Der Deutsch- Französische Krieg 1870/71



 Jochen Oppermann


Tatsächlich hat der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 fast nichts mit Litauen zu tun.
Allerdings scheint mit dieser Auseinandersetzung der Grundstein gelegt zu sein, für die folgende Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich. Und damit gibt es auch eine Erklärung (wer genaueres weiß, bitte melden, ich berichtige und ergänze gerne!) für die französische Mandatsübernahme über die Kontrolle des Memellandes 1919. Im Vertrag von Versailles wurde nämlich die Abtrennung dieses seit 1422! zu Deutschland (bzw. Preußen und dem Deutschen Orden) gehörenden Gebietes bestimmt. Frankreich übernahm die Kontrolle. Die Bevölkerung wurde nicht gefragt.
Die Details gehören jetzt nicht hier hin. Meine Vermutung ist, dass die Besetzung eine Retourkutsche auf den Sieg der Deutschen 1871 ist, bei der sie ihre Reichsgründung ausgerechnet im Schloss von Versailles stattfinden ließen und dort auch während des Krieges residierten.

Im Buch geht es um die Gründe, die zu diesem Krieg führten, den Kriegsverlauf, was der jeweiligen Seite Vorteile im Gefecht brachte, Opfer, Heckenschützen und die Verrohung der Soldaten, die Einkreisung von Paris sowie die Reichsgründung.


Der Krieg selber hatte einen nichtigen Anlass und war eigentlich ein Angriffskrieg der Franzosen. Spanien, wirtschaftlich am Boden liegend, suchte einen neuen König. Der fand sich schließlich mit einem Angehörigen der deutschen Adelsfamilie der Hohenzollern (Leopold von Hohenzollern).
Ein Deutscher auf dem Spanischen Thron, das schien den Franzosen aber zu weit zu gehen. Obwohl Napoleon III. sagte, dieser König mache ihm im geschwächten Spanien keine Sorgen, verlangte das Volk oder wer auch immer, eine Reaktion auf diesen Zugriff der Deutschen auf den Thron.

Es kam zu einer Forderung an König Wilhelm I., zukünftig auf Einflussnahme bei der Einsetzung von Königen in Europa zu verzichten. Wilhelm hatte aber nichts damit zu tun (eher Bismarck) und wies das Ansinnen empört zurück.

Napoleon III. ließ seine Armee aufmarschieren und rechnete mit einem schnellen Kriegsende.
Bismarck schaffte aber das Wunder, alle deutschen Länder, Fürstentümer oder wie man das damals zersplitterte Deutschland nannte, zu einen und zusammen gegen Frankreich in den Krieg zu führen.
Nur Österreich (damals im Gespräch zu einem gemeinsamen Deutschland zu werden), distanzierte sich und nahm nicht teil.

Der Krieg wurde entschieden, durch die herausragenden Kanonen des Hauses Krupp. Die Herr Krupp nicht aus Vaterlandsliebe den Deutschen überließ, sondern dem Meistbietenden mit der besten Rendite und Versprechungen.

(Mich erinnert das an den Krieg von Aserbaidschan und Armenien 2020, der auch nur von türkischen Drohnen gewonnen wurde. Militärische Überlegenheit besteht halt nicht mehr durch mehr Soldaten sondern durch technologische Überlegenheit, weshalb wir (Deutschland) auch auf Einsätze wie in Afghanistan und Mali verzichten sollten. Wir haben eh keine Chance, wenn die Armee nicht richtig ausgestattet wird und die Politik hinter ihr steht.)

1870 stand die Politik hinter der Armee, an Waffen gab es gute Kanonen aber schlechte Gewehre. Da waren die Franzosen im Vorteil. Sie hatten Schnellladegewehre, die großen Schaden anrichteten.

Das Resultat des Krieges war die Abwehr des französischen Angriffs, die Annexion von Elsass Lothringen, die Reichsgründung und starker Hass der Franzosen, der sich noch mit dem verlorenen I. Weltkrieg in Verlust von Ländereien und Reparationszahlungen zeigen sollte.

Elsass-Lothringen, war, soweit ich mich erinnere, 1681 von König Ludwig XIV. annektiert worden, somit war die Rückannexion 1771 ja gar nicht so unsinnig.

Der Deutsch-Französische Krieg war wie der I. Weltkrieg vollkommen unsinnig.
Kronprinz Friedrich schrieb einmal:
"Der Krieg ist doch etwas Furchtbares, und derjenige Nichtmilitär, der mit einem Federstrich am grünen Tisch denselben herbeiführt, ahnt nicht, was er heraufbeschwört".

Zur Klarstellung:
Hier geht es um die Empfehlung eines Buches. Keinesfalls möchte ich heute bestehende Grenzen anzweifeln. Wir leben im Frieden und dürfen (fast) überallhin reisen.

Das Buch von Jochen Oppermann endet mit einer Bemerkung, dass Elsass Lothringen 1918 durch den von Deutschland verlorenen I. Weltkrieg wieder zurück an Frankreich ging. Ohne Volksabstimmung. 1871 hatten die Franzosen noch geklagt, dass damals das Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht gewahrt sei. Gewinner und Verlierer argumentieren halt immer etwas anders.

Oppermann schildert, dass 1870 noch eine gewisse Achtung für den Gegner existierte. Aber auch hier kam es schon zu Übergriffen an der Zivilbevölkerung, weil die Deutschen aus dem Hinterhalt, aus Häusern und von der Zivilbevölkerung angegriffen wurden.
Interessant zu lesen auch im Hinblick zum Krieg in Russland 1941 oder den modernen Kriegen wie in Afghanistan. Über die Freischärler schrieb Kronprinz Friedrich im Dezember 1870:
"Vielleicht trifft dabei die Regierungen beider Länder ein Vorwurf: sie haben Geister heraufbeschworen, die sie jetzt nicht zu bändigen vermögen, und Losungen unbedacht ausgegeben, welche die öffentliche Meinung sich nunmehr angeeignet hat".


Spannendes Buch!

 

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