Jonas Basanavičius

Jonas Basanavičius wurde am 23.11.1851 im Gebiet von Vilkaviškis geboren (damals Kongresspolen in Personalunion mit Russland, also eigentlich Russland) und gilt als der einflussreichste Litauer des 20. Jahrhunderts, auch und besonders, weil er ein Protagonist der Nationalen Wiedergeburt Litauens war.

Jonas Basanavičius

Jonas Basanavičius (Wikipedia)

"Patriarch der Nation"



Geboren in Litauen, Polen oder Russland...Litauens Geschichte macht die Beantwortung solcher Fragen manchmal schwierig. Um die Verwirrung noch etwas zu vertiefen, Basanavičius starb 1927 in Vilnius, was damals zur "Zweiten Polnischen Republik" gehörte. (Umkämpftes Vilnius).

Man bezeichnet ihn als Patriarch der Nation, weil er, obwohl fast dreißig Jahre im Ausland, viel für die Erweckung des litauischen Nationalbewusstseins getan hat. Hier muss der Leser wissen, dass die litauische Sprache zu Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch in den Dörfern gesprochen wurde. Durch die Jahrhunderte währende Union Litauens mit Polen sprach die Intelligenz Polnisch, Amtssprache war Russisch (seit der 2. polnischen Teilung war Litauen von Russland besetzt.)  

Basanavičius  kam aus einer Mittelbäuerlichen Familie und besuchte das Gymnasium in Marijampole. Gegen den Willen seiner Eltern verschmähte er die Priesterlaufbahn und studierte erst zwei Monate Philosophie und Geschichte, schrieb sich dann aber in die Medizinische Fakultät der Universität Moskau ein (er hätte als Geschichtslehrer in Litauen keine Arbeitserlaubnis bekommen), für das er eine von 10 Stipendien für Litauer aus Kongresspolen von Russland bekam. Diese Stipendien waren eine russische Reaktion auf die Litauisch-Polnischen Aufstände.

Irgendwie interessant, dass Jonas Basanavičius mit dieser Ausbildung zu einer der Initiatoren der litauischen Unabhängigkeit werden konnte.

Seine eigene Identifikation mit Litauen erklärt er mit den Eindrücken durch die Burgberge seiner Heimat:

"Zusammen mit Geschichten über die Kreuzfahrer faszinierten mich die Hügel seit meinen frühesten Tagen. In der Nähe von Ožkabaliai, auf den Feldern des Dorfes Piliakalniai, steht ein wunderschöner Hügel. Seit meiner Jugend hatte ich begonnen, diesen großen und sehr schönen Hügel zu besuchen, der in einem Gebiet von unermesslicher Schönheit und Ruhe am Ufer des Flusses Aista liegt. In meiner Jugend hörte ich Geschichten von verzauberten schönen Mädchen, die im Hügel eingesperrt waren; Der Hügel selbst war angeblich mit Hüten und Körben angehäuft. ... Ich lernte später den Pajevonis-Hügel kennen, später noch den Kaupiškis-Hügel nahe der preußischen Grenze und die Hügel von Rudamina, Lakynai und anderen. Ich kann zuversichtlich behaupten, dass auf diesen Hügeln mein litauisches Bewusstsein begründet wurde." Autobiografie 1939 1.

 

"Wenn Litauen heute lebt, dann nur wegen der Stärke unserer ehrenwerten Vorfahren und der uralten Hügel. Lassen Sie uns unsere Vorfahren nachahmen, indem wir immer echte Litauer sind und unser bedrängtes Land, unsere geliebte Sprache und seine Sorgen lieben."  Aušra #3 1884

 

Man kann sagen, dass seit Basanavičius Wirken das historische Litauen (mit seiner damaligen Größe), mit seinen Rittern und Herrschern, Verteidigungsburgen und Siegen verherrlicht wird. 

Vytis Ritter Litauen

Ritter Vytis in Kaunas - Sehnsucht nach ehemaliger Größe  


Er beendete sein Studium in Moskau als Arzt. Da er keine Anstellung in Litauen bekam und sich auch eine erhoffte Privatpraxis in Moskau nicht erfüllte, arbeitete er ab 1880 als Klinikarzt in Lom, einer Kleinstadt im Fürstentum Bulgarien (damals noch ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches), da er dort ein lukratives Angebot erhielt.

Lom Palanke entpuppte sich als Kleinstadt mit 8.000 Einwohnern und einem Krankenhaus, untergebracht in einem ehemaligen Hotel.

Neben seiner Arbeit als Arzt interessierte er sich für politische Themen, schrieb für litauische Zeitungen und war Mitbegründer der ersten litauisch-sprachigen Zeitung Aušra (Morgenröte).

Basanavičius war besonders an der Herkunft der Litauer interessiert und besuchte für seine Suche nach Litauens Wurzeln Museen, Archive und Bibliotheken in ganz Europa.

Nach seiner Theorie ist das Herkunftsgebiet der Litauer das Donaugebiet und sie hätten eine enge Verwandtschaft zu den Thrakern  (Die Thraker waren ein indoeuropäisches Volk bzw. eine Völkergruppe in der Antike, deren Siedlungsgebiet sich östlich von Makedonien bis an das Westufer des Schwarzen Meeres erstreckte).
Zu weiterführenden Studien ging er nach Prag (auch weil sich die politische Situation in Bulgarien verschlechterte), lernte dort die Deutsch-Böhmin Gabriela Eleonora Mohl kennen und heiratete sie. Das Paar kehrte dann wieder nach Bulgarien zurück, wo Basanavičius in verschiedenen Städten arbeitete.

Nachdem 1887 ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde und 1889 seine Frau an Tuberkulose starb, versuchte er nach Litauen zurückzukehren, was ihm von Zar Nikolaus II. verweigert wurde.

1904 kehrte er endgültig nach Litauen zurück, auch ohne ausdrückliche Erlaubnis der russischen Behörden.

In Litauen wurde er Vorsitzender des Organisationskomitees des "Großen Seimas" (1907 Großer Rat), die die Unabhängigkeit Litauens von Russland anstrebte.

Danach gründete er die Litauische Nationaldemokratische Partei, die erste nationale Partei Litauens.


1907 wurde auf seine Initiative hin die Wissenschaftsgesellschaft gegründet (Mokslo draugija), aus der die Litauische Akademie der Wissenschaft entstand.


Jonas Basanavičius war der Erstunterzeichner der litauischen Unabhängigkeitserklärung vom 16.2.1918, die von 20 Mitgliedern des Litauischen Staatsrats im Signatarų namai signiert wurde. 

Signatarų namai (Haus der Signatur)  Jeder Vilnius Besucher spaziert an diesem wichtigen Haus vorbei

 

Basanavičius  Bild zierte den 50 Litas Schein.

Litauen Jonas Basanavicius Litas

Vor der Euro-Einführung: Jonas Basanavicius auf der 50 Litas Note


Basanavičius engagierte sich in der Sammlung von litauischen Sagen, Märchen und Volksliedern.
In seiner Lebenszeit wurden von ihm 9 Folklorebücher veröffentlicht und seit 1993 (also kurz nach der erneuten litauischen Unabhängigkeit) bis 2004 erschienen insgesamt 15 Bände mit Märchen und Volksliedern.


Tomas Venclova schrieb (als Antwort über Angriffe auf ihn als Dichter der Diaspora) über Basanavičius, dass er lange in Bulgarien und Prag tätig war und trotzdem einer der Gründerväter der nationalen litauischen Wiedergeburt war.

Basanavičius starb am 16. Februar 1927 in Vilnius und wurde auf dem Rasos Friedhof beerdigt.

 

Mehr über Jonas Basanavicius bei Knygadvaris

 

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