Merkine
Merkine liegt auf dem Weg von Vilnius nach Druskininkai und ist meiner Meinung nach unbedingt einen Besuch wert.
Burgberg in Merkine und (klick) Blick von oben
Nicht, weil im Reiseführer steht, dass Merkine die beliebteste Gegend im Dzukia Nationalpark ist, sondern wegen den Resten der Schüttburg an der Mündung der Stange und des Flusses Merkys in die Memel (Nemunas). Die Burg wurde schon 1359 in Dokumenten erwähnt, weil die Kreuzritter hier mal wieder gegen die Litauer kämpften. Die Burg soll damals eine der stärksten in Osteuropa gewesen sein und gehörte zum litauischen Verteidigungssystem gegen die Deutschen entlang der Memel.
So muss die Burg ausgesehen haben
Als Großfürst von Litauen und König von Polen Jogaila Vilnius 1387 die Stadtrechte verlieh, wurde die Urkunde in der Burg Merkine geschrieben.
Damals hatte Merkine neben der Burg drei katholische Kirchen, zwei Klöster, ein Rathaus (da steht heute die ehemalige orthodoxe Kirche) und eine Synagoge.
Von der ehemals grossen Bedeutung Merkines ist nichts mehr zu sehen. Nur wenn man vom Burgberg auf die Memel schaut, lässt sie sich erahnen.
Nach dem Sieg der litauischen-polnischen Armeen bei Grünfelde (Vytautas: "loco conflictus nostri...dicto Grunenvelt") 1410 gegen den deutschen Orden, nahm die Bedeutung der Burg ab.
Merkine lag strategisch günstig auf dem Weg von Warschau nach Vilnius. Heute etwas am Rande, zwischen dem Lukaschenko Gefängnisstaat Weissrussland und Polen.
Viele Adelige der damaligen Zeit machten in Merkine Station. Auch Zar Peter I. war zu Besuch.
Wladyslaw IV. Wasa
1648 verstarb in der Burg Wladyslaw IV. Wasa, als er bei der Jagd in Merkine einer Gallen oder Nierenkolik erlag. In seinem letzten Willen befahl er sein Herz in der Kathedrale in Vilnius beizusetzen, den Rest seines Körpers nach Krakau zu bringen, und dort zu beerdigen.
Dabei ist einiges schief gelaufen, denn in Vilnius kamen seine kompletten Eingeweide an. Sie sind in der Krypta der Kathedrale beigesetzt. In der Krypta ist auch Barbora Radvilaite beerdigt!
Ein Blick auf die Titel von Herrn Wasa lässt verblüffen. Wie kann man so ein Pensum erfüllen und sind bei diesem Ehrgeiz nicht Kriege vorprogrammiert?
Die königliche Titulatur lautet: „Władysław IV., durch Gnaden Gottes König von Polen, Großfürst von Litauen, Rus, Preußen, Masowien, Samogitien, Livland, Smolensk, Sewerien, Czernihów, ebenso Erbkönig der Schweden, Goten und Vandalen, erwählter Großfürst von Moskau“ Quelle Wikipedia
Blick vom Burgberg auf die Nemunas (Memel) Schleife
Der Blick vom Burgberg auf die Flussschleife des Nemunas ist sehr schön.
Früher eine orthodoxe Kirche, heute ein Museum
Am Marktplatz kann man in der Mitte des Platzes noch die orthodoxe Kreuz Christi Kirche betrachten. Sie wurde 1888 direkt in das Fundament des zerstörten Rathaus aus dem 16. Jahrhundert gebaut. Es ist heute ein Museum.
Maria Himmelfahrt Kirche
Interessant ist auch die Maria Himmelfahrt Kirche von 1615, in deren Mauer noch eine Kanonenkugel steckt. Sie stammt aus dem Krieg mit Schweden im 17. Jahrhundert.
Das war's aber auch schon. Ein Aufstieg auf den Burgberg und der Blick auf die Memel machen das aber wett!
Ansonsten haben wir in Merkine nicht viel Interessantes gesehen
In Merkine wurde übrigens bei Ausgrabungen die älteste Siedlung Litauens gefunden. Sie ist 10.000 Jahre alt.
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Denkmal für die erste Nennung von Merkine
Verwaltungsgebäude des Dzukia Nationalparks
Adressen
Merkine Tourismusinformationszentrum
Vilniaus 2, Merkine, 4651 Varena Bezirk
Tel.: (8 310) 5 72 45
E-mail: dzukijanp(at)is.lt
Geschichte
Wie überall in Litauen, wurden 1941 mit dem deutschen Einmarsch auch in Merkine alle jüdischen Einwohner umgebracht.
Jüdische Zeitzeugen berichten: Meretch Jewishgen
Alte Hinweisschilder Burgberg
Blick auf den Nemunas
Interessant ist ein Besuch bei der litauischen Pyramide, etwa einen Kilometer weiter Richtung Druskininkai
Ein Schild an der Strasse weist auf die Pyramide hin. Über eine Schotterpiste geht es in den Wald.
Litauische Pyramide Merkine
Siehe auch den Bericht über die Republik Paulava (Pawlowa).