Keep smiling, tu langsam, bleib unergründlich. Und pass auf, dass du mit dem Auto (Motorrad) nicht in die Vilnia fällst...
Diesen Sinnspruch vom Eingangsschild der Republik Uzupis zitieren Elke und Jochen Potthoff in ihrem überaus guten, witzigen, tiefgründigen Reisebericht durch Litauen und Lettland aus dem Jahre 2015. Es ist nicht alles glatt gegangen auf ihrer Tour, trotzdem haben sie das Baltikum bereist, wie es bereist werden will, nämlich mit Muße.
Blick auf die Memel in Smalininkai
„Oh, ich würde ja so gern mal die Schuhe und Socken ausziehen und barfuss ins Wasser laufen. Aber wir haben ja keine Zeit ...” ist der Ausspruch aus einer Reisegruppe älterer Leute auf der Kurischen Nehrung (den Elke und Jochen zitieren). Nie werden die Reisegehetzten das Baltikum wirklich erleben.
Die Potthoffs beherzigen dieses langsame Reisen. Auch als ihre 1150 Adventure GS ausfällt, setzen sie ihre Reise mit einem Leihwagen fort, ändern die Reiseroute und nehmen die Eindrücke des Landes ohne Hetze auf.
Die Anreise erfolgt mit dem Motorradanhänger von Augsburg nach Kiel. Von dort mit der Fähre nach Klaipeda (Auto und Hänger bleiben in Deutschland). In Litauen geht die Reise von Klaipeda, dem Fährhafen, nach Süden Richtung Jurbarkas an der Memel entlang nach Vilnius. Leider besuchen die beiden Kaunas nicht. Gerade die Altstadt in Kaunas ist sehr sehenswert.
Nach der Besichtigung von Vilnius und natürlich Uzupis geht es weiter zum Zentrum Europas, nach Trakai und zum Berg der Kreuze. Von Siauliai (dort ist der Kreuzberg) ist es nur ein kurzer Weg bis Riga...
Aus Lettland kommend geht es vor der Heimfahrt noch auf die Kurische Nehrung und nach Nida.
Die vollgepackte Adventure ohne Sozia
Elke und Jochen haben einen detaillierten Schreibstil. Sie bleiben nicht bei Plattitüden, sondern schreiben was sie sehen und denken. Das unterscheidet sich wohltuend von manchem Reiseführer. Nicht jeder ihrer Beobachtungen stimme ich zu.
So sind die Litauer, die ich kenne, fleißig und pünktlich (zwar nicht alle beim zahlen der Steuern...). Nicht alle Litauer betreiben nebenbei Landwirtschaft (das hatte ich auch mal gedacht, aber es gab wütende Proteste ;-) ) und die ärztliche Versorgung ist besser, als Elkes Bericht vermuten lässt ("Eine Krankenversicherung existiert nur im Ansatz...").
So sind unsere Kinder sogar immer kostenlos behandelt worden.
Elke und Jochens Reisebericht ist informativ und unterhaltend und man kann gespannt sein auf ihre nächste Baltikum Tour mit dem Motorrad:
"Dass wir Estland wegen unserer Havarie nicht besuchen konnten, ist im Endeffekt gar nicht so schlimm. Schließlich kommen wir wieder! Denn eines steht bombenfest: es wird einen zweiten Versuch geben, unbedingt."
Die Baltikum Tour sowie viele andere Reisen der beiden kann man auf ihrer Website: Bikerdream nachlesen.
Noch ein Tipp am Schluss: fahren Sie nicht so schnell im Hafen von Klaipeda, wie der Taxifahrer von Elke und Jochen. Gerade bei der Fahrt von der Fähre in die Stadt lauert gerne mal die Polizei mit Laserpistole. Nur die Taxis kennen sich aus!