Das neue Bernsteinmuseum in Nida
Von ©Text & Fotos Bernd Galoci, Nida/Wiesbaden
Kazimieras Mizgiris
In Nida hat sich im Laufe der letzten Jahre viel verändert.
In Folge des zunehmenden Tourismus wurden Straßen, Gehwege, Wanderwege sowie touristische Sehenswürdigkeiten erweitert, bzw. neu geschaffen. Neben den bereits bestehenden Museen entstand im Zentrum von Nida ein weiteres Museum. In den 1928 erbautem Haus, das zwischenzeitlich als Jugendherberge genutzt wurde, öffnete am 10. Juli 2021 das Mizgirių Gintaro Muziejus (Mizgiris Bernsteinmuseum).
Das Bernsteinmuseum von Virginija und Kazimieras Mizgiris
In diesem Museum ist alles dem Thema Bernstein gewidmet. Von der Entstehung über die Verbreitung des Bernsteines wird der Besucher gleich am Anfang der Führung durch ein sehr interessantes und anschauliches Video in dieses Thema eingeführt. Viele kennen Bernstein nur als durchsichtigen honigfarbenen Schmuck. Was ist eigentlich Bernstein? Damit Bernstein gebildet werden kann muss erst einmal Harz aus Bäumen austreten. Die sogenannten Bernsteinkiefern, die hauptsächlich in Skandinavien standen, waren die Grundlage für die Entstehung der Ausstellungsstücke im Museum. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Baltischen Bernstein. Er wurde durch die Ostsee angespült, aber auch im Tagebau in Jantara im Königsberger Gebiet abgebaut. Daher spricht man von Seebernstein und Erdbernstein. Die Vielfältigkeit in Farbe, Form und Größe die entstanden, sind schon faszinierend. Eine Auswahl von unbearbeiteten bis zum geschliffenen Bernstein, vom Schmuck über Figuren heidnischer Gottheiten bis hin zu filigranen Kunstgegenständen können sie in den rundumlaufenden Schaukästen betrachten. Dem Besucher wird die Faszination Bernstein nahegebracht. Verdeutlicht und unterstützt wird das ganze wieder durch Videos.
Die Ausstellung
Ausstellungsstücke jeder Größe und verschiedener Bearbeitung
Eine sehr interessante Besonderheit der Ausstellung sind die Bernsteinstücke mit Inklusen (Einschlüsse). Durch die eingeschlossenen Pflanzen und Tiere kann man Rückschlüsse auf die Fauna und Flora in der Zeit- und Entstehungsgeschichte des Bernsteins ziehen. Aber auch nützliche Tipps, zum Beispiel, wie unterscheide ich echten von künstlich hergestelltem Bernstein, oder welche Auswirkungen werden dem Bernstein auf den menschlichen Körper nachgesagt, bekommen sie hier. Bei Fragen steht ihnen die freundlichen und kompetenten Damen des Museums natürlich zur Verfügung.
Nachgemachter Kunsttoffbernstein geht auch in Salzwasser unter. Echter Bernstein schwimmt in Salzwasser.
Seine Dichte ist etwas höher als Süßwasser, aber niedriger als Salzwasser.
Einfluss des Bernstein auf den Körper
Bernsteinhandelsrouten in Europa
Aber nicht nur an der Ostsee gibt es Bernstein zu finden. Die Vorkommen dieses einzigartigen verfestigten Harzes verteilen sich über die ganze Welt. Von der Ostsee bis Italien, dem Schwarzem Meer und Griechenland oder den Niederlanden und Frankreich in Europa wird er gefunden, auch in Asien oder Nord-, Mittel- und Südamerika findet man ihn.
Weltweites Bernsteinvorkommen
Unerwartet ist die Vielfalt von Formen und Farben die in Asien oder Amerika gefunden wird. Beispiele hierfür gibt es natürlich auch zu sehen.
Bernstein mit Inklusen
Tiere und Pflanzen 40 bis 50 Millionen Jahre alt!
Um ihnen das ganze näher zu bringen und auch um es anschaulicher zu gestalten, habe ich auch einige Fotos angehängt.
Ich hoffe, ich habe mit meinem Bericht bei ihnen das Interesse geweckt, bei ihrem nächsten Aufenthalt in Nida auch einmal dieses Museum zu besuchen.
Die Webseite des Ehepaares Mizgiris: Ambergallery.lt
Autor Bernd Galoci bei seinen Recherchen
Bei Fragen können Sie sich gerne an Bernd Galoci in Nida wenden.
Großfürstlicher Palast
Der Großfürstliche Palast unter der Burg und neben der Kathedrale von Vilnius ist eine Erinnerung an alte glorreiche litauische Zeiten, denn … es ist ein kompletter Neubau. Begonnen wurde der Wiederaufbau, in Litauen stark kontrovers diskutiert (auch wegen der hohen Baukosten), im Mai 2002 und 2009 wurde er fertiggestellt.
Grossfürstlicher Palast
Vorgänger des heutigen Palastnachbaus war zwischen dem 4. Und 8. Jahrhundert ein befestigter Holzbau. Erst im 13. Und 14. Jahrhundert wurde die Holzburg durch eine Befestigungsanlage aus Backsteinen ersetzt. Es wird angenommen, dass die Erbauer Mindaugas, Vytenis oder Gediminas waren. 1402 belagerte der Deutsche Orden zum letzten Mal erfolglos die Burgen in Vilnius.
1494 besuchte eine Gesandtschaft aus Moskau den Palast, um die Hochzeit mit der Tochter des Moskauer Großfürsten Ivan III. mit Alexander Jagiellion auszuloten. 1495 fand die Hochzeit statt und Alexander baute den Palast im gotischen Stil um und zog von der oberen Burg nun in den Palast um.
Im 15. und 16. Jahrhundert löste ein Renaissancebau die im gotischen Stil gehaltene Befestigungsanlage ab und im 17. Jahrhundert folgte ein Umbau im Barockstil.
Im Krieg mit Moskau Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Palast schwer beschädigt und nie wiederaufgebaut.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Reste des Palastes auf Befehl der Zaristischen Befehlshaber von Vilnius abgetragen und eingeebnet.
Erst 1987 begannen ausgiebige archäologische Untersuchungen, die zu Überlegungen über einen Neubau des Palastes führten.
Das ist also die Geschichte des Palastes im Schnelldurchlauf. Da der heutige Palast ein kompletter Nachbau ist, war ich immer skeptisch, ob sich ein Besuch wirklich loht.
Lohnt sich ein Besuch?
Tatsächlich hat uns ein Besuch im Großfürstlichen Palast schwer begeistert. Auch wenn der Palast komplett neu ist, so sind die Ausgrabungen und bisher im Erdboden versteckten Reste des früheren Palastes so schön und aufwendig restauriert worden, dass der Besucher entzückt ist und über Schönheit und Aufwand der Restaurierung gleichermaßen staunen kann.
Aber nicht nur die Überreste des ehemaligen Palastes sind höchst ansehnlich, auch der Rest des Palastes ist reich geschmückt mit Einrichtungsgegenständen aus vergangenen Zeiten. So bekommt der Besucher einen kleinen Eindruck von der vergangenen Pracht.
Ein weiteres Highlight ist der Aussichtsturm an der Spitze des Palastes. Hier hat man einen tollen Ausblick auf die Altstadt, die drei Kreuze und die Burg von Vilnius.
Ein Besuch lohnt sich!!
Der Innenhof des Palastes
Ausgrabungen mit bequemen Wegen
Ein alter Brunnen
Abwasserleitung
Die Symbiose zwischen Alt und Neu ist sehr reizvoll
Harmonie...Mittelalter vs. 21. Jahrhundert
Holzpflöcke zum Befestigen des Bodens
Kellergewölbe
Kellergewölbe abgestützt
Ausgrabungen
Mauerreste
Fundamente?
Brunnen
Durch den Glasboden kann man die Ausgrabungen sehen
Zeitgenössische Einrichtung des Palastes
Inneneinrichtung Palast
Aussicht auf die "Drei Kreuze"
Aussicht auf die Burg von Vilnius
Aussicht auf den Fernsehturm und die Kathedrale
Blick auf die Universität von Vilnius
Blick auf die St. Anna Kirche
Daugavpils Überblick
Zugegeben, Daugavpils- oder Dünaburg- wie die zweitgrößte lettische Stadt auf deutsch heißt, liegt nur nahe an der Grenze zu Litauen, nicht weit von anderen bisher besprochenen litauischen Städten Rokiskis und Anyksciai entfernt. Da ich noch keine eigene Spalte für Lettland habe, bitte ich die Zuordnung Daugavpils zu Litauen zu entschuldigen. Ist nicht politisch zu verstehen.
Die Stadt selber hat mit nicht so gefallen, die Zitadelle umso mehr!
Daugavpils Zitadelle
Die Zitadelle von Daugavpils ist eine sehr gut erhaltene Verteidigungsanlage des damaligen Zarenreiches als Verteidigung gegen den Westen. Die ganzen Anlagen (siehe Kaunas) haben viel gekostet aber wenig gebracht. Hier wurden im 2. Weltkrieg die Juden von Daugavpils ermordet. Der besuch ist wegen der Geschichte der Zitadelle sowie der interessanten Architektur empfehlenswert!
Sventoji
Im Sommer ziemlich voll
Sventoji ist ein litauischer Badeort, etwa 10 km nördlich von Palanga, nahe der lettischen Grenze. Es liegt am Flüsschen Sventoji, dass hier in die Ostsee fließt.
Früher war es ein Fischerdorf. Es gab viele Versuche hier einen ordentlichen Hafen zu bauen, da Sventoji neben Palanga der einzige Zugang zur Ostsee war. Starke Versandung (genauso wie in Palanga) verhinderte das aber.
Ferienhäuser der früheren Staatskonzerne
Nach der litauischen Unabhängigkeit von Russland 1919 gehörte Sventoji, wie ganz Kurland, zu Lettland. Da die meisten Einwohner aber Litauer waren, einigte man sich friedlich zu einer Übergabe an Litauen.
Die heute etwa 2000 Einwohner haben im Sommer viel zu tun, wenn Sventoji zum kleinen Bruder von Palanga wird. Dann ist es hier fast genauso voll wie an der J. Basanavičiaus gatve.
In der Sowjetzeit gab es hier viele Ferienheime der staatlichen Konzerne. Auf dem Weg zum Strand kommt man an den alten Ferienhäuschen vorbei, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Heute werden Häuser renoviert oder neue mit modernen Standards gebaut.
In der Nachsaison ist es dafür wieder sehr ruhig und der Strand ist verlassen.
In Sventoji ist das Publikum etwas anders als zum Beispiel in Preila auf der Nehrung. Beispielsweise fuhr andauernd ein Schnellboot mit Gummibootanhang. Mal von dem Krach abgesehen, ist es nicht ungefährlich, wenn so ein Boot dauernd vor den Schwimmern rumrast. Einmal passte der Skipper nicht auf und das Platikboot wurde an Land geschleudert und überfuhr im Sand spielende Kinder. Aber natürlich muss der Rubel rollen, auch weil der Sommer sehr kurz ist.
Für den einen Spass, für den anderen Krach und Gefahr
12 Kilometer weiter ist Palanga
Plunge
Plunge ist ein Ort mit etwa 20.000 Einwohnern östlich von Palanga. Hört sich irgendwie nach einem verschlafenen Provinznest an, tatsächlich hat die Stadt erstaunlich viel zu bieten.
Johannes der Täufer Kirche
Fangen wir mit der „Johannes der Täufer Kirche“ an. Ziemlich groß, zentral im Ort gelegen. 1933 geweiht. Besonders interessant ist hier der freistehende Glockenturm.
Glockenturm
Statue des Heiligen Florian
Auf der Hauptstraße Vytauto gatve kommt man zum Denkmal für den Heiligen Florian. Der sollte die Stadt vor Bränden schützen. Klappte nicht immer. Die Statue wurde in der Sowjetzeit abgerissen und 1990 wiederaufgebaut. Vom Florian gelangt man über die Laisves aleja (der Freiheitsallee) zur Freiheitsstatue, einer Plungischen Birute von 1928. Die auch sehr gut aussieht. Die Originalstatue wurde nach dem II. Weltkrieg zerstört und 1992 wieder neu aufgebaut (siehe auch die Birute in Birzai).
Birute
Geht man rechts an der Statue vorbei, kommt man zu einem modernen Amphitheater. Hier hält man sich links und geht am Flüsschen Babrungas in einen riesigen Park.
Uhrenhaus und Orangerie
Der gehört zum Schloss der Oginskis. Bevor wir aber zum Schloss kommen, staunt man über eine kleine Burg, die 1846 im italienischen Stil erbaute Sommervilla des Grafen Zubov. An dem 12 Meter hohen Turm prangt eine alte Uhr (gebaut 1741, die aber nur mit einem Zeiger die Stunden anzeigt. Das Anwesen ist sehr schön und hat auch eine Orangerie.
1873 kaufte Fürst Mykolas Oginskis das Gut Plunge und somit auch das Uhrenhaus. Bis zum 1. Weltkrieg bewohnte eine Nachfahrin der Oginskis (Marija Oginski) das Anwesen, verließ Litauen aber Richtung Posen. Nach dem Krieg wurde das Anwesen „nationalisiert“ (ich dachte das geht nur im Kommunismus). Turmuhr und Orangerie verfielen im Laufe der Zeit. Erst 2012 wurde das Gebäude renoviert und die Uhr bimmelt wieder seit 2015.
Am Fundament des Gebäudes steht das Datum 1846 und damit ist die „Burg“ das älteste bekannte Steingebäude der Stadt. In dem wunderschönen Gebäude ist heute die Bücherei von Plunge untergebracht.
Denkmal an Fürst Oginski und Ciurlionis
Auf dem weiteren Weg kommt man an einem Denkmal für den Maler und Komponisten Mikalojus Konstantinas Čiurlionis vorbei. Ciurlionis hat in Plunge gewohnt und im Alter von 14 bis 18 Jahren die Musikschule des Grafen Oginski besucht. Das Denkmal soll an die enge Beziehung von Oginski zu Ciurlionis erinnern, da Oginski der größte Förderer für Ciurlionis Studien am Warschauer Musik Institut und der Königlichen Musikschule in Leipzig.
Oginski Schloss vorne
Oginski Schloss mit Springbrunnen
Oginski Schloss von hinten gesehen
Nebengebäude und Seitenansicht
Das Wirtschaftsgebäude Hier waren früher die Stallungen und die Kutschen untergebracht
Endlich kommen wir an der Hauptattraktion von Plunge an, dem Oginski Schloss aus dem Jahre 1886. Ich glaube es ist das größte Herrenhaus in ganz Litauen. Die Anordnung - Schloss, Springbrunnen und Wirtschaftsgebäude (aus Backstein) sind sehenswert.
Heute ist hier das Žemaitija Kunstmuseum untergebracht.
Die litauischen Adligen sind heute seltsamerweise recht gut angesehen. Sie hätten Bildung, Gesundheitswesen und Sicherheit für ihre Untergebenen gebracht. Woher der Prunk der herrschaftlichen Anwesen kam und wie die Leibeigenen leben mussten, wird gerne ausgeblendet. Die Leibeigenschaft ist in Russland wurde erst 1861 abgeschafft und Litauen gehörte seit der 3. Polnischen Teilung 1795 zum Zarenreich. Folgendes Zitat von der Webseite "Didiku Lietuva":
"Auch die von den Ogiński ausgerichteten Gastmähler waren von Orchesterklängen begleitet. Vor allem der Namenstag des Gutsherrn, der Michaelstag, wurde mit viel Aufwand vorbereitet. Nicht nur die Musikanten hatten dann viel zu tun, auch die Wildhüter bekamen zusätzliche Arbeit. Bereits im Sommer gingen sie auf die Suche nach Jungfüchsen in ihrem Bau. Den Einheimischen kauften sie für 50 Kopeken das Stück Hasen ab. Am Michaelstag brachten sie Füchse und Hasen in einer Truhe auf das Jagdgelände. Auf ein Jagdhornsignal wurden die Tiere freigelassen. Sie liefen auf die Gäste zu, und diese konnten sie erschießen."
Wir haben im Park fleißig fotografiert. Am Zugang vom Parkplatz (also der dem Park abgewandten Seite des Anwesens) steht ein Schild, dass Fotografieren 30 Euro kostet �
Standseilbahn (Funicular) Aleksotas
Funicular Bergstation
Die Standseilbahn Aleksotas ist eine der ältesten noch in Betrieb befindlichen Schrägseilbahnen in Europa und Kaunas ist die einzige Stadt im Baltikum, die noch Fahrten in diesen einzigartigen historischen Waggons ermöglicht. Die Bahn in Kaunas Ortsteil Aleksotas wird von den Busbetrieben Kaunas betrieben, während der andere Schrägaufzug von Kaunas in Žaliakalnas (eröffnet 1931) von Kaunas Liftai unterhalten wird und sehr lange wegen Reparaturen außer Betrieb war. Angeblich soll er Mitte August 2021 wieder fahren.
Die Standseilbahn Aleksotas wurde am 5. Dezember 1935 offiziell eröffnet. Die Bauarbeiten wurden vom Ingenieur Prof. Jurgis Čiurlys geleitet. Waggons mit automatischer Bremstechnik wurden in Kaunas von der Firma Amlit hergestellt. Die ersten Fahrgäste der Aleksotas-Seilbahn waren der Innenminister Innenminister Generalleutnant Julius Čaplikas, der Bürgermeister von Kaunas Antanas Merkys, der Vize-Bürgermeister von Kaunas, Oberst Steponas Rusteika, und andere prominente Leute.
Die Standseilbahn Aleksotas hat zwei Waggons, die sich dieselbe Schiene teilen und die in der Mitte des Berges aneinander vorbeifahren. Die authentische Flaschenzugtechnik ist bereits seit 70 Jahren in Betrieb. Die hölzernen Waggons stammen ebenfalls aus der Vorkriegszeit und können jeweils 25 Fahrgäste befördern. Hölzerne Bänke und die Gebäude der Seilbahnstation sind ebenfalls authentisch. Die Schienenstrecke ist ist aus Stahl gefertigt und hat eine Gesamtlänge von 132,9 m. Die Neigung der Bahn beträgt 18°. Die Waggons sind mit speziellen automatischen Bremsen ausgestattet, die verhindern, dass die Waggons im Falle eines Kabelbruchs den Berg hinunterstürzen.
Die Standseilbahn Aleksotas befindet sich in der Nähe der Vytautas der Große Brücke (Vytauto Didžiojo Tiltas) und verbindet den Fuß des Berges Aleksotas mit Linksmadvaris.
Heute wird die Bahn hauptsächlich von Touristen besucht, die die wunderschöne Aussicht vom Berglein Aleksotas auf die Kaunasser Altstadt und den Nemunas genießen wollen.
Die Steuereinheit auf der Bergstation stammt noch von AEG
Der Motor von 1935 stammt von AEG
Der Antrieb stammt von einer Schweizer Firma und der Motor und die Steuerung von AEG. Wie man auf den Bildern und den Videos sehen kann, ist alles noch ziemlich original.
Der Antrieb stammt aus der Schweiz.
Beide Bergbahnen sind meiner Meinung nach gleich (die in Žaliakalnas neben dem Teufelsmuseum habe ich vor längerer Zeit besucht) und die Fahrt erinnert ein bisschen an die Bummelbahn auf Mallorca (Palma-Soller).
Da die Aussischt von Aleksotas sehr schön ist, bietet sich hier eine Fahrt an. Die Bahn in Žaliakalnas liegt dafür zentraler.
Blick auf den Nemunas und die Kaunasser Altstadt
Blick in den Maschinenraum!
Blick über den Nemunas auf die Standseilbahn (sie ist mittig/links zwischen den Büschen. Der breite Streifen auf der Wiese sind Blumen)
Der Blick vom Aleksotas Hügel auf Kaunas ist der schönste der Stadt. Donnergott Perkunas bewacht die Stadt.
Gotische Johannes der Täufer Kirche in Zapyškis
Johannes der Täufer Kirche in Zapyškis 2021 (A.Kuck)
Die alte Kirche am Südufer des Nemunas ist etwa 20 Kilometer von Kaunas entfernt.
Nicht unbedingt im Zentrum der touristischen Ströme gelegen, fiel mir die Kirche in einem Buch aus dem Jahre 1895 (Lithuania "The Awakening of a Nation" von Age Meyer Benedictsen auf.
In Zapyškis befand sich einer der größeren heidnischen Tempel der baltischen Stämme. Jonas Sapiega bekam die Gegend von Großfürst Alexander geschenkt und baute auf dem heidnischen Tempel die Johannes Kirche.
Age Meyer Benedictsen war 1895 in Litauen (damals Russland und Deutschland) unterwegs
Bis zum Jahre 2008 war sie in einem desolaten Zustand und wurde dann langsam renoviert.
2019 wurde die Johannes der Täufer Kirche mit Geldern der EU und der Stadt Kaunas erneuert und der Standpunkt der ehemaligen Stadt Zapyskis kenntlich gemacht.
Bild der Zapyskis Kirche in einem Buch von Wilhelm Storost (Vydunas) aus dem Jahre 1916. Interessant der eingedeutschte Namen "Sapyschken"
Seit 2020 kann man sie auch innen besichtigen.
Die erste Erwähnung der Kirche von Zapyškis stammt aus dem Jahre 1562. In den alten Schriften steht, dass der Gutsbesitzer vom Hof Paštuva in der Kirche beerdigt wurde.
Erbauer der Kirche war Jonas Sapiega, Herrscher von Zapyškis (und Bojar von Smolensk sowie Adliger des Litauischen-Polnischen Staates) geweiht wurde sie vom Bischof von Žemaitija, Jonas Jeronimas Krišpinas-Kiršenšteinas.
Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche, wahrscheinlich wegen einer Pestepedemie, aufgegeben.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach renoviert. Im 18. Jahrhundert wurde ein hölzerner Glockenturm an die Hauptfassade angebaut.
Während Napoleons Russland Feldzug gegen Moskau 1812 wurde die Kirche als Pferdestall benutzt und beschädigt.
Nach 1850 gab es Pläne für eine Vergrößerung der Kirche, da nicht mehr alle Gemeindemitglieder Platz während des Gottesdienstes in ihr hatte.
1901 wurde die Kirche geschlossen und eine neue in Zapyškis gebaut.
Im 1. Weltkrieg wurde die Orgel von den Deutschen demontiert und sie nahmen Teile mit.
Durch Überschwemmungen des Nemunas (Memel) kam es immer wieder zu Zerstörungen. Umliegende Hausbesitzer zogen deswegen weg und bauten entfernt vom Fluß neu.
Im 2. Weltkrieg wurde ein Frachthafen angelegt und mit einer Schmalspurbahn Torf verladen. (Siehe die Karte unten). Sowjetische Kriegsgefangene und litauische Juden wurden in Sklavenarbeit gezwungen in Torfgebieten wie Ežerelis Torf für das Reich aber auch für Kaunas als Brennmaterial abzubauen. Die Umstände waren katastrophal. (Dieckmann S. 675 und 869).
1946 kam es zu einer verheerenden Flut und die Eisschollen zerstörten Teile der Kirche, die Kapelle des Friedhofes und das alte Dorf Zapyskis.
2021 (A.Kuck)
Obwohl die Kirche im Laufe der Jahrhunderte viele Male renoviert wurde, gilt sie immer noch als eines der einzigartigsten Beispiele der gotischen Architektur in Litauen. Die Kirche bewahrt die charakteristischsten Merkmale der Gotik: den fast quadratischen, einschiffigen Raum, die Massivität, das überwiegend hohe, rote Satteldach mit bescheidenen Schmuckelementen.
Die Kirche in Zapyškis ist ein einschiffiges Gebäude, 11,6 m lang und 10,2 m breit. Das Presbyterium ist durch einen Rundbogen vom Kirchenschiff getrennt. Der gesamte Innenraum ist mit einem flachen Holzdach bedeckt, unter dem sich offene Balken befinden. Die Architektur der Kirche spiegelt die Ambitionen der örtlichen Grundherren wider, denn Backsteinbauten aus dem 16. Jahrhundert gingen selten über die Grenzen der großen Städte hinaus. Es wird angenommen, dass die Kirche von einheimischen Maurern unter der Leitung eines Handwerksmeisters gebaut wurde, der die Prinzipien der gotischen Komposition kannte. Sie bauten bis zu 1 m dicke Mauern. Der größte Teil der Kirche ist in spätgotischer Backsteinbindung gebaut. Die Ziegel sind handgefertigt, mit einigen überlagerten Feldsteinen, und der Grundriss ist verzerrt, mit einer Menge Asymmetrie. Das gotische System des Mauerwerks wurde an einigen Stellen nicht befolgt, und die Ziegel wurden in einer unordentlichen Weise verlegt. Die Fassaden haben fast keine durchgehenden horizontalen und vertikalen Linien, keine rechten Winkel. Die Fassaden sind voll von Formziegeln, die für die verschiedenen Kompositionen von Portalen, Fenstern, Nischeneinfassungen, Bändern und Gesimsen verwendet werden. Die Hauptfassade gliedert sich in drei Phasen: den Sockel, den Mittelteil und den Giebel. An der linken Ecke ist ein kleiner Treppenhausanbau angebracht. Die Fassade wird durch hohe Nischen gegliedert, die den gotischen Aufwärtsschub zeigen: spitz im Sockel und rechteckig im Mittelteil und im Giebel. Es wird vermutet, dass der Giebel früher gestuft war.
Besonders diese Nischen machen den Reiz der Kirche aus.
Bis 1939 befand sich hier ein Ensemble von drei hölzernen Barockaltären aus dem späten 17. Jahrhundert. Bemerkenswert ist auch die hölzerne Renaissance-Kanzel von 1581, die mit Ornamenten und Bildern der vier Evangelisten verziert ist.
Forscher haben Argumente gefunden, dass die Gründer der Kirche ein spezielles astronomisches Symbolprogramm in Auftrag gegeben haben könnten und es auf den Fassaden der Kirche reproduzieren ließen. Das untere Stockwerk der Kirche hat 56 Nischen, die mit 3 Türöffnungen 59 Elemente bilden. 56 tropische Jahre entsprechen 59 drakonischen Jahren. Diese Zahlen stellen den jahreszeitlichen Zyklus der Finsternisse dar. Darüber hinaus beträgt die Anzahl der Nischen in den Fassaden 18-19, was der Regressionsperiode des Mondknotens (18,6 Jahre) entspricht, die mit der Wiederkehr von Finsternissen verbunden ist.
Die Kirche wurde am Ende des 16. Jahrhunderts von den Sapiegas dekoriert. Die Orgel oder ähnliche Instrumente wurden installiert: Positiv, Regal oder Portativ. Von den frühesten Orgeln gibt es keine Aufzeichnungen mehr, von den letzten sind nur noch Fotos und Erinnerungen der Einheimischen bekannt. Diese Orgel wurde an der traditionellen Stelle, über der Haupteingangstür, installiert. Da der Singbereich klein war, stand der Chor während des Gottesdienstes auf beiden Seiten der Zentralorgel. Der äußere Teil des Heiligtums war außerdem mit einem Dutzend kleiner Orgelpfeifen ausgestattet. Der Organist saß dem Altar gegenüber. Hinter dem Rednerpult, an der Stirnwand der Kirche, befand sich ein kunstvoller barocker Orgelprospekt, der wahrscheinlich von örtlichen Volkskünstlern angefertigt wurde. Im Mittelteil des Kirchenschiffs befindet sich eine Skulptur des stehenden Königs St. David. Auf beiden Seiten des heiligen David sitzen Engel. Dutzende von Orgelpfeifen aus Metall und Holz in verschiedenen Größen sind in sechs symmetrischen horizontalen Feldern angeordnet. Während die Orgel spielte, wurden die Skulpturen von König David und den spielenden Engeln durch mechanische Vorrichtungen bewegt, wobei der heilige David mit dem Kopf nickte und die Engel ihre Glocken läuteten. Die Zapyškis-Orgel, früher als "König der litauischen Orgeln" bekannt, war von sehr guter Konstruktion, mit 105 Zinkpfeifen, und wurde während des Ersten Weltkrieges zerstört, als die Deutschen etwa 480 Teile der Orgel mitnahmen.
Idyllisch aber gefährlich nahe am Nemunas (Memel)
Links und rechts sieht man die Überreste der Krypten (Die Fliesen stammen von 1955. Sie sind gestempelt).
Die Krypten unter den ehemaligen Altären waren vor Beginn der archäologischen Untersuchungen im Jahr 2018 nicht bekannt. Weder bei den Reparaturen im 20. Jahrhundert noch bei anderen Untersuchungen wurden diese Orte erfasst. Schon die frühesten erhaltenen Fotografien und Zeichnungen zeigen Altäre an diesen Orten, die später versetzt und Kanzeln auf den Podien aufgestellt wurden. Die Krypten sind gut erhalten. Ihr Inneres war mit Schutt gefüllt, aber es gab auch interessante Funde aus dem 15. und 19. Jahrhundert (Teil eines Tuches mit Metallfäden, Teil eines Rosenkranzes mit Kreuz, Teile von Kerzenständern). Die Gruften wurden möglicherweise Ende des 17. Jahrhunderts während der Kämpfe mit Russland und Schweden geplündert und seitdem nicht mehr benutzt. Es wurden keine erhaltenen Gräber gefunden. Die Gruften waren wahrscheinlich für sehr verdiente Bewohner der Gegend bestimmt. Als die Restaurierungsarbeiten fortgesetzt wurden, entdeckte man die gleiche Krypta im gegenüberliegenden Teil des Kirchenschiffs. Sie wurden nun vollständig vom Schutt befreit, verstärkt und ausgestellt.
Interessantes, enges Treppenhaus zur Empore bis aufs Dach
"Treppenhaus" auf dem Dachboden
Der Dachboden
Tipp: Wenn man von Zapyškis zurück nach Kaunas fährt, kommt man in Ringaudai an einer "šašlykinė" vorbei. Von vorne siehts nach nicht viel aus, aber es gibt tatsächlich "nur" Schaschlikspieße und hinter dem Haus gibt es einen grossen Garten. Sehr zu empfehlen!!
In Kaunas gibt es mit der Šv. Gertrūdos bažnyčia (Gertrudenkirche) eine fast ähnliche Kirche wie die hier in Zapyškis. Ebenfalls aus der Zeit von Großfürst Alexander.
Adresse:
Muziejaus g. 1, Zapyškis
+370 608 34591
Sie können aus der Karte zoomen, um die Lage besser zu sehen. Südlich kann man die erwähnten Torfmoore sehen.
Und noch eine Drohnenaufnahme:
Es besteht eine Fährverbindung von Kaunas aus bis zur Kirche.
Bitte nach Informationen auf der Webseite der Betreiber suchen:
Keltas „Nevėžis"
Aus Kaunas mit dem Auto kommend, liegt am Ortseingang der alte jüdische Friedhof von Zapyskis. Ein paar Fotos in einem Video:
https://alles-ueber-litauen.de/ziele-in-litauen/zapyskis-gotische-kirche/zapyskis-jewish-cemetary
Vytauto Didžiojo Karo Muziejus
Vytautas der Große — Militärmuseum in Kaunas
Unser Reporter hat ohne Angst das Kriegsmuseum besucht
Und nicht nur Gutes gesehen. Infos über die LVA und die TDA (litauische Militäreinheiten unter der deutschen Besatzung) stehen am Ende des Textes.
Vytautas-Magnus-Militärmuseum
Die Löwen vor dem Eingang des Kriegsmuseums stammen eigentlich vom Astravas Anwesen in Birzai
Diese beiden Löwen stammen eigentlich vom Astravas Anwesen der von Tiškevičius aus Biržai. Sie sind ein Geschenk von Jonas Tiškevičius aus dem jahre 1938. Sie wurden durch steinerne Löwen ersetzt (siehe kleines Bild).
Das Vytautas des Großen Militärmuseum, auch Kriegsmuseum genannt, ist eines der ältesten Museen in Litauen und hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Wechselhaft wegen der Besetzung durch die Nazis und der Sowjets. Besonders die letzteren legten Wert auf eine andere Geschichtsbetrachtung. Das Museum ist zugegeben nicht unbedingt ein Highlight für den zivilen Kaunas Besucher, der ist wahrscheinlich besser auf der Vilnius Straße und der Laisves Ielas aufgehoben.
Besucher, die sich für litauische Geschichte interessieren, könnten aber Gefallen am Kriegsmuseum finden. Ganz nebenbei sind das Teufelsmuseum, das Ciurlionis Kunstmuseum und der Funikulierius (der Schrägaufzug) nebenan.
Gegründet wurde das Kriegsmuseum am 16. Februar 1921. Den Namen Großfürst Vytautas Museum bekam es mit dem Neubau des heutigen Museum 1930. Da gab es in Litauen überall Feiern zum 500. Todestag Vytautas. Das vorherige Museum war aus Holz und stand an anderer Stelle.
Haupthalle mit der Figur von Vytautas, dem Nationalheld und Größe der litauischen nationalen Wiedergeburt
Vytautas der Große
Haupthalle Blick nach rechts
Haupthalle links
Waffen und Autos
Herrscher und Schlachten
Vytautas Schwur und litauische Herrscher
Interessant zu diesem Bild mit dem brennenden Kaunas im Hintergrund, gemalt 1901:
"Die dargestellte Szene nach der Niederlage von 1362 ist ein Hinweis auf den zukünftigen Sieg 1410 und sollte so die litauischen Betrachter zu einem patriotischen Gefühl veranlassen."
Emilija Pliateryte — polnisch Emilia Broel-Plater
Emilija Pliateryte war eine polnisch/litauische Adlige aus dem Hause Broele. Sie wurde 1806 in Vilnius geboren (dort ging der in der Nähe geborene polnische Präsident Pilsudski zur Schule) und beteiligte sich am Novemberaufstand, dem sogenannten Polnisch-Russischem Krieg. Litauen/Polen war infolge der "Dritten Polnischen Teilung" 1795 von Russland übernommen worden und die Polen wollten ihre Unabhängigkeit wieder haben. Wahrscheinlich nicht unwesentlich wegen ihres guten Aussehens (meine Mutmassung), wurde sie zur Ikone des polnischen Unabhägigkeitskampfes stilisiert. Sie starb mit 25 Jahren an den Strapazen des Aufstandes.
Das Flugzeug Lituanica von den Atlantikfliegern Darius und Girėnas
Lituanica
Die beiden Piloten Steponas Darius und Stasys Girenas unternahmen am 15.7.1933 einen Atlantikflug von New York nach Kaunas. Sie flogen eine modifizierte Bellanca Pacemaker, stürzten aber nach 6.411 km und 37 Stunden über Ostbrandenburg (heute Polen) ab. Die Absturzursache ist umstritten. Von litauischer Seite wurde ein Abschuss durch das deutsche Militär nicht ausgeschlossen. Spuren von Munition wurden aber nie gefunden.
Waffen und Helme aus verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Armeen
Das Museum bietet einen sehr guten Überblick über die litauischen Herrscher und Gemälde der wichtigsten Schlachten, bei denen Litauer involviert waren. Der Namensgeber Vytautas wird mit einer überdimensionalen Figur im Hauptraum gehuldigt. Daneben gibt es ein altes Auto, Motorräder, etliche russische Waffen, Uniformen und Stahlhelme. Mit Loch und ohne. Leider wenig englische geschweige denn deutsche Übersetzungen.
Viel Platz wird den beiden Atlantikfliegern Darius und Girėnas mit ihren in Polen verunglückten Flugzeug Lituanica gewidmet. Die Litauer sind eben sehr stolz auf ihre Atlantikflieger. Die Lituanica ist mit allen erhaltenen Gegenständen der beiden Piloten hinter einer Glasscheibe zu sehen. Bei einer kürzlichen Reinigung der Pilotenwäsche (die war noch voll Blut) wurde ein eingenähter Dollarschein gefunden.
Der Holocaust und die Zusammenarbeit mit den Deutschen werden komplett ausgeblendet. Die Gewährung von Basen an die Sowjets im Jahre 1939 sowie die sowjetische Besatzung 1940 mit den folgenden Deportationen nach Sibirien fehlt. Dafür gibt es einen Raum der die litauischen Partisanen (auch Waldbrüder genannt) ehrt. Natürlich nicht die, die gegen die Nazis und auf Seiten der Sowjets gekämpft haben. Die werden nicht erwähnt.
Dafür gibt es Infos über die LAF (Litauische Aktivisten Front) und die TDA (Tautines Darbo Apsaugos), dem litauischen Arbeitsschschutz. Besonders die unkommentierte Darstellung dieser beiden Gruppen zeigt, dass sich ein differenziertes Geschichtsbild noch nicht überall in Litauen gebildet hat. LAF und TDA waren besonders hilfreich gegenüber den Deutschen die litauischen Juden zu massakrieren. Wahrscheinlich hat sich das auch bis in Militärkreise herumgesprochen und wird dennoch nicht beachtet. Dies sagt ja auch etwas aus. (Das Karo Muziejus untersteht seit 2006 dem Verteidigungsministerium). Andere litauische Museen haben mittlerweile ihre Ausstellungen, die nach der Unabhängigkeit sehr einseitig waren (Stichpunkt hier der doppelte Holocaust) entschärft. Bilder von Waldbrüdern, die offensichtlich am Judenmord teilgenommen haben, sind meist aus den Ausstellungen entfernt worden. Zu den Arbeitsschutz Bataillonen (TDA) mehr Infos weiter unten!
Pranas Veverskis
Kazimieras Pyplys und Adolfas Ramanauskas
Ramanauskas wurde im Jahre 2018 geehrt. Da Ramanauskas im Jahre 1941 beim deutschen Angriff auf die Sowjetunion einen Trupp der LAF in Druskininkai anführte und auch dort (wie überall in Litauen) Juden ermordet worden sind, ist diese Ehrung sehr umstritten (es gibt aber keine Beweise für oder gegen Ramanauskas).
Jonas Žemaitis-Vytautas
Jonas Žemaitis war Oberbefehlshaber der litauischen Widerstandsbewegung mit Unterbrechungen von 1949 bis 1953. Er wurde gefasst und starb 1954 in einem Gefängnis in Moskau.
Figuren der Zeit der deutschen Besatzung in Litauen, rechts ein Mitglied der berüchtigten Arbeitsschutzbataillone (TDA) links eine Uniform der Lietuvos vietinė rinktinė, LVR (Litauische Sonderverbände).
Die links im Bild noch etwas zu sehende Harley Davidson stammt von Antanas Juozas Ilgauskas, der am antisowjetischen Auftstand von 1941 beteiligt war und im Harley-Beiwagen Munition transportierte.
(Die Infos über die Harley und die Daten der Museumsgründung stammen vom Museum).
Über die Arbeitsbataillone (TDA) steht bei Wikipedia:
"Der Großteil der Organisation, der Vorbereitungen der Ermordung sowie der Erschießungen wurde von litauischen willigen Helfern ausgeführt. Nicht nur litauische Hilfspolizeibataillone (TDA) als „Direkt-Täter“, sondern auch lokale Helfer waren durch administrative Vorbereitung und personelle Unterstützung beteiligt."
Arunas Bubnys schreibt in "Holocaust in Litauen":
Bubnys beschreibt die litauischen Polizeibataillone, die hauptsächlich aus Teilnehmern am Aufstand gegen die sowjetischen Besatzer im Juni 1941 bestanden, Partisanen der LAF, Mitglieder des Nationalen Arbeitsschutz (TDA) und litauische Deserteure der russischen Armee. Die Bataillone wurden von den Deutschen beim Massenmord der Juden ebenso eingesetzt, wie z.B. bei der Bewachung des KZ Majdanek und der so genannten Partisanenjagd in Weißrussland (Judenvernichtung).
"Einiges spricht dafür, daß an vielen Stellen Litauens die Juden von der lokalen Polizei und "Partisanen" ohne Beteiligung des Rollkommandos [Rollkommando Hamann] umgebracht wurden".
Das I. Polizeibataillon ermordete mit den Deutschen in der zweiten Hälfte 1941 mehr als 39.000 Juden. Die Zahlen könnten wesentlich höher liegen.
Bubnys Fazit:
"Als Zwischenfazit bleibt festzuhalten, daß praktisch alle 1941 aufgestellten Polizeibataillone am Judenmord beteiligt waren, wobei der Grad ihrer Involvierung variierte".
Evaldas Balciunas schreibt in einem Artikel:
b) Einheiten der TDA (Tautinio darbo apsauga; Nationale Arbeitssicherheit), später bekannt als Schutzmannschaften, spielten eine Hauptrolle im Holocaust und nahmen an den Morden an Juden in Litauen und anderen Ländern (insbesondere: Ukraine und Weißrussland) teil;
Und Joachim Tauber schreibt in "Arbeit als Hoffnung: Jüdische Ghettos in Litauen 1941-1944":
"Auch das litauische Personal des berüchtigten Rollkommandos Hamann wurde vom TDA-Bataillon gestellt. Da der litauische Teil des Rollkommandos mach Bedarf zusammengestellt wurde, waren meist einige Dutzend TDA-Angehörige an den Morden beteiligt. Oft trat Hamann die Reise in die Provinz gar nicht mit an, sondern überließ den litauischen Offizieren des Bataillons den Befehl über die Mordaktionen.
Stasys Knezys (im Buch Kauno) vertritt, gestützt auf Vernehmungsprotokolle von TDA Angehörigen und Ermittlungen des KGB, die Meinung, dass bei sogenannten Großaktionen alle Kompanien des TDA-Bataillons zu Exekutionen herangezogen worden seien.
Und Rolf-Dieter Müller schreibt in "Die Wehrmacht: Mythos und Realität":
"Die wichtigste Einheit der bewaffneten litauischen Kollaboration war das TDA-Bataillon Kaunas, dem zuletzt mehr als 1.700 Kollaborateure in sieben Kompanien angehörten. Die Unterstützung der Massenmorde ebenso wie die Wachdienste vor sicherheitsrelevanten Objekten gehörten zum polizeilichen Aufgabenkatalog des Bataillons"
Und Ekaterina Makhotina "Litauen und der Zweite Weltkrieg" S. 214 schreibt:
"Kaunas war der Sitz Karl Jägers und des von ihm geleiteten Einsatzkommandos 3. Hier war auch die Keimzelle für die Ende 1942 bereits 300.000 Mann starke »Schutzmannschaft«, den Verband litauischer Hilfspolizisten. Diese Truppe, am 28. Juni 1941 in die reguläre Selbstschutztruppe "Tautinio darbo apsauga" (TDA) umformiert, wirkte maßgeblich an der Vernichtung der Zivilbevölkerung in Litauen und Weißrussland mit. TDA - Tautinio darbo apsauga - Schutz der nationalen Arbeit - wurde von der LAF im Vorfeld der Vorbereitung des antisowjetischen Widerstands organisiert. Bereits in den Empfehlungen vom 24.3.1941 finden sich Hinweise auf die Formierung des TDA-Bataillons, dass, sobald der Krieg zwischen Deutschland und UdSSR beginne, weiße Armbinden zu tragen habe, um von den Kommunisten unterschieden werden zu können. Die Formierung des TDA-Bataillons begann am 28.6.1941 nach dem Aufruf des Stadtkommandanten von Kaunas, J. Bobelis. Es unterstand der Kontrolle der deutschen Einsatztruppen."
W. Curilla meint in "Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland, 1941-1944" S. 309:
"Mitunter ging der Impuls zu den Exekutionen des Rollkommandos von litauischer Seite aus. Bei den litauischen Hilfskräften handelte es sich um die 3. Kompanie des 1. (13.) Nationalen Arbeitsschutz-Bataillons (TDA-Bataillon). In aller Regel kehrte das Rollkommando, sowohl Deutsche wie Litauer, nach dem Einsatz betrunken zurück und prahlte mit der großen Zahl exekutierter Juden."
Und zuletzt noch einmal Joachim Tauber "Arbeit als Hoffnung" S.37:
Als typisch für die Janusköpfigkeit kann das Verhalten des Stadtkommandanten von Kaunas Bobelis gelten. Er war an der Gründung des TDA-Bataillons beteiligt, und ihm war von der provisorischen Regierung, wie soeben erwähnt, die Aufgabe übertragen worden, für die Juden ein Konzentrationslager aufzubauen. Als Stadtkommandant konnten ihm die Mordtaten, für die das TDA- Bataillon herangezogen wurde, nicht verborgen bleiben. Andererseits berichtet Sara Ginaite in ihren Erinnerungen, Bobelis habe persönlich dafür gesorgt, dass ihr Schwager aus dem VII. Fort freigekommen sei.
Pikanterweise fand im Juli 1941 ein Treffen der drei wichtigsten rechtsradikalen Organisationen Litauens im Militärmuseum statt. Ziel war mit den Nazis zu kooperieren und um schlagkräftig zu sein, sich zu vereinen. Silvia Foti zitiert Zenonas Blynas, Chef der Litauischen Nationalistischen Partei:
"...the next day, he spoke of the diary of Zenonas Blynas, the general secretary of the Lithuanian Nationalist Party. In an entry dated July 31,1941—shortly after the Nazis asserted control over Lithuania—Blynas described Jonas Noreika as wanting to unite the Lithuanian National Party, the Lithuanian Activist Front, and the Iron Wolf Front, which, as we have seen, was a Lithuanian version of the Nazi SA “Brownshirts” in Germany.
The Iron Wolf meetings took place in the Vytautas Magnus War Museum, in Kaunas. Blynas wrote:
The Žemaičiai land LAF delegation arrived. We spoke nearly two hours. Their leader Capt. Jonas Noreika asked us to make a final resolution. Brunius gave the document. Noreika asked [for] our authorization.
The document read:
The Žemaičiai land representatives met in Telšiai on July 29,1941, and knowing and understanding the situation, have decided to create the Žemaičiai delegation from these people:
1) Telšiai region LAF leader Captain Jonas Noreika,
2) Telšiai region police chief and region LAF leader’s assistant Juodikis,
3) Telšiai region chief of staff Ramanauskas,
4) Telšiai region TDA commandant Major Svilas,
5) Plungė LAF leader and TDA chief of staff Lieutenant Alimas,
6) Telšiai region hospital director Dr. Plechavičius,
7) Lithuanian Bank Telšiai branch Director Jurkus.
The delegation was quickly sent to Kaunas with the following declaration:
1) The Žemaičiai declare their region’s unity and understanding regarding our Nation’s destiny in its concerns and invite all Lithuanians with good will to unquestionably find the means to maintain total Lithuanian national unity during this solemn hour....
5) It seems to us that nationwide unity and social justice matters would be more effective in a unified Lithuanian nation. This can and will find a basis of practical common work by sincerely and loyally collaborating with the German Nazi pathway."
Wir befinden uns 2018 im 28. Jahr der litauischen Unabhängigkeit sind. Ok, wir Deutschen sollten vielleicht keine Vorwürfe machen, wenn man unsere eigenen rechten Tendenzen sieht.
Anmerkungen, Ergänzungen, Verbesserungen willkommen!
Telšiai
Maria Himmelfahrt Kirche
Hier stand die erste Kirche 1536, gestiftet von König Zygimantis. Mehrfach ausgebrannt, bauten die Russen hier 1864 eine erste Orthodoxe Kirche. Zum Leidwesen der Litauer. Nach der litauischen Unabhängigkeit kam es zum Streit um die Kirche. Ein Gericht klärte die Besitzverhältnisse salomonisch: es wurde entschieden, dass das Grundstück den Katholiken gehörte, die Kirche aber den Orthodoxen. Man einigte sich auf den Kauf der Kirche und die Orthodoxen bauten sich eine schöne neue Kirche im Kubismus Stil.
Orthodoxe Kirche Foto ©Wikipedia
Vor der Maria Himmelfahrt Kirche sind deutsche Soldaten aus dem II. WK beerdigt
Telšiai ist eine Kleinstadt (zwölftgrößte Stadt Litauens) in Zemaitija, also Nord-West Litauen. Sie liegt an der Strecke Šiauliai-Klaipeda. Ihre Innenstadt zählt zu den sieben geschützten Altstädte Litauens. Interessante Ziele in der Nähe von Telšiai sind der Plateliai See sowie die Raketenabschussbasis in Plokstine.
Maria Himmelfahrt Innenansicht
Die Stadt liegt am See Mastis, die Innenstadt zwischen der Kathedrale (gebaut Ende des 18. Jahrhunderts) und der Maria Himmelfahrtkirche, die beide auf einem der sieben Hügel der Stadt gebaut wurden.
Im Mai 2017 hat es in Litauen ordentlich geschneit. Blick auf den See Mastis.
Insgesamt kann man Telšiai (von der Innenstadt her) am ehesten mit Rokiskis vergleichen. Den jüdische Wohnstil, Juden bildeten seit dem 17. Jahrhundert einen großen Teil der Telšiaier Bevölkerung, kann der aufmerksame Beobachter auch heute noch sehen. Sogar die Treppenstufen zu den Eingängen der Häuser, im Judentum von besonderer religiöser Bedeutung, sind oft noch erhalten.
Die Touristeninformation von Telšiai .
In der Innenstadt schön anzusehen ist das Haus der Touristeninformation. Leider war die Dame nicht sehr informiert und ihr Engagement bestand aus der Herausgabe von Karten der Region. Bei der späteren Kommunikation war das TIC von Telsiai sehr hilfsbereit und freundlich.
Der Telšiaier Uhrenturm mit seinem Bären
1997 betrug der jüdische Anteil der Stadt etwa 51 %.
Kleine Anmerkung dazu: im I. Weltkrieg (Litauen war ja von Russland besetzt), wurden die Juden von den russischen Behörden wegen erwarteter Deutschfreundlichkeit aus dem Kampfgebiet entfernt und ins Kernland gebracht.
Viele kamen nach dem Krieg zurück.
Die Yeshiva von Telšiai . Sie wurde 1940 von den Sowjets geschlossen. Sagt ein Schild an der Hausmauer. Kein Hinweis auf das weitere Schicksal der Telšiaier Juden.
In Telšiai gab es von 1873 bis 1940, als sie von den einmarschierenden Bolschewisten geschlossen wurde, eine berühmte Yeshiva, eine jüdische Hochschule. Die Jahreszahl 1940 steht auch auf der Tafel am Gebäude. Sie galt als eine der größten jüdischen Hochschulen ihrer Zeit und zog Juden aus aller Welt zum Studium an.
Zwei überlebende Yeshiva Leiter siedelten die Hochschule von Telšiai 1941 in die USA nach Cleveland um.
Viele Telšiaier Juden haben den Holocaust nicht überlebt. Man geht in Litauen von 95 % Vernichtung der jüdischen Einwohner aus, die höchste in allen von Deutschland besetzten Gebieten.
Eine hölzerne Synagoge aus Vorkriegszeiten hat die Wirren der Zeit überlebt. Das Haus beherbergt heute einen Hausgeräte- und Möbelladen. Telse Gatve 5. Ich habe leider kein vernünftiges Foto. Man kann es aber sehr gut auf Google Street View sehen.
Kathedrale des Hl. Antonius
Innenansicht der Kathedrale
Beide Kirchen sind schön anzusehen. Die Kathedrale wurde Ende des 18. Jahrhunderts im Stil des Spätbarock/Klassizismus gebaut. Sie ist dem heiligen Antonius von Padua gewidmet und besitzt sieben Altäre.
Im renovierten Kellergewölbe kann man Särge besichtigen. Bei meinem Besuch war das Licht aus und ich habe mich nicht getraut hinunter zu gehen.
Diözese von Telšiai
Neben der Kathedrale steht die Diözese. Sie ruft nach Renovierung, sieht aber immer noch gut aus.
Skulptur Zemaitijer Legenden
Unter dem Hügel, auf dem die Kathedrale steht, hat man eine Statue errichtet, die an die Bremer Stadtmusikanten erinnert. Zu sehen sind Žemaitische Menschenkinder und ein Bärchen auf einem Bären. Der Text lautet Samogitia Patria Una – Hauptstadt von Zemaitija.
Die Figur erinnerte an den litauischen Volksglauben, dass die Bären bei der Erziehung der Kinder geholfen haben. Rubbelt man an der Nase des Bären, kann man sich was wünschen.
Telšiaier Globus
Der Ausblick von hier auf den See Mastis ist schön und das Monument mit dem schönen Namen Zemaitischer Globus.
Kämpfer für Zemaitija - Samogitien
Auf dem Denkmal steht:
"Zur Erinnerung an das Schicksal des historischen Landes Zemaitija (Samogitien), das von 1236-1422 heldenhaft ums Überleben kämpfte sowie der Schlacht von Durbe, die von den den Armeen der Zemaitier gewonnen wurde.
13.7.1260 entschied das Schicksal von Zemaitia, Litauen sowie des gesamten Ostbaltischen Region."
Dziuga Käse der Molkerei Zemaitijos Pienas
Gegenüber dem "Zemaitischem Bären" gibt es ein Ladenlokal des litauischen Dziugas Käse. Dziugas wird sogar bei Lidl in Deutschland vertrieben und stammt von der "Zemaitijos Pienas" Molkerei. Neben dem Dziugas Käse gibt es hier ein Cafe. Der Legende nach gab es einen litauischen Ritter Namens Dziugas, der die Stadt Telšiai gründete. Ob dieser roch wie der Käse ist nicht überliefert. Der Käse ist aber lecker.
Im Heimatmuseum "Alka" kann man typische Antiquitäten der Region besichtigen.
Auf einer Landzunge im Mastis See gibt es ein 1983 eröffnetes ethnografisches Freilichtmuseum, mit 16 alten Gebäuden aus der Region. Also Rumsiskes in kleiner.
Die Stadt Telšiai hat einige berühmte Litauer hervorgebracht, manche davon allerdings auch berüchtigt. Justas Paleckis, Kommunistenführer und litauischer Präsident von Moskaus Gnaden, der abgesetzte litauische Präsident Paksas sowie der erste polnische Präsident Narutowicz. Telsiais erster Bischoff war Justinas Sturginskis. Justinas war wie sein Bruder Augustinas Mitunterzeichner der ersten litauischen Unabhängigkeitserklärung, deren Kopie 2017 in deutschen Archiven gefunden wurde.
Augustinas Sturginskis war der erste litauische Präsident nach der Unabhängigkeit und Führer der litauischen Christdemokraten.
Traurige Berühmtheit erfuhr Telšiai aber durch die Ereignisse beim deutschen Einmarsch am 24.6.1941. Die im Stadtgefängnis einsitzenden Litauer wurden von den abziehenden Sowjets mitgenommen (seltsamerweise zogen die Russen nicht Richtung Šauliai ab, das wäre die östliche Richtung, sondern nach Süd-Ost) und im Wald beim Dorf Rainiai grausamst gefoltert. Die Folterungen sind durch die Litauer und Deutschen dokumentiert und dermaßen grausam, dass ich sie bis heute kaum glauben kann.
Die Wehrmacht rückte in ihrem Blitzkrieg rasant an, trotzdem fuhren die Sowjets im Wald von Rainiai Wasserkocher und Stromgeneratoren auf. Die Gefangenen wurden mit kochendem Wasser verbrüht, mit Strom gefoltert, Gliedmassen abgeschnitten und zum Teil in den Mund gestopft.
Die verscharrten Gefangenen wurden ein paar Tage später von örtlichen Juden ausgegraben. Natürlich nicht freiwillig. Deutsche und Litauer machten die Juden für das Massaker in Rainiai verantwortlich. Für die 76 getöteten Litauer wurden alle örtlichen Juden von den Deutschen und ihren litauischen Helfern erschossen und in Gruben verscharrt.
"Grabstätte des Massakers an Juden" steht auf dem Hinweisschild
Das Schild steht links neben dem Wort "gatve" (Karte unten).
Hier auf der Bing Karte sieht man das obere Wäldchen, in dem die 76 Litauer gefoltert wurden. Mittig im Bild steht die Kapelle. Unten rechts ist ein kleiner Parkplatz, von dem ein Pfad (nach links) zum Ort der Massaker an den Juden führt.
Folgt man dem Pfad zum Grabmal der ermordeten Juden von Telsiai, kommt man durch ein Wäldchen, an dem jeder Baum den Namen eines der litauischen "Märtyrer" trägt.
Holocaust Massengrab
Wald, ein Grabstein, ein paar Erinnerungskieselsteine Hier wurden 1941 tausende litauische Juden umgebracht Klick mich!
Grabstein Rainiai
Kapelle der Märtyrer von Rainiai
Inschriften der 76 "Märtyrer"
An die Märtyrer von Telsiai, wie sie heute genannt werden, erinnern Schilder im Wald von Rainiai sowie eine 1991 gebaute Kirche, auf der alle Namen der ermordeten Litauer stehen.
Auf der Google Karte wäre der Standort das obere kleine Wäldchen.
Rainiu Kankiniu Zudiniu Vieta – Gedenkstätte des Massakers der Märtyrer von Rainiai
Die Gedenkstätte hat scheinbar ihre besten Tage schon hinter sich.
Denkmal für die Märtyrer
Wenn man sich die litauische Erinnerungskultur am Beispiel von Rainiai und Telsiai anschaut, fallen einem zwei Sachen auf. Einmal die Diskrepanz zwischen jüdischem Leiden und das der ethnisch litauischen Opfer. Den 76 litauischen "Märtyrern" baute man nach der litauischen Unabhängigkeit eine Kirche, pflanzte für sie einen Wald, benannte Bäume nach ihnen, exhumierte und untersuchte ihre Leichen 1941 und schrieb viele Artikel (der bekannteste ist der von Vytautas Landsbergis).
Die Juden machte man in der Stimmung der damaligen Zeit (1941) für den Tod der Männer verantwortlich. Ein Jude war nach litauischer und deutscher Propaganda im Gefängnis von Telsiai für die Folterungen verantwortlich. Nachman Dushanski sei es gewesen. Er selber sagte später, er hätte versucht in dieser Zeit seine Familie zu retten.
Aber auch nach der litauischen Unabhängigkeit sah man keinen Grund Mitleid zu artikulieren. Heute erinnert ein Grabstein an den Ort des Massakers.
Die Juden mussten dann auch die 76 verwesten Litauer ausgraben. Und wurden alle umgebracht. In Rainiai. Männer, Frauen und Kinder. Heute erinnert ein kleiner Grabstein an sie. 76 Litauer zu fast 3.000 litauische Juden.
Die zweite Sache die ins Auge fällt ist die Vernachlässigung der Gedenkstätte für die 76 Litauer. Das ist ein gutes Zeichen. Scheinbar ist der litauische Nationalismus nicht mehr so stark wie am Anfang der 90 er Jahre. Vielleicht schämt man sich auch für die unterschiedliche Erinnerungskultur. In den Diensten der deutschen Einsatztruppen standen ja nicht wenige Litauer:
Mehr zu den Rainiai Massakern.
Rombinus
Blick vom Rombinus auf die Memel. In der Ferne sieht man Tilsit (Sowjetsk).
Der Rombinus oder Rambynas auf Litauisch, ist ein etwa 35 Meter hoher Hügel am Nemunas (Memel), der in der litauischen Mythologie eine große Rolle spielt. Man nennt den Rombinus auch gerne den heiligen Berg Litauens.
Er ist einer der prußischen Heiligtümer. Die Silbe Ram- (Rom oder Rum) bedeutet so viel wie ruhig und heilig. Hier wurde den Göttern gehuldigt und das ewige Feuer unterhalten. Das Memeltal um den Rombinus gehört zu einer der schönsten Gegenden Litauens.
Viele berühmte Litauer und Deutsch-Litauer sind auf dem Rombinus begraben.
Der Nemunas, Blick nach Süd-Ost
Lena Grigoleit erwähnt den Rombinus in Ulla Lachauers Buch "Paradiesstrasse". Auch ihr Grab befindet sich auf dem Rombinus Friedhof.
Aber nicht nur für Litauer ist der Berg wichtig, auch für die Touristen ist er ein Anziehungspunkt. Seine Lage an der Memel mit Blick auf Sowjetsk (dem früheren Tilsit) belohnt den Besucher mit wunderschöner Natur und einem tollen Blick.
Wer dann noch alte Geschichten im Kopf hat, wie die des Arztes Brave, den der Jude Ephraim ben Jakob Dudak aus Todesangst um seine kranke Frau über die Memel entführte, oder die erschütternden Tatsachenberichte der hungernden Menschen aus Königsberg, die Nahrung in Litauen suchten (Wolfskinder), oder die litauischen Partisanen um Juozas Luksa, der hier irgendwo den Grenzübertritt von der litauischen Sowjetrepublik in den Westen wagten, der kann hier lange in Gedanken schwelgen.
Eingang zum Rombinus Friedhof
Aber auch ohne Gedanken an die litauisch-deutsche Geschichte ist der Rombinus einen Besuch wert. Wie gesagt, der Blick auf die Memel ist sehr schön und in der Ferne kann man die Silhouette der ehemaligen deutschen Stadt Tilsit sehen.
Hier war früher die Deutsch-Russische (Litauische) Grenze. Litauen war ja lange von Russland besetzt. Heute gehört das Gebiet von Kaliningrad und Sowjetsk (Königsberg und Tilsit) zu Russland und hat leider eine der strengsten Grenzen in Europa.
Grabstein von Christian Donelaitis (Donalitius)
Auf dem Rombinus Friedhof haben Berühmtheiten wie Christian Donelaitis, Martynas Jankus, Lena Grigoleit (sie ist zumindest für die Leser von Ulla Lachauers Buch "Paradiesstrasse" eine wichtige Persönlichkeit) und dem aus Detmold umgebetteten Vydunas (Wilhelm Storost) ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Grabstein von Lena Grigoleit
Auf dem Rombinus gab es einst einen großen Opferstein, der leider 1811 vom Müller Schwarz gesprengt wurde. Der Müller fertigte aus dem Stein zwei Mühlsteine an. Ein Opferstein zum Mühlstein, dass brachte Schwarz natürlich ordentlich Pech. Er begann zu trinken, seine Frau ließ sich scheiden und eines Tages fand man ihn zerquetscht im Kammrad einer Mühle.
So geht jedenfalls die Sage.
Nach einer anderen Version (Deutsches Sagenbuch von Ludwig Bechstein, siehe unten) hat Schwarz sich beim ersten Schlag auf den Stein Splitter ins Auge geschlagen und ist erblindet. Auch seinen Gesellen ging es schlecht.
Man sollte die großen Findlinge auf jeden Fall lieber in Ruhe lassen.
Burgberg am Rombinus
Fährt man vom Rombinus an der Memel entlang, kommt man an einem der vielen litauischen Burghügel Šereiklaukio Piliakalnas vorbei, wo einst die Schalauer in hölzernen Burgen gegen die Ordensritter kämpften. Diese Burgberge gibt es entlang der ganzen Memel bis nach Daugavpils (Dünaburg).
Der Opferstein auf dem Rombinus
Bei der Stadt Ragnit an der Memel, aber drüben jenseits des Flusses, erhebt sich ein bewaldeter und zerklüfteter Berg, der heißt Rombinus. Vorzeiten war auf ihm der alten Litauen berühmtestes und größtes Heiligtum, mit einem riesigen Steinaltar, auf welchem dem Gotte Potrimpos seine Opfer dargebracht wurden. Der Gott selbst sollte diesen Stein an jenen Ort gelegt haben und unter denselben eine goldene Schüssel und eine silberne Egge begraben, weil er der Gott der Fruchtbarkeit und der Ernte. Da war des Opferns auf dem Rombinus kein Ende, und die Sage ging schon damals, solange der Stein auf dem Berge liege, werde Litauen in Glückesblüte stehen, würde aber der Stein hinweggerückt, so werde der Berg selbst einstürzen und Unglück das Land heimsuchen, und diese Sage ging von einem Jahrhundert in das andere, als längst keine Opfer mehr auf dem Rombinus gebracht wurden.
Da kam - im Jahre 1811 soll es geschehen sein - ein deutscher Müller nach dem Dörfchen Barten (Bardehnen) nordöstlich vom Rombinus, der wollte zwei neue Windmühlen anlegen und suchte in der Gegend umher nach festen Steinen. Da kam er auch auf den Rombinus, und der Opferstein dünkte ihm baß geeignet zu seinem Werke. Allein die Umwohner sagten ihm, diesen Stein dürfe er nicht wegnehmen, von dem hange das Glück des Landes ab. Der Müller sagte den Leuten, daß sie noch im heidnischen Aberglauben befangen seien, ging zum Landrat und ließ sich die Erlaubnis schriftlich geben, den Stein wegnehmen zu dürfen. Diese erhielt er, denn der Landrat wollte nicht minder aufgeklärt sein wie ein deutscher Windmüller. Aber siehe da, die Erlaubnis half erst recht nichts, denn es rührte kein Arbeiter ringsumher eine Hand, auch nicht um den reichsten Lohn, den der Müller bot. Jetzt mußte der Müller erst im Lande herumreisen, sich herzhafte und nicht abergläubische Leute zu suchen. Endlich fand er nach langer Mühe drei kecke Gesellen, die erboten sich, den Stein zu sprengen und vom Berge wegzuführen, es war aber keiner von ihnen aus der Nähe des Rombinus. Einer war aus Gumbinnen, der zweite aus Tilsit und der dritte aus Altpreußen bei Tilsit. Jetzt gingen die vier Männer zum Rombinus hinauf und begannen die Arbeit. Der Müller tat den ersten Schlag auf den Stein, da fuhren zwei Splitter davon, die schossen ihm in die Augen, daß er alsobald erblindete und blind blieb sein Lebelang; vielleicht, daß er noch am Leben ist. Der Geselle aus Tilsit krellte sich beim zweiten Schlag, den er tat, den Arm so stark, daß ihm die Markröhre zersprang und er einen dritten Schlag nicht tun konnte. Aber den beiden andern Gesellen geschahe nichts, sie ließen sich auch nicht warnen, überwältigten den Stein und schafften ihn vom Berge herab. Als aber der Gumbinner Geselle nach getaner Arbeit wieder in seine Heimat wanderte, hat er diese nimmer erreicht und ist elendiglich am Wege hinter einem Zaun verstorben. Die goldene Schüssel und die silberne Egge, von der die Sage ging, hat keiner gefunden. Seit der Stein hinweg war, begann der Memelstrom am Berge zu arbeiten und zu nagen und ihn zu unterhöhlen, und im Jahre 1835, im September, geschahe nachts ein donnerähnliches Krachen und war ein großes Stück des Rombinus eingestürzt, und viele fürchteten, es werde noch mehr einstürzen und die alte Unglücksprophezeiung sich erfüllen.
Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, S. 146
Quelle: Wiki Genealogy
St. Peter und Paul Vilnius
Vilnius – gestern und heute. Von Lukas Handschin, Schweiz
St. Peter und Paul Luftaufnahme ©Mantas Adomenas
Unter der Kirche ist ein lustiges Museum. Bitte nicht verpassen: https://alles-ueber-litauen.de/ziele-in-litauen/vilnius/st-peter-und-paul-kirche/museum-st-peter-und-paul
Die Kirche St. Peter und Paul in Antakalnis, erbaut 1668–1675 nach Plänen des polnischen Architekten Jan Zaor.
Beeindruckend sind die ganz in Weiß gehaltenen Stuckaturen und Plastiken im Inneren, mit deren einzigartiger Fülle und künstlerischem Ausdruck sich nur wenige Kirchen in Europa messen können. Sie wurden 1676 bis 1684 von den Tessinern Pietro Perti und Giovanni Maria Galli ausgeführt.
Im ausgehenden 17. Jahrhundert änderte sich das Aussehen des damaligen Vororts Antakalnis, heute ein nobles Quartier, ganz entscheidend. Hatten bislang Holzhäuser die Straße gesäumt, entstanden unter Anleitung von Tessiner Architekten, Stuckateuren und Künstlern Kirchen, Klöster und Paläste. Die beiden aus dem Mendrisiotto stammenden Giovanni Pietro Perti (*1648 in Muggio, †1714 in Vilnius) und Giovanni Maria Galli (Lebensdaten unbekannt) wurden direkt aus Mailand engagiert.
Nach Entwürfen von Perti entstanden die Adelspalais der Sluškas und Sapiehas sowie das vom litauischen Grosshetman Johann Kasimir Sapieha gestiftete Kirchen- und Klosterensemble des Trinitarier-Ordens. Aus den Klosterakten geht hervor, dass als Vorbild für die Trinitarierkiche die nach Plänen des Tessiner Architekten Francesco Borromini aus Bissone errichtete römische Sant’Ivo alla Sapienza diente.
St. Peter und Paul Eingang
Die wunderschöne Decke
Das Mittelschiff
Seitenfiguren
Altar mit Kuppel
Deckenansicht
Blick auf die Orgel
Fotos © Wikipedia und A. Kuck Text © Lukas Handschin
Quelle: Lewonig, Judith. Helvetia und Lietuva. Auf den Spuren der Schweiz in Litauen. Vilnius 2011.
Anfangs des 19. Jahrhundert wurde die Kirche renoviert. Leider kamen die erfolgten Arbeiten aber nicht an das Original heran. Außerdem wurde der um 1700 gebaute Altar nach Polen verkauft. Die auf der Fotogalerie zu sehenden Trommel stammt vom Stifter der Kirche Pac (dessen Vetter das Kloster Pazaislis bauen ließ. Die dortige Kirche wird deshalb auch als "Schwesterkirche" bezeichnet"). Er erbeutete sie bei einem Krieg gegen die Osmanen 1673 (Schlacht bei Chotyn). Die Kirchturmglocken stammen aus einer 2008 in Essen geschlossenen Kirche. In Folge der litauisch-polnischen Aufstände verstärkten russischen Repressionen, wurde die Kirche 1684 geschlossen. Sie diente als Militärlager und Schule. Ein Umbau zu einer orthodoxen Kirche war zu teuer. Sie blieb als einige der wenigen Kirchen während der sowjetischen Besatzung für die Gläubigen geöffnet.
Ganz typisch barock sind die gesamten Decken und Wände mit reicher Stukkatur und figuralen Darstellungen bedeckt und mit Reliefbändern gegliedert.
Ganz untypisch barock ist alles in Weiß gehalten, was der Barockarchitektur die Schwere nimmt und die Kirche unglaublich leicht und fröhlich wirken lässt. Über dem Hauptaltar schwebt ein Schiff aus Kristallteilen, das mit dem herrlichen Stukaturschmuck einen einzigartigen Eindruck bietet.
Obwohl ich die Peter-und-Paul-Kirche mittlerweile schon fünfmal besucht habe, gehört sie zu meinen Lieblingsplätzen in Vilnius und bei jedem Besuch zum Pflichtprogramm." Andrea K.
"Diese Kirche besticht durch die unendlich vielen, weißen barocken Skulpturen.
Absolut sehenswert, wenn man Kirchbesichtigungen mag."
Und unter der Kirche gibt es noch ein einfaches, aber spannendes Museum, das Kellermuseum
Ein Hinweis auf die polnische Vergangenheit von Vilnius. Damals hieß es bei der polnischen Bevölkerungsmehrheit: Wilno.
Tafeln an der St. Peter und Paul Kirche
Die Kirche hat dermaßen viele schöne Details, dass nun noch ein paar größere Aufnahmen kommen:
Bison Ranch Kelme
In Panevezys gibt es eine Zuchtstation für Europäische Wisente, ebenso in Bialystok, einer Stadt in Polen in der Nähe der litauisch – weißrussischen Grenze. Die meisten Litauen Besucher, die über Polen mit dem Auto anreisen, werden an Bialystok vorbei fahren.
Eingang mit Schranke
Im kleinen Litauen gibt es sogar noch eine Bison Ranch, auf der amerikanische Bisons gezüchtet werden. Bisons sind die amerikanischen Verwandten des europäischen Wisents. Bisons haben einen massiveren Kopf, sind größer, haben einen etwas kürzeren Schwanz und können bis zu 50 cm lange Behaarung haben. Die Wisente dagegen nur 20 cm.
Während die Bialystoker Wisente sich frei in den Wäldern bewegen können (wobei frei immer relativ ist: die weißrussische stark bewachte Grenze der "letzten Diktatur Europas" lässt auch die friedlichen Riesen nicht durch), die aus Panevezys zumindest in ihrem großen Gehege ein schönes Leben führen, haben die Bisons von Kelme nur ein schönes Leben auf Zeit. Auf der großen Ranch der litauisch – deutschen Familie Audra und Roland Schelenz bei Kelme, werden die amerikanischen Riesenkühe für den Fleischmarkt gezüchtet. Laut Webseite der Familie Schelenz ist das Fleisch leckerer und gesünder als Rind und als Schweinefleisch sowieso.
Amerikanische Bisons auf der Schelenz Weide
Leider kann man das Fleisch vor Ort nicht kaufen. Der Hof- und das betonte Frau Schelenz- ist ein reiner Produktionsbetrieb und das gesamte Fleisch wird nach Deutschland exportiert. Wie auf den meisten Bauernhöfen ist Besuch nicht so gerne gesehen. Wir wurden trotzdem von Frau Schelenz freundlich aufgenommen und haben einiges über die Vorteile und Probleme der Landwirtschaft in Litauen erfahren.
Hoffentlich wird der Hof irgendwann so touristisch erweitert, dass der interessierte Besucher ein Bison Steak mit einem Svyturys schlemmen kann.
Wäre eine Bereicherung für den litauischen Tourismus!
Der Schelenz Saloon - leider ohne Steaks für uns. Rechts oben die Bisons
Auf den Satellitenfotos sieht man gut die Spuren der Tiere. Kelme an der A12
Plokštine Raketensilo
Ansicht der Raketensilos aus der Luft
Neben dem Plateliai See ist die ehemalige russische Raketenanlage (Plateliai Visitor Centre Didžioji g. 8, Plateliai LT-90420 Plungės raj.) für mich eines der interessantesten Sehenswürdigkeiten der Region Zemaitija. Hier wurde 2012 das "Cold War Museum " eröffnet und man kann geführt durch die komplette Anlage laufen und in die heute leeren Raketensilos schauen.
Eingang "Museum des Kalten Krieges"
Die Raketenanlage (litauisch: "Plokstines raketu baze") war eine sowjetische unterirdische Abschussanlage für nukleare ballistische Raketen. Hier, im spärlich besiedeltem litauischem Waldgebiet, waren die Abschussrampen gut zu verstecken. Praktischerweise waren die Raketen auch näher an ihren Zielorten im Westen stationiert. Stationiert waren R-12 Dvina Raketen (Nato Name: SS-4 Sandal. Die gleichen Raketen wurden von den Sowjets auch in Kuba stationiert, was damals die Kuba Krise auslöste). Raketen dieses Typs waren von 1953 bis 1993 in Betrieb, hatten eine Länge von 22,1 Metern und 1,6 Meter Durchmesser und eine Reichweite von ca. 2.300 Kilometern. In der Basis lagerten 8 Raketensprengköpfe und im nahe gelegenen Šateikiai weiterer Nachschub. Von Šateikiai wurden auch die R-12 Raketen über Sewastopol nach Kuba verschifft.
Als die Amerikaner begannen, ihre Raketen in unterirdische Silos zu verstecken, wollte man es ihnen auf sowjetischer Seite natürlich gleich machen. Man begann bei Plokstine im September 1960 eine der ersten unterirdischen Abschussbasen in der Sowjetunion zu bauen. Von hier aus konnte man mit der R-12 ganz Europa abdecken, der Boden war leicht zu bearbeiten und ausserdem gab es kaum Einwohner (einige wurden umgesiedelt). Mehr als 10.000 sowjetische Soldaten (die meisten waren Esten) begannen 1960 mit den geheimen Bauarbeiten in Zemaitija. Die Arbeiten waren wirklich so geheim, dass die Amis die Basis erst 1978 entdeckten.
Zuständig in der litauischen Raketenbasis war das 79. Sowjetische Raketenregiment.
Die Anlage besteht aus einer Reihe von Tunneln und vier Silos, die zwischen 27 und 34 Metern tief sind. Die Silos sind mit befestigten Deckeln versehen, die man innerhalb von 30 Minuten auffahren konnte und damals in Tarnfarbe gestrichen waren. Das ganze Gelände war mit einem Elektrozaun gesichert. Die normalen 220 Volt konnte man im Alarmfall auf 1.700 Volt erhöhen. Eingesetzt waren 300 Soldaten.
Die vier Raketensilos
Natürlich wurden die Kinder sofort verscheucht. Unter den Silodeckeln geht es fast 40 Meter in die Tiefe
Oberer Rand eines Silos. Oben sieht man gut die Eisenkonstruktion des Silodaches. Das Netz dient der Suizidprävention
Fast 40 Meter tief. Gut, dass die Raketen weg sind!
Hier stand mal ein Alu Tank mit 85 m³ Fassungsvermögen
Im Versorgungsraum für den Raketensauerstoff stand ein 85 Kubikmeter Aluminiumbehälter mit einer Lösung von 27% DiStickstoffpentoxid in Salpetersäure (Stickstoffsäure). Zusammen mit Kerosin diente es als Treibstoff für die Raketen. Von hier ging es über Pumpen und Rohrleitungen in die Silos. Das Zeug war sehr giftig, weshalb Raum und Türen hermetisch geschlossen werden konnten (theoretisch). Nach der Unabhängigkeit nahmen litauische Metallsammler die gesamte Anlage auseinander, natürlich auch den Alutank. Das bekam einigen nicht und es gab Tote zu beklagen.
Schlüssel zum Scharfmachen der Rakete R-12
Propaganda der Sowjets Die Figuren unter dem Soldaten erinnern (gewollt?) an antisemitische Nazi Propaganda
Plokstine Raketenbasis vor der Renovierung (Achtung, die Musik ist nichts für schwache Nerven ;-) )
Nach der Renovierung (Musik ist noch schlimmer)
Ein paar alte Fotos der Raketenbasis von Martin Mikkelson bei flickr
Zentrum Europas Litauen
Das litauische "Zentrum Europas" bei Vilnius
Das von französischen Geologen vermessene Geographische Zentrum Europas liegt an der A 12, etwa 27 km nördlich von Vilnius Richtung Moletai. Wie alle litauischen Sehenswürdigkeiten ist es von der Strasse aus mit Hinweisschildern gut gekennzeichnet.
In direkter Nachbarschaft zu einem Golfclub und einem See mit Bibern, haben die Litauer ihre geographische Mitte feierlich gestaltet. In den Sommermonaten (Mitte Juni bis Ende August) ist sogar ein Infocenter geöffnet, in dem man sich Zertifikate über den Besuch im Zentrum Europas ausstellen lassen kann.
Granitsäule Europos Centras von 2004
Die Litauer sind sehr stolz auf ihre europäische Mitte:
"Ungeachtet dessen, dass einige Länder sich eines geographischen Mittelpunktes Europas rühmen, liegt das tatsächliche und einzige [!] geographische Zentrum Europas in Litauen. Dies haben Messungen des Französischen Nationalinstituts für Geographie ergeben. Diese Tatsache ist auch im Guinness-Buch der Rekorde registriert.
1989 haben Wissenschaftler des Französischen Nationalinstituts für Geographie das geographische Zentrums Europas definiert und anhand der wissenschaftlichen Gravitationszentren-Methode eruiert, dass dieses Zentrum 26 Kilometer nördlich von Vilnius, unweit des Dorfes Purnuskes, liegt.
Die Koordinaten des geographischen Zentrums Europas liegen bei 54°51‘nördlicher Breite und 25°19‘ östlicher Länge. Diese Daten wurden erst nach neuerlicher Ermittlung der Abgrenzungen Europas als Kontinent festgelegt: Norden - Spitzbergen (80°45‘N/20°35‘E), Süden - Kanarische Inseln (27°38,N/17°58,W), Osten - Uralgebirge (67"59‘N/66°10‘E), Westen -Azoren (39°27‘N/31°16‘W).
Als Grenze des Kontinents gelten der Fluss Kara, der höchste Kamm des Uralgebirges, der Fluss Ural, das Kaspische Meer bis zur Halbinsel Apscheron, der höchste Kamm des Kaukasus bis zur Bucht Kuban, dass Schwarze Meer über die Dardanellen und den Bosporus, die östliche Küste der Ägäis (griechisch-türkische Grenze), das Mittelmeer und Gibraltar.
Bei der Ermittlung der Abgrenzungspunkte des Kontinents wurden die Kanarischen Inseln, Madeira und die Azoren sowie Island dem europäischen Kontinent zugeordnet, die Insel Nowaja Semlja aber nicht. Die Lage der Insel Malta mitten im Mittelmeer wurde nicht berücksichtigt, dies würde aber das geographische Zentrum nur um hundert Meter verlegen. Die Messgenauigkeit ist so hoch, das innerhalb eines kartographischen Trapezes der geographische Mittelpunkt Europas nicht mehr als 1.100 Meter in Richtung Nord-Süd und 800 Meter in Richtung West-Ost abweicht.
1992 hat das litauische Parlament das Gebiet um das geographische Zentrums Europas - mit dem Girija-See, dem zu den ältesten [Burgbergen] in Litauen zählenden Schlossberg und dem Grabhügel (heidnische Begräbnisstätte) von Bernotai - zur kartographischen Schutzzone erklärt.
Am Tag der offiziellen Aufnahme Litauens in die Europäische Union am 1. Mai 2004 erfolgte die feierliche Präsentation des neu gestalteten geographischen Zentrums Europas, in deren Rahmen auch die vom bekannten litauischen Bildhauer Gediminas Jokübonis eigens aus diesem Anlass geschaffene Säule aus weißem Granit mit der Sternenkrone enthüllt wurde."
Von der Strasse gut beschildert
Urlaub in Nida
Reisebericht mit vielen Fotos von Bernd Galoci über Nida und die Kurische Nehrung (© B. Galoci)
Die Große Düne bei Nida
Unseren ersten Urlaub in Litauen verbrachten wir im Jahre 1995 in Nida. Wir waren so fasziniert von der Landschaft der Kurischen Nehrung und dort insbesondere von dem Ort Nida, daß wir nicht mehr davon losgekommen sind.
Die Kurische Nehrung war schon immer ein Erholungsgebiet. Auch früher war Nida schon das Zentrum der Nehrung.
Im Jahr 1995, dem 4. Jahr nach der Unabhängigkeit Litauens von der UdSSR, waren die Angebote für Urlauber noch recht spärlich. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Tourismus. Insbesondere aus dem Ausland kamen immer mehr Urlauber, dadurch verbesserte sich auch die Infrastruktur immer weiter.
Die Hotels wurden modernisiert, Ferienanlagen umgebaut und Pensionen entstanden. Auch die Privatvermietung von Ferienhäusern und -wohnungen nahm rasant zu. Die Gastronomie erhielt einen großen Aufschwung. Von Gaststätten mit gehobenen Niveau, Fischgaststätten, Gaststätten mit guter litauischer Küche bis hin zu einfachen Imbissen ist jetzt alles vertreten. Auch wer sich selbst versorgen möchte, hat jetzt mehrere Möglichkeiten.
Erfolgreiche Pilzsuche
Aber der zunehmende Tourismus hat auch seine Schattenseiten. Durch die vielen Touristen, ob sie für einen Tag, für ein Wochenende oder auch länger auf der Kurischen Nehrung bleiben und mit Bussen oder PKW anreisen, wird die Natur in Mitleidenschaft gezogen. Ein weiterer negativer Effekt ist der kräftige Anstieg der Preise für Unterkünfte und Dienstleistungen. Als Urlauber muss man schon genau vergleichen, denn nicht überall stimmt das Preis – Leistungsverhältnis. Die Angebote für Urlauber sind mittlerweile mannigfaltig geworden. Abhängig von den jeweiligen Neigungen und der für jeden zur Verfügung stehenden Zeit, hat man verschiedene Möglichkeiten.
Als Urlauber, der in kurzer Zeit möglichst viel erleben möchte, ist die Buchung über einen Reiseveranstalter die sich auf Baltikum-Reisen spezialisiert haben zu empfehlen.
Möchte man seinen Urlaub jedoch selbst gestalten, hat man die Möglichkeit via Internet eine Urlaubsunterkunft zu buchen. Alle Aktivitäten, ob Fahrrad fahren, wandern, Sightseeing oder einfachen nur Entspannen bleibt einem selbst überlassen. Wer ins Meeresmuseum nach Smiltyne oder nach Klaipeda zu einer Stadtbesichtigung möchte, ist nicht gezwungen mit dem PKW zu fahren. Man hat die Möglichkeit den Bus, der mehrmals täglich zwischen Nida und Smiltyne verkehrt, zu nutzten.
In einem anderen Beitrag, sowie auf der offiziellen Webseite von Neringa wird über die 10 Dinge die man auf der Kurischen Nehrung machen sollte berichtet. Zusätzlich dazu empfehle ich ihnen:
11: machen sie mit dem Kurenkahn, einem Segelboot oder einem Motorboot eine Rundfahrt auf dem Haff, dort sehen sie Nida und die Hohe Düne aus einer anderen Perspektive.
Nida vom Haff gesehen
12: Unternehmen sie eine Bootstour ins Memeldelta nach Kuvertshof und Minge.
Minge
Ventes Ragas (Windenburger Eck) Leuchtturm und Vogelwarte
13: oder fahren sie mit dem Schnellboot von Nida nach Klaipeda und zurück. Buchen kann man diese Ausflüge direkt an den Schiffen im Hafen oder über einen Reiseveranstalter. Infos dazu finden sie an den Aufstellern, die vor jedem Schiff stehen.
14: die örtliche Bibliothek ist ebenfalls einen Besuch wert. Hier finden sie auch viel Informatives über Nida und die Kurische Nehrung. Die Angebote sind natürlich auch Saisonabhängig. Aber jede Jahreszeit hat ihre Reize, es muss nicht immer der Sommer sein um Nida und die Kurische Nehrung zu erleben. Wenn auch ein Teil der Einwohner Deutsch und Englisch verstehen, Russisch fast alle sprechen, so zaubert man ein freundliches Lächeln, mit Atsiprašau, Prašom und Ačiü, auf die Gesichter der Leute.
Einen kleinen Sprachreiseführer gibt es im Buchhandel. Aus der Verlagsgruppe Reise Know-How gibt es die die Kauderwelsch Sprachführer. Unter anderen auch in Litauisch. Dort finden sie die gebräuchlichsten Worte und Redewendungen für den Urlaub.
Am Anfang meines Beitrages über Urlaub in Nida habe ich geschrieben, daß uns Nida sofort begeistert hat. Seit 20 Jahren fahren wir jährlich nach Nida, dabei haben wir die verschiedensten Anreisemöglichkeiten mit dem PKW getestet. Die Anfahrt mit dem Auto durch Polen, mit der Fähre von Travemünde nach Ventspils in Lettland (ungefähr 250 km von Nida entfernt) und die Fahrt mit der Fähre von Kiel nach Klaipeda (ca. 55 Km bis Nida). Für uns ist die Nutzung der Fähre von Kiel nach Klaipeda der Favorit, die Fahrt ist sehr entspannend, und nach der Ankunft noch eine kurze Autofahrt und man ist in Nida.
Ich hoffe ich habe durch meinen Beitrag ihr Interesse auf einen Urlaub in Nida und auf der Kurischen Nehrung geweckt.
Ačiü, iki pasimatymo Nidoje - Danke, auf Wiedersehen in Nida!
Wie ich Nida sehe und empfinde habe ich in einem Video „Mein Spaziergang durch Nida“ zusammengefasst. (Video folgt).
Bernd Galoci
Videoimpressionen von der Kurischen Nehrung
Gurkenfest in Kedainiai – Geschichte und Tradition
Von Edita Mongirdaite
Deko in den Straßen
Gurken gehören untrennbar zur Kultur von Kedainiai. Die Bürger der Stadt können den Gurken nicht entkommen: wo auch immer sie hingehen, überall werden sie gefragt, ob denn die Gurkenernte gut wäre. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wer, wann, wo und warum mit der Gurkenzucht anfing. Glaubt man den Historikern, wurden die Gurken von den Karaiten (Karäer) nach Litauen gebracht. Nach historischen Quellen war der Anbau von Gemüse, inklusive Gurken, schon im 17. Jahrhundert weit verbreitet.
Gurken machen fröhlich
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung in Kedainiai enorm zu. Juden machten damals bis zu 60 % der Einwohner aus. Sie sollen auch das Geschäft mit den Gurken in Kedainiai begonnen haben. Gemüsezucht und Landwirtschaft waren eine Möglichkeit um der Armut und dem Hunger zu entfliehen. Die Eisenbahnlinie, die Kedainiai mit Vilnius, Siauliai, Riga, Moskau und anderen großen Städten verband, verursachte einen enormen Aufschwung des Handels – Gurken aus Kedainiai wurden nun in die Städte von Lettland und Russland transportiert (damals war Litauen vom zaristischen Russland besetzt). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs die Gurkenproduktion weiter. Bilder aus dieser Zeit zeigen riesige Gebiete mit Gurken und Tomaten. Die Gurkenproduktion entwickelte sich zu einem guten Geschäft für einige große Farmer.
Gurkenanbau in der Litauischen Sowjetrepublik
In der sowjetischen Zeit nach dem Krieg ging die Gurkenproduktion wieder los. Sie gab vielen Familien in Kedainiai einen zusätzlichen Verdienst, obwohl die Behörden versuchten das Gurkengeschäft einzuschränken. Schafften sie aber nicht. So hörte die Popularität für Gurken in Kedainiai nie auf und nach der litauischen Unabhängigkeit beschloss man die Gurke mit einem Fest zu ehren. Das erste Gurkenfest wurde dann 1997 gefeiert. Seitdem findet es jeden Sommer, am zweiten Samstag im Juli, statt.
Gurkensuppe
Natürlich steht beim Gurkenfest die Gurke im Mittelpunkt. Die Stadt Kedainiai und die umliegenden Dörfer präsentieren sich jeweils in dekorierten Holzbüdchen, in denen die Gäste unterhalten werden mit Musik, Spielen und Rätseln. Das Publikum wird aktiv eingebunden und hat die Möglichkeit normale und auch außergewöhnliche Gerichte aus Gurken zu probieren.
Am 11. Juli 2015 kam es zu einem litauischen Rekord beim Gurkenessen. Beim 18. Gurkenfest von Kedainiai haben 1000 Besucher gleichzeitig eine Gurke gegessen. Das waren 147 kg. Rekord, wie die Agentur "Faktum" feststellte.
Das Gurkenfest ist familienfreundlich: es gibt keinen Alkohol! Jedes Jahr gibt es etwas Neues,
aber immer gibt es eine Menge Gurken!
Birzai Aussichtsturm
Umgestürztes Boot – diesmal aber zum Glück der Touristen
Von Raimundas Binkis, Birzai
Den neuen Moden darf der Staat und die Gesellschaft Litauens auch nicht entkommen. Derzeit ist es modisch geworden, neue Aussichtstürme zu bauen – man kann im Internet mehr als 20 solcher Objekte finden, manche sind älter, manche neuer.
Einer der letzten dieser neuen Türme in Litauen ist ein Turm in der Birzaier Region, nämlich im Dorf Kirkilai, etwa 8 km von Biržai entfernt. Wenn man mit dem Auto oder Motorrad unterwegs ist, sollte man die Richtung Kirkilai Dorf aus Birzai wählen, dann, schon im Dorf angekommen, steht ein braunes Schild, das nach rechts, auf die Kirkilaier Seen (Seenplatte) zeigt.
Richtungszeiger (Karstseen)
Dann, nach einem Kilometer Schotterpiste – steht man neben ihm. An einem Parkplatz mit Informationstafel und auch Biotoiletten.
Der Parkplatz vom Turm gesehen
Der Aussichtsturm
Der Aussichtsturm ist in Form eines auf das Ende gestellten Kanus gebaut worden – sieht ganz originell aus. Ich bin nicht sicher, ob es irgendwo etwas ähnliches gibt. Die Gesamthöhe des Turmes ist 31,7 Meter. Wenn man nach oben durch die metallische Treppe heraufgeklettert ist, findet man eine Aussichtsplattform, von der man eine wunderbare Aussicht auf die Umgebung hat. Auf dem Turm bemerkt man sofort, wie tatsächlich grün das litauisches Land ist – überall Wälder, verschiedene Pflanzen und nur hier und da irgendwo scheint es auch ein paar kleine Dörfchen oder einzelne Häuser zu geben.
Vielleicht das größte umgestürzte Kanu, das man finden kann
Im Zentrum der Idee um dem Turm und des Aussichtspunktes stehen die wunderschönen Kirkilaier Seen. Die Seen sind karstischer (1) Herkunft, sind ganz interessant für Geologen und Botaniker (es wachsen darin z.B. sogenannte purpurfarbene Schwefelbakterien, die, soweit der Autor weiß, in Europa nur noch irgendwo in Italien zu finden sind) und sehen ohne Zweifel schön aus – aus der Land - wie auch aus der Vogelperspektive. Nicht vergleichbar natürlich mit dem Bodensee – aber der Große und die Kleinen sind eventuell nicht miteinander vergleichbare Dinge.
Der Blick von oben
Mitte links wurden die Bilder vom Angeln gemacht, als ein Reh durch den See schwamm
Die berühmten Kirkilaier Karstseen (Blick aus dem Turm)
Der Pfad um die Seen herum: man kann so kleine Sümpfe überqueren
Also, wer möchte die Phänomena (Seen als wichtigstes Objekt) aus näherer Ansicht erfahren, der kann leicht in Biržai ankommen und neben anderen schönen Sehenswürdigkeiten auch den neuen Kirkilaier Turm besichtigen – um so mehr, als das auch jeder Deutsche sicher sein kann, als EU Steuerzahler einen kleinen Teil davon beigebracht zu haben (kostete der Turm etwa 0,5 Mio Euro aus dem EU Haushalt). ;-)
Fotos © Raimundas Binkis
1-Karstseen entstehen durch Einbruch unterirdischer Höhlen. Unter den Seen befinden sich Gesteinsschichten wie Gips, Kalk und Dolomit, die sich mit der Zeit durch Wasserausspülung lösen, Hohlräume bilden und irgendwann einstürzen.
Im Raum Birzai gibt es sehr viele solcher Höhlen und Karstseen. Auch Häuser wurden durch den Karstuntergrund geschädigt.
Toharat Ha Kodesh Synagoge
Choral Synagoge
Für uns etwas leichter auszusprechen ist die gebräuchliche Bezeichnung der einzigen noch existierenden Synagoge in Vilnius:
Choral Synagoge.
Ihr Name kommt von dem Chor der Synagoge, der für die damalige Zeit in Litauen revolutionär war. Gottesdienste mit Chor gab es öfters in deutschen Synagogen.
Gab es in Vilnius vor dem deutschen Einmarsch 1941 noch über 100 Synagogen (um 1900 war die Hälfte der Bevölkerung jüdischen Glaubens), hat nur die Choral Synagoge der deutschen und anschließenden sowjetischen Besatzung standgehalten. Die deutschen Besatzer nutzen das Haus, weshalb es den Krieg überdauerte.
Nach dem Krieg wurde in der Synagoge ein Metall verarbeitender Betrieb untergebracht. Die Vibrationen der Maschinen haben den Backsteinmauern im Laufe der Zeit starken Schaden zugefügt.
Innenraum der Choral Synagoge
Mittlerweile ist die aus dem Jahre 1903 stammende Synagoge wieder schön renoviert und steht den Gläubigern und den Besuchern zur Verfügung.
Um hinein zu kommen muss man am Tor klingeln. Ein etwas grimmig schauender Herr öffnet dann das Tor (ich glaube, er hat mir schon 1994 die Tür aufgemacht). In der Synagoge hat uns Frau Sheifer den Innenraum gezeigt und erklärt.
Frau Sheifer (Mitte) spricht mehrere Sprachen.
Interessant war auch ihr Hinweis, dass früher aus religiösen Gründen ein Jüdisches Haus immer auf Treppen betreten werden musste. Von nun an haben wir sehr oft Treppen in Litauen gesehen, die uns vorher nie aufgefallen waren.
Die Führungen werden immer von verschiedenen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde gemacht.
Die Ränge oben sind für die Frauen vorbehalten, Männer beten unten.
Ein Besuch in der Chor Synagoge kann man sehr gut mit einem Rundgang um die Innenstadt verbinden. Kommt man aus der Altstadt durch das Tor der Morgenröte (Ausros Vartai), biegt man nach rechts ab auf die Bazilijonu Gatve.
Nach der Synagoge kommt das Vilnius Gaon Museum.
Placioji Gatve
Vilnius
Ein 360° Panorama der Synagoge gibt es bei Synagogen360°
10 Dinge,
die Sie auf der Kurischen Nehrung machen sollten...
Vom TIC Nida
1 – Am Morgen setzen Sie sich auf eine Bank und genießen den sogenannten Italienblick
Zwischen Kiefern und Laubbäumen hindurch kann man den Blick von oben über die unten stehenden Fischerhäuser, über das glänzende Haff weit bis zum Bullwikscher Haken (lit. Bulvikio ragas) schweifen lassen. So ein traumhaftes Naturpanorama, das sich vom Schwiegermutterberg in Skruzdynė (nehrungs-kurisch „skruzde“: Ameise) offenbart, wurde von den Künstlern und Photographen am Ende des XIX. Jahrhunderts – in der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts als „Italienblick“ genannt. Es gibt keine genauen Angaben, wann und warum dieses Panorama so eine Bezeichnung bekommen hat. Viele Künstler, wie B.F.Behrendt, E. Wirth, W. Riemann, M. Pechstein, E. Mollenhauer und andere, verewigten das herrliche Landschaftsmotiv, das bei ihnen sehr beliebt war, auf ihren Gemälden. Im Jahr 1930 ließ sich Thomas Mann ein Sommerhaus auf dem Schwiegermutterberg bauen und seitdem ist der „Italienblick“ sehr eng mit dem Namen des Schriftstellers verbunden. Verpassen Sie nicht die Gelegenheit den Blick, der noch lange in Erinnerung bleibt, zu genießen... (Skruzdynės g. 17)
2 – Besuchen Sie eine einheimische Bäckerei und lassen Sie sich bei einer genussvollen Morgen-Tasse Kaffee verwöhnen
Ein Urlaub ohne Entspannung bei einer Tasse Kaffee ist kaum vorstellbar. Besuchen Sie die einheimische Bäckerei „Gardumėlis“. Sie befindet sich in der Pamario Str. 3. Hier könnenSie viele Köstlichkeiten, von Karottenkonfekt bis Vollkornbrot, finden. Kosten Sie den schmackhaften Kuchen, der nach alten Rezepten gebacken ist, und trinken Sie eine Tasse leckeren, duftenden Kaffee…
3 – Lassen Sie sich auf dem Foto mit legendärem Ben (V. Kernagis) verewigen
Vytautas Kernagis (1951-2008) ist Schauspieler, Liedermacher, Sänger und Anfänger der Bardenpoesie in Litauen. Die unvergessliche Rolle von Ben im Kinofilm „Maža išpažintis“ (Die kleine Beichte) hat für immer V.Kernagis mit Nidden (Nida) verbunden. Im Jahre 2009 wurde die vom Bildhauer Romualdas Kvintas hergestellte Skulptur für V. Kernagis in Nida enthüllt. Der in der Skulptur verewigte V. Kernagis wartet immer auf Freunde, die sich neben ihn hinsetzen und ein Foto zur Erinnerung machen möchten.
4 – Entdecken Sie ein im Bernstein eingeschlossenes Insekt
Im Bernstein-Museum von Kazimieras und Virginija Mizgiriai (Pamario g. 20) kann man eine eindrucksvolle Bernsteinkollektion sehen. Im Museum wird die Geschichte des Baltischen Bernsteins vorgestellt: seine Entstehung, seine Morphologie, Farbvariationen. Die Besucher können eine Kollektion mit großartigen Einschlüssen bewundern und Amulette aus dem Schwarzortschatz anschauen. Das Museum präsentiert auch eine Werkausstellung der berühmtesten litauischen Künstler. Im Museumgarten können Sie spazierengehen und entlang der „Bernsteinstraße“ die Ausstellung, die im Garten eingerichtet ist, und natürlich ein im Bernstein eingeschlossenes Insekt sehen.
5 – Probieren Sie authentische Fischerschuhe an
Auf dem ethnographischen Fischergehöft (Naglių g. 4) sehen Sie ein authentisches Fischerhaus, wo eine Ausstellung der Inneneinrichtung mit altertümlichen Möbel, Haushaltsinventar und Werkzeug eingerichtet ist. Der Hauptakzent der Ausstellung sind die Fischerschuhe, die zum Eisfischen auf dem Eis des Kurischen Haffs geeignet sind. Auf dem Gehöft werden alte Fischerboote – Kurenkähne – ausgestellt. Kommen Sie vorbei, um die Gewohnheiten des Fischerlebens kennenzulernen.
6 – Entspannen Sie sich und genießen Sie die frische Luft
Im Tal der Stille beginnt der Lehrpfad, der durch den Bergkiefernwald führt. Beim Spaziergang durch die Bergkiefernwälder atmen Sie die frische Luft, sehen eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Sie lernen auch die Bergkiefer (lot. pinus montana), die im XIX. Jh. aus Dänemark auf die Kurische Nehrung kam, kennen. Da der Sand früher eine stetige Gefahr für die Ortschaften auf der Kurischen Nehrung war, wurden die Bergkiefern gepflanzt, um die Wanderung der Dünen aufzuhalten. Weit ausgebreitetes, stark verzweigtes Wurzelsystem der Bergkiefern befestigt sehr gut den wandernden Sand. Die Bergkiefer ist nur 2 Meter hoch, der Stammdurchmesser kann 8-10 Zentimeter erreichen. Im Bergkiefernwald atmen Sie die frische, mit Phytonziden angereicherte Luft. Diese Elemente verbessern nicht nur die Laune, sondern sie heilen und stärken auch die oberen Luftwege.
7 – Überprüfen Sie die Uhrzeit auf der Parniddener Düne
Die 52 Meter hohe Düne bietet eine wunderbare Aussicht mit einem perfekten mathematischen Horizont. Hier ist der Aussichtspunkt eingerichtet, von dem man die Schönheit der Dünen, des Kurischen Haffs, des Meeres, der Wälder und auch das Panorama von Nida bewundern kann. Das ist der einzige Platz in Litauen, wo man sehen kann, wie die Sonne frühmorgens aus dem Kurischen Haff auftaucht und abends in der Ostsee versinkt. Im Jahr 1995 wurde der Sonnenuhr-Kalender auf der Düne errichtet. Der Kalender zeigt die exakte örtliche Zeit. Prüfen Sie, ob Ihre Uhrzeit mit dem Rhythmus von Nida übereinstimmt.
8 – Probieren Sie frisch geräucherten Fisch
Die Fischerei auf der Kurischen Nehrung war noch in alten Zeiten nicht nur eine von den Haupttätigkeiten sondern auch eine Lebensweise. Also, es ist klar, warum der Fisch hier so wichtig ist. Der Fisch wurde anstatt Fleisch, Brot und Gemüse gegessen. Der geräucherte Fisch gehörte immer zum Festtisch. Auch heute duftet der geräucherte Fisch auf den Straßen der Ortschaften von Neringa (besonders in Juodkrante) sehr angenehm. Geräucherter Aal, Brasse, Bass und Stint können Sie in Gaststätten und Restaurants probieren oder direkt in den lokalen Räuchereien kaufen.
9 – Probieren Sie Step Aerobic aus
Laufen Sie die 200 Stufen zum Urbo-Berg hoch und besichtigen Sie den Leuchtturm von Nida. Die Benennung von diesem Berg entsteht aus dem Wort „urbti“, d.h. die Löcher für Pflanzen im Sand ausheben. Der Urbo-Berg war eine der ersten bepflanzten Dünen. Auf dem Berg steht der Leuchtturm von Nida. Das ist ein 29,3 Meter hoher runder Stahlbeton-Leuchtturm. Der Steinweg mit 200 Stufen führt zum Leuchtturm. Der Leuchtturm blinkt Signale, die eine Reichweite von ca. 22 Seemeilen (41 Kilometer) haben. Besuchen Sie den Leuchtturm jederzeit und Sie werden erstaunt sein, welche einzigartige Atmosphäre er ausstrahlt.
10 – Nutzen Sie das kostenfreie SPA und sammeln Sie neue Energie
Auf der Kurischen Nehrung müssen Sie unbedingt an die Ostsee gehen. Am Strand können Sie das wilde Treiben der Wellen auf der Ostsee beobachten und sich entspannen. Außerdem können Sie eine unterhaltsame Fotoshooting veranstalten oder ein eigenes Souvenir – kleinen Stein, Bernsteinstück oder vom Meer poliertes Glasstück - finden. Die tapferen Besucher können im kühlen, an Mineralsalzen reichen Seewasser baden. Wir sind überzeugt, dass die Meerestherapie eine wohltuende Wirkung hat. Der Strand ist das größte SPA unter dem offenen Himmel. Verpassen Sie nicht die Gelegenheit, neue Kräfte und frische Energie zu sammeln.
Veröffentlicht mit Erlaubnis des Touristen Informations Zentrum Nida nach einer Idee von Rasa Kocyte
KGB Museum
KGB Museum Außenwand mit Namen der Ermordeten der Jahre 1945-46
Das sogenannte Museum der Opfer des Genozids, gerne auch nur KGB Museum von Vilnius genannte Gebäude, liegt am Gedimino Prospekt, der Hauptachse im Zentrum von Vilnius. Hier gibt es Theater, Restaurants und einige Hotels. Vergleichbar ist die Straße - (sie hieß bisher, je nach momentaner Herrschaft: ulica Mickiewicza (poln.), Adolf Hitler und Lenin Straße) vielleicht mit der Königsallee. Geht man am KGB Museum vorbei, gelangt man zum litauischen Parlament und zur Neris.
Das Museum diente nach der Unabhängigkeit 1990 alleine als Erinnerung der Verbrechen der Sowjets. Bis 2011 gab es hier keinerlei Erinnerung an die Verbrechen der Nazis, obwohl hier das Gestapo Hauptquartier von 1941 bis 1944 untergebracht war. Im litauischen Holocaust, von den Deutschen organisiert und verantwortet und mit den Litauern vollzogen, kamen 200.000 litauische Juden ums Leben.
(Der Holocaust wurde wahrscheinlich erst nach internationalem Druck erwähnt!).
Von jüdischer Seite wird das Genozid Museum (hier ist das LGGRTC "Völkermord und Widerstandsforschungszentrum von Litauen" untergebracht) deshalb auch als Museum des Holocaust Leugnens bezeichnet, weil die Maßnahmen der sowjetischen Besatzer gegen die Litauer auch als Genozid, also Völkermord angesehen werden. Ironie: ein doppelter Holocaust. Dazu zählen die Deportationen vom Juni 1941 und die Maßnahmen gegen die Bevölkerung und die Partisanen ab 1944. Wenn man die Gewalt, die die Bolschewisten in den besetzten Ländern angewendet haben (tatsächlich galt diese Gewalt auch gegen Juden) als Völkermord bezeichnet, was Quatsch ist, kann die interessierte Seite diesen Genozid miteinander aufwiegen. Die Nazis kreierten die These, Juden seien Kommunisten. Die Kommunisten begingen den "Genozid" an den Litauern. Also war die eigene Beteiligung am Völkermord gegen die Juden leicht zu rechtfertigen. Für interessierte Leser gibt es in der Rubrik Geschichte sehr viele Informationen zu diesem Thema. Einen ausführlichen Artikel gibt es auch bei Defending History "Lithuania's Museum of Holocaust Denial"
Bis heute wird Jonas Noireika (und andere) in Litauen verehrt, obwohl Noreika ein Nazi war und als Kreischef von Siauliai die Befehle für die Errichtung von Ghettos unterschrieben hat. Das "Genocide and Resistance Research Centre of Lithuania" meint, die Beweislage sei nicht eindeutig. Für mehr Infos einfach Noreika in die Suchfunktion eingeben.
Litauen hat viel erleiden müssen.
Deportiert wurden im Juni 1941 Litauen und Juden! Bei den Zahlen oben fehlen die sowjetischen Kriegsgefangenen, die die Deutschen einfach verhungern liessen. Solche Schilder, die überhaupt Juden als Opfer erwähnen, gibt es erst seit 2020. Kann man hier von Genozid an Litauern sprechen?
Wir möchten da nicht rein - Demokratie ja klar!
Von außen erkennt man das KGB Museum schon an den in die Häuserwand eingemeißelten Namen von 199 (1945-1946) ermordeten Litauern. Das Gebäude spiegelt die bewegte litauische Geschichte wider. Es stammt aus der Zarenzeit und wurde 1899 als Gericht von Vilnius eröffnet. Während der litauischen Unabhängigkeit (1918 bis 1920) beherbergte das Haus den Sitz der litauischen Armee. 1920 eroberte Polen (Pilsudski) Vilnius und das umliegende Gebiet und es gab hier wieder eine Justizbehörde.
Unschön wurde es, als die Rote Armee Litauen 1940 überfiel. Für die nächsten Jahre diente das Haus an der Gedimino Chaussee der Unterdrückung von Andersdenkenden. Kurz waren 1941-1944 auch die Deutschen mit ihren Sonderkommandos hier untergebracht.
Die sowjetischen Unterdrückungsorgane (NKVD und NKGB) bauten den Keller zur Folterkammer und Gefängnis aus. 1940 begannen Aktionen gegen die Litauer, denen nicht getraut wurde, die sich gegen die Verstaatlichung wehrten, die wohlhabender als andere waren, oder die ganz einfach von den Nachbarn angeschwärzt wurden. Die Deutschen machten während ihrer Zeit in Vilnius fleißig weiter, bis wieder die Russen das Ruder übernahmen. Jetzt ging es richtig los. Da die Litauer sich gegen die Besatzung wehrten (Waldbrüder) nahm die Härte der Besatzer weiter zu und Folter und Mord waren an der Tagesordnung.
Die sogenannten Kisten. Gefangene wurden hineingesteckt, während ihre Dokumente bearbeitet wurden.
Der Erschießungskeller. Multimedial wird der Horror nähergebracht!
Ich habe das Museum 1995 und 2014 und 2021 besucht. Jedesmal waren die Zellen, besonders die Gummizelle imposant. Neu ist die Möglichkeit zur Besichtigung des Erschießungskellers, in dem man auf Glasboden läuft. Der ehemalige Betonboden war so gemacht, dass das Blut der Erschossenen durch die Kanalisation abfließen konnte. Die gruselige Atmosphäre wird durch Filmeinspielungen noch verstärkt. Mehr als 1.000 Gefangene wurden hier erschossen oder zu Tode gefoltert. Die Foltermethoden werden im Museum gut beschrieben, ich glaube, sie werden auch heute noch weltweit angewendet.
Gang durch die Gefängniszellen
Heute sind hier neben dem Museum für die Opfer des Völkermords auch noch Spezialarchive und das Zentrum zur Erforschung von Völkermord und Widerstand (Untersuchungen über den Holocaust in Litauen sowie die sowjetischen Verbrechen) untergebracht.
Die Gummizelle. Hier konnte man Foltern ohne die Nachbarn zu stören.
Eingang des Museums
Kontroll und Abhörraum
Zelle
Da das KGB Museum quasi von den Sowjets übernommen wurde und mehr oder weniger originalgetreu erhalten ist (an den Wänden wurden 18 Schichten Farbe gefunden), lag der litauische Konzeptionsschwerpunkt nach der Unabhängigkeit darin, den Unterdrückungsapparat der russischen Besatzer deutlich zu machen. Bis heute ist eine kleine Ausstellung über den litauischen Holocaust hinzu gekommen, die an die 200.000 litauischen Juden gedenkt, die 1941 durch die Deutschen und ihren litauischen Helfern Hitlers Wahn zum Opfer fielen.
Einer der bekanntesten Insassen war der Partisanenführer Adolfas Ramanauskas (Codename Vanagas). Er war zweiter Vorsitzende des Präsidiums der Widerständler nach Jonas Zemaitis. Nach Verrat wurde er im Oktober 1956 gefangen genommen und im Vilniuser KGB Gefängnis gefoltert und verhört. Im Krankenhaus wurden anschliessend Wunden, zerstochene Augen und fehlende Hoden festgestellt. Ramanauskas wurde 1957 erschossen.
Museum für die Opfer des Völkermords
Katakomben der Kathedrale Vilnius
St.Stanislaus und St. Ladislaus Kathedrale Vilnius
Kuppel der Kathedrale Vilnius
Unter der St. Stanislaus und St. Ladislaus Kathedrale, der ältesten und größten Kirche Litauens, gibt es einige Krypten, die man besichtigen kann. Bis heute hat man 27 Krypten unterschiedlicher Größe gefunden, wovon man einige besichtigen kann. Die kleinsten dieser Kammern sind einfache Einlasse in den Kirchenboden, in die die Särge abgelassen und mit Erde aufgefüllt wurden. Darauf kam dann wieder der Fußboden.
Gräber
Die drei Heiligen über dem Eingang der Kathedrale
Während die heutige Basilika jüngeren Ursprungs ist (das heutige Aussehen stammt von 1780) und die hölzernen Skulpturen über dem Haupteingang 1950 zerstört und 1996 durch Blechfiguren ersetzt wurden, bergen die Katakomben die wirklich alten Schätze Litauens.
Mauerreste
So befinden sich hier im Untergrund die ältesten Mauern eines Tempels aus dem 14. Jahrhundert (Ziegelsteine, die wirkliche Bedeutung kann man heute nicht mehr bestimmen) . Wichtige litauisch/polnische Persönlichkeiten sind hier im Untergrund beerdigt worden. Neben Vytautas dem Großen und seiner Ehefrau Ona wurde hier als einziger polnischer (zur polnischen Problematik) König und litauischer Grossfürst Alexander beerdigt. Vom polnischen König Wladislaw Wasa (der in Merkine gestorben ist), sind in den Katakomben Herz und Eingeweide bestattet. Wasas Wille war, dass nur das Herz nach Vilnius, der restliche Körper in Krakau zur Ruhe kommt. Es gab aber wohl bei der Umsetzung Probleme und so hat man dem Armen alle Organe entnommen und in Vilnius war man überrascht.
Der "Katakombenführer" erklärt das Grab von Barbora Radvilaite am Modell
Durch Zufall hat man auch das bis dahin unbekannte Grab von Barbora Radvilaite gefunden. Bei einem der häufigen Hochwasser wurde 1931 ihr Grab freigespült. Sie wurde nach ihrem Tod nur provisorisch in einem kleinen, bis dahin unbekannten Grab bestattet.
Barbora soll eine der schönsten Frauen der damaligen Zeit gewesen sein. Tomas Venclova äußert sich etwas skeptisch über ihren Charakter, entgegen ihrer im Allgemeinen positiven Darstellung. Sie war die zweite Ehefrau des polnischen Königs Sigismund II. August, starb aber schon fünf Monate nach ihrer Krönung in Krakau.
Auch Sigis erste Frau, Elisabeth von Habsburg hat die Ehe nicht überlebt. Sie starb mit 19 Jahren und wurde ebenfalls in einer Krypta, unter der heutigen Kathedrale beigesetzt. Nach der Entdeckung der Grabstätten begann man mit Plänen, unter der Kathedrale ein Mausoleum zu errichten. 1936 waren die Hauptarbeiten abgeschlossen und man lagerte die sterblichen Überreste von Alexander, Barbora und Elisabeth, sowie die Innereien von König Wasa in Särge, die man auf kleinen Plattformen ausstellte.
Neben dem hohen Grundwasser und den regelmässigen Überflutungen, hat der Brauch, die Körper mit Ätzkalk zu bestreuen, viele heute interessante Spuren vernichtet. Den Rest haben dann noch plündernde Soldaten besorgt (in Litauen war ja immer viel los, Franzosen, Russen, Deutsche usw.).
Neben der ältesten Mauer Litauens kann man hier in einem Spiegel auch die älteste Wandbemalung (15. Jahrhundert) Litauens sehen. Sie ist in einer Nische, die Besucher nicht betreten können und so kann man sie nur durch den Spiegel sehen. Dieses Fresco wurde erst 1985 gefunden und stellt Jesus mit Maria und Johannes dem Täufer dar. Geschichtlich interessant dabei ist die Beschreibung der Enstehung der Malerei. So soll der Maler einen orthodoxen Hintergrund gehabt haben und von einem Christen angeleiteit worden sein. Man wird wieder an Tomas Venclovas Worte erinnert, dass Vilnius immer eine internationale Stadt und zu dieser Zeit ruthenisch und polnisch die Sprache der Gebildeten war.
Fresco aus dem 14. Jahrhundert (hier eine Kopie, das Original ist hinter der Gittertür durch einen Spiegel zu sehen)
Durch den Spiegel kann man das vesetzte Fresco sehen.
Grundwasser dringt in die Katakomben ein
Hochwasser auf dem Kathedralenplatz 1931
Nach den Hochwässern von 1930 und 1931
Die Kathedrale selber war durch mehrere Hochwasser im Jahre 1930 und mehr noch 1931 stark beschädigt. Überall gab es Risse und die Wände mussten (auf litauische Weise) abgestützt werden. Man begann den Untergrund der Kathedrale eingehend zu untersuchen und fand bisher unbekannte Krypten. Hölzerne Stützpfeiler wurden gegen Betonpfeiler ausgetauscht. Insgesamt 279 Stützen wurden teilweise metertief in den Boden gerammt, um die Kathedrale besser zu stützen.
Dicke Betonklötze stützen die alten Wände
Man begann die unterirdischen Krypten auszubauen und für Besucher zu öffnen. Dicke Betonblöcke stützen zusätzlich die Wände ab. Das Mausoleum mit den Überbleibseln vom Großfürsten und den Ehefrauen des polnischen König Sigismund wurden 1939 beendet.
Website des Infocenters der Kathedrale: BPmuziejus
Für den Besuch der Katakomben muss man sich einer Gruppe (mind. 10 Personen) anschliessen und vorher reservieren. Die Führung kostet 3 Euro. Es gibt auch ein Kombiticket mit Besichtigung des Glockenturms.
Führungen in Fremdsprachen kosten 18 Euro. Es gibt einen Guide der Deutsch spricht, ob diese Touren möglich sind, muss man am besten telefonisch erfragen.
Anmeldungen unter Tel.: 00370-(8)52697800 Email: katedrospozemiai(at)bpmuziejus.lt
Unsere Meinung: Machen!
Man kann die Besichtigung problemlos auf eigene Faust machen. Sind sie unsicher, können sie auf die Dienste der Touristenführer von Vilnius zurückgreifen. Die reservieren dann die Tickets und zeigen ihnen die anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Vilniusguide.
Oldtimermuseum / Motormuseum Bauska
In Bauska gibt es ein kleines nettes Oldtimermuseum, in dem russische, deutsche Autos und Motorräder ausgestellt sind.
Das Museum ist total neu und aufwendig renoviert und wirkt etwas deplaziert für die kleine Stadt Bauska. Wahrscheinlich sind hier auch EU-Gelder geflossen.
Der Besuch lohnte sich für uns, die Oldtimer waren interessant.
Horch 830 BL von 1935
Der Horch kam mit einem Offizier der Roten Armee von Deutschland nach Riga. Es fuhr in Vladivostok und Saratov.
Der Wagen hat 3,5 Liter Hubraum und 75 PS.
Puch
K-750M Kopie der BMW R-71 von 1965
Der grüne hinten ist der "Baltische Jeep"
Der Jeep wurde 1995 kurz nach der Wende in Lettland gebaut und war der erste Allradwagen, der dort gebaut wurde.
Der Rahmen stammt vom russischen Hersteller UAZ, der Motor kam von GAZ-24 (Volga) oder von einem Iveco Diesel.
2,4 Liter und 102 PS.
Moskvic 1958
Die Adresse vom Museum ist:
Motormuzejs
Sarkanmuiza 6
Bauska
Kedainiai Übersicht
Kedainiai ist eine Stadt mit knapp 30.000 Einwohnern an der Via Baltica (zwischen Kaunas und Panevezys) und ziemlich zentral in Litauen gelegen. Die Stadt ist eines der litauischen Überraschungen, die man eher zufällig besucht, ohne viel zu erwarten und die dann enorm viel zu bieten haben.
Zum Artikel Kedainiai Minarett
Zum Artikel Kedainiai Shoa
Synagogen Kedainiai links die Neue, rechts die Alte Synagoge
Heute sind hier die Kunstschule und ein Museum untergebracht.
Kedainiai hat eine sehr gut erhaltene Innenstadt mit Häusern aus dem 15. Jahrhundert bis heute. Bei der Ankunft bemerkte ich sofort den Einfluss, den die jüdische Kultur hier hinterlassen hat, und das nicht nur, weil wir zufällig bei den Synagogen parkten. Ähnlichkeiten gibt es vielleicht mit Rokiskes, mit grossen Abstrichen auch mit Panevezys, wo man aber die alten Spuren suchen muss.
Früher hatte die Stadt eine Bedeutung für die Deutsche Hanse, da Kedainiai verkehrsgünstig zwischen Reval (Riga) und Preussen lag.
Kedainiai ist stolz zu den sieben litauischen Städten zu gehören, die eine richtige Altstadt besitzen. Früher gab es hier sogar sechs Marktplätze, von denen noch vier erhalten sind.
Denkmal für Jonas Radvila, der in der evangelischen Kirche beerdigt wurde.
Links hinter dem Denkmal befinden sich in der Didzioji gatve 1 das Alte Rathaus (mit einem schönen Hinterhof) und die Touristeninformation. Apropos Touristeninformation: Litauen ist überaus gut mit Fremdenverkehrsbüros ausgestattet, den sogenannten TIC's (Tourist Information Center). Es gibt sie in nahezu jeder Stadt und sie sind mit reichlich Material für die Touristen ausgestattet. Umso erstaunlicher finde ich immer die oft passive Haltung der TIC Angestellten. Manche TIC Mitarbeiter, wie z.B. in Rokiskes, Druskininkai und hier in Kedainiai scheinen Touristen, die mehr als nur einen DIN A4 Plan der Stadt wollen, schon als lästig zu empfinden. Und meistens sind die Leute noch jung - seltsam. Meine subjektive Meinung. Es gibt natürlich auch Mitarbeiter, die sich ins Zeug legen und ihren Job ernst nehmen
Evangelische Kirche
Die Stadt ist sehr alt (die erste schriftliche Erwähnung war 1372), das Gebiet war schon früh bewohnt. Neben Birzai war Kedainiai eine Hochburg für die Reformation in Litauen. Deshalb gibt es hier auch eine evangelische Kirche in der Jonas Radvila (Grosshetman von Litauen) und einige andere der Radvila Familie bestattet wurden.
Die Krypta der evangelischen Kirche kann besichtigt werden (kostet etwas Eintritt). In dem recht schmucklosen Raum stehen einige Zinksärge, unter anderem der von Jonas Radvilas. Auch die Kirche selber ist von aussen schoener als von innen.
Es soll das einzige rekonstruierte Mausoleum von litauischen Edelleuten im ganzen Land sein. Die Krypta der Kathedrale in Vilnius ist allerdings wesentlich interessanter.
Ein Rundgang durch die Altstadt dauert nicht lange, lohnt sich aber. Es gibt eine schöne Fussgänerzone mit netten Cafes und Restaurants. Die Altstadt ist in den letzten Jahren aufwendig mit Geldern der EU renoviert worden.
Sveciu Namai Restaurant
Sehr gut gefallen hat uns das Sveciu Namai Restaurant Novus Rex.
Karmeliter Holzkirche
Interessant ist auch die Karmeliter Holzkirche, eine dunkle Kirche aus Holz, wie sie des Öfteren noch auf dem Lande zu finden ist.
Gebäude der Kedainer Juden
Hier lebte und studierte der spätere Gaon von Vilnius (Eliyahu ben Shlomo Zalman) von 1727 an.
1881 verbot der Zar den Juden ihr Geld mit der Landwirtschaft zu verdienen. Daraufhin strömte die jüdische Landbevölkerung in die Städte.
1897 lebten in Kedainiai 3733 Juden, was etwa 61 % der Bevölkerung entsprach. 1923 lag ihr Anteil bei 34%.
Mit dem Einmarsch der Wehrmacht 1941 endete die 300 jährige jüdische Kultur. Einsatztruppen begannen mit dem Morden schon am 23.7.1941 Jäger Bericht
Am 28.8.1941 wurden 599 jüdische Kinder erschossen.
Didzioji gatve Altstadt
Im Haus rechts wurden von den sowjetischen Besatzern die Litauer gequält. Das Hinweisschild klick mich sagt (frei übersetzt):
Passant!
Bleib stehen und verneige Dich.
In diesem Haus wurden die Kämpfer für die litauische Freiheit gequält, erniedrigt und getötet.
Auf Litauens Freiheit. 1992
Diese Schilder sind typisch für Litauen. Erinnerungen an den Naziterror und die Judenmorde findet man selten bis nie.
Minarett aus der Zarenzeit
Es gibt sogar ein Minarett in Kedainiai. 1882 von General Eduard von Totleben (deutsch-baltischer General in der russ. Armee) als Erinnerung an den russischen Sieg gegen die Türken gebaut. Man muss dabei immer überlegen, in welcher Lage Litauen gerade war. Mal unabhängig, mal zusammen mit Polen, lange besetzt von Russland, Deutschland und dann wieder von der Sowjetunion.
Also, dass Minarett stammt aus der "Zarenzeit".
Kedainiai Touristeninformation: Kedainiai TIC
Rumsiskes Open Air Museum
Karte vom Park Unten ist der Eingang, in der Mitte das Städtchen (© Litauisches Open Air Museum)
Reiches Bauernhaus
Im Dorf Rumsiskes (bei Kaunas) wurde seit 1966 eines der größten Freilichtmuseen Europas aufgebaut. Es beherbergt auf einer Fläche von 195 ha mehr als 180 alte Gebäude, die überall in Litauen ab- und in Rumsiskes wieder aufgebaut wurden. Es ist das einzige derartige Museum in Litauen und zeigt Gebäude aus allen litauischen Landesteilen, Aukstaitija, Zemaitija, Dzukija, Suvalkija und den litauischen Häusern aus Kleinlitauen, dem ehemaligen Memelgebiet aus der Zeit des 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
Städtchen mit Geschäften im Parkzentrum
Im gelben Haus wurde ein bekannter litauischer Film gedreht
Im Zentrum des Parks gibt es ein nachgebautes Städtchen mit Läden, Gasthaus, Buchgeschäft (mit interessanten Büchern). Da der Park auch noch etwa eine Stunde, nachdem die Häuser alle geschlossen sind, zugänglich ist, sollte man die Besichtigung des Städtchens an den Anfang des Rundgangs setzen.
Mühle
Wir haben sogar ein Haus aus dem Dorf meiner Schwiegermutter entdeckt.
Wirtshaus
Nicht nur hier im Museum - diese Brunnen findet man auch heute noch manchmal
Es gibt Gehöfte von reichen und armen Bauern, Kirchen, Mühlen, Getreidelager und eine Hütte zum trocknen von Pilzen zu sehen. Der etwa sieben Kilometer lange Wanderweg führt durch Wald und Feld und ist ein guter Ausgleich nach den Besichtigungen von Vilnius und Kaunas.
Lagerschuppen
Waggon der für Deportationen nach Sibirien genutzt wurde
Natürlich darf auch nicht die Erinnerung an die Deportationen von 1940 und nach 1944 durch die sowjetischen Besatzer fehlen. Damals wurden politisch missliebige, reiche oder einfach nur von Nachbarn angeschwärzte Litauer mit Viehwaggons nach Sibirien deportiert. Ausgestellt ist ein Eisenbahnwaggon mit Fotos und Ausstellungsstücken über die Deportationen und eine Jurte, eine Art Erdhaus, in dem die deportierten Litauer bei Minusgraden leben mussten.
Die ausgestellte Jurte soll vergleichsweise luxuriös sein. Die Wirklichkeit war wohl noch schlimmer.
Sibirische Jurte Innen
Diese Deportationen, bei denen etliche Litauer ihr Leben oder zumindest ihre Gesundheit liessen und Litauen intellektuell schadete, sind bis heute ein Stachel in der litauischen Seele.
Das litauische Grossfürstentum mit seinem Herrschaftsbereich bis zum Schwarzen Meer (das ist zugegeben schon 700 Jahre her) und die Deportationen nach Sibirien sind für viele Museen und den litauischen Menschen ein wichtiges, vereinigendes Thema.
Im Museum werden Führungen angeboten. Ausserdem gibt es Konzerte und Folkloreaufführungen. Bitte vorher am Besten auf der sehr guten Website des Museums informieren.
Wer lobt, darf auch kritisieren. Uns kamen die Mitarbeiter des Parks teilweise sehr desinteressiert vor. Vielleicht lag es auch an der Zeit, weil wir recht spät kamen. Die Damen an der Kasse waren recht unfreundlich und eine Info, dass die Geschäfte im Städtchen in der Parkmitte bald schliessen, wäre recht hilfreich gewesen, denn die Bauernhäuser, Scheunen und Mühlen sind auch nach der Parkschliessung noch von aussen zu besichtigen. Irgendwie ist man im Dänischen Den Gamle By Museum und dem Freilichtmuseum von Tallinn Rocca Al Mare engagierter dabei. Vielleicht hat das mit der litauischen Mentalität zu tun, ich weiss es nicht.
Besonders wer in Aukstaitija Nationalpark unterwegs ist (aber auch anderswo im ländlichen Litauen), der kann die gleichen Häuser wie hier im Museum sehen. Sogar noch bewohnt.
Rumsiskes liegt an der Autobahn A1, etwa 24 Kilometer von Kaunas entfernt Richtung Vilnius und ist gut ausgeschildert.
Ein Besuch im litauischen Freilichtmuseum ist empfehlenswert und ein sehr schöner Ausflug!
Grutas Park
Kryskalnis Moteris... die Mutter von Kryskalnis
Diese Statue stand bis 1990 an der Kreuzung in Kryskalnis (Autobahn Kaunas-Klaipeda) und sollte die "Sowjetischen Befreier" grüßen. Allerdings schaute die "Mutter" nach Westen und die Litauer scherzten, sie wartete wohl auf die Befreier aus dem Westen. Ob die Esel eine Metapher auf die sowjetischen Parteigenossen sind?
Lenin
Der litauische "Pilzkönig" Viliumas Malinauskas hat nach der litauischen Unabhängigkeit (1990) angefangen, sowjetische Symbole, Bilder, Statuen und Bücher zu sammeln.
Marx, Lenin und Stalin waren natürlich verhasst und deren Denkmäler nach dem Machtverlust der sowjetischen Besatzer sofort demontiert. Sie lagerten dann in ganz Litauen.
Viliumas Malinauskas verwirklichte seine Idee, diese demontierten Statuen als eine Sammlung monumentaler Kunst der sowjetischen Periode aufzustellen.
Die Statuen bekam er vom litauischen Staat oder kaufte sie selbst. Manche sind auch aus anderen Museen.
Übersichtskarte Grutas Parkas
Er wollte der Nachwelt zeigen, wie es in der Sowjetunion war. Seltsamerweise gibt es im Park nur eine Stalin Statue aber etliche Lenins.
Insgesamt gibt es 86 Statuen von 46 verschiedenen Bildhauern.
Vorkämpfer "des Bösen" - Lenin
Wachturm
Auf Holzwegen kann man im Park an Wachtürmen und Stacheldraht entlang spazieren gehen. Vielleicht denkt der eine oder andere deutsche Besucher an die DDR oder den Nationalsozialismus , wo es genauso aussah.
Parkgründer Malinauskas stellte seine gesammelten Werke am Grutas See aus, etwa 5 Kilometer vor Druskininkai (man passiert den Ort, wenn man Richtung Druskininkai fährt und er ist gut ausgeschildert).
2001 wurde der Park eröffnet und er beinhaltet neben den sowjetischen Erinnerungsstücken mittlerweile sogar einen Zoo und einen sowjetischen Spielplatz. Früher gab es diese Spielgeräte vor jedem Plattenbau. Mittlerweile werden sie naturgemäß immer rarer.
Im Restaurant kann man in sozialistischem Ambiente litauische und russische Gerichte probieren. Die Bedienung trägt Uniformen der Jungpioniere.
Der Grutas Park hat sich bei den Litauen Besuchern zu einem Publikumsmagneten entwickelt.
Vorläufer von Stalin
Marx, Murks und Lenin
Teile der Ausstellung
Diese hübschen Damen servieren im Restaurant...
Typisch sowjetische Gerichte, aber natürlich auch leckere litauische Kost
Fotos: oben © Grutas Parkas
unten: © A.Kuck
66441 Grutas
Druskininkai
info[@]grutoparkas.lt
Der Park ist von der Hauptstrasse Vilnius nach Druskininkai ausgeschildert.
Website: Gruto Parkas
Geschichtsinteressierte können hier kontroverse Meinungen über die Behandlung der Jahre 1940-45 (Holocaust) nachlesen: Grutas Mosereien
Den Lesern dieser Seite ist die schwierige Lage der litauischen Juden nach dem deutschen Einmarsch 1941 bekannt. Umso unzureichender sind manche Kommentierungen im Grutas Park. Auf diesem Schild heisst es:
"... Soviet activists, Red Army men, escaped prisoners of war and some inhabitants of Lithuania (mostly of jewish nationality) formed groups of saboteurs." Das die Juden aus den Gettos kamen und keine andere Chance hatten zu überleben, das bedarf einer differenzierten geschichtlichen Betrachtung, die Litauen in den Jahren nach 1990 fehlte.
Unser Tipp: vergessen Sie nicht Druskininkai zu besuchen!