerungssysteme installiert. In den Jahren 1983–1986 wurden experimentelle Gewächshäuser mit einem Laborblock gebaut. Im Jahre 1989 wurde der Botanische Garten in Kaunas Teil einer Zweigstelle des Instituts für Botanik. 1990 wurde er eine unabhängige Institution der Litauischen Akademie der Wissenschaften. Am 31. Januar 1992 ist der Botanische Garten zum Teil der neu wiederaufgebauten Vytautas-Magnus-Universität Kaunas geworden.
Erstellt mit Hilfe von Kristina Mulevičienė, Chefin des Bereiches Bildung des Botanischen Gartens der Vytautas-Magnus-Universität Kaunas.
Labai aciu!
Adresse & Website:
Fotos © Kristina Mulevičienė