Restaurant Wassermühle Belmontas Vilnius
Die Belmontas Wassermühle ist einer der schönsten Orte in Vilnius. Etwa 5 km von der Vilniuser Altstadt entfernt, liegt die ehemalige französische Wassermühle am Flüsschen Vilnele und bietet mit seinem Außencafe / Restaurant eine ideale Entspannung nach einer Besichtigung in Vilnius.
Auch Kinder kommen wegen den Fontäne und dem Spielplatz nicht zu kurz.
Belmonto Gatve. Hier ist die Zufahrt zur Wassermühle.
Bei jedem Besuch in dieser schön renovierten französischen Wassermühle freue ich mich. Nicht "nur" wegen der wunderschönen Lage, sondern auch über das leckere Essen und das Ambiente direkt am Flüsschen Vilnele.
Parkplatz, Eingangsbereich. Rechts befindet sich auch ein Kletterpark.
Wie so oft in Litauen: eine Ansammlung von Antiquitäten.
Links sieht man das Joana Carinova's Gasthaus.
Belmonto Vilnius
Belmonto Mühle und die Fontänen
Fontänen und Ablauf in die Vilnele
Ehemalige Staustufe Bekmontas Vilnius
Die Vilnele (auch Vilnia) fließt auf ihrem Weg in die Neris auch am Vilniuser Stadtteil Uzupis vorbei
Ein Spaß für Kinder
Blick auf die Mühle
Ablauf
Das Belmontas hat eines der größten Mühlräder Litauens
Mühle
Außenbereich Cafe und Restaurant mit sehr guter Küche. Über einem großen Grill werden die Speisen frisch zubereitet.
Litauische Küche mit internationalen Anleihen. Wir waren alle begeistert.
Achtung: keine Kartenzahlung!
Die Vilnele
Es ist schön hier und immer viel los.
Die Details stimmen
Zugegeben sehr viele Fotos. Aber die beste Art sich ein "Bild" zu machen.
Hier ein kleines Video
Hier finden Sie die Webpräsenz von Belmontas.
Festung Dünaburg Lettland
Auf dem Satellitenbild von Google kann man sehr gut die Umrisse der Zitadelle von Daugavpils erkennen. Die Auflösung (man kann noch näher zoomen) ist wirklich prima.
Sehr gut sieht man die verwinkelten Mauern in denen sich Schiessscharten befinden, die sich mit ihrem Schussfeld gegenseitig abdecken.
Gegenseitige Verteidigung der Außenmauern- Schießscharten Anklicken zum Zoomen
Auf der linken Daugava Seite ist ebenfalls eine Befestigung, um den Fluss von beiden Seiten zu kontrollieren.
Ivars Magazeinis, Chef des Info Centers in der Festung
Blick in das Wasserreservoir
Bisher fertig ist der mit EU Geldern renovierte ehemalige Wasserspeicher der Garnison, der heute als Informationszentrum dient.
Dieser Tank auf dem Dach des Infocenters diente unter anderem der Wasserspeisung von den Springbrunnen in der Festung, bevor es dampfgetriebene Pumpen gab.
Die Zitadelle ist als einzige ihrer Art in Osteuropa erhalten geblieben und sie ist wegen ihrer gigantischen Ausmaße ein eindrucksvolles Zeugnis der Militärgeschichte des zaristischen Russlands.
Bauarbeiten an den Prachtbauten
Der Plan für ihren Bau stammt von Georg Heinrich Hekel. Angefangen wurde 1810, wirklich vollendet wurde die Festung erst 1833. Durch die Zitadelle wurde Dünaburg zu einer bedeutenden Garnisonsstadt.
Momentan wird die Festung renoviert. Nach dem Krieg war hier die technische Abteilung der Roten Armee untergebracht. Die Soldaten mit ihren Familien lebten auch auf dem riesigen Areal. Es gibt neben Kasernen und Repräsentationsgebäuden auch viele Wohnblocks.
Durch den Niedergang der russischen Armee, des Abzugs und finanziellen Nöten hat sich der Zustand der Festung und ihrer Gebäude über die Jahre nicht gebessert.
Es ist beabsichtigt in einem Repräsentationsbau eine Kunstausstellung über den lettisch- amerikanischen Künstler Mark Rothko (Mark Rothkowitz) zu eröffnen. Leider zeigen unsere Bilder diese Umbauphase.
Der ehemalige Deutschlehrer Ivars Magazeinis informiert die Touristen in 4 Sprachen über die Vergangenheit und Zukunft der Festung.
Die Idee zur Erbauung der Dünaburg Festung hatte der Militärberater des Zaren, Michael Barclay de Tolly (damals war Russland wirklich international!). Vorausgegangen war die Erkenntnis einer geplanten Invasion Napoleons nach Osten. 1810 wurde dann mit Hochdruck mit dem Bau begonnen. Projektiert war die Festung für 4500 Soldaten und 595 Kanonen.
Das Jahr 1812 (wer mag kann in die Ouvertüre 1812 von Tschaikowski reinhören, in der die Niederlage Napoleons vor Moskau musikalisch dargestellt wird) machte den Baumeistern einen Strich durch die Erbauung. Napoleon nahm Daugavpils ein und die Bauarbeiten wurden erst 1833 fertig gestellt.
Die Festung diente nicht nur der Verteidigung und Unterbringung von zaristischen Soldaten. Während er Zarenzeit saßen hier die Staatsverbrecher ein (u.a. die Dekabristen). Dann die Armee des jungen lettischen Staates und dann wieder ab 1940 die Russen. 1941 richteten die deutschen Besatzer ein Kriegsgefangenlager ein. Über dem Eingangstor hing ein Bild von einem Prügel mit dem Text: "Das ist dein Herr"!
124.000 russische Kriegsgefangene starben hier einen qualvollen Tod. Um ihre Verbrechen zu vertuschen, sperrte man die übrig gebliebenen Gefangenen in die Kirche der Festung ein und jagte sie mit Sprengstoff in die Luft.
Erinnerung an das Kriegsgefangenenlager Stalag 340
Ebenso war ein Ghetto für die Dünaburger Juden eingerichtet.
Auf Motivsuche
Das ehemalige Haupteingangstor
Es ist noch viel zu tun
Die Dimensionen sind riesig. Soweit man schauen kann Kaserne!
Und mittendrin Wohnblocks der ehemaligen Soldatenunterkünfte aus sowjetischen Zeiten
Hier spielen Kinder (rechts steht die Kanone)
Russisches Geschütz
Durchgang zu den Außenwällen (in sowjetischen Zeiten ein Basketballplatz)
Eingangstor im Sommer 2012
Vielleicht bekommen Sie durch die Bilder eine Anregung, was einmal auf dem Festungsgelände entstehen kann.
Ivars Magazeinis wird Sie willkommen heißen.
Weiter russische Festungen finden sie in Kaunas, Litauen!
Daugavpils Lettland
Zugegeben, Daugavpils- oder Dünaburg- wie die zweitgrößte lettische Stadt auf deutsch heißt, liegt nur nahe an der Grenze zu Litauen, nicht weit von anderen bisher besprochenen litauischen Städten Rokiskis und Anyksciai entfernt. Da ich noch keine eigene Spalte für Lettland habe, bitte ich die Zuordnung Daugavpils zu Litauen zu entschuldigen. Ist nicht politisch zu verstehen.
Daugavpils liegt am Fluss Düna (lettisch Daugava) der in Russland nahe den Wolgaquellen entspringt, dann durch Weißrussland nach Lettland fließt und nahe Riga im Rigaischen Meerbusen in die Ostsee mündet.
Von Daugavpils aus Richtung Weißrussische Grenze nach Kraslava, schlängelt sich der Fluss in seinem Bett und soll laut Reiseführer wunderschön sein. Wir sind die Strecke nach Kraslava gefahren und konnten den Fluss nicht ein einziges mal bis Kraslava sehen. Pijedruja an der Weißrussischen Grenze soll auch sehr schön sein. Zu dieser Fahrt konnte ich meine Allerliebste aber nicht mehr bewegen.
Die Düna ist im Bereich Kraslava aber schon schmaler als bei Daugavpils und Kanufahrten machen hier sicher viel Spaß. (Von Birzai aus kann man über kleinere Flüße über die Lielupe bis nach Riga paddeln.)
Daugavpils hat etwa 100.000 Einwohner, davon sind etwa 55% Russen (oder, wenn es sich besser anhört, russisch sprechende Letten), 16% Letten, 9% Weißrussen und 2 % Ukrainer.
Das besondere an Daugavpils ist sicher die 1810 begonnene Zitadelle von Dünaburg, die sich westlich der Stadt (hauptsächlich am östlichen Ufer) an die Daugava schmiegt und das Zarenreich vor der Napoleonischen Gefahr schützen sollte. Hier geht es zum Bericht über die Zitadelle.
Daugavpils hat genau wie Lettland eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 1224 geriet das Gebiet unter Kontrolle des Deutschen Ordens. Eine Burg wurde gebaut um die sich dann die Stadt entwickelte. Belagert wurde Dünaburg dann abwechselnd von Litauern und Russen.
1588 wurde Daugavpils dann vom Deutschen Ritterorden an die Polen/Litauer (die ja damals noch EIN Staat waren) verkauft. 1577 wütete hier noch Zar Ivan der Schreckliche und 1710 die Pest. Glück hatte Daugavpils nur bei den Schweden im Nordischen Krieg, die wollten nicht bis hierhin laufen.
Bei der ersten polnischen Teilung kam Daugavpils zu Russland und blieb es (bis auf drei Jahre deutsche Besetzung) bis 1991. Durch neue Düna Brücken und einer Eisenbahnlinie kam es zu einem Aufschwung. Als die Leibeigenschaft in Russland 1861 abgeschafft wurde, kam es zu einem starken Bevölkerungszuwachs.
1893 wurde die Stadt wegen der Russifizierungsbemühungen in Dwinsk umbenannt. Damals lebten ca. 72.000 Menschen in der Stadt, davon 46 % Juden, 27,5% Russen und 16% Polen.
1920 eroberten lettisch/polnische Truppen die Stadt und Daugavpils kam wieder zu Lettland.
1940 marschierten wieder die Russen ein, 1941 dann die Deutschen. Nachdem fast alle Juden umgebracht worden sind, befand sich die Wehrmacht auch schon wieder im Rückwärtsgang und hat dann noch nahezu die ganze Innenstadt abgebrannt.
1945 bis 1991 war Daugavpils russisch besetzt.
Sehenswert sind die evangelische, russisch orthodoxe (die größte orthodoxe Kirche in Lettland) und katholische Kirche in der Innenstadt. Auch ein Gefängnis sieht interessant aus.
Der Hauptgrund einer Reise nach Daugavpils wird aber sicherlich die riesige Zitadelle aus der Zeit der napoleonischen Kriege sein.
Die Adresse vom TIC (Tourist Information Center) in Daugavpils:
Daugavpils, 22a Rigas Street
Phone: +371 65422818
E-mail: info(ata)visitdaugavpils.lv
WEB: www.visitdaugavpils.lv
Öffnungszeiten:
Monday: 10:00-14:00
Tuesday-Friday: 10:00 – 18:00
Saturday: 10:00 – 14:00
Sunday: 10:00 - 14:00
Rokiškis
Rokiškis ist eine Stadt mit ca. 15.000 Einwohnern im nordöstlichen Litauen, nördlich des Aukstaitija Nationalparks und nicht weit von der lettischen Stadt Dünaburg (Daugavpils).
Das Tiesenhausen Palais ist das Aushängeschild Rokiskis und heute Heimatmuseum
Von Birzai ist Rokiškis etwa 63 km, von Vilnius 160 km entfernt. Bis zur lettischen Grenze sind es 27 km.
Der Name Rokiškis soll auf den Jäger Rokas zurückzuführen sein, der hier Hasen jagte (litauisch kiskis). Der Landsitz wurde 1499 erstmalig erwähnt. 1523 wurde er an die Fürstenfamilie Kroszinski verschenkt, die hier 200 Jahre waltete. Durch Heirat kam das Gut zur baltendeutschen Grafenfamilie Tyzenhaus (Tiesenhausen, aus Hannover stammend).
In der Zeit der Familie Tiesenhausen entstanden Bauwerke, die Rokiškis auch heute noch prägen. Besonders die von Gustav von Schacht geplante Mathäus Kirche (1868-1883 gebaut) und das Tiesenhausen Herrenhaus dominieren die Stadt. Die Mathäus Kirche gilt als wichtigstes neugotisches Bauwerk Litauens. Mir hat sie nicht so gut gefallen, die Litauer sind aber von ihr begeistert.
Kirche und Herrenhaus liegen sich in der Stadt gegenüber, getrennt durch den riesigen Marktplatz (heute der Unabhängigkeitsplatz), der mich mit seinen Häusern an die (jüdischen) Stetl des 19. Jahrhunderts erinnert.
Diesen Torbogen haben die Rokiskier zur 500 Jahr Feier der Stadt (1999) mitten auf dem Marktplatz errichtet. Er ist sehr hässlich!
Der Marktplatz ist der einzige in Litauen erhaltene Platz dieser Art aus der klassizistischen Zeit. Gebaut wurde er 1701 auch von den Tiesenhausens.
Auf dem Weg zum Palais kommt man hier vorbei
Ein schöner Weg (2012 im Bau) führt vom Marktplatz an zwei Seen vorbei zum Tiesenhausen Herrenhaus, welches heute ein (sehenswertes) Museum für Heimatkunde und litauische Zeitgeschichte beherbergt.
Eintrittskarte Museum Rokiskis
Außerdem kann man mehr über die Geschichte der Grafen Tiesenhausen erfahren und Kleider aus der damaligen Zeit sehen. Das schloßähnliche Herrenhaus sucht (den Dimensionen nach) seinesgleichen und wurde 1801 vollendet.
Blick vom Palais auf den Park und die Mathäus Kirche in der Ferne
Blick vom Eingang des Parkes zum Palais
Palais der Grafenfamilie Tiesenhausen, heute Heimatmuseum von Rokiskis
Durch den großen Park gelangt man zum Palais, das auf beiden Seiten von Gutshäusern umgeben ist, die heute verschiedene Ausstellungen beherbergen.
Gutsgebäude links
Gutshäuser rechts Dort befinden sich Ausstellungen, die Sie mit ihrer Museumseintrittskarte besuchen können.
Im Kreis Rokiskis wurde Anfang des 20. Jh. der berühmteste Holzschnitzer Litauens (Lionginas Šepka 1907-1985) geboren. Seine Kunstwerke sind im separaten Seitengebäude zu sehen. Die Ausstellung in sechs Räumen spiegelt das ganze Schaffen des Schnitzers wider (ca. 300 Kunstwerke, einige bestehen aus mehreren Dutzenden von Details). Die Ausstellung beginnt mit der ersten beeindruckenden, dem Bruder gewidmeten Komposition und endet mit seinem letzten unvollendeten Holzschnitzkunstwerk, an dem er kurz vor seinem Tod arbeitete.
Holzschnitzereien von Lionginas Šepka
Neben dem Gutshaus gibt es sehenswerte landwirtschaftliche Häuser und Stallungen aus Holz, sowie einen Spielplatz.
Alte Häuser und Stallungen wie im Freilichtmuseum Kaunas
Das Museum zeigt natürlich auch die in Litauen üblichen Stereotypen: Sowjetische Besatzung, Deportation nach Sibirien, Stalin, Hitler und die Waldbrüder.
Natürlich (siehe auch das Sela Museum in Birzai) wird die jüdische Vergangenheit nicht erwähnt. 1897 lebten in Rokiskis 2.067 Juden (1847 593), welches 75 % der Gesamtbevölkerung entspricht.
1939 lag der Bevölkerungsanteil bei 40 %. Am 15./16.8.1941 wurden 3.207 Juden (Männer, Frauen und Kinder) von den deutschen Besatzern mit Hilfe von litauischen Helfern ermordet. (Jäger Report).
Der verfallene (recht kleine) jüdische Friedhof, befindet sich am Rande der Stadt. Fotos vom Friedhof sind unten auf dieser Seite.
Denkmal zur Erinnerung an 10 Jahre Freiheit für Litauen
Zwischen Marktplatz und St. Mathäus Kirche steht die Birute, die Freiheitsstatue von Rokiškis. Die Deutschen müssen sich 1941 bei ihrem Einmarsch gefreut haben, denn die Dame reckt ihre Hände zu einem Hakenkreuz. Denkmal und Hakenkreuz haben die Zeiten überstanden und lassen wohl so manchen Touristen verwundern.
Während der sowjetischen Zeit wurde Datum und Hakenkreuz zugeschmiert.
Gebäude des TIC (Tourist Information Center) Rokiskis
Das TIC klärte mich auf: Das Denkmal wurde 1930 in dieser Form aufgestellt, und erinnert an 10 Jahre litauische Unabhängigkeit (1918-1928). Das Hakenkreuz ist ein litauisches Zeichen für die Sonne.
Solche Denkmäler hätten bei uns wohl auch einige gerne
Für mich interessant war die Ahnungs- (Interesselosigkeit) der jungen Helfer im Tiesenhausen Gutshof, angesprochen auf das Birute Denkmal.
Denkmal der Birute von hinten. Bedeutung der Personen ist unbekannt.
Rokiškis ist heute bekannt für seine Käsefabrik, die ganz Litauen mit ihrem Käse beliefert.
Der ehemalige Premierminister und Staatspräsident Algirdas Brazauskas wurde in Rokiškis geboren.
Neben der Mathäus Kirche ist ein kleines Restaurant mit einfacherer litauischer Küche. Das Essen war gut, der Kaffee hat geschmeckt.
Am Markt ist das TIC (Tourist Information Center)
Tel.:+370 458 510 44, +370 616 07156
LT-42115, Rokiškis
Vilnius - Litauens Hauptstadt
Vilnius ist Litauens Hauptstadt und eines der interessantesten Ziele jeder Baltikumreise! Vilnius (litauisch), Wilne (jiddisch), Wilna (deutsch), Wilno (polnisch), Wilnja, (weißrussisch), Wilnjus (russisch) — ist aber keine reine litauische Stadt. Vilnius ist eine internationale Stadt, mit starken polnischen und jüdischen Einflüssen. Damit unterscheidet Vilnius sich von den anderen baltischen Hauptstädten Riga und Tallinn.
Warum das so ist, können Sie hier nachlesen. Alle Ziele in Vilnius stehen im Hauptmenü unter Vilnius.
Litauens Hauptstadt ist eines der Hauptziele jeder Baltikumreise! Und sie könnte auch die schönste, interessanteste Stadt der baltischen Länder sein. Vilnius war im Gegensatz zu Kaunas keine Hansestadt und wurde nicht von Deutschen gegründet.
Der Gedimino Turm - das Wahrzeichen von Vilnius
"Heute gibt es die Tendenz, das Bild zu vereinfachen: ein Litauer ist ein Litauer, ein Pole ist ein Pole, und unsere Nationalisten träumen von monoethischen Ländern. Vilnius ist heute eine litauischsprachige Stadt, in der polnische Spuren nicht besonders willkommen sind." Tomas Venclova (Der magnetische Norden).
Vilnius
Hier, wo Vytautas der Große die Feinde bezwungen,
(siegreich bei Tannenberg) wo er gelebt und regiert;
wo in Jahrhunderten unsere Väter gerungen,
ist unser Heimatland, was es auch bleiben wird.
Litauen, Vilnius, verteidigt im blutigen Streit,
bleibst unsre Heimat, für heut und in Ewigkeit. Maironis (aus J. Avyzius Zeit der verödeten Höfe)
Die obere Burg von der Neris aus gesehen Foto & © M. Pretzsch
Die Altstadt bei Nacht- aufgenommen vom Gedimino Turm. Rechts der Großfürstliche Palast
Vilnius hat etwa 540.000 Einwohner und galt bis 1941 als Jerusalem des Nordens. Im Gegensatz zu vielen anderen baltischen Städten, war Vilnius eine rein baltische Gründung und wurde nicht vom Deutschen Orden kontrolliert. Vilnius war eine sehr liberale weltoffene Stadt, die verfolgten Juden Schutz gab.
Der Wilnaer Gaon ist weltberühmt. Um 1900 waren Juden, wie in fast allen Städten Litauens, die Majorität in der Stadt (50 % Juden, 46 % Polen und 4 % Litauer). Wobei sich nicht ausschloß, dass sich ein Pole als Litauer fühlte. Und umgekehrt.
Siehe auch Polnisches Problem.
Uzupis
Vilnius galt als das Jerusalem Litauens. Da durch die Ereignisse 1941 fast alle Juden ermordet wurden, bleibt Vilnius heute nur noch die Bezeichnung "Rom des Osten", wegen der vielen Kirchen.
Vilnius hat eine der ausgedehntesten Altstädte Osteuropas und wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Im Stadtgebiet gibt es mehr als 50 Kirchen. Man soll von jedem Ort mindestens 4 Kirchtürme sehen können.
Litauisches Nationalmuseum mit dem Gedimino Turm im Hintergrund
Das Nationalmuseum ist das größte Museum Litauens und wurde bereits 1855 gegründet. Es umfasst mehr als 700.000 Exponate, über Volkskunst und "allem Möglichen ausgebuddeltem" bis zur Geschichte, von der Steinzeit bis zur Gegenwart.
Blick vom Gedimino Prospekt, der Hauptshoppingstraße in Vilnius, auf den Glockenturm der Kathedrale.
Es gab mal den Plan den Gedimino Prospekt zu beheizen. Den Namen Gedimino Prospekt (also Allee) trug die Straße 1939 bis 40 und wieder seit 1989.
Unter polnischer Herrschaft hieß sie ulica Mieckiewicza (1922 bis 1939), unter deutscher Besatzung Addi Hitler Straße, den Russen fiel auch nur Stalin, später Lenin Straße ein.
In den Jahren 1914 bis 1944 wechselte Vilnius 14 mal den Besitzer (Litauisch, Polnisch, Deutsch, Sowjetisch....).
Blick über den Gedimino Prospekt Richtung Parlament. Hier sind viele Regierungsbehörden untergebracht.
Das Genocid und Widerstands Museum liegt etwas weiter auf der linken Seite. Das Museum ist umstritten.
Es ist im ehemaligen KGB und Gestapo Hauptquartier Vilnius untergebracht.
Eigentlich ist Litauen ziemlich arm. Heissluftballons sind aber sehr beliebt
Die kurz Vilnius Katedra genannte Kirche ist die römisch-katholische Kathedrale des Erzbistums Vilnius. Die Kirche liegt unterhalb des Burghügels und der heutige klassizistische Stil wurde 1801 fertiggestellt.
Der deutsche Schriftsteller Alfred Döblin beschrieb die Kirche 1924 in seinem Buch "Reise durch Polen" (nicht sehr nett) so:
"Was sich aber dort herbstlich erhebt, von Gelb und Braun, Blattwerk, umlodert, ist der Schloßberg mit dem Ältesten des alten Wilno. Es gab einen litauischen Großfürsten Gedymin, der oben seine Burg erbaute. Unten brannte in einem heidnischen Tempel ein Feuer. Der Mann, den die schöne, zarte Hedwig von Polen heiraten musste, der erste polnisch-litauische Jagiello, wurde - ich glaube vertraglich - Christ und hat den Tempel beseitigt. Dafür hat er die Stanislauskathedrale erbaut, zur Rache am Christentum. Wenn ein Christ das schreckliche Gebäude sieht, wird er wieder Heide. Es kommt nichts heraus bei solchen gemachten Ehen. Die Kirche sieht aus wie ein griechischer Tempel oder ein polnisches Stadttheater. Weichselantike. Die Ehe hat der Tod gelöst, Polen und Litauen sind wieder auseinander, die Kathedrale hat sich nicht rückgängig machen lassen."
Der Glockenturm stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Er diente in der unteren Burg als Verteidigungsturm. Mittlerweile ist er 1,2 Meter in den Boden eingesackt. Gut zu sehen sind die ehemaligen Schießscharten.
Später wurden die achteckigen Geschosse aufgestockt. Durch den weichen Boden steht der Turm leicht schief. Er ist mit Kreuz 57 Meter hoch.
Nach ein bisschen suchen können Sie vor der Kathedrale, neben dem Glockenturm, einen einzelnen Plasterstein mit der Aufschrift Stebuklas sehen. Das bedeutet Wunder. Stellt man sich drauf und dreht sich um 360 Grad, soll ein Wunsch in Erfüllung gehen.
Der Stebuklas Wunschstein vor der Kathedrale
Straßencafes mit südlichem Flair. Leider ist das Wetter nicht immer so gut wie bei unserem Ausflug.
Aber eine Städtetour nach Vilnius lohnt sich auch im Winter bei Schnee und Kälte. Die Flüge sind nicht so teuer, Kneipen und Restaurants sind auch im Winter warm.
Glockenturm, Kathedrale und im Hintergrund der Gediminas Turm (Gediminos Pilies). Links von der Kathedrale ist das litauische Nationalmuseum.
Die Burganlage wurde 1323 von Großfürst Gediminas gebaut. Nur der Turm ist noch erhalten und beherbergt ein Museum. Von der Aussichtsplattform geniesst man einen hervorragenden Blick auf die Stadt.
Das neu aufgebaute Großfürstliche Palast Er wurde 2013 fertiggestellt. Ein Besuch ist sehr zu empfehlen!
Laut Legende sollen die Kreuze seit dem 17. Jahrhundert als Erinnerung an drei gekreuzigte Franziskanermönche auf dem Hügel über Vilnius stehen. In Sowjetzeiten wurden sie verbrannt und 1989 durch diese Betonkreuze ersetzt.
Die drei Kreuze sind heute ein Symbol für Litauens Freiheit und das Zeichen der "Sajudis" Bewegung.
Gediminas Denkmal vor der Kathedrale. Geschaffen 1996 von Vytautas Kashuba. Wenn die Figur nachts angestrahlt ist, lassen sich interessante Fotos machen.
Gediminas (ca. 1275 bis 1341) war ab 1316 Großfürst von Litauen. Neben Mindaugas und Vytautas zählt er zu den wichtigsten Herrschern in der litauischen Geschichte. Litauen stieg unter ihm endgültig zur osteuropäischen Großmacht auf. Er herrschte von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Gediminas betrachtete sich als König der Litauer und Ruthenen (Weißrussen und Ukrainer).
Gediminas Denkmal und St Stanislaus Kathedrale
Von der Kathedrale kommend erreichen wir die Pilies Gatve. Hier beginnt die Fußgängerzone, die eigentlich keine ist. Unverständlicherweise herrscht hier (relativ) reger Autoverkehr. Besonders Weißrussen scheinen mit ihren BMW Geländewagen imponieren zu wollen.
An den Souvenierständen kann man sich mit Mitbringseln eindecken. Weiter hinten sind überdachte Stände, die interessantere Sachen haben. Natürlich gibts auch Bernstein. Es ist eine Überlegung wert, den in einem der richtigen Läden zu kaufen.
Restaurants gibt es zur Genüge. In den Höfen kann man gemütlich sitzen. Für jeden Geschmack ist was dabei. Auch für jeden Geldbeutel. So kann man auch heute noch auf dieser (neben dem Gedimino Prospektas) wichtigsten Straße der Vilniusser Innenstadt preiswert essen.
Falls Sie sich mit dem Essen noch gedulden können und nur einen Tag Zeit für Vilnius haben, besuchen Sie die alte Mühle "Belmontas" am Stadtrand von Vilnius. Eine schönere Location zum einkehren im Sommer gibt es meiner Meinung nach nicht in Vilnius.
Restaurierungsdetails
Eines der schönsten Häuser: Pilies Gatve.
Blick über die Pilies Gatve Richtung Kathedrale. Links fängt die Universität an.
Strassencafes und Restaurants
Pilies Gatve
Signataru Namai
Hier wurde 1918 die Unabhängigkeitserklärung der litauischen Republik unterschrieben und vom Balkon aus verkündet.
Renovierte Fassade Für Ansicht von hinten bitte Bild anklicken
Am Ende der Pilies Gatve kommt der Rathausplatz
Vom Fotografen aus links geht eine schmale Gasse (Stikliu Gatve) zu meinem Lieblingsrestaurant Lokys. Ein empfehlenswerter Spaziergang. Das Essen und der Service ist nicht das Beste in Vilnius, aber das Kellergewölbe ist einfach sehr schön.
Im Hintergrund das "Historische Rathaus" von Vilnius. 1432 erstmalig erwähnt, wurde das heutige Gebäude 1799 erbaut.
Links vom historischen Rathaus kann man das Hotel Astorija erahnen. In den 1990 er Jahren wurde es ewig lange renoviert.
Tor der Morgenröte, Ansicht von der Innenstadt
Das Tor der Morgenröte, auf litauisch Aušros Vartai, polnisch "Ostra Brama" ist das letzte noch erhaltene Stadttor von Vilnius.
Es wird auch Medininku Tor genannt, weil alle Leute, die in die Richtung Medininkai (an der weißrussischen Grenze, dort gibt es eine Burgruine) oder Minsk wollten, die Stadt über dieses Tor verlassen mussten. Links durch die Tür kann man über 40 Stufen die Kapelle erreichen, oder man geht unten links den Gang entlang zur St.Theresienkirche. Als Napolen 1812 auf seinem Feldzug nach Moskau mit seiner 600.000 Mann Armee in Vilnius einzog, betrat er die Stadt durch dieses Tor.
Bei seinem Rückzug, kurze Zeit später, umging er das Zentrum. Viele seiner Soldaten sind in Vilnius gestorben und werden heute noch in Massengräbern gefunden. Interessante Geschichten gibt es von Laimonas Briedis in seinem Buch "Vilnius, City of Strangers"
Die älteste Barockkirche von Vilnius. Neben dem Tor der Morgenröte. Gebaut vom Architeckten des Königs Vasa.
Decke der Barockkirche. Definitiv einen Besuch wert! Gebaut 1650.
Ausros Vartai. Durch das Tor betritt man die Altstadt Burg in Medininkai
Gebaut wurde es von 1503 bis 1522 im gotischen Stil. Insgesamt hatte Vilnius 9 Tore.
Oben im Tor kann man durch das Fenster die "Schwarze Madonna" sehen, ein Bild aus dem 17. Jahrhundert. Weil ihr Wundertaten nachgesagt wurden, blieb die Kapelle mit der Ikone von den Zerstörungen der russischen Besatzer (im Gegensatz zu manch anderem Gebäude) verschont.
Die Madonna wird von Katholiken, wie auch von Russisch-Orthodoxen und Unierten verehrt und zählt in Litauen und Weißrussland zu den bedeutendsten Heiligtümern. Sie ist eine der wenigen Madonnenbilder ohne Kind.
Ihr Haupt schmücken zwei Kronen: Die eine verkörpert ihre Stellung als "Himmelskönigin", die andere ihre Funktion als Königin von Polen. (Siehe auch "Polnisches Problem"
Der frühere polnische Präsident (und in Vinius geborene) Jozef Pilsudski und Papst Johannes Paul II. waren schon hier.
Mehr Fotos von der Ausros Vartai
Alfrd Döblin schreibt 1924 in seinem Buch 'Reise in Polen':
"Draußen kleine Häuser, einzeln, in Gruppen, in Straßen. Bahnhof Wilno.
Im frostigen Morgen schlendere ich durch eine Allee. Niedrige Häuser ziehen sich an ihr hin, die meisten alt und elend. Dann mündet links eine Straße, ist ziemlich schmal, ohne rechtes Trottoir. Ich suche immer nach der Hauptstraße, denke, das muss etwas sein. Da steigt ein hoher ansehnlicher Torbogen über die Straße; ich höre singen, gehe suchend unter dem alten Bauwerk durch. Liegen da rechts eine Masse Menschen: Bauern, Städter, Männer und Frauen, an der Erde, auf den Knien, die Köpfe bis auf die Erde gebückt. Aber nicht sie singen, sondern Singen kommt wo anders her, von oben. Und wie ich mich drehe, ist oben auf dem Torbogen eine Kapelle. Und offen nach der Straße steht da ein Altar, viele brennende Kerzen daran und Buntes, das ich nicht unterscheiden kann. Die Menschen, die Straße hinaufkommen, haben die Hüte und Mützen in Hand. Auch ich habe den Hut schon unter dem Torbogen abgenommen. Ist ein wundertätiges Muttergottesbild, das oben steht. Sehr lieblich sieht die Madonna aus. Über einem großen Halbmond, der wie ein gebogenes mächtiges Tierhorn ist, erscheint sie. Von der Brust an ist sie sichtbar. Sie hat weite reich ornamentale priesterliche Kleider an. Den gekrönten Kopf hält sie rechts geneigt. Die beiden Hände liegen gekreuzt über der Brust. Der schmale Hals taucht aus herrlichen sehr farbigen Gewändern und Überwürfen auf. Dann kommt ein schmales hohes Gesicht, die Augen nur mit einem Spalt offen, die Lippen geschlossen. Spitze goldene Strahlen umgeben den ganzen Kopf. Sie betet, oder ist entrückt, oder hört wehmütig-milde, oder ist in ihr Leid versunken, sucht sich daraus zu erheben: ich kann schwer den Ausdruck fassen. Das Bild wirkt suggestiv, berührt. Die suchenden Menschen da sind geneigt, ihren Schmerz mit dem des himmlischen Wesens zu vermischen und sich ruhiger herauszuziehen. Ist eine große Leistung der Kunst, daß sie solch Bild machen kann und daß ein gemaltes Bild Vorbild sein kann.
Ostra-brama heißt die Straße. Sie liegt fast stumm, die betenden Menschen geben jetzt keinen Ton von sich."
Zurück zum Rathausplatz ( Rotušes aikšte), hier biegen wir in die Stikliu gatve ein.
Immer wieder schön... die Art wie renoviert wird.
Das Restaurant Lokys in der Stikliu Gatve
Nichts für Dicke: der Weg ins Kellerrestaurant Lokys (Bär). Ein Bild von 1993!
Auch wenn Sie nichts essen möchten, besichtigen Sie die Kellerräume!
Der Bär, der früher neben dem Eingang die Besucher begrüßte, steht mittlerweile zugedeckt im Nebenraum. 1993 bei meinem ersten Besuch war er schon im Lokys. Heute ist Litauen halt "europäisiert" und man braucht für Wildtiere Papiere.
Die Gasse etwas weiter entlang kommt das Restaurant und Hotel Stikliai.
Das Stikliai galt früher als eines der besten Adressen.
Weiterer Blick auf die Universität von Vilnius
Hinterhöfe und noch unrenovierte Häuser
In den Jahren seit der Unabhängigkeit hat sich in Litauen sehr viel getan. Wenn man mal die Kosten für den Aufbau von Ostdeutschland und Litauen mit der Wirtschaftsleistung Deutschlands und Litauens vergleicht, kann man abschätzen, wie viel Arbeit die Litauer leisten müssen.
Nochmal ein Blick auf die Universität Vilnius (sie hat wunderschöne Fresken)
Verteidigungsministerium
Nicht weit entfernt ist der Präsidentenpalast
Flaggenwechsel vor dem Präsidentenpalast
Hier nächtigten Zar Alexander I. und Napolen 1812. Napoleon wollte Russland überfallen und hatte Vilnius schon eingenommen. Hier war er willkommen. In Moskau nicht: Von seinen 600.000 Mann starben die meisten beim späteren Rückzug aus Moskau. Auch der russiche Statthalter Murajew, der Vilnius mit blutiger Hand regierte, nächtigte hier in einem Zimmer ohne Fenster (aus Angst). Mehr dazu bei Alfred Döblin und Laimonas Briedis (die Bücher sind in der Buchrubrik rezensiert).
Hier residiert der/die litauische Staatspräsident (in) Fotos: Giedrius Zmaizys
Šv. Kryžiaus namų centre Kloster
Und dann ist unser Spaziergang zu Ende und wir sind wieder an der Kathedrale
Ein besserer Blick auf die "Drei Kreuze"
Trotz der vielen Fotos ist das natürlich nur ein kleiner Eindruck von Vilnius. Die Ausros Vartai (Tor der Morgenröte) eine kleine Kapelle, die in der Stadtmauer untergebracht ist, sollte ebenso wenig auf Ihrer Tour fehlen wie die St.Anna Kirche (das darf hier nicht fehlen: Napoleon wollte sie gerne mit nach Frankreich nehmen).
Natürlich ist die Republik Uzupis zu empfehlen, das Hotel Mabre Residence wegen seiner Architektur. Entdecken Sie am besten die Sehenswürdigkeiten, die Sie am schönsten finden auf einer ausgedehnten Tour. Sie können eigentlich alles zu Fuß erreichen.
Kurz noch zu Napoleon. Im Sommer 1812 zog Napoleons Armee auf dem Weg nach Moskau mit 600.000 Mann durch das Fort Vilnius. Auf dem Rückzug der "Grande Armee" wechselte Napoleon in Vilnius kurz die Pferde und verschwand schnell nach Paris. Unterwegs platzten seine Weinflaschen (-37°C). Seine Männer, die halberfroren und verhungert in der Stadt mit damals 35000 Einwohnern ankamen, starben in Massen. Vor kurzem sind Massengräber mit Napoleons Soldaten gefunden worden.
Aus dem Wiki:
Der württembergische Leutnant Karl Kurz schrieb über das Schicksal der in Wilna zurück gebliebenen Soldaten: „Säle und Zimmer … lagen voll toter und Sterbender, die in der Hungerwut ihre toten Kameraden benagten. … Unbeschreiblich war das Elend der armen Gefangenen in den Tagen des 11.–15. Dezember, in welchen durch die Waffen des Feindes, durch Misshandlungen aller Art, durch Kälte und Hunger mehr als 1.000 Offiziere und 12.000 Gemeine aller Nationen zugrunde gingen.“ Das Massaker endete erst, als die reguläre russische Armee eintraf – die Kosaken zählten nicht zur regulären Armee.
Der französische Dichter Stendhal wohnte in einem Haus an der Pilies Gatve (dort ist heute die französische Botschaft) als sich Napoleons Truppen 1812 von Moskau nach Westen zurückzogen. Interessant seine Eindrücke über diesen Krieg:
“My own happiness at being here is not great,” wrote the writer. “How a man changes! My old thirst for new sights has been entirely quenched. ... Would you believe it that, without any vexation that affects me more than anybody else, and without any personal sorrow, I am sometimes on the point of bursting with tears? In this ocean of barbarity there is not a sound that finds an echo in my soul! Everything is coarse, dirty, both physically and morally stinking.” L. Briedis 'Vilnius'
Der dänische Ethnograf Age Meyer Benedictsen reiste Ende des 19. Jahrhunderts von Berlin über Vilnius nach St. Petersburg.
Er beschrieb seine Reiseeindrücke in "Litauen, Erwachen einer Nation" 1924
"Benedictsen, der Vilna um die Jahrhundertwende besuchte, stellte die kulturelle Spaltung der Stadt in diesen modernen Kontext der imperialen Herrschaft:
Dieses Land und diese Völker werden jetzt von den Russen regiert, nicht gerade vom russischen Volk, eigentlich bei weitem nicht, sondern von den russischen Regierungsbeamten mit ihren Helfern, der Polizei, den Gendarmen und den Kosaken. Es war auch nicht wahrscheinlich, dass die paar tausend polnischen Adligen hier ewig herrschen konnten, sie waren nur Pioniere, und als die Hauptkraft erledigt war, wurden die Widerspenstigen einzeln erschossen, und die neue Macht, die härter im Nehmen war, übernahm die Zügel.
Wilna veranschaulicht bis heute auf eindrucksvolle Weise dieses vierfach geteilte Land. In der alten Burg, in der früher der Großfürst von Litauen herrschte, hält jetzt die russische Zentralverwaltung, der Generalgouverneur des ganzen
litauischen Landes, hat jetzt das Sagen. Auf allen plumpen gelben Stuckbauten, auf Kasernen, auf der Hauptpost, auf den Polizeistationen und auf den Hochschulen der Stadt prangt der schwarz-vergoldete Spreizadler, das Moskauer Wappen. Russische Polizisten und Gendarmen patrouillieren durch die Straßen, jedes Schild und jedes Plakat ist in russischer Sprache, jede Straße trägt einen russischen Namen, alles Polnische wurde sorgsam abgeklopft. Aber wenn man in der Oberschicht hinter die Uniform schaut, ist es nicht schwer zu entdecken, dass sie nicht alle Russen sind.
Es gab eine Zeit, da war es verboten, einfach verboten, in Vilna polnisch zu sprechen; jetzt ist es erlaubt, außer bei allen Versammlungen, und in der Tat wird viel polnisch gesprochen. Alle diese ernsten geraden Männer und Frauen mit den hellen Augen sind Polen; sie besitzen jenen 'wzdiek' (Charme und Anmut), der den russischen Männern nicht zukommt. Polnisch ist die Sprache der Salons in der Stadt, über dem Sofa hängt das Porträt des polnischen Dichterkönigs Adam Mickiewicz, im Bücherschrank stehen alle großen Namen der polnischen Literatur, und in Marmor oder Gips schaut Kosciuszko von seinem Platz herab. In fast jedem Haus konnte man die gleichen Empfindungen und Hoffnungen finden.
Es war die Festung des polnischen Geistes im Osten, jetzt ist sie dem Erdboden gleichgemacht worden, aber die Polen klammern sich noch immer an den Ort und hoffen auf die Erneuerung früherer Tage.
Und das Heiligste der Heiligen, das Bildnis von Gottes eigener Mutter, leuchtet von der erhabenen Station über dem "spitzen Tor" [Ostra Brama] in Vilna. Dieses wundertätige Bild ist der Stolz und der Trost von Vilna und all seinen römisch-katholischen Menschen. Umgeben von einem Heiligenschein aus brennenden Wachskerzen blickt dieses exquisite Bild von seinem reichen Rahmen auf unzählige Gläubige herab. Wann immer man die schmale Straße passiert, die am "spitzen Tor" endet, über dem die Kapelle des Bildes errichtet wurde, sieht man Krüppel und Bettler auf den Knien beten und das Kreuzzeichen machen, und jeder muss seinen Kopf entblößen, wenn er diesen heiligen Ort passiert.
Aber die geschäftigen Menschenmassen in Wilna, die handeln und sich auf den Straßen drängen, die eilen und schuften, sind die Juden, denn Wilna ist mehr als alles andere die Stadt der Juden. Man begegnet ihnen sofort am Bahnhof, als Bedienstete von kleinen schmutzigen Hotels, als Flat-Catcher, die sich auf die Fahrbahn stürzen; sie fungieren als Droschkenkutscher, und fast alle Straßenkinder scheinen Juden zu sein. Hier sieht man den unverfälschten Typus des polnischen Juden, von dem Jungen mit dem halb eifrigen, halb frechen Gesichtsausdruck, über das Mädchen mit der viel zu großen Nase, den funkelnden Augen und dem herausfordernden Mund, bis hin zu dem stehengebliebenen Schuster, dessen Aussehen nur auf eines hinzudeuten scheint: 'Geschaft machen'! und endet bei dem großen Alten, von dem kein Volk der Welt einen schöneren und ansehnlicheren Typus vorweisen kann als die Juden, dem patriarchalischen Greis mit seinem wallenden weißen Haar und Bart, seinen sanften ernsten Augen und seinem gelassenen Gang. Es ist seltsam, dass diese nervösen Hausierer so enden können. Es ist eine lebendige Widerlegung des hässlichen Urteils der Judenfeinde, dass sich die Seelen der Juden in greifende Hände verwandelt haben.
Das vierte Volk in Wilna, die Litauer selbst, trifft man nicht nur als Bauern auf dem Weg, als Mantelgekleidete Stumme auf dem Markt, und auch dort nicht oft, denn die weißrussischen Bauern sind bis nach Wilna vorgedrungen und haben die Litauer längst aus dem Lande verdrängt. Das Litauische in Wilna ist wie das Wasserzeichen in einer fröhlich bunten Briefmarke. Der Name der Stadt ist
litauisch, die Vororte haben noch litauische Namen, Antokoln und Boksta,
"Auf dem Berg' und 'Der Turm'. Die Ruinen der Festung von Gediminas und der Feuertempel erheben sich hoch über den Dächern der Stadt, trostlos und vernachlässigt ein Symbol für den Zustand seines Volkes."
Zitat aus Laimonas Briedis "Vilnius, Stadt der Fremden" Frei übersetzt mit Deepl Hilfe.
Flughafentransfer
Die Verbindung zwischen Altstadt und Flughafen Vilnius ist einfach. Die Buslinie 3G (Oro Uostas = Flughafen) fährt alle paar Minuten, zum Beispiel vom Europas Aikste (Europaplatz, hinter dem Radisson blue Hotel, früher Hotel Lietuva). Google maps gibt Auskunft über Haltestellen und Busnummern. Einfach auf die Bushaltestelle klicken. Tickets beim Fahrer, vom Europaplatz 1 Euro, online über die App billiger.
Buslinie 3G fährt zum Oro Uostas (Flughafen, alle paar Minuten. Beim Fahrer 1 Euro, Stand 2023)
Vom Busbahnhof (neben dem Hauptbahnhof kostet das Ticket mit dem Flughafenbus 3 Euro.
Abfahrt vom Busbahnhof
Flughafentransfer ab Busbahnof (Abfahrtzeiten und Tickets gibts bei Vilnius Autobusbilietas) Preise Stand 2023
Weitere Infos vom TIC (Tourist Information Center) Vilnius
Vilnius (Wilna) (main office)
Vilniaus 22
LT-01119 Vilnius
Tel.: +370 5 262 9660
Fax: +370 5 262 8169
E-Mail:
Internet: www.vilnius-tourism.lt
Sehr zu empfehlen ist eine geführte Fahrradtour durch Vilnius. Auch wenn man denkt, man hätte schon viel von Vilnius gesehen, Frankas Kulikauskas-Wurft zeigte einem die interessantesten Ecken! Leider hat sein Geschäft geschlossen.
Reiseführer in Vilnius sind:
Hotels (unter vielen anderen!):
Bernardinu Gästehaus
Mabre Residence
Domus Maria (alle haben einen geschlossenen Hof zum parken!).
Das Hotel mit dem besten Frühstück in Litauen (ehemals Lietuva) Radisson blu
Moon Garden (einfach, aber gut gelegen)
Szenekneipe Šnekutis
Restaurants, Cafes und Kneipen gibt es sehr viele. Eine Kneipe hat mir sehr gut gefallen, das Šnekutis in der Sv. Mikolajus gatve 15
Und als Cafe natürlich das Joffes duonine in der V. Šopeno gtv. (am Busbahnhof)
Fotos: Kuck, Asta Atraskeviciute, M. Pretzsch (1)
Rusne
Brücke zur Insel
Rusne ist ein kleines Örtchen auf einer Insel im Memeldelta.
Aus den Zeiten des Deutschen Ordens sind zwei Orte von Bedeutung hervorgetreten, an denen Befestigungsanlagen und Kirchen standen.
Nachdem die Burg an der Windenburger Ecke (Ventes Ragas) von den Fluten des Haffs weggespült wurde (und vielleicht heute eine der dortigen Untiefen ist), blieb die Befestigungsanlage im Memel Delta (bei Rusne)über und entwickelte sich wegen seiner exponierten Lage (im Flusssystem von Atmath, Pokallna und Skirvieth) ständig weiter.
Vom alten Marktplatz in Šilute geht's über das Flüsschen Šyša Richtung Krankenhaus nach Rusne (das Krankenhaus ist immer noch im gleichen Gebäude wie in den 1930'er Jahren).
Die evangelische Kirche wurde 1994 wieder eingeweiht
Neben der 1809 gebauten evangelischen Kirche (die älteste Kirche im Memelland), dem alten Friedhof mit deutschen Grabinschriften (dort liegt auch ein Namensvetter vom Autor), ein paar Häuser die an die deutsche Vergangenheit erinnern, besticht Rusne vor allem durch seine unberührten Natur.
Wer sich für Ahnenforschung interessiert, kann unter http://www.online-ofb.de/russ/ die Namen der damals hier lebenden Menschen finden.
Die Insel erhebt sich nur einen Meter über den Fluss
Neben der Petersbrücke gab es eine schöne Synagoge im neugotisch-orientalischen Stil. Leider ist sie 1939 von den Nationalsozialisten zerstört worden und nichts erinnert mehr an sie.
Interessant ist, dass die Synagoge in Rusne 1857, die in Silute erst sechs Jahre später gebaut wurde. Rusne gehörte im 19. Jahrhundert zu den größten jüdischen Siedlungen der Region.
Durch die litauisch/ polnischen Probleme (Vilnius Status) wurde die Flößerei auf der Memel nach dem ersten Weltkrieg eingestellt. Die Bevölkerungszahl verringerte sich stark, da in der Zwischenzeit die Bedeutung von Heydekrug (Silute) erheblich zugenommen hatte.
Rusne Memel Delta mit Petersbrücke
Durch seine Lage als Insel mitten im Nemunas Delta und nur etwa 1 Meter höher als der Flussspiegel hatte Rusne immer mit Hochwasser zu kämpfen.
Wasserpumpe gegen eindringendes Hochwasser
Eine alte dampfgetriebene Wasserpumpe, die über die Dämme eindringendes Wasser abpumpen sollte, erinnert an frühere Versuche der Flutbekämpfung.
Zufahrt nach Rusne bei Hochwasser.
Besonders abenteuerlich sind die Fahrten nach Rusne bei Überschwemmung der Zufahrtswege.
Dann werden die Menschen auf einem Anhänger an einem Traktor zur Insel transportiert. Die Fahrbahn ist mit Stangen (wie bei uns bei Schnee) gekennzeichnet. Heute gibt es auch einen alten umgebauten Militärbus für die Überfahrt.
Angler aus ganz Litauen kommen nach Rusne
Rusne ist sehr beliebt bei litauischen Anglern. Überall findet sich ein einsames Plätzchen. Man kann auch von Silute aus ein Boot mieten und aufs Haff hinaus fahren (siehe hier) oder zur Kurischen Nehrung übersetzen.
Wenn man am Flüsschen Russ spazieren geht, kann man auf der anderen Fluss-Seite den Kaliningrader Oblast sehen, also heutiges russisches Gebiet. Früher nannte man die Gegend dort Elchniederung.
Evangelisches Pfarrhaus
Wer sich für die Geschichte von Rusne interessiert, kann sich die gewaltigen Unterschiede zwischen der Blütezeit Anfang des 20. Jahrhunderts und heute bei "Geschichte von Rusne" durchlesen.
Infos über Rusne und Reservierung von Booten über das TIC Silute
Neue Rennboote in Rusne
Bilder: Wikipedia und Daiva Zoll
Kernave
Kernave ist eine Kleinstadt etwa 40 km nord- westlich von Vilnius. Sie gilt als die älteste Hauptstadt von Litauen und wurde 1279 erstmalig in Dokumenten erwähnt.
2004 wurde Kernave als archäologisches Gebiet in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen.
Hier war der Sitz von Mindaugas, dem litauischen Großfürsten. In der Nähe: Rundwanderweg Dukstas
Hauptstädte Litauens waren:
- Kernavė (bis etwa um 1316)
- Trakai (etwa um 1316-1323)
- Vilnius (etwa um 1323-1920)
- Kaunas (1920-1940)
- Vilnius (seit 1940).
Wallburghügel von Kernave
Fährt man von Vilnius aus die A2 Richtung Panevezys und Riga, kommt man an Kernave vorbei.
Von der damals herrschenden Pracht mit seinen fünf Wehrburgen, ist außer den aufgeschütteten Hügeln nichts mehr zu sehen. Trotzdem macht ein Spaziergang auf den ehemaligen Burghügel mit Blick auf die Neris Eindruck.
Im Dorf Kernave selber wohnen heute noch etwa 270 Menschen. Vorrangiges Ziel sind hier sicherlich die Burghügel mit der Aussicht auf die Neris.
In Kernave fand man den ältesten "Medgrinda" Litauens (4-7. Jahrhundert). Medgrindas sind Unterwasserwege aus Holz, die nur die Einheimischen kannten und der Verteidigung dienten. Neben den Medgrindas gab es auch "Kulgrindas". Im Prinzip dienten sie dem gleichen Zweck, waren aber aus Stein gefertigt.
Kernave ist berühmt für seine Festivals mit Ritterspielen und traditionellem litauischem Essen. Natürlich gibt es auch traditionelles Bier.
das Rasa Fest (Mittsommer Fest) findet jedes Jahr am 23. Juni 2012 statt.
In diesem Youtube Video ist die Mittsommerfeier und die Gegend von Kernave sehr gut geschildert!
Ritterspiele in Erinnerung an alte Zeiten, in denen Litauen noch bis zum Schwarzen Meer herrschte
(Archäologische Tage in Kernave)
Gediminas eiserner Wolf, Denkmal in Kernave. Die Inschrift mit dem Anspruch auf Vilnius als litauische Hauptstadt lautet:
"Hallo Welt! Ohne Vilnius werden wir nie ruhig sein!"
Einer Legende nach soll Gediminas, litauischer Großfürst seit 1316, bei einer Jagd auf einem Hügel am Zusammenfluss der Neris und Vilnia gerastet haben. Dort träumte er von einem eisernen Wolf, der markerschütternd „laut heulte wie hundert Wölfe“. Der Pfeil, den er auf das Tier abfeuerte, prallte an dessen stählernem Körper ab.
Beunruhigt bat er seinen heidnischen Hohepriester Lizdeika um die Deutung dieser Episode: „"Was die Götter dem Herrscher und dem litauischen Staat beschieden haben, mag geschehen: der eiserne Wolf steht auf einem Hügel, auf dem eine Burg und eine Stadt errichtet werden – die Hauptstadt Litauens und die Residenz der Herrscher."
Die Festung aber müsse fest wie Eisen sein, dann würde ihr Ruhm laut durch die Welt hallen.
Hier war die Wallburg mit dem Hauptsitz von Großfürst Mindaugas
Die Wallburg mit der Neris im Hintergrund (Foto: Antanas Seibutis)
Mittelalterspiele
Katholische Kirche von 1851
Kernave mit dem Fluss Neris vom Satelliten gesehen
Kernavė Touristen Informations Zentrum (TIC) Leider keine Webseite vorhanden.
Kerniaus 4, Kernavė
Tel..: +370 382 47 315
Fax.: +370 382 47 311
Archäologisches Museum Kernave
Kerniaus 4 a., Kernavė, LT-19172 Širvintų rajonas.
Tel. +370 382 47 385.
Fax +370 382 47 391.
Museen in Litauen Übersicht Kernave
http://www.muziejai.lt/Sirvintos/Kernaves_rezervatas.DE.htm
Taurage
Taurage ist eine kleine Stadt im Westen von Litauen mit ca. 26000 Einwohnern und liegt auf dem alten Handelsweg Königsberg - Riga. Möchte man von Silute Richtung Riga, Kaunas oder Vilnius, wird man die Stadt Taurage passieren.
Katholische Kirche von 1904
In seiner bewegten Geschichte gehörte es mal zu Preußen, mal zu Rußland und seit der litauischen Unabhängigkeit von 1918 zu Litauen.
Taurage, auf deutsch Tauroggen genannt, wurde durch zwei Begebenheiten bekannt:
I. Am 13. Dezember 1812 schlossen der preußische Generalleutnant Johann David von Yorck und der russische Generalmajor Hans von Diebitsch (Ivan Ivanovitsch Diebitsch-Zabalkanskiy) die Konvention von Tauroggen. Also den Waffenstillstandsvertrag zwischen den 20.000 preußischen Truppen im Dienste Napolens (der war, wie später der österreichische Gefreite, vom russischen Winter überrascht worden) und der russischen Armee.
Sieht aus wie eine mittelalterliche Burg, ist aber "nur" eine Zollstation aus dem 19. Jahrhundert.
Das imposante ehemalige Zollgebäude dient heute als Heimatmuseum.
Diese Abspaltung von Napoleon, die gegen den Willen des preussischen Königs erfolgte (Yorck zog das auf eigene Faust durch, ein Beispiel für seine Nachfolger ab 1941), führte letztendlich zu den Befreiungskriegen .
Um einer Bestrafung wegen Ungehorsams zu entgehen, schrieb Yorck an seinen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen:
"Jetzt oder nie ist der Moment, Freiheit, Unabhängigkeit und Größe wiederzuerlangen. Ich schwöre Ew. Königliche Majestät, dass ich auf dem Sandhaufen ebenso ruhig wie auf dem Schlachtfelde, auf dem ich grau geworden bin, die Kugel erwarten werde."
Lutherische Kirche von 1843
II. In Taurage gibt es einen festungsähnlichen neugotischen Bau. Mit vier mächtigen runden Ecktürmen sieht er aus wie eine mittelalterliche Burg.
Ist aber nur eine Zollstation aus dem 19. Jahrhundert.
In der Zollstation mit Gefängnis wurden Schmuggler inhaftiert, besonders in der Zeit nach 1863, als der zaristische General-Gouverneur von Vilnius (Graf Michail Murawjow) nach den Januaraufständen ein Verbot der litauischen Schriftsprache in Schulen (später für alle Bücher) erliess.
Bücherträger Vincas Juška ©Wikipedia
1866 wurde verboten litauische Bücher zu drucken oder einzuführen, also entwickelte sich ein reger Handel mit Büchern über die Grenze zu Kleinlitauen, welches damals zu Ostpreußen gehörte.
Die Schmuggler nannte man "Knygnešiai" (Bücherträger). Ihnen drohte bei Gefangennahme Geldstrafe, Verbannung, Exil in Sibirien oder sogar der Tod an der Grenze.
Das Bücherverbot wurde 1904 wieder aufgehoben.
Kulturhaus Taurage
Neben der "Zollstation" ist in Taurage der Fluss Jura sehenswert. Die Jura mündet bei Tilsit in die Memel. Am Ortsausgang Richtung Sowjetsk (Tilsit) kann man an der Jura spazieren gehen. Hier ist auch eine Staustufe.
Staustufe des Jura. Rechts ist die die Stadt.
Nordwestlich von Taurage leben Schwarzstörche.
1940 wurden in Taurage viele Menschen nach Sibirien deportiert. Darunter die Familie von Roman Abramowitsch, die so den deutschen Überfall 1941 überlebten.
1941 wurden etwa 4000 jüdische Litauer von den Deutschen und ihren litauischen Helfern ermordet.
Ein Youtube Video über Taurage. Welcome to Lithuania !
Hängebrücke über die Jura, nördlich von Taurage
Tourismus Büro (Tourist Information Center, TIC) in Taurage
Inga Beišienė
Vytauto str. 60, LT-72253 Tauragė TIC
Tel. +370 446 61 404
E-mail.
Website : Taurage TIC
Fotos Wikipedia und TIC Taurage und Privat
Žemaitija Nationalpark
Von Daiva und Gerhard Zoll
Der Žemaitija Nationalpark liegt im Nordwesten von Litauen in der Region Žemaitija. Der Park wurde 1991 gegründet und hat eine Ausdehnung von 21.700 ha.
Unter Schutz stehen 26 Seen , Flüsse , Auen und Moore. Die leicht hügelige Landschaft ist vor etwa 15000 Jahren durch die Gletscher und Endmoränen der letzten Eiszeit entstanden.
In der Zeit ist auch der Plateliai See entstanden, der größte See in der Region Žemaitija. Auf einer seiner sieben Inseln, der Burginsel, stand im 16. - 17. Jahrhundert die Burg von Königin Bonas die nur mit einer 300 Meter langen Eichenbrücke zu erreichen war.
Davon ist heute natürlich nichts mehr zu sehen. Der Plateliai See hat eine Größe von 12 km².
In den Plateliai See münden 17 Flüsse. Auf dem Grund des Sees wurden 2002 Holzboote aus der Zeit Vytautas des Großen gefunden. Ausserdem fanden Taucher einen großen Stein mit menschlichen Markierungen. Also ein Tip für Taucher.
Der Zemaitija Nationalpark ist einer der begehrtesten Plätze in Westteil Litauens, nach der Ostsee in Klaipeda, Palanga und der Kurischen Nehrung.
Es wurde schon viel und ausführlich über unsere Region geschrieben. Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass die 21700 ha des Nationalparks ein Refugium für Naturfreunde sind. Er ist umfassend erschlossen. Es gibt sowohl Wanderwege und Radwege. Auch sind die meisten Punkte mit dem Auto zu erreichen. Einen angenehmen Aufenthalt kann man sich je nach Geschmack und Geldbeutel in verschiedenen Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, Bauernhöfen u.s.w. verschaffen. Die 1205ha große und bis 50m tiefe Gletschersenke des Plateliai Sees ist zweifelsfrei das Highlight des Parks.
Hier wird jeden Sommer ein Schwimmmarathon veranstaltet. Ist schon zur Tradition geworden. Es kann jeder teilnehmen wer Lust (und Kondition ) hat.
Distanzen zwischen 1,8 und 3,5 km werden geschwommen.
Plateliai See
Da der See ein interessantes Relief hat, kann man neben Boot fahren, schwimmen (besonders für Kinder geeignet, da flache, sandige Uferzonen) und relaxen in jeglicher Form auch tauchen lernen, tauchen unter ortskundiger Anleitung und sogar den Tauchschein machen.
Über die sieben Inseln des Sees gibt es viele Legenden. So über die besondere Liebe von Kestutis und Birute oder über die mächtige Königin Bona (s.o.) und ihren verborgenen Schatz.
Daneben gibt es weitere 25 kleinere Seen und 200 Denkmäler des Kulturerbes. Darunter Natur-, Architektur- und andere Denkmäler.
Es gibt einen fast 50 Jahre alten Yacht-Club in unmittelbarer Nachbarschaft des Ortes Plateliai. Dort kann man in sehr angenehmer Atmosphäre Essen, Feiern und übernachten
Restaurant, Bademeister und Tauchschule am See
Tauchschule am Plateliai See
Der Plateliai See gilt als der klarste und sauberste See in ganz Litauen. Mühelos kann man bis auf den Grund sehen. Nicht umsonst ist er beliebt bei Tauchern. Vielleicht schaffen wir ja im Sommer endlich eine Tauchrunde!
Unterkunft direkt neben dem Plateliai See:
Die „Rock Festival Nächte“ mit mehr als 4000 Besuchern darf man auch nicht vergessen zu erwähnen. An heißen Sommernächten für die, die so etwas mögen, ein richtig gutes Event.
Aber nicht nur im Sommer gibt es hier etwas zu bestaunen. Schon zwei Winter nach einander entstehen durch Künstlerhand interessante und schöne Eisskulpturen auf dem gefrorenen See.
Neben Plunge ist Telsiai eine der "grösseren" Orte in Zemaitija.
Plateliai Zentrum Hier im Restaurant haben wir gut gegessen. Im Vordergrund ein Denkmal für die litauische Unabhängigkeit
Litauische Freiheits Armee, auch Waldbrüder genannt "Ewiger Kampf für Litauens Freiheit"
Alte Holzkirche bei Plateliai
Ein weiteres, für einen solchen Park eher ungewöhnliches Museum ist das Militarismus-Museum im Plokstine Wald. Es handelt sich dabei um eine der ersten sowjetischen Raketenbasen für Interkontinentalraketen. Inzwischen ist die gesamte Anlage umgebaut und wiedereröffnet. Zu hoffen ist, um ein wenig die Authenzität nachfühlen zu können, dass der ursprüngliche Charakter möglichst erhalten geblieben ist. Mehr Fotos und Infos zur Raketenbasis: Raketenbasis Plokstine
Die Silodächer wurden früher beiseite geschoben und hatten Tarnfarbe. Heute sind sie verschweißt.
Hier in der Mitte der vier Silos befindet sich der Kontrollraum der Raketenbasis
Schema eines Raketensilos (30 m tief) Eingang zur Kommandozentrale
Lager für die Sprengköpfe
Notstromaggregat Schaltraum
Wachsfigur eines Soldaten
Führungen gibt es in einigen Sprachen..
Über die vielen anderen kleineren oder größeren Museen kann man ausreichend und freundlich weitere Infos bekommen im Touristik-Zentrum Plateliai.
Die allgemein verkehrsgünstige Lage und gute Verkehrsanbindung (Klaipeda, Palanga ca.70km, Plunge, Telsiai, Zemeitijos Kalvarija, Moletai ca. 15-20km u.s.w.) machen auch Ausflüge von hier aus gut möglich.
Touristen- Information
Didžioji g. 8,
Plateliai, Plungės raj.
Tel. (8 448) 49231,
Faks. (8 448) 49337.
El. paštas:
Fotos: Gerhard Zoll, A.Kuck, Wikipedia
Nicht weit vom Plateliai See, in der Stadt Telsiai, wurden 1941, zu Beginn des deutschen Einmarsches in Litauen, äusserst brutale Verbrechen durch die abziehende Rote Armee verübt. Sie sind so brutal und unverständlich, dass man sie nicht so einfach glauben mag.
Uzupis
Der Stadtteil Uzupis grenzt an die Altstadt von Vilnius.
Läuft man vom Kathedralenplatz nicht die Pilies Gatve hoch, sondern folgt dem Verlauf der Sventaragio Gatve - B. Radvilaites Gatve - Maironio Gatve kommt man zur St. Anna Kirche. Napoleon soll über sie gesagt haben, dass er sie am liebsten mit nach Frankreich genommen hätte. (Er hätte mal besser alle seine Soldaten wieder mitgenommen statt sie hier 1812 verhungern zu lassen, aber das ist eine andere Geschichte)
Restaurant Uzupio Kavine direkt an der Vilnia gelegen. Gilt auch als Regierungssitz.
Nach der St. Anna Kirche kommt das Hotel Mabre Residence in einem sehr schönen altem Ambiente gelegen. Kurz danach ist der Zugang zur "Freien Republik Uzupis".
Der Stadtteil Uzupis wird vom Fluss Vilnia umgeben (nur im Osten gibts kein Wasser). Der Zugang aus Richtung Altstadt erfolgt über Brücken.
Wie man oben sieht, kann man auf der Vilnia rudern. Eine schöne Möglichkeit Vilnius zu erkunden. Links die Uzupio Kavine, die "Regierungsbehörde" von Uzupis.
Auf der Halbinsel haben sich Künstler zusammen gefunden und versuchen etwas schönes aus den alten Gemäuern zu machen.
Strassenansicht Uzupis
Seit einigen Jahren ist die Gegend als Wohngebiet sehr begehrt. Die Immobilienpreise sind rasant angezogen, Gebäude werden liebevoll restauriert.
Blick durch die Häuser
Teilweise liebevoll gepflegte Hinterhöfe
Noch ist viel zu tun aber Fortschritte sind überall zu sehen.
Platz mit dem Posaunenengel, 1999 gebaut, Wahrzeichen der Republik Uzupis. Er verkündet den "Staat der Engel".
Nicht immer war es in Uzupis mit seinen vielen Kneipen und Geschäften so friedlich wie heute.
Es ist noch viel zu tun.
Bis 1941 galt Vilnius als Jerusalem des Ostens und hatte viele weltberühmte Gelehrte. Uzupis war zum Großteil von Juden bewohnt. Nach dem Krieg waren fast alle Juden durch die Deutschen ermordet und die Gebäude in Uzupis leer und zerfallen. In der Sowjetzeit siedelten sich Verbrecher und Prostituierte an.
Uzupis wurde "Messerstecher-Stadtteil" genannt. Durch den deutschen Einmarsch 1941 fand in Uzupis ein nahezu 100 % iger Bevölkerungsauschtausch statt. Mehr dazu unter Litauen im Krieg.
Klick mich
Heute kann man in Uzupis genauso sicher und unbekümmert spazieren, wie im restlichen Vilnius. Wir empfehlen einen Ausflug nach Uzupis ausdrücklich.
Kirche des Heiligen Bartholomäus (Sv. Baltramiejaus) Uzupio Gatve 13
Auf Entdeckungstour in Vilnius fallen einem natürlich die vielen verschiedenen Kirchen auf – in Uzupis erblickt man durch einen Torbogen zum Beispiel die in einem Hinterhof stehende Bartholomäus-Kirche aus dem 17. Jahrhundert, die kleinste Kirche der Stadt. Nachdem sie verfiel, wurde sie 1844 wieder hergestellt und 1949 durch die russische Besatzung geschlossen bzw. zu einem Lager und einer Bildhauerei umfunktioniert, dort wurde auch eine überlebensgroße Lenin-Skulptur erschaffen. 1997 wurde sie wieder renoviert und als Kirche wiedereröffnet. Besichtigen kann man sie Montags bis Donnerstags nachmittags und Samstagvormittags, das Innere ist aber eher karg.
Vom Garten hat man einen schönen Ausblick rüber nach Paupys.
Neben der Kirche ist das alte Pfarrgebäude. Die hier lebende Künstlerin war vor einigen Jahren in Marl (NRW) bei einer Kunstveranstaltung der Grubenausbauwerkstatt tätig.
Ansichten in Uzupis
Mittlerweile gehört Uzupis zu den angesagtesten Wohngebieten. Die Immobilienpreise sind rasant gestiegen. Weil sich viele Künstler angesiedelt haben, wird Uzupis auch als Montmartre von Vilnius genannt.
Man findet überall reizvolle Details
Aus Spass haben die Uzupis Bewohner 1997 (natürlich am 1. April) die Freie Republik Uzupis ausgerufen. Seitdem gibt es eine Verfassung, einen Präsidenten, eigene Pässe und sogar eine eigene Armee. Die wurde aber wieder abgeschafft, weil keiner Angst vor ihr hatte.
Blick von Uzupis aus auf die orthodoxe Kirche der Heiligen Gottesmutter
Möchte man ein Visa für die Republik haben, kann man sich eins im Cafe "Uzipio Kavine" in der Uzupio Gatve 2 abholen. Das Cafe ist auch das offizielle Regierungsgebäude.
Graffiti: Der Neid wird Euch alle auffressen!
Ein englisches Video über Uzupis:
Hier die Verfassung der Freien Republik Uzupis:
- Jeder Mensch hat das Recht, beim Fluss Vilnia zu leben, und der Fluss Vilnia hat das Recht, an jedem vorbei zu fließen.
- Jeder Mensch hat das Recht auf heißes Wasser, Heizung im Winter und ein gedecktes Dach.
- Jeder Mensch hat das Recht zu sterben, aber das ist keine Pflicht.
- Jeder Mensch hat das Recht, Fehler zu machen.
- Jeder Mensch hat das Recht, einzigartig zu sein.
- Jeder Mensch hat das Recht zu lieben.
- Jeder Mensch hat das Recht, nicht geliebt zu werden, aber nicht notwendigerweise.
- Jeder Mensch hat das Recht, gewöhnlich und unbekannt zu sein.
- Jeder Mensch hat das Recht, faul zu sein.
- Jeder Mensch hat das Recht, eine Katze zu lieben und für sie zu sorgen.
- Jeder Mensch hat das Recht, nach dem Hund zu schauen, bis einer von beiden stirbt.
- Ein Hund hat das Recht, ein Hund zu sein.
- Eine Katze ist nicht verpflichtet, ihren Besitzer zu lieben, aber muss in Notzeiten helfen.
- Manchmal hat jeder Mensch das Recht, seine Pflichten nicht zu kennen.
- Jeder Mensch hat das Recht auf Zweifel, aber das ist keine Pflicht.
- Jeder Mensch hat das Recht, glücklich zu sein.
- Jeder Mensch hat das Recht, unglücklich zu sein.
- Jeder Mensch hat das Recht, still zu sein.
- Jeder Mensch hat das Recht zu vertrauen.
- Niemand hat das Recht, Gewalt anzuwenden.
- Jeder Mensch hat das Recht, für seine Unbedeutsamkeit dankbar zu sein.
- Niemand hat das Recht, eine Ausgestaltung der Ewigkeit zu haben.
- Jeder Mensch hat das Recht zu verstehen.
- Jeder Mensch hat das Recht, nichts zu verstehen.
- Jeder Mensch hat das Recht zu jeder Nationalität.
- Jeder Mensch hat das Recht, seinen Geburtstag nicht zu feiern oder zu feiern.
- Jeder Mensch sollte seinen Namen kennen.
- Jeder Mensch kann teilen, was er besitzt.
- Niemand kann teilen, was er nicht besitzt.
- Jeder Mensch hat das Recht, Brüder, Schwestern und Eltern zu haben.
- Jeder Mensch kann unabhängig sein.
- Jeder Mensch ist für seine Freiheit verantwortlich.
- Jeder Mensch hat das Recht zu weinen.
- Jeder Mensch hat das Recht, missverstanden zu werden.
- Niemand hat das Recht, jemand anderen die Schuld zu geben.
- Jeder hat das Recht, individuell zu sein.
- Jeder Mensch hat das Recht, keine Rechte zu haben.
- Jeder Mensch hat das Recht, keine Angst zu haben.
- Lass dich nicht unterkriegen!
- Schlag nicht zurück!
- Gib nicht auf!
Urlaub in Litauen !
Blick auf den Gedimino Turm und die Mutter Gottes Himmelfahrtskirche
Um mobile zu den Untermenues zu gelangen, bitte noch einmal auf das Hamburger Menue klicken (auf dem handy ist das oben links).
Litauen ist das größte der drei baltischen Länder, von Deutschland nur durch Polen getrennt. Von Berlin sind es etwa 1000 km bis zur alten litauischen Hauptstadt Kaunas.
Seit 2004 ist Litauen Mitglied der Europäischen Union, seit 2007 gilt auch hier das Schengener Abkommen. Die Grenzpassage läuft heute problemlos, vorbei sind die quälend langen Warteschlangen der Vergangenheit.
Litauen ist natürlich wegen der Entfernung am einfachsten mit dem Flugzeug zu erreichen (Anreise). Eine andere bequeme Möglichkeit sind die Fähren von Kiel oder Sassnitz. Leider dauert die Passage ebenso wie die Fahrt mit dem Auto oder Motorrad sehr lange. Mit dem Auto oder Motorrad bieten sich Abstecher durch die Masuren an (Danzig ist sehr schön), oder der direkte Weg über Warschau (auch sehr lohnenswert zu besuchen). Eine Übernachtung in Polen ist durch den Ausbau der Autobahnen (Mautpflichtig) nicht mehr unbedingt nötig.
Fähren nach Litauen Mit dem Auto nach Litauen Flüge nach Litauen
Wir haben die Strecke Ruhrgebiet-Birzai in 17 Stunden reiner Fahrtzeit geschafft (incl. einer Stunde Stau in Deutschland).
Litauen besteht aus den Gebieten Aukstaitija (Nordlitauen), Dzukija (Südostlitauen), Suvalkija (Südwesten) und Zemaitija (Nordwest Litauen).
Alle Gegenden unterscheiden sich voneinander und haben teilweise starke Dialekte.
Sie können in Litauen vom Badeurlaub in Palanga, einsamen Spaziergängen auf der Kurischen Nehrung bis zu Opern Abende in der Litauischen Nationaloper in Vilnius (sehr zu empfehlen) für jeden Geschmack etwas erleben. Im Sommer gibt es Konzerte in der Wasserburg Trakai bei Vilnius (ähnlich den Festspielen im Amphitheater Xanten, nur dass Trakai größer und besser erhalten ist). Die Adresse von Trakai steht unter Weblinks.
Längst kein Geheimtipp mehr ist die Kurische Nehrung, eine Landzunge von Klaipeda (dem früheren Memel) bis nach Kaliningrad (dem früheren Königsberg). Der Legende nach wurde sie von der schönen Neringa geschaffen, die Sand aus dem Meer aufschichtete.
In das Haff strömt der Nemunas (früher Memel) und bildet bis zur Öffnung in die Ostsee bei Klaipeda ein Süßwassergebiet.
Die Überfahrt zur Nehrung erfolgt in Klaipeda. Im Sommer sind die Hotels voll, man sollte da schon vorher buchen.
Bei Nida, an der südlichen Spitze der Nehrung, gibt es die zweithöchsten europäischen Wanderdünen. Thomas Mann hatte hier 1930 bis 1932 ein Sommerhaus.
Thomas Mann Haus Foto A.Kuck
Nida besitzt eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur und ist eines der am meisten besuchten Ziele Litauens.
Kurz hinter Nida ist die russische Grenze.
Neben der Kurischen Nehrung sind die litauischen Hauptattraktionen die ehemalige Hansestadt Klaipeda, in der sich die Touristen traditionell mit Bernstein eindecken. Außerdem natürlich (die ehemalige Hauptstadt) Kaunas und die jetzige Hauptstadt Vilnius. Daneben gibt es den Berg der Kreuze bei Siauliai, auf dem die Litauer als Protest gegen die sowjetische Besatzung abertausende von Kreuze aufgestellt haben. Ziemlich eindrucksvoll.
Palanga ist das Seebad von Litauen. Der wunderschöne Strand lädt zum Baden ein. Palanga ist aber etwas zum Ballermann an der Ostsee geworden. Wer Ruhe sucht, fährt lieber nach Nida.
Birzai besucht man als Zwischenstation auf einer Fahrradtour, um das Schloss und den Sirvenos See zu sehen, oder bei der litauischen Bierroute, denn Birzai gilt mit seinen vier Brauereien als Hauptstadt der Biere.
Siauliai
Berg der Kreuze
Šiauliai ist eine Industriestadt in der nördlichen Mitte von Litauen. Auf deutsch hieß sie mal Schaulen.
Bekannt ist Siauliai besonders für das litauische "Heiligtum", den Berg der Kreuze (Kryziu Kalnas), der etwa 10 km nördlich von der Stadt in Richtung Riga liegt. Sie hat aber auch einige interessante Gebäude, eine recht schöne Fussgängerzone und ein interessantes Schokoladenmuseum zu bieten.

Die Litauer stellten danach noch mehr auf.
Die Zahl der Kreuze lässt sich nicht mehr beziffern, sie ist aber riesig. Natürlich wirkt die Präsenz der enormen Kreuzmassen und seine Symbolik enorm auf den Besucher. Trotzdem beschleicht mich mittlerweile auch ein komisches Gefühl beim Besuch des Kreuzberges (bei meinen ersten Besuchen ab 1993 war das noch anders). Die Holzkreuze sind natürlich dem Wetter der Zeit und damit dem Verfall ausgesetzt. Vielleicht war früher mehr Widerstand und heute mehr Kommerz?
Eingangsbereich...hier kommt die Treppe auf die Kuppe des Hügels
Holz, Metall...jedes Material wurde zu Kreuzen verarbeitet. Alle Glaubens und politische Richtungen sind vertreten.
Dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt
Meistens sind die Kreuze aus Holz. Es gibt aber auch Konstruktionen aus Metall und Metall/Holz/Glas Mix
Jeder Platz wird mit kleinen Kreuzen behängt
Vielleicht bekommen sie einen kleinen Eindruck von der Imposanz dieses Ortes
Besucher kommen aus der ganzen Welt Ganz unten auf dieser Seite ist noch eine Galerie von Fotos zu sehen
Am Parkplatz angekommen, geht man an allerlei Devotionalienbuden entlang zum Berg der Kreuze. Wir haben uns 2013 den neuen kostenpflichtigen Parkplatz gespart und parkten an der Wiese neben dem Berg der Kreuze. 2025 ebenso, mit dem Motorrad war das auch kein Problem.
Da es Glück bringen soll am "Berg der Kreuze" selbst ein Kreuzchen anzubringen, kann man sich an den Buden eindecken.
Auf der linken Seite ist ein Holzhäuschen/Podest, von dem der Papst (Johannes Paul II) bei seinem Besuch im Jahre 1993 seine Rede an die Gläubigen hielt. Bei meinem ersten Besuch 1993 wurde es gerade gebaut.
Ein Besuch ist empfehlenswert.
Nachstehend weitere Fotos vom Berg der Kreuze:
Zurück
Bauska und Rundale Lettland
Lohnenswerte Ausflugsziele in der Umgebung von Birzai sind die Ordenburg in Bauska und das an Versailles erinnernde Schloss Rundale kurz hinter der Grenze in Lettland.
Dieser kurze Weg über die litauische Landesgrenze nach Lettland lohnt sich, aber sehen Sie selbst! Da Lettland auch den Euro eingeführt hat und die Grenzen (EU Binnengrenze) offen sind, ist der Abstecher ohne Probleme machbar.
Alte Ordensburg in Bauska Rundale, Versailles des Baltikums
Die Festung Bauska wurde 1443 vom Deutschen Orden zum Schutz vor Litauen angelegt.
Da ich mich nicht auf einige wenige Fotos einigen konnte, wird der Bericht etwas länger und Rundale folgt unten.
Etwa 62 km nordwestlich von Birzai, an der Via Baltika, der baltischen Hauptverkehrsader, liegt die lettische Grenzstadt Bauska.
Die größte Sehenswürdigkeit von Bauska ist die im Jahre 1443 vom Deutschen Orden zum Schutz vor den litauischen Fürsten angelegte Burg.
Sie liegt strategisch äußerst günstig (und landschaftlich sehr reizend) zwischen den Flüssen Musa (von Süden aus Litauen kommend) und der Memele (Nemunelis, bekannt durch die Rudertouren) und bot so den Rittern natürlichen Schutz nach drei Seiten.
Während der Spätrenaissance (Ende des 16. Jahrhunderts) haben die Herzöge Gotthard und Friedrich von Kurland die Festung zum befestigten Residenzschloss umgebaut. Das Schloss wurde von Abwehrwällen und Bastionen eingeschlossen, die bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts vervollkommnet wurde.
Die Memele und Musa fließen nach der Vereinigung als Lielupe ("Großfluß") Richtung Riga ins Baltische Meer.
Blick über die Musa auf die Burg
1897 wohnten in Bauskas 2745 Juden, 2984 Letten und 536 Deutsche. 1919 war Bauskas Stützpunkt des Freikorps Brandis.
Heute leben hier weniger als 10000 Menschen.
1944 saßen sich die Wehrmacht und der südliche Keil der Roten Armee in Bauska gegenüber. Angeblich wurde sofort die Brauerei, die direkt an der Front lag, in Gang gesetzt (Kämpfe der 215. ID).
Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Ordens 1562, wurde Ende des 16. Jahrhunderts auf dem Gelände der Vorburg eine Residenz des kurländischen Herzogs errichtet. Das Residenzschloss stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Tor zur Residenz
Zum Hof
Blick von der renovierten Residenz über den Hof auf die Burg
Die Residenz vom Innenhof gesehen
Während die Residenz frisch renoviert ist und man sie auch innen besichtigen kann, hat man die Ruinen der Burg nur konserviert. Lohnenswert ist auf jeden Fall das Besteigen des Turmes
Der schmale Aufstieg zum Turm
Die Burgruine
Blick vom Burghof auf díe Burg
Kanonen
Schiessscharten
In der Ruine
Oben sieht man die Aussichtsplattform
Schiessscharten
Blick auf die Residenz
Kamin
Man erahnt die früheren Formen
Erste Etage
Aussichtsplattform
Blick auf die Musa
Blick auf die Memele. Sie macht rechts einen Bogen und fließt unten links an der Burg entlang
Da ist der Bogen (sieht man gut auf der Google Satellitenkarte weiter oben)
Blick von der Burg auf die Musa. In der Ferne fließt der Nemunelis (Memele) mit ihr zusammen.
Oben auf der Plattform
Die Innenstadt von Bauska ist klein aber sehr schön. Eine echte Altstadt eben, wie mal sie auch in (Litauen) Rokiskis und Kedainiai findet.
Früheres jüdisches Schlachthaus aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Markt Bauska
Rathaus und TIC Bauska
Im 17. Jahrhundert war das Rathaus von Bauska das größte in Kurland!
Tipp: wenn man die Burgt in Bauska besichtigt, sollte man sich die Zeit nehmen, den Marktplatz anzuschauen. Hier gibt es neben geschichtsträchtigen Häusern auch ein nettes Cafè.
Rundale
Auf dem Weg von Bauska nach Rundale begegneten mir französische Touristen, die mit Geländewagen eine Tour vom Nordkap nach Paris machten.
Eigentlich wollte ich den Holztransporter fotografieren. Die Jeeps fallen natürlich sofort auf.
Der Transporter vor mir hatte ganze Bäume geladen und fiel bald auseinander.
Später am Parkplatz vor Schloss Rundale konnte ich mir die Wagen dann anschauen.
Diese geführte Tour wird von Nord-Sud-Evasion aus Paris durchgeführt und nennt sich Raid Baltica.#Rundale
Das Schlossensemble ist eines der bedeutendsten Denkmäler der Barockarchitektur und der Kunst des Rokoko in Lettland und entstand 1736. Rundale liegt am Örtchen Pilsrundale , 15 km westlich von Bauskas (also direkt an der litauischen Grenze) und wird deshalb auch hier bei alles-ueber-litauen.de erwähnt. Es diente als Sommerresidenz des kurländischen Herzogs Ernst Johann Biron. Biron war ein Liebling der russischen Zarin Anna Iwanowna. Baumeister war Bartolomeo Francesco Rastrelli, der u.a. auch die Eremitage in St. Petersburg baute.
Schloss Rundale von vorn. Es hat drei Flügel, zwei Stockwerke und 138 Zimmer und Säle.
Der Schlosspark wurde nach Rastrellis Vorgaben nach französischem Vorbild angelegt und mit 328185 Linden bepflanzt.
Mein erster Reiseführer von 1992 (Rainer und Peter Höh) beschreibt noch die Rekonstruktion der Gärten. Heute erstrahlt der Park in alter Pracht.
1812 lagerten hier die Truppen Napoleons, im I. Weltkrieg die deutschen Truppen und nach dem II. Weltkrieg Getreide.
Der Park
Hinter dem Park und rund um das Schloss- Semgallische Landwirtschaft
Löwe im Schloss
Seitenansicht von Schloss Rundale
Blick vom Schloss in die Landschaft
Hinter dem Schloss ist der Park
Hinweisschild
Fazit: Der Abstecher nach Bauska und Rundale ist absolut lohnend. Mir gefällt mehr die Burgruine von Bauska als das Barockschloss von Rundale, aber Geschmäcker sind verschieden. Hinzu kommt die schöne Aussicht vom Turm der Burgruine in Bauska. Da wir die Flüße Memele und Musa von unseren Kanutouren und vom Angeln kennen, ist der Zusammenfluß hier zur Lielupe umso interessanter.
Die Lielupe ist bei Bauska 90 Meter breit und fließt zwischen Riga und Jurmala in das Baltische Meer. Von Nemunelis Radviliskis und Loceriai kann man über den Nemunelis (lettisch Memele) über die Lielupe bis in die Ostsee paddeln.
Schloss Mezotne (Wikipedia)
Etwas nördlich von Bauska und Rundale befindet sich das Schloss Mezotne an den Ufern der Lielupe. Früher gab es hier eine Holzburg, die aber von den einfallenden Deutschen im 13. Jahrhundert zerstört wurde. Im Jahre 1795 hat Zarin Katharina II das Gut der Gouvernante ihrer Enkelkinder, Charlotte von Lieven, geschenkt. 1798 wurde ein Schloss im klassizistischen Stil nach dem Entwurf des russischen Hofarchitekten Quarenghi und Johann Georg Adam Berlitz erbaut.
Minigrenzübergang Lettland / Litauen
Auf dem Rückweg nach Birzai bin ich nicht die Via Baltika gefahren, sondern querfeldein über die grüne Grenze. Und hier in den ländlich geprägten ehemaligen Kolchosgebieten merkt man noch Armut und Perspektivlosigkeit der einfachen Menschen.
Kleine Holzkirche in Litauen
Aufschrift auf der Kirche
Holzkirche Seitenansicht
Kirchturm
Häuser im Dorf
Diese Häuser sieht man oft neben den ehemaligen Kolchosen
Medininkai
Das Dorf Medininkai liegt etwa 30 km östlich von Vilnius direkt an der weissrussischen Grenze.
Früher führte hier die Strasse nach Minsk, Kiev und Moskau her. Dementsprechend gross dimensioniert und befestigt ist auch die riesige Befestigungsanlage, die erstmalig 1387 in einer Chronik der Kreuzritter erwähnt wird.
Der litauische Großfürst Vytautas war einige Male hier.
Vier bis zu 30 Meter hohe Wehrtürme, von denen nur noch einer erhalten ist, 590 Meter lange und 14 Meter hohe Mauern aus Stein und Ziegel bildeten eine der größten Wehranlagen der damaligen Zeit im Baltikum.
Verteidigen mussten die damaligen Litauer sich gegen Tataren und Kreuzritter, die überall an der litauischen Grenze sehr lästig waren.
Durch das Aufkommen von Kanonen wurden die Burgen aus Stein überflüssig. Wehranlagen wurden nun aus Erdwällen gebaut, wie z.B. die Burg in Birzai. Im Übergang des 15. und 16. Jahrhunderts brannte die Burg aus. Sie wurde zwar weiter bewohnt, hatte aber keine Verteidigungsaufgaben mehr. Die Napoleonischen Krieger und danach die Deutschen, die von Bonaparte nichts gelernt hatten (1914 und 1941), gaben der Burg den Rest.
Medininkai diente dann noch mehreren Oligarchenfamilien als Wohnstätte, verfiel aber immer mehr.
Als ich 1995 das erste Mal die Burg besuchte, standen nur Reste der Mauer. Es gab zwar schon Holzgerüste, aber der heutige Zustand war nicht zu erahnen. Nun sind alle Mauern wieder errichtet, der Turm wieder aufgebaut, ein Museum eingerichtet und es gibt ein Kassenhäuschen.
Es gibt nun auch ein Museumsverwaltungsgebäude mit Wächter.
Zwangsläufig kommt mir der Gedanke, dass wieder eine Menge Fixkosten auf den litauischen Staat zukommen.
Wenn man genug Zeit hat, lohnt sich der Abstecher nach Medininkai durchaus. Die Größe der Anlage ist imposant (die Burg ist im Gegensatz zu den meisten litauischen Burgen nicht auf einem "Berg" gebaut und besteht aus Stein und nicht aus Holz), man beginnt beim Nachdenken die Bedeutung der Richtung "Medininkai-Minsk" = Ost für das damalige Litauen zu verstehen. Litauen beherrschte damals ja das Gebiet Minsk, Kiev bis zum Schwarzen Meer.
Neben der Burg gibt es die 1931 gebaute Holzkirche der Heiligen Dreifaltigkeit und St. Kazimir, die genau an der Stelle der ersten christlichen Kirchen Litauens von 1387 steht. Eine hölzerne Schule mit dem Namen "Marschall Pilsudski" wurde 1943 bei den Neujahrsfeiern von deutschen Soldaten abgefackelt.
Pilsudski, später polnischer Präsident und selber in der Region Vilnius geboren, eroberte Vilnius und die Umgebung, also auch Medininkai, 1920 für Polen.
Ein Geschichtsträchtiger Ort.
Montag und Dienstag geschlossen, bitte beachten.
Die zwei höchsten "Berge" Litauens Juozapines und Aukstasis kalnas befinden sich auch in der Region Medininkai.
Auch interessant: 95 % der Einwohner sind Polen.
Unrühmlich für Russland ist der Angriff der damaligen sowjetischen Spezialeinheit "Omon" auf den litauischen Grenzposten in Medininkai. Dabei starben sieben litauische Grenzposten. Wahrscheinlich halten viele russische Verantwortliche diesen Angriff immer noch für richtig. Das sollte man bei der Bewertung des Nato Engagements im Baltikum bedenken.