Zaldokas Bierfest- Bierprobe und litauische Heimatkunde
Da Birzai wegen den vielen Heimbrauern und seinen 4 Brauereien als Stadt des Bieres gilt, liegt es nahe, dass das Sela Heimatmuseum ihren Besuchern die alte Brautradition vermittelt.
Und, wie wir endlich bei unserem Besuch im Sommer feststellen konnten, die machen das richtig gut.
Die Veranstaltung muss vorher gebucht werden und kostet 15 Litas pro Person. Dafür gibts traditionelles Bier von "Birzu Alus", dunkles Brot und Käse.
Da die Vorführung sehr beliebt ist (Birzai liegt auf der "Bierroute" !), achten sie auf eine Anmeldung im Voraus.
In einem alten Kellergewölbe in der Birzaier Burg ist der Tisch festlich gedeckt. Eine traditionelle Folkloretruppe begrüßt uns Besucher und wir nehmen Platz. Dann erklärt uns eine freundliche Dame die verschiedenen Prozesse der Bierherstellung und die im Gewölbe ausgestellten alten Geräte.
Dazwischen gibts wieder alte Lieder die einem schon nahegehen.
Rima Binkiene führte uns durch die Veranstaltung
Natürlich kann man die ganze Zeit die guten Sachen auf dem Tisch probieren. Ein Mundschenk füllt die leeren Krüge wieder auf.
Die Musiker der Birzaier Folkloregruppe Siaudele
Rima und Jurate haben ein Duett gesungen
Fazit: sehr empfehlenswert.
Bier von Birzu Alus wird in Tonkrügen gereicht
Im alten Kellergewölbe treffen sich Kultur (Bier-) Interessierte aus aller Welt
Zum Bier gibt es dunkles Brot und Käse
Die Besucher könne sich an der Musik auf alten Instrumenten beteiligen
Nach einigen Birzu Alus ( also Bier der Birzaier Brauerei "Birzu Alus") machen alle mit
Rima singt ein Solo
Modern Art Museum Vilnius
Modern Meno Center MMC
Das mo Museum noch in einer Computersimulation (©mo)
Am 18. Oktober 2018 wurde das Museum für Moderne Kunst (MO) in Anwesenheit des amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind, dem Bürgermeister von Vilnius Simasius und den Stiftern des Museums und seiner Sammlung, Danguole und Viktoras Butkus, feierlich eröffnet.
Der von Libeskind geplante Museumsbau hat eine Fläche von fast 3.500 qm und stellt in wechselnden Ausstellungen immer einen Teil der gut 5.000 vorhandenen Kunstwerke aus. Geplant sich zwei wechselnde Ausstellungen pro Jahr. Die Bilder stammen aus den Jahren 1950 bis heute und viele sind schon im Katalog "Lithuanian Paintings" vorgestellt worden. Der Besucher sollte dabei bedenken, welche Veränderungen Litauen und seine Einwohner in diesen Jahren erlebten. 1950 war der Krieg zwar schon fünf Jahre zu Ende, der Partisanenkrieg hielt aber noch an. Die sowjetische Okkupation machte es den Litauern nicht gerade leicht. Nach der Stagnation der Breschnew Ära, kam mit der Perestroika durch die litauische Unabhängigkeitsbewegung Sajudis wieder Freiheit nach Litauen. Viele der ausgestellten Bilder darf man auch als Protest gegen die sowjetischen Besatzer sehen, alleine, in dem die Künstler einfache Dinge des Alltags beschreiben.
Zum Gesamtkonzept des sehr offenen Museums, von außen einsehbar und mit viel Licht, gehört auch, dass die nicht ausgestellten Kunstwerke in einem Lager im Erdgeschoss sichtbar sind.
Zum Museum gehören ein Kaffee und ein Museumsshop, in dem es unter anderem die Kataloge sowie Bücher des Museums zu kaufen gibt. Tatsächlich sind einige nette Sachen dabei. Auf dem Dach bietet sich die Sommerterrasse zum Verweilen an. Der Blick auf Vilnius ist hier sehr schön. Der Museumsneubau kostete 15 Millionen Euro und wurde komplett vom Ehepaar Butkus getragen. Es ist somit das erste privat finanzierte Kunstmuseum im Baltikum. Die laufenden Kosten sollen sich durch die Eintrittsgelder sowie Spenden decken. Durch seine sehr zentrale Lage im Zentrum der Vilniuser Altstadt, wird es sicherlich eine große Rolle für die Besucher von Vilnius spielen.
Das hier früher stehende Kino musste abgerissen werden. Bekannt sind davon noch die künstlerischen Graffiti.
Altes Graffiti vor dem früheren Kino (©E.Potthoff)
Vorderseite des Museums mit der großen mittigen Treppe (Dezember 2018).
Eingangsbereich mit Kasse
Lobby mit Verkaufsshop, Kasse und Cafè hinten rechts
Weit und offen
Rechts das Lager aller nicht ausgestellten Bilder des mo
Viel Platz, Glas und Licht
Die Räume sind flexibel zu nutzen
Audiovisuelle Kunst im mo
Das Museum wird von der Vilniuser Bevölkerung gut angenommen
Didžioji sale ... der Hauptsaal
Mein Lieblingsbild der Ausstellung
Kostas Dereškevičius
Vincentas Gečas — Titelbild des mo Katalogs (Lithuanian Painting)
Arvidas Šaltenis
Patricija Jurkšaityte
Studenten wie hier Šarūne N. erklären die Ausstellung
Weil nicht jedes Bild erschließt sich dem Betrachter (sofort)... "Das Blühen des Löwenzahns" oder "Sieben Tage in Rusne" 1971
An Leonas Linas Katinas Gemälde "Sieben Tage Rusne" wäre ich stirnrunzelnd vorbei gegangen, hätte mir nicht Šarūne dem Hintergrund erklärt.
Katinas, geboren 1941, war eigentlich Architekt. Für ihn war Kunst die Freiheit zu experimentieren, weshalb er fortwähren bestehende Regeln und Normen auf ironische und spielerische Weise missachtete. Für seine abstrakten und symbolischen Werke ließ er sich durch Landschaften und das tägliche Leben inspirieren. Für seine oben abgebildete Serie "Sieben Tage in Rusne" sind die Blüten das Symbol der Freiheit und eine Referenz an Hippies und Blumenkinder. Vor Ausstellungen wurden immer frische Blumen in die Bilder (es sind Bohrungen darin) gesteckt. Katinas bekam durch die Obrigkeit (sowjetische Besatzung) viel Widerstand. Er lehrt als Professor an der Kunstakademie Vilnius.
Katinas Vater hatte den gleichen Namen. Seine Bilder sind auch im Bestand des mo's.
Vilmantas Marcinkevičius
Die Museumsmitarbeiterin Šarūnė Nečiūnaitė erklärt Marcinkevicius Bild so:
"Während er das MMo bei dessen Eröffnung besuchte, schilderte er einer Gruppe von Besuchern die Geschichte der Entstehung dieses Bildes. Der Maler erzählte, dass er in jenem Jahr (vor der Enstehung des Bildes) erfolgreicher als je zuvor malte, aber er entschied sich in diesem Sommer ins Ausland zu gehen, um etwas Geld bei der Erdbeerernte zu verdienen. Marcinkevičius konnte während dieser Arbeit nicht malen, er litt sehr, war ärgerlich auf diese harte Arbeit, die ihm nicht schmeckte, und verlor einige seiner Fähigkeiten zu malen. Er malte dann „Soldat und Bäuerin“, um seinen Ärger über das bäuerliche Dasein auszudrücken. Die Handlung des Soldaten auf dem Bild bedeutet für den Künstler nicht sexuelle Nötigung, sie stellt die „Nötigung durch die bäuerliche Arbeit“ dar."
Kunst halt.
"Der Gang des täglichen Lebens" von Eglė Ridikaitė Klick mich!
Foto und Text: ©Šarūnė Nečiūnaitė
Das Bild „Der Gang des täglichen Lebens“ ist der zweite Teil der Ausstellung, in dem die Künstler zumeist über ihren Alltag sprechen. Künstler zeigen mit einfachen, alltäglichen Ereignissen ein detailliertes und dennoch ehrliches Bild der Zeit von 1950 bis 1990. In ihrem Gemälde "Žiedų 50. II." zeigt uns die Malerin Eglė Ridikaitė einen der persönlichsten Aspekte des menschlichen Lebens - ihr Zuhause.
Das Gemälde ist eine der "Žiedų 50" Serien. Die Künstlerin begann die Serie, nachdem sie nach ihrer Hochzeit in das Haus ihres Mannes gezogen war. Ihr Haus befand sich nicht so nahe an der Stadt (Žiedu 50 ist die Adresse des Hauses), so dass Eglė Ridikaitė ihren Freunden oft erklären würde, wie sie zu ihr nach Hause kommen sollten. Sie zeichnete sogar kleine Karten in ihr Notizbuch. Bald wurde ihr klar, dass kleine Karten und die Pläne ihres Zuhauses in ihrem Notizbuch zu riesigen Bildern werden könnten. So entstand die Serie "Žiedų 50" - Eglė Ridikaitė malte einen Plan ihres Hauses, der Küche und eine Karte zu ihrem Haus, wie in ihrem Notizbuch!
E-Post:
+370 609 83764
Pylimo g. 17, Vilnius
Öffnungszeiten:
Täglich: 10.00–20.00
Freitag: 10.00–22.00
Diensttags geschlossen
Um das mo Museum wurde schon lange ein ziemlicher Hype und Werbung gemacht. Natürlich ist das Engagement von einem bekannten Architekten, wie Daniel Libeskind, immer ein grosses Ereignis und auch die Summe von 15 Millionen Euro, zumal aus privaten Mitteln bezahlt, ist besonders für Litauen keine Kleinigkeit. Herausgekommen ist dabei natürlich nicht ein Prachtbau wie das Guggenheim Museum in Bilbao. Aber auch das MO Museum, auch liebevoll Libeskind Museum oder Modern Art Museum genannt ist eine Bereicherung für die Kulturszene von Vilnius sowie des ganzen Baltikums. Allen Beteiligten, besonders den Initiatoren, dem Ehepaar Butkus, kann man nur herzlich gratulieren zu dieser Leistung!
Deutsch-litauische Beziehungen bei Ieva Simonaitytė
Von Dr.Silva Pocytė
Diese interessante Betrachtung erschien zuerst in den Annaberger Annalen 6-1998. Sie passt gut zu unserer Buchbesprechung vom 2019 erstmalig auf Deutsch erschienenem Buch "Vilius Karalius"
Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis der Autorin. Dr. Silva Pocyte lehrt am Institut für Geschichte und Archäologie des Baltikums der Universität Klaipeda.
Die Schriftstellerin Ieva Simonaitytė wird von den litauischen Literaturforschern fast ohne Ausnahme als „Chronistin Kleinlitauens" bezeichnet und in der Nachfolge von Kristijonas Donelaitis gesehen. Sie begann ihre literarische Tätigkeit in der Mitte der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts mit einigen kleinen Gedichten in der litauischen Presse. Berühmt wurde sie aber als Prosaistin nach dem rscheinen des Romans „Aukštujų Šimonių likimas" (Das Schicksal der Familie Šimonis aus Aukštujai) Mitte der dreißiger Jahre.
Deutsch-litauische Beziehungen als eine spezifische Erscheinung des Memellandes und ganz Kleinlitauens sind in den Werken von Simonaitytė ein besonders wichtiges Thema und bestimmen oft die Handlungen der Personen. Die Autorin stellt den sehr schmerzhaften Selbstfindungsprozess der Kleinlitauer seit den ersten Kontakten zwischen den Deutschen und Litauern oft in den Mittelpunkt ihrer Werke. Oft geben ihre persönlichen Erfahrungen den Hintergrund für ihre Sichtweise der deutsch-litauischen Beziehungen ab.
Die Betrachtung der deutsch-litauischen Beziehungen im Werk von Simonaitytė ist nur in Verbindung mit der Landesgeschichte möglich, sowie sie chronologisch im Roman „Aukštųjų Šimonių ikimas"1 anfängt und im Roman „Paskutinė Kūnelio kelionė" (Kūnelis' letzte Reise)2 endet.
Nicht alle Werke der Schriftstellerin sind für unser Thema relevant.
Eine besondere Bedeutung für unser Anliegen haben die Romane „Aukštujų Šimonių likimas"3, „Vilius Karalius"4 und die Erzählung „Pikčiurnienė"5.
In diesen Werken wird das Schicksal mehrerer Generationen von Kleinlitauern geschildert, das eng in Verbindung mit der unlösbaren Frage der kleinlitauischen Volksgruppe seit ihrer Existenz steht: warum ist das Deutschtum besser als das Litauertum? Warum nehmen im Bewußtsein und im Alltag der Kleinlitauer die Elemente der deutschen Kultur immer mehr überhand?
Dabei ist zu bedenken, daß in der Geschichtsforschung die deutsch-litauischen Beziehungen zu den am meisten ideologisierten und mit Stereotypen behafteten Themen gehören, z. B. daß die Deutschen Ausbeuter und die Litauer arm und ausgebeutet waren. Der eingedeutschte Litauer wird immer negativ geschildert, als einer, in dessen Leben die materiellen und nicht nationalen Interessen den Ausschlag gegeben haben. Solche ideologisierten Gedanken und Schlußfolgerungen sind für I. Simonaitytė besonders typisch in ihren nach dem Zweiten Weltkrieg geschriebenen Werken. Dabei ist das Problem der nationalen Beziehungen natürlich viel komplexer. Im Verlauf der Geschichte entstand Kleinlitauen als eine eigene, multikulturelle Region an der Ostsee, in der Litauer und Deutsche nebeneinander und miteinander lebten. Gesellschaftliche und verwandtschaftliche Verbindungen untereinander führten zu einer Koexistenz, die mit der Zeit die Grundlagen der litauischen Existenz immer mehr gefährdete.
Die geschichtliche Landesentwicklung, die Besonderheit ihrer geopolitischen Situation, ihrer Demographie und sogar Psychologie formten bei den Kleinlitauern eine bestimmte Denkens- und Lebensweise.6
Es ist nicht einfach, die Situation der Kleinlitauer und ihren immer schneller werdenden Entnationalisierungsprozeß zu verstehen und zu erklären. Seit der Reformation waren die Deutschen und die Kleinlitauer durch die gemeinsame Religion verbunden. Man kann sie als das wichtigste Band zwischen den beiden Volksgruppen betrachten, das zur Annahme der deutschen Kultur und ihrer politischen Traditionen bei den Kleinlitauern beitrug.
Doch ungeachtet des einigenden religiösen Bandes blieb zwischen den Deutschen und den Kleinlitauern eine soziale Barriere bestehen: der Litauer war Dorfmensch und Bauer, der Deutsche - Städter und Großgrundbesitzer.
Mit dem Hinweis auf diesen Aspekt stellt Simonaitytė auch die Eigenschaften der Deutschen und der Litauer gegeneinander:
Der Kleinlitauer ist gut, er „fügt keinem Menschen Leid zu und läßt auch nicht zu, daß ein anderer jemandem Leid zufügt, auch wenn dieser ein deutscher Edelmann wäre"7; der Deutsche ist schlecht, weil er aus der Stadt kommt, „aus diesem Vorhof der Hölle für den litauischen Menschen" 8, „weil er immer scheel den Bauern ansieht"9.
Gelegentlich hören wir aus dem Munde von Kleinlitauern auch ganz abwertende Worte über die Deutschen, die wohl ihre moralische Überlegenheit beweisen sollen. So soll die Mutter der Schriftstellerin mit Verachtung und erhobener Stimme gesagt haben, daß „nur die Deutschen auf eine so schreckliche Weise Tiere quälen könnten"10. An einer anderen Stelle äußern die Dorffrauen von Šalteikiai nach dem Tod des alten Karalius ihren Unwillen über die nüchterne Predigt des deutschen Pfarrers:
„Kann ein Deutscher einem litauischen Menschen überhaupt etwas geben? Er strengt sich doch gar nicht an, Gutes zu tun!"11
Im Roman „Aukštujų Šimonių likimas" wird sehr dramatisch die Große Pest von 1709-1711 in Kleinlitauen beschrieben, die eine Kolonisation des Landes zur Folge hatte. Sie wird als der Anfang des vielfältigen deutsch-litauischen Zusammenlebens gesehen, wobei ihre historische Perspektive die Worte eines Deutschen, der sich auf den Hof des alten Šimonis niederlassen will, markieren: „Wir sind Deutsche und nicht gekommen, um als Knechte zu leben, sondern als Herren. Die Deutschen sind nicht gewohnt, als Sklaven zu dienen, am wenigsten den Litauern". 12
Seit den ersten Kontakten zwischen Deutschen und Litauern ringt im Denken der Litauer ein immer noch litauisches mit einem bereits vom Deutschtum beeinflußten Selbstverständnis, das gemäß dem Literaturkritiker Vytautas Kubilius, nicht nur einzelne Dörfer, sondern auch Familien spaltete: „der Vater ist noch dem Litauertum verbunden, aber der Sohn versteht nicht mehr Litauisch; ein Bruder übernimmt eine Rolle bei einem litauischen Schauspiel, und ein anderer bei einem deutschen; die einen verlangen litauische Gottesdienste und die anderen sind bereit, dagegen eine Schlägerei anzuzetteln".13
Das wichtigste Kriterium für die litauische Identität war die Wahrung der Muttersprache. Den alten Šimonis quält der Kummer, daß der Sohn sein Kind deutsch getauft hat und es nicht mehr Litauisch sprechen lehrt14; der alte Karalius „reagiert viel fröhlicher, wenn er auf Litauisch angesprochen wird und beantwortet die Frage viel schneller, als auf Deutsch". Ganz allgemein „überhören" manchmal die Bewohner von Šalteikiai die deutsche Sprache.15
Dennoch schwand bei dieser kulturellen Wechselwirkung der litauische Widerstand immer mehr. Dazu trug sogar die so behütete litauische Sprache bei. Die während der Reformation eröffnete Möglichkeit, in der Muttersprache zu beten und die Bibel zu lesen, übermittelte den Kleinlitauern in ihrer eigenen Sprache „preußische" Traditionen, wie Gehorsam und Untertanengeist dem König gegenüber oder Stolz auf die deutsche Ordnung. Die Kleinlitauer gerieten in einen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungsprozeß und fingen an, Fortschritt und sozialen Aufstieg mit dem Deutschtum zu verbinden. Die Frau von Šimonis freut sich, daß der aus Königsberg zurückgekehrte Sohn Mikelis mit seinen vielen fremden Wörtern „ein richtiger Herr und nicht ein Bauer ist"16.
Oft wird die „Rückkehr aus Deutschland" hervorgehoben, obwohl „sich auch Litauen mit,dem Dorf Šalteikiai in Deutschland befindet"17.
Diese Einstellung ging offenbar Hand in Hand mit der Ausbreitung des Deutschtums, das zwar als eine fremde, aber zugleich höherstehende Kultur verstanden wurde. Mikelis Šimonis möchte seinem Bruder Krizas beweisen, daß man den Deutschen sehr dankbar sein sollte für ihre Kultur und daß die litauische Sprache mit der Zeit verschwinden werde, weil „alles Deutsch werden muß".18
Die Deutschen haben immer wieder den bäuerlichen Charakter der litauischen Sprache betont. Solange die Litauer an dieser unsittlichen Sprache festhielten und alle barbarischen Sitten weiterhin pflegten, könnten sie kein Kulturvolk werden.19
Die Litauer sängen in der Kirche „wie die Ochsen"20 und bei ihren Besuchen in Königsberg ernteten sie unter den Deutschen wegen ihrer litauischen Bekleidung Hohn.21 Offenbar glaubten die Litauer selbst, daß ihre Sprache keine Kultursprache sei. Pikčiurnienė sagt: „Wie weit kannst du mit der litauischen Sprache kommen? Bis Prökuls. Nur bis dort, doch schon dort kannst du dich nicht mehr mit den Herren im Gericht auf Litauisch verständigen".22
Das Deutschtum wurde mit Bildung gleichgesetzt. Grėtė Karalienė überlegt sich, daß die Deutschen vielleicht auch sie eine gnädige Frau nennen würden, wenn sie so gebildet wäre wie die deutsche Pempienė.23
Man mußte Deutsch beherrschen, wenn man Beamter werden wollte, „um sein Brot leichter zu verdienen".24 Mikelis Šimonis, der zu der Hochzeit seines Bruders Kristupas gekommen ist, schämt sich als hoher preußischer Beamte mit litauischen Bauern Litauisch zu sprechen.25 Ilzė Karalikė weiß schon von ihren Eltern, daß „alle Herren Deutsche sind. Das ganze Gericht besteht aus Deutschen ... der Anwalt ist Deutscher, der Schulze Deutscher, der Lehrer Deutscher, der Pastor Deutscher und der Gasthauswirt ebenfalls".26
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verlief der Prozeß der Eindeutschung sowohl spontan als auch mit Unterstützung der Regierung.
Unter zeitgenössischen wie auch späteren Forschern wurde über die Bedeutung der Zeitung „Keleivis" (Der Wanderer), die von 1849- 1880 vom Königsberger Professor Friedrich Kurschat (Fridrikas Kuršaitis) herausgegeben wurde, viel diskutiert. Kurschat hielt sich streng an den Auftrag der preußischen Regierung, weshalb der litauische Sprachforscher Jonas Jablonskis meinte, daß „ihm das nationale Erwachen des eigenen Volkes völlig egal war". Anderseits sagt Jablonskis: „Ohne die Arbeit von Kuršaitis wären die Kleinlitauer noch stärker germanisiert".27
I. Simonaitytė schreibt in ihrer Biographie „O buvo taip" (Aber es war so), daß ihre Mutter „und insgesamt die ganze Verwandtschaft überhaupt nicht stolz auf den Professor Kurschat gewesen seien. Sie hätten gewußt, wer er ist - oder war - , doch für sie war er ein Deutscher, und Deutsche hat man nicht als einen der Ihren anerkannt".28
Auf ähnliches Unverständnis stieß auch eine andere gebildete Persönlichkeit dieses Landes, der Pfarrer Vilius Gaigalaitis (Wilhelm Gaigalat), der 15 Jahre lang von 1903-1918 die Wähler von Memel und Heydekrug im Preußischen Landtag vertrat. Er sei „nach Berlin gefahren, um den Kaiser zu sehen, und sei eigentlich kein tauglicher Pfarrer, denn er treibt Politik".29 Eine solche Einstellung kann man nur erklären mit einem politischen und „gegen die Kultur gerichteten" Konservativismus der Kleinlitauer 30, sowie mit ihrer vorsätzlich negativen Einstellung gegen alles, was für sie unerreichbar war, wenn sie ihr Litauertum nicht aufgeben wollten. Der Prozeß der Eindeutschung der Litauer erhielt nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 eine neue Qualität. In den Schulen wurde
„die Geschichte der deutschen Kaiser gelehrt. Man mußte unbedingt alles über die Macht Barbarossas, über die Unbesiegbarkeit des Großen Friedrichs ... von der Friedfertigkeit aller Wilhelme wissen". Doch das wichtigste war „die Beherrschung der deutschen Sprache. Unbedingt".
Wenn man auf Litauisch antwortete, so machte man „Bekanntschaft mit dem Rohrstock".31 Nicht minder wurde das Deutschtum auch beim Militär vermittelt. Als Vilius Karalius vom Militär auf Urlaub kommt, will er fast keinen Menschen „wiedererkennen". „Falls er mit jemanden redete, so nur auf Deutsch oder er fügte überall unbekannte deutsche Worte ein".32
Zur Übernahme des Deutschtums gehörten nicht nur deutsche Wörter, sondern auch eine entsprechende Art, sich zu kleiden und zu benehmen, eben wie es deutsche Städter taten: „Anskis war fast gänzlich deutsch gekleidet. Er trug einen gekauften grauen Anzug, ein gebügeltes buntes Hemd mit einem passenden Kragen sowie mit einer rotgestreiften grauen Krawatte und hellrote Schuhe".33 Auch die jungen Frauen „wurden im Nu zu Deutschen. Sie kauften schon nicht mehr die schweren seidenen Tücher mit noch schwereren seidenen Fransen".34 Allein wegen der Mode fingen die Frauen an, sich in den Städten Haare frisieren zu lassen. Auch als I. Simonaitytė eine Kur in Angerburg machte, ging sie nicht mehr in ihren litauischen Kleidern zur Kirche, da sie ein sehr schönes Kostüm bekam. Zwar flocht sie weiterhin ihre Haare in zwei Zöpfe, jedoch band sie sie nicht mehr zu einem Kranz um den Kopf, wie es die Frauen in Prökuls taten, sondern befestigte sie sie mit Haarspangen am Hinterkopf.35
Alle diese Veränderungen standen mit der Kultur in Verbindung, doch auch mit dem Wunsch, den sozialen und wirtschaftlichen Status zu ändern bzw. mit dem Minderwertigkeitskomplex der „bäuerlichen" Herkunft, „denn mit der Krawatte sieht man schon ein wenig nach einem Deutschen aus, zumindest nach einem halben Deutschen. Vielleicht deshalb geniert man sich, seinen Hut vor einem Litauer - einem Menschen ohne eine Krawatte und mit langen Haaren - abzunehmen... Und macht man den Mund auf, um einen Litauer zu grüßen, so will die Zungen einem nicht gehorchen".36
Ende des 19. Jahrhunderts schwand die litauische Sprache im Deutschen Reich immer mehr und die Zahl der Kleinlitauer nahm rapide ab.
1736 hatten die Litauerhöfe in den Kreisen von Insterburg, Ragnit und Tilsit noch 60 % ausgemacht. 1861 betrug der Bevölkerungsanteil der Litauer in den zwölf kleinlitauischen Kreisen nur noch 24,5% und 1890 gar nur 19,1 %.37 1879 wurde in Tilsit auf Initiative deutscher Wissenschaftler die „Deutsch-Litauische Literarische Gesellschaft" gegründet mit dem Ziel, das Erbe „eines sterbenden Volkes" zu erforschen. Gedanken über das Aussterben der Kleinlitauer kommen auch im Werk von Simonaitytė vor.
In Angerburg hörte sie, daß es „nicht einmal fünfzig Jahre währen wird, bis kein einziger Litauer in Deuschland lebt".38 „Das litauische Volk wird sowieso nicht lange existieren" beteuert Pempienė bei der Tauffeier des Sohne von Marė Naujokienė. Ähnlicher Pessimismus befällt alle Kleinlitauer. Der alte Karalius gibt resignierend zu, daß das Ende für die Kleinlitauer sich so oder so nähere, „ ein paar Jahre früher oder später".39
Dennoch beteiligten sich noch Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts viele Kleinlitauer an der litauischen Bewegung. Allerdings kann man nicht behaupten, daß die kleinlitauische Nationalbewegung originell oder einzigartig gewesen sei. Sowohl die Herausgabe eigener periodischer Schriften als auch die Gründung der Vereinigung „Birutė" im Jahre 1885 kamen durch die Vermittlung der Deutschen oder infolge der Kontakte mit Großlitauern zustande, die Ende des 19. Jahrhunderts intensiviert wurden. Die Nationalbewegung in Kleinlitauen beschränkte
sich auf die Erhaltung der Kultur. In den Petitionen der Kleinlitauer, die einmalige Zeitdokumente sind und an die Berliner Regierungsstellen gerichtet waren, findet sich kein Wort über politische Forderungen, 40 weil „die Menschen sich damals sozusagen ausschließlich um die litauische Sprache Sorgen machten".41. Diese weltliche und über die unmittelbare Umgebung hinausgreifende Aktivität der Kleinlitauer wurde vom religiösen Konservativismus eingeschränkt und als Gottlosigkeit eingestuft. Der alte Vilkas meint, daß alle solche Bemühungen „eigentlich lächerlich, völlig unnötig und sinnlos" seien, daß man mit den Petitionen nach Berlin fahre - darunter auch der alte Šalteikis - nicht um die Sprache zu retten, sondern „weil man berühmt werden möchte, weil man die Welt und Berlin sehen wolle, damit die Zeitungen über einen schrieben, damit die Menschen über einen redeten und ihn lobten".42
Ein derart gespaltenes Denken und die fehlende Einigkeit, die besonders im dritten und vierten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts deutlich wurde, standen am Anfang des kulturellen Untergangs der kleinlitauischen Gemeinschaft. Die Risse in der litauischen Identifikation nach der Jahrhundertwende werden sehr plastisch im Roman „Vilius Karalius" beschrieben. Die schmerzhafte Wahrheit, daß „die Litauer sich beeilen, Deutsche zu werden"43 wird hier nicht unterschlagen. Obwohl die Bewohner von Šalteikiai noch entgegensetzen, daß „die Kleinlitauer nicht wollen, daß ihre Kinder Deutsche werden" und meinen, daß sie selbst klüger seien als alle anderen, „fühlte sich Vilius Karalius ...geehrt, wenn er von einem Deutschen mit „Herr Karalius" angesprochen wurde.
Schließlich redeten sich die Litauer untereinander sich nicht mit „Herr" an".44
Auch Pikčiurnienė freut sich über die Anrede „gnädige Frau".45 So prallen in ein und demselben Menschen zwei Kulturen aufeinander, die städtische und die bäuerliche, die eine aggressiv und die andere defensiv.
„Ein solcher Mensch hat es schwer zu erkennen, wer er ist: Deutscher oder Litauer".46
Im Gegensatz zu den Großlitauern hinterließ die Geschichte im Bewußtsein der Kleinlitauer keine Erinnerung an einen eigenen Staat. Die Kleinlitauer hielten die Herrschaft der deutschen Herzöge, Könige und Kaiser für ihre eigene. Sie waren den deutschen Herrschern für den materiellen Wohlstand dankbar: „für das Anlegen der Straßen und Eisenbahnlinien, für das Errichten der Kirchen und Schulen".47 Sie waren überzeugt, daß der Kaiser keinen Krieg wollte, denn er sei ein großer „Friedensfürst. Und wenn ein Krieg käme - wer kann Deutschland besiegen?
Alles andere ist Unsinn".48 Während des Ersten Weltkriegs denkt Raudienė im Roman „Pavasarių audroj" nach, warum Ostpreußen zu Rußland gehören sollte, denn „hatten wir es nicht gut unter Deutschland?"49
Ähnlich denkt auch Pikčiurnienė, als nach dem Anschluß des Memelgebietes an Litauen die Statuen von Wilhelm I. und der Königin Luise in Memel entfernt wurden. Sie war überzeugt, daß Deutschland wieder erwachen und „alle vermöbeln wird".50 Sogar Kūnelienė, die mit ihrer Familie Schweres bei der Flucht 1944 erleidet, hält noch an einer solchen Hoffnung fest: „Wie viele, vertraute auch sie der großen Mission des deutschen Führers und hoffte noch immer auf einen Sieg".51
Eine Alternative zur Germanisierung der Kleinlitauer bot die Verbindung mit Großlitauen. Doch nicht nur die unterschiedliche Auffassung vom „eigenen" Staat behinderte eine solche Annäherung. Auch die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung war augenfällig: Vilius Karalius blickt über die Grenze, die Rußland von Deutschland und zugleich Großlitauen von Kleinlitauen trennt, zu einem Anwesen drüben, bestehend aus zwei schiefen Gebäuden, bei dem man nicht unterscheiden kann, welches von ihnen das Wohnhaus ist. Die halbverhungerte Kuh auf der Weide sieht wie ein Kalb aus. Ein vor einem Wagen angeschirrter Schimmel vermag ihn kaum zu ziehen. Im Gegensatz dazu ist das Dorf Šalteikiai auf dieser Seite der Grenze stolz auf seine massiven Hofgebäude, wogenden Getreidefelder sowie gut genährten Pferde und Kühe.52
Doch das größte Hindernis für die Integration der Kleinlitauer waren meiner Meinung nach die konfessionellen Unterschiede. Der von den Kleinlitauern als „Szameit" (žemaitis) und Katholik bezeichnete Großlitauer, den man vor dem Ersten Weltkrieg kaum kannte, weil er hinter der Grenze lebte, trat erst nach 1923 in die Geschichte des Memelgebietes ein. Die Geschichte dieses Gebietes entschieden fortan nicht nur die Konflikte zwischen Kleinlitauern und Deutschen, sondern auch zwischen den autochthonen Memelländern und den großlitauischen Einwanderern.
Im aufgewühlten politischen Strudel dieser Zeit fühlte sich der Kleinlitauer noch mehr als um die Jahrhundertwende hin und her gerissen.
I. Simonaitytė bezeichnete diejenigen Kleinlitauer, die abseits der litauischen Vereine stehen, als „deutsche Kleinlitauer"53, obwohl sie selbst manchmal enttäuscht war über die memelländische Politik der Regierung in Kaunas. So erzwang die litauische Regierung von den Kleinlitauern Jokūbas Stikliorius, Ansas Baltris und sogar von I. Simonaitytė den Rückzug aus dem Verlag „Rytas" und aus der Redaktion der kleinlitauischen Zeitung „Prūsų lietuvių balsas". L Simonaitytė vermerkte bitter, daß der litauische Gouverneur im Memelland „Šaulys, sich nicht nur Mitarbeiter mit dem höheren Schulabschluß, sondern vorrangig Universitätsabsolventen holte"54, was die allermeisten Kleinlitauer nicht vorweisen konnten. Die Zentralregierung in Kaunas bemühte sich nicht um die Mitarbeit der Kleinlitauer und „viele memelländische Angestellte blieben ohne Arbeit und Brot"55. Die Memelländer verstanden unter Bewahrung ihrer Identität das Lavieren zwischen dem Litauertum und dem Deutschtum, wobei sie lieber dem Deutschtum Priorität gaben. Ilzė Pikčiurnienė belehrte ihren Mann: „Man muß den Mantel auf beiden Schultern tragen. Das bedeutet: Du kannst dich gut mit Litauern stellen. Doch vergiß dabei nicht, auch die Beziehungen zu Deutschen und zu ihrer Einheitsfront zu pflegen".56 Und wenn Jokūbas Pikčiurna bei der ersten Wahl zum memelländischen Landtag noch für die „litauischen Großbauern" votierte, so wurde er nach ein paar Jahren zu einem richtigen Deutschen und vertrat im Landtag die deutsche „Einheitsfront".57
Er freute sich, daß er „noch rechtzeitig geschafft hat, als echter Deutscher hervorzutreten und so zu einem Kämpfer für das Reich und den Führer geworden war. Schließlich haben viele gezweifelt, ob Hitler die Macht in Deutschland bekommt, und haben daher gezögert, sich zu seinen Anhängern zu bekennen". Pikčiurna zweifelte nicht an der Richtigkeit seines Entschlusses, Mitglied bei Neumann (Anführer der memelländischen Nazipartei, Anm. d. Übers.) geworden zu sein: „wenn ich mich nicht dazu entschlossen hätte, säße ich heute nicht im Landtag".58
Der Grund zu einer solchen Einstellung der Memelländer lag nicht nur in ihrer „nationalen Unreife". Sie wurde durch den harten Kampf zwischen Deutschland und Litauen um das Memelgebiet hervorgerufen, wobei „das Verhältnis zwischen der Zentralgewalt und den Autonomisten mit einer Zeitbombe ausgestattet war, deren Uhrzeiger sich unerbittlich der entscheidenden Ziffer näherten".59
Diese Bombe „explodierte" im März 1939, als Hitler kurzerhand das Memelgebiet wieder an das Reich angliederte: „Die Braunen schwärmten wie die Wespen in das Memelgebiet aus und fingen mit ihrer Willkür an".60
Ihr vordringlichstes Ziel war das Verbot der litauischen Sprache. „Nach der Machtübernahme hörten die litauischen Kirchenlieder auf und viele, „die aus Liebe zu ihrer Muttersprache... an ihnen festhielten, gerieten dorthin, von wo es keine Rückkehr mehr gab".61 Und wieder gewann im Bewußtsein der Kleinlitauer der Instinkt des Anpassens und der Gehorsamkeit die Oberhand. Kūnelienė fing an, deutsche Gottesdienste zu besuchen: „Am Anfang verstand sie nicht alles, was der Pfarrer sagte, doch nachher gewöhnte sie sich daran. Schließlich ist Gott überall derselbe und versteht alle Sprachen und man kann in allen Sprachen zu ihm beten...".62
Das Werk von I. Simonaitytė ist folglich eine recht einheitlich gestaltete Chronik Kleinlitauens, in der deutsch-litauische Beziehungen einen bedeutenden Platz einnehmen. Am Anfang stehen die Deutschen und die Litauer noch auf verschiedenen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Barrikaden. Die Hinwendung zum Deutschtum ist nicht nur im Protestantismus begründet, sondern auch in der unterschiedlichen historischen Entwicklung von Kleinlitauen und Großlitauen, die die Entfaltung einer litauischen Identität bei den Kleinlitauern/Memelländern nicht zuließ.
Zu diesem Thema siehe auch:
Buchbesprechung Vilius Karalius
Daten Ieva Simonaityte
Manfred Klein - Kleider machten (litauische) Leute: Ieva Simonaitytės Liebe zum textilen Detail in den Annaberger Annalen
Fußnoten:
1 I. Simonaitytė: Aukštujų Šimonių likimas. Vilnius 1984. 262 S.
2 I. Simonaitytė: Paskutinė Kūnelio kelionė. Vilnius 1971. 272 S.
3 Dieser noch in der Unabhängigkeitszeit erschienene Roman war nach „Altorių šešely" (Im Schatten der Altäre) von Vincas Mykolaitis-Putinas der zweite Roman, der „in der litauischen Gesellschaft ein so großes Interesse weckte, von vielen gelesen wurde, in mehreren Auflagen erschien... und den literarischen Puls der Zeit belebte...". ( Simonaitytė, Ieva. In: Lietuvių enciklopedija. Boston 1962. Bd.27. S.467-469).
4 I. Simonaitytė: Raštai. Bd.3: Vilius Karalius. Vilnius 1987. 650 S.
5 I. Simonaitytė: Raštai. Bd.2: Pavasarių audroj; Be tėvo; Pikčiurnienė. Vilnius 1987. 599 S.
6 Vytautas Žalys: Ringen um Identität. Warum Litauen zwischen 1923 und 1939 im Memelgebiet keinen Erfolg hatte. - Kova dėl identiteto. (dt.-lit.). Lüneburg 1993. S.8.
7 I. Simonaitytė: Aukštujų Šimonių likimas. S.19.
8 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.l11.
9 I. Simonaitytė: Aukštujų Šimonių likimas. S. 189.
10 I. Simonaitytė:... O buvo taip. Vilnius 1960. S.265.
11 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.23.
12 I. Simonaitytė: Aukstujų Šimonių likimas. S.31.
13 Vytautas Kubilius: Ievos Simonaitytės kūryba (Das Werk von I. Simonaitytė). Vilnius 1987. S.45.
14 I. Simonaitytė: Aukštujų Šimonių likimas. S. 104.
15 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.50.
16 I. Simonaitytė: Aukštujų Šimonių likimas. S. 104.
17 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.l11.
18 I. Simonaitytė: Aukštųjų Šimonių likimas. S. 105.
19 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.285.
20 I. Simonaitytė: Pikčiurnienė. S.375.
21 I. Simonaitytė: Aukštujų Šimonių likimas. S. 136.
22 I. Simonaitytė: Pikčiurnienė. S.408.
23 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.262.
24 I. Simonaitytė: Aukštujų Šimonių likimas. S.85. 25 ebenda. S. 198.
26 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.398.
27 Jonas Jablonskis: Raštai. T.1.: Visuomenės straipsniai. Kaunas. 1933. S.138.
28 I. Simonaitytė: „... O buvo taip". S. 152.
29 ebenda. S.41. '
30 Vytautas Kavolis: Žmogus istorijoje (Der Mensch in der Geschichte). Vilnius. 1994. S.419.
31 I. Simonaitytė: Pikčiurnienė. S.408.
32 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S. 137.
33 ebenda. S.249
34 I. Simonaitytė: Pavasariu audroj. S.20.
35 I. Simonaitytė: Ne ta pastogė (Nicht diese Heimat). Vilnius 1962. S.156.
36 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.250-251.
37 Kęstutis Gudas: Mažosios Lietuvos lietuvių tautinė padėtis XIX a. pabaigoje (Die nationale Lage der Kleinlitauer Ende des 19. Jahrhunderts). Vilnius 1992, S.5.
38 I. Simonaitytė: Ne ta pastogė. S.32.
39 ebenda. S.65
40 V. Žalys: Ringen um Identität... S.14.
41 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.29.
42 ebenda.
43 ebenda. S.284.
44 ebenda. S.283.
45 I. Simonaitytė: Pikčiurnienė. S.386.
46 V. Kubilius: Ievos Simonaitytės kūryba. S.24.
47 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.61.
48 I. Simonaitytė: ... o buvo taip. S.77.
49 I. Simonaitytė: Pavasarių audroj. S.55.
50 I. Simonaitytė: Pikčiurnienė. S.495.
51 I. Simonaitytė Paskutinė Kūnelio kelionė. S.169.
52 I. Simonaitytė: Vilius Karalius. S.41
53 I. Simonaitytė: Ne ta pastogė. S.375
54 1. Simonaitytė: Ne ta pastogė. S.375
55 I. Simonaitytė: Nebaigta knyga. S.131.
56 I. Simonaitytė: Pikčiurnienė. S.539.
57 ebenda. S.553.
58 ebenda. S.566.
59 V. Žalys: Ringen um Identität... S.36.
60 I. Simonaitytė: Raštai. T.6. Apsakymai. Vilnius 1958. S.155.
61 I. Simonaitytė: Paskutinė Kūnelio kelionė. S.79.
62 ebenda. S.80.
4. Fort Kaunas
Der russische Zar ließ aus Angst vor Invasionen aus dem Westen einen riesigen Festungskomplex an Russlands Westgrenze errichten. (Zum Beispiel die Festung Dünaburg). Eine riesige Verteidigungsanlage entstand von 1883 bis 1903 in Kaunas. Ein Kommandant der Anlage meinte, es gäbe keine Stadt Kaunas, es gäbe nur die Festung Kaunas.
Neun Festungen wurden gebaut, die zehnte Festung war zu Beginn des I. Weltkriegs noch nicht fertig. Besichtigt wird heute meist das IX. Fort, in der auch ein Museum untergebracht ist (und die meisten Menschen beim litauischen Holocaust starben).
Das privatisierte VII. Fort kann man nach telefonischer Vereinbarung besuchen:
Das VI. soll im Sommer 2020 eröffnet werden und militärische Ausrüstung zeigen. Die anderen Forts sind nur mit einem Reiseführer zu besichtigen. 1995 wurden noch 1.900 kg explosionsfähige Stoffe aus den Festungen entfernt. Geschützte Fledermauskolonien machen einen Besuch in den Wintermonaten unmöglich. Dafür kann man sie (zumindest im IV. Fort) sehen, wenn sie aus den Höhlen kommen
Die Webadressen der Forts stehen unten!
Diana und ein Mitarbeiter der Festungsverwaltung vor dem IV. Fort
Da man die meisten Festungen nicht auf eigene Faust besichtigen kann, haben wir die Kaunasser Reisführerin Diana Valenskaite-Dubatauskiene gebeten, für uns eine Besichtigung zu organisieren. Ein Mitarbeiter der Festungsverwaltung übernahm dann die Begehung in den verworrenen Gängen der Anlage.
Das 4. Fort wurde von 1883-1888 gebaut. Die Zaristische Armee hoffte darauf, dass ankommende Feinde zuerst dieses IV. Fort angreifen würden. Es galt als eine der besten Verteidigungsanlagen seiner Zeit. Insgesamt 90.000 Soldaten waren bereit, die Festung Kaunas zu verteidigen.
Tatsächlich wurden im I. Weltkrieg aber zuerst die Forts I. bis III. angegriffen und schwer verwüstet. Die anderen Forts wurden dann verlassen oder gaben schnell auf. Das IX. Fort wurde nach einem Kanonenbeschuss sofort aufgegeben. Der Kommandeur der Festungen, Vladimir Grigoriev, wurde von den russischen Behörden festgenommen, und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die Waffen der Festungen wurden von den Deutschen an vielen Stellen der Front weiter eingesetzt. Kleines Detail am Rande. Die Deutschen setzten eine spezielle Waffe zur Sprengung von Befestigungsanlagen ein: die dicke Berta.
Festungsbrecher mit 1 Tonne Betonmunition "Dicke Berta" (Foto Wikipedia)
Die Kanone wog 150 Tonnen und benötigte ein Betonfundament, um abgefeuert zu werden. Der Aufbau dauerte etliche Tage. Die Munition wog über eine Tonne. Nach den Versailler Verträgen wurde der Besitz der Waffe in Deutschland verboten. Aus Ersatzteilen konnte aber bei Krupp noch eine funktionierende Kanone gebaut werden. Sie wurde im II. Weltkrieg bei der Belagerung der Festung Sewastopol und bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes verwendet. (Schludrige Arbeit der Alliierten!).
Während der deutschen Besatzung 1941 bis 1944 diente auch das IV. Fort zum Töten von Juden und Kommunisten. Litauische Hilfstruppen brachten die ersten Gefangenen im August 1941 aus einem Gefängnis zum Fort, wo sie von 10 SS Leuten erwartet wurden, wahrscheinlich dem Sonderkommando 3. Die Erschießungen gingen danach weiter, allerdings nicht in dem Ausmaß wie im IX. Fort.
Genaue Zahlen (Das Fremdenverkehrsamt Kaunas spricht von 4.000 ermordeten Juden) kann man im sogenannten Jäger Bericht nachlesen.
Los geht die Besichtigung
Auf einem der unten stehenden Fotos sieht man große Kammern (mit grünlichen Wänden). Angeblich wurde hier Kohl für die Soldaten gemacht. Es roch aber nicht mehr nach Sauerkraut und es gab auch keine Spuren mehr ;-)
1998 wurde im IV. Fort aufgeräumt und die Gewölbe trockengelegt.
Der Besuch war für uns äußerst lehrreich, spannend und hat mit Diana als Guide viel Spaß gemacht!
IX FORT https://www.9fortomuziejus.lt/?lang=en
VII FORT https://www.septintasfortas.lt/kontaktai/
VI FORT https://www.vdkaromuziejus.lt/en/military-engineering-division/history/
Alle Forts in Kaunas:
https://visit.kaunas.lt/en/kaunastic/a-quick-guide-to-kaunas-fortress/
Wallanlage
Bunkereingang
Kanonenloch
Nicht alles ist begehbar
Eingang für die Kanonen und Munition
Besprechung mit dem Bunkerguide
Bunkeranlagen
Unterirdische Gänge
Treppen in die Tiefe
Aussenmauern
Kueche, vorne Behälter für Kohl (ja, wirklich Kohl).
Tafeln mit Erläuterungen zum Fort
Schießscharten
Eingangsbereich 4. Fort
E-Visum Kaliningrad
Besichtigung von Kaliningrad bei der Anreise aus Polen oder Litauen mit dem neuen E-Visum
Diese Infos wurden bereitgestellt von Guido Linke. Vielen Dank!
Seit dem 1.7.2019 ist es möglich, ein elektronisches Visum für das russische Gebiet Kaliningrad zu bekommen. Das ermöglicht die An- oder Rückreise zur / von der litauische Ostseeküste auf dem Weg über Nordpolen-Kaliningrad. Ein- und Ausreise muss nicht am selben Übergang erfolgen, man kann also durch das Gebiet von Litauen nach Polen oder umgekehrt durchreisen. Aber: Das Visum gilt nur zur einmaligen Einreise und einmaligen Ausreise. Man kann es also nicht für die zweifache Durchreise für An- und Abreise nach Litauen nutzen. Es gilt in einem 30 Tage-Zeitraum, maximale Aufenthaltsdauer im Bezirk Kaliningrad ist aber 8 Tage. Das Visum kostet nichts. Man benötigt allerdings einen Reisepass, der bei deutschen Behörden rund 60 Euro kostet. Rechtzeitig vorher beantragen, Dauer 3-6 Wochen (aktuell ca. 3-4 Wochen).
Wegen Covid und seit 2022 wegen den russischen Angriffen gegen den Westen, werden keine Visa ausgegeben.
Offizielle Infos:
https://russische-botschaft.ru/de/consulate/visafragen/elektronische-visa-fuer-besucher-des-kaliningrader-gebiets/
Beantragung:
http://electronic-visa.kdmid.ru/index_en.html
Man braucht ein digitales, biometrie-taugliches Foto; ich habe eines selbst gemacht. Beim Hochladen des Fotos wird es automatisch auf Biometrietauglichkeit geprüft und gegebenenfalls abgelehnt. Insbesondere muss der Hintergrund einfarbig sein und deutlich zur Person kontrastieren. Man hat aber endlos viele Versuche.
Außerdem benötigt man einen Auslands-Krankenversicherungsnachweis und wenn man mit dem Auto einreist die Grüne Versicherungskarte, die man bei seiner Autoversicherung bekommt. Muss man aber beides nicht an der Grenze vorlegen. Empfohlen wird auch ein sogenannter "Internationaler Führerschein", den hatte ich aber nicht, an der Grenze wird er auch nicht verlangt.
Innerhalb von 4 Tagen war das Visum per Email da. Ausdrucken und das war's, völlig unkompliziert.
Das Online-Formular fragt nach einen Adresse, wenn man am selben Tag wieder ausreist, füllt man da "without accomodation" aus; ich hatte im Online-Formular ein Hotel angegeben, bin aber dann doch am selben Tag ohne Übernachtung ein- und ausgereist; das hat aber bei der Kontrolle niemanden interessiert.
An der Grenze:
Man legt elektronisches Visum (Ausdruck), Reisepass und Fahrzeugschein ("Machine document") vor. Bei Einfahrt mit dem eigenen PKW ist das Ausfüllen einer Zolldeklaration gefordert (zweifach). Die sollte man sich am Besten vorher runterladen und 2mal ausdrucken, (man bekommt sie sonst vor Ort ausgehändigt und muss sie 2mal selbst ausfüllen, ist auch kein Problem):
http://koblt.customs.ru/passenger-customs-declaration
Passenger customs declaration form = das leere Formular zum Ausfüllen
How to fill passenger customs declaration (car) = Ausfüllhilfe mit roten Ausfüllbeispielen für Einreise mit Auto,
Nur der Fahrer füllt sie aus, gibt mitfahrende minderjährige Kinder an.
Alkoholische Getränke bis 2 l. kann man OHNE Deklaration ein- und ausführen. Über 2 l., aber unter 5 l. muss man deklarieren und verzollen. Über 5 l. ist verboten. Also am Besten max. 2 l. mitführen, dann muss man da nichts ausfüllen.
Die Ausfüllvorlage ist eigentlich klar, trotzdem Hinweise:
"second name": Zweiter Vorname; in meinem Formular stand "father's name", weil im Russischen der zweite Vorname immer der Name des Vaters ist (Nikolai Nikolaiewitsch). Wenn man keinen zweiten Vornamen hat, Strich.
Arrived from: man kommt aus "Lithuania" (oder "Poland").
Leaving for: hier ist immer "Russia" einzutragen.
2.1. "accompanied luggage pieces": Hierunter fällt das Auto, das also als "begleitetes Gepäckstück" gilt - offenbar eine wenig geglückte Übersetzung.
Man kreuzt also "Yes" an und notiert die Anzahl "1". (Seine Gepäckstücke und Koffer muss man natürlich nicht auflisten)
Angaben zum Auto:
Registration: Kennzeichen-Nummer.
Moment of Release: Erstzulassung (im dt. Fahrzeugschein / Zulassungsbescheinigung I unter Buchstabe B)
Body No. or identification no.: im dt. Fahrzeugschein / Zulassungsbescheinigung I unter Buchstabe E.
Alles weitere ist klar ("temporary import" ankreuzen; Taken off the registration: "No" ankreuzen)
Wir sind von Nida über die Grenzstation an der Kurischen Nehrung ausgereist. Wir konnten direkt in die Kontrolle einfahren, vor uns waren da so 7 Autos. Die Grenzer verhalten sich völlig ruhig und klar, man wartet einfach im Auto und bekommt signalisiert, wenn man vorfahren, aussteigen, das Fahrzeug öffnen, seine Dokumente vorlegen soll. Hektisches Rumrennen und mit Papieren wedeln ist unnötig.
Trotzdem hat das Ganze 2h15 gedauert.
Nachdem man dann die Kontrolle passiert hat, gibt es noch einen Schlagbaum 20m weiter, wo man nochmal die Reisepässe vorlegt. Dann ist man durch. An der Einfahrt zum russischen Nationalpark 2km weiter zahlt man die Gebühr pro Person (Kinder bis 12 frei) (VISA-Card geht).
Einfahrt nach Kaliningrad zum Dom (Kathedrale) ist etwas unübersichtlich, die Ausschilderung kyrillisch. Zugang zur Dominsel von der Ostseite (Honigbrücke). Also vorher angucken und ggf. Navi nutzen. Oder anhalten und die netten Leute fragen.
Wir sind zum Dom gefahren, haben uns ein bisschen umgeguckt und sind dann via Malmonowo nach Polen rüber. Dort kommt man ruckzuck durch die russ. Kontrolle. Aber ca. 20 Autos vor uns an der polnischen Kontrolle, das dauerte 1h30. Übernachtet haben wir dann in Frauenburg/Frombork, sehr schönes Städtchen.
Infos des dt. Außenministeriums:
https://germania.diplo.de/ru-de/service/11-InformationenfuerTouristen/-/2237638
https://germania.diplo.de/ru-de/service/11-InformationenfuerTouristen/-/2216046
Kaliningrad ist nicht die triste Betonstadt, die man sich so vorstellt, ich kann den Besuch empfehlen, auch wenn man sich da nur eine Stunde umguckt. Das Visums- und Grenzverfahren funktioniert tadellos und ist stressfrei. Für Menschen, die bei längeren Wartezeiten an der Grenze zappelig werden, ist die Anreise über das Gebiet Kaliningrad aber nichts.
Bitte beachten Sie: unsere Informationen werden werden mit viel Mühe erstellt. Trotzdem können wir natürlich nicht dafür haften, zumal sich die Bestimmnungen täglich ändern können. Bitte beachten Sie auch die Links zu den russischen Behörden und zur Deutschen Botschaft.
Grenzübergang Kaliningrad
Auch wenn es auf den Infoseiten der Russischen Botschaft und des Auswärtigen Amtes nicht explizit steht:
Laut Guido Linke, der den Transit über Kaliningrad ausprobiert hat, ist eine Ein- und Ausreise nach Kaliningrad über verschiedene Grenzübergänge möglich!
Mutter von Pirčiupis
Pirčiupiai ist ein Dorf zwischen Druskininkai und Vilnius. Man sieht die Statue der Mutter von Pirčiupis und das Hinweisschild, wenn man die Stelle passiert.
Interessant ist hier der Text auf einer Tafel an der Gedenkstätte. Frei übersetzt aus dem Englischen:
"Während des II. Weltkriegs, am 3. Juni 1944, verbrannten hier die Nazi Besatzer 119 Einwohner von Pirciupiai.
Das Massaker wurde provoziert durch das 14. Kommando unter dem Befehl der Nachrichtenabteilung der Roten Armee.
Am Morgen des 3. Juni griff das 14. Kommando einen motorisierten Konvoi des 16. SS Polizei Regiments auf der Straße Eidiskes-Vilnius an. 6 Nazis starben, 8 sind vermisst. Die Nazi Besatzer reagierten bekanntermaßen auf Überfälle mit Morden an der Zivilbevölkerung um die Partisanen von Angriffen abzuhalten..."
Mir stößt die Intention des Verfassers etwas auf. Vielleicht ist es auch nicht so gemeint, wie ich es verstehe. Mir sind von litauischer Seite jedenfalls keine Aktionen gegen die Deutschen bekannt. Eher im Gegenteil, siehe Geschichte.
„Pirčiupiu Motina“, also die Mutter von Pirčiupis, ist ein Denkmal für die im Dorf Pirčiupis von der SS ermordeten Einwohner. Am 3. Juni 1944 griffen sowjetische Partisanen eine Wehrmachtskolonne in der Nähe von Pirčiupis an und töteten dabei fünf Deutsche.
Als Abschreckung rückte die SS mit 400 Mann im Dorf Pirčiupiai an, sperrte die anwesenden Einwohner in die Dorfkirche ein und zündete sie an. 119 Menschen - Kinder (49), Frauen (61), Männer und Alte verbrannten. Knapp einen Monat, bevor Vilnius von der Roten Armee „befreit wurde“.
In Litauen zerstörten die Deutschen so 15 Dörfer, in Weißrussland dagegen wurden 9.200 Dörfer verbrannt. In Litauen wurde dabei noch versucht möglichst nur polnische oder russische Dörfer zu bestrafen, um die Gunst der Litauer nicht zu verlieren.
Die Sowjets begannen 1958 ein Denkmal zu planen, das an die heldenmütigen Bürger von Pirčiupiai und deren Unterstützung der sowjetischen Partisanen erinnern sollte. Natürlich auch an die Gräueltaten der Nazis. Der litauische Bildhauer Gediminas Jokubonis gewann die Ausschreibung zum Bau eines Denkmals. Allerdings hatten die kommunistischen Machthaber noch einiges an Jokubonis Entwurf auszusetzen. So sagte Justas Paleckis über die Entwurfsskizze „Dieses Weib gefällt mir nicht!“ und die Kulturministerin der Sowjetunion, Ekaterina Furceva soll „skythisches Weib“ zum Denkmal gesagt haben.
Nachdem Jokubonis einige Änderungen an der Figur vornahm, geballte Faust, ernsthafteres Gesicht, konnte die Statue gebaut werden. Auf einer Granitwand hinter der Statue sollten die Namen der Ermordeten eingemeißelt werden. Nicht ohne vorher gründlich auf ihren Hintergrund (besuche in den USA oder Kollaboration mit den Deutschen) untersucht worden zu sein.
Am 24. Juli 1960 wurde das Denkmal feierlich eingeweiht. Snieckus, Paleckis sowie der Redakteur der Zeitung „Tiesa“ (Wahrheit ;-) ) Genrikas Zimanas waren mit 20.000 Menschen zugegen. Zimanas war 1944 einer der Partisanen, die auf sowjetischer Seite in den Wäldern von Pirčiupiai kämpften.
1961 bekam Jokubonis für seine Statue den „Preis der litauischen Sowjetrepublik“ und 1993 den Leninpreis (die höchste Auszeichnung der Sowjetunion).
1960 wurde auch ein Museum eröffnet. An diesem kann man die Änderung in der litauischen Geschichtsauffassung gut beobachten. Ausgestellt waren Bilder der ermordeten Dorfbewohner, ihre vom Feuer verschonten persönlichen Sachen (darunter ein durchschossenes Gebetsbuch). Es gab eine Urne mit Knochen und Asche der Opfer.
In einem anderen Raum wurde das traditionelle Dorfleben der Dzukija ausgestellt. Vielleicht um mehr Publikum aus dem ländlichen Raum ins Museum zu bekommen. 1985 kam ein Raum für die „Roten Partisanen“ dazu. Allerdings waren die Litauer die roten Partisanen leid.
Mit der politischen Wende um 1990 nahm für Litauen die Bedeutung und das Bewusstsein für die „Mutter von Pirčiupiai“ ab. Nicht mehr die Verbrechen der Wehrmacht standen im Mittelpunkt, sondern die der Sowjetunion gegen die litauischen Menschen. Das äußerte sich auch an den Besucherzahlen vom Museum: kamen 1985 noch 125.000 Besucher, waren es 1990 nur noch 9.000!
1991 wurde aus dem Revolutionsmuseum Pirčiupiai das Landeskundliche Museum. Statt die sowjetischen Partisanen zu heroisieren, wurde nun nur noch darauf hingewiesen, dass sie trotz ihrer Nähe zum Massakerort nicht zur Hilfe eilten. Der Mitarbeiterstab des Museums wurde von 16 auf 3 ausgedünnt. Im Winter wurde nicht mehr geheizt (was um 1990 aber viele Gebäude in Litauen betraf) und das Museum dann 2000 endgültig geschlossen.
Laut Ekaterina Makhotina beschäftigten sich die litauischen Zeitungen nicht mehr mit den lange vorherrschenden Themen der Sowjetunion, sondern mit den bisher verbotenen Themen wie sowjetische Repression und Lagerverbannung. Nicht mehr die deutschen Verbrechen wurden thematisiert, sondern die sowjetische Schuld.
Verschwörungstheorien kamen auf. Es gab plötzlich Gerüchte über eine sowjetische Planung des Massakers. So seien jüdische Partisanen in Wehrmachtsuniformen die Täter gewesen (in Litauen wurden von den Nazis 95 % der litauischen Juden ermordet). Als weitere Täter wurden die polnische Nationalarmee Armia Krajowa, sowie weißrussische Partisanen genannt.
Durch ihre Angriffe seien die sowjetischen Partisanen mit Schuld an der Strafaktion der Deutschen gewesen. Immerhin hätten sie provoziert.
Heute hat sich die litauische Opferhierarchie verschoben. Es stehen nun nicht mehr die Opfer des Nationalsozialismus im Vordergrund, sondern die Opfer der Sowjets. In der Opferhierarchie stehen die Litauer nun fast vor den jüdischen Opfern der Nazis.
Eine interessante Arbeit über Pirciupiai (aus der die meisten Infos dieses Textes stammen) gibt es von Ekaterina Makhotina.
„Abgebaute Erinnerungen“: Der Wandel des Kriegsgedenkens in Litauen am Beispiel der Gedenkstätte Pirčiupis
Ziele in Litauen
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Die Litauer
Lange habe ich mich mit dem Gedanken getragen, einen Beitrag über "die Litauer" zu schreiben.
Irgendwie hat es aber nicht geklappt. Wahrscheinlich, weil es "die Litauer" ebenso wenig gibt wie "die Deutschen", "die Amerikaner" oder "die Holländer".
Ich denke, wenn man sich mit Litauen beschäftigt, dann sieht man dort viele Dinge, die in unserem Land ähnlich sind. Es gibt fleissige und faule, gebildete und einfältige Litauer. Viele müssen im Ausland arbeiten, weil die Verdienstmöglichkeiten im Inland beschränkt sind. Es gibt leider auch die, die gar nicht arbeiten, sondern von den Fleissigen nehmen (ich meine hier nicht den Sozialismus ;-) ). Leider machen diese Leute schnell den Ruf des ganzen Landes kaputt. Ein extremes Beispiel (vielleicht sollte man über die schlechten Seiten nicht schreiben?): im Sommer 2013 war es in Litauen in Mode gekommen, die Nummernschilder der sich im Heimaturlaub befindlichen Auslandslitauer abzuschrauben und gegen eine "Gebühr" zurückzugeben.
Die weitaus meisten Litauer sind ehrliche, hart arbeitende Leute, die für ihre Arbeit leider zu wenig Geld bekommen.
Nicht alle Litauer sind Künstler, aber es kommt mir so vor, als ob sehr viele von ihnen eine künstlerische, extrovertierte Ader haben. Überall im Land stehen aufwendige Holzfiguren und Kunstwerke aus Holz und Stein. Es gibt viele Dichter und Maler.
Meine anfängliche Idee, die Litauer als gärtnernde Kleinbauern (siehe Litauer und das Dorf) zu beschreiben, stieß auf Protest von meinem Freund Raimundas, der beteuerte, dass seine ganze Familie keinen Garten hat und keine Kartoffeln anbaut (in der Zeit nach der Unabhängigkeit haben aber sehr viele Litauer ihre eigenen Gärten bewirtschaftet).
(Nicht immer trügt mein subjektiver Eindruck: laut Rimantas Vebra (Lietuviu visuomene XIX, Vilnius 1990) waren Ende des 19. Jahrhunderts 95 % der Litauer Bauern, dagegen nur 3,2 % der litauischen Juden).
Und Marianna Butenschön schreibt in ihrer sehr schönen Länderbeschreibung über Litauen, dass nach der Judenvernichtung und der Vertreibung der deutschen und polnischen Stadtbevölkerung im II. Weltkrieg die Litauer jetzt "Stadtmenschen" der 1. und 2. Generation sind. Von den Intellektuellen heisst es hier, "sie hätten noch eine Hand am Pflug". Was sich heute im Zeitalter der Start Ups und High Tech rapide ändert.
Vor ein paar Jahren hätte ich die Litauer als heimatverbunden und ihr Brauchtum liebend geschildert. Heute ist es leider Tatsache, dass sich immer mehr Litauer Arbeit im Ausland suchen und, ähnlich wie bei uns, nur noch eine Minderheit die litauische Kultur pflegt. (Obwohl die Sängerfeste etwas anderes vermuten lassen).
Angeklebte Fingernägel, Piercings und Tattoos sind auch bei den litauischen Mädchen angekommen.
Man sollte also in Litauen nichts pauschalisieren. Deshalb fand ich den schmeichelhaften Satz in jedem Reiseführer auch immer blöd, "die Litauer" seien alle sehr gastfreundschaftlich. Meine Erfahrung ist: Litauer sind eher skeptisch und zurückhaltend bei Fremden.
Außerdem hat das Sowjetsystem einige Spuren hinterlassen und es gibt furchtbare Autofahrer.
Meine Freundin Liana schlug mir dann vor, einige Litauer zu fotografieren und jeden Besucher dieser Seite selbst eine Meinung bilden zu lassen.
Kommen Sie nach Litauen und entdecken Sie das Land!
Stadtbekannt: der freundliche Taxifahrer in Birzai 2022
Paar auf dem Gedimino prospektas Vilnius 2022
Birzai 2021 an der Astravas Brücke
Braut in Kaunas am Pažaislis Kloster vor dem Fotoshooting
Familie mit Hund, Kind und Auto in Jeruzale, Vilnius — Litauen
Junge Skater vor dem Dom in Vilnius
Perkunas= Donnergott "Rocker der litauischen Armee"
Soldatin einer Werbungsabteilung in Kucgalys (Birzai)
Paar in der Kaunasser Altstadt
Mädchen in Kaunas
"Chillende" Mädchen in Kaunas
Damen mit litauischer Tracht in Nida
Damen in Birzai...links die Cefin meines Lieblingsimbiss
Litauerin aus Biržai vor dem Haus ihrer Großeltern. Heute wohnt und arbeitet sie in Vilnius.
Junge Litauerin bei einer Demo für Europa, Klaipeda – vor dem Ännchen von Tharau Brunnen
Leider ist dieses Foto nichts geworden. Nach einem Kurztrip im Mai 2017 mit dem Moped durch Litauen, stand ich schon in der Schlange vor der Fähre nach Kiel. Die junge Dame an der Eingangskontrolle zum Fährhafen hatte mich herzlich angelächelt (auch andere Gäste, wie ich auf der Fähre später hörte). Damit fiel sie auf. Sie war, neben meiner litauischen Familie natürlich, eine der wenigen Litauer die ich diesmal traf, die wirklich freundlich lächelten. OK, ich war nicht in Vilnius, wo das Klima vielleicht anders ist. Ich fuhr kurz zurück und machte dieses Foto.
Polizistin Birzai
In Litauen war die Polizei bisher fast immer professionell und freundlich.
Volksmusikgruppe Siaudele Birzai
Junges Paar Birzai
Alter Mann in Birzai
Studenten vor der St. Michael Kirche in Kaunas
Mitarbeiter eines Restaurants am Plateliai See
Ehepaar aus Siauliai
Künstler aus Kaunas
Polizistin aus Panevezys
Dame aus Kaunas
Dame vor Kloster in Kaunas
Dame im Funikulerius Kaunas
Junge Mutter in Kaunas
Mädchen verkauft Honig - Birzaier Markt
Ältere Mädchen verkaufen selbstgemachte Kinderhausschuhe - Birzai
Auch das ist Litauen. Die beiden warfen sich sofort in eine professionelle Pose.
Vilnius Kathedralenplatz.
Bücher und Plattenladen Altstadt Vilnius
Mädchen Universität Vilnius
Mädchen verkauft Pfifferlinge und Honig in Kernave
Wird fortgesetzt...
Bierroute Litauen
Besucher dieser Seite wissen es: nicht nur in Deutschland gibt es eine lange Biertradition, auch in Litauen gibt es gutes Bier und viele Brauereien und die Litauer sind zu Recht stolz auf das gute Abschneiden ihrer Biere bei internationalen Wettbewerben.
Tipp:
Wenn Sie die Webseiten der verlinkten Brauereien besuchen, gibt es eine Altersabfrage. Teils wird nur gefragt ob Sie 18 Jahre alt sind (Taip= Ja), teilweise muss man sein Alter eintippen. Ist wohl gesetzlich vorgeschrieben. Schauen Sie sich die Videos der Svyturys Brauerei an. Die sind wirklich gut! Hier ein gutes auf Youtube
Für Bierinteressierte, die unterschiedlichen Brauereien und deren Biere vor Ort kennen lernen wollen, bietet sich der litauische "Bierweg" an (auf litauisch "Alaus Kelia"). Eine Reise von Brauerei zu Brauerei, auch ins angrenzende Lettland und sogar nach Estland.
Es gibt die Möglichkeit den "Bierweg" bei professionellen Reiseanbietern zu buchen.
Unser Tipp: suchen Sie sich die Brauereien die Sie besichtigen möchten aus und unternehmen die Reise auf eigene Faust.
Sinnvoll ist natürlich eine telefonische Anmeldung, die meist auf Englisch möglich ist.
Ansonsten ist bestimmt das örtliche TIC (Tourist Information Center) behilflich.
Hausbier kommt erst in Tonkrüge
Die wenigsten Touristen werden die Möglichkeit haben "naminis alus", also hausgebrautes Bier zu probieren. Das Bier von der Butauto Brauerei schmeckt etwa so. Ist eine interessante Erfahrung und garnicht schlecht.
Vergleich zwischen Svyturis, dem angesagtesten Bier in Litauen, mit einem selbstgemachten Bier
Hausbier wird in Fässern gelagert und dann erst in Tonkrüge entleert. Hier entsteht viel Schaum. Das Bier selber hat dann ziemlich wenig Kohlensäure. Und ist, wie man sieht, trüb - da ungefiltert.
Kaunas: Informationen über den litauischen Bierweg in Kaunas gibt es beim TIC Kaunas.
Sie können auf dem Bierweg in Kaunas entdecken, wo das Bierbrauen in Litauen begann, und welches Bier die Litauer damals brauten. Probieren Sie spezielle Biere, die sogar Moskauer Millionäre bevorzugen (wahrscheinlich Butautas). Beobachten Sie den Brauprozess, den "Gott des Bieres", das kleinste Bierglas und eine Sammlung von Biergläsern und Krügen.
Viele ausländische Gästen wurden schon zur Bierverkosteung hergebracht. Enden wird die Tour bei einer der ältesten litauischen Brauerei.
Vilnius: Einen Bierabend in Vilnius mit Verköstigung gibt es hier: Vilnius Bierweg Der Preis beträgt 49 Litas und man kann die Tickets online buchen.
Hier die Infos erstmal auf Englisch:
For many Lithuanians beer is irreplaceable part of the fun and perhaps not unreasonably people call it liquid bread. The drink has left a huge mark on popular folklore, and who would not want to know how this drink was appreciated by our forefathers? Beer refreshes us in the hot summer days and warms us up in the cold winter evenings. Pint of beer raises stormy debate, inspires for open conversations and games.
During the tour you will visit different pubs where you will be able to taste different kinds of beer and will hear many secrets of this magical drink. Also you will visit a small beer brewery, where professionals reveal the secrets of beer production.
Beer road - great introduction for tonight. Entertainment is just getting started!
Start: near the Central Cathedral entrance;
Duration: ~ 3 hour;
Group: 10-30 persons;
Price: 20 Eur/person;
Languages: Lithuanian, English.
Note: beer degustation included
Das berühmteste Bier in Litauen ist heute das Svyturys der Baltic Beverages Holding in Utenas. Gegründet 1784 von J.W. Reinecke in Memel, dem heutigen Klaipeda. (Der deutsche Einfluss auf die Biertradition ist nicht zu verkennen). Das Svyturys Ekstra ist neben dem Rinkuskiai Progrinis (und dem Birzu Alus der Zaldoka Bierverköstigung) mein Lieblingsbier. Svyturys produziert sogar ein "Memelbräu".
Brauerei „Švyturio“
Tel.: 0037046484009 Email
Allein in Birzai gibt es vier Brauereien, der Besuch lohnt sich bei dreien.
Die Butautu Brauerei im Winter- ein einsamer ehemaliger Gutshof an der lettischen Grenze
Die Butautu Brauerei liegt ca. 20 km von Birzai entfernt Richtung Riga in Butautai. Sie ist in Birzai die kleinste Brauerei, die die exklusivsten Biere produziert. Alles erfolgt mit Handarbeit, die Literflaschen werden mit Bügeln verschlossen. Verkauft wird das Bier meist an Restaurants in Vilnius, Kaunas und Klaipeda. Und natürlich auch an die Besucher. Es wird immer verkauft, aber nicht immer gebraut. Wenn Sie das rösten der Gerste sehen wollen, vereinbaren Sie einen Termin.
Butautu K. Paceriaukstes sen. Birzu Rajonas Info Tel.: 00370685462 Bierprobe Tel.: 0037065216454
Kellerräume mit Tradition bei "Birzu Alus"
Die Brauerei Birzu Alus, die auch das Bier für das Zaldokas Bierfest im Birzaier Museum liefert, liegt direkt in der Innenstadt von Birzai. Sie ist die älteste Brauerei Litauens (1686 von Louise Caroline Radvilaite gegründet).
Der Probierkeller aus dem Jahre 1882 lädt zum feiern ein.
"Birzu Alus" Rotuses Gatve 22 41137 Birzai Litauen
Tel./Fax: +370 450 36 141
E-mail: info(ata)birzualus.lt
Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden, durften die Brauerei und die Kellerräume besichtigen.
Verkaufsraum der Rinkuskiai Brauerei
Die dritte Brauerei in Birzai ist Rinkuskiai, die eines meiner Lieblingsbiere herstellt, das ungefilterte "Progrinis" Sie liegt am Ortsrand von Birzai in Rinkuskiai. Vor kurzem eröffnet wurde ein neuer Verkaufsraum in dem frisches Bier gezapft und verkauft wird. Nebenan ist das neue Restaurant "Alaus Kelia" (Bierweg), das beste Restaurant in der Gegend. Meine Tipps zum Essen in Birzai gibt es unter Essen in Birzai
Sie können sich das Bier hier frisch zapfen lassen und mitnehmen, oder im Restaurant litauische Spezialitäten, teilweise gekocht mit Bier, probieren.
In Litauen isst man zum Bier in Öl gebratenes Brot mit Knoblauch, geräucherte Schweineohren (gar nicht so schlecht!) oder Käsestreifen.
Brauerei RINKUŠKIAI
Alyvų g. 8, Biržų k., 41180 Biržų r.
Litauen
Tel.: +370 450 3 52 93
Fax: +370 450 3 20 79
E-mail: rinkuskiai(ata)rinkuskiai.lt
Außerdem ist die Teilnahme an der "Zaldoko Alus" Bierverkostung mit Musik und Erklärungen zur Birzaier Biertradition unsere Empfehlung! Anmeldung erforderlich. Die Website von Zaldoka Bierfest hier Die Veranstaltung findet im Kellergewölber der Birzaier Burg statt.
Tel.: 00370450- 33 390; Mobil: 00370655 57 738 Email: bkm_sela(ata)is.lt
Alte Brauerei Bauska
Von Birzai kann man weiter fahren nach Bauska, der lettischen Grenzstadt, in der sich eine sehr schöne Burg befindet. In Bauska gibt es die 1981 gegründete Brauerei "Bauska Alus". Bei einem Besuch im letzten Jahr suchte ich die Brauerei, die die Deutschen 1944 bei ihrem Sturm auf Bauska wieder in Betrieb genommen hatten. Eine Besichtigung lohnt sich nicht wirklich. Hier die Website Adresse: http://www.bauskasalus.lv/en#index hier kann eine Führung buchen: http://www.bauskasalus.lv/en#production
In Uzava bei Ventspils gibt es eine Kneipe mit eigener Bierbrauerei http://www.uzavas-alus.lv/
12 Kilometer vor Tallinn gibt es Estlands größte (und beliebteste) Brauerei Saku, 1820 von Karl Friedrich Rehbinder gegründet. Saku hat ein Brauhaus mit Museum.
In Tartu gibt es die Brauerei LeCoq, wo sich ein Biermuseum in einem alten Turm zur Besichtigung anbietet.
Firmen die Bierverköstigungen anbieten sind z.B.:
http://www.musuodiseja.lt/en/about-us (tourinfo.lt) Leider kann ich zu deren Qualität nicht sagen.
http://www.balticblues.com/de/incentives/li/bierweg Tagesausflüge nach Birzai.
Der Veranstalter hat das Bier zwar von seiner Website gestrichen und nur noch Wein belassen. Ein Besuch auf diesen Seiten lohnt sich aber!
Brauerei Valmiermuizas in Valmiera an der estnischen Grenze in Lettland (der Hopfen kommt aus der Hallertau !)
Weitere Infos über die Biertradition im Baltikum gibt es auch auf der Seite von Josef Müller
Besichtigung Kernkraftwerk Ignalina
Außenansicht mit den Schornsteinen der zwei Kraftwerkblöcke
Vier Säulen als Symbol für die geplanten vier Blöcke
„Lenin, die Macht der Partei und die Kraft des Volkes sichern den Sieg des Kommunismus“
Offizielle Parole beim Kraftwerksbau.
Wir haben das Kernkraftwerk Ignalina im Jahr 2022 besucht. Touren werden von der Firma Praeities Zvalgas angeboten, können aber auch direkt beim Kernkraftwerk Ignalina angefragt werden.
Unsere Besuchergruppe auf einem der zwei Reaktoren
Lohnt sich die Besichtigung, die ja nicht ganz billig ist? Die einzige Dame bei unserer Besichtigung war sich nicht ganz sicher. Alle Männer waren aber begeistert.
Das Kernkraftwerk Ignalina liegt im Osten Litauens, etwa 100 Kilometer von Vilnius entfernt. Vom Typ her ist es gleich dem Tschernobyl Reaktor und war bei der Inbetriebnahme 1983 das leistungsfähigste Kraftwerk der Welt. Über 5000 Mitarbeiter arbeiteten hier. Geplant waren einmal vier Reaktoren, der dritte Block wurde aber kurz nach Baubeginn 1988 gestoppt und der vierte Block wegen der Unabhängigkeit Litauens von Russland gar nicht mehr begonnen.
Wo der Pfeil hinzeigt, standen wir auf dem Reaktor
Technik, Brennstäbe und Betriebspersonal kam vollständig aus Russland, Litauen war ja Teil der Sowjetunion.
Auch heute noch ist die Sprache im Leitstand Russisch. Keine einzige Textstelle Litauisch.
Beschriftungen im Leitstand des AKWs sind alle auf Russisch
Beim Anfahren des ersten Blocks kam es zu Problemen. Das Politbüro hatte den Befehl zum Anfahren gegeben und das Leitstandpersonal hätte sich weigern können, wäre aber bestraft worden.
Beim Zerfall der Sowjetunion wollte Russland nicht mehr mit dem abtrünnigen Litauen kooperieren. Zwar blieb die russische Bedienmannschaft bestehen, die Kontrolle und Wartung des Kraftwerks übernahm aber Vattenfall. Da Litauen von Ignalinas Stromproduktion zu 88 % abhängig war, sollte das Kraftwerk technisch nachgerüstet werden und erstmal weiterlaufen.
Anfang 1996 wurde das Kraftwerk inspiziert (zufällig saß ich damals im Flugzeug neben einem der Inspektoren). Nach seiner Aussage war das Kernkraftwerk in einem guten Zustand. Das war auch die Aussagen der Angestellten in Ignalina bei unserer Besichtigung 2022. Da herrschte Unverständnis, warum man ein Kraftwerk, das locker bis 2040 hätte laufen können, einfach abschaltet.
Der erfahrene Leitstandfahrer zeigt den Notfallknopf
Meine Meinung nach der Kraftwerksbesichtigung ist eine andere.
Bei der Inbetriebnahme 1983 wurden viele Rohre und Kabel nur provisorisch verlegt. Ein großer Teil der Räume hatte noch keine Beleuchtung und Inspektionen mussten mit Taschenlampen durchgeführt werden.
Für die Wartung der Anlagenteile fehlten viele Kräne, so dass der Zustand der Rohre im Block 1 nicht bekannt war.
Im Hintergrund die Druckmessungen der Reaktoren auf denen wir vorher gestanden haben
Für die Dampferzeugung hatten die Sowjets einen französischen Dampfüberhitzer nachgebaut. Die hätten für Wartungen alle drei Jahre ausgebaut werden müssen, wofür aber die Kräne fehlten. Eine mangelnde Wartung hätte zum Austreten von Wasserstoff und somit zu einer Explosion führen können. Ein Austausch aller sicherheitsrelevanter Teile hätte 100 Millionen Dollar gekostet.
1994 drohte der Vater des im Lukishkes Gefängnis zum Tode verurteilten Boris Dekanidse das Kraftwerk in die Luft zu jagen. Danach wurde mehr in die Sicherheit der Anlage investiert. Auch heute wird jeder der das Gelände betritt strengstens überprüft und das Gepäck durchleuchtet (1990 verschwand nämlich mal ein Brennstab, der wohl recht teuer war).
Die riesige Turbinenhalle. Hier standen die Stromturbinen.
Von den ehemals mehr als 5.000 Mitarbeitern arbeiten heute noch 1.800 Menschen bei der Demontage der Anlage. Die Kosten werden von der EU bezahlt, die die Stilllegung vom Kernkraftwerk Ignalina bei den EU-Beitrittsverhandlungen als Voraussetzung eines Beitritts gefordert hatte.
Geplant soll der Abbau 2038 abgeschlossen sein. Allerdings haben die Leute so lange einen sicheren Job, solange an der Anlage gearbeitet wird. Also vielleicht dauert es auch etwas länger.
Dieser Bericht kann natürlich nicht den Eindruck eines Besuches vermitteln. Viele Details waren interessant, zum Beispiel die mit zusammengeklebtem Gummi ausgelegten Fußböden und Treppenhäuser.
Damit sich kein radioaktiver Dreck ansammeln konnte, waren alle Böden gummiert.
Unendliche Flure, schier endlose Lagerräume
Schlecht zu sehen: auf den riesigen Fluren hängen in regelmäßigen Abständen diese Töpfe. Sie dienten der Entsorgung des eventuell radioaktiven Putzwassers. Ob dieses Abwasser später wieder auf "normales" Abwasser trifft, konnten wir nicht überprüfen ;-)
Im Falle einer Störung ging es bestimmt nicht so relaxt zu
Die Leitwarte hier ist ein originalgetreuer Nachbau des eigentlichen Leitstands. Sie befindet sich etwas außerhalb des Geländes vom Atomkraftwerk Ignalina und kann auch besichtigt werden. Nur hier darf man Fotos machen. Im Atomkraftwerk muss man sich nach der Sicherheitskontrolle ausziehen bis auf die Unterwäsche. Man bekommt frische Schutzwäsche, Schuhe, Überschuhe, Hauben und Helme sowie Staubmasken. Natürlich auch Handschuhe, wenn man etwas verbotenerweise anfasst.
Hier im Leitwartenbau wurden Leitstandfahrer aus der ganzen Sowjetunion geschult. Auch die aus Tschernobyl. Der Film Tschernobyl wurde hier gedreht.
Bedienpult
Aufzeichnungen der Ausbilder im Übungsleitstand
Kyrillisch beschriftete Bedienknöpfe
Brennstäbe in der Ausstellung
Kosten der Besichtigung:
Die Buchung über Praeitis Zvalgas kostet mit Transfer von Kaunas und Fahrt zur Leitwarte in Visaginas (das AKW steht im Ort Visaginas) 160Euro
Die Besichtigung gebucht direkt über die Webseite des Kernkraftwerks kostet 60 Euro. Man muss dann selbst zum Leitstand fahren, nachdem die AKW Besichtigung vorbei ist. Die Führung ist von der Buchung unabhängig...die Guides werden vom Kraftwerk gestellt, die auch die Fotos machen.
Ignalina Atomkraftwerk
Elektrinės str. 4
Drūkšinių vil.
31152 Visagino (Der Ort ist Visaginas, nicht Ignalina!)
Litauen
Und der Reiseveranstalter
Ein Besuch ist empfehlenswert!