Bauska und Rundale Lettland
Lohnenswerte Ausflugsziele in der Umgebung von Birzai sind die Ordenburg in Bauska und das an Versailles erinnernde Schloss Rundale kurz hinter der Grenze in Lettland.
Dieser kurze Weg über die litauische Landesgrenze nach Lettland lohnt sich, aber sehen Sie selbst! Da Lettland auch den Euro eingeführt hat und die Grenzen (EU Binnengrenze) offen sind, ist der Abstecher ohne Probleme machbar.
Alte Ordensburg in Bauska Rundale, Versailles des Baltikums
Die Festung Bauska wurde 1443 vom Deutschen Orden zum Schutz vor Litauen angelegt.
Da ich mich nicht auf einige wenige Fotos einigen konnte, wird der Bericht etwas länger und Rundale folgt unten.
Etwa 62 km nordwestlich von Birzai, an der Via Baltika, der baltischen Hauptverkehrsader, liegt die lettische Grenzstadt Bauska.
Die größte Sehenswürdigkeit von Bauska ist die im Jahre 1443 vom Deutschen Orden zum Schutz vor den litauischen Fürsten angelegte Burg.
Sie liegt strategisch äußerst günstig (und landschaftlich sehr reizend) zwischen den Flüssen Musa (von Süden aus Litauen kommend) und der Memele (Nemunelis, bekannt durch die Rudertouren) und bot so den Rittern natürlichen Schutz nach drei Seiten.
Während der Spätrenaissance (Ende des 16. Jahrhunderts) haben die Herzöge Gotthard und Friedrich von Kurland die Festung zum befestigten Residenzschloss umgebaut. Das Schloss wurde von Abwehrwällen und Bastionen eingeschlossen, die bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts vervollkommnet wurde.
Die Memele und Musa fließen nach der Vereinigung als Lielupe ("Großfluß") Richtung Riga ins Baltische Meer.
Blick über die Musa auf die Burg
1897 wohnten in Bauskas 2745 Juden, 2984 Letten und 536 Deutsche. 1919 war Bauskas Stützpunkt des Freikorps Brandis.
Heute leben hier weniger als 10000 Menschen.
1944 saßen sich die Wehrmacht und der südliche Keil der Roten Armee in Bauska gegenüber. Angeblich wurde sofort die Brauerei, die direkt an der Front lag, in Gang gesetzt (Kämpfe der 215. ID).
Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Ordens 1562, wurde Ende des 16. Jahrhunderts auf dem Gelände der Vorburg eine Residenz des kurländischen Herzogs errichtet. Das Residenzschloss stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Tor zur Residenz
Zum Hof
Blick von der renovierten Residenz über den Hof auf die Burg
Die Residenz vom Innenhof gesehen
Während die Residenz frisch renoviert ist und man sie auch innen besichtigen kann, hat man die Ruinen der Burg nur konserviert. Lohnenswert ist auf jeden Fall das Besteigen des Turmes
Der schmale Aufstieg zum Turm
Die Burgruine
Blick vom Burghof auf díe Burg
Kanonen
Schiessscharten
In der Ruine
Oben sieht man die Aussichtsplattform
Schiessscharten
Blick auf die Residenz
Kamin
Man erahnt die früheren Formen
Erste Etage
Aussichtsplattform
Blick auf die Musa
Blick auf die Memele. Sie macht rechts einen Bogen und fließt unten links an der Burg entlang
Da ist der Bogen (sieht man gut auf der Google Satellitenkarte weiter oben)
Blick von der Burg auf die Musa. In der Ferne fließt der Nemunelis (Memele) mit ihr zusammen.
Oben auf der Plattform
Die Innenstadt von Bauska ist klein aber sehr schön. Eine echte Altstadt eben, wie mal sie auch in (Litauen) Rokiskis und Kedainiai findet.
Früheres jüdisches Schlachthaus aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Markt Bauska
Rathaus und TIC Bauska
Im 17. Jahrhundert war das Rathaus von Bauska das größte in Kurland!
Tipp: wenn man die Burgt in Bauska besichtigt, sollte man sich die Zeit nehmen, den Marktplatz anzuschauen. Hier gibt es neben geschichtsträchtigen Häusern auch ein nettes Cafè.
Rundale
Auf dem Weg von Bauska nach Rundale begegneten mir französische Touristen, die mit Geländewagen eine Tour vom Nordkap nach Paris machten.
Eigentlich wollte ich den Holztransporter fotografieren. Die Jeeps fallen natürlich sofort auf.
Der Transporter vor mir hatte ganze Bäume geladen und fiel bald auseinander.
Später am Parkplatz vor Schloss Rundale konnte ich mir die Wagen dann anschauen.
Diese geführte Tour wird von Nord-Sud-Evasion aus Paris durchgeführt und nennt sich Raid Baltica.#Rundale
Das Schlossensemble ist eines der bedeutendsten Denkmäler der Barockarchitektur und der Kunst des Rokoko in Lettland und entstand 1736. Rundale liegt am Örtchen Pilsrundale , 15 km westlich von Bauskas (also direkt an der litauischen Grenze) und wird deshalb auch hier bei alles-ueber-litauen.de erwähnt. Es diente als Sommerresidenz des kurländischen Herzogs Ernst Johann Biron. Biron war ein Liebling der russischen Zarin Anna Iwanowna. Baumeister war Bartolomeo Francesco Rastrelli, der u.a. auch die Eremitage in St. Petersburg baute.
Schloss Rundale von vorn. Es hat drei Flügel, zwei Stockwerke und 138 Zimmer und Säle.
Der Schlosspark wurde nach Rastrellis Vorgaben nach französischem Vorbild angelegt und mit 328185 Linden bepflanzt.
Mein erster Reiseführer von 1992 (Rainer und Peter Höh) beschreibt noch die Rekonstruktion der Gärten. Heute erstrahlt der Park in alter Pracht.
1812 lagerten hier die Truppen Napoleons, im I. Weltkrieg die deutschen Truppen und nach dem II. Weltkrieg Getreide.
Der Park
Hinter dem Park und rund um das Schloss- Semgallische Landwirtschaft
Löwe im Schloss
Seitenansicht von Schloss Rundale
Blick vom Schloss in die Landschaft
Hinter dem Schloss ist der Park
Hinweisschild
Fazit: Der Abstecher nach Bauska und Rundale ist absolut lohnend. Mir gefällt mehr die Burgruine von Bauska als das Barockschloss von Rundale, aber Geschmäcker sind verschieden. Hinzu kommt die schöne Aussicht vom Turm der Burgruine in Bauska. Da wir die Flüße Memele und Musa von unseren Kanutouren und vom Angeln kennen, ist der Zusammenfluß hier zur Lielupe umso interessanter.
Die Lielupe ist bei Bauska 90 Meter breit und fließt zwischen Riga und Jurmala in das Baltische Meer. Von Nemunelis Radviliskis und Loceriai kann man über den Nemunelis (lettisch Memele) über die Lielupe bis in die Ostsee paddeln.
Schloss Mezotne (Wikipedia)
Etwas nördlich von Bauska und Rundale befindet sich das Schloss Mezotne an den Ufern der Lielupe. Früher gab es hier eine Holzburg, die aber von den einfallenden Deutschen im 13. Jahrhundert zerstört wurde. Im Jahre 1795 hat Zarin Katharina II das Gut der Gouvernante ihrer Enkelkinder, Charlotte von Lieven, geschenkt. 1798 wurde ein Schloss im klassizistischen Stil nach dem Entwurf des russischen Hofarchitekten Quarenghi und Johann Georg Adam Berlitz erbaut.
Minigrenzübergang Lettland / Litauen
Auf dem Rückweg nach Birzai bin ich nicht die Via Baltika gefahren, sondern querfeldein über die grüne Grenze. Und hier in den ländlich geprägten ehemaligen Kolchosgebieten merkt man noch Armut und Perspektivlosigkeit der einfachen Menschen.
Kleine Holzkirche in Litauen
Aufschrift auf der Kirche
Holzkirche Seitenansicht
Kirchturm
Häuser im Dorf
Diese Häuser sieht man oft neben den ehemaligen Kolchosen