Partisanendenkmal Kryzkalnis 

Partisanendenkmal Kryžkalnis

Das 2020 in Kryžkalnis eingeweihte Monument in Form eines litauischen Schwertes ist 25 Meter hoch. Auf der darunter liegenden Mauer sind 20.000 Namen (bzw. unbekannt) von Partisanen in Metall geschnitten. Es gibt ein Grab des unbekannten Partisanen und am Fuße des Hügelchen ist ein Gebäude bereit zur Aufnahme eines Partisanenmuseums. Kryskalnis liegt gut erreichbar an der Autobahn Kaunas-Klaipeda.

Das ganze Denkmal ist sehr imposant, aus der Nähe und besonders auf Bildern aus der Ferne.
Auf der Tafel am Denkmal gibt es Erläuterungen zu den litauischen Partisanen. Es sollen sich 100.000 Litauer gegen die einmarschierenden Sowjets (die die Nazis aus Litauen vertrieben) aufgelehnt haben. Teils als Kämpfer, teils als Unterstützer des Widerstandes.20.000 Litauer sind dabei gestorben.
Auf der Tafel werden bekannte Partisanen wie Adolfas Ramanauskas-Vanagas und Juozas Luksa aufgezählt.
Im Februar 1949 wurde die Bewegung der Litauischen Partisanen gegründet. Sie verabschiedete eine Erklärung, das Ziel aller Kämpfe der litauischen Partisanen sei die Wiederherstellung der litauischen Unabhängigkeit. Ihr Anführer war Jonas Zemaitis.

Inmitten von Natur

Die Partisanenbewegung stieß auf brutalste Gegenwehr durch die sowjetischen Besatzer. Schlimmste Folterungen und Erschießungen waren alltäglich. Von den in Litauen befindlichen 60.000 Soldaten kämpften 30.000 direkt gegen die Partisanen. Auch Litauer wurden angeworben undercover den Sowjets zu helfen, die sogenannten Istrebitel (Zerstörer. Diese Istrebitels sind auch heute noch in Litauen verachtet, obwohl es in vielen Familien Schicksale von Partisanen oder Istrebitel gibt).

Die Erklärungen loben die tapferen regulären Schlachten, die die Partisanen anfänglich gegen die überlegenden sowjetischen Kräfte führten. Mit Ausbleiben von westlicher Unterstützung zerfielen die Partisanen in kleinere Gruppen und kämpften gegen die Istrebitel oder andere Litauer, die sich mit den Sowjets arrangiert hatten.

Beschreibungen dieses Partisanenkampfs kann man schön in Juozas Luksas Memoiren nachlesen.

Der Text der Tafel endet mit folgendem Satz:
"Deshalb ist heute die wichtigste Arbeit der litauischen Geschichtsschreibung, den bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer der Nachkriegszeit zu untersuchen und die Wahrheit darüber aus Sicht der Menschen zu schildern, die Litauens Freiheit verteidigten und die Ehre ihrer Nation schätzten".

Denkmal für die Partisanen Litauen

20.000 Schilder mit Namen der gestorbenen Partisanen

Das hört sich alles ganz gut an. Leider vergessen die Initiatoren dieses Denkmals auf einige unschöne Details hinzuweisen (die garantiert auch in einem späteren Museum nicht zur Sprache kommen. Warum eigentlich nicht?).

Das Problem der Partisanen ist, niemand weiß, wer von ihnen SICH WIE beim Einmarsch der Wehrmacht am antisowjetischen Aufstand gegen die Sowjets beteiligt hat. Die mit den deutschen Nazis verbündete LAF, einer der Mitorganisatoren des Aufstandes, war in ganz Litauen an Aktionen gegen Juden und Kommunisten beteiligt. Kommunisten wurden verfolgt (und getötet), die Parole der Nazis war, Juden sind auch Kommunisten. Alle Juden. Und so wurden sie von Anfang an behandelt. Die sogenannten Weißarmbändler, auch Partisanen genannt, halfen den Deutschen mit dem Zusammentreiben, Ghettoisieren und anschließendem Töten der litauischen Juden. 200.000 Juden, Männer, Frauen, Kinder wurden getötet und verscharrt. Die litauische Verwaltung hat mit Todeslisten geholfen, die jüdischen Wertgegenstände eingesammelt und an deutsche Stellen und Litauer verteilt und die "Partisanen" haben die meisten ihrer Landsleute im Auftrag der Deutschen umgebracht (bei vielen Litauen herrschte ein Konkurrenzkampf mit den Juden). Natürlich waren nicht alle Partisanen Judenmörder, aber viele hatten mit den Nazis kollaboriert und wer genau ein Mörder war, kann man heute nicht wissen.

Mir war Juozas Luksa nach dem Lesen seiner Memoiren jedenfalls zutiefst zuwider. Und auch bei Ramanuskas ist nicht klar, was er als Anführer einer bewaffneten LAF-Einheit in Druskininkai 1941 gemacht hat. Im Allgemeinen hat die LAF damals den Russen hinterhergeschossen und Juden drangsaliert und ermordet.

Deshalb wird bei einigen Besuchern vom Schwert in Kryžkalnis ein Unbehagen dabei sein. Das hätten die Organisatoren des Denkmals ausräumen können, wenn sie die wahre Geschichte der Partisanen erzählt hätten, die eben nicht so klar ist, wie die Initiatoren das gerne hätten. Aber in Litauen gibt es oft nur eine Wahrheit und leider hat weder die Stadt Raseiniai als Mitorganisator noch der Staat Litauen sich gegen die Bewegung der Litauischen Freiheitskämpfer durchgesetzt (oder durchsetzen wollen).

Namen der Partisanen Kryskalnis

Namen mit Partisanen (manchmal steht da auch "Unbekannt")

Anmerkungen und Verbesserungen sind erwünscht.

Wer sich für dieses Thema interessiert wird viele Texte in der Rubrik Geschichte finden.
Besonders lesenswert ist der Text über die LAF  https://alles-ueber-litauen.de/litauen-geschichte/laf,-pg-und-der-judenmord
-das Buch Litauen von Age Meyer Benedictsen, der schon vor 1900 über Deportationen der litauischen Juden spricht  https://alles-ueber-litauen.de/litauen-buecher/age-meyer-benedictsen
- den Augenzeugenbericht von Kazimierz Sakowicz über den Massenmord in Paneriai/Vilnius   https://alles-ueber-litauen.de/litauen-buecher/die-geheimen-notizen-des-kazimierz-sakowicz
- und die Memoiren von Juozas Luksa  https://alles-ueber-litauen.de/litauen-buecher/juozas-luksa