Mantagailiškis

 

Mantagailiskis Birzai Litauen Herrenhaus

Herrenhaus Mantagailiskis Birzai 2021

Mantagailiškis ist ein Herrenhaus im Biržaier Stadtteil Rinkuškiai.

Auf der Karte des Fürstentums Biržai aus dem Jahr 1645 ist Mantagailiškis als Eigentum von Familie Montygajlo eingetragen.

Im 18 Jahrhundert ging Mantagailiškis an die kleinadlige Familie Kuszelewski über. Als Konstancja Kuszelewska den Baron Karol von Holstein heiratete, gelangte der Gutshof im Jahr 1847 in den Besitz der deutschstämmigen adligen Familie Holstein.

Diese hat den heute noch bestehenden Herrschaftssitz gebaut. Damals umfasste der Gutshof rund 15 Gebäude, darunter eine Kalkbrennerei und ein Reitstall. Nicht weit vom Hauptgebäude, in einem Häuschen, befand sich ein Brunnen mit wertvollem Wasser (es war vielleicht Mineralwasser).

Den Schlüssel dazu hatte nur der Besitzer sowie eine weitere von ihm bestimmte Vertrauensperson. Im Jahr 1900 erbte Heinrich von Holstein den Gutshof, der Sohn von Joseph von Holstein. Trotz der Bodenreform der noch jungen Litauischen Republik, bei der große Teile des Gutshofs verstaatlicht wurden, blieb Heinrich von Holstein im Land.

Er verstarb im Jahr 1930 und wurde auf dem Friedhof von Užubaliai beerdigt.

Das Schlösschen ist umgeben von einem Park, dessen Baumbestand noch heute die Atmosphäre der damaligen Zeit erahnen lässt. Die Überreste einer alten Allee führen zum Gojelis, wo sich laut Legende eine heidnische Kultstätte befand.

Archäologische Ausgrabungen bestätigten, dass der Gutshof auf einer Siedlung aus dem 4./5. Jahrhundert steht. Interessant ist, dass rund um den Gutshof keine Karstlöcher zu finden sind, wie sie in der Region von Biržai oft vorkommen und einstürzen und dabei große Krater in die Erdoberfläche reißen.

Als im Litauen der Zwischenkriegszeit die Ländereien der Großgrundbesitzer aufgeteilt wurden, kaufte 1924 ein Juozas Ducinskas einen Teil des Anwesens von Baronin Bronislava Holsten und zog mit seiner Familie auf das Gut. 1949 wurde Ducinskas von den sowjetischen Besatzern nach Sibirien deportiert und das Anwesen der Kolchose "Sowjetischer Handwerker" gegeben. 

 

1994 wurde Mantagailiškis an die Erben der ursprünglichen Besitzer Dusinskis zurück gegeben.

 

Im 19. Jahrhundert wohnte im Gutshof Mantagailiškis die kleinadlige Familie Nekvedavičius. Ein Vorfahre dieser Familie wurde im Jahr 1413 in der Chronik der Kreuzritter (Lites ac res gestae inter Polonos ordinemque Cruciferorum) als entflohene Geisel Nyechved erwähnt. Laut Heiratsurkunde des Ururgroßvaters von Christian Nekvedavicius aus dem jahre 1857, hieß das Gut noch "Montigailiškiai".

Mantagailiskis Birzai Litauen Herrenhaus Zeichnung

Zeichnung der ehemaligen Ansicht von Mantagailiskis    Gez. von C. Nekvedavicius (Verwendung mit seiner freundlichen Erlaubnis)

Im Jahr 1859 wurde in Mantagailiškis Jurgis Nekvedavičius geboren. Dieser verbrachte seine Jugend auf dem Gutshof; später arbeitete er im Dienste des Grafen Tiškevičius auf dem Gutshof Astravas. Der Sohn von Jurgis Nekvedavičius emigrierte während der sowjetischen Besatzung nach Deutschland.

Dessen Sohn wiederum, Christian Nekvedavicius, studierte an der Universität Münster u.a. Vergleichende Sprachwissenschaften. Er arbeitet als Journalist, Übersetzer und Herausgeber mehrerer Wörterbücher und Lexika. Er ist Mitglied des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.

 

Heute gehört das Anwesen einem der Besitzer der Biržaier Brauerei Rinkuskiai Alus, Sigitas Kalkys. Es wurde versucht mit den vorhandenen Mitteln die Substanz des Hauses zumindest zu erhalten.

Das Anwesen kann besichtigt werden (es ist ein sehr schöner Ort), aber leider (noch) nicht das Herrenhaus.

Nachtrag1: Am 21.12.1861 informierte der Besitzer vom Gut vom Mantagailiškis den Gouverneur von Kaunas, dass sich die Bauern auf seinen Gütern weigern (wahrscheinlich im Rahmen der litauisch-polnischen Aufstände gegen den Zaren), ihre Lehenspflichten nachzukommen. Die Besitzer dieser riesigen Gutshöfe konnten sich ihren Lebensstil ja nicht umsonst leisten.

 

Nachtrag2: Da das Herrenhaus in Onuskis ähnlich aussieht wie Mantagailiskis und dort der italienische Architekt Anichini (interessante Geschichte) den Bau plante, waren wir neugierig, ob Anichini, der hauptsächlich für die Familie Tiškevičius arbeitete, auch Mantagaiskis gebaut hat.
Tolvyda Raudonikienė vom Fremdenverkehrsamt in Birzai war so freundlich zu recherchieren. Zwar hat Anichini für Tyszkiewicz an der Johannes der Täufer Kirche in Birzai und der Renovierung von Raudondvaris gearbeitet. Sie weist aber darauf hin, dass das Herrenhaus in Mantagailiskis etwas früher gebaut wurde und einen komplett anderen Stil hat. Astravas und Raudondvaris, sowie die Kirche in Birzai seien eine Mischung aus Klassizismus, Barock und Empire Stil. Mantagailiskis dagegen reiner Klassizismus.

Text und Idee Vilija Handschin, Zürich/Vilnius/Labanoras

Mantagailiskis Birzai Litauen Herrenhaus Seite

Einzelne Bäume und der Rest vom Park © Vilija Handschin

Mantagailiskis Birzai Litauen Herrenhaus

Die Allee zum Hain Gojelis. © Vilija Handschin

Mantagailiskis Birzai Litauen Herrenhaus

Reste des Brunnens mit "Zauberwasser" neben dem Wirtschaftsgebäude. © Vilija Handschin

Mantagailiskis Birzai Litauen Herrenhaus

Teich im Park © Vilija Handschin

Kalkstein im Mauerwerk Birzai

Für Biržai typischer Kalkstein in der Mauer des Wirtschaftsgebäudes. © Vilija Handschin

Mantagailiskis Birzai Litauen Front alt

Mantagailiskis 2014

Mantagailiskis Litauen Stallungen

Die Stallungen des Gutshof in einer Aufhahme von 2014

Mantagailiskis Birzai Herrenhaus Mauer

Details am Herrenhaus  Aufnahme von 2014

 

 Hier noch ein paar Fotos vom Landgut:

 

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