Vilnius Rasos Friedhof

Der Rasos-Friedhof, vielleicht das Vilniuser Äquivalent zum Pariser Friedhof Montmartre (dort ist Heinrich Heine beerdigt), ist der älteste Friedhof von Vilnius, der 1801 gegründet wurde und in den malerischen Ribiškės-Hügeln liegt. Die erste Person, die auf dem Friedhof begraben wurde, war Jan Müller, der Bürgermeister von Vilnius (das Grab existiert nicht mehr).

Rasos Friedhof Vilnius Tafel

Der Friedhof hat eine gute Ausschilderung der Gräber


1814 wurde der Friedhof in nördlicher Richtung erweitert und 1820 mit einem Zaun aus Ziegelsteinen umschlossen. 

Die Friedhofskapelle wurde 1850 fertig gestellt. Im Jahr 1888 wurde in der Nähe ein neugotischer Glockenturm errichtet Der Stifter war der Arzt Hilarijus Raduškevičius, der den Künstler Wincenty Sleridzinski mit der Ausmalung des Oratoriums beauftragte. Unter der Kapelle befindet sich ein Bestattungskeller.

Kapelle Rasos Friedhof Vilnius

Friedhofskapelle Rasos Friedhof


Der Friedhof besteht aus zwei Teilen: Alter Rasos (6,16 ha) und Neuer Rasos (4,47 ha). Das durch das Terrain geprägte Muster der Friedhofswege hat sich bis heute nicht verändert.
Der Komplex des Alten Rasos-Friedhofs von Vilnius, der aus fast 300 Gräbern besteht, ist in das Register der Kulturschätze aufgenommen worden. Hier ruhen der litauische Patriarch Jonas Basanavičius, der am 16. Februar 1918 die litauische Unabhängigkeitsakte unterzeichnete, seine Verbündeten Jonas Vileišis und Mykolas Biržiška, litauische Freiwilligensoldaten, die in den Kämpfen 1863 für die litauische Unabhängigkeit fielen, die sterblichen Überreste polnischer Legionäre und das Herz des polnischen Staatsmannes und Marschalls Josef Pilsudskį.

Rasos Friedhof Vilnius Kapelle der Märtyrer

Mausoleum für die im polnisch/litauischen Aufstand von 1863-64 gegen das zaristische Russland Gestorbenen

 

Auf dem Friedhof ruhen die sterblichen Überreste vieler Künstler, sozialer und kultureller Persönlichkeiten, Wissenschaftler und Teilnehmer an den Aufständen von 1830-1831 und 1863-1864. In der Sowjetzeit wurde der Friedhof geschlossen. Gegenwärtig sind die Bestattungen auf dem Friedhof begrenzt, und es sind nur Beisetzungen in Familiengräbern erlaubt.

Rasos Friedhof Vilnius Balys Sruoga

Dichter und Stutthof Insasse Balys Sruoga

 

Ciurlionis Rasos Friedhof Vilnius

Grab von Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, litauischer Komponist

 

Sicherlich werden die meisten Besucher von Vilnius den Rasos Friedhof nicht besuchen. Wer aber Interesse an wichtigen Personen der litauischen/polnischen Geschichte hat (Pilsudski, Ciurlionis, Sruoga), gerne spazieren geht und genug Zeit mitbringt, für den ist ein Besuch auf dem alten Friedhof durchaus interessant. Zumal der Rasos Friedhof fußläufig vom Zentrum aus erreichbar ist und man auf dem Weg an einem alten Gefängnis (Rasu g. 8) mit einer sehr interessanten uralten Gefängniskirche (die riesige „Haus der Kongregation der Schwestern vom Barmherzigen Jesus“ Kirche) vorbeikommt. 

Pilsudskis Grabmal Vilnius

Grabmahl von Josef Pilsudski, polnischer Staatschef und Armeeführer. Gebohren in Vilnius. Hier liegt sein Herz.

 

Rasos Friedhof Vilnius Jakimavičius

Grab von Bildhauer und Lehrer Rapolas Jakimavičius

 

Grabmal von Jonas Basanavicius Vilnius

Grabmahl von Jonas Basanavicius, Unterzeichner der litauischen Unabhängigkeitserklärung Februar 1918

 

Rasos Friedhof Vilnius Grabmal

Grabmahl

 

Mausolleum Rasos Friedhof Vilnius

Kunstvolles Grabmahl

 

Zugang vom Friedhof ist von der Rasu g. oder der Sukilėlių g. möglich.

Birzai die Burg

 

Schloss See und Schloss

Neben der wunderschönen Natur ist die 1586 begonnene Burganlage die Hauptsehenswürdigkeit in Birzai. Sie gilt als besterhaltene Befestigungsanlage in Litauen. Über einen Zeitraum von 400 Jahren wurde sie in Kriegen dreimal zerstört und wieder aufgebaut. Heute ist dort das Museum Sèla und die Bücherei von Birzai untergebracht.

 

Die Burg diente den litauischen Herrschern als Verteidigung Litauens nach Norden gegen die Schweden.

Eigentlich erinnert nur noch die Anordnung der Erdwälle an die eigentliche Aufgabe der "Birzai Pilies", der Birzaier Burg. Die Burg sieht heute mehr wie ein Schloss aus.

Schloss und kath. Kirche Schloss

Brücke über den Burggraben Schloss aus der Luft

Im Bild oben links: Man sieht gut die Anordnung der Erdwälle. Dahinter ist der Sirvena See ein natürlicher Schutz. Das Schloss, die weisse Johannes-der-Täufer-Kirche und die evangelische Kirche sind zu sehen.

 

Die Burg wurde von 1978 bis 1988 neu aufgebaut.

 

Die Burg wird vom Flüsschen Agluona und Apascia umschlossen. Der Ablauf der Flüße wurde 1575 gestaut. Dadurch entstand der Dirvenos See als der größte künstliche See Litauens.

Er diente der Verteidigung der Burg nach Norden. Die Flüße bildeten eine natürliche Verteidung zu den Seiten.

Am rechten Bildrand sieht man den Markt.

Weiter zu sehen sind Teile der Verteidigungskanonen und der Burggraben mit Brücke.

Brücke Mauer

Die ehemaligen Steinmauern hatten mit dem Aufkommen von Kanonen ihren Nutzen verloren. Sie wurden von Erdwällen ersetzt, denen die Kugel nichts anhaben konnten.

 

Arsenale Kanone

Die Arsenale vor der Burg werden gerade rekonstruiert. Alte Kanone.

Kanone Mauern

Eine der beiden Kanonen an der Brücke Konservierung der Mauern

 

Erdbunker Bunker in den Wällen

Erdbunker in den Verteidigungswällen

Ruine Mauerrest

So sah die Ruine bis 1978 aus. Rechts ein Stück der alten Mauer (auch auf alten Bildern zu sehen)

Modell der Burg Alte Karte

 

Modell der alten Burg. Karte von Birzai, oben rechts sieht man das

Domus Mosarum, die Synagoge.

Dort ist heute noch der Judenfriedhof, einer der größten in Litauen.

 

Die Geschichte der Burg ist lang und wechselhaft.

 

Jogaila

Die erste Erwähnung Birzais war am 14.4.1455, als Casimir Jogaila, König von Polen und Großfürst Litauens, Birzai der Familie Radvila Astikaitis schenkte. Radvila Astikaitis gab sie als Mitgift an seine Tochter Ona Radvilaite, als diese in die Fedkonis Familie einheiratete.

 

Der alte Raigard

1492 starb Gregory Fedkonis und die Burg kam in den Besitz von Mikolojus Radvila dem Älteren

 

Dessen drei Söhne bildeten die Zweige der Radvila-Familie.

Raigard

Mikalojus von Goniondz-Raigard

Jonas

Jonas von Nesvizh-Olyka

Jurgis

Jurgis von Birzai-Dubingiai

 

Jurgis Radvila bekleidete eine hohe Stellung in der Regierung, war in dreißig Schlachten siegreich und ein gerühmter Soldat.

Er war es hauptsächlich, der den Namen Radvila bekannt machte.

 

Die schöne Barbora Sigismund

Jurgis Radvila hatte nämlich eine sehr schöne Tochter Barbora (1520-1551). Die heiratete den polnischen König (den letzten Jagiellonen und herausragendsten der litauischen Herrscher [Personalunion Litauen-Polen] Sigismund II. August. Das machte den Einfluß der Radvilas und ihren Besitz an Ländereien noch größer.

Barbara ist in der Kathedrale von Vilnius beerdigt, während ihr Mann in Krakau beigesetzt wurde.

Eine ausführliche und sehr interessante Beschreibung kann man bei Tomas Venclova "Vilnius" nachlesen.

 

Der Rote

Nach Jurgis Tod kam Birzai in den Besitz seines Sohnes "Mikalojus der Rote" (1512-1584). Mikolajus erhielt von Kaiser Karl V. den Titel Fürst.

Er war der bekannteste militärische Führer in der Armee des Großfürstentum Litauens während des Livländischen Krieges (1558-1583).

Mikalojus war einer der eifrigsten Unterstützer der Reformationsbewegung in Litauen. Früh wurde neben der Burg eine evangelische Kirche gebaut.

Kristupas Radvila (1547-1603), "der Donnerer" genannt, wegen seiner Erfolge in verschiedenen Schlachten, ließ, um sein Land und die nördliche Grenze Litauens zu schützen, eine Festung bauen. Sie war zu ihrer Zeit die größte und stärkste in Litauen.

 

Da die moderne Kriegsführung mit ihrer Artillerie mit den üblichen Steinmauern leicht fertig wurde, baute man Erdwälle, denen die Kugeln nichts anhaben konnten.

 

Sirvenas und Astravas Brücke aus der Luft

1575 wurden die Flüsse Agluona und Apascia gestaut, der fast 400 m² große See Sirvena entstand, als natürlicher Schutz für die Burg.

Auf dem Bild links ist Birzai, in der Mitte die Fußgängerbrücke zum Astravas-Anwesen des Grafen Tyszkiewicz.

 

1586 Die evangelische Kirche wurde gebaut. Stadt und Burg waren eine Befestigungsanlage.

König Sigismundus Vasa verlieh Birzai die Magedeburger Stadtrechte. Die Stadt bekam als Wappen einen schwarzen Adler auf weißer, wehender Fahne vor einem gelben Schild.

 

Auf Kristupas den Donnerer folgte sein Sohn Kristupas Radvila II. (1585-1640). Er lebte häufiger in Birzai als alle anderen Radvilas.

 

Da Sigismund Vasa, Großfürst von Litauen und König von Polen, mit seinen zwei Jobs nicht ausgelastet war, meinte er die Schwedische Krone auch noch zu verdienen, notfalls mit Gewalt. Beide Länder wurden dadurch in einen langen Krieg mit Schweden verwickelt (1600-35 und 1655-60), wobei wieder die einfachen Leute am meisten bluten mussten.

 

1625 erreichte der Schwedenkönig Gustav Adolf mit seiner Armee Birzai. Die Burg wurde von ca. 500 Soldaten Kristupas verteidigt.

Vorher hatten sie die Stadt in Brand gesetzt, um den Schweden keine Unterkunft zu geben. Daraufhin zogen sich die schwedischen Truppen nach Nemunelis Radviliskis zurück. Mit 8000 Soldaten und schwerer Artillerie kam Gustav Adolf wieder. Diesmal gruben sie Gänge unter die Bastionen und deponierten Schwarzpulver.

 

 

 

 

 

 

Universität Vilnius

Die schöne alte Universität von Vilnius liegt mitten in der Altstadt und ist die älteste Universität des Baltikums und eine der ältesten Universitäten in Nordeuropa.
Gegründet wurde sie 1579 als Jesuiten Akademie durch Stefan Bathory, Großfürst von Litauen und König von Polen. Der Adel bat die Jesuiten um Hilfe bei der Gründung einer höheren Lehranstalt. Die Universität Vilnius ist somit fast 200 Jahre älter als die in Moskau, was durchaus zu Spannungen führte, als die UdSSR noch existierte.

Universitaet Vilnius Innenhof

Einer der dreizehn Innenhöfe der Universität


Lehrsprache war Latein und Litauer stellten ca. ein Drittel der Schüler. Die anderen waren Deutsche, Polen, Schweden und Ungarn.
1575 stiftete Fürst Mikolaj Radziwill eine Druckerei, aus dem das älteste erhaltene litauische Buch stammt, ein Katechismus von 1595. 
1753 wurde das Observatorium gebaut, das erste in Polen-Litauen und erst das vierte in Europa.

Vilnius Universitaet Innenhof

Ein weiter Hof


„In den runden Zimmern der Türmchen waren Teleskope aus dem achtzehnten Jahrhundert erhalten geblieben. Hier befand sich das Observatorium, das der Jesuit Martin Poczobutt errichtet hatte. Durch diese Teleskope beobachtete er die Kometen, den Merkur, die ersten Asteroiden; einmal, so seine Zeitgenossen, als er versuchte, die Umlaufbahn des gerade entdeckten Uranus zu präzisieren, war er nach mehreren schlaflosen Nächten so erschöpft, dass er einen Blutsturz erlitt und sich schon auf den Tod vorbereitete. Er verzeichnete auf den Himmelskarten ein neues Sternbild, das zu Ehren des letzten polnisch-litauischen Königs »Der Stier von Poniatowski« (Taurus Poniatovii) genannt wurde; voll Stolz brachte es Poczobutt auf einem Basrelief zwischen den anderen Sternzeichen unter. Von dort gelangte man durch einen niedrigen Torbogen in den größten und schönsten Hof, der den Namen des ersten Rektors Skarga trägt. Wenn der Poczobutt-Hof an ein idyllisches, halbdunkles Zimmer erinnert, so tut sich hier vor dem Auge des Betrachters ein weiter, italienischer Platz auf, an drei Seiten von gelblichen elliptischen Bögen umgeben und an der vierten von einer auffälligen Fassade begrenzt. Sie ist wie eine Orgel gestaltet, an der rechts ein mächtiger rechteckiger Glockenturm emporragt. Manche vergleichen ihn mit San Marco in Venedig.

St. Johanneskirche Universitaet Vilnius

Kirche des Heiligen Johannes 


Die Fassade neben dem Glockenturm ist das vielleicht vollkommenste Werk von Johann Christoph Glaubitz. Der Architekt verschmolz sie mit der alten, sehr großen Johanniskirche. deren Inneres fast noch gotisch ist. Die Kirche hatte schon Jogaila gebaut. Ihr war die erste Schule in Vilnius und ganz Litauen angeschlossen, die Universität gründete man am gleichen traditionsreichen Ort. Die Fassade von Glaubitz ist Spätbarock, wahrhaft monumental, doch sie verflüchtigt sich gleichsam in die Luft. Ihre Mauer besteht ausschließlich aus Bögen und Wölbungen, wie ein Gewebe breitet sie sich aus - Säulenbündel verknüpft mit Nischen, Voluten, geschwungenen Karniesen und metallenen Ornamenten.

Johanneskirche Universitaet Vilnius    Universitaet Vilnius Altar

In der Johanneskirche. Rechts der Altar


Das mehrgeschossige Bauwerk wird nach oben schmaler, sein Relief leichter, und setzt sich gegen den Himmel mitschwungvollen, nichteuklidischen Bögen ab. Es bleiben weder Statik noch Materialität: die Architektur verneint sich selbst, sie dringt in die Sphären von Poesie und Musik vor. Vom gleichen Stil ist die kaleidoskopische Komposition der zehn Altäre im Inneren der Kirche - eigentlich gab es sogar zweiundzwanzig Altäre, doch die meisten wurden in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zerstört; damals wurden die zu Schuttgeschlagenen Skulpturen und Plastiken auf dreitausend Wagen abtransportiert.“ Tomas Venclova „Vilnius“ S.96

Smuglevicius Lesesaal

Der Smuglevicius Lesesaal. Untergebracht im früheren Speisesaal.

Smuglevicius Lesesaal Fresken

Fresken im Smuglevicius Lesesaal

Fresken Smuglevicius Lesesaal

Smuglevicius Lesesaal. Heute eher ein repräsentativer Raum.

 

Wenn Könige die Universität besuchten, mussten die Studenten ein Gedicht in ihrer Muttersprache verfassen. Es fanden sich bis zu 18 Sprachen. Auch das erste weltliche finnische Gedicht entstand in Vilnius.
1773 änderte man die Unterrichtsprache von Latein zu Polnisch. Auch als Litauen russisch besetzt war (ab 1795) blieb die Unterrichtssprache polnisch. Russisch kam zum Lehrplan hinzu. 1823 war die Universität von Vilnius eine der größten Unis in Europa.
Mit Unterbrechungen arbeitete die Universität bis heute. Weil der polnische Adel gegen den Zaren aufbegehrte (Novemberaufstand 1830) wurde die Uni von 1832 bis 1919 geschlossen. In den Nachkriegswirren des I. Weltkrieges gab es verschiedene Versuche die Lehrtätigkeit wieder aufzunehmen. Da aber mal die Russen regierten, dann die Litauer und wieder die Polen konnte die Universität nicht öffnen. Erst als Polen das Vilniuser Gebiet 1922 einnahm, konnte die Universität wieder arbeiten. Die litauischen Lehrkräfte verließen Vilnius und gingen an die Universität Kaunas.

Der weiße Lesesaal

Der weiße Lesesaal. Von hier gelangt man zur Sternwarte


1937 kam es zu ersten antijüdischen Diskriminierungen.
1939 besetzte die Sowjetunion Polen und Litauen und „schenkte“ Vilnius den Litauern. Kurze Zeit wurde die Universität von Litauern geleitet. Als erste Maßnahme wurden alle Schüler (3000) rausgeschmissen und den Professoren gekündigt. Sie mussten ihre Wohnungen verlassen. Die Universität wurde „Lituanisiert“.  Einige ehemalige Lehrkräfte wurden von den Sowjets in Katyn ermordet.
Dann kam die deutsche Besatzung bis 1944. 

Universitaet Vilnius Treppe Sternwarte    Universitaet Vilnius Holztreppe Sternwarte

Eingang und Treppe hoch zum Observatorium. Oben erwartet sie ein schöner Blick auf Vilnius


1955 wurde die Vilnius Universität in Vincas Kapsukas Universität (litauischer Kommunist) umbenannt
Das Gezerre der Nationen um die Universität war für den großen litauischen Gelehrten Tomas Venclova nervig:
„Diese Konkurrenz um die Universität kann man, wie alles nationalistische Gezänk, belächeln- oder auch fürchten. Die Kränkungen und Beschwerden der drei Völker [Litauer, Weißrussen und Polen] sind nicht aus der Luft gegriffen. Aber es ist eine Misere des neunzehnten, besonders des zwanzigsten Jahrhunderts. In der Zeit davor war die Universität von Vilnius weder litauisch noch polnisch, noch weißrussisch: sie war wie alle Universitäten jener Zeit Europäisch.“
T. Venclova „Vilnius“

J. Lelevelis Lesesaal

Der J.Lelevelis Lesesaal   Eindrucksvoll sind die Fresken.


„Ein Rektor der Universität, von vielen als wahrer litauischer Patriot verehrt, pflegte gerne stolz (aber nicht öffentlich) zu konstatieren, sein besonderes Verdienst für sein Land bestünde in der Beseitigung des ‚Polentums‘.“ T. Venclova „Der magnetische Norden“
Mit dem Studienjahr 1989/90 wurde der Studiengang Marxismus/Leninismus gestrichen. Seit 1990 ist die Universität wieder eine litauische Lehranstalt in einem demokratischen Staat. 2020 waren fast 20.000 Studenten eingeschrieben. Die Universitätsbibliothek umfasst 5,3 Millionen Bücher.


Ein besonderes Highlight (und gar nicht so alt) sind die 1976-84 gemalten Deckenfresken im „Zentrum für Lituanistik“. Die Fresken, nach Motiven der Baltischen Mythologie, erinnern an Hieronymus Bosch. Der Maler heißt Petras Repšys und Enstehungshintergrund war der 400. Jahrestag der Gründung der Universität.

"Vestibül des Zentrums für Litauische Philologie

Das Zentrum für Litauische Philologie befindet sich im zweiten Stock des östlichen Gebäudes des Sarbievius-Hofs. Das Vestibül ist mit dem Fresko "Die Jahreszeiten" des Künstlers P. Repšys geschmückt, das in den Jahren 1976-1985 entstand. Es ist in einer al-fresko Technik an den Bögen und oberen Wänden gemalt. Die Wandmalereien sind überwiegend in kräftigen Ocker- und Brauntönen gehalten, die Gewölbe in Dunkelblau. Farbe und Komposition der Fresken harmonieren ideal mit dem Innenraum, legen die strukturellen Elemente der Architektur frei und schaffen ein einheitliches künstlerisches Umfeld. Der Inhalt ist der litauischen Mythologie entnommen und enthüllt ein nationales Konzept der Weltharmonie. Die paradoxerweise realistische Darstellung von tanzenden und auf verschiedenen Instrumenten spielenden Figuren verdeutlicht die fantastische Natur der mythischen Welt. Aus all dem schafft der Künstler eine beeindruckende, unvergessliche Vision." Aus einer alten Ausstellung der Vilnius Universität (Danke Nijolė Bulotaitė!)

Das riesige Ensemble der historisch gewachsenen Universität (es gibt 13 Höfe, wirklich dreizehn!) besteht aus den in Litauen vorherrschenden Baustile:
Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus.

Petras Repšys Fresken Vilnius

Petras Repšys Fresken 400 Jahre Universität Vilnius

Petras Repšys Fresken

Am schönsten sind die neueren Fresken von Petras Repšys.

Petras Repšys Fresken 2

Petras Repšys Fresken

Petras Repšys Fresken Universitaet Vilnius

Petras Repšys Fresken 

Petras Repšys Fresken Universitaet Vilnius

Die Jahreszeiten


Sie können ungehindert auf dem Universitätskampus und auf den Höfen schlendern. Auch die Universitätskirche ist für Besucher offen.
Eine Innenbesichtigung ist nur nach Anmeldung möglich. Besonders interessant sind die Lesesäle (Smuglevicius, Lelevelis und Weißer Lesesaal). Der Smuglevicius Lesesaal mit den schönen Deckenfresken befindet sich im alten Refektorium (Speisesaal).
Entweder mit einem Reiseführer/in oder man fragt bei der Uni an:


Bibliothek der Universität Vilnius

https://biblioteka.vu.lt/
oder telefonisch:
+37052687103
Kleiner Tipp:
Achten sie bei der Organisation der Besichtigung darauf, dass die Räume mit den Fresken (sowohl die im Smuglevicius Saal, als auch die „Jahreszeiten“) sowie die Sternwarte in der Führung inkludiert sind.

Möchten sie sich auf Litauen vorbereiten, schauen sie mal bei unseren Bücherrezensionen vorbei. Tipp: Tomas Venclova, Vilnius

 

Geležinis Vilkas

 

Artikel ist in Arbeit...

Der Eiserne Wolf (Gelezinis Vilkas) war eine faschistische litauische Organisation in der Zeit von 1927-1934, die zum größten Teil aus Militärangehörigen, aber auch Schüler und Studenten bestand. Sein Name stammt vom litauischen Herrscher (Großfürst) Gediminas, der der Legende nach in einem Traum vom Eisernen Wolf den Auftrag zur Gründung einer Stadt, Vilnius, bekam. Ursprünglich als Sportverein gegründet, wurde der Eiserne Wolf schnell zu einer paramilitärischen Einheit die Jugend und Kampf, Vaterland und Ehre, ähnlich den italienischen Faschisten, verherrlichte. Augustinas Voldemaras nutzte den Eisernen Wolf um seine Macht zu sichern.

 

1929 wurde Voldemaras  als Premierminister von Präsident Smeton wegen seinen faschistischen Forderungen gestürzt und der Eiserne Wolf offiziell aufgelöst. Im Untergrund arbeiteten die Mitglieder aber weiter gegen die Regierung Smetona und wagten 1934 sogar einen Putsch, der aber scheiterte. Zahlreiche Mitglieder organisierten sich in anderen faschistischen Organisationen wie des LAS (Bund Litauischer Aktivisten) und der LAF (Litauische Aktivisten Front). Nicht wenige beteiligten sich am litauischen Aufstand gegen die sowjetischen Besatzer, als Nazi-Deutschland die Sowjetunion angriff. Ist der Aufstand natürlich legitim, disqualifizieren sich diejenigen, die aus Rassenhass dabei Verbrechen begehen. (Siehe als Beispiel das Lietukis Massaker).


"Der Verband (Gelezinis Vilkas) hatte kein politisches Programm, sondern verstand sich als aktive politische Wache des litauischen Volkes, der alle »antivölkischen« und »antistaatlichen« Aktivitäten bekämpfen wollte, um eine neue Ordnung nach italienischem Vorbild zu schaffen. Seine Hauptgegner sah er in Polen und Juden. Er behauptete, seine Ziele seien »die Ehre des Volkes und das Wohlergehen des Staates«. In Kaunas hatte der Gelezinis Vilkas 1930 etwa 1.000 bewaffnete Mitglieder." (Dieckmann "Deutsche Besatzungspolitik")

Mitglieder des Eisernen Wolfes patrouillierten nach den Slobodker Exzessen gemeinsam mit der Polizei nachts durch die Straßen (aus Angst vor Vergeltung der vorher misshandelten Juden, die durch Kaunas gehetzt wurden). Dieckmann Besatzungspolitik S 127

 

"Die litauische Politik der Urbanisierung und Schaffung einer ethnisch-litauischen Mittelschicht machte die 'Juden' zu »Konkurrenten«. Die akuteste Gefahr ging dabei nicht von der Staatsführung aus, sondern von den stärker werdenen Faschisten, vor allem der Kampfbund »Geležinis Vilkas« (Eiserner Wolf unter Augustinas Voldemaras, und allmählich auch von weiteren größeren Gruppen der litauischen Gesellschaft."  Antisemitismus und andere Feindseligkeiten Jahrbuch 2015 S. 88

 

Zvi Zitelman schrieb 1997 in "Bitter Legacy" über den Eisernen Wolf:

"One can only speculate as to the motivations of the collaborators. In some cases personal greed clearly played a role, the executioners robbing the corpses and property of the victims. In others, especially the adherents of the Iron Wolf, there was an ideological commitment as deep as that of the Nazis to the elimination of the Jews."  Bitter Legacy S. 101

Christoph Dieckmann schreibt in "How did it happen":

"In the 1930s,...,Lithuania had its own Fascist movement. This organisation was called Geležinas vilkas (Iron wolf).  ...

Geležinas vilkas was founded in 1929 by Voldemaras...  The main enemies for them were Poles and Jews. Lithuanians had to be the masters of their own destiny again!"

Geležinas vilkas was ..."a monk-like organisation with strict rules, like the SS for the Nazi Party. For them, anti-Semitism was a tool for fighting Smetona. As radical and extreme nationalists they critizised Smetona because he was too Jew-friendly."

Mitglieder des Eisernen Wolfes, so Dieckmann weiter, waren vor allem junge Christdemokraten, Mitglieder der Streitkräfte, Soldaten, Luftwaffe und der Flugschulen. 1930 wurde der Geležinas vilkas verboten und die Mitglieder verfolgt.

Ein Putsch des GV im Juni 1934 gegen Präsident Smetona wurde von Petras Kubiliūnas angeführt. Kubiliūnas war später 'Erster Generalrat' der litauischen Verwaltung und somit der nächste Verbündete der Deutschen Besatzer.

Christoph Dieckmann schreibt zu den geistigen Umtrieben der Leute des Eisernen Wolfes (die an alle radikalen Bewegungen weltweit erinnern):

"These radicals thought the country was in such a deep crisis that moderate measures would not save the nation."

Dieckmann weist auf ein Dokument in der US Library of Congress hin "Trial of the Major War Criminals before International Military Tribunal, Volume XXXI " in der es um den Eisernen Wolf geht. (S.385-91)

Kloster Pažaislis

 

Diese Tour durch Kaunas wurde für uns von der Kaunasser Reiseführerin Diana Valenskaite-Dubatauskiene organisiert. Neben dem Kloster Pažaislis  hat sie uns auf unseren speziellen Wunsch hin das V. Fort mit seinen vielen dunklen Gängen gezeigt. Es war für alle Reisenden ein sehr schöner Tag und Diana wirklich zu empfehlen.

Das Kloster Pažaislis liegt am Kaunasser Meer und beherbergt eine der schönsten Barockkirchen Litauens. Durch die Lage in der Natur und am zum "Meer" aufgestauten Nemunas (Memel), hebt es sich von den eingezwängten Sehenswürdigkeiten der Stadt wohltuend ab. Laut booking - com sind die Übernachtungspreise sogar erschwinglich.

Kaunas Pazaislis Luftaufnahme

Klosteranlage Pažaislis aus der Luft...Foto ©M. Pretzsch

Pazaislis Kloster

Kloster Pažaislis 

Das im ehemaligen Pilgerhaus untergebrachte 4 Sterne Hotel Monte Pacis mit einem eleganten Restaurant lädt nach der Besichtigung zu einer Verschnaufpause ein.

Gegründet wurde das Kloster 1664 durch den litauischen Kanzler Kristupas Pacas (dessen Vetter Mykolas Kazimieras Pacas die Peter und Paul Kirche in Vilnius stiftete).

Kristupas Pacas   Klara Pacowa Paciene

Kristupas wollte mit der Kirche an seinen einzigen Sohn erinnern, der schon 8 Tage nach seiner Geburt gestorben ist. Vermutet wird aber, dass er sich ein prunkvolles Vermächtnis schaffen (und nach seinem Tod in der Kirche begraben sein wollte). Zudem versuchte er das Bauwerk seines Vetters in Vilnius zu übertreffen.


Man beachte die Internationalität Pacas. Er stammt aus dem litauischen-polnischen Adelsgeschlecht der Pacai. Er studierte in Krakau, Liege und 8 Jahre an der Universität Perugia.
1658 wurde er Kanzler des Großfürstentums Litauen. Pacas erreichte durch ein Gesetz, dass jede dritte Versammlung des Sejms (litauisch-polnisches Parlament) in Grodno, im damaligen litauischen Großfürstentum stattfinden musste. Grodno liegt heute in Weißrussland, zwischen Druskininkai und Bialystok. Verheiratet war er mit Claire Isabelle Eugenie de Mailly-Lespine, einer französischen Adligen. Nach ihrer Heirat war sie in der polnischen Politik engagiert und hielt sich weiter am Hof der polnischen Königin Marie Louise Gonzaga auf.

Kuppel Kloster Pazaislis

Die Kuppel ist 54 Meter hoch

Untergebracht waren im Kloster die als streng geltenden Kamaldulenser Mönche, die Pacas in seiner Jugend in Italien kennengelernt hatte. Sie sind die einzigen Mönche, die sich auch heute noch manchmal in Eremitenhäuser einmauern lassen, um besonders eifrig zu beten oder über ihre Sünden zu grübeln, wer weiss.
Anfang der 1990 er Jahre standen noch 3 der früher 13 Eremitenhäuser, die mittlerweile renoviert sind. Seit 1992 wird das Kloster Pažaislis vom Orden "Schwestern des heiligen Kasimir" betreut.


Wie so vieles in Litauen, hat auch das Kloster Pažaislis eine bewegte Vergangenheit. Während der russischen Besatzungszeit wurde der Katholizismus zurückgedrängt und das Kloster russisch-orthodox. Weil der orthodoxe Glaube sich ja in Details stark vom Katholizismus unterscheidet, Ironie, wurden die kompletten Fresken im Kloster übermalt. Den Rest gab den Bildern die hier ab der 2. russischen Besatzung 1940 untergebrachte Wäscherei der nun in Pažaislis eingerichteten Irrenanstalt. Die Wasserdämpfe verursachten starke Schäden. 1812 plünderten Napoleons Truppen das Kloster und im I. Weltkrieg litt das Kloster unter einem deutschen Lazarett.
Mühsam konnte man nach der litauischen Unabhängigkeit einige der alten Bilder renovieren.

Trotz der Schäden sieht man noch viel prachtvolles im Kloster, wie man auf den Bildern sieht.

Kommt man in die Kirche, muss man über eine Marmorplatte laufen, mit der Pacas an die Gleichheit der Menschen erinnert:

Pacas Tafel

Unsere Reiseleiterin Diana erklärt uns die Mahntafel


"Der, der du diese Tafel liest, wisse, hier liegt ein Sünder."

Die Kirche wurde von italienischen und deutschen Meistern geplant und ausgestattet. Ihre Kuppel hat eine Höhe von 54 Metern.

Madonna mit Kind

Madonna mit Kind. Wirkt Wunder!

Besonders interessant ist auch das von Kristupas Pacas gestiftete Bild der Jungfrau Maria mit Kind. Pacas hatte das als wundertätig bekannte Bild von Papst Alexander VII. geschenkt bekommen. Im I. Weltkrieg nahmen es die russisch-orthodoxen Mönche mit nach Russland. Das Kloster Pažaislis bekam es erst 2000 zurück, nachdem es seit 1928 im Dom von Kaunas hing.


Krypta Pazaislis


Etwas geheimnisvoll, wie in vielen alten Krypten, geht es auch im Keller des Klosters Pažaislis zu. Das Ehepaar Pacas ist hier begraben. Leider wurden die Gräber in der wechselhaften Geschichte des Klosters mehrfach von Vandalen heimgesucht und Kristupas und Klara wurden erst 2003 vom Kaunasser Erzbischof neu bestattet.

Krypta Pazaislis Kaunas

 Gräber in der Krypta

 

Das Kloster Pažaislis  ist ein sehenswertes Ziel für Liebhaber von Achitektur, Geschichte, Natur, sowie wegen der gehobenen Gastronomie, Freund guten Essens!

 

Webseite Kloster Pazailslis

T. Masiulio g. 31

Kaunas

 

 Anmerkungen sowie Verbesserungen sind immer willkommen!

 

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Juden in Birzai

 

Foto:privat/Historisches Museum Riga

Das "Deutsche Reich" weckte in Litauen, wie bei anderen von Russland besetzten Staaten auch, die Hoffnung auf Unabhängigkeit.

Leider brachten die Deutschen nicht die ersehnte Freiheit, sondern ermordeten mit litauischen Hilfstruppen die gesamte jüdische Bevölkerung.

 

Weiterlesen … Geschichte der Birzaier Juden bis 1945

Kanuverleih Sigute Balciuniene
Der Nemunelis, Grenzfluss zu Lettland, lädt nicht nur zum Angeln ein.
Mit dem Kanu kann man die Schönheit von Litauen und Lettland erpaddeln und über den Nemunelio über die Lielupe bei Bauskas bis zum Baltischen Meer paddeln.

 

Weiterlesen … Kanu Touren Birzai

Kanuverleih Birzai

 

asta miseviciute loceriai kanuverleih partyraum

 

In der Nähe von Birzai kann man auf dem litauisch- lettischen Grenzfluss Nemunelis (lettisch Memele) von mehreren Abfahrtsorten bis zum Golf von Riga (also "unsere" Oststee) fahren. Durch wilde unberührte Natur, bis vor Bauska immer an der Grenze entlang. Man kann mit den Kanuverleihern ein´Ziel vereinbaren oder sich flexibel abholen lassen.

Uns hat die Tour Loceriai bis Parupe viel Spass gemacht.

Asta Miseviciene vermietet Kanus auf ihrem großen Hof bei Loceriai, etwa 10 km östlich von Nemunelio Radviliskis.

Von ihrem Hof sind wir auch mit den Booten von Sigute Balcuniene abgefahren.

Da das Anwesen nicht nur groß , sondern auch schön ist, folgen unten einige Fotos.

 

Weiterlesen … Kanuverleih Asta Miseviciene Birzai

Vilniuser Gemäldegalerie 

Vilnius Gemaeldegalerie  Eingang

Eingang Vilnius Gemaeldegalerie

Das Museum befindet sich auf der Didžioji gatve (der Großen Straße), eine Verlängerung der Pilies gatve im ehemaligen Chodkeviciai-Palast aus dem frühen 17. Jahrhundert. Der Palast wurde ständig erweitert und umgebaut. Es finden sich dort Mauerspuren aus dem 15. Jahrhundert. Wahrscheinlich geht hier jeder Tourist vorbei. Der Museumseingang ist sehr unscheinbar und man sollte auf den Palasthof gehen, um die Pracht des Gebäudes zu erahnen.

Vilnius Gemaeldegalerie Innenhof

Der Innenhof des Chodkeviciai-Palastes

Im Museum sind viele Elemente der Innenausstattung (Öfen, Wandskulpturen) erhalten, die für diese Zeit charakteristisch sind. In den Sälen der Galerie gibt Sammlungen von Medaillen, Porträtminiaturen, Ansichten des alten Vilnius und Porträts bekannter Bürger (Sammlung der Vilniuser Philanthropie-Gesellschaft).
Seit 1994 ist die Gemäldesammlung im Chodkevicius-Palast untergebracht. In anderen Teilen des Palastes befinden sich Lager, die Verwaltung und Archive.

Patricija Jurkšaitytė Bilder

Bilder von Patricija Jurkšaitytė

Patricija Jurkšaitytė Bilder

Patricija Jurkšaitytė Werke

Es gibt permanente sowie Wechselausstellungen. Bei meinem Besuch wurden viele Bilder der bekannten Vilniuser Malerin Patricija Jurkšaitytė ausgestellt. Außerdem eine Ausstellung von mehreren Versionen des Bildes der „Büßenden Heiligen Maria Magdalena“ von Vladislovas Neveravičius. Ein interessantes Bild, da es über die reuige Maria Magdalena enorm viele Bilder gibt und mir dieses von Neveravičius als erotisch sehr gelungen erscheint. Der Vilniuser Gemäldegalerie gehört das Hauptgemälde. Es wird aber nach der Wechselausstellung wegen Renovierungsarbeiten am Gebäude bis 2024 eingelagert und erst dann wieder in einer besonderen Ausstellung gezeigt.

Vilniuser Bildergalerie Büßende Maria

Vladislovas Neveravičius "Büßende Maria Magdalena"

Diese Kritiken gab es bei der Ausstellung der „Büßenden Maria Magdalena“ 1843 in Warschau:
"Alle Fenster waren mit Vorhängen bedeckt - bis auf eines, das auf der hellsten Seite lag und neben dem das berühmte Gemälde hing. Das Werk war in einem hellroten, mit Samt bezogenen Rahmen untergebracht und von Spiegeln umgeben, in denen sich verschiedene Seiten des Bildes spiegelten. Vor dem Gemälde war eine Balustrade angebracht, die verhindern sollte, dass der Betrachter zu nahe an das Meisterwerk herankam. Der Boden des Raumes war mit einem dicken Teppich ausgelegt, damit die lauten Schritte nicht die tiefe Stille störten, die in diesem geheimnisvollen Heiligtum herrschte, einem Schrein, zu dem jeweils nur wenige Menschen Zutritt hatten. All dies rief Erstaunen und Bewunderung hervor. Unter den Besuchern befanden sich auch solche, die darauf bestanden, die andere Seite des Bildes sehen zu dürfen, die mit dunkler Gaze überzogen und daher unsichtbar war, weil sie sich vergewissern wollten, dass nicht ein lebendes Wesen im Rahmen saß."
Fryderyk Skarbeks (1792-1866) Beschreibung der Ausstellung des Gemäldes in Warschau, 1843.

Büßende Maria Magdalena

Büßende Maria Magdalena, andere Version
 
„Jetzt wird in Warschau ein Gemälde der Magdalena, das von einem galizischen Künstler nach Maes' Original kopiert wurde, für Geld ausgestellt. Der Clou des Gemäldes ist, dass der Rand der Stirn dem Tageslicht ausgesetzt ist und der Rest des Körpers von unten mit Kerzenlicht beleuchtet wird. Die einheimischen Künstler haben aus Eifersucht das Gemälde heftig in den Rubriken der Zeitung Gazeta Warszawska kritisiert, aber ich halte es für ein Meisterwerk.“
Wincenty Smokowski (1797-1876) 


Die Gemäldegalerie beschreibt das Neveravicius Bild so:
„Nur wenige Werke der altlitauischen Kunst können sich einer solchen Popularität und begeisterten Reaktion der Zeitgenossen rühmen wie das Gemälde „Die büßende heilige Maria Magdalena“ von Vladislovas Neveravičius (1814/1815-1891), auch bekannt als Jonas Tisevičius. Maria Magdalena. Das Bild der Heiligen, das auf einem Gemälde des belgischen Künstlers Jean Baptiste Lodewijk Maes (1794-1856) basiert, ist nicht nur eine einfache Kopie. Es wurde während des Studiums des Künstlers in Wien gemalt, bald mit einer Goldmedaille ausgezeichnet und gekauft. Unmittelbar nach dem Erwerb des Gemäldes begann Feliks Boznański (ca. 1793-1860), ein Offizier, Schriftsteller und Musiker, es in einer Einzelausstellung durch Europa zu führen. Berlin, Dresden, Leipzig, Lemberg, Warschau, Moskau, St. Petersburg, Grodno, Poznan, Vilnius... All diese Reisen wurden von zahlreichen Rezensionen in der Presse begleitet, das Gemälde wurde in Briefen namhafter Kulturschaffender erwähnt, und sogar Gedichte wurden zu Ehren des Werks geschrieben, das oft als Meisterwerk, als Triumph des Künstlers bezeichnet wurde. Was ist der Grund für diese Popularität?
Neveravičius' Gemälde ist eine meisterhaft ausgeführte, anspruchsvolle Interpretation des Originalbildes. Die Betrachter waren und sind fasziniert von der präzisen Zeichnung, den Farben, der effektvollen Leuchtkraft. Mit diesen Mitteln hat der Künstler ein unendlich lebendiges, leibhaftiges Bild des Heiligen geschaffen. Auch die Zeitgenossen bemerkten dies. Sie sagten: "In anderen Gemälden der Magdalena sieht man nur die reine Reue, die völlige Widerspenstigkeit, mit anderen Worten, in dem hageren und erschöpften Gesicht, in dem verdrehten und gequälten Körper sieht man nur den Geist, und hier sind Sünde, Reue, Verwirrung, Kraft, Körper und Geist zusammen. Nicht zuletzt war die raffinierte Darstellung des Gemäldes, ergänzt durch theatralische und optische Effekte, ebenso wichtig für die Wirkung und Popularität des Werks, indem sie die leuchtende Wirkung und den Eindruck der Realität verstärkte.“
 
1844 wurde die „Büßende Maria Magdalena in Vilnius gezeigt (damals vom Zaristischen Russland kontrolliert). 178 Jahre später wird das Bild wieder in Vilnius ausgestellt.
 

Das Museum ist wunderschön und natürlich einen Besuch wert!

Vilniuser Gemälde Galerie
Didžioji g. 4, 01128 Vilnius, Litauen

https://www.lndm.lt/vpg/

 

Haus der Geschichten

Das Haus der Geschichte(n) ist die neueste und modernste Außenstelle des Nationalmuseums von Litauen. Fußläufig von der Kathedrale und dem Gedimino Turm zu erreichen. Im Erdgeschoss und ersten Stock des Gebäudes sind Ausstellungsräume untergebracht, während das Untergeschoss als Lager dient. Zu sehen sind alte Bilder, Bernstein, Funde von Ausgrabungen und ein paar Bilder über die früheren jüdischen Einwohner von Vilnius. Im Obergeschoss gibt es wechselnde Ausstellungen.

Haus der Geschichten Vilnius

Das Haus der Geschichte(n) Vilnius

Sakowicz Aufzeichnungen

Notizen von Kazimierz Sakowicz

Haus der Geschichte Vilnius Schild von Paneriai

Schild am Eingang von Paneriai

Haus der Geschichte Vilnius Stacheldraht

Stacheldraht von Paneriai

Besonders interessant waren für mich Ausstellungsstücke aus Paneriai und die Aufzeichnungen von Kazimierz Sakowicz, weil ich just zu diesem Zeitpunkt seine Aufzeichnungen gelesen habe. Der Pole Sakowicz wohnte 1941 neben dem Massakerort Paneriai (Ponary auf Polnisch), wo die Juden von Vilnius, Polen und Kriegsgefangene umgebracht wurden. Er hat alles aufgeschrieben, was er sah.

Bilder Haus der Geschichte Vilnius

Ausstellungsstücke, rechts der Hl. Casimir

Die Geschichte dieses Gebäudes reicht bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Aus damaligen Papieren geht hervor, dass das Grundstück in der Kosčiuškos-Straße 3 dem General der Armee des Großherzogtums Litauen, Jonas Antanas Horainis, und später seinem Sohn, dem Vilniuser Gerichtsbeamten Jonas Nepomukas Horainis, gehörte. Diese Besitzer des Geländes besaßen auch eine Gaststätte sowie verschiedene Wohn- und Nebengebäude aus Ziegeln und Holz.

Haus der Geschichten Vilnius Fundstücke

Ausgrabungsstücke

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Litauen noch vom Russischen Reich besetzt war, wurde das Gebiet verstaatlicht; nach dem Aufstand von 1831 wurde es für militärische Verteidigungszwecke umgewidmet.

Als 1878 ein zaristischer Erlass den Abriss der Militärfestung und die Einrichtung eines Gefängnisses für Schwerstarbeit im Slushko-Palast ankündigte, entstand der Bedarf an einer neuen Kaserne. Dieses Gebäude wurde um 1880 errichtet und erhielt den Namen "Kaserne der Heiligen Dreifaltigkeit" (Troickije kazarmy). Die Architektur und die Bedachung des Gebäudes sind typisch für den kaiserlich-russischen Militärstil und haben große Ähnlichkeit mit den Gebäuden der Festung Daugavpils im heutigen Lettland. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gebäude in Vilnius tatsächlich von Militäringenieuren entworfen wurden, die für die Region Daugavpils zuständig waren, zu der Vilnius damals gehörte. Bis etwa 1950 dienten diese Gebäude weiterhin militärischen Zwecken.

Haus der Geschichte Vilnius Museum

Buch des Vilniuser Magistrats von 1738

Es ist nicht genau bekannt, wann diese Gebäudegruppe in die Zuständigkeit des Regierungskomitees von Vilnius überging, aber schließlich wurde beschlossen, hier eine Internatsschule einzurichten; es wurden neobarocke Tore gebaut und das gesamte Gelände mit einer Steinmauer umgeben.

Haus der Geschichten Vilnius Pilsudski

Die ehemalige Büste von Polens Präsident Józef Piłsudski

Pilsudski war im sowjetischen Litauen verpönt. Ein findiger Bildhauer nutzte Pisudskis Ähnlichkeit mit Maxim Gorky, entfernte alle polnischen Symbole, so hat die Büste überlebt.

 

Irgendwann vor 1990 wurde das Internat verlegt, und es wurde mit der Neuaufteilung der Gebäude begonnen. Die Arbeiten dauerten fünf Jahre. 2021 wurden die vernachlässigten ehemaligen Kasernen und das gesamte Gelände an das Litauische Nationalmuseum übergeben, das an diesem Standort eine neue Zweigstelle - das Haus der Geschichten- eröffnete.

Ich fand es interessant!

Adresse:

Kosciuškos g. 3, Vilnius

Übersicht über alle Museen: https://lnm.lt/