Anfahrt über Graudenz & Wolfsschanze

 

 

Viele Wege führen nach Litauen. Man kann den direkten über die neue Autobahn nach Warschau nehmen und dann entweder über Bialystok (hier wurde allerdings 2016 fleißig gebaut) oder parallel die Landstraße 61 über Lomza  fahren. Diesen Weg fanden wir aber ziemlich beschwerlich, weil sehr viel Verkehr (LKW) herrschte.

 Graudenz Speicher Litauen

Speicher in Graudenz an der Weichsel

 

Wenn man sich für die Anfahrt aber Zeit nimmt und Interesse für das Land hat, bieten sich etliche Möglichkeiten für interessante Abstecher. Bisher haben wir uns auf dem Weg nach Litauen Warschau und Danzig angeschaut. Wunderschöne Städte, wobei mir Danzig noch besser gefiel.

 Graudenz Markt

Markt Graudenz 

 

Von meiner ersten Fahrt nach Litauen 1992 hatte ich immer noch die Ansicht auf Graudenz (polnisch Grudziadz) an der Weichsel im Kopf. Die Speicher am Fluss aus dem typischen roten Backstein sind wunderschön. Also verbanden wir eine Übernachtung in Graudenz mit einem Besuch in der Wolfsschanze, dem sogenannten Führerhauptquartier, in dem sich Hitler von 1941 an hauptsächlich aufhielt und seinen Vernichtungskrieg führte.

Vorab kann ich sagen, dass sich der Besuch in Graudenz wirklich gelohnt hat. Bei schönem Wetter war ein Spaziergang in der alten Pruzzenstadt mit seinen alten Gebäuden und den Speichern an der Weichsel ein empfehlenswertes Ziel.

 

Etwas anders empfinde ich den Besuch in der Wolfsschanze. Einerseits sind die massiven Bunker mit ihren teilweise bis zu acht Meter dicken Betondecken interessant anzuschauen. Alle Bunker wurden damals, obwohl im Wald gelegen, mit unbrennbaren Tarnnetzen vor alliierten Flugzeugen versteckt. Auf den Bunkerdecken waren Flakgeschütze positioniert. Das ganze Gelände war in drei Sperrzonen aufgeteilt, wobei Hitler sich in Zone I. aufhielt.

 

Um die Sperrzonen gab es ein Minenfeld. Nach dem Krieg wurden bis 1955 ca. 54.000 Minen entschärft. 1944 versuchte Claus von Stauffenberg sich hier an einem Attentat auf Hitler. Die Kontrollen an den Durchgangstoren waren nicht so streng, die Wachmänner durften Offiziere nicht durchsuchen und die Begleitung von Generälen wurde gar nicht kontrolliert.  Leider opferte sich Stauffenberg nicht selber, sondern verließ den Bunker nach dem platzieren der Bomben. Ein massiver Tisch und weil eine der zwei Bomben nicht funktionierte, verhinderte diese späte Ehrenrettung der deutschen Militärs. 

 

Dieser durchaus interessante und geschichtsträchtige Ort wird leider durch seine Privatisierung, die Anlage wird durch einen privaten Investor betrieben, negativ beeinflusst. Verglichen mit der Gedenkstätte Mittelbau Dora im Harz (ebenfalls sehr interessant durch den Bau der V1 und V2 und den unterirdischen Stollensystemen), kommt man sich in Rastenburg vor wie in einem Vergnügungspark.

 Panzerwagen Wolfsschanze

Panzerwagen Wolfsschanze 

 

Zugegeben, auch wir haben eine Fahrt mit einem Panzerwagen mitgemacht und einen "Partisanenangriff" überstanden. Ich denke aber, eine Umwandlung der Anlage in ein staatliches Museum ohne Maschinengewehrknallerei und Knaller, dafür mit geführten Besichtigungen in den Bunkern und mehr Hinweisschildern, würde der geschichtlichen Aufarbeitung der Wolfsschanze gut tun.

 

Negativ aufgestoßen ist mir die Betonung unseres Fahrers, dass die Betonpiste auf der wir fuhren noch aus der Hitlerzeit stammt. Wie gut die damals gebaut haben. Als ob wir als Deutsche darauf stolz wären.

 

Alles in Allem ein interessantes Ziel. Weniger vielleicht für Kinder, eher was für Menschen die sich für Geschichte interessieren und nachdenken, dass von hier Verbindung zu allen Frontabschnitten bestand.

Als sich die Rote Armee näherte, versuchten die Deutschen die Bunker zu sprengen. Bis zu 8 Tonnen soll für manche Bunker gebraucht worden sein. Tafeln, die auf diese Details hinweisen, fehlen.

 

Die Gastronomie (polnisches Essen ist eigentlich sehr gut) ließ allerdings sehr zu wünschen übrig. Nur der Kaffee war gut.

 

 

 

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