Vladas Putvinskis

Vladas Putvinskis Taurage

Denkmal für Vladas Putvinskis in Taurage

 

Vladas Putvinskis war ein litauischer Adliger, Politiker und Landwirt (geboren 1873 in Riga, gestorben 1929 in Kelme).

 

Sein Vater, Rapolas Putvinskis unterstützte die Aufständischen von 1863 (Polen und Litauer gegen das Zaristische Russland) mit Waffen und wurde deshalb mit Deportation nach Sibirien bestraft. Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Riga nieder und heiratete Idalija Plater Broel, die mit Emilia Plater (Plateryte) verwandt war. Vladas wurde in Riga geboren, seine Schwester Marija 1877 in Šilo Pavezupis.

 

Vladas Putvinskis wurde von einem Hauslehrer unterrichtet und besuchte ab der vierten Klasse das Gymnasium in Šiauliai. Er schrieb sich (wie Litauens zweiter Präsident Alexandras Stulginskis) in Deutschlands ältester landwirtschaftlichen Universität in Halle ein, konnte dort aber nur zwei Semester studieren, da sein Vater krank wurde. Putvinskis übernahm den elterlichen Hof, das Landgut "Šilo Pavezupis".

Das in Halle erworbene Wissen konnte er nun anwenden und pflanzte als einer der ersten in Litauen Lupinen an, beschäftigte sich mit Fischteichen (seine Karpfenteiche werden auch heute noch auf dem Hof Šilo Pavezupis als Unternehmung betrieben), entwässerte die Sümpfe und führte die Fruchtfolge ein.

Auch eine Dampfmolkerei ließ er bauen.

 

Ähnlich wie viele Litauer seiner Zeit (Z.B. Mikalojus Ciurlionis), ist Putvinskas in einer polnischen Umgebung aufgewachsen (was sich durch die litauische Geschichte erklärt. Litauen und Polen waren seit dem 14. Jahrhundert eng verbunden). In seiner Familie wurde Polnisch gesprochen. Durch das Erwachen eines litauischen Nationalbewusstseins begann Putvinskas um 1900 "Litauer zu sein" und die litauische Sprache zu erlernen.

 

Durch das nach den litauischen Aufständen erfolgte Druckverbot litauischer Bücher (Russifizierung), entwickelte sich Šilo Pavezupis zu einem Zentrum des Widerstands gegen die kulturelle Unterdrückung. Auf dem Hof begann 1899 eine geheime litauische Schule zu arbeiten, es wurden Büchertransporte von Tilsit nach Šiauliai organisiert (gefangen genommene Bücherschmuggler wurden im Gefängnis Taurage (Taurogge) gefangen gehalten.

 

1919 gründete Putvinskis zusammen mit Gleichgesinnten die "Lietuvos šaulių sąjunga", die litauische Schützenunion, die während der deutschen Besatzung eine üble Rolle bei der Ermordung der litauischen Juden spielen sollte. Die Lietuvos šaulių sąjunga gibt es auch heute noch. Neben Armee und Freiwilligenarmee gilt sie als dritte Verteidigungslinie.

Grenzposten und Gefängnisturm von Taurogge

 

Vladas Putvinskis arbeitete auf dem elterlichen Landgut von 1924 bis 1935. Von 1935 bis 1938 diente er in der Regierung von Juozas Tubelis (der selber auch 1918 Landwirtschaftsminister war) als Landwirtschaftsminister.

 

Wie die meisten anderen litauischen Intellektuellen und Landbesitzer, wurde Putvinskis 1940 durch die Sowjets gefangen genommen (die Sowjets hielten Litauen 1940-41 und von 1944 bis 1990 besetzt). Er starb 1942 in einem Gefängnis in Russland.

 

Das Landgut Šilo Pavezupis lag 1944 in der Hauptkampflinie und wurde bis auf das Kornhaus (und das 1825 gebaute Bojarenhaus) völlig zerstört. Ein Feuer vernichtete das Bojarenhaus 1983.

 

Christoph Dieckmann schreibt in "Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941-1944" über Putvinskis:

"Das Grün­dungsmitglied [des Schützenverbandes] Vladas Putvinskis hielt die litauische Nation für auserwählt und behauptete, jede Schwächung des litauischen Nationalismus führe zu einem »kranken und degenerierten Organismus«. Putvinskis forderte, ethnische Nicht- Litauer sollten Sonderrechte der ethnischen Litauer anerkennen, andernfalls müsse man die Anerkennung mit Gewalt erzwingen. Schon 1917 hatte einer der ""späteren Mitbegründer, Matas Salcius, die Juden des mangelnden Respekts vor der litauischen Nation und der Einmischung in litauische Angelegenheiten be­zichtigt". Vor allem die Sprachenfrage wurde für den Schützenverband in sei­nem Ethnozentrismus zum zentralen Identifikationsmerkmal. Wer Litauisch nicht spreche und achte, sei auch illoyal zum litauischen Staat, so die Propa­ganda im Jahr 1922 in der Zeitschrift der Schaulisten >Trimitas< [AK: Ähnliches Denken gab es nach der Unabhängigkeit gegenüber den bei Vilnius lebenden Polen, ohne die eigene litauische Geschichte zu kennen]. In extrem anti­semitischen Artikelserien wurde in dieser Phase gegen die »degenerierten" Juden gehetzt und ihr Ausschluss aus der litauischen Nation gefordert."

 

Dieckmann schreibt übrigens auch (S.88), dass die Schaulisten 1935 dem Militär unterstellt wurden (in Telsiai sassen viele Schaulisten ein) und der Verband 1940, als er von den Sowjets verboten wurde, 62.000 Mitglieder hatte. Das Militär war bei der sowjetischen Besetzung Litauens 1940 auf 28.000 Mann angewachsen. 25 % des litauischen Haushalts Ende der 1930er Jahre floss ins Militär. Trotzdem wurde kein Schuss abgefeuert. Vielleicht eine Lehre für heute. [Natürlich nicht].

 

 Vladas Putvinskis in Taurogge  Büste 

Nahaufnahme Vladas Putvinskis in Taurogge

 

Vladas Putvinskis Denkmal steht übrigens in Taurogge, weil seine Vorfahren, die Familie Putvinskis, aus der Burg Pūtvė stammte, die mal im Kreis Taurogge existierte.

 

Tafel in Kaunas vor einem Gebäude der Litauischen Schützenbundes

 

 

 

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