Taurage
Taurage ist eine kleine Stadt im Westen von Litauen mit ca. 26000 Einwohnern und liegt auf dem alten Handelsweg Königsberg - Riga. Möchte man von Silute Richtung Riga, Kaunas oder Vilnius, wird man die Stadt Taurage passieren.
Katholische Kirche von 1904
In seiner bewegten Geschichte gehörte es mal zu Preußen, mal zu Rußland und seit der litauischen Unabhängigkeit von 1918 zu Litauen.
Taurage, auf deutsch Tauroggen genannt, wurde durch zwei Begebenheiten bekannt:
I. Am 13. Dezember 1812 schlossen der preußische Generalleutnant Johann David von Yorck und der russische Generalmajor Hans von Diebitsch (Ivan Ivanovitsch Diebitsch-Zabalkanskiy) die Konvention von Tauroggen. Also den Waffenstillstandsvertrag zwischen den 20.000 preußischen Truppen im Dienste Napolens (der war, wie später der österreichische Gefreite, vom russischen Winter überrascht worden) und der russischen Armee.
Sieht aus wie eine mittelalterliche Burg, ist aber "nur" eine Zollstation aus dem 19. Jahrhundert.
Das imposante ehemalige Zollgebäude dient heute als Heimatmuseum.
Diese Abspaltung von Napoleon, die gegen den Willen des preussischen Königs erfolgte (Yorck zog das auf eigene Faust durch, ein Beispiel für seine Nachfolger ab 1941), führte letztendlich zu den Befreiungskriegen .
Um einer Bestrafung wegen Ungehorsams zu entgehen, schrieb Yorck an seinen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen:
"Jetzt oder nie ist der Moment, Freiheit, Unabhängigkeit und Größe wiederzuerlangen. Ich schwöre Ew. Königliche Majestät, dass ich auf dem Sandhaufen ebenso ruhig wie auf dem Schlachtfelde, auf dem ich grau geworden bin, die Kugel erwarten werde."
Lutherische Kirche von 1843
II. In Taurage gibt es einen festungsähnlichen neugotischen Bau. Mit vier mächtigen runden Ecktürmen sieht er aus wie eine mittelalterliche Burg.
Ist aber nur eine Zollstation aus dem 19. Jahrhundert.
In der Zollstation mit Gefängnis wurden Schmuggler inhaftiert, besonders in der Zeit nach 1863, als der zaristische General-Gouverneur von Vilnius (Graf Michail Murawjow) nach den Januaraufständen ein Verbot der litauischen Schriftsprache in Schulen (später für alle Bücher) erliess.
Bücherträger Vincas Juška ©Wikipedia
1866 wurde verboten litauische Bücher zu drucken oder einzuführen, also entwickelte sich ein reger Handel mit Büchern über die Grenze zu Kleinlitauen, welches damals zu Ostpreußen gehörte.
Die Schmuggler nannte man "Knygnešiai" (Bücherträger). Ihnen drohte bei Gefangennahme Geldstrafe, Verbannung, Exil in Sibirien oder sogar der Tod an der Grenze.
Das Bücherverbot wurde 1904 wieder aufgehoben.
Kulturhaus Taurage
Neben der "Zollstation" ist in Taurage der Fluss Jura sehenswert. Die Jura mündet bei Tilsit in die Memel. Am Ortsausgang Richtung Sowjetsk (Tilsit) kann man an der Jura spazieren gehen. Hier ist auch eine Staustufe.
Staustufe des Jura. Rechts ist die die Stadt.
Nordwestlich von Taurage leben Schwarzstörche.
1940 wurden in Taurage viele Menschen nach Sibirien deportiert. Darunter die Familie von Roman Abramowitsch, die so den deutschen Überfall 1941 überlebten.
1941 wurden etwa 4000 jüdische Litauer von den Deutschen und ihren litauischen Helfern ermordet.
Ein Youtube Video über Taurage. Welcome to Lithuania !
Hängebrücke über die Jura, nördlich von Taurage
Tourismus Büro (Tourist Information Center, TIC) in Taurage
Inga Beišienė
Vytauto str. 60, LT-72253 Tauragė TIC
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Website : Taurage TIC
Fotos Wikipedia und TIC Taurage und Privat