Der letzte Kurenkahn von Nida
von Bernd Galoci
Die Kuršis auf dem Kurischen Haff vor Nida
Die Geschichte der „Kuršis“ - von Eduardas Jonušas bis Aurelijus Armonavičius und seiner Frau Sofija.
Die Kurenkähne entstanden gegen 1400 unserer Zeitrechnung. Ihre Blütezeit hatten sie ca. von 1850 bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Sie wurden hauptsächlich durch ostpreußische Fischer als Fischerei- und Transportboote genutzt.
Der Name ist wahrscheinlich aus dem lokalen Bezug auf den Ort des hauptsächlichen Einsatzes, dem Kurisches Haff, zurückzuführen. Nach dem 2. Weltkrieg verschwanden sie immer mehr vom Kurischen Haff, bis keines mehr vorhanden war. Nachdem der Künstler E. Jonušas 1956 aus der sibirischen Verbannung zurück nach Nida kam, reifte in ihm immer mehr der Wunsch einen Kurenkahn nachzubauen.
Als Kind hatte er sie auf dem Haff bei der Arbeit beobachten können und so begann er 1991 mit dem Bau der Kuršis. Unterstützung bekam er dabei von seinem Freund H. Mališauskas. Da nur über die Sommermonate gebaut werden konnte, dauerte der Bau etwas über zwei Jahre. Es gab viele Schwierigkeiten zu überwinden.
Baupläne mussten besorgt werden und die Finanzierung musste auch stehen. Durch den Verkauf seiner Bilder und Spenden, unter anderen auch von alten ostpreußischen Familien, konnte der Bau abgeschlossen und die Kuršis am 12.06.1993 zu Wasser gelassen werden. Am Anfang fuhr E. Jonušas noch selbst mit der Kuršis.
Aber, als es aus gesundheitlichen Gründen für ihn nicht mehr möglich war, suchte er einen Nachfolger.
Sofija und Aurelijus Armonavičius , die Skipper
Im Jahr 2009 pachteten Aurelijus Armonavičius und seine Frau Sofija die Kuršis. Ziel war es, das Vermächtnis von E. Jonušas fortzuführen und zu verhindern, das auch der letzte Kurenkahn vom Haff verschwindet. Des Weiteren war die Leidenschaft zur Schifffahrt, basierend auf seiner früheren Tätigkeit als Steuermann, die Kontakte die er und seine Frau Sofija zu deutschen sowie anderen Touristen hatte, ausschlaggebend. Von ihnen wurden Sie immer auf den Kurenkahn hin angesprochen, das Interesse war hoch. Nachdem die Kuršis über einige Jahre „auf dem Trockenen" lag, kam viel Arbeit auf Aurelijus und Sofija zu. Der Kurenkahn musste restauriert werden. Das ging aber nur außerhalb der Saison, denn in der Saison musste die Kuršis fahren, denn finanziert musste es ja auch werden.
Ausfahrt auf das Kurische Haff bei Nida
Jahr für Jahr wurden immer wieder Teile des Schiffes erneuert. Zusätzlich mussten die jährlich notwendigen Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden. Mit viel Enthusiasmus und Liebe erledigten alle beide die anfallenden Arbeiten. Um Touren auf dem Kurischen Haff anbieten und auch durchführen zu können, ist ein Motor unabdingbar. Also musste noch ein solcher angeschafft und eingebaut werden.
Nach der Saison im Jahr 2011 sollten die letzten Restaurierungsarbeiten erfolgen. Dazu wurde der Kurenkahn auf eine Werft auf die andere Seite des Haffs verbracht. Während der Arbeiten auf der Werft wurde der Motor gestohlen und leider auch nicht wiedergefunden. Das war ein herber Rückschlag. Aurelijus und Sofija ließen sich aber nicht entmutigen.
Also die Suche nach einem neuen Motor aufnehmen und dessen Finanzierung klären. Insbesondere bei der Beschaffung des neuen Motors sowie auch bei der finanziellen Absicherung der anderen Arbeiten bekamen sie Hilfe auch aus Deutschland.
Danksagung an der Kuršis für die Spenden
Mit Hilfe der Spenden von Touristen, alten ostpreußischen Familien und gesammelten finanziellen Mitteln aus einem Aufruf der "Preußischen Allgemeinen Zeitung" konnten die Arbeiten am Kahn abgeschlossen werden und auch der Motor wurde im Jahr 2012 eingebaut. Nach drei Jahren intensiver Arbeit außerhalb der Saison, war es dann soweit. Die Restauration war abgeschlossen und die Kuršis konnte ihre Fahrten auf dem Kurischen Haff fortsetzen.
Blick auf die Dünen bei Nida von der Kuršis aus
Seit 11 Jahren, unter Führung des Kapitanos Aurelijus und seiner Frau Sofija, segeln sie in den Monaten von Mai bis September mit Touristen an der Küstenlinie des Kurischen Haffs von Nida entlang. Ausgehend vom Liegeplatz im Hafen an der Parnidzio Kopa vorbei bis an die Grenze des russischen Teils der Kurischen Nehrung. Und auf der anderen Seite Richtung Klaipeda, vorbei an der evangelischen Kirche, dem Thomas Mann Haus bis nach Purvin. Außerdem veranstaltet der TILA Verein mehrmals Regatten an der vierzehn historische Segelschiffe teilnehmen, darunter natürlich auch die Kuršis, die auch schon viele Siege einfahren konnte.
Auch an anderen kulturellen Veranstaltungen rund um das Kurische Haff, von Nida, Klaipeda und anderen Orten wie Dreverna, nimmt die Kuršis teil. Ich persönlich bin schon sehr oft mit der Kuršis an der Küste Nidas entlang mitgesegelt. Jedes Mal war es anders, immer gab es etwas Neues zu entdecken. Sehen sie sich die atemberaubende Landschaft und spektakuläre Sonnenuntergänge vor fantastischer Kulisse an. Wenn sie in Nida sind, lassen sie sich diese interessante Bootsfahrt nicht entgehen. Sie haben ein unvergessenes Erlebnis und tragen zur Erhaltung der Kuršis bei.
Die Kursis vor Nida
Die Familie Armonavičius bekommt für die Erhaltung des Kulturgutes Kurenkahn keine staatliche Unterstützung und ist somit auf Touristen und Spenden angewiesen. Das Motto von ihnen lautet mit der Kuršis zu segeln und sie zu erhalten ist „Ehre“ und keine Arbeit, Geld verdienen kann man damit nicht. Aus diesem Grund, am Ende meines Beitrags, der Aufruf: alles was durch Segeltouren und auch Spenden eingenommen wird dient der Erhaltung des letzten Kurenkahnes in Nida!
Für diejenigen, die spenden möchten und weitere Informationen benötigen sind hier die Kontaktdaten:
Förderverein
VšĮ Kuršių Legendos / Reg. Nr. 302814716
Adresse: Naglių g. 3-4, LT 93123 Neringa m. Nida
IBAN:LT24 7300 0101 6517 2388 / Swift/Bic:HABALT22 Swedbank AB Lietuva
Kapitän Aurelijus Armonavičius TEL.: +37068665242 E Mail: (mailto)
Buchführung und Online Shop TEL.: +37061672337 E-Mail: (mailto)
©Text und Bilder Bernd Galoci
Bernd Galoci in Nida vor dem Bernsteinmuseum
Hier einige Impressionen von der Kuršis und von derLandschaft!