Šiauliai
Es gibt diesmal sehr viele Bilder aus Siauliai, aber mir fiel die Auswahl wirklich schwer. Viele Bilder sind bei meinem Besuch im Winter entstanden. Es gibt also keine Hochglanzaufnahmen. Vielleicht bekommen sie aber einen ersten Eindruck und ein paar Tipps und besichtigen die Stadt selber. Siauliai ist nämlich sehr interessant.
Die Apostel Peter und Paul Kathedrale
Glockenturm und Eingang
Innenraum Apostel Peter und Paul Kathedrale
Šiauliai ist die viertgrößte Stadt Litauens mit ca. 108.000 Einwohnern. Häufig wird der in der Nähe liegende Berg der Kreuze besucht und die Stadt vernachlässigt. Das war zumindest bei mir immer so.
Aber tatsächlich hat auch die Stadt Šiauliai einiges zu bieten. Obwohl sie im Laufe der Geschichte durch die Schweden, Russen, den Truppen Napoleons und vor allem durch die Deutschen im 1. und 2. Weltkrieg mehrfach zerstört wurde (damals bestanden die meisten Häuser aus Holz). Viele historische Gebäude gibt es also nicht mehr, aber einige zeigen wir euch. Im Stadtbild gibt es sehr viel Kunst und noch mehr Museen. Die Museen sind teilweise aufgrund der in Šiauliai hergestellten Güter entstanden. So gibt es ein Fahrradmuseum, Katzenmuseum, Fotomuseum, ein Radio und Fernsehmuseum sowie Polizei und Gefängnismuseen. Ich stelle hier das Schokoladenmuseum und das Chaim Frenkel Museum vor.
Das renovierte Museum der Schokoladenfabrik Ruta
Sehenswert, besonders, wenn man mit Kindern reist, ist das Schokoladenmuseum der Firma Ruta. Im Verkaufsraum kann man sich mit Schokoladenprodukten und Kakaobutter eindecken. Im Museum selber kann man an einer geführten Tour durch die Schokoladenproduktion teilnehmen und die Mitarbeiter des Museums erklären den Prozess der Schokoproduktion von der Kakaobohne bis zur Schokolade. Besonders interessant natürlich die Bestandteile von Weißer-, Milch- und Zartbitterschokolade besonders hinsichtlich ihres Zuckergehaltes.
Roter Stern- ob kommunistische Schokolade besser schmeckte?
Ausstellungsstücke zeigen die Produkte von Ruta in ihrer wechselhaften Geschichte.
Das Interesse der Kinder ist geweckt
Rathaus in Siauliai (ein etwas älteres Foto von mir)
Die erste Fußgängerzone der damaligen Sowjetunion, heute 1280 Meter lang, gebaut 1975. Die Laisves aleja in Kaunas folgte 1982
Zwar ist sie weder so berühmt wie die Laisves aleja in Kaunas, aber viele Malereien und Kleinkunst machen sie liebenswert, die Fußgängerzone von Šiauliai. Das litauische Restaurant Žemaitis hat mir gut gefallen. Es liegt an der Fußgängerzone, die Adresse heißt aber Draugystes pr. 25
Fußgängerzone Siauliai im Sommer
Chamäleon an der Fußgängerzone
Musik...oder "Mädchen mit Querflöte" 1985 von A. Toleikis
Mutterschaft (Motinyste, von A. Toleikis) 1979
Passten! "Meine Schuhe" von Martynas Gaubas
Auf den in der Fußgängerzone fest montierten Schuhen aus Messing sind Teile des Stadtwappens zu sehen, Stier, Auge und Bär, Lorbeer und der Bogenschütze. Der Sage nach bringt das schlüpfen in die Schuhe Glück.
In Siauliai war es lange Tradition vor den Geschäften Symbole zu haben, die anzeigten, was genau verkauft wird.
So gibt es auch heute noch Hinweise auf Schuhgeschäfte, Apotheken, Schwalben für das damals einzige Schmuckgeschäft. Hier deckten sich die Heiratswilligen mit Ringen ein und die Schwalben waren ein Zeichen für Schmuck und Liebe ;-). Ein Schild mit Hummer war das Zeichen für (k)ein Fischgeschäft. (Siehe unten).
An der Fußgängerzone liegen einige der Siauliaier Museen, man kann Gebäude aus der berühmten litauischen Architektur der Zwischenkriegszeit sehen.
Schilder vor den Geschäften
Der Satz "Ein Schild mit Hummer war das Zeichen für ein Fischgeschäft." ist ein Irrtum: Es handelt sich um eine Zigarettenschachtel mit einem Krebs, der sie umarmt. Das Wort "Krebs" bezieht sich nicht nur auf ein Weichtier, das oft mit Bier gegessen wird, sondern auch auf eine onkologische Krankheit. Es ist eine Werbung für einen Tabakkiosk und eine Art soziale Werbung, die vor den durch das Rauchen verursachten Krebskrankheiten warnt. Es ist eine für die damalige Zeit sehr moderne Lösung, die vor den Schäden des Rauchens warnt. (Dank an E. Balciunas)
Russisch Orthodoxe Kirche Apostel Peter und Paul
Nach der Niederschlagung der litauisch-polnischen Aufstände gegen den Zaren kam es vermehrt zu Russifizierung. Die orthodoxe Kirche wurde 1864 mitten ins Zentrum von Siauliai gebaut, obwohl weniger als 3% der Bevölkerung russisch-orthodoxen Glaubens war. 1936 (1919 erklärte Litauen sich für unabhängig) wurde sie sorgsam abgebaut und auf dem russisch-orthodoxen Friedhof wieder aufgebaut. Unterwegs sind ein paar Steine verloren gegangen, denn sie ist heute kleiner als früher.
Innenraum
Hier befand sich das Siauliaier Ghetto von 1941-1944
Hier wurde 1941 das Ghetto von Siauliai eingerichtet. Die 4-5.000 Lagerinsassen mussten in der Lederfabrik von Chaim Frenkel arbeiten. Die für die Judenvernichtung in den besetzten Gebieten Zuständigen wollten sofort alle Juden töten. Für Gebietskommissar Gewecke war die Lederfabrik aber Kriegswichtig. So wurde die Judenvernichtung hier etwas hinausgezögert. Die Deutschen fanden keinen Ersatz für die Spezialisten in der Lederverarbeitung. Im Gebietskommissariat Šiauliai arbeiteten gerade mal 20 Deutsche. Der komplette litauische Verwaltungsapparat wurde übernommen.
Eine Erinnerungstafel an Jonas Noreika. Noreika war 1941 Kreischef in Siauliai und unterzeichnete die Befehle für die Einrichtung des Ghettos in Siauliai. Er war als Chef der litauischen Verwaltung direkt für die Umsetzung der deutschen Befehle verantwortlich. Soweit die Befehle den litauischen Interessen entsprachen, wurden sie auch widerspruchslos ausgeführt. Erst als es den Litauern an den Kragen ging (und die Juden tot waren), gab es auch von Noreika Widerstand.
Der Zubov Palast
Der Palast und die umgebenden Häuser wurden meist um 1765 gebaut. Verwalter der königlich polnischen Güter (auch) in Siauliai war damals Antoni Tyzenhauz. Als Litauen und Polen geteilt wurde (1795) gab Zarin Katharina II. ihrem Günstling, dem russischen Adligen und General Platon Zubov das Gut in Siauliai. Zubov war Mitinitiator der 2. Polnischen Teilung und besaß Güter in ganz Osteuropa.
Nach dem I. Weltkrieg wohnten die Zubovs nicht mehr in Siauliai (Litauen war nun unabhängig, die Russen weg) und im Herrenhaus wurde ein Museum eingerichtet aber leider auch einige Wirtschaftsgebäude und Zufahrtstore abgerissen. Die heutige Verwendung des Palastes ist nicht geklärt.,
Die Villa von Fabrikbesitzer Chaim Frenkel. Heute ein Museum
Chaim Frenkel Villa in Siauliai
Frenkel begann sein Geschäft in Ukmerge. Als er 5000 Rubel angespart hatte, zog er um nach Siauliai. Seine Lederfabrik begann klein und wurde immer größer. Er bekam vom Zaren (das war noch die Zaristische Zeit in Litauen, also bis 1914) die Konzession Ledersohlen für Armeestiefel zu produzieren. Hinten rechts von der Frenkel Villa ist die ehemalige Lederfabrik. Sie produzierte auch während der Sowjetzeit noch Schuhe, ging aber während der litauischen Unabhängigkeit nach 1990 pleite. Vorne rechts ist die von Frenkel gestiftete Synagoge. Ein interessantes Gebäude in leider schlechtem Zustand.
Ich fragte mich, warum Frenkel sein Haus direkt neben der bestimmt nicht gut riechenden Lederfabrik baute. Man antwortete mir: "Für einen Lederfabrikbesitzer war das kein Gestank, sondern der Geruch von Geld" ;-)
Die Synagoge von Chaim Frenkel, gebaut 1914. Sie ersetzte einen Holzbau. Die untere Etage war für Männer, der oberste Stock für die Frauen reserviert. Ab 1941 wurde sie als Sporthalle genutzt.
Die Frenkel Villa vom Garten aus gesehen. Im Sommer muss der Park sehr schön sein. Die Fabrikgebäude befinden sich links vom Fotografen.
Treppenhaus im Chaim Frenkel Museum
Chaim Frenkel Museum Ausstellung
Einrichtung aus der damaligen Zeit
Neben diesem Raum für Uhren gibt es auch welche, der Fabrik entsprechend, für Leder.
Wie wir gesehen haben, ist Siauliai die Stadt der Kunst und Kultur. Eiserner Fuchs
Der Eiserne Fuchs ist die größte Tierskulptur in Litauen. Sie wiegt 7 Tonnen, ist 15 Meter lang , 6,6 Meter hoch und 4,15 Meter breit. Das stählerne Herz vom Fuchs ist 1,20 hoch und 0,9 Meter breit und beinhaltet eine gravierte Kupferplatte mit Botschaften an die kommenden Generationen. Die Figur wurde anlässlich des Jubiläums der ersten Erwähnung Litauens vom Siauliaier Künstler Vilius Puronas gebaut und Dezember 2009 am Talkša See aufgebaut. Bildhauer Puronas scherzte: " Vilnius hat den Eisernen Wolf, Siauliai könne stolz auf seinen Eisernen Fuchs sein, das Symbol für Geschick und Weisheit. Tatsächlich fällt in Litauen auf, dass es noch wenige Vandalen gibt, die alles mutwillig zerstören. In meiner deutschen Heimatstadt wäre der Fuchs demoliert oder gar zerkleinert und als Metall verkauft worden.
Sonnenuhr "ŠAULYS"
Das Highlight des Sonnenuhrplatzes ist die vier Meter hohe Skulptur "Schütze" aus Bronze und Gold, die von Stanislovas Kuzma geschaffen wurde. In das Pflaster eingearbeitet ist die Zahl 1236. Der Goldjunge (oder kleine Schütze) verkörpert die drei Symbole Šiauliais: die Sonne, den Bogenschützen und die Zeit. Es ist die höchte Sonnenuhr Litauens.
Schlacht von Schaulen
Die unter der Statue eingelassenen Zahlen "1236" weisen auf die Schlacht von Schaulen hin. Dort kam es 1236 zu einer vernichtenden Niederlage des Livländischen Schwerbrüderordens gegen die Litauer. Grund des Angriffs des Ordens war eine angereiste Gruppe von holsteinischen Kreuzfahrern aus Dänemark. Die Jungs hatten Urlaub genommen und wollten den litauischen Paganen das Christentum einprügeln. Oder Spaß am Vergewaltigen und Niederbrennen von Häusern haben. Ich weiß es nicht. Der livländische Schwertbrüderorden (der nord-westlich von Litauen an der Ostsee heimisch war (Riga), im Gegensatz zu den Deutschen Kreuzritter aus dem Gebiet der Marienburg, also süd-westlich von Litauen) unternahmen also mit den Holsteinern, leicht bewaffneten einheimischen lettischen Stämmen und Truppen aus Pskow, lettischen Stämmen eine Expeditionstour nach Litauen. Bei der Rückkehr nach Riga kam es an einer Furt zur Konfrontation mit Schemaiten und Litauern. Die Holsteinischen Ritter wollten nicht zu Fuß kämpfen und das Gelände war für die schweren Ritterrüstungen und für Pferde nicht ideal. Die Ritter, aus Angst um ihre Pferde, rasteten über Nacht. Am Morgen wurden sie von Schemaiten unter Vykintas und Litauern unter Fürst Mindaugas angegriffen. Die einheimischen Verbündeten der Schwertbrüder flüchteten sofort, während die holsteinischen Kreuzfahrer sowie die Ordensbrüder vernichtend geschlagen wurden. Der Livländische Orden war nach der Schlacht von Schaulen so geschwächt, dass es sich mit dem Deutschen Orden zusammenschloss. In Chroniken des Schwertbrüderordens wird das Gebiet des Kampfes als "terram Sauleorum" bezeichnet, also in etwa Sonnenland. Sonne heißt auf lettisch und litauisch Saule und so heißt auch der baltische Gott der Sonne. 1236 gilt als die erste Erwähnung der Stadt Siauliai und als erster große Niderlage der Orden im Baltikum, die andere baltische Stämme ermutigte, sich gegen die Eroberer zu wehren. (Danke an Evaldas Balčiūnas für den Hinweis auf das Jahr 1236. Ohne einheimische Hilfe sind solche Texte schwierig).
Gasthof zum Fischer Zveju Uzeiga
Es gibt in Siauliai nicht so viele Hotels und das im Zentrum gelegene Park Hotel ist oft von Bundeswehrangehörigen belegt. Sehr schön gefiel mir das
"Žvejų Užeiga" am Rekyvos See. Um zum Gasthaus der Fischer zu gelangen, braucht es aber schon ein Auto weil es ist nicht zentral. Im Glasanbau kann man Kaffee trinken und auf den See schauen. Sehr schön! Bei Booking kann man sich die Bewertungen anschauen.
Etwas ausserhalb des Zentrums ist auch das Denkmal Marker 732
MARKER 732 /Skulptur
Dieser Ort markiert die Stelle, an der 732 Menschen (nach den verfügbaren Daten) von den Nazis getötet und in einem Massengrab während der Zeit von 1941 bis 1944 begraben wurden. Die meisten Opfer wurden aus dem Arbeitslager Šiauliai hierher gebracht, und es wird vermutet, dass der Ort, der unter dem Namen Pročiūnai bekannt war, eine letzte Ruhestätte für Gefangene verschiedener ethnischer Herkunft und Nationalitäten war. Nach dem Krieg wurde dieser Ort Teil des umzäunten Geländes des Militärflughafens Zokniai, wo Schotter ausgehoben und neue Gebäude errichtet wurden. Aufgrund von Zeugenaussagen wurde den Angehörigen gestattet, einige der gefundenen und identifizierten Überreste wieder zu bestatten. Einige der Überreste der Opfer wurden auch 2015 beim Bau von Straßen und Versorgungsnetzen in der Freien Wirtschaftszone Šiauliai gefunden. Nach Durchführung der archäologischen, anthropologischen und historischen Untersuchungen wurde beschlossen, die sterblichen Überreste an ihrem ursprünglichen Bestattungsort zu belassen und die Stätte durch ein Denkmal zu kennzeichnen
MARKER 732 ist eine Hommage an alle, die hier ihr Leben verloren haben, ungeachtet ihrer Religion, Nationalität oder politischen Überzeugung. Die Menschen, die hier begraben sind, verbindet nicht nur dasselbe Grab, sondern auch dieselben Gitterstäbe der Gefängniszellen, die sich in der Skulptur als Symbol für die Tragik und Grausamkeit dieser Epoche der Geschichte widerspiegeln.
Über den Berg der Kreuze Siauliai Holocaust
Auf der Webseite werden auch die kleineren Museen von Siauliai vorgestellt: Siauliai TIC
Schwarzort in der Gartenlaube
Die "Gartenlaube" ist ein deutscher Vorläufer der heutigen Illustrierten. Meine Oma hat die gebundenen Ausgaben gesammelt und darin habe ich zufällig einen Artikel von 1888 über das Dorf Schwarzort, heute Juodkrante, gefunden. Da die Texterkennung wegen der altdeutschen Schrift sehr beschwerlich war, ergab eine Suche bei "Wikisource": es gab den Text schon online. Interessant ist die Schilderung der kommerziellen Bernsteinförderung und des noch ausbleibenden Tourismus. Neben Vilnius und Kaunas ist die Kurische Nehrung mit Nida, Preila, Pervalka und eben Juodkrante (als Ostpreussen noch zu Deutschland gehörte, hieß das Dorf Schwarzort). Dort lebt auch das Elenthier ;-)
Die Gartenlaube von 1888 S. 301
Bilder von der Ostseeküste
Schwarzort
Die nordöstliche Grenzmark des Deutschen Reiches wird noch viel zu selten von Vergnügungsreisenden aufgesucht. Masuren mit seinen blinkenden Seespiegeln, nicht mit Unrecht die ostpreußische Schweiz genannt, die tiefen, sumpfigen Wälder an dem majestätisch dahinrauschenden Memelstrome, in denen noch das Elenthier haust, entbehren keineswegs fesselnder, landschaftlicher Schönheiten. Und nähert man sich erst der Seeküste, da werden die Formen interessanter, malerischer, da buchtet das Meer sich zu herrlich geschwungenen Golfen; da springen Steilhöhen weit hinaus in die Fluth, da schieben Haffbildungen, Süßwasserbecken, welche ein schmaler Dünengrat von der offenen See scheidet, sich zwischen diese und das hohe, lebhaft gegliederte Land. Der baltische Küstensaum der altpreußischen Stammprovinz bietet landschaftliche Schönheiten in Fülle.
Die Weichselmündungen bei Danzig, umrandet von bewaldeten Bergzügen, die einen weiten, herrlich profilirten Golf bilden, gehören zu den erhabensten Naturscenerien Mitteleuropas. Kaum minder schön sind die Uferlandschaften Elbings. Weiter nordostwärts leuchtet ein Wasserspiegel in grüner Landschaft auf. Das ist das Kurische Haff, von einer gewaltigen Düne umschlossen. Ein Dampfer trägt uns hinüber nach derselben zu dem Stranddörfchen Schwarzort, unserem Ziel. Nordischer, ernster, aber weit gewaltiger wirkt hier die ganze Umgebung; die liebliche Anmuth, die uns an den Elbinger Ufergeländen des Frischen Haffs entzückt, weicht hier einer an diesen Küsten kaum erwarteten Großartigkeit. Keine Uferberge, kein malerischer Abschluß liegen vor unseren Blicken, wenn wir von dem Dünendorfe Schwarzort aus mit Hilfe eines Fernrohrs über den Spiegel des Haff zum festen Lande hinschauen, grüner Frucht- und Wiesenboden, mit Bäumen und Häusern freundlich staffirt, breitet sich dort aus bis zum flachen Horizonte hin.
Hier zeigt die Landschaft ihr freundliches Gesicht. Eine heitere Kolonie, liegt Schwarzort am Haffufer, gelehnt an kräftigen Hochwald mit prachtvollen Tannen, Fichten und dichtem Wachholdergebüsch. Ein gothisches Kirchlein in rothem Backsteinbau hebt sich schmuck hervor auf dem grünen Hintergrunde; Fischerwohnungen, Bauernhäuser gruppiren sich um die Kirche; weiter verstreut im Grünen, auf kleinen Hügelrücken, inmitten zierlicher Gärtchen liegen Landhäuser, Villen idealisirte Schweizerhäuser, und überall ziehen während der Sommermonate Gäste hier ein, die sich an der milden, würzigen Fichtennadelluft erfreuen oder Bäder nehmen wollen im nahen Meere, von dem uns ein nur viertelstündiger Weg über die Düne trennt. In der nicht kleinen Zahl derartiger preußischer Sommerkolonien längs des baltischen Gestades ist Schwarzort wohl eine der jüngsten; es gehört aber zu den in klimatischer Hinsicht äußerst günstig gelegenen, zu den interessantesten und eigenartigsten; seine Reize lassen sich nicht mit denen irgend einer anderen vergleichen. Erst der Wald und die Düne erschließen uns dieselben.
Anderswo kennen wir die Düne als einen fest hingelagerten Wall von Sandbergen, der vor langen Jahrhunderten von den noch im Kampfe befindlichen Elementen zu ihrer eigenen Wehr aufgeworfen ist. Hier aber lebt und wandelt die Düne noch, und wo sie sich zur Ruhe begeben, da zeugen noch deutliche Spuren von der Heftigkeit des kaum beendeten elementaren Kampfes. Seestürme jagen Wolken der kleinen scharfen krystallischen Quarzkörner, aus denen der Dünensand besteht, durch die Atmosphäre. Hier finden diese Sandwolken irgend ein Hinderniß, eine Ablenkung von ihrer Bahn; es brechen sich die Wirbel, tiefe Trichter entstehen mit hohen schroffen Wänden, die cirkusartig in fast gänzlich geschlossenem Rund emporsteigen, einen Wiesenplan, eine mit saftigen Laubbäumen, oder eine mit den üppigsten Farren bedeckte Oase bildend. Hier wächst noch das seltene Kind der nordischen Flora, die Linea borealis, deren Ranken aus unserer Anfangsvignette dargestellt sind.
Dann aber wieder jagt die wandernde Düne über das Land und begräbt, was ihr in den Weg kommt. Immer weitere Strecken verschwinden unter ihren gierigen Angriffen, und wenn auch durch Anpflanzungen und andere Schutzwehren dem Verderben Einhalt geboten wird, so läßt es sich doch nicht gänzlich bezwingen. Die scharfen feinen Quarzkörner, die der Sturm mit wüthender Gewalt daherbläst, nagen, reiben, fressen an dem Baumstamm, den sie gänzlich tödten und begraben. Uebrigens soll man nicht annehmen, daß die ganze Düne, der hohe Sandwall also vorrückt. Der Grund liegt fest und schwer, nur die obere Decke vermag den Stürmen nicht zu widerstehen und fliegt verheerend durch die Luft. Die Cirkusbildungen, die wir aufsuchen entstammen natürlich früherer Zeit.
Die Dünenbildung auf der Kurischen Nehrung, dem schmalen Landrücken, der das Haff von der See trennt, ist von erhabener Schönheit. Einige Kämme und Kuppen in der Nähe Schwarzorts sind durch bequeme Pfade der Besteigung zugänglich gemacht. Von hier oben erst überschaut man das Chaos der Dünenwelt vollständig, blickt tief hinein in die seltsamen Formationen, die hier Sandmassen, Stürme und plötzlich hereinbrechende Naturereignisse geschaffen haben. Abgründe und wasserlose Schluchten, jene erwähnten arenaförmigen Kesseltrichter, geben den eigenthümlichsten Vordergrund. Kahle bleiche Sandwände, tiefer grüner Wald, der sich um Schwarzort am Haff ausbreitet, bringen einen Wechsel in die Farbentöne der Landschaft, der nach vermehrt wird durch einzelne röthlich schimmernde Sandfelder, die von feinen Porphyrkörnchen gebildet werden, und durch die Ausblicke über das weite Meer, auf den ruhigen Spiegel des Haff, auf das saftig grüne feste Land, auf die in der Sonne leuchtenden Thürme von Memel. Dieses heitere Panorama bekommt durch den Vordergrund allein seinen ernsten, wilden Charakter. Denn aus den chaotisch durch einander geworfenen Bergen und Thälern, Schluchten und Trichtern ragen noch gespenstig einzelne Baumleichen hervor, die starren Aeste emporstreckend, manche halb umgesunken, manche noch im Tode aufrechtstehend, den abgezehrten, der Rinde beraubten Körper von Luft und Sonne gebleicht, fast schreckhaft anzuschauen. Dieser landschaftliche Vordergrund giebt uns ein Neues, Ungeahntes, ein Stück wildester Romantik, mit dem die schmucke, von Hochwald und Wasser umgebene Strandkolonie Schwarzort mit ihren einladenden Häuschen anmuthig kontrastirt.
Von der Höhe haben wir schon einen Blick auf eine andere Ansiedelung geworfen, welche eines der großartigsten und eigenthümlichsten Industriewerke in diese idyllische Einsamkeit stellt. Drüben jenseit des Haffs hat man vor länger als einem Vierteljahrhundert Bernstein gefunden, langgestreckte Schichten, die, wie Untersuchungen ergaben, sich unter dem Grunde des Haffbodens fortsetzten. Man hat damals durch Baggerungen versucht, die Reichhaltigkeit des Lagers wie die Qualität des fossilen Harzes festzustellen. Zuerst wurde wenig gefunden; bald aber war das Ergebniß der Baggerei so ergiebig, daß aus den Versuchen ein festes industrielles Unternehmen wurde. Nun belebten Bagger den Spiegel des Kurischen Haffs, deren Zahl bis auf neunzehn gestiegen ist, alle für Dampfbetrieb konstruirt. Man sieht, wie die Reihe der Eimer sich in die Tiefe senkt, wie jeder den Haffgrund lossticht, an die Oberfläche befördert und sein Inhalt der Prüfung unterworfen wird. Immer tiefer stellt man die Eimerreihe, so daß der Boden bis zu zehn Metern Tiefe ausgehoben wird. Die dadurch entstehende Rinne wird im Laufe der Jahre wieder zugeschlämmt und auch der dadurch neu entstehende Grund führt wieder Bernstein. So sieht man die Schornsteine rauchen, die Eimerreihen sich in die Fluth senken vom Morgen bis zum Abend, ja Tag und Nacht mit einziger Ausnahme des Sonntags; nur der Winterfrost gebietet Ruhe. Dampfer vermitteln den Dienst zwischen dem Lande und den Baggerstellen.
Bernsteinsuche mit bis zu 19 ! Schaufelbaggern
Da schwimmen dann breite flache Prähme heran, legen sich an die Seite der Bagger und empfangen den Inhalt der Eimer, schlammige Sandmassen, die auf große Siebe gestürzt werden, welche Sand und Schlamm durchlassen, grobe Stoffe aber zurückbehalten. Aus diesen sucht man dann den Bernstein heraus, der fest verpackt und verschlossen ans Land gebracht wird, um allwöchentlich mittels Dampfer nach Königsberg an das Hauptkomptoir gesandt zu werden, von wo er in alle Welttheile geht, zumeist nach Asien, Afrika und Amerika. Für Persien, Armenien, die Türkei und Innerrußland bildet Moskau den Stapelplatz. Der Stoff ist gar kostbar, deshalb hält man die Arbeiter unter strenger Kontrolle, damit sie nicht einzelne Stücke in den Kleidern verbergen. Die starken Sandmassen, welche aus dem Haffgrunde gehoben werden, führt man an das Ufer von Schwarzort, hebt sie mittels Dampfpumpen ans Land und schafft hier neuen Boden, der, kultivirt, mit Bäumen und Nutzgewächsen bepflanzt, ein hübsches, täglich sich vergrößerndes Vorland bildet. Abends strahlt elektrisches Licht über die ganze Kolonie auf das Getriebe , das keine Nachtruhe kennt und bei dieser Beleuchtung sich ungemein malerisch ausnimmt. – Wenn man als Laie die allwöchentlichen Bernsteinsendungen nach Königsberg betrachtet, so scheint die Ausbeute der Schwarzorter Baggerei ungemein ergiebig. Verglichen mit dem bergmännischen Betriebe und seinen Ergebnissen bei Palmniken soll sie verschwindend klein sein. Zwei große Bernsteingebiete werden an der baltischen Küste industriell ausgebeutet, beide von der Königsberger Firma Stantin und Becker, der größten Bernsteinproduzentin der Welt. Hier in Schwarzort hebt man die Schätze, die sich in einem ausgedehnten Lager auf dem Grunde des Haffs finden, mittels Baggerung. An der samländischen Küste ziehen sich weit umfangreichere und ergiebigere Schichten von blauem Thon weit ins Innere des Landes, die dicht mit Bernstein und zwar in großen Stücken besetzt sind. Dort wird bergmännisch gearbeitet; Stollen und Schachte werden in den Boden getrieben, der ganz ungeheure Massen dieses duftenden fossilen Harzes herausgiebt.
Ansicht der "Kolonie" von Schwarzort
Nun wenden wir uns noch einen Augenblick nach der „Kolonie“, die in den letzten Jahrzehnten wie aus dem Nichts entstanden ist! Sie steht fast ganz auf dem neuen, durch den Baggersand geschaffenen Boden, eine ganze Welt voll Betriebsamkeit, Arbeit und wohlorganisirter Geschäftigkeit. Da erheben sich eine Dampfkesselschmiede, eine Schmiede mit sechzehn Essen, Dampfhämmer, Walzwerk, dann Maschinenwerkstätten vollständig eingerichtet und mit Dampf betrieben, dazu Gelbgießerei, Eisengießerei, Stahlgießerei, Tischlerei, Reparaturwerkstätten, sowie die Anlagen für elektrische Beleuchtung, welche den Hafen erhellt, und für Gaserzeugung zur Erleuchtung aller Fabriken und Werkstätten. Ebenso muß für Unterbringung und Verpflegung der Arbeiter Sorge getragen werden, die in dem nahen Schwarzort schwerlich Unterkommen finden würden. Dazu sind drei Arbeiterhäuser, für 600 Menschen berechnet, erforderlich, eine ungeheure Arbeiterküche mit 12 Herden, jeder für 16 Arbeiter ausreichend, ein Speisesaal, in dem auch die durchnäßten Kleider getrocknet werden können. Dazu kommen noch verschiedene Beamtenhäuser, Komptoir und ein Wohnhaus, in dem 16 Familien Unterkommen finden können.
Diese Kolonie, in der Hunderte von Arbeitern, so und so viele Techniker und Beamte verkehren, in deren Hafen 230 schwimmende Fahrzeuge, Dampfer, Bagger, Prähme, Transportschiffe, Segel- und Revisionsboote aus- und eingehen, in der es kaum jemals Nacht wird, gehört zu den großartigsten und am vielseitigsten arbeitenden Industrieanlagen des gesammten baltischen Ostens; sie findet nicht ihresgleichen in der Eigenartigkeit ihrer Lage mitten auf dem einsamen Dünenstreifen und in der Weise ihres Betriebes.
Wenn die Winterstürme losbrechen, und das geschieht sehr zeitig hier im Norden, dann ruht die Arbeit, dann sucht man alles Rüstzeug schleunig vor ihrer Wuth zu bergen. Die Bagger wie die Schiffe der ganzen Flottille suchen eilig den Hafen, damit nicht durch Reißen der Ketten, Verlust der Anker, Forttreiben der Schiffe große Verluste erwachsen. Aber man feiert während des Winters nicht gänzlich in der Kolonie von Schwarzort. Die Essen glühen, die Hämmer poltern, die Maschinen rasseln; denn nun hat man Muße genug, alle Schäden auszubessern, neue Bagger, Dampfer, Prähme zu bauen, da Schwarzort alle seine Betriebsmittel selbst fertigstellt.
Ueberall regt sich hier neues Leben und doch deutet manches darauf hin, daß die Kultur auf der kurischen Nehrung eine uralte sein müsse. Unter den vom Grunde des Haff hervorgeholten Bernsteinstücken finden wir einzelne roh bearbeitete aus der fernen Steinzeit, und zwar kommen diese Funde hier in einer Mannigfaltigkeit der Formen und der Arbeit vor, wie fast nirgends. Darum zieht Schwarzort die Erforscher der vorgeschichtlichen Zeit ganz besonders an. Wie mag seit jener Periode der Boden sich hier verwandelt haben! Damals sind wahrscheinlich weder diese Berge, noch die Abgründe, Trichterbildungen, Steilwände vorhanden gewesen. Seit jener Zeit hat der werdende und vermehrte Dünensand alles umgeschaffen. Aber auch seiner wird man von Jahr zu Jahr mehr Herr. Gleichzeitig mit der Befestigung des waldigen Ufers durch die Andämmung der Baggererde wird auch der fliegende Dünensand mehr und mehr zum Stillstehen gezwungen. Die Forstverwaltung ist zuerst mit dem Ziehen von Strauchzäunen und der Anpflanzung bestimmter Gräser vorgegangen; darauf hat sie Kiefernschonungen angelegt; die Gemeinden der Dünenlandschaften gehen mit gleicher Energie vor, und so läßt sich sicher hoffen, daß innerhalb weniger Jahrzehnte wieder ausgedehnte Waldungen die bleichen Dünenberge um Schwarzort bedecken und den Sand fest an den Boden bannen werden.
Fritz Wernick
Salomėja Neris Museum
Salomeja Neris Museum in Kaunas
Salomėja Neris wurde als Salomėja Bačinskaitė-Bučienė am 17. November 1904 in Kiršai, damals Russland, heute wieder Litauen, geboren. Sie studierte litauische und deutsche Sprache, Psychologie, Theologie, Pädagogik und Literatur an der litauischen Universität in Kaunas.
Salomeja Neris in der Rubrik Kultur
Salomeja Neris kontrovers, sollen Straßen umbenannt werden?
Salomeja Neris
Nach ihrem Studium arbeitete sie als Deutschlehrer in Lazdijai, Kaunas und Panevėžys. Sie schrieb schon früh eigene Gedichte (unter den Pseudonymen Liūdytė und Juraitė, ab 1923 unter dem Pseudonym Salomėja Nėris) und veröffentlichte ihre erste Sammlung mit dem Namen „Anksti ryta“ (Am frühen Morgen) 1927.
Reichlich Infos und Bilder
Bilder und Gedichte
Salomeja Neris Arbeitszimmer
Schlafzimmer von Salomeja Neris und Bernardas Bučas
Bis 1931 wurden ihre Gedichte auch in Konservativen und Katholischen Zeitungen verwendet. Bei einem Studienaufenthalt 1929 in Wien traf sie den Medizinstudenten Bronius Zubrickas. Zubrickas machte Neris mit sozialistischen Idealen bekannt
1931 zog sie nach Kaunas, unterrichtete dort und arbeitete als Lyrikerin, Lektorin und Übersetzerin. Ab 1931 erschienen auch Verse mit revolutionären Motiven, die in der (je nach Quelle avantgardistischen oder pro-kommunistischen Zeitung) „Dritte Front“ erschienen.
Ein Versprechen von ihr, für den Kommunismus zu arbeiten, stammt scheinbar aus der Feder von „Dritte Front“ Chef Kostas Korsakas. Neris wird nachgesagt, sie interessierte sich mehr für Gedichte als für Politik.
1938 erschien Nėris „schönster“ Gedichtband „Diemedžiu žydėsiu“ (Löwenzahnblüten), für den ihr der staatliche Literaturpreis verliehen wurde.
Die litauische Delegation in Moskau (von links P. Cvirka, A. Venclova, L. Gira, S. Buciene, K. Korsakas)
Mit dem Einmarsch der Sowjetunion 1940 und ihrem damaligen Verhalten dazu, ist das angespannte Verhältnis von vielen Litauern und der Dichterin zu erklären. So gehörte Neris einer litauischen Delegation an, die nach Moskau reiste, um (natürlich war das alles Show) Stalin um die Aufnahme Litauens in die große (glückliche) kommunistische Volksgemeinschaft zu bitten. Während Antanas Venclova (der Vater von Tomas Venclova), der auch dieser Delegation angehörte und danach in der litauischen Regierung als Minister tätig war, und somit seine Unterstützung für die sowjetische Besatzung zeigte, wurde Salomėja Neris schwer krank und man kann also nicht wissen, wie ihr weiterer politischer Weg ausgesehen hätte.
Bernardas Bučas an Neris Krankenbett
Schön umschrieben steht in der „Klassischen Litauischen Literatur Anthologie“:
„Salomėja Nėris ist die bekannteste Dichterin, die in der Zeit der Unabhängigkeit aufgewachsen ist und künstlerische Höhepunkte erreicht hat. Mit ihrer Reinheit des Gefühls, ihrer Leichtigkeit der Form und ihrem Wohlklang ist sie eine wahre Nachtigall, unkompliziert in den Tiefen ihres Denkens, aber bestechend durch die Offenheit ihres Herzens. Doch die Verstrickung Nėris in die bolschewistische Falle und der Tribut, den sie der kommunistischen Propaganda zollte, beflecken ihre Person und ihr Werk.“
Ihre Werke sind in über 30 verschiedene Sprachen übersetzt worden.
Salomėja Neris wurde um ein Gedicht für Stalin gebeten, für das sie posthum 1947 den Stalin Preis verliehen bekam. Beim Besuch der litauischen Delegation sagte die das „Gedicht für Stalin“ vor dem Obersten Sowjet auf. Natürlich kommt das in einem Land, das unter dem Trauma von einer russischen und zwei sowjetischen Überfällen leidet, nicht so gut an.
Während des II. Weltkriegs war sie in Russland.
Als sie nach dem Krieg nach Kaunas zurückkehrte, diagnostizierte man bei ihr Leberkrebs. Die Litauer sagen, Russland wollte seinen medizinischen Fortschritt zeigen, und man flog Neris in ein Krankenhaus in Moskau. Aber auch dort konnte man ihr nicht mehr helfen.
Sie liegt heute auf dem Friedhof Petrašiūnai, am Meer von Kaunas.
Ihr Künstlername war Neris, der Name des zweitgrößten litauischen Flusses.
Wir können ihre Dichtung nur schwer beurteilen, denken aber, dass sie eine interessante litauische Persönlichkeit war. Und es ist gut, dass Litauen sich hier im Salomėja Neris Museum an sie erinnert.
Bernardas Bučas
Das Museum ist im ehemaligen Wohnhaus von Neris und ihrem Mann, dem Bildhauer Bernardas Bučas, untergebracht. Neris lebte hier von 1937 bis 1941, als sie mit ihrem Sohn vor den Nazis flüchten musste.
Das Ehepaar hat einen Sohn, Saulius.
Bernardas Bučas hat Figuren auf der „Grünen Brücke“ in Vilnius mitgestaltet. Diese Figuren sind im Rahmen der „antisowjetisierung“ abgebaut worden. Kunst reißt man ab, die Plattenbauten lässt man stehen.
Die litauische Delegation in Moskau. Die Jungs bitten Stalin um Aufnahme ihres litauischen Landes ins Paradies. Hier lauschen sie Salomeja Neris Gedichten.
Im Museum gibt es eine Ausstellung mit vielen Bildern von Neris, ihrem und Bučas Arbeitszimmern und das extravagant gebaute Schlafzimmer. Das Museum ist mit dem Bus (der Bus fährt vor dem Busbahnhof Richtung Bahnhof ab) und natürlich mit dem Auto leicht zu erreichen. Die Lage und die Aussicht am Kaunas Mare (das Meer von Kaunas) sind sehr schön!
Salomeja Neris reiste gerne:
Unter anderem mit Balys Sruoga 1930 in Berlin
Wie immer: Anmerkungen und Verbesserungen sind willkommen.
Salomėja Nėris
Salomėja Nėris (das Pseudonym ist eine Reminiszenz auf den Fluss Neris in Vilnius) ihr bürgerlicher Name ist Salomėja Bačinskaitė - Bučienė) war eine litauische Dichterin.
Geboren am 17.11.1904 in Kiršai bei Vilkaviškis, gestorben am 7.7.1945 in einem Krankenhaus in Moskau. Bericht über das Salomeja Neris Museum in Kaunas.
Salomeja Neris kontrovers, sollen Straßen umbenannt werden?
Salomeja Neris
Nachdem sie 1928 an der Universität Kaunas litauische und deutsche Sprache und Literatur studiert hat, arbeitete sie als Deutschlehrerin in Lazdijai, Kaunas und Panevezys.
Schon 1927 publizierte sie ihr ersten Gedichte "Anksti ryta" (Am frühen Morgen). Zu dieser Zeit wurden ihre Gedichte noch in nationalen und katholischen Publikationen veröffentlicht.
Bei einem Studienaufenthalt 1929 in Wien begegnet sie dem linken Medizinstudenten Bronius Zubrickas, verliebte sich in ihn und beginnt sich für seine sozialistischen Ideen zu interessieren.
Salomeja Neris in Wien
1931 zieht Salomėja nach Kaunas, unterrichtet und schreibt Volksmärchen (Spuren im Sand). Ihre Texte werden nun im kommunistischen Journal "Trečias Frontas" publiziert.
Trecias Frontas, (Die dritte Front) war ein "rotes" Unternehmen, herausgegeben von Tomas Venclovas Vater Antanas Venclova und dem Schriftsteller Petras Cvirka. Es wurde von der Zensur nach der 5. Ausgabe verboten.
1938 bekam sie den litauischen Staatspreis für Literatur.
Sie wurde zum Mitglied der Volks-Seimas (litauisches Parlament unter den Bolschewisten) ernannt und nahm mit der litauischen Delegation in Moskau 1940 teil, die theatralisch um Aufnahme Litauens in die Sowjetunion bat. Am 3. August 1940 trug sie am Obersten Sowjet ihr Lobgedicht "Gedicht an Stalin" vor. "Von da an galt und gilt sie vielen [Litauern] als Verräterin der schlimmsten Sorte."
Venvlova, Der magnetische Norden S. 119
Gedicht für Stalin 1940
Dafür hat sie posthum 1947 den Stalin Preis der Sowjetunion bekommen.
Interessant wäre die wahren Gedanken von Salomėja Nėris in diesen Tagen zu kennen. Interessant auch, ihre persönliche "Schuld" mit der von Bewunderern Hitlers, wie zum Beispiel Luise Rinser, zu vergleichen.
Das könnte in "Litauische Kollaboration" verarbeitet werden. Wer da eine Meinung hat, bitte melden.
P. Cvirka, Antanas Venclova, K.Korsaka sowie Salomeja Neris in Moskau 1940
Während des II. Weltkriegs flüchtete sie mit ihrem Sohn in die Sowjetunion, kam nach Rückzug der Deutschen 1944 kurz in ihr Haus nach Kaunas zurück, verstarb aber 1945 in einem Moskauer Krankenhaus an Krebs. Ihr Mann blieb während des Krieges in Kaunas.
Salomeja wurde erst in Kaunas vor dem Museum für Kultur begraben, später aber umgebettet auf den Friedhof in Petrašiūnai.
Tomas Venvlova erwähnt Salomėja Nėris in seinem Buch "Der magnetische Norden" mehrfach. Er beschreibt sie als begabte junge Frau, die ihre Leser verblüfft hatte, als sie 1931 von einer katholischen Autorengruppe zur radikalen Linken wechselte (der Grund wurde ja weiter oben angesprochen).
Bis zu ihrem Tode schrieb sie schöne Gedichte (Venclova), die auch ins russische übersetzt wurden.
"Ungeachtet ihres widersprüchlichen Ansehens bleibt Nėris eine Klassikerin der litauischen Kultur. Ich bin ihr einmal begegnet, als ich sieben Jahre alt war, und habe ihr, auf Drängen meines Vaters, eines ihrer populären Gedichte vorgetragen. Sie war eine Dame von kleinem Wuchs, zurückhaltend und schüchtern. ... " (Venclova, Der magnetische Norden).
Salomeja Neris in Palanga 1928
Wind, o Du Wind
Wind, o Du Wind!
Wind und überall Wind!
Er löst mir mein Haar, nimmt mich in die Arme,
er küsst mein Gesicht, meine Brust.
Eine rote Mohnblume vom Feld,
ein gelbes Blatt vom Baum
hat er mir in das Haar gebracht, -
eine herbstliche Liebe in meinem Herzen entfacht.
Fliegen, ach fliegen!
Und niemals erreichen ...
Ich schließe die Augen, ich lache, -
ich lasse mich tragen von Dir, Du mein Wind!
Salomeja Neris Statue Vilnius
Und noch einige Gedichte auf Englisch
Homeland (Übersetzt von Lionginas Pažūsis)
Despoiled and blood-drenched by the foe
You rise before my eyes.
Many a hundred miles I'll go
To see your stirring skies.
When blossom from your apple-trees
Or leaves in autumn fall,
I'll go to you, though on my knees
Through rain and cold I'll crawl.
Today the heavy clouds of war
Enshroud your lovely face...
How are your towns I see no more?
Grim ruins take their place.
You wring your hands in grief and pain:
Where are my sons, my loyal guards?
In empty homesteads chill winds reign
And moles dig up the yards.
Over the Nieman night drags on
But it shall not last long.
I'll come to you one day at dawn
To soothe you with my song.
Grandma's Tale (Übersetzt von Vyt Bakaitis)
Our winters are hoary,
White on white wherever you look.
Long tales they tell us toddlers,
Evenings, in the parlor.
About a blizzard that gets you lost
And braids the sun clipped off.
The swan pumpkin
Bound for desert lands.
About wolf and white bear
And spells that devils come up with.
Waters splashing
Up from silver wells.
About the third son Jonas,
The proud horseman he is.
And Eglė, the watersnake's wife,
Whose children changed into trees.
And how the grieving orphan girl
Came empty-handed back,
How the pines wading big drifts
Found no way to climb out.
Thumbkins sleep in the drifts.
There are goldfish under the ice.
A witch will run across the snow
Without leaving tracks.
Good-natured as the orphan girl is,
Her stepmother stays mean ...
As Grandma nods off, so
The story stops short.
Dandelion (Übersetzt von Clark Mills)
Dandelion, dandelion, flower miracle,
why do you lean on wind at the field's edge?
Where, where will you lay your white head down?
And where drowse, as the late evening darkens?
Wind rises, blows, tousles the locks
and tears the white locks from the snowy head:
over the faultless earth, autumnal field,
carries the dandelion's fluffed white seedlets.
Dandelion, dandelion – oh, my own flower!
I grieve now for your little head bleached white
as I grieve for my new youth, so scattered
by time and wind, at the field's edge.
Could I but change into the field's gray sand,
could I but settle slowly, cold as stone,
the Nemunas above me flowing, flowing...
In Kaunas gibt es ein Museum im Hause von Salomėja Nėris:
S. Nėries g. 7, Kaunas
+370 37 373606
ina.aleksaitiene[@]maironiomuziejus.lt
http://maironiomuziejus.lt
Weitere Gedichte von Salomėja Nėris auf Englisch gibt es bei allpoetry.com
Ein alter litauischer Film über Salomja Neris mit seltenen Aufnahmen aus Moskau:
Salomeja Neris, Film aus dem litauischen Fernsehen.
Salomeja Neris — kontrovers
Soll man Straßen mit Salomeja Neris Namen umbenennen? Nach weltweiten Forderungen litauische Straßen und Gebäude nicht nach Nazi Kollaborateuren zu benennen und Denkmäler, wie in Ukmerge für Juozas Krikštaponis zu entfernen oder (was für mich genug wäre) mit Informationstafeln zu versehen, die auf die Gräueltaten der hier Geehrten hinweisen, beginnt jetzt die konservative Gegenbewegung, alle sowjetischen Denkmäler zu entfernen und Kollaborateure mit der Sowjetunion zu demontieren. Nun diskutiert Litauens Kulturelite über Salomeja Neris. Zweifellos wurde sie von den Sowjets umworben und ihre Reise nach Moskau, wo um die Aufnahme Litauens in die UdSSR gebeten wurde, war nicht ruhmreich. Ob die Demontage der vielleicht bekanntesten litauischen Dichterin gerechtfertigt ist? (Nach dem Kreischef von Siauliai, Jonas Noreika , der die Errichtung des Ghettos von Siauliai befohlen hat, sind weiterhin Straßen benannt und bis vor kurzem hing eine Gedenktafel in der Nähe der Kathedrale von Vilnius. Auch neben der Verwaltung von Siauliai hängt weiterhin eine Tafel zu seinem Gedenken).
Der Historiker Valdemaras Klumbys lehrt an der Universität Vilnius, Fakultät für Geschichte, und arbeitet auch für das Vilniuser Zentrum für Genozid und Widerstand. Er schrieb in der online Ausgabe der LRT (Litauisches öffentliches Radio und Fernsehen) einen Bericht mit einer Beurteilung über Salomeja Neris. Mit seiner freundlichen Erlaubnis dürfen wir seinen Artikel hier verwenden. Ebenso hat LRT die Verwendung erlaubt. Der Link zum litauischen Originalartikel, der am 12.3.2024 erschien, steht unten auf dieser Seite.
Der litauische Text ist mit Hilfe von Deepl übersetzt. Ich bin mit dem Anfang nicht zufrieden, wenn das jemand verbessern kann, bitte schreiben, dann werde ich das natürlich ändern.
Salomeja Neris Museum Salomeja Neris unter Kultur
Salomeja Neris 1940 in Moskau
Valdemaras Klumbys – Alternative Anmerkung zu Salomėja Nėris
Valdemaras Klumbys ist Mitarbeiter des Litauischen Instituts für Geschichte
Salomėja Nėris
Nėris wieder... Die Entscheidung der Desowjetisierungskommission, die nach ihr [Salomeja Neris] benannten Straßen umzubenennen, die sich auf die abschließende historische Schlussfolgerung der Journalistin Daiva Vilkelytė über Salomėja Nėris stützt, scheint mehr zu sein als nur ein Name, der als endgültige Entscheidung gilt (die Assoziationen, die die Leser mit ihr verbinden, sind nicht zufällig). Es handelt sich um einen spezifischen Vortrag (dieser Aufsatz, geschrieben von einem Autor, der das Wort perfekt beherrscht, verdient kaum ein anderes Wort), der weder inhaltlich noch stilistisch einem Gutachten oder einer wissenschaftlichen Studie ähnelt.
Kein Wunder, dass die empörten Sachverständigen in einem Appell eine Überprüfung der Entscheidung forderten. Der Kommentar des Litauischen Zentrums für Genozid- und Widerstandsforschung (zu dem auch die Desowjetisierungskommission gehört) enthielt eine kaum verhüllte Drohung an die Unterzeichner: "Das Gesetz über das Verbot der Propagierung totalitärer und autoritärer Regime und ihrer Ideologien ist für alle litauischen Bürger verbindlich. Darin heißt es ganz klar, dass die Propagierung des Sowjet- oder Naziregimes als "die Verbreitung von Ideen, Theorien, Werten, Ansichten, Markenzeichen, Symbolen und die Agitation für sie" gilt.
Paradoxerweise können öffentliche Aufrufe zur Missachtung der etablierten Fakten über das Funktionieren eines Regimes als Unterstützung für dieses Regime, als Agitation für dieses Regime angesehen werden.
Nun, ich habe es auch unterschrieben, also verstoße ich nach dieser Auslegung gegen litauisches Recht. Übrigens erinnern mich diese Drohungen sehr an ein Land, in dem man einen Krieg nicht als Krieg bezeichnen kann, weil es irgendein obskures Gesetz über die Diskreditierung der Armee gibt, das man beliebig auslegen kann. Wie wir sehen, gibt es auch hier solche Gesetze und solche Auslegungen, aber wir haben die Strafen noch nicht gesehen. Noch nicht.
Aber es ist an der Zeit, mit den lyrischen Abschweifungen aufzuhören. Ich arbeite auch für das LGGRTC [AK: das litauische Forschungszentrum für Genozid und Widerstand, im "KGB" Museum in Vilnius ansässig und zumindest früher berüchtigt, als Opfer nur Litauer, als Täter nur Sowjets gesehen zu haben], und letztes Jahr wurde ich beauftragt, einen Bericht über S. Nėris zu schreiben. Ich habe ihn geschrieben und eingereicht, und er wurde von meinen unmittelbaren Vorgesetzten und dem Generaldirektor des LGGRTC, Arūnas Bubnys, selbst eingesehen. Soweit ich weiß, wurde die Bescheinigung jedoch nicht der Kommission für Desowjetisierungskommission vorgelegt. Ich werde nicht sagen, warum, sondern stelle einfach den unkorrigierten Text unten ein. Vielleicht wird er von der Agitation für das sowjetische System unterstützt, aber es fällt mir immer schwerer, von irgendetwas überrascht zu werden. Es bleibt den Lesern überlassen, zu entscheiden, welcher der Texte - meiner oder der von Vilkelytė - eine Agitation und welcher ein Gutachten ist.
Es wäre richtiger zu sagen, dass Nėris bei der Besetzung Litauens eher eine dekorative als eine politische Funktion hatte, so dass es kaum möglich ist, auf diese Weise über den Schaden zu sprechen, den sie der litauischen Staatlichkeit zugefügt hat.
Gutachten Valdemaras Klumbys
Salomėja Nėris (Bačinskaitė-Bučienė) war bereits in den frühen 1930er Jahren eine bekannte Linke in der litauischen Gesellschaft. Sie äußerte ihre Ansichten 1931 öffentlich, als dies ihr Wohlergehen bedrohte (sie hätte aus ihrem Job als Lehrerin entlassen werden können). Trotz der Tatsache, dass Nėris' linke Gesinnung weithin bekannt war, erlaubte Smetona Nėris zu unterrichten, wenn sie in ihren Klassen keine kommunistische Propaganda verbreitete (M. Vaitkus, Nepriklausomybės saulėj, London, 1969, Bd. 7, Nr. 3, S. 195-196). Sie wurde also nicht als Gefahr für den bestehenden Orden angesehen, wie aus den erhaltenen Dokumenten über ihre Überwachung hervorgeht (LCVA, f. 1742, ap. 1, b. 12).
Die Informationen über Nėries Beziehungen zur Komintern, die an die Öffentlichkeit gelangten, stammen aus dem einzigen russischen Wikipedia-Artikel über die Dichterin: Die Schriftstellerin "knüpfte 1928 Kontakte zum litauischen Komsomol im Untergrund an der Universität Kaunas, wurde 1931 Verbindungsperson zur Komintern (unter dem Pseudonym Virvyčia) und sicherte in den Jahren 1934-1936 den Kommunikationskanal mit der kommunistischen Untergrundzeitung Žemaitijos tiesa. In den Jahren 1936-1937 war sie die Verbindungsperson der Komintern zur Führung der litauischen und polnischen kommunistischen Parteien in Paris." (https://ru.wikipedia.org/wiki/,_, übersetzt von V. Čepaitis, Not a Historian's Reflections on History (3), "Kultūros barai", 2017, Nr. 7/8, S. 28)
Im russischen Wikipedia-Text wird diese Information durch den Verweis "Archivdaten der Komintern (RGASPI, Fundus 495 ff)" gestützt. Ein solch allgemeiner Verweis auf die Quelle lässt vermuten, dass die Quellen tatsächlich nicht konsultiert wurden und dass die Informationen möglicherweise veröffentlicht wurden, um den Autor zu diskreditieren. Dieser Verdacht wird durch die Bemerkung "und spätere" verstärkt, da die späteren Bestände offensichtlich keine Daten über Salomėja Nėris enthalten konnten.
Verschiedene Quellen bestreiten viele der im Wikipedia-Zitat genannten Details. Es ist nicht bekannt, dass Nėris vor 1931 der Linken angehörte, so dass es sehr zweifelhaft ist, dass sie bereits 1928 Kontakte zur kommunistischen Untergrundgruppe an der Universität hatte, zumal sie in jenem Jahr ihr Studium abschloss und in Lazdijai zu arbeiten begann. Es ist möglich, dass sie mit anderen kommunistischen Studenten in Kontakt stand, ohne es zu wissen, aber das bedeutet nicht, dass sie Kontakt zur kommunistischen Parteigruppe hatte.
Der bemerkenswerteste Fall von Nėris Einbindung in die sowjetischen politischen Strukturen ist ihre Teilnahme an einer Delegation in Moskau, die um die Aufnahme Litauens in die UdSSR "bat". In Wirklichkeit bedeutete diese Delegation nichts, sie war ein symbolischer, formaler Schritt.
Die Behauptung, dass sie in den Jahren 1934-1936 "einen Kommunikationskanal mit der kommunistischen Untergrundzeitung Žemaitijos tiesa" bildete, ist nicht überzeugend. Zu dieser Zeit war sie Lehrerin in Panevėžys, und die Zeitung wurde in den Bezirken Mažeikiai und Skuodas veröffentlicht.
Es ist zweifelhaft, dass sie eine Verbindungsperson gewesen sein könnte, wenn sie sich nicht in diesen Gebieten aufhielt und die Herausgeber der Zeitung nicht kannte - dafür gibt es keinen Beweis.
Es gibt auch keine Grundlage für die Behauptung, dass Nėris "in den Jahren 1936-1937 eine Verbindungsperson der Komintern zu den litauischen und polnischen kommunistischen Parteiführungen in Paris war". Sie lebte zwar in jenen Jahren in Paris, aber es sind keine Informationen über ihre Beziehungen zu Mitgliedern der Kommunistischen Partei bekannt. Es ist höchst zweifelhaft, dass die Kommunistische Partei eine so wichtige Verbindungsposition einem Nicht-Parteimitglied (Nėris war nie Mitglied der Kommunistischen Partei), aber auch einer nicht vertrauenswürdigen Person anvertraut haben könnte.
Die nach der sowjetischen Besatzung verfassten Autobiografien von Nėris, in denen jede noch so kleine Verbindung zur Kommunistischen Partei in der Zwischenkriegszeit nicht nur erwähnt, sondern übertrieben werden musste, sprechen nur von ihrem Linksruck 1931, ihrer revolutionären Lyrik und der Verfolgung, die sie erlitt, sowie von ihrer Lektüre marxistischer Literatur, die schwer zu beschaffen war (S. Nėris, Writings, 1981, Bd. III, S. 408-410). Die Verbindungen zur Komintern werden in der Autobiografie, die vielleicht die umfassendste Darstellung der Verbindungen zur Kommunistischen Partei ist, nicht erwähnt: "Ein paar Treffen mit den neuen Mitgliedern der Kom. halfen mir, mich zu orientieren, ich sah die schrecklichen Bedingungen, unter denen entschlossene und kämpferische Menschen arbeiten. <...> Ich begann, an den Mopro-Kreisen teilzunehmen <...>.
Als ein illegaler Arbeiter-Kulturclub gegründet wurde, begann ich dort als Lehrer zu arbeiten, aber einige Tage später wurde der Club von der Polizei verwüstet." (LYA, f. 1771, ap. 5, b. 858, l. 8). Andere Quellen geben Auskunft über ihre Teilnahme an Mopre (V. Alekna, Salomėja Nėries' Life and Work Yearbook, Vilnius, 1997, d. 2, S. 73), und der Bericht des litauischen Sicherheitsbeauftragten, der allerdings deutliche Ungenauigkeiten enthält (LVA, f. 1742, ap. 1, b. 5, l. 3).
Weder Nėries eher schwache Aktivität im prokommunistischen Untergrund oder, mehr noch, das Werk der Dichterin trugen zum Verlust der Unabhängigkeit bei. Der Verlust der Unabhängigkeit war auf den harten Druck der UdSSR zurückzuführen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Regierung und der Oberbefehlshaber der Armee beschlossen, keinen Widerstand zu leisten, und der Präsident zog sich ins Ausland zurück, ohne eine Erklärung abzugeben. Dies war der Grund für die rasche und reibungslose Besetzung Litauens und nicht die Aktivitäten der Kommunistischen Partei oder gar der Litauischen Linken, die keinen großen Einfluss in der Gesellschaft hatte. Die Aufforderung der Regierung, die einmarschierenden Truppen der Roten Armee freundlich zu empfangen, hat die gesamte litauische Gesellschaft, nicht nur die linke, sondern auch die rechte, völlig verunsichert. Nach der Okkupation gab es weder militärischen noch zivilen Widerstand, und die Verwaltung arbeitete weiter auf Anweisung der Besatzer. In dieser Situation war es für die einfachen Bürger schwierig zu verstehen, was geschah, was auf Litauen zukommen würde und wie die Veränderungen zu bewerten waren.
Was soll man von der Linken sagen, wenn die Rechte die Prozesse nicht verstanden hat (V. Trumpa, Die litauische Linke in historischer Perspektive, "Metmenys", 1967, Nr. 14, S. 42).
Weder die eher schwache Aktivität Nėries im prokommunistischen Untergrund oder, mehr noch, das Werk der Dichterin trugen zum Verlust der Unabhängigkeit bei. Der Verlust der Unabhängigkeit war auf den harten Druck der UdSSR zurückzuführen.
S. Nėris unterstützte aktiv die Besatzung und die fortschreitende Sowjetisierung und förderte die neue Ordnung in der Presse mit ihren Reden und ihrer künstlerischen Arbeit. Es muss jedoch betont werden, dass die gesamte Gesellschaft erst nach dem formellen Beitritt Litauens zur UdSSR (im Herbst 1940) allmählich zu verstehen begann, was das sowjetische System war, und alles wurde mit dem Beginn der Massendeportationen im Juni 1941 noch deutlicher. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Dichterin kein Mitglied des Volkssejms war und keine Verwaltungsposten im besetzten Litauen innehatte - ihr Traum war es, ihren Beruf als Lehrerin aufzugeben und sich ganz ihrem Werk zu widmen.
Das bemerkenswerteste Beispiel für Nėris Einbindung in die sowjetischen politischen Strukturen war ihre Teilnahme an einer Delegation in Moskau, die um die Aufnahme Litauens in die UdSSR "bitten" sollte. In Wirklichkeit bedeutete diese Delegation nichts, sie war ein symbolischer, formaler Schritt. Es ist nicht klar, warum die folgenden Personen aus dem Kreis der Kulturschaffenden ausgewählt wurden, deren Liste von Mečys Gedvilas auf der Sitzung des Volkssejms verlesen wurde. Unklar ist auch die anfängliche Reaktion der Auserwählten auf einen solchen Vorschlag und ihre Interpretation der künftigen Stellung Litauens in der Sowjetunion.
Es sollte auch erwähnt werden, dass die Dichterin kein Mitglied des Volkssejms war und keine Verwaltungsposten im besetzten Litauen innehatte - ihr Traum war es, ihren Beruf als Lehrerin aufzugeben und sich ihrer Arbeit zu widmen.
Vanda Sruogienė erinnerte sich an ihr Gespräch mit Nėrimi, in dem diese erklärte: "Ich habe ein Gedicht [über Stalin] geschrieben, ich habe mich bereit erklärt, eine Sprecherin zu sein, ich fahre nach Moskau, weil mir ein Treffen mit Stalin versprochen wurde. Ich werde ihm sagen, wie die Russen Litauen schaden. <...> Ich werde von ihm Gerechtigkeit verlangen." (V. Alekna, Salomėja Nėries' Life and Work Yearbook, d. 2, Vilnius, 1997, S. 505).
Aus dem Kontext lässt sich schließen, dass es in dem Gespräch, an das sich Sruogiene erinnerte, nicht um die Teilnahme an der Delegation ging (zu dieser Zeit hatte die litauische Bevölkerung noch nicht so viele Ungerechtigkeiten durch die Besatzer erfahren - die sowjetischen Truppen hatten den Befehl, sehr vorsichtig zu sein, die Besatzer versuchten, die Bevölkerung nicht zu verärgern, und die Besatzung hatte gerade erst begonnen), sondern um die Zusage, Abgeordnete des Obersten Sowjets der UdSSR zu werden, zu der sie Anfang 1941 gewählt (eigentlich: ernannt) wurde.
Es sei darauf hingewiesen, dass Nėris dem Obersten Sowjet der LSSR, der am 25. August 1940 seine Arbeit aufnahm, nicht angehörte, vielleicht weil die Dichterin es vermied, sich in politischen Institutionen zu engagieren, und auch keinen Posten im Schriftstellerverband innehatte. Auf jeden Fall ist der Posten des Stellvertreters des Obersten Sowjets eine formale Position, denn der Oberste Sowjet spielte im politischen System der UdSSR keine Rolle, er war nur ein pseudodemokratisches Dach. Die Dichterin bekleidete bis zu ihrem Tod kein anderes politisches Amt, weder im Krieg noch in der Nachkriegszeit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ihre Begrüßung der Besatzung, des sowjetischen Systems in Litauen, die Förderung der kommunistischen Ideologie und vor allem ihre Teilnahme an der erwähnten Delegation in Moskau, die die Annexion Litauens beantragte, als Kollaboration mit den Besatzungsbehörden betrachtet werden kann. Eine solche Einstufung ist jedoch fragwürdig, da unter Kollaboration nach gängigem Weltverständnis die politische und militärische Zusammenarbeit mit, gegen oder im Verlauf eines Krieges oder einer militärischen Besetzung des militärischen Gegners eines Landes verstanden wird.
Die politische Führung und die Armee Litauens leisteten keinen Widerstand gegen die sowjetische Besatzung, so dass das Land in der UdSSR nicht als militärischer Feind angesehen wurde. Dies erklärt die Beteiligung der meisten Mitglieder der litauischen politischen und kulturellen Elite der Zwischenkriegszeit an der Arbeit der Besatzungsverwaltung und der Umsetzung ihrer Befehle, auch wenn sie dem sowjetischen System ideologisch und wertmäßig feindlich gegenüberstanden. Es wäre richtiger zu sagen, dass Nėris bei der Besetzung Litauens eher eine dekorative als eine politische Rolle spielte, und deshalb ist es kaum möglich, von dem Schaden zu sprechen, den sie der litauischen Staatlichkeit zugefügt hat. Es ist nicht bekannt, dass Nėris an repressiven Strukturen beteiligt war oder dass sich Personen bei den sowjetischen Sicherheitsorganen beschwert haben.
Link zu LRT, wo der Artikel von Valdemaras Klumbys zuerst erschien: https://www.lrt.lt/naujienos/nuomones/3/2219612/valdemaras-klumbys-alternatyvi-pazyma-apie-salomeja-neri
Valdemaras Klumbys. Alternatyvi pažyma apie Salomėją Nėrį
VK
Valdemaras Klumbys, Lietuvos istorijos instituto darbuotojas, LRT.lt 2024.03.12 20:35
Salomėja Nėris
Ir vėl Nėris... Desovietizacijos komisijos sprendimai pervadinti jos vardu pavadintas gatves, besiremiantys žurnalistės Daivos Vilkelytės parengta Galutine ekspertine istorine išvada apie Salomėją Nėrį, atrodo, ne tik pavadinimu pretenduojančia tapti galutiniu sprendimu (skaitytojams kilusios asociacijos neatsitiktinės). Specifinė lektūra (kitokio žodžio šis rašinys, parašytas puikiai valdančios žodį autorės, kažin ar nusipelno), nei turiniu, nei stilistika neprimenanti ekspertinės pažymos ar mokslinio tyrimo.
Nieko keisto, kad pasipiktinę ekspertai išplatino kreipimąsi, reikalaudami sprendimą peržiūrėti. Lietuvos gyventojų genocido ir rezistencijos tyrimo centro (Desovietizacijos komisija faktiškai yra jo dalis) komentare nuskambėjo ir menkai paslėptas grasinimas pasirašiusiesiems: „Draudimo propaguoti totalitarinius, autoritarinius režimus ir jų ideologijas įstatymas privalomas visiems Lietuvos piliečiams. Jis labai aiškiai įvardina, kad sovietų ar nacių režimo propagavimu laikomas „idėjų, teorijų, vertybių, pažiūrų, prekių ženklų, simbolių skleidimas ir agitavimas už juos.“ Paradoksalu, tačiau vieši kreipimaisi nepaisyti nustatytų faktų apie režimo veikimą gali būti traktuojami kaip to režimo palaikymas, agitavimas už jį.
Ką gi, aš irgi jį pasirašiau, taigi, nusižengiu Lietuvos įstatymams, anot šios interpretacijos. Kažką, beje, tokie grasinimai labai primena, vieną tokią šalį, kurioje negalima karo įvardyti karu, nes yra kažkoks niekam neaiškus įstatymas apie kariuomenės diskreditavimą, kurį galima interpretuoti kaip nori. Kaip matome, ir pas mus esama tokių įstatymų ir tokių interpretacijų, tik bausmių dar nesulaukėme. Dar.
Bet laikas baigti su lyriniais nukrypimais. Dirbu taip pat ir LGGRTC, praeitais metais man buvo pavesta parašyti pažymą apie S. Nėrį. Aš ją parašiau, pateikiau, su ja susipažino tiesioginiai mano vadovai ir pats LGGRTC generalinis direktorius Arūnas Bubnys. Tačiau Desovietizacijos komisijai, kaip suprantu, pažyma pateikta nebuvo. Nesiimu spręsti, kodėl, tiesiog toliau pateikiu netaisytą jos tekstą. Gal ir jis bus palaikytas agitavimu už sovietinę santvarką, mane kuo toliau, tuo sunkiau kažkuo nustebinti. O skaitytojai tesprendžia, kuris iš tekstų – mano ar D. Vilkelytės – yra agitacija, o kuris – ekspertinė pažyma.
Teisingiau būtų kalbėti apie tai, kad S. Nėris atliko dekoratyvinę, o ne politinę funkciją okupuojant Lietuvą, taigi, vargu ar galima kalbėti apie tokiu būdu jos padarytą žalą Lietuvos valstybingumui.
Salomėja Nėris (Bačinskaitė-Bučienė) jau ketvirto dešimtmečio pradžioje Lietuvos visuomenėje buvo žinoma kairioji. Savo pažiūras ji viešai išreiškė 1931 m., kai tai grėsė jos gerovei (ją galėjo atleisti iš mokytojos darbo). Nepaisant to, kad apie S. Nėries kairuoliškumą buvo plačiai žinoma, A. Smetona leido S. Nėriai mokytojauti, jei ji nevarys komunistinės propagandos per pamokas (M. Vaitkus, Nepriklausomybės saulėj, London, 1969, t. 7, d. 3, p. 195–196). Taigi, ji nebuvo laikoma pavojinga esančiai tvarkai, tai liudija ir išlikę jos sekimo dokumentai (LCVA, f. 1742, ap. 1, b. 12).
Viešojoje erdvėje pasirodžiusi informacija apie Nėries santykius su Kominternu atėjo iš vienintelio rusiško Vikipedijos straipsnio apie poetę: rašytoja „1928 metais užmezgė kontaktus su pogrindine Lietuvos komjaunimo kuopele Kauno universitete, 1931 metais tapo Kominterno ryšininke (slapyvardis Virvyčia), 1934–1936 metais užtikrino ryšių kanalą su pogrindiniu komunistiniu laikraščiu „Žemaitijos tiesa“. 1936–1937 metais buvo Kominterno ryšininkė su Lietuvos ir Lenkijos kompartijų vadovybe Paryžiuje.“ (https://ru.wikipedia.org/wiki/,_, vertimas pateiktas: V. Čepaitis, Ne istoriko pasvarstymų apie istoriją (3), „Kultūros barai“, 2017, Nr. 7/8, p. 28)
Valdemaras Klumbys
Valdemaras Klumbys / J. Stacevičiaus / LRT nuotr.
Rusiškame Vikipedijos tekste ši informacija pagrindžiama nuoroda: „Kominterno archyvo duomenimis (RGASPI, fondas 495 ir tolesni)“. Tokia apibendrinta nuoroda į šaltinį leidžia manyti, kad iš tiesų šaltiniais nesiremta, o informacija gali būti paskelbta siekiant diskredituoti rašytoją. Šį įtarimą sustiprina pastaba „ir tolesni“, nes tolesniuose fonduose akivaizdžiai negalėjo būti duomenų apie Salomėją Nėrį.
Įvairūs šaltiniai neigia daugelį Vikipedijos citatoje pateikiamų duomenų. Iki 1931 m. apie S. Nėries kairuoliškumą nėra jokių žinių, todėl labai abejotinas atrodo teiginys, kad ji jau 1928 m. užmezgė kontaktus su pogrindine kompartijos kuopele universitete, tuo labiau, kad kaip tik tais metais universitetą ji baigė ir išvyko dirbti į Lazdijus. Gali būti, kad ji bendravo su kitais studentais komunistais to nežinodama, tačiau tai nereiškia kontaktų su kompartijos kuopele.
Ryškiausias S. Nėries įsitraukimo į sovietines politines struktūras atvejis – dalyvavimas delegacijoje į Maskvą „prašant“ priimti Lietuvą į SSRS. Realiai ši delegacija nieko nereiškė, tai buvo simbolinis, formalus žingsnis.
Neįtikina teiginys, kad 1934–1936 m. ji „užtikrino ryšių kanalą su pogrindiniu komunistiniu laikraščiu „Žemaitijos tiesa“. Tuo metu ji mokytojavo Panevėžyje, šis laikraštis buvo leidžiamas Mažeikių ir Skuodo apskrityse. Abejotina, kad ji galėjo būti ryšininkė, jei šiose vietovėse dažnai nesilankė, o laikraščio leidėjų nepažinojo, – apie tai nelikę jokių duomenų.
Niekuo nepagrįstas ir teiginys, kad Nėris „1936–1937 metais buvo Kominterno ryšininkė su Lietuvos ir Lenkijos kompartijų vadovybe Paryžiuje“. Tais metais ji iš tiesų gyveno Paryžiuje, tačiau apie jos santykius su kompartijų nariais jokių duomenų nėra žinoma. Labai abejotina, kad komunistų partija galėjo patikėti tokias svarbias ryšininko pareigas ne partijos nariui (Nėris niekada nebuvo komunistų partijos nare), bet ir nepatikimam žmogui.
Pačios S. Nėries po sovietinės okupacijos rašytose autobiografijose, kuriose bet kokios, net menkiausios sąsajos su Komunistų partija tarpukariu turėjo būti ne tik paminėtos, bet ir išpūstos, kalbama tik apie 1931 m. posūkį į kairę, revoliucinę jos lyriką ir patirtus persekiojimus, marksistinės literatūros, kurią sunku gauti, skaitymą (S. Nėris, Raštai, 1981, t. III, p. 408–410). Nekalbama apie ryšius su Kominternu ir bene plačiausiai ryšius su kompartija nušviečiančioje autobiografijoje: „Pora susitikimų su naujais Kom. partijos žmonėmis padėjo man orientuotis, pamačiau, kokiose baisiose sąlygose dirba pasiryžimo, kovos žmonės. <…> Pradėjau dalyvauti Mopro rateliuose <...>. Susikūrus nelegaliam darbininkų kultūros klubui buvau pradėjusi ten dirbti kaip mokytoja, bet po keletos dienų tas klubas buvo policijos išdraskytas.“ (LYA, f. 1771, ap. 5, b. 858, l. 8). Apie dalyvavimą Mopre esama duomenų iš kitų šaltinių (V. Alekna, Salomėjos Nėries gyvenimo ir kūrybos metraštis, Vilnius, 1997, d. 2, p. 73), tai liudija ir Lietuvos saugumo agento pranešimas, nors jame ir esama aiškių netikslumų (LCVA, f. 1742, ap. 1, b. 5, l. 3).
Nei ganėtinai silpna S. Nėries veikla prokomunistiniame pogrindyje, nei tuo labiau poetės kūryba neprisidėjo prie nepriklausomybės netekimo. Nepriklausomybė buvo netekta dėl grubaus SSRS spaudimo. Pažymėtina, kad vyriausybė ir vyriausiasis kariuomenės vadas nusprendė nesipriešinti, prezidentas be jokio pareiškimo pasitraukė į užsienį. Tai ir lėmė greitą bei sklandžią Lietuvos okupaciją, o ne visuomenėje didesnės įtakos neturėjusios kompartijos ar tuo labiau Lietuvos kairiųjų veikla. Vyriausybės prašymas sutikti įžengiančius Raudonosios armijos karius draugiškai visiškai dezorientavo visą Lietuvos visuomenę – ne tik kairiuosius, bet ir dešiniuosius. Po okupacijos nevyko nei karinis, nei pilietinis pasipriešinimas, administracija ir toliau funkcionavo vykdydama okupantų įsakymus. Tokioje situacijoje eiliniams piliečiams buvo sunku susivokti, kas vyksta, kas laukia Lietuvos ir kaip vertinti pokyčius. Ką ir kalbėti apie kairiuosius, jei vykusių procesų nesuprato ir dešinieji (V. Trumpa, Lietuviškoji kairė istorinėje perspektyvoje, „Metmenys“, 1967, Nr. 14, p. 42).
Nei ganėtinai silpna S. Nėries veikla prokomunistiniame pogrindyje, nei tuo labiau poetės kūryba neprisidėjo prie nepriklausomybės netekimo. Nepriklausomybė buvo netekta dėl grubaus SSRS spaudimo.
S. Nėris aktyviai palaikė okupaciją ir vykstančią sovietizaciją, propagavo naująją santvarką spaudoje savo pasisakymais ir menine kūryba. Tačiau reikia pabrėžti, kad visa visuomenė pamažu pradėjo suprasti, kas yra sovietinė santvarka, tik Lietuvai formaliai tapus SSRS dalimi (1940 m. rudenį), o galutinai viskas paaiškėjo prasidėjus masiniams trėmimams 1941 m. birželį. Taip pat pažymėtina, kad poetė nebuvo Liaudies seimo narė ir neužėmė jokių administracinių postų okupuotoje Lietuvoje – jos svajonė buvo atsisakyti mokytojos darbo ir atsidėti kūrybai.
Ryškiausias S. Nėries įsitraukimo į sovietines politines struktūras atvejis – dalyvavimas delegacijoje į Maskvą „prašant“ priimti Lietuvą į SSRS. Realiai ši delegacija nieko nereiškė, tai buvo simbolinis, formalus žingsnis. Nėra aišku, kodėl iš kultūros veikėjų pasirinkti būtent šie žmonės, jų sąrašą Liaudies seimo posėdyje perskaitė Mečys Gedvilas. Neaiški ir atrinktųjų pirminė reakcija į tokį pasiūlymą, lygiai kaip nežinoma ir jų būsimos Lietuvos padėties Sovietų Sąjungoje interpretacija.
Taip pat pažymėtina, kad poetė nebuvo Liaudies seimo narė ir neužėmė jokių administracinių postų okupuotoje Lietuvoje – jos svajonė buvo atsisakyti mokytojos darbo ir atsidėti kūrybai.
Štai Vanda Sruogienė prisiminė savo pokalbį su S. Nėrimi, kur ši taip aiškinusi: „Aš parašiau poemą [apie Staliną], aš sutikau būti atstove, aš važiuosiu į Maskvą, nes man pažadėta duoti pasimatymą su Stalinu. Aš jam pasakysiu, kaip rusai skriaudžią Lietuvą. <…> Aš pas jį ieškosiu teisybės.“ (V. Alekna, Salomėjos Nėries gyvenimo ir kūrybos metraštis, d. 2, Vilnius, 1997, p. 505). Iš konteksto galima spėti, kad V. Sruogienės prisimintas pokalbis buvo ne apie dalyvavimą delegacijoje (tuo metu Lietuvos gyventojai dar nebuvo patyrę tiek skriaudų nuo okupantų – sovietinės kariuomenės kariams buvo įsakyta elgtis labai atsargiai, okupantai stengėsi neerzinti gyventojų, o ir okupacija tik prasidėjo), o apie sutikimą tapti SSRS Aukščiausios Tarybos deputate, į šį postą ji buvo išrinkta (faktiškai – paskirta) 1941 m. pradžioje.
Salomėja Nėris.
Salomėja Nėris. / Stop kadras
Pažymėtina, kad 1940 m. rugpjūčio 25 d. darbą pradėjusioje LSSR Aukščiausioje Taryboje S. Nėries nebuvo, galbūt poetė vengė įsitraukti į politinių institucijų veiklą, jokio posto neužėmė ir Rašytojų sąjungoje. Šiaip ar taip, Aukščiausios tarybos deputatas – formalus postas, kadangi AT jokio vaidmens SSRS politinėje santvarkoje nevaidino, tai buvo tik pseudodemokratinė širma. Jokių kitų politinių postų poetė nei karo, nei pokario metais neužėmė iki pat mirties.
Reziumuojant, okupacijos, sovietinės santvarkos Lietuvoje sveikinimą, komunistinės ideologijos propagavimą bei, svarbiausia, dalyvavimą minėtoje Lietuvos aneksijos prašiusioje delegacijoje į Maskvą galima laikyti kolaboravimu su okupacine valdžia. Tačiau toks įvardijimas kelia abejonių, nes pasaulyje įsitvirtinęs kolaboravimo supratimas reiškia politinį ir karinį bendradarbiavimą su kariniu šalies priešu, karo su juo ar karinės okupacijos metu.
Lietuvos politinė vadovybė ir kariuomenė sovietinei okupacijai nesipriešino, todėl SSRS visuomenėje nebuvo laikoma kariniu priešu. Tuo paaiškinamas daugumos tarpukario Lietuvos politinio ir kultūrinio elito narių, net ir ideologiškai ir vertybiškai priešiškų sovietinei santvarkai, įsitraukimas į okupacinės administracijos darbą ir jos įsakymų vykdymas. Teisingiau būtų kalbėti apie tai, kad S. Nėris atliko dekoratyvinę, o ne politinę funkciją okupuojant Lietuvą, taigi, vargu ar galima kalbėti apie tokiu būdu jos padarytą žalą Lietuvos valstybingumui. Jokių žinių apie S. Nėries dalyvavimą represinėse struktūrose, žmonių skundimą sovietinio saugumo organams nėra.