Christoph Dieckmann "Deutsche Besatzungspolitik in Litauen"
Es gelang den Deutschen zunächst ohne größere Schwierigkeiten, die litauische Armee und Polizei in Hilfskräfte umzuwandeln. Die Schutzmannschaftsbataillone waren Anfang November 1941 in die deutsche Polizeistruktur integriert, die stationäre Polizei der deutschen Ordnungspolizei unterstellt. Die deutsche Polizeiführung wandelte die anfangs freiwillige Mitgliedschaft zunehmend in eine Zwangsverpflichtung um, was immer wieder zu Unmut führte. Mindestens zwölf der Schutzmannschaftsbataillone und das Gros der stationären Polizisten nahmen an den Morden von Juden und anderen Verfolgten teil. Der Grad der Beteiligung an der Verfolgung vermeintlicher politischer Feinde und insbesondere an der Ermordung der jüdischen Bevölkerung hing zwar vom lokalen Kontext ab. Doch oft reichten deutsche Aufsicht und die Beteiligung einer Handvoll deutscher Polizisten aus, denn litauische Kräfte führten die Verbrechen durch. Widerspruch von litauischen Polizisten und Mitgliedern der Schutzmannschaften gegen ihre mörderische >Arbeit< ist für litauisches Terrritorium kaum überliefert, einige protestierten gegen den Einsatz als Mordkommandos in anderen Regionen. Der extreme Nationalismus der rechtsextremen Polizeiführung gepaart mit gewaltbereitem Antisemitismus spielte für die Motivationen eine ausschlaggebende Rolle, ohne damit andere Faktoren wie persönliche Bereicherung durch direkten Raub und den Gruppendruck unter den Soldaten und Polizisten unterschätzen zu wollen. S. 1516
Hans Bromm, ein Steueroberinspektor aus Hamburg, prüfte die Stadtkasse in Siauliai. Als er Besitztümer von Juden kaufen wollte, waren nur noch "Ladenhüter" vorhanden. Im Ürigen habe "jeder" gewusst, dass im RKO Juden umgebracht wurden. S.865