2. Tag Litauen Kurische Nehrung
Um 8:00 Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Der Kaffee ist gut, es gibt frische Spiegeleier oder Omelette.
Danach fahren wir am Haff entlang und suchen uns eine Tankstelle.
Abfahrt der Fähre
Die Autofähre zur Nehrung ist direkt neben der Tankstelle (Nemuno 8). An der Kasse bezahlen wir die Überfahrt (18 Litas, auf der Rückfahrt musste ich nicht erneut zahlen, das Ticket gilt also scheinbar für Hin und Rückfahrt) und setzen über. Deutsche in Nida haben uns später erzählt, dass sie nach dem Übersetzen warten bis die litauischen und russischen Autos (viele Russen kommen aus Königsberg über die Nehrung nach Klaipeda zum Einkaufen) vorbeigefahren sind. Die schmale Straße nach Nida wird nämlich als Rennstrecke missbraucht. Man könnte ja vielleicht eine Minute eher da sein.
Blick von der Fähre auf die Kurische Nehrung
Nach kurzer Fahrt kommt die Mautstation, an der man den Eintritt auf die Nehrung zahlen muss. Natürlich sind die Automaten defekt und wir bezahlen an der Kasse.
Juodkrante Schwarzort
Miniaturmuseum Juodkrante
Denkmal Kirche Juodkrante
Kurz danach kommen wir nach Juodkrante (Schwarzort). Hier gibt es eine Backsteinkirche von 1885 und einen Skulpturenweg direkt am Ufer.
Weg zur Aussichtsplattform
Durch den Vogelkot abgestorbene Bäume
Kurz nach Juodkrante wollen wir die bekannte Kormorankolonie besuchen. Nach einem Hinweisschild suchend, nehme ich zwar den Gestank nach verwesendem Fisch wahr, sehe aber den abgestorbenen Wald zu meiner Rechten nicht. Thorsten blinkt und wir fahren zurück auf den Parkplatz, bei der sich die hölzerne Aussichtsplattform der Kolonie befindet.
Neben dem Gestank ist die schiere Größe der Kolonie beeindruckend. Viele Nester sind schon von den Kormoranen besetzt.
Wir treffen hier auf eine Familie, ebenfalls aus Hamburg, die in Nida wohnen und Bernstein suchen. Sie berichten von ihren Funden, vom Nepp der Bernsteinverkäufer und das sie schon zwei Elche gesehen haben.
Straße auf der Kurischen Nehrung
Wir fahren an Pervalka und Preila vorbei und kommen nach Nida.
Blick auf den Ostseestrand bei Nida
Da wo die Hauptstraße (weiter zur russischen Grenze) links nach Nida abbiegt, geht es rechts zu einem Parkplatz direkt an der Ostsee. Wir parken dort die Motorräder und freuen uns bei strahlendem Sonnenschein über den schönen Strand und die Ansicht der Ostsee. Sicherlich kommt es immer auf das Wetter an, aber mir gefällt es hier besser als in Jurmala (bei Riga).
Kurenwimpel
An einem Friedhof in Nida parken wir die Motorräder. Wir schlendern (in unseren Motorradsachen) bei sommerlichen Temperaturen durch den Ort und genießen die Aussicht aufs Haff, das Wasser und die Architektur. Überall sind die berühmten Kurenwimpel aufgestellt.
Die Kurenwimpel sind nicht nur wegen ihrer Schönheit interessant, sie sind auch ein weiteres Zeichen der deutschen Vergangenheit des Memellandes. Sie dienten nicht (nur) als Verschönerung der Häuser auf der Kurischen Nehrung, sondern waren wie ein Nummernschild für die kurischen Fischerboote, damit die Königsberger Steuerbehörden die Fanggebiete besser kontrollieren konnten. Jedes kurische Dorf hatte einen Abschnitt im Haff, an dem es Fischen konnte. Verstöße konnte man nun anhand der Kurenfahne besser entdecken und ahnden. Also irgendwie typisch Deutsch.
Bernsteinmuseum mit Blick auf das Kurische Haff
Einkehr im Cafe Kursis. Hat uns allen gut gefallen. Fachwerkhaus
Am Haff entlang kommen wir am Bernsteinmuseum vorbei. Es soll schöner sein als das große Bernsteinmuseum in Palanga. Leider hat es am Montag (wie viele Museen in Litauen) zu. Mir hat das Museum in Palanga bei einem früheren Besuch auch sehr gut gefallen.
Restaurant Nidos Seklycia.
Am Ende von Nida vor der großen Düne.
Über dem Haff können wir den alten Leuchtturm vom Windenburger Eck erahnen (Ventes Ragas, schönes Ausflugsziel).
Impressionen am Hafen
Blick auf Nida von der Hafenmole
Kleiner Leuchtturm in der Hafeneinfahrt. Der Dicke da bin ich ;-)
Blick auf den Hafen
Alte Boote
Bootstouren werden von Nida nach Minge und Ventes Ragas angeboten, sowie an der Nehrung entlang Richtung russische Grenze
Boote im und am Hafen
Boot im Hafen Kurisches Haff
Wir schlendern zurück am Hafen entlang. Hier liegen Boote mit denen man in der Hochsaison nach Vente oder Minge (also auf die andere Haffseite) übersetzen oder auch nur Ausflüge zu den Dünen der Nehrung machen kann. Am 13 .Mai ist hier noch nicht viel los.
Inkaro Kaimas Gästehaus direkt am Kurischen Haff in Nida
Häuser vor dem Haff
Ich verabschiede mich von den Hamburgern und laufe am Ufer entlang zum Thomas Mann Haus.
Motiv eines jeden Nida Urlaubers und Reiseführers: das Thomas Mann Ferienhaus
Für Öffnungszeiten und Adresse bitte Bild anklicken
Alte Postkarte 1931 Quelle: Wiki
Es liegt auf einem Hügel direkt am Haff mit einer wundervollen Aussicht. Als Sommerwohnsitz sicherlich gut gewählt, wenn denn die Temperaturen immer so wären wie bei meinem Besuch. Thomas Mann ließ das Holzhaus 1929 erbauen, nachdem er bei einem Aufenthalt in Nida von der Landschaft begeistert war. Durch den ihm verliehenen Nobelpreis konnte er sich das leisten. Er verbrachte hier die Sommerferien mit seiner Familie 1930 bis 32. Dann musste er wegen den Nationalsozialisten emigrieren.
Sicht vom Thomas Mann Haus auf das Kurische Haff
BMW vor dem Kurischen Haff ;-)
Links LKWs, Mitte Touristen, rechts Vielfahrer Gerade noch geschafft
Da noch 310 Kilometer bis nach Birzai anstehen, verabschiede ich mich von der wunderschönen Nehrung und fahre zurück nach Smiltyne. Dort gibt es am Fähranleger drei Spuren, links für Fahrzeuge mit Sondergenehmigung für die Nehrung (Leute die häufig fahren), rechts stehen die LKW und in der Mitte stehe ich.
Obwohl als zweites am Anleger angekommen, muss ich nun alle LKW und Fahrzeuge mit Sondergenehmigung vorlassen und komme gerade noch mit aufs Schiff. Die Überfahrt ist nur kurz, und schon geht's dem Navi nach Richtung Zemaitija Nationalpark, wo ich Daiva und ihren Mann Gerhard besuchen möchte. Daiva hat hier über den litauischen Nationalpark geschrieben und ist vor einigen Jahren aus Berlin zurück nach Litauen gezogen.
In Zemaitija wundere ich mich über die Unfreundlichkeit der Menschen, als ich nach dem Weg frage. Jugendliche schauen weg, gucken auf dem Boden und versuchen nicht mit mir zu sprechen. Direkte Nachbarn wollen angeblich nichts von einem Deutschen hier wissen und schicken mich weg, obwohl Daiva und Gerhard nur ein paar Häuser weiter wohnen.
Diese Eigentümlichkeit der Leute hier lässt mir die ganze Fahrt über keine Ruhe und ich vergleiche sie mit der Offenheit von Katija im Aukstaitija Nationalpark, die in perfektem Englisch erzählte, dass sie gerade aus Irland zurück ist.
Oder den Menschen auf der Fahrt von Kaunas nach Jurbarkas entlang der Memel, wo Kinder mir überall zuwinkten.
Vielleicht gelten die Zemaitijer ja nicht umsonst als hartnäckig, stur und verschlossen?
In Birzai werde ich mit einer Krautsuppe und Rinkuskiai Bier empfangen, nachdem die BMW sicher verstaut wurde.