Emilija  Pliateryte

Emilija Plateryte

Siehe auch Herrenhaus Antazave

Emilija Pliateryte, oder Emilia Plater, wie sie auf Polnisch hieß, war eine litauisch-polnische Adlige mit deutschen Wurzeln.
Die Vorfahren der Familie Plater kamen aus Westfalen (um 1500), waren aber vollständig polonisiert. Geboren in Vilnius, wuchs sie in Livland in der Nähe von Daugavpils auf. Wir reden von den Jahren 1806 bis 1831, in denen das ganze Gebiet vom Zarenreich besetzt war (Dritte Polnische Teilung).

Emilija Pliateryte

Pliateryte genoss eine gute Bildung, konnte die deutschen Klassiker in der Originalsprache lesen und begeisterte sich für die polnische Geschichte. Wie alle Polen war sie von den Anstrengungen Tadeusz Kosciuzko für die polnische Unabhängigkeit angetan (siehe Age Meyer Benedictsens Bemerkung, dass jeder Einwohner von Vilnius eine Büste von Kosciuzko im Regal habe). Ihr Interesse and Reitsport und Schiesskunst war für eine Adlige unüblich.

Emilija Plater Litauen Antazave

Als polnischer Adel gehörten der Plater Familie mehrere Herrenhäuser (litauisch Dvaras). Ihr Geld verdienten sie mit Landwirtschaft. Besser kann man vielleicht sagen: den Adligen gehörte das Land und die einheimischen Sklaven (15.000 Leibeigene besaßen die Platers), Litauer und Letten mussten sich auf diesem Land zu einem Hungerlohn verdingen. Nur so konnten in Litauen/Lettland so unglaublich viele Herrenhäuser aufgebaut werden. So schön die Häuser von Tyszkiewicz etc. sind, sollte man das System der Ausbeutung dahinter nicht vergessen.

Litauen Antazave Emilija Pliateryte

Nachdem sie 1829 eine Rundreise durch den ehemaligen polnisch-litauische Rzeczpospolita unternahm, starb ihre Mutter. Im November Aufstand 1830 gegen die russische Besatzung gehörte sie zu den etwas über zehn Frauen, die sich dem Aufstand anschlossen. Emilija Pliateryte wurde allerdings die bekannteste von ihnen.

Auf ihrem Landgut Antazavė schrieb sie, dass es ihre eigene Idee sei, sich an dem Aufstand zu beteiligen und sie ihr Leben lang auf den Moment gewartet hätte. Dafür schnitt sie ihre Haare, schneiderte sich eine Uniform und stattete eine Gruppe Freiwilliger aus. Bei einem Angriff auf die Poststation von Daugailiai, einem Dorf in der Nähe von Zarasai, erbeuteten die Revolutionäre Pferde.


Ihr Plan die Garnisonsstadt Daugavpils einzunehmen scheiterte an der Stärke seiner Verteidigung.
Mit ihrer Einheit von etwa 280 Infanteristen, 60 Kavalleristen und Bauern mit Militärsäbeln (Piken) zog sie dann nach Panevėžys, wo es zu einer Vereinigung mit den Kräften von Karol Zaluski kam. Es kam zu Kämpfen in der Nähe von Panevezys und Ukmerge.


Pliateryte wurde zum Hauptmann befördert und befehligte die 1. Kompanie des 25. litauischen Infanterieregiments. Nach starken Angriffen der Russen zogen sich die Aufständigen immer weiter zurück. General Chlapowski überschritt die Russisch-Preußische Grenze und wurde in Preußen interniert, Pliateryte verweigerte den Befehl Chlapowsky zu folgen und versuchte nach Warschau durchzubrechen, um von dort weiter zu kämpfen.

An der Grenze zu Polen bei Lazdijai wurde sie schwer krank und verstarb. Sie wurde im 10 km entfernten Dorf Kapciamiestis beerdigt.


Es kann sein, dass Emilija Pliateryte, die ja jeder Pole und Litauer kennt, nur zu einer Heldin stilisiert wurde, denn die Welt scheint Helden zu brauchen.
Ihr blendend gutes Aussehen mit den wehenden Haaren auf einem Kupferstich aus dem 19. Jahrhundert hat sicherlich etwas mit ihrer Bekanntheit zu tun. Wie uns der Museumsleiter in ihrem Anwesen Antazave dvaras aber auf ausgestellten Bildern erklärte, war sie in Wirklichkeit nicht ganz so schön.

 

Ihre Heldentaten sind auch nicht bewiesen. Der polnische Historiker Stefan Kieniwwicz schreibt zum Beispiel im Polnischen Biographischen Wörterbuch: "...das es nicht immer möglich ist, Legende und Fakten zu trennen. Er merkt an, dass es nicht sicher ist, dass sie jemals eine Einheit befehligt hat und dass ihre Rolle als Kompanieführerin des 25. Regiments eher ehrenamtlich als tatsächlich war. In Prastavoniai fiel sie vor Erschöpfung in Ohnmacht und stürzte vom Pferd. In Kaunas musste sie gerettet werden, wobei die Berichte variieren. Einer Version zufolge verfing sich ihre Kleidung, als sie durch ein Tor ritt, und sie fiel vom Pferd, wurde aber von S. Maciewicz gerettet. Eine andere Version besagt, dass sie tapfer kämpfte und sich weigerte, den Rückzug anzutreten, aber von Oberst Kiekiernicki gerettet wurde. In Šiauliai wurde sie absichtlich hinter den Frontlinien gehalten, da ihre Kameraden sicherstellen wollten, dass sie sich nicht selbst in Gefahr brachte."

Ihr politische Erbe wurde schon bald nach ihrem Tod in Polen genutzt.
Pliateryte als jungfräuliche Kriegerin wurde als Symbol stilisiert für den Aufstand gegen Russland. Ein Gedicht des polnischen-litauischen Nationaldichters Adam Mickiewicz macht sie zur Anfühererin des Aufstands, verehrt von ihren Soldaten und übertreibt ihren Rang (vom Hauptmann zum Oberst). Dieses Gedicht von Mickiewicz wurde in den Lehrplan der Schulen in Polen aufgenommen.


Im Antazavė (einem Dorf zwischen Zarasai und Obeliai) gibt es eines der Herrenhäuser der Familie Plater, heute ein Museum. Es gibt eine kleine Ausstellung über Emilija. Das Herrenhaus ist sehr schön renoviert, hat allerdings die Wirren der Zeit, Kriege und sowjetische Nutzung als Schule innen nicht gut überstanden und ist eigentlich, bis auf Fragmente, komplett neu eingerichtet. 

 

Über Emilija Pliateryte gibt es eine Biographie von Jozef Straszewicz, erschienen 1843 in den USA. Das Buch gibt es auf Englisch bei Amazon als Nachdruck.

Straszewicz Pliateryte

The life of the Countess Emily Plater  von Jozef Straszewicz 1843

 

Zurueck

 

Wir benutzen Cookies
"Alles über Litauen" verwendet Cookies und Google Analytics. Außerdem bieten wir Litauen Karten von Google Maps und Videos von Youtube an. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie dem zu.